2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 5: Walporzheim – Sinzig

Rapsfelder in der Nähe von Sinzig

Dienstag, 14.4.2020


Sinzig – Walporzheim auf dem Ahrsteig:: ca.25 km 
Walporzheim- Ahrmündung – Sinzig  mit dem Rad: ca 25 km

  😊-Soziale Distanz: unproblematisch


Auch heute bin ich wieder schon gegen 7 Uhr losgefahren, um möglichst früh die Wanderung beginnen zu können. Denn ich möchte heute die beiden letzten Etappen zusammenfassen und bis zum Rhein wandern – oder besser gesagt: ahraufwärts wandern und zum Rhein den Ahrradweg nehmen.

In Walporzheim, dem Endpunkt der letzten Etappe angekommen, erlebe ich aber erstmal eine herbe Überraschung: Ich wollte das Rad abschließen und stelle fest, dass ich das Schloss zu Hause gelassen habe. Was tun? Auf die Ehrlichkeit der Anwohner und Wanderer vertrauen? Hmmm,  würde wahrscheinlich gutgehen, das Risiko im Verhältnis zum Wert des Fahrrads ist mir aber zu hoch. Also habe ich mich umgesehen, wen ich bitten kann, mein Fahrrad in seinen Garten zu stellen und bin wirklich fündig geworden (natürlich alles mit gebührendem Sicherheitsabstand…eine Ansteckung vom Balkon der ersten Etage wäre wirklich ungewöhnlich…). Insofern ist das Rad jetzt auf einem Hinterhof geparkt, und ich fahre mit dem Auto bis zum Endpunkt der Etappe nach Sinzig weiter.

Ich habe mir, glaube ich, den kältesten Tag der Woche für die heutige Wanderung ausgesucht – nur mit T- Shirt ist es definitiv zu kalt und ich bin froh, den dicken Fleece mitgenommen zu haben. Der Weg heute ist einfach: es geht meist auf Feldwegen nur leicht bergan, die Wandergeschwindigkeit ist deutlich höher als auf den letzten Etappen. Es geht an blühendem Raps vorbei, durch Weinberge, Buchen- Eichen und Lärchenmischwälder: und immer wieder herrliche Ausblicke ins Tal. Um die Dörfer herum begegne ich einzelnen Menschen mit Hunden und wenigen Joggern, zwischen den Dörfern bin ich wieder stundenlang allein und höre nur den Gesang der Vögel und meine Schritte – den entfernten Lärm der Straße schaffe ich meist auszublenden. Vorbei an mehreren kleinen Kapellen – die offensichtlich auch heute noch regelmäßig besucht werden-  bin ich dann nach knapp sechs Stunden an meinem Fahrrad in Walporzheim angekommen und radele nun an der Ahr entlang Richtung Rhein: jetzt durchquere ich all die Orte, die ich auf dem Ahrsteig nur von oben sehe: zunächst Ahrweiler mit seinem mittelalterlichen Stadtkern (zur Zeit nur mäßig viel Leute auf den Straßen) und der gotischen Kirche.

die Eiserne Hochzeit mit nur wenigen erlaubten Teilnehmern- aber wenigstens etwas ….

Innen findet in den ersten zwei Bänken eine kleine Zeremonie mit wenigen Personen statt. Ich setze mich in eine Bank und höre zu: es ist eine Eiserne Hochzeit-  65 Jahre verheiratet. Das „Großer Gott“ singe ich aus der letzten Bank mit… Ich hätte die Kirche gerne noch etwas besichtigt, wollte aber nicht stören und bin weitergefahren. Auf dem Weg sind alle Spielplätze verriegelt und abgesperrt – aber die Kinder spielen auf den Feldern, am Wegrand, am Wasser: da sind mir die sozialen Ungerechtigkeiten dieser Kontaktsperre besonders vor Augen geführt geworden: diese Ausweichmöglichkeiten haben die Menschen in den Wohnblocks der Städte nicht – da findet das Leben dann wirklich in der 2- Zimmerwohnung statt… Dann führt mich der Weg an Sinzig vorbei zum Rhein: die zwischendurch – bei Bad Neuenahr – kanalisierte Ahr hat hier kurz vor der Mündung wieder ein breites Bett: es geht zunächst durch Auwiesen und dann durch eine blühende Bruchlandschaft zur Mündung an den Rhein.

