Auf dem Coast to Coast Way durch England : Tag 4 – von Ennerdale YH nach Borrowdale

Dienstag, 2. Juli 2024: Ennerdale YH nach Borrowdald YH 16 km, 1000hm ↗ und ↘

Man kann die Berge sehen ! Also spricht nichts dagegen, dass wir heute die ‚high-level- route‘ statt der Talvariante wählen.
Ich frage mich ständig, wie man diesen unmarkierten Coast to Coast Way ohne Track wandern kann. Der Weg verläuft häufig über kleine unscheinbare Pfade, die ich nie finden würde, wenn sie nicht so deutlich im Smartphone markiert wären. Auch den Einstieg zur Besteigung des ‚Red Pike‘, von dem aus wir dann über den Grat parallel zum Ennerdale Valley gewandert sind, hätte ich ohne GPS nie gefunden.

Vor allem, da der Blick ins Tal – einmal am Gipfel angekommen – zunächst nur jeweils für wenige Sekunden zwischen den Wolken möglich war. Die Sicht besserte sich allerdigns im Laufe des Tages und der Fotoapparat läuft heiß.

Die Lakelands sind zwar mit hier 800m nicht wirklich hoch – jedoch habe ich das Gefühl, mich in dieser baumlosen Landschaft mindestens 2000m über dem Meeresspiegel zu befinden.
Aber durch die steinigen Wege brauchen wir wieder ziemlich lange und sind froh, dass die letzten 4 km bis zur JH flach verlaufen.
Wir schlafen in einem ‚Camping Pod‘ (so einer Art Regenfass für Camper), da in der Herberge kein Platz für sie war. ..
Das Essen (Pizza für mich, Penne mit Pesto für Dagmar, dazu lokales Bier bzw. Cider) war wieder köstlich – insgesamt haben diese JH nichts mehr von dem verstaubten Ambiente, dass ich noch von früher kenne. Mal sehen wie es morgen weitergeht – auch da schlafen wir in einer JH !

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Coast to Coast Way durch England : Tag 3 – von Cleator nach Ennerdale YH

Regen …. deswegen ist England so grün …

Montag, 1. Juli 2024, 19 km, 475m+, 400m-


Regen !
Der Park beim Blick aus unserem Zimmer kann noch so schön sein, wir müssen der Realität ins Auge sehen : es regnet, genauer: es regnet Bindfäden (oder junge Hunde – je nach Geschmack). Das englische Frühstück als Lebensgrundlage kam uns da wieder gut zustatten. Nach dem Frühstück haben wir uns notgedrungen in unsere Regenklamotten geschmissen und dann ging‘s raus ins feindliche (oder zumindest nasse) Leben. Demjenigen, der mir erzählt hat, dass es in England zwar immer wieder mal, aber nicht ausdauernd regnet, muss ich heftig widersprechen: heute hatten wir wirklich nur einmal Regen – von 8-15.00….

Blick Richtung Irische See


Beim Weg zum Aussichtspunkt des heutigen Tages, dem „Dent“, konnte ich die Küste beim Aufstieg zumindest noch erahnen- als wir dann allerdings auf der Kuppe ankamen, waren wir froh, das nächste Steinmännchen ausmachen zu können.

Wir trinken Tee im Pub – aber die armen Wanderer, die heute daneben im Zelt schlafen !


Ziemlich nass erreichten wir gegen Mittag in Ennerdale Bridge den „Fox and Hounds“ Inn. Leckerer Tee, gutes Internet- wir haben uns erst 1,5 Stunden später wieder in die unwirtliche Landschaft getraut.
Wanderer haben wir auch heute – mit Ausnahme der üblichen Hundebesitzer- kaum gesehen. Finde ich komisch. Der Weg ist mindestens so stark beworben wie der West Highland Way, auf dem sich ganze Menschenmassen bewegen.

Das Nannycatch Gate – vielleicht mit ‚Großmutterfang -Tor‘ zu übersetzen ?


