inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 13

Rückfahrt von Moistrana über Jesenice nach Aachen

Donnerstag, 13. April 2023

Heute Morgen bei meinem kleinem Frühstück im Hostel mit Blick aus dem Fenster – dabei ein Dank an Clara und Sonja für Kaffee, Brot und Honig – stelle ich fest, dass ich schon zum zweiten Mal richtig Schwein mit meinem Osterurlaub habe: auch im letzten Jahr auf Korsika setzte der Regen pünktlich nach der letzten Etappe ein …
Ein Punkt nervt mich schon seit Tagen, oder besser gesagt, ich habe ihn weitgehend ad acta gelegt, da ich das Problem auf der Wanderung sowieso nicht lösen konnte. Ich hatte die Rückfahrt so schön geplant: ich fahre Donnerstagmittag mit dem EC von Jesenice nach München und nehme dort den einzigen durchgehenden Nachtzug nach Köln. Aber – wie habe ich das so schön auf Dagmars Geburtstag gelernt: „Planung ersetzt Zufall durch Irrtum“. Oder nach meinem persönlichen Wahlspruch: „ Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“.


Die so schön gebuchte Verbindung existiert nicht mehr. Bei Abfahrt Donnerstagmittag wird mir ein 3- stündiger nächtlicher Aufenthalt auf dem Salzburger Bahnhof angeboten… keine gute Idee. Also habe ich mir schon vor einigen Tagen eine Verbindung mit Abfahrt vormittags in Jesenice rausgesucht. So habe ich zwar die Wanderung etwas verkürzt, aber die nächtliche Wartezeit zwischen 1 Uhr und 4 Uhr nachts wäre zu ätzend. Umbuchen konnte ich das auf der Tour natürlich nicht – mal sehen, was die Kontrolleure sagen.. .
Die Fahrt ist problemlos verlaufen. Ich war wirklich- wie vorgesehen – kurz nach Mitternacht in Aachen, bin zu Fuß zur Praxis und da stand schon der VW Bus. Perfekt – und eigentlich viel besser, als die Nacht im ICE zu verbringen.
Harmonischer Abschluss einer gelungenen Tour!

so, alles gewaschen und gelüftet – bis zum nächsten Mal!

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 12

von Trenta über Kranjska Gora nach Mojstrana (22 km 1200m bergauf, 1190m bergab)

Mittwoch, 12. April 2023

Ist das kalt – und durch den Tau auch noch ziemlich nass ! Glücklicherweise gibt es im Camping heißen Kaffee zum Wärmen und für die Lebensgeister. So wandere ich nach dieser Stärkung zunächst mit nur leichter Steigung bergauf zur Soĉa Quelle – den letzten Kilometer lasse ich den Rucksack am Weg zurück.

Im letzten Abschnitt wird der Weg zum Klettersteig: Als es dann nur noch mit wenigen Zentimetern Breite an der Wand entlang weiter gehen soll und ich die Altschneereste sehe, unter denen die Soĉa entspringt, geh ich nicht weiter. So viel Adrenalin scheint mir für die Quelle zu viel an Einsatz …..

Jetzt geht der Anstieg los. Heute sind es (auf der ersten und einzigen Bergetappe meiner Wanderung) 1000 Höhenmeter bergauf und bergab. Die Frage ist nur, ob ich nicht zu viel Schnee haben werde….
Bis 1400 Meter ist alles ok, dann geh ich lieber auf der Straße weiter – Bergwege und 20 cm Schnee scheint mir nicht so ganz ungefährlich…

Vrsiĉ Pass

Oben am Vrsiĉ- Pass auf 1614m ist Winter: ein eiskalter Wind, 30 cm Schnee an den Straßenrändern und nur wenige Touristen, die nach kurzen Fotos schnell wieder in ihren Autos verschwinden.
Bergab kann ich den Alpe Adria Trail ab 1400m wieder nehmen und bewundere die mit blühenden Christsternen bedeckten Hänge. Darüber hinaus Leberblünchen, Anemonen, Veilchen, Primeln – richtig Frühling. Am Nachmittag kann ich auf einer mit Krokussen übersäten Wiese sogar mein Zelt trocken.

