Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 19 – mit Zug und Flug von Scarborough über Charleroi zurück nach Kelmis

Mittwoch, 17.Juli 2024

Glücklicherweise habe ich gestern Abend nach dem Check- in noch einmal die Zugverbindungen kontrolliert. Schreck in der Abendstunde: unser Zug ist wegen Streik gecancellt! Glücklicherweise gibt es noch einen Zug eine Stunde früher – 7.10 . Also heißt es mitten im der Nacht – um 6.00 – aufstehen, kurz einen Tee bzw. Nescafé im Zimmer trinken und auf zum Bahnhof.

Die Möwen haben hier das Regiment übernommen. Die sitzen in jedem Fenster, lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen, und ich habe sogar gesehen, wie sie in ein Geschäft hineinspazierten auf der Suche nach Essbarem.

Da wir jetzt so früh losfahren, haben wir beim Umsteigen Zeit: wir besichtigen in York in aller Ruhe die Kathedrale, werfen einen Blick in die Altstadt. ich finde sogar noch Zeit, mir eine neue Bluse zu kaufen (Schnäppchen !!). Nur die Innenbesichtigung der Kathedrale muss ausfallen: sie macht erst um 9.30 auf und für die halbe Stunde, die wir dann noch Zeit hätten, 18 £ zu bezahlen wäre schon ziemlich happig… Aber von außen sieht man auch schon, wie majestätisch sie ist – und wieviel Spaß die Steinmetze bei den Arbeiten hatten, die man nur unter Mühen mit gutem Zoom entdecken kann.

Weiter geht’s nach Manchester: auch dort gehen wir zu Fuß durch die Stadt von Victoria nach Picadilly Station. Es ist schon erstaunlich, wie nah die heruntergekommene Industrie -Architektur aus dem 19. bzw. dem Beginn des 20. Jahrhunderts und hochmoderne Einkaufs- und Wohnanlagen nebeneinander liegen.

Am Airport dann wie so häufig: ich werde rausgewunken. Ich weiß nicht, was ich so anderes im Rucksack habe als Dagmar …. Zum Schluss ist alles ok. Von Charleroi aus dann mit Bus, Zug und unserem VW Bus zurück nach Kelmis. Andrea hat den Bus netterweise wieder am Bahnhof geparkt.

Resumé des Coast to Coast: sehr unterschiedliche Landschaften und drei Nationalparks. Sehr wenig Asphalt, angenehm für die Füße. In Großbritannien scheint es ein Recht auf öffentliche Passage auch über Privatgelände zu geben.
Mit dem Wetter üben wir noch mal – aber eigentlich hatten wir im Endeffekt nur zwei komplette, echt fiese Regentage und zwei Regentage, bei denen zumindest die letzten zwei Stunden vor Ankunft noch zum Trocknen unserer Klamotten genutzt werden konnten. Die Temperaturen ? – wärmerer Winter bei 10 bis 15 Grad. Aber das ist doch zum Wandern perfekt ?!!
Auffällig war, dass wir auf dem Weg so gut wie keine Deutschen gesehen haben (gibt’s sonst nirgendwo!): wir trafen vor allem Engländer, aber auch Nordamerikaner aus den USA und aus Kanada, Australier, einige Belgier, Dänen und Norweger. Zu Beginn gab es noch einige Menschen mit Zelt – später sind sie mir nicht mehr aufgefallen: Vielleicht hat die das Wetter doch vertrieben ?
Auf jeden Fall macht der Weg Lust auf weitere Englanderfahrungen – aber evtl. nach Konsultation der Großwetterlage…..