Gegen 15.00 hört der Regen auf (exakt nach Angaben des Wetterberichts), allerdings haben wir den Trockenraum der JH doch dringend benötigt- selbst mein Smartphone hat wegen Feuchtigkeit gestreikt
Die anderen Gäste in der JH sind in meinem Alter und sehr nett – nur leider spreche ich nicht besonders gut englisch und der hiesige nordenglische Dialekt erleichtert die Verständigung auch nicht unbedingt.


Ob wir morgen den Weg über die Berge nehmen können ist noch nicht klar – Der Wetterbericht für morgen lässt zumindest ein wenig Hoffnung…

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Coast to Coast Way durch England : Tag 2 – von St. Bees nach Cleator

Sonntag, 30. Juni 2024, 17,5km +4 km zum Abendessen…

Von St Bees nach Cleator sind es nur 7,5 km – aber wir hätten einiges verpasst, hätten wir den direkten Weg gewählt ….

Full English Breakfast

Wir haben den Tag zunächst mit „English Breakfast“ begonnen: weiße Bohnen, Ei, Würstchen, Kartoffelpuffer, Toast und die Quotentomate für den Salat find ich zum Frühstück ziemlich irritierend – aber man muss sagen, es hält fast den ganzen Tag vor: also eine gute Wahl für einen Wandertag. Heute ist Sonntag- um 9.00 Gottesdienst bei den Anglikanern. Das war – grob gesprochen- wie eine katholische Messe nach altem Ritus (also wie vor dem Konzil), nur dass mehrfach Bitten für König und Königshaus hinzukamen. Mit dem Pastor sind wir nach der Messe ins Gespräch gekommen. Der war bis zu seiner Pensionierung Militärpfarrer der NATO– zuletzt bei uns in der Nähe in NL- Limburg – er sprach fließend deutsch, niederländisch und französisch. Und diese reaktionäre Art der Messe gäbe es nur um 9.00. Um 11.00 hätten wir die moderne Fassung erleben können …

Nachdem wir am Strand von St Bees die obligatorischen Rituale erfüllt haben – die Schuhe mit dem Wasser der Irischen See zu benetzen und das am Ende in der Nordsee zu wiederholen, sowie einen Kiesel mitzunehmen, durch den zum Schluss der Wasserstand der Nordsee erhöht wird. Die nächsten Kilometer führen oben am Klippenrand die Küste entlang: vorbei an Vogelkolonien und mit Blick auf die Isle of Man. Nice.
Ich hatte übrigens viel mehr Wanderer auf dem Weg erwartet: wir treffen nur wenige – darunter einen Australier, der nach dem Camino nun den Coast2Coest in Angriff nimmt und eine Deutsche auf einem Hundespaziergang, die seit 20 Jahren hier lebt und uns etwas zu der sozialen Situation in dieser Gegend erzählt, in der es außer dem Atomkraftwerk, das zur Zeit zurückgebaut wird, kaum noch andere Arbeitgeber gibt ….

gerettet! der Geldautomat

Nach 10km an der Steilküste wendet sich der Weg ins Landesinnere durch eine sanfte Hügellandschfaft, zum Schluss über einen Bahntrassenradweg, der zum C2C für Radfahrer gehört.

Wir finden unseren sehnlichst erwünschten Geldautomaten (das Bier ist gesichert) und checken in dem mächtig in die Jahre gekommenen Ennerdale Country Hotel ein. Die Zimmer sind top, aber das übrige Haus zeugt vor allem von dem verblichenen Glanz sehr lange vergangener besserer Zeiten.
Abendessen wollten wir in einem bei Google gut bewerteten Pub in der Nähe – auf Dauer geschlossen. Der nächste Pub hatte das Essen abgeschafft, auch den Chinesen gab es nicht mehr. Es blieb der Lieferservice ‚Kebab Haus‘ mit vorzüglichen Wraps, die wir vor Ort verzehren konnten – mit dem Fernseher (England- Slowakei) im Blick. Dann noch ein lokales Bier in der Bar des Hotels- sehr ansprechender erster Wandertag.

