auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 13

Raeren- Kelmis: 20 km

Die TGV- Brücke am Prester zwischen Hauset und Astenet

Sonntag, 9. Februar 2025

Heute schließt sich der Kreis: vor etwas über einem Jahr bin ich in Kelmis losgewandert, habe den GRP häppchenweise genossen und begebe mich heute auf die letzte Etappe..
Kein strahlender Sonnenschein – aber es ist nicht kalt und ich habe ein bisschen Hoffnung, dass sich die Wolken doch als Hochnebel entpuppen könnten.

asphaltierte Wiesenwege und links die Burg Raeren

Zunächst komme ich über die bekannten Wiesenwege zur Burg Raeren. Die Wiesenwege sind hier asphaltiert, da das Dorf doch so groß und infolgedessen die Wege so frequentiert sind, dass man sonst alsbald im Matsch versinken würde … .
In der Burg Raeren ist das Töpfereimuseum untergebracht. Raeren war vor allem in 16. und 17. Jahrhundert ein Zentrum der Töpferei von überregionaler Bedeutung. Ich werde wohl in den nächsten Wochen noch einmal zurückkommen müssen, denn wandern und besichtigen gleichzeitig ist zeitlich kaum zu koordinieren. Und das Museum ist – letzter Besuch meinerseits vor 20 Jahren – doch sicher einen zweiten Blick wert ….

Weiter geht’s nach Eynatten, dann ein kurzes Stück Nationalstraße über die Autobahn und schon bald wieder die Göhl entlang nach Hauset. Von dort führt der mir inzwischen gut bekannte Weg – ich wohne immerhin schon mehr als 20 Jahre in dieser Gegend – an Fischteichen entlang, über Wiesen zum Katharinenstift in Astenet und dann weiter am Ortsrand von Lontzen den Lontzener Bach entlang zum Oskarstollen.

Die Narzissen blühen zwar noch nicht, aber ganz vorwitzig strecken die ersten Schneeglöckchen die Nase heraus und die Erlenkätzchen stehen auch schon kurz vor der Blüte – der Frühling ist nicht mehr so furchtbar weit weg ! Aber bislang ist die Landschaft noch Grau in Grau – und so sehen die Galmeiwiesen am Oskarstollen gar nicht so karg aus, wie im Hochsommer, wenn die dort dann fehlende Vegetation krass mit der blühenden Umgebung kontrastiert. Galmeiwiesen: das sind – wie auch in Plombières (Bleyberg) am Beginn der Wanderung beschrieben – Abraumhalden des Zink- und Bleibergbaus, auf denen aufgrund der Schwermetallbelastung nur die Flora überlebt (Galmeiflora), die sich aktiv der schädlichen Stoffe entledigen kann (zB durch Abwerfen der Blätter) bzw. die Schwermetalle anstelle von Natrium, Kalium und Calcium im Stoffwechsel nutzen kann.

Rochuskapelle

Auf den letzten Kilometern komme ich noch an der Rochuskapelle in Kelmis vorbei und dann ist schon bald der Viadukt von Moresnet zu sehen, an dem ich vor mehr als einem Jahr die Wanderung begonnen habe: ca. 200 km über Pfade und über kleine Straßen durch die Wiesenlandschaft des Herver und Eupener Landes – keine spektakuläre Tour aber eine dafür umso geruhsamere und meditative Wanderung !

der Kreis schließt sich: der Viadukt von Moresnet

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 12

Eupen- Raeren – 15 km

St.Nikolaus und Ev Friedenskirche in Eupen

Sonntag, 2. Februar 2025

am Werthplatz

Endlich geht’s weiter mit meiner Tour auf dem GRP 563 durchs Eupener und Herver Land! Um 11.00 bin ich in Eupen, stelle das Auto in der Nähe des Bushofs ab und schlendere zunächst etwas durch die Hauptstadt Ostbelgiens. Der Weg führt mich am Parlament an der Gospert vorbei, an den Bürgerhäusern der alten Tuchmacherstadt aus dem 17. und 18. Jh und zum Werthplatz.