Krokuswiesen mit Flussbett (Kalkstein – kein Schnee!)

Kleines Problem: Smartphone und Powerbank sind leer, so dass ich die letzten 5km nach grober Himmelsrichtung laufe (hat ganz gut geklappt) und leider auf dem Weg kein Bett für die Nacht buchen konnte. So habe ich mich in Kranjska Gora angekommen, erstmal zu dem obligatorischen „ End of the Tour -Kuchen“ (es gab keinen Eisbecher) in ein Kaffee gesetzt und mein Smartphone geladen. Uff. Die Hotelpreise sind an den Skiort angepasst Glücklicherweise finde ich aber auf dem Weg nach Jesenice ein Hostel – und einen Linienbus. Das Hostel ist toll. Ein großer Tisch, an dem alle sitzen können, mit

internationalen Gästen aus Bulgarien, Italien, Slowenien und Deutschland. Mit den beiden deutschen Studentinnen komme ich ins Gespräch und wir essen die gelieferte Pizza gemeinsam: sie studieren in Berlin und machen hier in Slowenien Ferien mit etwas Wandern und Sightseeing. Clara studiert Politikwissenschaft mit einem Schwerpunkt, wie man eine Gesellschaft organisieren kann, ohne klimaschädlich zu sein, Sonja Biochemie. Darüber hinaus wie immer Gespräche übers Wandern und über Touren – Clara will für 1 Jahr nach Chile – aber auch über Religion und Spirtualität. Echt interessanter Abend.
Morgen soll das Wetter umschlagen – eigentlich ein guter Zeitpunkt nach Hause zu fahren.

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 11

von Bovec nach Trenta (24 km, 570m bergauf, 380m bergab)

Dienstag, 11. April 2023

Auch heute sind mit Ausnahme von wenigen Tages-ausflüglern keine Wanderer unterwegs. Das kommt mir heute entgegen: Der Soĉa Trail ist ohne große Höhenunterschiede einfach zu laufen – aber es sind viele Wurzeln und Steine auf dem Weg, so dass ich froh bin, auf meine Füße achten zu können ohne gleichzeitig den Gegenverkehr im Auge haben zu müssen. Bei so einem Weg komme ich nicht in „Mittelgebirgsgeschwindigkeit“ vorwärts: 4.5 km pro Stunde klappen hier einfach nicht. Da muss ich mich eher an die Gehzeiten im Rother Wanderführer halten, der 7 Stunden ansetzt, was in etwa stimmt – wenn man die vielen Pausen dazu rechnet, die ich für die Fotos benötige.

Die Soĉa imponiert heute, zunächst ohne Sonne, eher smaragdgrün als türkisblau, ist aber auch so höchst fotogen. Und im Laufe des Nachmittags kommt dann doch noch die Sonne heraus.

Auf dem Weg – der Rother Führer weiß nichts davon – gibt es eine modern aufgemachte Kapelle mit Texten in slowenisch, italienisch und deutsch. Wirklich beeindruckend!

In Trenta – das sind sowieso nur eine Handvoll Häuser – dann die unangenehme Überraschung: das Touristenbüro, der Supermarkt, das Restaurant: geschlossen. Wo auch immer ich bei „Apartment“ klingele, macht entweder keiner auf oder will nicht vermieten. Eigentlich soll auch der Campingplatz geschlossen haben, aber ich versuche trotzdem zu telefonieren. Und – er hat geöffnet und es gibt sogar warme Duschen und Pizza zum Abendbrot. Genial !! Mein Zelt steht mit Blick auf die Berge – hoffentlich ist mein Schlafsack warm genug ….