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 1 – Flug nach Manchester, Zug nach St. Bees

Samstag, 29.Juni 2024

Ich sitze im Pub des Queens Hotel von St Bees, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung „ Coast to Coast“. Gerade ist Halbzeit des Achtelfinales Deutschland- Dänemark, ich habe ein leeres Glas Bier vor mir, und überlege mir, wie ich an ein weiteres Getränk kommen kann – das erste hat mir eine nette Engländerin gerade bezahlt.
Dagmar und ich haben nicht daran gedacht, am Flughafen in Manchester einen Geldautomaten zu suchen, und jetzt haben wir den Salat – keine britischen Pfund in der Tasche. Und ohne Pfund kein Bier. Und auch kein Abendessen – ws ist schon nach 20.00…

Hier sind wir am Ende der Welt , und da gibt es bekanntlich keine Geldautomaten.
Ansonsten war die Anfahrt unspektakulär. Ich glaube, ich habe jetzt das Rezept für die problemlose Anreise entdeckt: man muss nur so früh losfahren, dass man denkt, dass es jetzt schon absolut lächerlich ist, so viel Puffer einzuplanen … Scheint zu klappen, der Preis ist allerdings die Übermüdung aufgrund des verkürzten Nachtschlafs am nächsten (also heutigen) Tag.
Die Anfahrt selbst: mit dem Auto nach Welkenraedt – nicht bis zum Bahnhof, da durch die dortige Kirmes die Straßen gesperrt waren . Aber wir waren ja früh genug . Zug von Welkenraedt nach Fleurus, Bus zum Flughafen nach Charleroi – wir hatten genug Zeit, und haben trotz mieser Ausschilderung die Ersatzhaltestelle früh genug gefunden.
Dann pünktlich am Flughafen in Manchester angekommen- kurzer Schreckmoment inclusive: nein, der Zug ist noch lange nicht weg – die Briten haben Westeuropäische Zeit… .

Dann nehmen wir den Pennine – Express nach Carlisle. Von dort gibt es noch eine Bimmelbahn nach St Bees, die uns meist an der Küste entlang durch alte Bergbauorte durch eine sanfte Hügellandschaft führt, nicht unähnlich dem belgischen Kohlerevier östlich von Lüttich.
Und da sitz ich jetzt vor meinem einzigen Bier – Dagmar hat keine Lust auf Fußball- und feiere für mich alleine das 2:0 für Deutschland, während der Rest des Pubs die Dänen anfeuert … .
Morgen ist die Etappe eigentlich gar nicht so lang, aber wir brauchen dringend britische Pfund, und da müssen wir wohl etwas tricksen und vielleicht umdisponieren ….

🚶Juli 2024 – auf dem Coast to Coast Way durch England – von St. Bees zur Robin Hood’s Bay

Von der Irischen See zur Nordsee
durch drei Nationalparks!
In 16 Wandertagen, beginnend in Cumbria im Lake District
über die Yorkhire Dales
zu den North York Moors im Osten des Landes
durch unterschiedlichste Landschaften Englands.
Für mich, als quasi Neuling auf der Insel
eine tolle Erfahrung der Vielfältigkeit dieses Landes – und der Unberechenbarkeit des Wetters ….


Den Blog
schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint
…. erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow
… ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

… mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil?

Auf dem Lykischen Weg – Tag 13: Rückflug von Antalya nach Brüssel

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

Freitag, 5.April 2024

Gut habe ich geschlafen in meinem von einem Deutsch- Türken geführten Hotel ‚Beyaz Melek‘ in Konyaalti, einem ruhigen, bürgerlichen Vorort von Antalya. Hier lässt es sich gut leben: nette Bars und Restaurants, ein kilometerlanger Strand mit Blick auf die Berge, und davor gelagert ein kühler Park.

Dort habe ich ein riesiges türkisches Frühstück zum Abschied genossen.

Dann bin ich in aller Ruhe mit Bus und (moderner) Straßenbahn zum Flughafen gefahren.

Der Kontrolleur an der Sicherheitskontrolle am Flughafen nahm Anstoß an meinem – eigentlich mit 6 cm Länge korrekten- Taschenmesser: 10€ dem türkischen Staat geschenkt, grrrr … .