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 18– von Egmont über Robin Hood’s Bay und weiter nach Scarborough

Dienstag, 16. Juli 2024,27 km,1050m+, 1170m-

Letzter Wandertag!
Wir kehren jetzt nicht mehr auf den vorgeschlagenen Coast to Coast Way zurück, sondern wählen den markierten Fußweg durch das Esk- Tal nach Whitby. Wobei anzumerken ist, dass es ja eigentlich „den“ C2C auch gar nicht gibt. Der Erstbeschreiber dieses Weges, Alfred Wainwright, hat vor 50 Jahren dezidiert dazu aufgerufen, andere Pfade als nur den von ihm beschriebenen zu entdecken.

Nach einigen Straßenkilometern verläuft der Trail auf den von mir so geliebten Wiesenwegen mit Wiesentoren und (hier seltener) Stiles. Mitten im Nirgendwo an einem Stile (!) kommen uns zwei Radfahrer auf bepackten Trekkingrädern entgegen. Die denkbar schlechteste Ausrüstung für solche reinen Fußwege … . Es handelt sich um einen Engländer mit seiner amerikanischen Freundin, die lange in Deutschland gelebt haben ( super deutsch sprechen) und jetzt in Dordrecht/NL wohnen. Auf den Wanderweg waren sie eher versehentlich geraten bei dem Versuch, den Radfahrer-unfreundlichen Straßen auszuweichen.

Bald schon kommen die malerischen Ruinen der Kathedrale von Whitby in den Blick. Es sind allerdings noch sicher 5 km bis dahin. Endlich angekommen laufen wir durch den ziemlich touristischen Ort, schieben uns im Gedränge durch die engen Gässchen, und setzen uns an der langen Treppe zur Kathedrale hoch an einen der Außentische eines Tea- Rooms. Da kommt Peer, der Lehrer aus Chemnitz dazu, der schon gestern an der Küste angekommen ist ( 11Tage insgesamt…- wow !) und wir plauschen beim Tee. Er gibt uns nette Tipps zu Wanderzielen in der Nähe seines Wohnorts – muss ich unbedingt nachlesen! – und dann brechen wir zu den letzten 12 km des Weges auf – immer an der Steilküste entlang.

Hier kommen dann auch die oben angegebenen Höhenmeter her: bei jeder Bachmündung steigen wir auf Meereshöhe ab, um wieder zur Klippe hochzustiefeln… . Aber der Weg lohnt sich: tolle Ausblicke bei relativ gutem Wetter mit Fernsicht und vielen Vögeln.

Robin Hood’s Bay

Robin Hood’s Bay sieht von weitem enttäuschend aus – kein Vergleich zur Kathedrale von Santiago… Aber einmal angekommen, ist es doch ein netter kleiner Ort. Bei Ebbe kommen die Felsen aus dem Wasser und Horden von Schulklassen sammeln Meeresgetier. Man hört nicht nur das Gekreische der Möwen … hier und in Whitby ist das ein ziemlicher Kulturschock nach 16 Tagen Pampa.
Ich befolge das Ritual, benetze meine Schuhe im Meerwasser und werfe den von St Bees mitgebrachten Kiesel in die Nordsee. So, erledigt.

Jetzt kriege ich auch noch mein „End- of -Tour – Eis“ und bin glücklich. 340 km !

Dann geht unser Bus zur Übernachtung nach Scarborough (gutes Gästehaus ‚The Thorsby‘ ), da wir morgen in aller Frühe den Zug zurück nach Manchester nehmen wollen. Abendessen beim Inder – zur Zeit kann ich kein „Pub- Food‘ mehr sehen ….

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 17– von Rosedale  Abbey nach Egmont

Montag,15.Juli 2024, 24 km 695m+ 570m-

Unser Inn in Rosedale liegt ca. 6 km südlich des C2C und ist nicht gerade von Wanderern überschwemmt: vielleicht gab es deswegen gestern eine so herzliche Atmosphäre in der Bar? Oder lag es am Finale der EM ?