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 10

von Tolmin über Kobarid nach Bovec (29 km, 890m bergauf, 680m bergab)

Montag, 10. April 2023


Wie komme ich nach Kobarid ? Den ganzen Weg zu Fuß zu gehen fällt aus – das wären fast 40 km. Aber der einzige Bus fährt erst am Abend um 21.00 – wie praktisch … .

Tolmin

Also gehe ich nach einem kleinen Frühstück mit 2 Croissants und 2 Latte Macchiato zum Kreisverkehr Richtung Korbarid und versuche auch schon auf dem Weg mit dem Daumen ein Auto anzuhalten. Fehlanzeige. Aber am Ausgang des Kreisverkehrs habe ich mehr Glück: ein Paar aus der Ukraine hält an und nimmt mich die Hälfte des Weges mit. Von da aus gehe ich maximal einen Kilometer, bis mich ein slowenisches Ehrpaar, die kein Wort englisch sprechen, bis nach Kobarid mitnehmen.
Und dann geht der Weg durchs Soĉa Tal los : eigentlich hat die Tagesetappe nur 19 km (plus die 5 km, die ich schon gelaufen bin) – nur habe ich dummerweise -wie im Mittelgebirge auch sinnvoll- die Etappe in Kilometern und nicht mit Wegstunden geplant.

Der Trail läuft aber wie an die Talwand geklebt in stetem auf und ab das Tal hinauf – und wenn er mal am Ufer entlangführt, ist er weggespült und die Tour klettert über Blockwerk. Ich komme auf 1,5 km/ Stunde …

Glücklicherweise hat dieser – zugegebenermaßen extrem schöne und aussichtsreiche Abschnitt irgendwann ein Ende und ich gehe zunächst weit oberhalb des Tales, dann auf einer kleinen Uferstraße und zuletzt in den Flussauen weiter. Aber es ist heiß, die Etappe ist lang und ich bin inzwischen ziemlich k.o.

Das Flussbett der Soĉa

Da kommt mir eine Familie, die ich beim Wandern überhole und von der ich annehme, dass sie österreichisches Deutsch spricht gerade recht: ich grüße und bekomme eine Antwort auf hochdeutsch – dann kommen wir für den Rest des Weges ins Gespräch. Sie ist als Tochter von Gastarbeitern, die aus einem kleinen Kaff hier in der Nähe kommen, in Wiesbaden aufgewachsen – heißt Elke! – und wir reden über die Diktatur des alten Jugoslawien, Sprachen, ob der Vrsic Pass zum Wandern offen ist – und wo man abends gut essen kann. Ihr Tipp war übrigens super– der Hamburger war hervorragend!
Auch in meinem Hostel gibt es interessante Gespräche: eine Holländerin, die professionell Skateboard fährt – Downhill ! – und von all diesen Funsportarten , die es hier im Dorf gibt, so angezogen ist, dass sie zzt im Hostel arbeitet, um Geld für ihr Hobby zu haben.
Ich leide definitiv nicht mehr unter Kommunikationsmangel!

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 9

von Tribil Superiore nach Tolmin ( 22 km, 910 m bergauf, 1380 m bergab)

(Oster)Sonntag, 9.April 2023

Ostersonntag! Werde ich Sonntagsspaziergänger treffen ? Ich bin schon etwas erstaunt, dass mir weder auf dem Weg noch in den Hotels oder in den Herbergen irgendwelche Wanderer begegnen. Ich bin eigentlich mit dem Alpe-Adria Trail auf einem ziemlich bekannten Weg unterwegs- und ich finde die Jahreszeit bis jetzt perfekt: Bisher kaum Regen und warm genug, um mit T- Shirt und Fleecejacke zu wandern. Aber die Saison beginnt eben erst im Mai … .

Heute morgen also Frühstück in der leeren, zum Hostel umfunktionierten alten Dorfschule und dann stieg der Weg zum Monte Cum an.