Angekommen in Brüssel bin ich dann gleich mit dem Zug nach Hause gefahren- meine Freundin Andrea hat mich netterweise noch von Hergenrath vom Bahnhof abgeholt.
Wandern in der Türkei? Als Frau? Allein?
Ich fand es völlig unproblematisch. Die Türken, die ich kennengelernt habe, waren alle sehr freundlich und zuvorkommend. Um diese Jahreszeit waren auch die Preise akzeptabel – etwas unter dem Niveau in Deutschland.
Der Weg ist deutlich anstrengender als ähnliche Wege in Deutschland – das liegt vor allem an dem sehr gerölllastigen Untergrund.
Phantastisch ist die Internationalität des Weges: ich habe Wanderer aus 15 verschiedenen Nationen gezählt: Deutsche, Türken, Engländer, Australier, Letten, Tschechen, Polen, Ukrainer, Niederländer, Russen, Usbeken, Schweizer, Österreicher, Bulgaren und Iraner.
Ich glaube, ich habe schon eine Idee für den Osterurlaub im nächsten Jahr: ich kenne ja den westlichen Teil des Weges noch nicht….

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Lykischen Weg – Tag 12: von Kekova nach Andriake (bei Demre)

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

DONNERSTAG, 4.April 2024: 16 km, 260m+/260m-

Letzter Wandertag und jetzt erst fühle ich mich so richtig eingelaufen ….

Kekova (Kaleuçaĝiz)

Wiederum hatte ich das Glück, schon um sieben Uhr frühstücken zu können, so dass ich in der Morgenfrische mit wunderschönem Blick auf die Küste die Tour beginnen konnte. Durch Olivenhaine und auf Geröllwegen inmitten der Macchia schlängelt sich der Weg ohne größere Steigungen die felsige Küste entlang. Er scheint hier weniger begangen zu sein, an einigen Bauruinen mitten im Nirgendwo habe ich Mühe, den Pfad zu finden. Der Track hilft auch nicht wirklich weiter – die anderen haben genauso gesucht ..
Ich treffe zwei Weißrussen, die mir voller Begeisterung ein Video zeigen, das sie heute Morgen an einer Brücke aufgenommen haben: im Wasser schwimmende Schildkröten! Die will ich auch sehen! Aber vorher komme ich noch an einem strahlend weißen Strand vorbei, der zum Baden geradezu einlädt …

Mein Badestrand


Dann an der Brücke bin ich ein wenig enttäuscht: keine Schildkröten in Sicht – obwohl ich sicher eine viertel Stunde intensiv das Wasser beobachte. Ein alter Mann, der sich mit einer Säge etwas um den Wildwuchs am Weg kümmert, bietet mir Kaffee an. Wir trinken gemeinsam und schauen (erfolglos) nach den Caretta Schildkröten. Weiter flussaufwärts ginge es besser – nein, das ist für heute zu spät. Schade …

Den ganzen Weg seit Kekova folgt mir schon ein junger weißer, sehr scheuer Hund. Keine Chance ihn zurückzutreiben (Steinwürfe habe ich nicht versucht, er hatte schon Angst, wenn ich nur den Arm hob). Die ganzen 15 km ist er mitgelaufen! Ich habe versucht, ihm Wasser zu geben – ich weiß nicht, ob er es genommen hat. In Andriake angekommen, gehe ich über eine Brücke ans andere Ufer. Er will folgen: da stürmt eine ganze Meute von Straßenhunden des Ortes auf ihn zu, treibt ihn ins Meer und verhindert, dass er wieder an Land kommt. Ich kann das nicht mitansehen und gehe zurück. Die Hunde verschwinden mit Ausnahme eines jungen schwarzen Hundes, der ihn freundlich beschnüffelt und zurück an den Strand lässt. Mindestens 30 m Abstand hält er zu mir …. Ich schneide eine Plastikflasche längs auf, fülle Wasser hinein und lege mein letztes Stück Käse dazu. Dann gehe ich. Ob er den Weg zurück nach Kekova mit den nächsten Wanderern gefunden hat?

