Heute habe ich den Wecker auf 7 Uhr gestellt, damit wir nach dem Frühstück um 8.00 nicht zu spät los kommen.
Mein Smartphone klingelt, Dagmar geht ins Bad , dann dusche ich, packe den Rucksack, wundere mich einen kurzen Moment, dass es hier in Ostwestfalen noch so dunkel ist. Dann wollen wir um fünf vor zum Frühstück gehen – und stellen bei einem letzten Blick auf die Uhr fest, dass es fünf vor 7 ist. Grrrrr. Das war die tägliche Weckzeit – wenn ich arbeite ….
So sind wir nach zusätzlicher Ruhepause dann ganz enstspannt nach dem Frühstück gegen 9.00 losgestiefelt in Richtung Silberbachtal, dessen landschaftliche Schönheit in den Reiseführern gerühmt wird: aktuell sieht es allerdings vor allem ziemlich gerupft aus. Borkenkäfer und Hitze haben ganze Arbeit geleistet und lassen schön grüßen.
Von da aus steigt der Eggeweg – übrigens eine schon in römischer Zeit und auch im Mittelalter bekannte Handels-und Heerstraße- auf den Lippischen und den preußischen Velmerstot an (442 und 465m). Hier verlief die Grenze zwischen dem Großherzogtum Lippe und dem Erzbistum Paderborn – später Preußen. Der Name hat übrigens nichts mit „Tod“ zu tun , sondern beschreibt einen steilen Abhang („stot“) in der Nähe des Ortes Veldrom.
Hier oben ist nahezu der gesamte Wald – meist Fichte – abgeholzt: Dürre, Borkenkäfer und Sturm haben fast nichts übrig gelassen. Auf diese Weise haben wir dann allerdings freie Sicht nach Westen bis ins Paderborner Land und nach Osten Richtung Wesertal bis zum Solling, sowie auf die Windräder von Lichtenau. Genug Sturm gibt es eindeutig – das ist auch für und heute spürbar! Es bläst derartig, dass wir immer wieder Ausfallschritte nach links (nach Osten) machen müssen….
Auf dem Weg finden wir wieder – wie schon im letzten Jahr auf dem Kamm des Weserberglands – die alten Grenzsteine: die lippische Rose, das Paderborner Kreuz und den preußischen Adler. Kommentar Dagmar. „Der sieht ja aus wie ein Brathähnchen – oder -hühnchen… das kann ich hier nicht unterscheiden….“
Optische Telegrafenstation
Vorbei ging es auch noch an den Resten einer alten preußischen optischen Telegrafenstation, die mit der Ausdehnung Preußens nach Westen notwendig wurde. Echt interessant: 40 Relaisstationen zwischen Berlin und Koblenz, Dauer der Übertragung bei gutem Wetter 7,5 Minuten – natürlich(?) nur zu militärischen Zwecken ….
Von dort aus dann bei Nieselregen den Bäderweg ins Tal nach Bad Driburg und Übernachtung in einem Hotel/ Evangelischen Tagungshaus „b- vier“ nicht weit vom Kurpark. Zum Abschluss des Tages leckeres chinesisches Essen nur einige Meter entfernt – was will man mehr ?
Hornam Lippischen Velmerstotauf dem preußischen Velmerstot (464m)der Kammweg
Meine Flucht vor dem Karneval begann heute gegen 8.00 mit dem Partyexpress des RE1 nach Köln, um von da aus dann weiter nach Detmold zu fahren. Schon im Zug war einiges los- von einer Gruppe von jungen Leuten aus Nörvenich hab ich sogar Bier und Feiglinge angeboten bekommen. Zitat aus einem Gespräch von denen: mach ma kein Video, ich bin krankgeschrieben bis Mittwoch, hab’s an den Mandeln. …. Ja, mein Arzt, der sollte auch ma Pause machen: Der fragt dich nich mehr: ‚wat haste? ‚- der fragt nur noch: ‚wie lange ?‘
Der IC in Köln hatte dann die DB-übliche Verspätung von 25 Minuten, so dass Dagmar auf mich in Detmold schon etwas länger gewartet hatte.
Resi hatte kurzfristig absagen müssen, um ihre fiebrige Bronchitis zu pflegen, und auch Nadya und Elisabeth hatten schon einige Zeit vorher passen müssen. So sind Dagmar und ich dann wieder zu zweit unterwegs…
Zunächst stiefeln wir zum Hermann hoch, ziemlich anstrengend, so ganz ohne Training. Wir bewundern diese monumentale nationalistische Statue, die zwischen 1838 und 1875 erbaut wurde und deren Inschriften so gar nicht in unsere Zeit passen, die aber trotzdem eine nicht zu leugnende Ausstrahlung besitzt.