Es war noch kalt, ziemlich schattig, als ich an den Schützengräben dieses Schlachtfelds des 1. WKs ankam. Es war ein eigenartiger düsterer Ort und meine Phantasie ging mit mir durch : ich hörte fast das Maschinengewehrfeuer, die Schreie und das berstende Holz… Völlig unpassend zum Ostersonntag!

Als ich mich von da entfernte und den Berg hinabstieg änderte sich die Stimmung – jetzt sah ich die Primeln, die Veilchen, auch Krokusse auf grünen Wiesen – kurz – Frühling ! Und mir kam das berühmte Gedicht von Mörike in den Sinn:

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen. –
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen.

An den nächsten Bergen San Volfango und am Kolvarit hat sich der Spuk nicht wiederholt: ich habe zwar dort auch die Soldatenfriedhöfe gesehen, bin durch die Schützengräben und Gefechtsstellungen gegangen – der Trail führt dadurch – aber ich habe das wieder mit der gebührenden Distanz betrachteten können – jetzt ist allerdings auch Mittag und die Sonne steht hoch am Himmel … Dann 1000 Höhenmeter bergab ins Soĉa Tal nach Tolmin – zunächst über schöne, aber steile Bergwege, dann leider über Asphalt. In Tolmin gab es das günstigste Hotel für schlappe 75€ – ich habe den Campingplatz gewählt ….

Kamp Siber – Camping in Tolmin

Das bedeutet, dass ich noch mal die 2 km zurück ins Zentrum zur Abendmesse am Ostersonntag gegangen bin und jetzt hier auch gerade einen dicken Burger esse. Die Messe war übrigens auf slowenisch – einer Sprache, die meinem Empfinden nach nur aus Zischlauten besteht und von der ich kein Wort verstehe. Glücklicherweise ist die Messliturgie international und damit ist es insgesamt klar, um was es gerade geht…

inspiriert vom Alpe Adria Tril von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 8

von Castelmonte nach Tribil superiore (14,5 km, 690m bergauf, 680m bergab)

Samstag, 8.April 2023

Castelmonte ist ein ganz alter Marienwallfahrtsort, in dem heute ein Kapuzinerkloster ist. Die Kirchenbesichtigung ist heute kurz und diskret ausgefallen – es waren eine ganze Reihe Menschen in der Kirche, die auf die Beichte gewartet haben, und da wollte ich nicht allzusehr stören. Aufällig sind die sehr eindeutigen Votivbilder, die ich so bisher nur auf einer Tour durch die Pyrenäen gesehen habe.

Heute sind es glücklicherweise nur 14 km – und die ohne furchtbare Höhendifferenz. Das kommt meinen Beinmuskeln definitiv entgegen, die nach der gestrigen Etappe noch ziemlich müde sind. An sich ist der Weg schön – er führt über den Kamm oberhalb des Judro- Tals mit immer wieder schönen Ausblicken auf die andere Talseite nach Slowenien.

Unglaublich viele Feuerwanzen auf den Wegen- und wenn ich das richtig interpretiere, sind es bald noch einige mehr ….

Aber … die dauernden kleinen Anstiege sind etwas zermürbend, vor allem wenn man sieht, dass die kaum befahrene Straße parallel zum Wanderweg flach in nur 50-100m Entfernung verläuft.

Schützengräben

Der Wanderweg ist Teil des Friedenswegs, der entlang der mörderischen Frontlinie des ersten WKs verläuft. Immer wieder komme ich an den Schützengräben, den Gefechtsstellungen und Kriegsgräbern vorbei – und an Kirchen zum Gedenken… Kann man damit die Schuld wettmachen, eine ganze Generation verheizt zu haben ?

Ich bin übrigens (nicht nur heute) völlig allein auf dem Wanderweg: mir ist außerhalb der kleinen Dörfer kein Mensch begegnet. Auch heute im „Ostello di finestra“ in Tribil superiore bin ich alleine. Das Hostel (oder Hotel) ist in der alten Dorfschule untergebracht. Bei Ankunft ist das Hostel geöffnet und mein Name steht an der Zimmertür, so dass ich mich schon mal breit machen kann.