Weiter geht’s an den Ruinen von Andriake, des antiken Hafens von Myra entlang. Man sieht die Ausmaße des riesigen Kornspeichers, den Kaiser Hadrian errichten ließ, um das Getreide nach Rom verschiffen zu können. Später versandete der Hafen und musste aufgegeben werden. Jetzt geht es nur noch durch ödes Sumpfgebiet englang einer Asphaltstraße nach Demre . Ich halte den Daumen raus und ein Ehepaar hält an – Deutsche, die nach Kaş ausgewandert sind und mich bis zum Busbahnhof fahren.

Heute Abend bin ich mit Rosina verabredet, die ich in der Osternachtsmesse kennengelernt habe, und die schon seit einiger Zeit hier in Antalya lebt. Sie erzählt mir von dieser überaus lebendigen internationalen Stadt, in der Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen gut zusammen leben: Deutsche, Iraner, Russen um nur einige zu nennen . Wir essen leckeren Octopus mit Salat, kaufen in einer Bäckerei einen tollen Karottenkuchen und Bachlava und verzehren das alles mit einem Starbucks Kaffee am Strand. Zum Ausklang des Tages (oder zum Beginn des neuen Tages.….) dann noch in ein irisches Jazzlokal mit sehr leckerem Bier: Der beste Ausklang eines genialen Urlaubs !

Im James Joyce (das Foto habe ich allerdings nicht mitten in der Nacht gemacht ….)

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Lykischen Weg – Tag 11: von Boĝazcik nach Kekova (Kaleüçaĝiz)

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

Mittwoch, 3.April 2024:17 km, 300m+, 580m-

Um 7 Uhr morgens sitze ich im Garten vor einem opulenten Frühstück – keine Chance, das alles aufzuessen. Aber sooo lecker: selbstgemachtes Granatapfelgelee, Honig, Feta, ein ganzer Teller Tomatensalat mit Paprika, ein parmesanartiger Hartkäse, schwarze Oliven, ein Ei…. Ich bitte, mir ein wenig davon einpacken zu dürfen – kein Problem. So schnell ist jetzt allerdings nicht an Aufbruch zu denken – ob ich denn Kinder habe? Ich zücke mein Smartphone und zeige Familienfotos. Sie heiße Karmela und habe einen Sohn. Dann möchte ich aufbrechen – ich bekomme aber noch eine Orange für den Weg. Zitrone, Nüsse, Apfel sollte ich doch auch mitnehmen – nein, vielen, vielen Dank: das ist zu viel und viel zu schwer….. Denn heute habe ich vorgesorgt und 1,5l Wasser mehr eingepackt.


Glücklicherweise ist der heutige Anstieg in der kühlen Morgenluft – es ist halb acht, gut erträglich. Dann schlängelt sich der Weg durch Olivenhaine 350 m bergab. Auf halbem Weg treffe ich einen Bauern unter einem Baum sitzen, der seine 4 Kühe Richtung Dorf treibt. Ich grüße, er ruft mich zu sich und gibt mir einen Apfel. ‚Emla‘ heiße das auf türkisch. Ich setze mich neben ihn, esse den Apfel und wir versuchen uns zu verständigen …


Bald komme ich durch die Ruinen der antiken lykischen Stadt Aperlai. Nur zu Fuß kommt man dahin, eine wildromantische Stimmung. Das wäre ein toller Platz zum Zelten (oder doch nicht – so ohne Wasser…). Auf jeden Fall läuft mein Fotoapparat heiß …

War hier früher Wasser ?

Hier liegen mehrere Inseln so dicht vor der Küste, dass sich fast ein Binnenmeer bildet. Von Aperlai aus führt der Weg völlig flach über fruchtbares Schwemmland zwischen Küste und einer ehemaligen Insel hindurch, dann die Küste entlang direkt gegenüber der Insel Kekova. Zweimal nutze ich die Gelegenheit eine Schwimmpause einzulegen: der Weg ist heute nicht so weit – das passt schon.

Schöner Badeplatz


Dann höre ich deutsche Stimmen im Wechsel mit türkisch: etwas neugierig hole ich die 5-köpfige Gruppe ein: 2 Frauen und 3 Jugendliche. Sie sind türkischstämmig, kommen aus Bad Nauheim und haben schon letztes Jahr den Weg ab Fethiye gewandert. Endlich mal eine Unterhaltung, bei der ich nicht Hände und Füße gebrauche! Sie entdecken gerade das Wandern für sich, freuen sich, dass es mir so gut hier gefällt und ich hier im Land so positive Erfahrungen gemacht habe.