Der Text in den Nischen des Sockels (1870/71 eingefügt) lautet:
„Nur weil deutsches Volk verwelscht und durch Uneinigkeit machtlos geworden, konnte Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, mit Hilfe Deutscher Deutschland unterjochen“
und über Kaiser Wilhelm I heißt es:
„der lang getrennte Stämme vereint mit starker Hand, Der welsche Macht und Tücke siegreich überwand, Der längst verlorne Söhne heimführt zum Deutschen Reich, Armin, dem Retter ist er gleich.“
Was macht man mit solchen Texten, die nur trennen wollen und keine Verbindung zum Anderen suchen? Ich meine, Denkmal und Text sind Kinder ihrer Zeit, historisches Statement und Teil unserer kollektiven Vergangenheit- sie gehören zu uns- auch mit diesen hässlichen Seiten. Ich halte es nicht für redlich- wie zzt üblich- alle diese dunklen Flecken auszumerzen, um sich möglichst „political correct“ darzustellen . Aber das ist ein weites Feld ….
Europäisches Wanderkreuz
Wir kommen am Europäischen Wanderkreuz vorbei, an dem sich die Fernwege in Ost- West und Nord- Süd Richtung treffen. 2230 km nach Salerno in Sizilien, 4520 km zum Nordkap und 2930 nach St Petersburg – da haben wir noch einiges vor uns – wenn auch St. Petersburg zur Zeit am weitesten entfernt scheint….
Zunächst sind aber das nächste Ziel die Externsteine, die bald plötzlich vor uns auftauchen. Kein Wunder, dass diese bizarren Sandsteinformationen die Phantasie beflügeln: Frühchristliches Heiligtum aus dem 12. Jahrhundert mit einem archaisch anmutenden Kreuzabnahmerelief und – wenn auch archäologisch nicht gesichert- sakrale Stätte in vorchristlicher Zeit. Der Ort hat eine so starke Ausstrahlung, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass ihn nicht auch schon Kelten und Germanen rituell genutzt haben. Wir haben Glück – nur wenig Besucher sind gleichzeitig mit uns da – viel Ruhe an diesem mystischen Ort.
Dann ist es nicht mehr weit zur Sportsbar in Horn: kleines Hotel mit ausgesprochen netter Wirtin und sehr ordentlichem Essen. Empfehlenswert!
Detmoldam HermannExternsteineKreuzabnahme , 12. Jh – unser Hotel in Horn
Wandern statt Karneval – diesmal ging es über den Eggegebirgskamm von Detmold aus zu den Ausläufern des Sauerlands nach Bredelar bei Marsberg: Waldsterben und Energiewende liegen dort dicht beieinander – und im Februar kann man ja auch nicht jedes Jahr Glück mit dem Wetter haben …
Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch
Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten
Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage
Praxistipps, Adressen und Links für die Planung : Hermannshöhenweg- Eggeweg:
Vielleicht habe ich ja jemanden neugierig gemacht der (oder die) Lust hat, den Weg auch zu wandern. Es ist schwierig, allgemeingültige Infos zu geben, die auch noch nach einigen Jahren aktuell sein sollen. Also – Stand der Recherche ist Februar 2023
meine allgemeinen Praxistipps zu Outdoortouren findest du hier:
mit dem Zug nach Detmold – die DB- App ( PC oder Smartphone) funktioniert gut zur Planung der Anreise. Für den öffentlichen Nahverkehr nutze ich die App „Öffi“ aus dem Google Play Store (auch IOS)
Unterkunftssuche:
zur Suche gerne über Booking , zum Buchen empfiehlt es sich aber, auch die Websites der Hotels/ Pensionen zu konsultierern – die Preise können durchaus mal niedriger sein – und private Anbieter freuen sich oft, da sie dann die hohen Kommissionen für Booking sparen ….
eine alternative Seite für diese Gegend ist auch Pension.de Auf dem Weg gibt es auch Jugendherbergen – die auf unserer Tour allerdings als belegt angezeigt wurden – ggf lohnt sich ein Telefonanruf (ob die immer alle freien Betten online setzen ???)
für die Lokalisation möglicher Quartiere lohnt es sich auch, auf der Karte von Google Maps nach „Übernachtung“ zu suchen. Auch meine Wander– App (Locus map- nur für Android, in der Version Locus map classic oder Locus 4 pro) hat entsprechende Kartensymbole, bei denen oft der Name und manchmal die Telefonnummer / Mailadresse hinterlegt ist.
