2023: Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne – Praxistipps

Ausführliche Tipps sind bei diesem allbekannten Weg unnötig. Überall gibt es Bücher und Internetseiten für diesen Klassiker, die Via Podiensis.

Wir sind ganz am Ende der Saison gewandert und hatten dabei großes Glück mit dem Wetter: zwar war es morgens zeitweise nur knapp über dem Gefrierpunkt, aber im Laufe des Tages sind die Temperaturen bei Sonnenschein auf ca. 20-30 Grad angestigen – trotz der Lage auf 700-1200m !
Herrliches Wanderwetter und durch die schräg stehende Sonne auch super Fotowetter!
Der Nachteil dieser Saison ist die Wetterunsicherheit (die Woche vorher hatte es mies geregnet) – und die Tatsache, dass ab dem 30.9. schon viele Herbergen geschlossen haben. Damit wird die Unterkunftssuche trotz der geringeren Besucherzahlen trotzdem manchmal ein klein wenig schwieriger.

Der Weg ist bei wenig Höhenmetern, meist guter Wegoberfläche und exzellenter Markierung einfach zu gehen: wer kein Problem mit Fernwanderwegen wie zB dem Eifelsteig, dem Weserberglandweg, dem Portugiesischen Weg oder dem West Highland Way hat, wird auch hier keinen relevanten Schwierigkeiten begegnen.

Für Frankreich ungewöhnlich – die meisten Kirchen und Kapellen waren geöffnet! Da lohnt es sich dann zu sehen , was andere als bemerkenswert empfunden haben: hier eine Fotosammlung von Kirchen der Auvergne

Wir haben nicht vorgebucht, und es war auch nicht nötig vorab zu reservieren. Es reichte aus, morgens für den jeweiligen Abend zuntelefonieren.

Es gibt die Möglichkeit des Gepäcktransports- z B bei La Malle Postale -wir haben sie nicht genutzt.

Das Touristenbüro in Le Puy verteilt einen aktuellen Führer zu Übernachtungsmöglichkeiten am Weg – sehr zu empfehlen.

Wir haben den französischen Topo Guide der FFRP (darin sind Karten 1:50000) genutzt, der aber in Bezug auf die Herbergen nicht ganz so up-to date war, aber exzellente Zusatzinfos zur Region bietet. Viele andere Wanderer hatten den Führer „Miam, miam – Dodo„. Im deutschsprachigen Segment gibt es Führer über den Weg aus den beiden Wanderverlagen: von Rother ebenso wie aus dem Stein- Verlag.
Ein Klassiker für Übernachtungen auf allen Jakobswegen ist auch die Inernet- Seite Gronze.com

Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel findet man auf jeder Etappe, in dieser Jahreszeit reichten uns 1,5l Wasser aus, so dass unser Rucksack all inclusive deutlich unter 10 kg geblieben ist.

Es gibt die Möglchkeit, mit dem Bus im Verlauf der Via Podiensis zurückzufahren – hier haben wir zwar auch erst am Vortag gebucht – einer der beiden Anbieter (La Malle Postale und Compostel- Bus) war da aber schon belegt.

Hin- und Rückfahrt haben wir mit Bus und Zug organisiert: im Lozère und der Haute Loire sind die regionalen Busse subventioniert: 2€/ Fahrt, um der Landflucht entgegenzuwirken. Die Infos zu den Bussen habe ich über Rome2Rio gefunden. Falls die Busverbindungen doch Lücken aufweisen sollte: in der Gegend funkioniert auch die Mitfahrzentrale BlaBlaCar sehr gut,

Wenn man nicht gerade 3 Monate im Voraus bucht, sind TGVs und andere Züge in Frankreich ziemlich teuer: für uns war da der Flixbus die bessere, wenn auch etwas zeitaufwändigere Alternative.

… Praxistipps können veralten: Stand der Recherche ist Herbst 2023 !!!