Bei einer kurzen Picknickpause bekomme ich Johannisbrot angeboten: sie zeigen mir auch den Baum mit den Früchten, die aber erst im Herbst reif sind. Eine eher harte längliche Frucht: ungewöhnlich, süß und lecker .
In Kekova angekommen trinke ich Ayran bei jemandem, dessen Restaurant den unprätentiösen Namen trägt „bester Koch vom Mittelmeer“. Er spricht fließend deutsch, obwohl er noch nie in Deutschland gewesen sei(?). Und er besorgt mir ein kleines Appartement zu einem akzeptablen Preis. Nice. Dann kann ich mich nachher mal um mein Internet kümmern – trotz Aufladung hab ich nämlich keine mobilen Daten – sehr ärgerlich- da es nur sehr punktuell WLAN gibt und sicher nicht auf einem Wanderweg….

PS: meine mobilen Daten tun’s immer noch nicht, aber inzwischen habe ich lecker zu Abend gegessen: Dorade und gegrilltes Gemüse !

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Lykischen Weg – Tag 10: von Kaş nach Boĝazcik

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

Dienstag, 2.April 2024: 21,5km, 860m+,580m-

Mein Hotel in Kaş

Nein ! Kein Frühstück erst um 8.30! Nicht, wenn es sicher knapp 30 Grad wird. Ich bekomme also ein Lunchpaket, frühstücke um 7.00 und gehe um 7.30 los. Zunächst komme ich auf Wirtschaftswegen gut vorwärts und freue mich, voraussichtlich mal nicht erst kurz vor dem Abendessen anzukommen. Aber dann… beginnen wieder die Ziegenpfade durch die Macchia.

Heute werde ich aber wenigstens mit phantastischen Ausblicken über die Küste und die vorgelagerten Inseln verwöhnt. Die Inseln gehören übrigens alle zu Griechenland – selbst wenn sie nur einen (weiten) Steinwurf von der türkischen Küste entfernt sind. Von Kaş kann man dorthin fahren – allerdings will die türkische Polizei alle Pässe der Tagesurlauber am Vortag kontrollieren ….

Hafenmole von Kaş
… durch Olivenhaine …

Inzwischen verläuft der Weg durch alte inzwischen nicht mehr geerntete Olivenhaine, steigt dann mit etwas Kraxelei zu mehreren Stränden ab (und wieder hoch) und führt über sicher 10 km durch die Macchia oberhalb der Felsküste. Ein Schlenker Richtung Meer – ich habe meinen Picknickplatz mit Badestelle gefunden. Genial!

Privatbucht zum Picknick und Schwimmen

Das Wasser ist warm, die Aussicht phantastisch – eigentlich könnte ich hier bleiben. Nur : KEIN WASSER (ich meine : Trinkwasser ). Und das auch nicht die nächsten 2 Stunden . Obwohl … da ist ein kaputter VW Bus mitten in der Pampa, der irgendwann als Café genutzt wird: da lagen Wasserflaschen drin – aber niemand hat auf mein Rufen geantwortet. Ich habe kurz überlegt, ob ich eine mitnehmen sollte (und Geld da lasse ) – aber da fiel mir auf, dass ich von 2 ziemlich großen, bislang friedlich schläfrigen Hunden beobachtet wurde – ich habe das Wasser nicht aus dem Bus geholt …..
Also: kein Wasser. Ich habe noch 500ml . Es sind noch 5 km und 300 Höhenmeter über diese unsäglichen Geröllwege – zuletzt glücklicherweise 1,5 km doofe Staubpiste – gerade gar nicht doof, weil schnell….

Alis Pension

Angekommen in Alis Pension habe ich nicht nach dem Preis gefragt, sondern mich erstmal aufs Wasser gestürzt, geduscht, zu Abend gegessen. Der Preis ist wie immer – also ok. Das Essen lecker. Ich bin in einem Dorf in dem abends die Schafe und Ziegen durchs Dorf getrieben werden, ich lausche einem Froschkonzert- aktuell unterbrochen durch den Muezzin aus der überdimensionierten Moschee. Alles gut – ich hoffe, dass ich das Frühstück morgen wieder so früh kriegen kann ( Nachtrag: 7.00 ist gebont).