Heute morgen müssen wir wieder auf den Coast2Coest zurück: dazu wähle ich den Weg auf halber Höhe im Osten des Tales. Hier verlief die alte Zechenbahn, die an der Eisenhütte vorbeiführte. Schautafeln zeichnen die Arbeitsweise der Eisenhütte und den Verlauf der Bahn nach. Heute hat sich die Natur fast die gesamte Anlage zurückerobert –schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass vor 150 Jahren das Tal von Rauch und Lärm erfüllt war!

Jetzt schleppe ich seit Kirkby Stephen einen Wanderstock mit mir rum: dieser war dort im Hostel liegengeblieben und ich konnte mir gut vorstellen, dass sich damit die Frequenz der Stürze und Beinahestürze auf den glatten Steinen und im Moor reduzieren lässt. Stimmt auffallend – wenn man ihn nutzt. Wenn nicht, sieht mein linker Arm aus, wie nach 50 Mückenstichen. (waren aber Brombeeren …).

Dann verläuft bei schönem, wolkigem Wetter der Track strikt nach Norden übers Moor: wir sehen wieder Großfamilien von Moorhühnern, die ich wiederum nicht vernünftig fotografiert bekomme: heute regnet es zwar nicht, aber der Zoom vom Smartphone ist Mist und der Fotoapparat erkennt nach der gestrigen Wasserschlacht meine SDKarte nicht mehr. Grrrr.

Langsam steigt der Weg ins Eskdale ab, verläuft parallel zum Fluss und dann wieder zu unserer Übernachtung nach Egton bergan. Wir schlafen im Witching Post Inn und finden dort ein wirklich leckeres vegetarisches Abendessen.
Morgen ist unser letzter Wandertag auf dem C2C. Freude und Wehmut gemischt….

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 16– von Chop Gate nach Rosedale  Abbey

Sonntag, 14.Juli 2024, 22,5 km , 360 m+, 450m-

Der Blick aus dem Fenster zerstört meine Gut- Wetter- Träume: Regen.
Wir frühstücken zusammen mit einem Englischlehrer aus Chemnitz, der den Weg in nur 13 Tagen wandert – bewundernswert. Aber 30km täglich sind mir (und uns) einfach zu viel.
Unser Wirt fährt uns wieder zur Passhöhe (Clear Bank Top) hoch, von wo aus wir über mit Steinplatten gepflasterte Wege ins Hochmoor aufsteigen. Wir gelangen bald auf eine alte Bahntrasse, die früher zu einer der vielen Zechenbahnen gehörte, die hier über die Höhen der Berge führten.

Auf einmal sehe ich eine Familie Moorhühner, die sich seeeehr langsam von der Trasse weg bewegen – für meinen regennassen Fotoapparat allerdings immer noch etwas zu schnell. Ich muss an das Kultspiel für PC aus den 90ern (oder waren es die 2000er?) denken: die Moorhuhnjagd. Ein absolut dekadentes Ballerspiel gegen völlig bekloppte Moorhühner, bei dem man nur bloß nie den Farmer treffen durfte. Irgendwann hat die Brauerei, von der das Spiel stammte, es vom Server genommen – vielleicht haben sich zu viele besorgte Mütter beschwert …

White Lions Inn in Bakeley Ridge


Endlich hört der Regen auf und wir kommen halb getrocknet in Blakey Ridge im White Lion Inn an. Das ist ein 200 Jahre alter, total uriger Inn mitten im Nirgendwo. Früher gab es hier den Bergbau, heute den Ruf des Pubs und eine Landstraße – er war am Sonntagmittag gut gefüllt. Hier haben wir den Mann aus Arizona wieder getroffen: er hat einige Male ein Taxi geordert, aber hat es trotz allem bis hierher geschafft. Wir trinken zusammen Tee und er schenkt uns zum Abschied 2 Tücher, die er extra für Begegnungen auf diesem Trip hat anfertigen lassen. Great !