Blick rheinaufwärts

Dort angekommen setze ich mich auf die Rheinkiesel und schaue den Schiffen und dem Verkehr auf dem anderen Rheinufer zu. Gegenüber liegt Linz und ich kann den Hang erkennen, den ich auf dem Rheinsteig mit Mira hochgewandert bin. Und auf einmal hab ich einen ganz dicken Kloß im Hals, werfe noch zwei Kiesel in den Rhein und mache mich auf den Weg zurück nach Sinzig.
Noch eine schön ausgemalte romanische Kirche mit einem Organisten,  der moderne Orgelmusik übt – ungewöhnlich, aber in der Intensität und Spannung passend zur aktuellen Zeit. Es folgt die leise Enttäuschung, da ich keine geöffnete Eisdiele für meinen obligatorischen „Ende-der-Tour-Becher“ finde – und dann der Rückweg nach Kelmis.
Fazit: Sehr schöne Tour mit interessanter Kombination aus Radfahren und Wandern – aber etwas fehlen mit die Übernachtungen dennoch – denn die tragen unbedingt zum Reiz eines Fernwanderwegs bei !

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 4: Altenahr- Walporzheim

Ahrbrücke am Beginn der Wanderung

Donnerstag, 9.4.2020


Altenahr- Walporzheim mit dem Rad: ca. 17 km
Walporzheim – Altenahr auf dem Ahrsteig: ca 18 km


😊-Soziale Distanz: keine Probleme- aber auch keine Gespräche ….

auf dem Hinweg – Sonnenaufgang bei Weisweiler

Es ist einfach schöner, schon  in den frühen Morgenstunden loszuwandern   – das Morgenlicht, die Kühle des Vormittags – alles das macht  die Tour morgens weitaus angenehmer. Nur – ich habe vor dem Beginn der Wanderung wie immer erst noch meine 1,5 Stunden Autofahrt und dann  knapp eine Stunde Radtour vor mir…. Um 8.30 war ich dann in Altenahr: normalerweise ist die Stadt auch schon früh morgens voll mit Reisebussen und Touristen – heute konnte ich mir meinen Parkplatz aussuchen , da ja alle Hotels und Restaurants geschlossen sind. Dann noch eine Stunde über den Ahrtalradweg, der hier über die alte Bahtrasse der Ahrtalbahn führt – inclusive Brücken und Tunnel! – Die Ahrtalbahn fährt übrigens auch weiterhin – nur ist die Strecke inzwischen eingleisig. Ich finde das ist ein super Kompromiss zwischen Bahn und Rad. Ab Altenahr wird das Tal zumindest so weit, dass Weinbau möglich ist – meist an Steilhängen (kein Wunder , dass die Weinpreise dann höher sein müssen als in Frankreich oder Spanien- ich kann mir nicht vorstellen , das man hier die  Weintrauben anders als von Hand ernten kann).

Auf dem Weg sehe ich ein Restaurant, das Ostermenüs auf Bestellung zum Mitnehmen anbietet – gute Idee, und auf jeden Fall zur Zeit die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu verkaufen. In Walporzheim habe ich mein  Rad dann wieder geparkt und bin über den Ahrsteig zurück gewandert.
Auch heute sind einige Steigungen zusammengekommen – auf so ca. 1000 Höhenmeter komme ich schon pro Tag: das ist zwar weniger als in den Alpen, aber so für den Anfang der Wandersaison gar nicht so schlecht…

Blick vom Schrock auf die Ahrschleife bei Mayschoß

Vor allem werde ich nach jedem Anstieg mit einem wirklich genialen Ausblick belohnt – bei der Auswahl der Fotos habe ich jeweils die Qual der Wahl… Versehentlich habe ich heute einen Abzweig verpasst und bin noch mal 100 m höher geraten- hier habe ich wirklich lange Zeit nur meinen Atem, meine Schritte und das Vogelgezwitscher gehört- meditative Stille pur! Bis zu dem Moment , in dem  ich durch den  gellenden Pfiff der Bahn aufgeschreckt werde – nichts ist perfekt ! Meine Gedanken kreisen jedoch logischerweise immer noch um Corona – im weitesten Sinne. Ich frage mich was diese zur Zeit allgegenwärtige virtuelle Kommunikation mit uns (mit mir) macht: ich habe das Gefühl, dass ich deutlich weniger empathisch auf mein Gegenüber reagiere, meine Argumente mit mehr Vehemenz vertrete und mich weniger auf die Einwände des Anderen einlasse – das ließe sich ja auch ganz gut psychologisch erklären, da ich mir vorstellen kann , dass die Spiegelneuronen bei Kommunikation über einen Bildschirm einfach weniger aktiviert werden können…
Und auch bei religiösen Themen habe ich mit dem Virtuellen so mein Problem: zu einer Messe gehört für mich zwingend die Gemeinschaft  – es gelingt mir beim Hören  (und Sehen ) einer Messe im Internet einfach nicht, Gemeinschaft zu spüren – dann lieber gar keine Messe  als Dauerenttäuschung? Ok –heute ist super Wetter –eigentlich muss ich nicht zwingend über sowas nachdenken….
Bis zum Rhein fehlen mir jetzt noch ein bis zwei Etappen. Mal sehen, ob ich das vor Ostern noch schaffe oder die nächste Woche wähle!