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 10

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: Rückfahrt von St. Etienne nach Hause

Montag, 9.Oktober 2023

6 Uhr aufstehen – mitten in der Nacht! Aber so haben wir noch gut Zeit und Ruhe für ein ausführliches Frühstück vor Abfahrt des Flixbusses vom Bussteig direkt neben dem Bahnhof. Das Ibis liegt knapp 100m entfernt – 5 Minuten Weg, alles easy. Flixbus hat eine Benachrichtigung zum genauen Abfahrtsort geschrieben, wir sind 10 Minuten zu früh und wir warten unter dem grünen Flixbusschild – alles narrensicher. …. Auf einmal spricht uns jemand an, er habe uns schon im Hotel bemerkt und der Bus fahre auf der anderen Seite des Platzes ab- da sei auch das Haltestellen- Schild…(???). Der nette Mensch ist der Fahrer, er scannt unsere Tickets und wir steigen in einen – nicht grünen !! – nullachtfünfzehn Bus … Irgendwie Schwein gehabt, oder ???


Die Fahrt geht auf dem allerdirektesten Weg nach Paris: das bedeutet: keine Autobahn, meist Nationalstraßen, oft vierspurig. Wir fahren im Allgemeinen an den Kleinstädten vorbei, selten hindurch. Das bedeutet: 7 Stunden übers Land: Felder, Hügel, Felder, Felder … bis Paris Bercy. Dort gibt es einen gut einstündigen Aufenthalt zum kurzen Einkauf von Sandwichs und dann geht es mit einem grünen Bus-Modell weiter : Valenciennes, Mons, Charleroi, Namur, Lüttich: noch mal 7,5 Stunden – diesmal Autobahn.


Von Lüttich zu guter letzt mit dem Zug nach Verviers, von dort zurück nach Welkenraedt. Da steht schon das Auto – Andrea sei Dank -, so dass wir um Mitternacht k.o. vom Nichtstun ins Bett fallen.
Aber ob Autofahren entspannter gewesen wäre ?

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 9

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: von Bellevue-en-montagne nach Usson- le- Forez, 27 km

Sonntag, 8.Oktober 2023

Wieder eine nette Unterkunft und gutes Frühstück – gestern morgen über Booking gebucht. So am Ende der Saison war der Preis richtig gut …..

Ich hatte mir bei dem Namen des Gîtes „chambres d‘ hotes chez Dany Maowmaow et Garfield“ Engländer als Gastgeber vorgestellt – und war ziemlich irritiert, eine Südfranzösin mit ihren zwei Katzen vorzufinden ….

Heute morgen sind wir dann zur letzten Etappe aufgebrochen. Ich habe einen Linienbus gefunden, der am Nachmittag parallel zu unserer Wanderstrecke fährt, so dass wir uns auf keinen Zielort festlegen müssen, sondern einfach den Jakobsweg nach Norden gehen können. Einfach ? Ja, mit Track auf dem Smartphone – ansonsten …. Die Beschilderung ist nur in der „richtigen“ Richtung – wir gehen aber falschrum und so kann man an einer Kreuzung nur erkennen, dass man den richtigen Weg genommen hatte … auch wieder beruhigend …

Auf dem heute wirklich sehr schönen Weg (immer über kleine, wenig begangene und sehr wenig befahrene Feldwege ) kommen uns Pilzsammler entgegen – die Körbe sind leer: es ist viel zu trocken ! Das ist in diesem Jahr fast überall so – und sicher kein Problem, dass sich auf lokaler Ebene lokal lösen lässt.
In Pontempeyrat finden wir noch einen kleinen Lebensmittelladen mit exzellentem St Nectaire (der schmeckt so, wie ich den Geschmack von St Nectaire vor 35 Jahren auf einer Wanderung durch den Morvan kennengelernt habe) … und dann sind wir schon bald in Usson. Noch ¾ Stunden bis zu Abfahrt des Busses, die ich im Ecomusee der Gegend (des Foraz) verbringe- ein Tag eines Schülers auf dem Dorf vor 100 Jahren und die religiöse Praxis auf dem Land zur gleichen Zeit. Echt interessant – ganz viel Marienfrömmigkeit und Riten des täglichen Lebens zwischen Aberglauben und Religiosität…

Für 2€ dann die 2- stündige Busfahrt nach St Etienne: in diesen wenig besiedelten ländlichen Regionen ist der ÖPNV massiv bezuschusst! In St Etienne zum Abendessen Burger am Bahnhof (na ja) und ab ins Ibis! Morgen zm 7.00 geht der Flixbus nach Lüttich!