Ich bin doch ganz glücklich, dass ich der Versuchung widerstanden habe, ein Zelt mitzunehmen. Das hätte uns zwar das unselige Vorbuchen erspart – aber bei der herrschenden Großwetterlage hätten wir die Tour längst abgebrochen.
Für heute Abend habe ich nur eine Unterkunft 8 km südlich des Trails gefunden: In Rosedale Abbey. Wie immer sind die Zimmer auf dem Trail selbst von den Gepäcktransport – Companies reserviert.

White Horse Farm Inn

Wir schlafen deswegen in einem sehr netten alten Inn (White Horse Farm Inn), mit höchst freundlichem Wirt, Koch und Bedienung, leckerem Essen (Steinofenpizza) und gutem lokalen Ale. Heute ist das Finale der EM Spanien/ England und ich schreibe den Blog während ich auf den Anstoß warte ! Ich werde mit den Engländern zittern und hoffentlich jubeln !

PS: der Jubel fällt hier im Pub aus.

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 15– von Brompton nach Chop Gate

Samstag, 13. Juli 2024,20 km 670m+, 590 m-

Osmotherley

Viel zu berichten gibt es heute nicht.
Wie auch, wenn den größten Teil des Tages mein Beobachtungsradius 30 m nicht übersteigen konnte.
Halt, stopp‚ ich wollte nicht mehr übers Wetter reden – aber was bleibt mir denn übrig , wenn es heute wieder Regen – genauer: Dauerregen gegeben hat…. Natürlich mit Nebel …
Und dabei hatte ich mich so auf die tollen Blicke und die Moorlandschaft gefreut. Wir sind nämlich wieder im Nationalpark- im North York Moor Park.
Heute morgen sind wir nicht von Brompton aus losgelaufen – 28 km schienen uns an einem solchen Regentag doch etwas viel. Wir haben stattdessen einen Linienbus genommen, der uns nach Osmotherley brachte, von wo aus wir die Strecke um ein Drittel kürzen konnten .

Wainstones

Engländer, denen wir begegnen und mit denen wir einige Worte wechseln, wünschen uns beim Weitergehen häufig „Enjoy!“ An Tagen wie heute frage ich mich, wieviel Ironie in diesem Ausdruck stecken mag …
Irgendwann kommen wir an einem Campingplatz vorbei: nein, nicht ‚Camping‘ – , hier gibt es ‚Glamping‘. Ich musste erst lernen, dass das ‚Luxus – Camping‘ heißen soll: also voll ausgestattete Regentonnen zum Preis eines gehobenen Doppelzimmers. Aber wir kriegen in dem angeschlossenen Restaurant auch Tee und Kuchen. Zunächst ist es verlockend, dem Regen zu entfliehen. Da wir aber insgesamt nass geworden sind, ist mir nach der Rast kälter als vorher.

Buck Inn in Chop Gate

Noch 3 km Schlammschlacht, dann gelangen wir an eine Straße – Clear Bank Top-, wo uns der deutsche Inhaber eines Inns abholt. Als Alt68er und Weltenbummler hat er viele Jahre in Australien gelebt, unterschiedliche Jobs gemacht, viele Geschäfte betreiben, dann mehrere Jahre durch Europa gereist –„man sieht nur die immer gleiche Architektur der Herrschenden“, und führt jetzt seit 15 Jahren diesen Inn.


Was machen wir nur, wenn es morgen weiter schüttet ? Keine Ahnung…

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 14– von Richmond nach Brompton/ Northallerton

Freitag, 12. Juli 2024, 30km, kaum Höhenmeter

Das wird weit heute ! Und es ist auch nur ein schwacher Trost, dass es so gut wie keine Höhenmeter zu bewältigen gibt..
Der heutige Wandertag ist der einzige der nicht in einem Nationalpark verläuft. Wir haben die Yorkshire Dales kurz vor Richmond verlassen, kommen aber erst morgen in den North York Moors Park.