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 3: Insul – Altenahr

das Ahrtal wird langsam weiter – kurz hinter Insul

Mittwoch, 8.4.2020

Insul – Altenahr mit dem Rad: ca. 15 km 
Altenahr-  Insul auf dem Ahrsteig: ca 19 km

    😊-Soziale Distanz: geglückt – wenig los auf dem Weg – ich habe vielleicht 10 Menschen gesehen, mit einem (natürlich mit mehr als 2 m Abstand) gut 5 Minuten gequasselt

Heute war ich um 10.15 in Insul und habe mich dann zügig auf mein Rad geschwungen, um ahrabwärts nach Altenahr zu radeln. Es ist schade, dass ich erst so spät loslegen kann – aber es sind immer 1.5 Stunden Fahrt: und vor acht Uhr loszufahren hab ich bisher einfach noch nicht geschafft. Es ist schwer zu sagen, ob der Radweg oder der Wanderweg schöner ist – ich finde, beide ergänzen sich ideal:  Der Radweg verläuft meist eben oder leicht abschüssig in der Nähe des Flusses mit immer wieder neuen Fotomotiven, während der Wanderweg schon eine gutes Training für die Bergtour im Sommer in Italien darstellt (falls die dann Ende Juni wider Erwarten doch stattfinden sollte….).

Wallfahrtskapelle Maria Geburt Pützfeld

Wie gesagt: das Ahrtal ist tief eingeschnitten – und deswegen haben die Wege, die mehrmals täglich aus dem Tal auf die Höhe hinaufführen und dann auch wieder zum Fluss absteigen fast alpinen Charakter. Ich bin auf jeden Fall begeistert von den Ausblicken ins Ahrtal und finde oben auf der Höhe die weit geschwungenen Hügelketten ungemein beruhigend. Hinzu kommt, dass die ganze Landschaft blüht: vor allem Schlehenbüsche und – hecken   aber auch Kirschbäume und nicht zu vergessen eine Unzahl an Blumen, bei denen ich nur einen Bruchteil mit Namen kenne… Aber ich habe eine App, mit der man die meisten Blumen mithilfe eines Fotos finden kann – absolut genial (Flora incognita ) . Nur- wenn ich die App zu ausführlich einsetze, schaffe ich den Weg heute nicht…. Insgesamt fällt mir das Abschalten schon etwas leichter – die Stille und die Bewegung sind ungemein hilfreich….

Am Ende eines schweißtreibenden Anstiegs sehe ich jemanden mit einem großen Wanderrucksack in der Sonne sitzen: meine Neugier ist geweckt: hier ist doch alles geschlossen – wie geht das, jetzt die Ahr bei Insul am Ende der Wanderung mehrtägige Touren zu machen? Die Lösung ist für mich nicht so befriedigend: er schläft im Schlafsack ohne Zelt –meist in Schutzhütten. Das gefällt mir nicht so ganz: zum einen, ist eine Taschenlampe einfach hunderte Meter weit sichtbar  -und erlaubt ist das Ganze ja nicht (nachts vom Förster aus dem Schlafsack geholt zu werden stelle ich mir ziemlich ätzend vor). Und außerdem bin ich ein Fan von gutem Abendessen nach einem langen Wandertag – und das ist auf diese Weise überhaupt nicht zu realisieren: also muss ich momentan doch wohl abends nach Hause fahren…

die Ahr bei Insul am Ende der Wanderung

Morgen ist wieder ein herrlicher Frühlingstag angesagt – also   werde  ich morgen auch wieder zur „Arbeit“ fahren müssen…..

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 2: Aremberg- Insul

Grenzkontrolle zwischen Kelmis und Aachen – zum letzten Mal vor 30 Jahren oder die Wiederkehr der Nationalstaaten: als ob es in Belgien ein anderes Virus gäbe als in Deutschland !
… ach übrigens: das Verhalten der Menschen auf beiden Seiten der Grenze ist inzwischen in der Realität sehr ähnlich -aber das weiß ja inzwischen kaum noch jemand : man darf ja im Normalfall nicht auf die andere Seite…. doch ! es gibt einen Unterschied: das belgische Virus kann nicht duch Bücherregale dringen (in Belgien sind Buchhandlungen geöffnet) – während es in Deutschland durch die Metallregale der Baumärkte aufgehalten wird, die nämlich dort geöffnet sind…….