Gegen 18.00 kam die Köchin, um mein Menü zuzubereiten (war übrigens sehr lecker). Ich war ziemlich überrascht: sie spricht sehr gut englisch, hat dann aber – als sie hörte, dass ich in der Wallonie wohne – in fließendes Französisch gewechselt. Des Rätsels Lösung: sie ist in Lausanne aufgewachsen, hat als Au-pair in England gearbeitet. Ihre Mutter stammt hier aus Friaul, so dass sie italienisch und ein slowenisches Platt spricht, da die Gegend hier oben an der Grenze zweisprachig ist ….. Ach so, in der Schweiz wurde als Fremdsprache darüber hinaus noch Deutsch gelehrt ….

Sehr schade finde ich, dass es mir heute nicht gelungen ist, jemanden zu finden, der zur Osternacht ins Tal fährt. Nur mit Lektüre fehlt mir doch etwas Wesentliches ….

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 7

von Podsabotin über Smartno nach Castelmonte (28 km, 1400m bergauf, 980m bergab)

Freitag (Karfreitag), 7.April 2023

Gestern Abend hatte mich meine Wirtin vorgewarnt: im Gegensatz zu Karst und Lagune sei die Luft hier feucht, so dass das Zelt morgens nass vom Tau sei …. fast richtig – nur dass am nächsten Morgen das Zelt von einer weißen Schicht überzogen war – Raureif! Beim nächsten Mal packe ich auch auf einer Frühlingstour die Handschuhe ein …
Das Frühstück war genauso gut wie das Abendessen und dann hat mir die Wirtin noch angeboten, mich nach Smartno zu fahren- einem pittoresken Örtchen, dass bei der Länge der heutigen Etappe normalerweise leider nicht am Weg gelegen hätte.

Smartno

So starte ich in dem wirklich sehr liebevoll restaurierten kleinen Ort und kann mich im weiteren gar nicht satt sehen an der Landschaft mit den Dörfern auf den Hügelkuppen und den Weinbergen darum herum, während nach Osten der Blick ins Soĉa Tal wandert. Der Fotoapparat läuft heiß …

Dann die schwierige Entscheidung: weiter aufwärts zum Kobarid, gefolgt von einem steilen Abstieg und Wiederaufstieg zum Etappenziel auf unmarkierten Feldwegen mit unsicher eingezeichneter Brücke über den Grenzfluss Judro – der einzigen auf 10 km – oder den längeren Weg weiter oberhalb der Brda und die Querung des kleinen Flusses weit westlich im Tal – und dann zum Ende des Tages 500m hoch nach Castelmonte??

Der Krsĉk am Kožbanjŝĉek

Ich habe zur Sicherheit die zweite Variante gewählt. Dabei bin ich zunächst noch an einer interessanten Schlucht vorbei gekommen, um zum Ende des Tages über den Pilgerweg des Camino Celeste, der zum Monte Lussario, einem internationalen Marienwallfahrtsort oberhalb von Tarvisio im Kanaltal führt, die 500 Höhenmeter nach Castelmonte aufzusteigen.

Casa Peregrino in Castelmonte

Ziemlich k.o. war ich bei derAnkunft 28 km später im Pilgerhotel, der Casa Peregrino . 15 Minuten vor Toreschluss um 18.00 wurde ich da mit einem „Ah – you are Susanne“ begrüßt.