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 8

von le Puy en Vélay über die Via Podiensis: Le Puy – Bellevue la Montagne,27 km

Samstag, 7.Oktober 2023

auf dem Weg in die Stadt nach der Pilgermesse

Die Nacht im Schlafsaal der Assoziation der Jakobspilger war für mich zunächst ziemlich anstrengend: wir schlafen in mit einem Vorhang versehenen Kabinen von vielleicht 6qm Größe mit ca. 2 m hohen Trennwänden. Im Saal sind auf diese Weise ca. 40 Betten aufgestellt. Geschnarche hat mich zwar nicht gestört, aber direkt vor meiner Kabine war ein total helles Nachtlicht angebracht, so dass ich mir um Mitternacht ein anderes Bett in einer dunkleren Ecke des Schlafsaals gesucht habe – dann habe ich aber gut geschlafen…. Der Schlafsaal nutzt noch das Mobiliar des ehemaligen Internats: wenn unsere Kabinen die Privatsphäre der ehemaligen Schüler darstellten – prost Mahlzeit. Da hätte ich nicht Schüler gewesen sein wollen….

Nach dem Frühstück Besuch der Kathedrale (nach der Pilgermesse, die diesmal ohne uns stattgefunden hat), und dann wollte ich eigentlich Le Puy besichtigen. Eigentlich. Aber ich habe Shorts an, die Hosenbeine sind unten im Rucksack verstaut, für Museen o.ä. ist es noch zu früh- und es ist null Grad ….
Auch Dagmar findet es eher frisch – obwohl sie mit Mütze, Handschuhen, Pullover und dickem Anorak eigentlich ordentlich angezogen sein sollte.

Also halten wir uns nicht lange auf, machen noch die obligatorischen Fotos und wandern dann den Jakobsweg in „verkehrter“ Richtung nach Norden, damit Dagmar noch einen weiteren Teil der verpassten Etappen nachlaufen kann.
Der Weg durchs Velay ist heute etwas weniger spannend: viel Straße und staubige Feldwege durch eine wenig spektakuläre Hügellandschaft.

Nach 27 km kommen wir in Bellevue an , übernachten in einem netten Chambre Hôte und essen Pizza im einzigen Restaurant des Ortes. Die meisten Pilger wandern von Le Puy aus nach Süden – der Weg nach Norden ist viel ruhiger und auch weniger gut ausgeschildert – aber mit Track und Smartphone ist das alles kein Problem. Morgen ist unser letzter Tag, so dass wir nachmittags einen Bus nach St Etienne rausgesucht haben.

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 7

von le Puy en Vélay über die Via Podiensis: Aubrac – St Chély d’Aubrac, 8 km

Freitag, 6.Oktober 2023

Heute ist unser letzter (halber) Wandertag auf der Via Podiensis. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Sabina und Vlado, die wir in den letzten Tagen kennen und schätzen gelernt haben und machen uns auf den Weg: St Chély ist 7,5 km entfernt und liegt 500m tiefer.

So verlassen wir die Hochebene des Aubrac und wandern durch ein Flusstal erst sanft und dann über steinige Wege etwas steiler bergab ins Tal. Unten besichtigen wir noch die kleine Kirche und die alte Pilgerbrücke, und dann kommt auch schon der „Kompostel – Bus“, der uns in 3 Stunden zurück nach Le Puy bringt.

Picknick bei Ankunft in Le Puy

Dort steigen wir Richtung Kathedrale den steilen Berg hoch und finden eine Pilgerherberge in einem ehemaligen Internat, in der wir ausgesprochen freundlich aufgenommen werde.

Pilgerherberge in le Puy

Wir verkneifen uns sogar das Abendessen im Restaurant, kaufen uns Quiche und Bier im Supermarkt und essen das alles in netter Runde in der Herberge. Es gibt ihn eben doch, den ganz besonderen „Spirit“ des Jakobswegs !

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 6

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: Prinsuéjols – Aubrac, 27 km

Donnerstag, 5.Oktober 2023

Frühstück um 7.15 nach einer Nacht im Schlafsaal zu zweit – auf diese Weise gab es auf jeden Fall keine Schnarchprobleme ..
Morgens gab es ein „normales“ französisches Frühstück mit Brot und Marmelade, das wir zusammen mit Sabina aus Österreich und ihrem Mann Vlado aus der Slowakei eingenommen haben (das sind die, die an der slowakischen Grenze bei Wien gestartet sind …). Die Wirtin hat uns im Anschluss noch den Kirchenschlüssel ausgeliehen, um den Pilgertag mit einem Besuch der Kirche im Ort beginnen zu können. Meine Stimme ist zum Singen allerdings momentan denkbar ungeeignet….

