von Tribil Superiore nach Tolmin ( 22 km, 910 m bergauf, 1380 m bergab)
(Oster)Sonntag, 9.April 2023
Ostersonntag! Werde ich Sonntagsspaziergänger treffen ? Ich bin schon etwas erstaunt, dass mir weder auf dem Weg noch in den Hotels oder in den Herbergen irgendwelche Wanderer begegnen. Ich bin eigentlich mit dem Alpe-Adria Trail auf einem ziemlich bekannten Weg unterwegs- und ich finde die Jahreszeit bis jetzt perfekt: Bisher kaum Regen und warm genug, um mit T- Shirt und Fleecejacke zu wandern. Aber die Saison beginnt eben erst im Mai … .
Heute morgen also Frühstück in der leeren, zum Hostel umfunktionierten alten Dorfschule und dann stieg der Weg zum Monte Cum an.
Es war noch kalt, ziemlich schattig, als ich an den Schützengräben dieses Schlachtfelds des 1. WKs ankam. Es war ein eigenartiger düsterer Ort und meine Phantasie ging mit mir durch : ich hörte fast das Maschinengewehrfeuer, die Schreie und das berstende Holz… Völlig unpassend zum Ostersonntag!
Als ich mich von da entfernte und den Berg hinabstieg änderte sich die Stimmung – jetzt sah ich die Primeln, die Veilchen, auch Krokusse auf grünen Wiesen – kurz – Frühling ! Und mir kam das berühmte Gedicht von Mörike in den Sinn:
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen. –
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen.
An den nächsten Bergen San Volfango und am Kolvarit hat sich der Spuk nicht wiederholt: ich habe zwar dort auch die Soldatenfriedhöfe gesehen, bin durch die Schützengräben und Gefechtsstellungen gegangen – der Trail führt dadurch – aber ich habe das wieder mit der gebührenden Distanz betrachteten können – jetzt ist allerdings auch Mittag und die Sonne steht hoch am Himmel … Dann 1000 Höhenmeter bergab ins Soĉa Tal nach Tolmin – zunächst über schöne, aber steile Bergwege, dann leider über Asphalt. In Tolmin gab es das günstigste Hotel für schlappe 75€ – ich habe den Campingplatz gewählt ….
Das bedeutet, dass ich noch mal die 2 km zurück ins Zentrum zur Abendmesse am Ostersonntag gegangen bin und jetzt hier auch gerade einen dicken Burger esse. Die Messe war übrigens auf slowenisch – einer Sprache, die meinem Empfinden nach nur aus Zischlauten besteht und von der ich kein Wort verstehe. Glücklicherweise ist die Messliturgie international und damit ist es insgesamt klar, um was es gerade geht…