Dort sehe ich die kleine Werthkapelle aus dem Jahre 1619, die älteste Kirche Eupens, die ich bisher nur geschlossen kennengelernt habe. Jetzt gehen Menschen hinein. Ich bin neugierig und folge ihnen: Drinnen findet in der mit Ikonen geschmückten Kirche ein orthodoxer Gottesdienst statt, der in einem osteuropäisch geprägten deutschen Dialekt gehalten und in eine slawische Sprache übersetzt wird. Es ist ein Kommen und Gehen. Man bleibt einige Zeit, geht wieder und von draußen kommen neue Besucher – den von der Gemeinde abgewendeten Popen, der auf der anderen Seite des Lettners steht, scheint das alles nicht zu tangieren. Ich habe noch 15 km vor mir, und mache mich wieder auf den Weg ….

Rotkehlchen

Der GR führt mich über die Höhe zwischen Ober- und Unterstadt an der JH vorbei: der Unterschied der beiden Teile der Stadt ist bemerkenswert: die Oberstadt mit deutsch geprägter Architektur aus dem 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts – die Unterstadt eine eindeutig wallonische Stadt , die um den großen Arbeitgeber, das Kabelwerk herum gebaut zu sein scheint.
Der GR steigt zunächst ins Wesertal ab – nein, nicht das bei Höxter, Minden und Bremen: den Namen gibt es hier auch. Diese Weser führt aus dem Venn über Eupen und Verviers nach Lüttich und heißt dann in der Wallonie „la Vesdre“. Von der Weser aus zieht sich mein Wanderweg durch die Mischwälder am Rand des Venns immer in Nachbarschaft der Vennbäche bis Raeren. Der Weg ist zunächst breit und gut ausgebaut- nur leider heute stellenweise auch fies glatt.

So bin ich ausgerutscht, hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten und habe mir bei der Aktion den Fuß umgeknickt und die Leiste gezerrt. Mist. Ich konnte weitergehen, habe aber keine Geschwindigkeitsrekorde mehr aufgestellt. Der Bus in Raeren war damit weg, der nächste kam eine Stunde später, mein Handy war leer und der Folgebus hatte natürlich Verspätung (er kommt aus Aachen – das erklärt alles ….). Ergebnis war, dass sich mein Logierbesuch zu Hause (aus Eisenach und aus dem Ruhrgebiet) erstmal selbst beschäftigen musste … Der Abend war trotzdem noch gelungen …

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 11

Wooz – Eupen: 15 km

28.Dezember 2024

Nachdem uns über Weihnachten das Wetter mit Nieselregen und tiefhängenden Wolken beglückt hatte, konnte ich es kaum erwarten, bei dem Wetterbericht mit strahlend blauem Himmel den heutigen Tag zum Wandern einzuplanen.
Inzwischen bewege ich mich auf dem GRP 563 wieder in Richtung Kelmis, so dass ich Andrea bitten konnte, mich bei Elsaute in Wooz am Endpunkt der letzten Etappe abzusetzen.

Ich habe meinen neuen Fotoapparat zum Testen mitgenommen, obwohl ich noch nicht mal die Bedienungsanleitung vollständig gelesen habe und mir so sicher viele Feinheiten noch fremd sind. Ich habe mir eine Panasonic Lumix DSC FZ300 gekauft: eine relativ leichte Bridgekamera mit 25fach Zoom. Meine kleine Kompakte (Lumix TZ 81 mit genialem 40fach Zoom) hat den englischen Regen im Sommer nicht überlebt.
Es ist sonnig und mit etwa minus 3 Grad so kalt, dass ich dachte, die Daunenjacke sei das richtige Outfit. Zunächst auch durchaus korrekt ….
Der Fotoapparat läuft derweil heiß: ich probiere Landschaftsaufnahmen, Vögel, Nah- und Makro und bin ziemlich zufrieden.