Dienstag, 7.4.2020

Aremberg – Insul mit dem Rad: ca. 15 km 
Aremberg Insul auf dem Ahrsteig: ca 19 km

 Heute habe ich mir die Höhenlinien schon vorher etwas genauer angeguckt und mich entschlossen, die Wanderung in umgekehrter Richtung – flussaufwärts zu gehen. Grund ist die Radtour zu Beginn: denn Aremberg liegt 300 Höhenmeter oberhalb des Ahrtals – und ich hatte überhaupt keine Lust diese Steigung über eine Strecke von nur 4 km am Ende des Tages bergauf zu fahren… Also fing der Tag mit einer genialen Bergabfahrt an! Autoverkehr gibt es zur Zeit fast gar nicht – deswegen konnte ich auch im Tal problemlos über die Landstraße radeln und habe den fehlenden Fahrradweg auf diesem Teil des Ahrtalradweges gar nicht vermisst. Mein Fahrrad habe ich dann in Insul abgestellt und bin von da aus den Ahrsteig zurück nach Aremsberg gewandert. Der Weg führt steil im Ahrtal nach oben – immer schönere Ausblicke bei auch heute wieder strahlendem Sonnenschein lassen meinen Fotoapparat heiß laufen.

Schwarzdorn/ Schlehen:
die blühenden Hecken haben mich auf dem ganzen Weg begleitet

Oben dann an einer Aussichtsbank ein kurzes Gespräch mit einem dort sitzenden Mann (natürlich mit sicherem Corona – Abstand…). Ja, er sei fast täglich hier oben – aber zur Zeit sei es endlich mal ruhig: kein Lärm von der Bundesstraße und auch kein Fluglärm vom Köln/ Bonner Flughafen. Und jetzt in der Woche seien auch wenig Wanderer da – am Wochenende hätten sich die Leute allerdings fast auf die Füße getreten… Damit weiß ich, dass es die beste Entscheidung überhaupt war, gerade jetzt den Ahrsteig zu wandern. Denn in dem engen Tal schallen wirklich alle Geräusche nach oben: einen Rasenmäher habe ich minutenlang auch noch hunderte Meter weiter gehört. Und auf die Füße treten … nein, heute nun wirklich nicht: den ganzen Tag über bin ich auf dem Wanderweg gerade mal sechs Leuten begegnet… Während die Stille und die Leere in der Stadt auf mich unheimlich und beunruhigend wirken, ist das hier im Wald der normale und erwünschte Zustand – und so gelingt es mir endlich, wieder etwas zur Ruhe zu kommen…

14- Nothelferkapelle in Eichenbach

Ehrlich gesagt, mache ich mir im Augenblick auch viel weniger Sorgen, mir dieses Virus selbst einzufangen (in Aachen sind bei 250000 Einwohnern aktuell gerade 600 Menschen erkrankt), als dass ich mit höchstem Unbehagen die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieses Lock-down kommen sehe…. Aber was passiert, wenn man den Laden nicht früh genug dicht macht, haben ja Italien, Spanien und New York gerade sehr deutlich vorgeführt. Infolgedessen ist es wohl vor allem eine Frage der sozialen Verantwortung, die mitmenschliche Distanz einzuhalten. …. und das ist ein schwieriges Unterfangen, da ich zumindest für mich sagen kann, dass ich eine Begegnung per Internet oder auch am Telefon für nur sehr eingeschränkt komunikativ halte.  
Und wahrscheinlich wegen all dieser Unwägbarkeiten klappt das mit dem Abschalten im Moment bei mir auch nur so mittelprächtig….