Heute ist Karfreitag- ich bin aber zu k.o., um mich nach der Karfreitagsliturgie im Kloster zu erkundigen- die Sprachbarriere ist immer wieder ein Problem. Nach dem Abendessen (wieder nur sehr holprige Kommunikation mit meinen Tischnachbarn ), habe ich noch von meinem Zimmerfenster etwas vom Kreuzweg durch die Straßen mitbekommen – mein Schweinehund war aber zu groß, um mich wieder anzuziehen, in die Kälte zu stürzen und dann doch nur Bruchstücke zu verstehen …

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 6

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Die Soĉa/ Isonzo

Mit dem Rad von Grado nach Monfalcone, Zugfahrt nach Görz und zu Fuß nach Podsabotin (45 km/ 13 km)

Donnerstag, 6.April 2023


Schon gestern Abend im Restaurant hatte ich noch nicht einmal die Möglichkeit, meine drei Worte italienisch anzubringen, heute Morgen beim Frühstück in einer Bar war es genauso: Grado ist fest in deutscher Hand und die Dienstleister unterstützen das nach Kräften. Alle fühlen sich offensichtlich wohl dabei – nur ich bin lieber in Italien, auch wenn ich mich dort nur mit Händen und Füßen und auf denglisch unterhalten kann.

Die Radtour durch die Lagune zurück nach Monfalcone war ein Genuss- auch heute wieder entspanntes Radeln auf gut ausgeschilderten Strecken und im Innern von Monfalcone auf einem gut ausgebauten Radwegenetz.
Von da aus habe ich dann kurzfristig entschieden, den Zug nach Gorizia (Görz) zu nehmen und von da aus nach Norden weiter zu wandern.

Der Alpe- Adria- Trail liefe jetzt zwar noch einmal durch den Karst, quert aber dann die Isonzo – Ebene und schlängelt sich danach durch die Weinberge des Collio. Durch die Ebene bin ich aber bereits in den letzten zwei Tagen mit dem Rad gefahren und habe dabei auch Cormons im Collio eine Kurzvisite abgestattet. Görz direkt an der slowenischen Grenze mit seiner sehr internationalen Geschichte finde ich ziemlich spannend – es war immer wieder Spielball zwischen Venedig, Österreich und zuletzt Jugoslawien, Slowenien und Italien. Die unterschiedlichen Einflüsse lassen sich durchaus noch an der Architektur festmachen.

Görz mit Burg

Diese bewegte Geschichte hat sicher auch dazu geführt, dass Görz (Gorizia) zusammen mit dem bis zum Fall des Eisernen Vorhangs abgegrenzten Ostteil der Stadt – Nova Gorica in Slowenien – 2026 Kulturhauptstadt Europas wird.

Mein Weg führt mich dann nach dem Picknick auf der Plaza Transalpina aus dem Isonzo Tal hoch in die Wälder und in den Ostteil des Collio – auf slowenisch Brda genannt. Beides heißt „Hügel“: ich bin also im Hügelland der Weinberge.

Noch in Monfalcone habe ich telefoniert, ob Campingplatz und Restaurant in dem kleinen Dorf Podsabotin in Slowenien direkt an der Grenze geöffnet sind. JA! Schwein gehabt – seit gestern ist geöffnet! Camping und B&B sind ganz neu, die sanitären Anlagen hervorragend, mein Zelt steht mit Blick auf die Weinberge.

Der Mann der Vermieterin ist Winzer- den Wein trinke ich am Abend. Es gibt das bisher beste Essen der Tour: vor allem das Omelette mit wildem Spargel und die Bohnencremesuppe mit scharf gebratenen Speckscheiben sind mir im Gedächtnis geblieben. Ein Genuss!

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 5

von Cividale nach Grado, 65 km

Mittwoch,5.April 2023

Die Teufelsbrücke – die Legende dazu: es gab kein Geld, um die Brücke zu beenden, der Pakt mit dem Teufel : Geld gegen die erste Seele, die die fertige Brücke überquert- was dann im Endeffekt ein Hund war (kommt den Aachenern das irgendwie bekannt vor?)

Heute war Kulturtag: zunächst habe ich nach einem Frühstück, von dem ich fand, dass es eines Agri- turirismo nicht würdig sei (Selbstbedienung mit Kuchen, kein Brot , Kaffee aus der Kapselmaschine) den ganzen Vormittag mit langobardischen Besichtigungen verbracht: ein altes Kloster (Tempietto), gefolgt vom christlichen und dann archäologischen Museum. Richtig spannend.