Die Wegführung ist wieder angenehm – kaum befahrene Straßen, wenig Asphalt, viele kleine Pfade und wieder Wiesenwege – eine bunte Mischung! Sobald ich den Schatten verlasse, fange ich inzwischen mächtig an zu schwitzen – Daunenjacke aus, Rucksack auf, Daunenjacke rein, Rucksack zu. Im Schatten ist es dann wieder deutlich unter null …. Rucksack auf, Daunenjacke raus, Rucksack zu, Daunenjacke an…. Das kann man endlos spielen ….. Vielleicht ist ein Fleece doch praktischer?

alter Steinbruch bei Dolhain

Ich komme am alten Steinbruch in Dolhain vorbei, dann weiter nach Baelen, dem Ort mit dem schiefen Kirchturm. Von da aus führt der Weg nach dem Queren der N3 bei Overoth über eine kaum befahrene Fahrradstraße (leider asphaltiert) nach Eupen mit der imposanten Nikolauskirche. Wenn ich Lust habe, mache ich vor der nächsten Etappe einen kleinen Bummel zum Sightseeing durch Eupen: das ist immerhin die Hauptstadt Ostbelgiens mit Parlament und Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft!
Für heute allerdings reicht es mir – ich gehe nur noch zum Bushof und warte auf die 396, die mich in 25 Minuten zurück nach Kelmis bringt.

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 10

Grand Rechain – Wooz: 12 km

3.November 2024

Eigentlich wollte ich an diesem Wochenende in den Kellerwald nach Hessen fahren, um mir den Buchenurwald in allen Herbstfarben anzusehen. Aber Samstag war alles grau in grau und der Wetterbericht versprach nur, dass der Nebel sich gaaaanz langsam heben würde.
Also bleibe ich zu Hause. Heute Morgen scheint jedoch die Sonne und ich beschließe, dass es der ideale Tag ist, den GRP durchs Herver Land fortzusetzen.


Ich stelle das Rad in Wooz, südwestlich von Henri Chapelle und Richtung Elsaute ab und fahre mit dem Auto nach Grand Rechain.
In den Fenstern sehe ich Schilder „Grand Rechain- keine Schlafstadt“- also den Aufruf zu versuchen, die Dorfstruktur zu erhalten und der Entwicklung zur Trabantenstadt entgegenzutreten. Das hätte die ganze Gegend um Verviers herum bitter nötig! Zeitweise habe ich das Gefühl, dass der im Zick- zack verlaufende Weg zwischen all den Neubausiedlungen krampfhaft versucht, doch noch einen schönen Hohlweg oder aussichtsreichen Feldweg zu finden.

Das bessert sich erst kurz hinter der in N/S- Richtung verlaufenden Autobahn. Nachdem ich wieder das Plateau d‘Herve erklommen habe, erstrecken sich kilometerweit durch niedrige Wallhecken begrenzte Wiesen und Weiden, die aufgrund des Gewohnheitsrechts durchquert werden dürfen. Dazwischen kleine Sträßchen fast ohne Verkehr und besonnte Hohlwege. Es ist warm, ich wandere mit kurzärmliger Bluse und ich kann mich nicht sattsehen an all den Farben und Ausblicken. Die Wiesenwege haben hier eine extra Ausschilderung: sie heißen ‚chemins des échaliers‘ und es besteht die Möglichkeit, auf ihnen von Val Dieu bis Eupen oder Verviers zu wandern.

Mein Weg geht aber heute nur bis zu dem kleinen Weiler Wooz. Von da aus nehme ich das Fahrrad, wähle nicht den direkten Weg durch Andrimont und Dison, sondern überquere die Nationalstraße bei Elsaute, lasse das Rad nach Clermont rollen und fahre von dort über den Ravel auf der Bahntrasse bis Herve. Von dort ist es dann nur noch ein Katzensprung erneut abwärts bis nach Grand Rechain zu meinem Auto!

Grandioser Novembertag !

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 9

Herve- Grand Rechain – Soiron: 10,5 km

14.September 2024

Heute, am Samstagnachmittag habe ich nach einer langen Sommerpause, die ich für meine Englanddurchquerung und für längere Radtouren genutzt habe, die Wanderung auf dem lokalen GRP wieder aufgenommen: mit dem Auto nach Soiron, dann mit dem Rad bergauf bis nach Herve zum ehemaligen Bahnhof an der Bahntrasse Moresnet – Lüttich und zurück zu Fuß über Grand Rechain wieder nach Soiron.