in Bad Driburg: B4 – Hotel – direkt über die Homepage
in Kleinenberg:Pilgercafé – direkt über die Homepage . Gefunden habe ich das über Google Maps
in Hardehausen: Gasthof Varlemann -über pension.de, gefunden auf Locus Map
in Obermarsberg:Gasthof bei Steggers – über die Homepage, gefunden auf Google Maps
Buchung
Ich rufe außerhalb der Ferien im Allgemeinen am Vortag an, um für den nächsten Tag zu buchen, in der Urlaubszeit und bei wenig Auswahl habe ich auch schon mal alle Quartiere vorgebucht – nur kann es dann natürlich passieren, dass die ganze Buchung wie Dominosteine kippt, wenn mal eine Etappe nicht klappt….
Informationsquellen:
diese Seiten haben mir bei der Planung und Routenauswahl geholfen:
Packliste Eggegebirgstour im Februar mit ÜN in Hotels und Pensionen
was packe ich ein? oder besser: was packe ich nicht ein und lasse es zu Hause… Hier ist meine Auswahl (es gibt auch eine allgemeine Packliste, aus der ich jeweils auswähle) – aber das macht jeder andes …..nur zur Orientierung…..
Eggegebirgstour: Rucksack: Exped – 1.0 kg 1 große feste Mülltüte als Rucksackinlay 4 leichte Taschen (Zellulose o.ä.) zum Sortieren des Rucksackinhalts 1 Paar Wanderschuhe Meindl Isola (Bergschuhe – eigentlich too much – aber meine Füße mögen die einfach…) 1 langärmeliges Merino- Shirt – Karrimor 1 Fleece – Jacke (Polartec 200) Eider 1 Regenjacke- Marmot 1 Fleecemütze Wolfskin 1 Paar Handschuhe – Fleece – Wolfskin 1 HAD 1 Unterhose, 1 BH 1 Paar Wandersocken Falke
zum Wechseln:
2 Unterhosen 1 dünnes Fleece (Skipulli) 1 Daunenjacke Patagonia 1 normale Hose (leichte Jeans) 1 Paar leichte Sneaker 1 Schlafanzug (purer Luxus ….) Waschzeug (Zahnbürste – nicht abgesägt, kl Nagelbürste, kl Haarbürste, kl Packung Zahnpasta, kl Tiegel mit Hautcrème, Shampoo in kl Fläschchen zum Nachfüllen) nur Minimalausstattung Verbandszeug (wenige Pflaser und Leukotape), da wir eigentlich täglich durh Ortschaften kamen 1 kl Handtuch wegen der ÜN in der Pilgerherberge: dünner Daunenschlafsack als Decke und Seidenlaken als Bettuch (ich fühle mich im nicht seitlich zu öffnenden Hüttenschlafsack immer so wie eine Sardine in der Dose …) 1 Paar Socken 1 Paar dünne Filzschlappen ( gabs mal als Wegwerfartikel in einem Hotel …) 1 Regenponcho 1/2 Rolle Klopapier 1 kl Schweizer Taschenmesser Portemonnaie mit Bargeld, Karten und Ausweisen 1 Armbanduhr 1 Plastiktasse (meine Freundin hatte die Thermoskanne mit heißem Tee ….) 1 Tupperdose mit Apfel, Erdnüssen,Käse, Brötchen als Mittagessen 2x 0,5l Wasser in PET Flaschen 1 Smartphone 1 Powerbank 1 Fotoapparat (um auch Fotos machen zu können, wenn das Smartphone gerade mal leer ist…) Ladekabel verschließbare Plastiktüren mit Clip ( zB Aldi 1l- Beutel)
also: warum nicht den Rucksack packen und einfach loswandern ?
Heute ist der ideale Tag um, den Dutch Mountain Trail zu beenden: strahlender Sonnenschein – ein Tag, wie geschaffen für den 1.Mai – der allerdings erst morgen ist … und ich habe keine Lust, mich den ganzen Tag an den Schreibtisch zu setzen. So fahre ich mit dem Auto zum Bahnhof in Eijsden zur letzten Etappe der niederländischen Bergwanderung.
Die Maasfähre bei Eijsden
Die Tour beginnt auf einer kleinen Fähre über die Maas- eigentlich ist erst morgen der erste Betriebstag nach der Winterpause – aber bei dem Wetter…. . Am anderen Ufer auf einer Art Insel zwischen Albertkanal und Maas – ich bin jetzt in Belgien- wandere ich zusammen mit vielen E-Bikern (normale Fahrräder scheinen ausgestorben zu sein) in Richtung auf die große Schleuse zu. Am Westufer der Maas bin ich jetzt wieder in den Niederlanden. Von hier aus steigt der Weg zum letzten der „Seven Summits“ dem ‚d’Osservant‘ ziemlich steil hoch. Eine ausgeschilderte Umleitung ignoriere ich, habe dann aber das massive Problem, mich auf Lehmboden in einem extrem steilen Anstieg wiederzufinden, an dem ich echt Mühe hatte, weiter rauf oder auch nur wieder runter zu kommen ohne die Bauchvariante zu wählen ….
