26. September 2018
Heute sind fast alle aus der Herberge schon zwischen 6 und 7 losgewandert, um der Mittagshitze zu entgehen. Also ich auch… Aber da ich ziemlichen Horror vor dem ganzen Asphalt habe, bin ich in die Berge/ Hügel hoch gewandert (ca. 250 Höhenmeter) und habe auf diese Weise durch Eukalyptuswälder und Macchia die Asphaltpisten zumindest teilweise umgangen. Auf jeden Fall sind solche Wege besser geeignet für Gedanken über Gott und die Welt… .
Mit mir um diese nachtschlafende Zeit aufgestanden sind auch 3 Spanier: eine Tochter (ca. 30 Jahre) mit ihren ca. 70 Jahre alten Eltern. Sie hat ihren Eltern diesen Camino, den die Eltern schon lange machen wollten geschenkt. Die Eltern sind als junge Leute als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen – sie im Frauen Schlafsaal – er bei den Männern. Dann auf einem Fest der spanischen Gemeinschaft … Heirat… Kinder… . Die Tochter in der 2. Generation ist dann Architektin geworden – die Eltern haben nur sehr gebrochen deutsch gelernt. Und diese Familie hat ohne wirkliche Wandererfahrung die ganzen Etappen bis hierher total genial hingekriegt… die haben ein höheres Marschtempo als ich…
Kurz vor dem Eintritt ins Tal des Rio Lima habe ich dann den offiziellen Wanderweg wieder erreicht. Jetzt ging`s bei mörderischer Hitze die letzten 6 km zuletzt am Fluß entlang nach Ponte die Lima. Schöner kleiner Ort, ruhiger Fluß zum Baden und am Abend noch ein leckeres Abendessen mit Bruno- netter Kerl aus dem Schwarzwald, der versucht hat, viele ökologisch innovative Ideen in seinem Beruf als Metzger umzusetzen …spannend… .
Auf dem Weg fiel mir etwas auf: fast alle Kirchen und Kapellen sind zu.. wenn man viel Glück hat, kann man durch Gitterstäbe einen Blick erhaschen .. Klar, ich weiß- Schutz vor Diebstahl und Vandalismus…. Aber trotzdem : wem nützen Kirchen, wenn sie geschlossen sind ? Wie soll Kirche einen Platz im Leben der Menschen erhalten, wenn ihre Räume nicht zum Verweilen einladen? Und eine geschlossene Kirche wird auch Andersgläubigen keine Möglichkeit des neugierigen Kennenlernens bieten…
Aber, ich gebe es zu – nach 1 großen Bier uns fast 1/2 l jungem Wein bin ich eigentlich zu keinem intelligentem Gedanken mehr fähig……