Herve, Rathaus

Das Wetter ist angenehm: bei 15-18 Grad und wolkigem Himmel herrscht perfektes Wanderwetter Ich weiß immer noch nicht, wozu dieser Schlenker des GRP 563 nach Norden dienen soll: es ist sicher nicht die Schönheit der Landschaft oder die Besonderheit der Wege, die die Streckenführung erklären können – eher vielleicht die Tatsache, dass der GRP ja durchs Eupener und Herver Land führt, und Herve eben dessen Mittelpunkt ist. Das war‘s dann aber schon: Herve ist weder ein besonders schöner noch besonders lebendiger Ort -er liegt vor allem in direkter Nähe der Autobahn nach Lüttich, Aachen und in Richtung Verviers, sowie direkt an Nationalstraßen in alle Himmelsrichtungen.

Grotte de Lourdes ( aus Kelmiser Schlacke) in Bruyère/Herve

Das bedeutet zum einen, dass der Verkehrslärm lange in den Ohren hallt und – was schwerer wiegt – auch unterhalb des Bewusstseins spürbar bleibt. Zum anderen sind es aber auch nur knapp 30 Minuten Autofahrt nach Lüttich, so dass eine ganze Reihe Neubausiedlungen auf der grünen Wiese entstanden sind. Diese Nähe zur Stadt zeigt sich im Bauschutt an den Wegen, an Wiesenwegen, die nicht mehr unterhalten werden, an Pfaden, die nicht mehr gangbar sind und an mehr Stacheldraht, durch den die verbliebenen Bauern sich vor Mountainbikern und Spaziergängern schützen. Auch in den Fenstern viele Häuser in Grand Rechain ist diese Entwicklung als Warnung zu lesen: dort hängen Zettel mit der Aufschrift “ Schlafstadt Grand Rechain: No!“
Die Landschaft? Weiterhin schöne Blicke übers Herver Land hin bis zur Eifel, aber wenig Besonderes – einfach ein netter Spaziergang am Samstagnachmittag.

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 8

Soiron – Herve: 14,5 km

9.Juni 2024

Die letzten Wochen hat es ohne Ende geregnet und so bin ich bei den ersten Sonnenstrahlen höchst motiviert, meinen GR weiterzulaufen.
Heute habe ich nur am Nachmittag Zeit, so dass ich ganz froh bin, dass sich die Etappe unproblematisch mit 13 km in ein paar Stunden bewältigen lässt. Ein schöner Frühsommertag liegt vor mir!

Von Soiron laufe ich zunächst nach Westen- völlig falsche Richtung! – nach Xhendelesse. Dann komme ich zu einer kleinen Marienkapelle aus der Nachkriegszeit (in Stockis, Grand Rechain) mit ungewöhnlichen naiven Bildern – leider nur durch ein kleines Fensterchen zu erkennen. Von dort geht es über Wiesenwege weiter bergan Richtung Herve. Je näher ich dem Ort komme, desto weniger gepflegt und verschlammt sind die Wiesenränder und Hohlwege: Mountainbiker und wenig Pflege sind nicht gut für die Wanderwege … Auf dem Parkplatz am Bahntrassenradweg Lüttich- Moresnet finde ich mein Auto wieder – von da sind es nur knapp 25 Minuten nach Hause

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 7

Chateau de Wegimont bei Soumagne – Soiron: 14,5 km

Soiron

26.Mai 2024

Chateau de Wégimonz

Letzte Woche habe ich mich zum Ende der Etappe etwas vom GR entfernt, um die alte Zeche in Bas Bois zu besichtigen. Deshalb beginnt die heutige Etappe, zu der ich von Soiron aus wieder mit dem Rad gefahren bin, etwas nordwestlich von Wegimont. Es ist warm, etwas bedeckt – gutes Wanderwetter. Auch die Wegführung ist wieder gelungen mit nur geringem Asphaltanteil und schönen Wiesen -und Heckenwegen. Aber auch in der letzten Woche hat es wieder sehr viel geregnet – und Bäche und Boden sind durch die Niederschläge der letzten Monate sowieso schon gesättigt.

Jetzt habe ich begriffen, warum mir meine App den nächsten Abschnitt des Weges nicht routen wollte: als ich an einem verlassenen Bauernhof vorbei am Ende eines mit Brennnesseln gespickten Pfades stehe, sehe ich die Bescherung. Eine Flut (die von 2021??) hat die Brücke halb weggerissen, so dass die Querung des Hochwasser führenden Baches nur über die ca 30 cm breite Brüstung der ehemaligen Brücke möglich wäre. Das allerdings inspiriert mich bei dem reißenden Bach unterhalb der Brücke heute gar nicht und ich quäle mich mit meinen kurzen Hosen durch die Brennnesseln zurück zur Hauptstraße. Meine App zeigt noch einen Parallelweg an einer Kläranlage vorbei – der bei dem aktuellen Wasserstand aber in gleicher Weise im Nirgendwo endet. Also etwas weiter auf der Straße, bis ich einen superschönen Wiesenweg finde, auf dem die Querung der Magne über einen Betonsteg problemlos möglich ist.