Maas und Albertkanal: Blick vom d’Osservant
Oben angekommen, ist bei strahlend blauen Himmel der Blick ins Maastal einfach umwerfend. Danach zum St Pietersberg: in dem alten Tagebau fühle ich mich wie in einer Mondlandschaft. Industriearchitektur kann wirklich unglaublich fotogen und dabei hässlich schön sein. Auf einmal, mitten im Tagebau, ein ohrenbetäubender Lärm aus einem vielstimmigen Chor um mich herum. Ich kann keinen einzigen Interpreten entdecken – aber es war bald eindeutig, dass es sich bei den schrägen Musikanten um Frösche handeln musste.
St. Pietersberg – Tagebau
Danach noch hoch zum Aussichtspunkt mit Blick aus der Vogelperspektive über die gesamte Gegend einschließlich des Tagebaus. Man sieht die vielen Höhlen im weichem Mergelgestein und dann führt der Trail langsam bergab nach Maastricht. Bei diesem Wetter sind die Parks voller Menschen und alle Rasenflächen belagert: das erste Frühlingswochenende …. .. Von der Maasbrücke aus noch der Blick auf die Liebfrauen- Basilika und zurück mit dem Zug zum Auto nach Eijsden.
Dutch Mountain Trail – der Name ist sicherlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen. insgesamt jedoch ein aussichtsreicher Wanderweg über meist kleine Pfade ohne Autoverkehr – und das unmittelbar in meiner Nähe, also ohne lange Anfahrtswege. Ein tolles Heimspiel!
in B zwischen Maas und Alberkanalauf dem Weg zum d’Osservantdie Maasschleuseam TagebauAbstieg Richtung Maastricht… soooo weit ….im Park an der Stadtmauer von MaastrichrBlick auf die Liebe- Frauen BasilikaEnde der Tour: am Bahnhof
Meine Gastgeber haben mir Kaffee gemacht und ich konnte mir ein Ei von ihren ungewöhnlichen Hühnner braten. Den jungen, stolzen Hahn hatte ich schon gestern Abend kennengelernt und in den Morgenstunden ausführlich gehört.
Geplant hatte ich einen Bahntrassenradweg zur französischen Grenze bei Beaumont, dann ein naturbelassenes Tal auf französischer Seite zurück ins Sambretal, um zum Schluss wieder die Sambre flussabwärts bis Thuin zu radeln. Das wäre sicher schön gewesen – wenn nicht .. O.k. ich habe den Abzweig nach Beaumont verpasst und da waren es nur noch 20 km bis Chimay: schon interessant, wo dieses leckere Abteibier herkommt ..
Chimay ist ein nettes kleines Städtchen – nur die Abtei war nirgendwo zu finden. Nach Suchen auf Google Maps und mehrfachem Dranvorbeifahren habe ich endlich den unscheinbaren Eingang der kleinen Trappistinnnenabtei gefunden. Eine einfache, spartanisch eingerichtete Backsteinkirche aus dem 19 Jahrhundert – ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte (das Problem, wenn man ins Ungewisse ungeplant losfährt). Wikipedia hätte mich schon richtig informiert – wenn ich vorher gefragt hätte: das Kloster wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit Mönchen aus Westvleteren – in der Brauereikunst sehr erfahren – gegründet. Leider konnte ich auch heute wieder das Bier nicht probieren. Dabei gibt es hier – wie auch in Orval – ein ganz spezielles Chimay, das nur vor Ort verkauft wird und eigentlich, da weniger alkoholisiert, zur Verköstigung der Abtei gedacht ist. Aber nach meinen Erfahrungen am ersten Tag ….
Klosterkircheich hatte mir was ganz anderes unter der Abtei von Chimay vorgestellt …. Nachtrag: So’n Pech aber auch – und nochmals: miese Recherche meinerseits im Vorfeld. Es gibt nämlich zwei Trapisstenabteien: eine für Trapistinnen in Chimay (die habe ich gesehen, gegründet 1915) und die Männerabtei in Notre-Dame de Scourmont, 8 km entfernt, die 1850 von Westvleteren gegründet wurde, und in der traditionellerweise das leckere Bier gebraut wurde – inzwischen ist die Brauerei aber in den Nachbarort Baileux verlegt.