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 1: Blankenheim – Aremberg

Panorama vom Hünerberg

Montag, 6.4.2020

Ich mag Fernwanderwege – und deshalb habe ich mir auch für diese Woche wieder einen solchen Weg ausgesucht – wobei Corona die Auswahlmöglichkeiten schon ziemlich reduziert hat. Die schon begonnene Tour quer durch Belgien  – vom Dreiländereck bis nach Bouillon musste ich erstmal unterbrechen – wie soll ich denn einem Polizisten erklären, dass ich um Sport zu machen mal eben nach St Hubert oder La Roche-en-Ardennes fahre? Geht nicht.
Also habe ich mir den Ahrsteig ausgesucht – in NRW und Rheinland- Pfalz geht es nur darum, soziale Kontakte zu vermeiden – und das ist beim Wandern unproblematisch. Aber es besteht ein logistisches Problem: Wie komme ich zum Ausgangspunkt der Tour – da, wo ich mein Auto geparkt habe– zurück? Normalerweise nutze ich Bus und Bahn  – das wollte ich eben wegen der sozialen Distanz vermeiden – und fahre deswegen mit dem Rad zum Anfangspunkt der Wandertour…. Also steht heute mein Auto in Aremsberg und ich nehme das Rad bis Blankenheim zur Ahrquelle. Ich sollte mir nur beim nächsten Mal die Höhenmeter vorher etwas besser angucken. Zunächst gab es zwar eine kräftige 5 km Abfahrt ins Ahrtal. Danach folgte aber eine 20 km lange Steigung bis Blankenheim – erstens hat damit der Weg viel länger gedauert als geplant und zweitens war ich schon ziemlich k.o., als ich nach 2 Stunden um Mitttag am Startpunkt der Wanderung ankam. 

Blankenheim
Blankenheim

Eigentlich hatte ich vor, mir in Blankenheim noch einen Apfel und etwas zu trinken zu kaufen – aber im Dorf war alles geschlossen-  schon wieder Corona ! Bei absolut genialem Wetter dann gut 20 km Wanderung durch die Ahrberge – tolle Ausblicke vom Hühnerberg, ein kleines Stück Römerstraße, und immer wieder blühende Blumen und Bäume  Frühling !!!

Weidenkätzchen

Ja, und jetzt fehlt mir eigentlich der zweite Teil des Tages auf einem meiner Fernwanderwege – denn die Wanderung ist zwar wesentlich, aber genauso freue ich mich immer auf den Abend: mal ist es eine Übernachtung in einem  Hotel, mal auf einer Hütte, mal im Zelt. Dann die Suche nach einem netten Restaurant und die Frage, ob ich interessante Leute zur Unterhaltung finde oder doch noch etwas lese – aber immer herrscht  Ruhe und es besteht ein gehöriger Abstand zu allen Problemen zu Hause. Aber dieser zweiter Teil fällt jetzt einfach weg ! Ganz prosaisch nehme ich das Auto und fahre nach Hause – willkommen zurück im täglichen Wahnsinnn….

2020 Prolog – Radtour nach Banneux: Kelmis – Banneux – (ca. 80 km )

Blick vom Höhenrücken bei Nessonvaux
Blick vom Höhenrücken bei Nessonvaux

Sonntag, 5.4.2020

  😊-Soziale Distanz: geglückt – alles im grünen Bereich

Eigentlich wollte ich erst morgen (am Montag) mit meinen Corona-Touren anfangen – aber bei diesem tollen Frühlingswetter, das so gar nicht zu Kontaktsperre und Ausgehverbot passt, musste ich einfach heute schon einen Prolog einlegen. Da ich kaum heute am Sonntag zur Arbeit fahren kann (und ich sonst der belgischen Polizei an der Grenze keine vernünftige Erklärung abgeben kann, warum ich unbedingt heute nach Deutschland will), habe ich mir eine Tour innerhalb Belgiens überlegt. Ich bin noch nie in Banneux gewesen. Ja, Asche auf mein Haupt, ich war wirklich noch nie da! Wer meine Blogs kennt, kann den Grund dazu zumindest erahnen: ich habe so mein Problem mit großen Wallfahrtsorten, den Menschenmassen dort und dem Andenkentrubel drum herum…. Ich habe sogar schon mal auf dem Parkplatz in Banneux gehalten – und dann sofort schleunigst wieder die Flucht ergriffen. Aber heute ist die Gelegenheit günstig: zum einen kann man heute mangels Autoverkehr mit dem Fahrrad sogar über Nationalstraßen radeln, ohne von Lastern und Rennfahrern in den Straßengraben gedrängt zu werden. Und außerdem sollte das mit den Menschenmassen heute nicht so relevant sein. Auf dem Hinweg bin ich über Andrimont, den Norden von Verviers, Dison und Soiron gefahren, um dann auf einem genialen Höhenweg zur linken das Wesertal liegen zu haben und zur rechten bis ins Herver Land sehen zu können. Dann ein unglaublich steiler Abstieg nach Nessonvaux und von da aus eine lange Serpentinenstraße auf der südlichen Talseite hinauf nach Banneux. Leider habe ich mir erst in Banneux selbst überlegt, den Blog heute schon beginnen zu lassen – deswegen gibt es leider keine Fotos vom Anfang der Tour. Aber dann Banneux ! Die absolute Leere – gespenstisch! Alles verrammelt und verriegelt, alle Kirchen, Kapellen, Restaurants und Andenkenläden zu, die Parkplätze völlig leer.  Stille – unterbrochen nur vom unwirklich klingenden Läuten der Glocken. Und heute ist Palmsonntag!
Auf dem Weg durch das Gelände des Pilgerzentrums sah ich von weitem eine Handvoll Wanderer und Radfahrer und dann an der Quelle vor der Madonnna von Banneux drei betende Menschen –  ds war alles. Sehr, sehr eigenartig… Nach kurzem Picknick bin ich dann langsam zurückgefahren: ich konnte wieder die Nationalstraße wählen: so fast ohne Autoverkehr hatte ich keine Blutdruckanstiege beim Überholmanöver der Laster zu befürchten: ich konnte in aller Ruhe über Pepinster ins Wesertal runterradeln und von dort aus über Verviers die Weser entlang zurückfahren. Dann von Baelen über Welkenradt nach Kelmis – und dann hätte ich zu Hause sein können.