Hinter Saint Hadelin folge ich einem Feldweg mit wunderbar blühenden Wegrändern, dessen einziger Nachteil der Umstand ist, dass es sich gleichzeitig um eine Mountainbike Piste handelt. Und da inzwischen sicher 90% der Fahrer ein E-bike haben, auf dem man einfach erheblich schneller unterwegs ist, ist der meditative Anteil des Wanderns hier ein wenig zurückgestellt.
Der Weg hinab ins Wesertal (Tal der Vesdre) durch einen Hohlweg zeigt sich als Bachbett, ein kleinerer Erdrutsch erschwert das Weiterkommen zusätzlich. Aber die Bewohner der Häuser am Zusammenfluss zweier – an sich – kleiner Bäche haben ganz andere Probleme … die Sandsäcke helfen nur marginal, das Wasser drückt von überall in die Keller.

Blick aufs Wesertal / Tal der Vesdre beiNessonvaux


Der Weg folgt dann dem Bergkamm oberhalb der Vesdre mit tollem Blick übers Tal Richtung Nessonvaux und Ardennen. Dann schwenkt der GRP ins Tal der Bola und führt über immer wieder aussichtsreiche Feld- und Wiesenwege nach Soiron. Soiron gehört nicht zu Unrecht zu einem der schönsten Dörfer der Wallonie – das liegt sicher auch daran, dass nur Baugenehmigungen für traditionelle Bruchsteinhäuser vergeben werden und die gesichtslosen üblichen Zielgelbauten so aus dem Zentrum des Ortes verbannt bleiben. Da ich heute wieder alleine unterwegs war, habe ich leider die sehr ansprechend aussehende Dorfkneipe mit Terrasse nicht genutzt – eigentlich ziemlich schade

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 6

Barchon- Terril du Bas-Bois bei Soumagne: 12 km

19.Mai 2024 – Pfingstsonntag

Tolles Wetter ist zwar nicht angesagt – aber langanhaltenden Regen soll es auch nicht geben. Also los zur nächsten kurzen Etappe. Ich muss leider alleine laufen – Andrea und Michael trauen dem Wetterbericht nicht …

auf dem GR5 Richtung Mittelmeer

Eigentlich wollte ich das Auto am Schloss in Wégimont parken – aber da ist heute zu Pfingsten richtig was los – Parkplätze Mangelware. Also wähle ich als Ausgangspunkt eine alte Zeche mit Aussichtspunkt nicht weit vom Wanderweg: Bas Bois. Von dort wieder mit dem Rad nach Barchon – perfekt später für den Rückweg, da in unmittelbarer Nähe zur Autobahnauffahrt. Der Weg geht zunächst über eine alte Bahntrasse (die kann man immer an den gleichmäßigen Kurven auf der Karte identifizieren) am Turm der Burg von Saive vorbei. Die aus dem 12. Jh stammende Burg lag strategisch wichtig zwischen dem Fürstbistum Lüttich und dem Herzogtum Limburg und hat auf diese Weise natürlich die Jahrhunderte auch nicht unbeschadet überlebt …

Deutlich ist zu erkennen, dass vor zwei Tagen in einem immensen Dauerregen die gesamte Regenmenge des Monats innerhalb von 24 Stunden auf die Gegend eingegangen ist: die Wege sind unterspült, die Pumpen in den Kellern laufen auf Hochtouren und die Leute haben Besseres zu tun als zu wandern: sie kämpfen mit Besen und Wischeimern gegen den Schlamm, den das Wasser in den Kellern zurückgelassen hat. Die Wege sind meist wieder gangbar, wenn auch schlammig und oft rutschig.