Eingequetscht zwischen Stacheldrahtzaun und Bach – der Wanderweg

Wir bleiben zunächst am Ufer des Swale River. Der Weg verläuft zu Beginn auf der Bahntrasse, später am Feldrand. Schon hier zeigt sich der Unterschied, ob der Wanderweg innerhalb oder außerhalb des Nationalparks liegt: im Park sind die Wanderwege geschützt – sie verlaufen auf den Feldern, sind meist gut gepflegt.

Hier, außerhalb der Parks, sind die Fußwege ein unnötiges Übel, die Tourismusverbände haben keine Macht. Also werden Stacheldrahtzäune um die Felder gezogen und die Wanderpfade an den äußersten Wegrand verdrängt. Die Stiles sind zugewachsen und kaum auffindbar. Es gibt auch insgesamt nur wenige Public Footpaths, so dass wir von den 30 km des heutigen Tages viele (geschätzt 15 km) über Asphalt latschen. Unschön und schmerzhaft für die Füße – aber das hebt den Stundenschnitt….
Heute übernachten wir – notgedrungen – wieder vom Weg entfernt. Ich habe erst 4 km südlich des Weges eine Unterkunft für uns gefunden.

Village Inn

Der Village Inn ist etwas gehobener als die Gasthöfe in den Yorkshire Dales. Großes Zimmer mit Kingsize Bett und normalem Bett, super Dusche und leckeres vegetarisches Curry mit gutem Ale. Wir essen zusammen mit den beiden Dänen, die uns seit Beginn der Tour immer wieder begegnen.
Besonders begeistert bin ich von dem breiten (140cm) Bett. Die letzten Nächte konnte ich bei 120cm Breite für 2 Personen nämlich kaum schlafen, da ich bei jeder Bewegung befürchtete, in Dagmars Sphäre zu gelangen. Ich bin dann jeweils mit Schlafsack und Betttuch auf den Boden geflüchtet: zwar etwas hart, aber so bin ich wenigstens ausgeschlafen aufgewacht.
Die morgige Etappe habe ich zu optimistisch geplant: wir werden also mit dem Bus etwas abkürzen müssen ….

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 13– von Reeth nach Richmond

Donnerstag, 11.Juli 2024, 19 km , 400 m+, 450m –

Auch heute folgen wir weiter dem Swale – River: vorbei an den Resten einer ehemaligen Benediktinerinnenabtei (Marrick Priory), dann über die 375 Stufen der „Nun’s Step“ 80 hm aus dem Tal heraus und über sanfte Wiesenwege mit unzähligen Gattern und Stiles Richtung Marske.


Die kleine Kirche des Ortes ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert: Statt Altarbild hängen hier links und rechts des Glasfensters im Chor die zehn Gebote (in einem archaischen Englisch geschrieben …) und im hinteren Teil – ganz prosaisch – steht ein Regal mit Getränkedosen und Schokoriegeln . Das Geld kommt in den Opferstock…

Weiter geht’s durch die erste Ansammlung von Bäumen auf diesem Weg, die den Namen ‚Wald‘ verdient. Schon bald – genauer: nach 19 km kommen wir zum Hauptort der Gegend nach Richmond.

Wir gehen zunächst zu unserem B&B, das leider ziemlich weit außerhalb liegt. Der Name „Last Cottage“ kommt nicht von ungefähr … .

Danach machen wir noch ein paar Fotos vom Ort – die Möglichkeit zur Burgbesichtigung endet allerdings um 16.00 und auch alle Geschäfte haben nur bis 17.30 geöffnet. Etwas leid tut es mir darum, dass auch das lokale Museum schon geschlossen hat: ich hätte mir gerne noch etwas zum Bergbau hier angesehen und wäre auch sehr gerne in die Ausstellung rund um den „Doktor und das liebe Vieh – Vet in Harness“ gegangen.
Zum Abendessen zum Inder: da im Ort ansonsten die Bürgersteige hochgeklappt sind, bleibt ja nur noch Essen und Trinken übrig (das aber in sehr guter Qualität) …

Morgen müssen wir früh weg: es sind 28 km geplant ….