Es ist kalt: ich habe zwar in Erwartung eines sonnigen Tages (was sich bestätigen wird) kurze Hosen angezogen, so früh am Morgen liegt jedoch noch Raureif auf den Pflanzen. Übrigens sehr fotogen …

Die Wanderung verläuft über die Hochebene des Aubrac: weite Blicke über eine karge Landschaft mit vielen Steinmäuerchen, alten Bauernhäusern, immer wieder Wegkreuzen aus Granit, die die Jahrhunderte überdauert haben.

Die Farbpunkte bilden dabei die Früchte der Ebereschen und Hagebutten.


Wir schieben die Suche nach der Unterkunft bis zum letzten Moment im Zielort in Aubrac auf (ja, ok – der Ort heisst genau wie die ganze Gegend). Aber die Preise bleiben immer gleich: 120€ für ein popliges Zimmer in einer (etwas restaurierten ) Colonie des Vacances ist ziemlich happig. Frühstück inclusive‚ aber Abendessen gibt es hier nirgendwo. Der Besitzer gibt uns die Möglichkeit, mit einigen Lebensmitteln in der Küche selbst zu kochen. Ich kaufe noch Salami und Bier dazu: wir sind zu sechst und ich schlage Tartiflette mit gedünsteten Zucchini vor. Selbst die 7 Personen, die wir im Endeffekt sind, werden satt. Die Gespräche mit Sabina, Vlado und den Franzosen sind wieder höchst anregend, so dass mein Ärger über den Wucherpreis für das Zimmer etwas besänftigt ist.

beim Kochen: Franzosen (am Fotoapparat) Österreicher und Slowaken vereint!

Für morgen Nachmittag haben wir schon den Bus zurück nach Puy gebucht – wir sind dann leider schon in Chély angekommen, dem Zielort der Etappen, die Dagmar auf ihrem Jakobsweg noch fehlten.

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 5

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: Saint-Alban-sur-Limagnole – Prinsuéjols, 30 km

Mittwoch, 4.Oktober 2023


Nach typisch französischem Frühstück in der Bar unseres Gasthofs ( Café au lait, Croissant, Baguette, Butter, Marmelade und als Sahnehäubchen ein Joghurt und Orangensaft) sind wir im Morgengrauen losgestiefelt. Bei sicher deutlich weniger als 10 Grad war meine kurze Hose in der Frühe schon etwas gewagt, aber es bestand ja die Aussicht auf Besserung im Laufe des Tages…

Zunächst lief beim Sonnenaufgang mein Fotoapparat heiß. Das Licht war einfach zu genial und ich befürchte nur, dass man die Bilder einfach nur mit „unnatürlich kitschig„ abtun wird. Aber ehrlich – kein Photoshop!
Die Landschaft ändert sich: die klassischen Höfe sind aus Granitblöcken gefertigt und häufig mit Schiefer gedeckt. Wir wandern durch Kiefernwälder, Heide und mit niedrigen Mauern gesäumte Felder. Die Temperaturen sind angenehm – ein sonniger Herbsttag!


In Aumont – Aubrac fragen wir im Gemeindezentrum neben der Kirche nach dem obligatorischen Pilgerstempel und sind schon bald in ein Gespräch über Taizé und die dortigen Begegnungswochen verwickelt. Es sind also nicht nur Deutsche, die die Spiritualität dort schätzen!
Nach der Mittagspause auf der Kirchentreppe mache ich mich nun doch an die Unterkunftssuche: es gibt eine Liste mit Telefonnummern von Gîtes, die ich abtelefoniere. Ich brauche fast eine Dreiviertelstunde, bevor ich endlich ein paar Kilometer vom Camino entfernt einen Schlafplatz finde – genau da, wo auch die Österreicher gebucht haben. Leider ist es schon nach 14.00 , als wir dahin aufbrechen und es sind noch 16 km ….
Wir verlassen nach einigen Kilometern den Jakobsweg, um die Strecke zur Unterkunft abzukürzen, wandern an kleinen Dörfern mit traditionellen Höfen, Backhäusern und den typischen Kirchen vorbei bis zu unserem Gîte in Prinsuéjols. Kurz nach uns kommen die Österreicher an, mit denen es zu angeregten Gesprächen beim Abendessen kommt. Wenn meine Füße nach den 30 km heute nicht so müde wären, wäre alles perfekt!