Des einen Freud ist des anderen Leid: auf dem Hinweg mit dem Rad habe ich mich noch über einen ganz neuen Radweg auf einer alten Bahntrasse gefreut – zu Fuß erhöht das allerdings nur den im mittleren Teil der Strecke sowieso schon hohen Asphaltanteil. Aber die Landschaft ist schön und die Wildgänse auf der überspülten Wiese sehr fotogen, da lässt sich sogar das verkraften.
Trotzdem verlasse ich bald darauf den GR, da dieser weiterhin Asphalt vorsieht: ich denke, in den letzten Jahren sind viele Neubauten aufgrund der Nähe zu Lüttich entstanden, so dass die ursprünglichen Feldwege mit festem Belag aufgewertet wurden – die Autofahrer freut’s…
Der GRP 563 windet sich Richtung Osten, links um den Terril von Micheroux herum, ein anderer GRP (412) nimmt einen nicht asphaltierten Weg rechtsrum (Richtung Westen).
Terril? – Was ist das? Ich ziehe einfach den französischen Ausdruck vor, der in meinen Ohren netter und freundlicher klingt als „Abraumhalde“. Aber so martialisch, wie es dieser Ausdruck andeutet, sieht das hier, sicher 50 Jahre nach Stilllegung der Zechen gar nicht mehr aus – und so finde ich „Terril“ einfach schöner. Und auch die Nutzung der Halde, die inzwischen mit hochstämmigen Birken bewaldet ist, als Wanderweg und Motocross- Piste zeigt nicht mehr viel von der Bergbauvergangenheit.


Auf den letzten Kilometern geht es kurz über den Ravel der Linie 39, die von Moresnet nach Lüttich führt, dann durch Wiesen am Ruisseau du Marais entlang, und zum Schluss in einer Schlammschacht entlang der Trasse des TGV. Ziel ist die ehemalige Zeche „La belle fleur“ deren Förderturm in den 70er Jahren rein zufällig nicht der Abrissbirne zum Opfer gefallen ist. Das kleine Museum ist zwar geschlossen, aber ich konnte doch einen Blick in den Maschinenraum erhaschen. Auch die Schienen für die Loren hoch zur Halde liegen noch, ebenso wie der Tank des Wasserreservoirs oben auf dem Terril. Ja, als Kind des Ruhrpotts habe ich eben ein etwas sentimentales Verhältnis zu den Relikten der alten Bergwerkskultur – man sehe mir also die Menge der Bilder mit alten Maschinen nach ….

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 5

Dalhem – Barchon: 9 km Fahrrad und 9 km zu Fuß

5.Mai 2024

Heute hatte ich nur am Nachmittag Zeit – aber das ist sicher genau richtig, um mit meinen Freunden Andrea und Michael wieder auf gleichen Stand zu kommen, damit wir beim nächsten Mal wieder gemeinsam weiterwandern können.

Heute also mit dem Auto nach Barchon, das direkt an der Autobahn nach Lüttich liegt – so dauert die Anfahrt auch nur 20 Minuten. Wieder mit dem Rad zum Ausgangspunkt der Wanderung (und zum Endpunkt der letzten Etappe) nach Dalhem. Der Fahrradweg führt über eine alte Bahntrasse, von denen es hier in der Region unzählige gibt: die Menschen aus der Umgebung mussten ja irgendwie zur Arbeit, zu den Zechen nach Blegny und in die Stahlwerke nach Lüttich gelangen und dazu hat man dann im 19. Jahrhundert diese für Belgien typischen Kleinbahnen, die „Vicinal“ gebaut.
Das hat zwar nichts mit der Wanderung selbst zu tun – da aber die Wander- und Radwege immer wieder diese alten Trassen nutzen, habe ich mal eine Karte dazugelegt, um die Dichte dieses Netzes zu zeigen:

In Dalhem geht die Wanderung an der ehemaligen Burg des gleichnamigen Herzogtums los. Vom 11. bis zum 17. Jahrhundert bestand die Burg. Das Herzogtum – schon längst nicht mehr selbstständig – wurde von Napoleon aufgehoben.