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 12– von Keld nach Reeth

Mittwoch, 10. Juli 2024, 21 km

Heute brauche ich nichts über das englische Wetter zu schreiben. Die paar Tropfen Sprühregen sind bei „nice wheather, isn’t it?“ mitgerechnet.

Keld

Trotzdem haben uns die gestrigen Erfahrungen und der bedeckte Himmel davon abgehalten, den Weg über die Berge zu nehmen – wobei ich zunächst doch etwas traurig war, da ich die Relikte der alten Bleiminen gerne gesehen hätte – so im Vergleich zu Plombières in Belgien … .

Die Alternative hat sich aber dann als ausgesprochen pittoresk herausgestellt. Wir sind dem Swane River weiter flussabwärts gefolgt: Wege über Wiesen und Weiden, dicht am Hochwasser führenden Fluss entlang und auch einige Meter oberhalb. Den genauen Verlauf des Coast 2Coast kenne ich eigentlich gar nicht (wenn es ihn überhaupt gibt), und so habe ich einfach mal rechts, mal links des Flusses den mir am attraktivsten scheinenden Pfad herausgesucht. Nur : Reeth liegt am linken Ufer, wir sind am rechten. Vorgesehen ist, an einer Furt zu queren. Aber – wie gesagt – es herrscht Hochwasser.. Eine Treppe führt in den Fluss, einige Steine am anderen Ufer heraus – und dazwischen reißende Strömung. Glücklicherweise gibt es noch eine Schwingbrücke etwas flussabwärts …

Reeth

Reeth ist ein kleiner verschlafener Ort, der – wie alle Orte hier in Yorkshire – zunächst wenig einladend aussieht: das liegt vor allem an den aus dunklem Stein erbauten Häusern mit den dunklen Schieferdächern.….

Wir schlafen im „Black Bull“ und haben so langsam den Zoo voll: wir hatten darüber hinaus schon die Greyhounds und den weißen Löwen.

Das Wirtshausschild steht Kopf !
Das ist das Resultat eines Streits des ehemaligen Besitzers des Pubs mit der Verwaltung des Nationalparks, die unbedingt bei der Renovierung der Fassade des aus dem 17. Jh stammenden Pubs, diese erneut verputzt wünschte – gegen den Willen des Besitzers, der die ortsübliche Steinfassade bevorzugte. Die Nationalparkverwaltung saß jedoch am längeren Hebel, und das nach def Renovierung umgekehrt montiertf Schild erlaubte es dem Wirt immer wieder, auf Nachfrage seine Version der Geschichte zu erzählen

Die heutigen Gespräche waren international: Norweger, ein Kanadier und zwei gut deutsch sprechende Belgier aus Grimbergen. Es sind doch viele verschiedene Leute auf dem C2C unterwegs.

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 11– von Kirkby Stephen nach Keld

Von den 9 Standard Riggs waren nur vier da – sah zumindest so aus ….

Dienstag, 9. Juli 2024, 22km 670m+, 520m

Ich habe jetzt seit 2 Tagen das Wetter außen vor gelassen und es im Blog nicht thematisiert – es war ja auch alles ganz ok …
Aber heute ist es DAS Thema : es gießt in Strömen und es gibt gute Chancen, dass es den Tag über so bleibt! (Es blieb so …). Und heute soll es doch eigentlich zu den 9 Standard Riggs gehen – die sind so was wie das Wahrzeichen des C2C Trails.
Bei steifem Gegenwind (wieso eigentlich ? Ich dachte, der Regen käme in England aus dem Westen) und waagerecht einfallendem Regen stapfen wir bergauf. Die 9 Standards liegen auf 660 m Höhe – 400 m Anstieg: zunächst auf Asphalt, später auf einem Feldweg und zum Schluss durchs Moor. Im Nullkommanichts bin ich neben einen Stein getreten und habe nasse Füße und Schuhe …