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !

Auf dem Lykischen Weg – Tag 9: mit dem Bus über Myra nach Kaş

Ostern 2024 Wanderung in der türkischen Ägais

Montag, 1. April 2024

Antalya- auf dem Weg zur richtigen Bushaltestelle

Heute bin ich nicht gewandert. Stattdessen bin ich heute Morgen (gefühlt: heute Nacht) mit dem Frühstück als Picknick im Rucksack zur Bushaltestelle aufgebrochen. Um 7.40 kam der Bus: dann aber – déjà vu der letzten Woche- scheint die Haltestelle beim Umsteigen in der App nicht richtig notiert zu sein, so dass ich wieder bis zur nächsten Haltestelle weitergehen musste, und damit erst den nächsten Kleinbus (Dolmuş) 60 min später erreichte, der mich nach Delmre gebracht hat.

Demre – das ist ein total öder Ort, dessen ganze Umgebung mit Plastikfolie abgedeckt zu sein scheint (Tomaten etc. wachsen darunter ). Aber offensichtlich ist Demre das Zentrum der ganzen Gegend, so dass ich überhaupt kein Problem hatte, das Ladegerät und Ladekabel für mein Smartphone nachzukaufen, das ich gestern irgendwo verloren habe.

Der alte Ort Myra liegt 3 km nördlich des modernen Zentrums, so dass ich mir zunächst mal einen Spaziergang zwischen unendlichen Gewächshäusern antun durfte. Die Besichtigung der Ausgrabungen lohnt sich wirklich – sowohl für mich als geneigter Tourist (schön ausgedrückt, oder ?) – als auch für den Türkischen Staat: 13€ hier bei den Lykischen Gräbern und dem Amphitheater und noch mal 17€ für die (ehemalige) Bischofskirche des Heiligen Nikolaus! In der Türkei lebende Türken bezahlen übrigens ein Zehntel …. soviel zum Thema täglicher Rassismus ….

Die Ausgrabungen selbst sind es schon wert, dafür Eintritt zu bezahlen (ob der Preis gerechtfertigt ist, sei dahin gestellt): übereinander in die Felswand gehauene lykische Gräber, daneben ein sehr gut erhaltenes Römisches Theater. Aber wo ist die Nikolauskirche ? denn unser Heiliger Nikolaus stammt ja aus Myra ! Die Kirche liegt leider ganz woanders in der Stadt – also Gelegenheit, die Kirche als neues Museum zu deklarieren und …. 17€ zu verlangen (nur für Ausländer, versteht sich). Vor allem delikat, da die Restauration der Kirche in erster Linie von der russischen Kirche bezahlt wurde, für die Nikolaus einen der zentralen Heiligen darstellt.


In der Kirche (pardon: Museum) ist der Geist des Hlg. Nikolaus zu spüren: es gibt eben Orte, die eine gewisse spirituelle, schwer zu definierende Ausstrahlung haben: das hier ist so einer..
Im Innern finden sich noch Reste der byzantinischen Malerei: mit dem Audioguide konnte ich sogar die Symbolik nachvollziehen. Sehr nice !
Danach zum Busbahnhof in den Bus nach Kaş, dort in eine kleine Pension , eine Runde schwimmen . Und jetzt sitze ich in einem Hafenrestaurant und habe mir gerade eine leckere Dorade (?) einverleibt. Ganz ausgezeichnet!

Hier ist übrigens – neben Antalya – der einzige Ort, in dem es ein gewisses „Flair“ gibt, der bisher einzige Ort, der zum Verweilen und Bummeln einlädt. Auch deswegen (das war aus den Internet- Beschreibungen schon so herauszulesen) wollte ich hier übernachten und habe so die Fortsetzung der Wanderung auf morgen verschoben.

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
zur besseren Lesbarkeit bitte auf der Übersichtsseite oder auf Seite 1 posten !