Die Weser zwischen Verviers und Eupen

Aber heute ist Palmsonntag – und die Sonntagsmesse finde ich schon ziemlich wichtig. Nur: es gibt keine Gottesdienste in Corona – Zeiten…. Was tun?  Zu Hause das You-tube Video mit der Sonntagsmesse der Pfarre angucken ist bei uns zu Hause nicht so einfach– eine Stunde im Wohnzimmer andächtig Video gucken, während alle anderen Kirche für Schwachsinn halten? Schwierig ….
Ich habe mich also in unsere leere Kirche gesetzt, das Video auf dem Smartphone angemacht und zugehört, mitgebetet und mitgesungen – alles etwas merkwürdig – aber das ist zur Zeit ja der Mainstream….

2020 Alles ist anders !

Corona - Tours: Ahrsteig und Ahrtalradweg

…. eigentlich bin ich jetzt auf Korsika ….eigentlich…
aber in diesem Jahr ist alles merkwürdig und das Wort „eigentlich“ ist zum Standardausdruck avanciert…

Normalerweise suche ich auf meinen Touren Menschen und Gespräche: tagsüber wandere ich oder fahre Fahrrad und teile dann am Abend meine Erlebnisse mit den Mitwanderern oder meinen Bekanntschaften in den Herbergen und Hütten, in denen ich übernachte.
… normalerweiese …. aber was ist heute schon normal?

Also versuche ich jetzt ganz bewusst niemandem zu nahe zu kommen…. Menschenmengen zu vermeiden…. Übernachtungen sind sowieso abgesagt…..
Wie funktioniert eine solche Tour ? Geht das ? Macht es Spaß  ?
Und – das wichtigste in diesen bizarren Zeiten: KLAPPT DIE SOZIALE DISTANZ?
Ich werde versuchen, das zu bewerten:

Der social distancing – Score

  •   😊-  immer 1,5m Abstand, kein Gedränge : juchu!! gut geklappt
  •   😑    na ja, ein -zweimal war der Sicherheitsabstand doch etwas grenzwertig 
  • . 😒    heute war’s doch schon sehr eng:  so kuschelig ist momentan einfach nicht  angesagt…

Und noch etwas ist anders: ich habe die Posts  – anders als normalerweise im Blog – so angeordnet, dass der älteste Eintrag oben und der neueste unten am Ende der Seite oder auf der nächsten Seite steht – also: chronologisch lesen und sonst nicht wundern….

Eifelsteig Tag 16: Kordel -Trier (24 km)

Der Dom zu Trier

Donnerstag, 17.Oktober 2019


Heute geht’s auf zur letzten Etappe!  Nach ausführlichem Abschied von meinen Zimmernachbarn, deren Gehgeschwindigkeit doch deutlich höher ist als meine eigene mit etwa 4,5km/h, habe ich mich dann bei bedecktem Wetter mit immer mal wieder leisem Nieselregen auf den Weg nach Trier gemacht. Der Eifelsteig führt an der Burg Ramstein vorbei, durch das Butzerbachtal mit den kleinen Wasserfällen und der Wegführung mit Seilen und Hängebrücke (als ob es sich um einen hochalpinen Weg handeln würde) zu den Resten des römischen Kupferbergwerks und dann zu den Höhlen der Einsiedler, die zwischen dem frühen Mittelalter bis zu Säkularisation 1802 diese Höhlen oder besser Abris bewohnten. Die ersten hatten sich in der Nachfolge des Hlg. Antonius als Eremiten dort niedergelassen, der letzte (nördlich von Kordel) hatte gebeten, seinem Nachfolger doch einen Ofen für die kalten Winternächte aufzustellen – einen Nachfolger gab es dann aber nie, und also auch keinen Ofen….