Die Langobarden waren Arianer, sind ab dem 6. Jahrhundert nach Italien gekommen und haben dort die oströmische Herrschaft langsam verdrängt. Cividale war dabei eine ihrer wichtigen Städte. Im Laufe der Jahrhunderte sind sie zum katholischen Glauben geschwenkt und sind langsam in der italischen Bevölkerung aufgegangen – die Sprache ist peu à peu verschwunden.

Laufenten

Gegen Mittag habe ich mein Gepäck abgeholt und bin über meist ausgeschilderte Radwege Richtung Aquileia geradelt. Zwischendurch hat mein Navi auch mal die Führung übernommen – was (fast) immer gut geklappt hat. Nur einmal wurden die Wege mit jedem Abbiegekommando schmaler bis ich quer über ein Feld zur nächsten Straße gefahren bin…
Zum Schluss bin ich dann auf dem Alpe-Adria Radweg gelandet – richtig gut zweispurig ausgebaut!

Aber vor Grado liegt noch Aquileia: der Evangelist Markus soll das Christentum hier nach Aquileia gebracht und Hermagoras als ersten Bischof eingesetzt haben. So eine Gründung durch einen Apostel hat dann den Titel des „Patriarchen von Aquileia“ begründet. Nach dem Einfall der arianischen Langobarfen 568 floh der dortige Bischof ebenfalls in diese Stadt.

Aus dem 4.-5. Jahrhundert stammt die Basilika mit ihren genialen frühchristlichen Mosaiken- ich bin fast 2 Stunden durch die Anlage gelaufen, so dass ich erst nach 17.00 auf dem Radweg über den Damm in der Lagune nach Grado weitergefahren bin. In dem doch sehr touristischen Grado (das merke ich gerade im Restaurant) habe ich einen Platz auf dem Campingplatz mit Blick aufs Meer – fast zum gleichen Preis wie das Hostel in Triest….

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 4

von Ceroglie über Monfalcone nach Cividale al Friuli (10 km zu Fuß, 45 km mit dem Rad)

Dienstag,4.April 2023

Das neue Schloss Duino

Nach leckerem Frühstück mit hausgemachter Marmelade wollte ich das Schloss von Duino besichtigen, das durch die Duineser Elegien von Rilke bekannt ist – aber einen Dienstag als Ruhetag hatte ich nicht auf dem Schirm. So habe ich die wahrscheinlich bessere Variante gewählt und bin den Rilkeweg zurück bis Sistiana gegangen: toller Spazierweg mit phantastischen Blicken auf Schloss und Küste – allerdings mit permanentem Hintergrundgeräusch der Autobahn ….

Cividale al friuli

Um 12.00 bin ich mit Giovanni von GoTours in Monfalcone verabredet, der mir ein Trekkingrad für die nächsten 2-3 Tage versprochen hat. Also fahre ich mit dem Zug ca. 10 Minuten (zu Fuß fast eine Tagesetappe), und dann nehme ich ein fast neues Kalkhoff- Rad in Empfang, bei dem Giovanni mir noch nach meinem Gusto Lenker und Sattel richtig einstellt. Sehr nett! Dann geht es – meist auf Radwegen- insgesamt 45 km nach Norden nach Cividale al Friuli.

Dieses kleine Städtchen hat eine bewegte Vergangenheit: es sind noch viele Relikte dieser ehemaligen Hauptstadt des Langobardenreichs erhalten. Heute habe ich bereits den Dom besichtigt und morgen will ich noch etwas mehr von der Geschichte kennenlernen.


Übernachtung wieder in einem Agriturismo (heute im Vergleich zu gestern ziemlich anonym) und Abendessen in einem eigentlich typisch friaulischen Restaurant: Frico fromaggio mit gebratener Polenta – entweder war das nicht gut zubereitet oder es wird nicht mein Leibgericht …..