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 4

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: La Clauze – Saint-Alban-sur-Limagnol, 25km

Dienstag, 3.Oktober 2023

Heute bleibt der Camino den größten Teil des Tages auf der Hochfläche der Margeride: es ist bedeckt und ein kalter Wind kommt aus dem Massiv im Süden. Eindeutig spürt man heute den Herbst – und die 1200 m Meereshöhe. Wir kommen in Villeret d‘ Apchier an einer Infotafel vorbei, auf der die Geschichte der “Bête du Gévaudan“ berichtet wird.

Mitte des 18. Jahrhunderts schickte Ludwig der XV ein Bataillon Dragoner, um eine gefährliche Bestie zu jagen, die Kinder und Frauen getötet hatte und das Land in Angst und Schrecken versetzte. Die Abbildungen zeigen ein übernatürlich großes Monster … Im Prinzip war es der Kampf der Bauern gegen den Wolf (oder eine Wolfsmeute?), die vielleicht Menschenkadaver nach einem Pestzug kennengelernt haben . Aber die Geschichte ist offensichtlich im kollektiven Gedächtnis geblieben ….

nein – keine Bestie ….

Wir überqueren die Grenze von der Haute Loire zum Lozère, das mit 2 Einwohnern pro qkm die niedrigste Bevölkerungsdichte Frankreichs hat. Wir sind jetzt in der Occitaine: südlich von hier wurde die „langue d’oc“ gesprochen, während es nördlich dieser Grenze die „langue d’oil“ war. In der Auvergne mischen sich beide Dialekte.

An der Rochuskapelle- man trifft sich

Wir rasten an einer Rochuskapelle und treffen die Kanadier des Vortrags wieder, die den Camino mit etwas mehr externer Organisation und Gepäcktransport laufen. Die Gespräche sind wieder kurzweilig – es gesellt sich noch eine Frau aus Lille dazu. Ab hier wandern wir langsam bergab und kommen in eine weniger unwirtliche Landschaft nach Saint-Alban-sur-Limagnole – auch hier treffen wir wieder Mitwanderer der letzten Tage: ein Paar aus Wien und der Slowakei die vor einigen Jahren den Jakobsweg an der slowakischen Grenze begonnen haben.

in St Alban

Übernachtung in einem Gasthof im Ort (DZ mit Bad – der totale Luxus !) und zum Abend die Überraschungstüte „Halbpension mit Plat du jour“: heute mit einer sehr leckeren Fleischterrine, Salat, Backfisch mit Spinat und Aprikosenfladen zum Nachtisch. Morgen soll es wieder mit der Unterkunft schwierig werden. Soll ich das glauben? Bisher hatten wir persönlich überhaupt keine Probleme …

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 3

Von le Puy en Velay über die Via Podiensis: St. Privat-d’Allier – La Clauze, 27 km

Montag, 2.Oktober 2023

Rochegude

Ob es ein Fehler war, nicht vorzubuchen ? Gestern haben die Mitpilger am Tisch von den bereits voll belegten Herbergen erzählt und uns dazu gebracht, die Etappe um gut 7 km zu verlängern, um einem Engpass morgen auf der Hochebene der Margeride zu entgehen. Aber zunächst wandern wir mit einem guten Frühstück im Bauch (und dem Rest der Macarons vom Abendessen in der Tasche) los, machen aber schon nach wenigen Kilometern die erste Rast, um die Ruinen der Burg von Rochegude mit kleiner romanischer Jakobskapelle und beeindruckenden Glasfenstern zu bewundern.



Dann kommt der anstregendste Teil des Tages: 500 Höhenmeter Abstieg ins Tal des Allier nach Monistrol (wieder mit romanischer Kapelle) und dann das gleiche bergan auf die Hochebene. Viele Wanderer bzw. Pilger auf dem Jakobsweg haben weniger Wandererfahrung und der zeitweise steile Abstieg und steile Anstieg hat bei einigen zu heftigen Schweißausbrüchen geführt – ob als Angstschweiß oder wegen der Anstrengung sei dahin gestellt ….
Auch bei diesem Jakobsweg – wie auch schon bei dem portugiesischen Weg 2018 fällt mir auf, wie einfach es ist, mit den Mitwanderern (Mitpilgerern) ins Gespräch zu kommen: das wird mir auch von dem Patron der Herberge in La Clauze bestätigt, der in typischer Manier zu seiner Herberge gekommen ist und sie führt: vor Jahrzehnten den Jakobsweg gegangen, lange Zeit mit der Idee gespielt eine Herberge zu eröffnen, hat er irgendwann alles verkauft und sich an diesem Platz niedergelassen. Er empfängt in diesem Dorf am Ende der Welt seit mehr als 15 Jahren die Pilger am gemeinsamen Tisch seines Bauernhauses als Table d’hôte und gewährt allen Katzen des Dorfes Asyla

