Camino Portugues 2018, Tag 4 : Rates – Porte de Tamel (27 km)

Ermida de Nossa Sra. da Franqueira
an der Ermida de Nossa Sra. da Franqueira vor Barcelos

25. September 2018

Heute bin ich (und eigentlich fast alle in der Herberge) schon um 6 Uhr aufgestanden, um noch vor Sonnenaufgang um 6.45 loszulaufen. So waren die ersten 15 km sehr angenehm zu gehen über Feldwege zu einem netten Ort namens Barcelos. Aus dem stammen diese schwarzen Hähne aus Keramik mit den bunten Punkten – Wahrzeichen der Region.
Pilgerherbergen haben durchaus Vorteile: man kommt mit ganz vielen Leuten ins Gespräch – allerdings drehen sich die Gespräche (anders als in Taizé) meist  doch eher um die Planung des nächsten Tages – oder liegt es an mir, dass ich andere Themen nicht initiiere ?

Aufbruch vor der Morgendämmerung –
aus Sorge vor der zu erwartenden Hitze..

Nachteil der Herbergen: bei 20 Leuten im Schlafsaal war der Schnarchpegel, die dicke Luft und die Temperatur zusammen mit den Mücken so, dass ich gegen 1 Uhr die Reißleine gezogen habe und mich auf eine Isomatte in den Garten gelegt habe. Das war aber leider auch nur theoretisch besser – die Mücken waren jetzt viel aggressiver und der Lärmpegel wurde – ununterbrochen – durch kläffende Hunde aufrechterhalten…. Aber 3 Stunden Schlaf reichen doch, oder ?

Barcelos Templo do Senhor  Bom Jesus da Cruz
Barcelos – Templo do Senhor Bom Jesus da Cruz

Nach dem netten Barcelos ging es dann (ab 11.30) nur noch 9 km weiter bis nach Portela de Tamel. Auf dem Abschnitt waren es dann wieder 30 Grad – ohne Schatten und bergauf…. Dafür ist das Albergue wieder nett – die Leute natürlich auch, sind ja immer die gleichen…. .
Ich finde es gar nicht so einfach auf dieser Tour meine Gedanken auf Wanderschaft zu schicken… sehr viele Leute als Abwechslung, die Hitze, die kleinen Kirchen meist geschlossen, und Wege, die oft über Straßen mit Autoverkehr führen.
In der Herberge dann Gespräche mit den anderen und dann habe ich da noch was Interessantes zu lesen : Boris Cyrulnik, Rette dich, das Leben ruft. Der Autor, ein Psychiater, ist einer von denen, die das Konzept der Resilienz (also der psychischen Widerstandskraft gegenüber  traumatischen Erfahrungen) entwickelt hat. Und in diesem Buch nimmt er als Basis der Erläuterung seines Konzepts seine Kindheit als jüdischer Waise während und nach dem 2. Weltkrieg. Wahnsinnig interessant und gut geschreiben !
Morgen werde ich – wie auch heute – den Weg wieder etwas freier interpretieren, um die befahrenen Straßen mit Pflastersteinen bzw. Asphalt zu umgehen. Heute habe ich stattdessen einen Weg durch einen  Eukalyptuswald gefunden und morgen versuche ich, einen ähnlichen Weg zu wählen. Mal sehen ob’s klappt…