Der Weg läuft zunächst über die Trasse der Vicinal , die bis 1955 von Fourons-le Comte nach Blegny führte, später oberhalb des Maastals über schmale Wiesenpfade. Dort treffe ich zwei Frauen aus Maastricht, die sich vorgenommen haben, zu Fuß nach Rom zu laufen – oder zumindest so weit, wie sie innerhalb von 3 Monaten kommen. Chapeau! Ich finde, so eine lange Tour ist schwierig zu managen: Man braucht schon sehr viel Geld, um immer im Restaurant essen zu gehen – oder sehr viele Muskeln, um neben Zelt, Isomatte und Schlafsack auch noch Kochzeug und Lebensmittel mitzuschleppen. Die Quadratur des Kreises …. Meines Erachtens haben die beiden Romwanderer (Pilger?) auf ihre starken Muskeln gesetzt ….
Nachdem ich mich von den beiden verabschiedet habe, geht es bald steil ins Tal der Julienne hinunter, die aus dem Herver Land kommend über mehrere Kilometer durch ein pittoreskes Tal parallel zur Maas fließt. Dann noch durch einen Tunnel die Autobahn unterqueren und ich bin wieder an meinem VW-Bus, mit dem ich das Fahrrad holen und zurück nach Hause fahren kann

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 4

Aubel- Dalhem: 19 km

28. April2024

Heute musste ich die nächste Etappe auf dem GR 563 wieder alleine laufen. Und nur deswegen, weil meine Mitwanderer Andrea und Michael jetzt auch mit dem Virus infiziert sind. Virus? Epidemie? Na ja, so schlimm eigentlich nicht- gemeint ist das „Fernwanderweg- Virus“. Den beiden hat die letzte Etappe so gut gefallen, dass sie über Ostern (ich war zum Wandern in der Türkei auf dem Lykischen Weg) alleine ohne mich weitergelaufen sind. So ist das eben – das ist mein Risiko, wenn ich versuche meine Freunde zu solchen Touren zu motivieren. Das heißt, dass es geklappt hat ….

bei Aubel

Das heißt aber auch, dass ich heute nur ein Auto habe. Deswegen kommt wieder die Auto- Fahrrad Variante zur Anwendung. Mit dem Auto nach Dalhem, dann mit dem Rad nach Aubel – 12 km bergauf … aber dabei durch das ungemein schöne und liebliche Tal der Berwinne und zuvor durch den kleinen Ort Mortroux. In Mortroux ging das mit dem Radfahren allerdings heute gar nicht so gut: der ganze Ort ein einziger Flohmarkt. Nein, ich guck nicht nach links und nicht nach rechts – ich will schließlich noch 19 km wandern und ich miste doch gerade selbst meinen Keller aus ….
Kurz nach 12 Uhr habe ich dann das Rad am Markt in Aubel angeschlossen – auch da müsste ich mal wieder hin: auf dem Sonntagsmarkt in Aubel mit seinen unzähligen regionalen Produkten war ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr zum Einkaufen.

ehemal. Zisterzienserabtei Val Dieu

Zunächst führt der Weg über kleine Gässchen und Wiesenpfade Richtung Val Dieu. Heute gibt es unglaublich fotogene Wolken, so dass der Panoramaweg zur Abtei wirklich herausragend ist. Die Zisterzienser wussten schon, wo sie ihre Klöster gründen: das Berwinne- Tal ist auch heute noch ein besonders schönes Fleckchen Erde – das weiß aber auch nicht nur ich. Nach wochenlangem Regen ist heute der erste halbwegs schöne Sonntag – ich bin nicht allein unterwegs, und außerdem hat Aubel einen Volkswandertag organisiert. Val Dieu und vor allem der Klostergarten und die Klostergaststätte mit Abteibier sind zwar unbedingt einen Besuch wert, aber heute lasse ich sie links liegen …. Es sind noch 12 km bis Dalhem und es ist schon fast 14.00.
Bis Mortroux laufe ich weiterhin im Tal der Berwinne auf schmalen Pfaden mit wunderschönen Ausblicken.

In Mortroux selbst kann ich den Versuchungen des Flohmarkts dann doch nicht widerstehen: ich finde drei alte Postkarten, die meine Sammlung lokaler historischer Ansichtskarten bereichern und eine mediterrane Salatschüssel zu einem unschlagbaren Preis …
Die letzten Kilometer nach Mortroux sind etwas weniger pittoresk -aber insgesamt war es nach 4,5 Stunden Fußweg ein höchst gelungener Wandertag. Fortsetzung folgt !