Klausenhöhle

Im weiteren Verlauf trafen sich dann auf den letzten Kilometern Eifelsteig, Mosel Camino und Moselhöhenweg und bildeten einen gemeinsamen Weg mit immer wieder neuen faszinierenden Ausblicken aufs Moseltal und die Skyline von Trier.
Jetzt war auch wieder die Jakobsmuschel zu sehen – der Weg ist das Ziel… Ist der Weg das Ziel?
Die Frage habe ich mir auf den Etappen schon häufiger gestellt – und sie eigentlich für mich verneint.  Ich glaube nicht, dass der Weg an sich das Wichtigste (das Ziel) ist. Der Weg ist kein Selbstzweck. Klar, die tollen Landschaften (das Venn, das Rurtal, die Vulkan– und Felsenlandschaften) sind unglaublich schön und abwechslungsreich und die Verbesserung der Kondition ist auch nicht zu verachten – aber das soll ja mit dem spirituell gemeinten Satz ‚der Weg ist das Ziel‘ gar nicht ausgedrückt werden. Auf einer spirituellen Ebene meine ich aber eher, dass für mich ein Fernwanderweg (ebenso wie ein Pilgerweg) das Mittel ist, einem geglaubten Ziel näher zu kommen – religiös gesprochen: die Offenheit zu finden, mich von Gott ansprechen zu lassen. Ich postuliere eher ein Ziel (Gott), auf das ich hinlebe und versuche das – unter anderem – auf einem solchen Weg, den ich mit allen Sinnen wahrnehme und der auch Anstrengungen beinhaltet zu verifizieren ….

die Mosel

Ok. Das reicht.
Inzwischen bin ich in Tier angekommen und freue mich schon seit Tagen auf ein groooßes Eis – also zunächst Besichtigung von Dom und Liebfrauenkirche und dann  ….. einen Eierlikörbecher!
Ach übrigens – direkt nach Ankunft in Trier fängt es mächtig an zu regnen – aber auch erst jetzt, nach der Ankunft: der heutige Tag war ansonsten größtenteils ohne Regen und vor allem ohne durchnässte Kleidung…. … Wenn Engel reisen…..

Eifelsteig Tag 15: Gladbach – Kordel (26 km)

im Regen !

Mittwoch, 16.Oktober 2019 


Ich wusste nicht, dass mich Gerüche so furchtbar stören können: aber diese Mischung aus kaltem Zigarettenrauch und penetrantem Weichspüler hat mich so irritiert, dass ich um zwei Uhr nachts davon wachgeworden bin und Schwierigkeiten hatte wieder einzuschlafen. Und dann ging um 7 Uhr der Wecker….. Glücklicherweise konnte ich Hotel und Abendessen per Online- Überweisung bezahlen: denn gestern gab es auf dem Weg nur ein Dorf mit einer theoretischen Möglichkeit auf Bargeld: aber die Sparkasse hatte vor 6 Monaten dicht gemacht und der Automat der Volksbank war kaputt. Und mit meinen restlichen 20€ komme ich nicht sehr weit. Wie war das mit gleichen Chancen in der Stadt und auf dem Land? Der Dauerbrenner Handyempfang und Internet, Geschäfte, Banken, wahrscheinlich im Winter die (nicht) geräumten Straßen… da gehört schon ziemlich viel Idealismus dazu, hier zu wohnen – oder die Macht einer kleinen Firma, die alle Teppiche in den Flughäfen herstellt – die haben es geschafft, dass in der Nähe von Himmerod ein Handymast mit 4G aufgestellt wird….

Aber zurück zum Eifelsteig: der Weg führte zunächst durch den Wald- wieder mal etwas langweilige breite Forstwege. Warum dieser Wald 2012  zum „Wald des Jahres“ gewählt worden ist, entzieht sich meinem Verständnis – so spannend sah das nun wirklich nicht aus…. Zu Beginn des Tages war es zwar bedeckt aber trocken. Das änderte sich kurz vor Zemmer: da ich dort weder Bäckerei noch Kneipe gefunden habe, bin ich vor dem Regen erneut in die Kirche geflohen, um mich dort in einen preisverdächtigen, jedoch weitgehend regenabweisenden Look zu hüllen. Auf dieser Tour habe ich zum ersten Mal einen Regenponcho ausprobiert- ich habe das Modell „Müllsack“ gewählt, dass ich vor Jahren von der KBC als Geschenk erhalten hatte. Schon ganz gut, dass bei diesem Wetter kaum jemand unterwegs ist, der die Schönheit meines Outfits bewundern könnte …