Oben angekommen ist zum einen die Sicht gleich Null, dann weht aber auch ein so starker Wind, dass ich ernsthaft Mühe habe, mich auf den Beinen zu halten. Ich versuche Fotos – vergebliche Liebesmüh.
Wir haben irgendwie keine Lust, uns bei Sturm, Starkregen und Nebel noch länger oben auf dem Grat aufzuhalten und treten den Rückzug an. Das verlängert den Weg zwar um 2 km, aber 100m tiefer ist alles etwas einfacher…
Der dauernde Wind und Regen setzen der Moral ganz schön zu – wir bleiben die letzten 10 km auf der Straße – keine Lust, jetzt noch mal übers Moor zu laufen …

Gegen 3 kommen wir in Keld in unserem Hotel an: Trockenraum, Dusche, Warmwerden ….
Das Abendessen ist eines Langasthofs würdig : große schmackhafte Portionen und nachher ein leckeres Bier in der Lounge zusammen mit anderen Coast2 Coastlern.

Morgen ist der Wetter- bericht leider dem heutigen sehr ähnlich – und wir haben doch Juli!

Auf dem Coast to Coast Way durch England: Tag 10 – in Kirkby Stephen

Montag, 8. Juli 2024, RuhetaG, 6 km

Beim Frühstück

Ruhetag. Ich dachte, eine Pause sei nach dem Lake District nötig: wahrscheinlich werden wir aber eher am Ende der Tour über die zu happigen Etappen fluchen ….

Heute gab es wieder englisches Frühstück: Ganz klassisch besteht das immer aus den gleichen Zutaten: baked Beans, gegrillte Tomate, Champignons, ein Spiegelei, ein bis zwei Scheiben geräucherter Speck und ein meist undefinierbares Würstchen. Trotzdem lecker.
In unserem Zimmer haben wir gestern Abend die beiden Geologie- Studentinnen vom Anfang der Wanderung wiedergetroffen: die eine von beiden hat ihren Fuß total überlastet, der Mittelfuß ist dick geschwollen, Gehen geht kaum – die Tour ist zu Ende … die beiden sind mega enttäuscht – richtig mies!

Danach – bei richtig gutem Wetter mit Sonne (das ist diese gelbe, helle Scheibe am Himmel, durch die es nach einiger Zeit warm wird …) sind wir durch die Straße des Ortes geschlendert, haben uns die geschichtsträchtige Kirche mit den Überresten von Kapitellen aus dem 8.-10. Jahrhundert angesehen.

Auch die Figur eines gefesselten Gottes (oder des Teufels?) aus der Wikingerzeit gibt es. Es soll sich bei der Darstellung um Loki, den Gott aus der Nordischen Sagenwelt handelt.

Früher muss Kirkby Stephen ein regional bedeutender Ort gewesen sein: seit Mitte des 12.Jhs sind die Marktrechte verbrieft !

Nach dem Mittags- picknick machen wir uns auf zu einem Spaziergang in der Nähe des Ortes: der Weg führt über eine alte Bahntrasse und dann am Flüsschen Eden zurück. Die Bahntrasse gehörte zu einer Querverbindung, die das Kohlerevier im Westen Nordenglands mit dem Erzabbau im Osten des Landes verband – und natürlich längst stillgelegt ist.


Abendessen gibt es bei einem richtig guten Inder (Mango Tree), und das Ale wieder im ‚Black Bull‘. Den Abend beschließe ich mit dem Smartphone in der Hand in der Hostel -Kirche, auf einer Couch liegend und damit beschäftigt, meinen Blog zu schreiben. Dagmar zieht das Bett vor – der riesige Kirchenraum des Hostels trotzt nämlich allen Heizversuchen.
Morgen soll das Wetter wieder schlechter sein – und der Weg ist bekannt für den unglaublichen Matsch …. wait and see….