Le Clauze – Gate

Das Gespräch am Abend ist interessant: der Patron erzählt vom Dorf und seinen Bewohnern, die heute noch so leben wie vor 50 Jahren: Leben und Tod kommen und gehen – man geht nie zum Arzt, kennt keinen Urlaub, wehrt sich gegen alles Neue und lebt ohne Stress und Zeitdruck innerhalb der kleinen Dorfgemeinschaft. Spanend auch die anderen Wanderer am Tisch: ein Milchbauer aus der Bretagne (der einen ganz anderen Lebensstil als die Dorfbewohner pflegt), eine Sophrologin aus St. Etienne und eine Sozialarbeiterin, die als Kreativitätscoach in Lüttich arbeitet.

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 2

Von le Puy en Vélay über die Via Podiensis: le Puy en Vélay – St Privat d’Allier, 23 km

Sonntag, 1. OKTOBER 2023


Der Wecker klingelt um 6.00 ! Wir möchten um 7.00 zur Pilgermesse in die Kathedrale und ich will vorher noch duschen und meine Sachen packen. Das mit dem Packen ist etwas tricky, da es noch dunkel ist und die anderen im Schlafsaal auch noch nicht wach sind. Aber es klappt! Wir können sogar unser Gepäck im Gîte lassen, da wir direkt am Jakobsweg geschlafen haben und schaffen es pünktlich, oben auf dem Berg in der Kirche zu sein. Die Messe ist typisch französisch (oder vielleicht auch nur typisch für einen französischen Marien-Wallfahrtsort?): total konservativ mit wenig Interesse, Menschen einzubeziehen, die nicht katholisch sind. Ziemlich an der Realität des Camino vorbei ….aber ich will mich ja nicht ärgern….
Nach dem Pilgersegen öffnen sich große schmiedeeiserne Gitter, die eine lange Treppe freigegeben, auf der wir Pilger hinunter zum Hauptportal geführt werden. Durch dieses gelangen wir über eine anschließende imposante Freitreppe in die Stadt hinunter. Absolut genial und absolut genial inszeniert!!


Nach einem exzellenten Frühstück im Hotel, zu dem unsere Herberge gehört, machen wir uns etwas spät kurz vor 9.30 auf den Weg unserer ersten Etappe. Bei strahlendem Sonnenschein und sehr sommerlichen Temperaturen wandern wir zunächst durch die sanfte Hügellandschaft des Vélay, in der vor allem die berühmten Linsen (Lentilles du Puy) angebaut werden- immer die Höhenzüge der Puys (der Vulkankegel der Auvergne) am Horizont im Blick.


Es wird richtig heiß – aber bevor ich anfange, den Weg nicht mehr so lustig zu finden, erreichen wir in Montbonnet ein Café, in dem ein Sirop à la menthe und das Mittagspicknick meine Lebensgeister wieder wecken. Die letzten 8 km verlaufen angenehm schattig durch Kiefernwälder und so kommen wir gegen 15.30 in St Privat an. Wir haben nicht vorgebucht und müssen feststellen, dass einige Herbergen jetzt im Herbst schon geschlossen haben und einige auch ausgebucht sind. Wir finden Platz im Gîte eines marokkanischstämmigen Franzosen, der Table d’hôte anbietet. Gutes Bad, 3-Bettzimmer und marokkanisches Essen mit Macarons zum Nachtisch. Sehr lecker!!
Die anderen Wanderer am Tisch erzählen von Problemen bei der Unterkunftssuche: ausgebuchte und geschlossene Herbergen in den nächsten Tagen… eigentlich wollte ich nicht vorbuchen- aber ich fange an, unruhig zu werden ….
Ach ja – packen im Dunkeln ist wohl doch keine so gute Idee: ich habe alle meine Slips und die Schlafanzughose liegen lassen …. Auch da sollte ich mir was einfallen lassen….