mein Regenoutfit

Nach ca. zwei Stunden hört der Regen glücklicherweise wieder auf, so dass die Felsen der Kauley mit Aussichtspunkt auf Kordel durch einige Sonnenstrahlen gut zur Geltung kommen. Der Vorteil eines solchen usseligen Tages ist natürlich, dass ich die Etappe in Rekordzeit zurückgelegt habe – eine längere Rast im Regen ist einfach nicht besonders attraktiv…. Die anderen Eifelsteig- Wanderer: Peter, Georg und Marie aus Recklinghausen bzw. Eisenach und Patricia aus Hannover habe ich natürlich auch wieder getroffen – die hatten das Café in der Nähe von Zemmer gefunden und den Regen dort einfach abgewartet. Das Hotelzimmer teile ich mir heute mit Marie: wir sind dann noch gemeinsam zum Kaffee trinken und später zum Abendessen gegangen: wieder nette Gespräche zu Reisen, Religion und etwas Politik…. Glücklicherweise sind unsere Meinungen nicht allzu weit auseinander, so dass darüber keine Spannungen entstehen.  Morgen werden wir dann 20 km für die 10 km Luftlinie nach Trier benötigen- dafür sollte es aber noch einige keltische und römische Relikte zu bewundern geben… ich bin gespannt !

Eifelsteig Tag 14: Kloster Himmerod – Gladbach (26 km)

Wasserburg Bruch
Wasserburg Bruch

Dienstag, 15.Oktober 2019

Heute Morgen zunächst Messe und danach gemeinsames Frühstück an einem langen Tisch im alten Refektorium des Klosters: Pater Stephan hat die Messe gehalten: er ist schon seit Jahrzehnten für die Gäste im Kloster zuständig und nach dem Weggang der übrigen Mönche als einziger Zisterzienser in der Abtei geblieben. Schöne, ruhige Atmosphäre- ich kann mir gut vorstellen auch außerhalb des Eifelsteigs noch mal wiederzukommen.

ehemalige Fischteiche des Kliosters

Der Weg führte dann fast den ganzen Tag durch das Salmtal: ein abwechslungsreicher Weg, der – mal auf halber Höhe, mal im Tal entlang – an mehreren Mühlen vorbei in vielen Windungen dem Flusslauf folgt. Es stellt sich ein bisschen ein Feeling wie auf dem Jakobsweg ein, da ich die Wanderer aus der Abtei auf dem ganzen Weg und auch am Abend immer wieder treffe.
Glücklicherweise war der Wetterbericht nicht so ganz korrekt: der angekündigte Regen blieb größtenteils aus – der Himmel ist bedeckt, aber es ist doch so warm, dass fast den ganzen Weg das T-Shirt ausreicht.
Nach dem Frühstück habe ich mich dann im gleichen Gasthof wie Patricia, mit der ich gestern zu Abend gegessen habe, angemeldet – glücklicherweise war was frei. Nur- als ich so gegen halb vier angekommen bin, war noch alles geschlossen: Öffnungszeit ab 17.00…. Natürlich fängt es gerade an zu fisseln…. . Nach der Besichtigung der Kirche (genialer Nebeneffekt: da ist es trocken! ) schlendere ich wieder zurück und habe Glück, dass der Sohn gerade nach Hause kommt und die Türen öffnet. Mit mir kommen dann noch drei bekannte Gesichter von heute Morgen rein – Vater, 17- jährige Tochter und ein Freund: auch die schaffen es so noch kurzfristig, an eine Ferienwohnung im Dorf vermittelt zu werden.

Telefonieren ist hier übrigens wieder ein Problem: Handyempfang so gut wie Fehlanzeige – dafür gibt es aber wenigstens ein einigermaßen funktionierendes Internet…. So war es nur etwas kompliziert, für morgen eine Unterkunft zu finden – wir haben uns dann zusammen gesetzt und gemeinsam gebucht- es waren in Kordel noch zwei Doppelzimmer frei, so dass ich mir mit der 17- jährigen Marie ein Zimmer teilen werde… Zum Abendessen dann wieder Schnitzel – zu Zeit variiere ich zwischen Jäger – und Zigeunerschnitzel – typische deutsche Nationalgerichte….
Wenn dann bis morgen früh der Regen aufhört, bin ich ganz zufrieden. …