Ich habe dann lieber ohne Bier die Bahntrasse der „ Vicinal“, der für Belgien so typischen Kleinbahn, nach Mariembourg genutzt.
Von dort dann mit dem Zug in 3,5 Stunden nach Hause. Insgesamt sehr schöne Tour – ich bin echt glücklich dass ich das „Belgien- Projekt“ wieder aufgenommen habe und hoffe, dass die Fortsetzung nicht wieder fast drei Jahre braucht ….
das Schloss von Chimay – nicht die Abtei ..ChimaySonnenuhr auf der Brücke über das „L’eau blanche“
Diesmal bin ich ziemlich unvorbereitet zu der Radtour gestartet, und hatte mir nur „Go west“ vorgenommen. Keine gute Idee. So habe ich seit gestern Abend Mühe, eine Entscheidung über die morgige Strecke zu treffen, bei der interessante Orte, schöne Wegführung und Übernachtungsmöglichkeiten gleichermaßen berücksichtigt sind. Im Endeffekt entscheide ich mich, ganz banal den Eurovelo 3 im Tal der Sambre weiter zu radeln.
ehemalige Prämonstratenser- Abtei von Floreffe
Schon nach wenigen Kilometern sehe ich imposant oberhalb des Tales die Abtei von Floreffe – heute mit großem Trödelmarkt in der ganzen Altstadt. Tickets zur Besichtigung der Abtei soll es in der Brauereikneipe geben, die aber erst um 11.00 öffnet. Na ja, der Eingang ist offen …
In der Abtei ist heute eine katholische Schule untergebracht und es soll nach Wikipedia sogar ein Priesterseminar geben – fragt sich nur, ob es auch Kandidaten dazu gibt …. Die Schule macht mir von außen einen eher düsteren Eindruck – viel Platz, aber auch viel lieblose Einrichtung: Volleyballfelder gemalt auf dem gepflasterten Hof, Basketball auf dem Parkplatz. Insgesamt viel Immobilie für zu wenig Geld.
Weiter geht’s durch das Sambretal- sehr pittoresk: tief eingeschnitten mit viel Grün an den Ufern. Je näher ich Charleroi komme, desto mehr nimmt die Industrie – und vor allem die verfallenen Industrieanalgen zu . Liebhaber von „lost Places“ finden hier ihr Eldorado …
Aber auf der Web- Seite der Stadt Charleroi habe ich gelesen, dass dieses schwarze Image der Stadt Vergangenheit sei und ich „eine außergewöhnliche Stadt in Aufbruchsstimmung“ vor mir habe. Was ich sehe : drei Großbaustellen am Theater, am Beffroi und am Bahnhof – alle Geschäfte an diesen zentralen Plätzen geschlossen. Die Zufahrtstraßen mit Leerständen ohne Ende, und auch die Viertel der Vorstädte machen nicht den Eindruck von zu viel Geld in den Taschen der Einwohner. Die alte Zechenanlage „Bois de Cazier“ die ich zum Vergleich mit Blegny und Zollverein besichtigen wollte- geschlossen. Geöffnet an Sonn- und Feiertagen, Ruhetag: Montag. Heute ist beides – aber der Ruhetag ist wichtiger. Glücklicherweise ist wenigstens ein großer Supermarkt geöffnet, so dass ich für heute Abend einkaufen kann – noch hatte ich nämlich keinen Geistesblitz, wo ich übernachten kann … .
Ich fahre das Sambretal weiter und sehe in 300m Entfernung vom Radweg die Ruinen der Abtei d’Aulne, einer Zisterzienserabtei, die in der französischen Revolution weitgehend zerstört wurde: alte Gemäuer sind meist unheimlich photogen, so dass ich mir die Zeit für eine Besichtigung nehme – das Abteibier schenke ich mir, eingedenk der schlechten Erfahrung von gestern.
Bei den fast komplett eingerissenen Mauern der riesigen Abtei staune ich immer wieder über den unermesslichen Hass, der solche destruktiven Aktionen bewirkt hat – und was Kirche und Klöster getan haben müssen, um so tiefsitzenden Hass und Kränkung zu erzeugen ….
Immer noch keine Idee für heute Nacht … da stolpere ich beim Surfen über eine nahegelegene Adresse bei „Camping chez l’habitant“. Ich schreibe, bekomme eine positive Antwort und fahre die letzten 15 km aus dem Tal hoch zu meinen Gastgebern: genial- toller Garten zum Zelten, Dusche, nette Gespräche am Abend, das Abendessen hatte ich ja schon selbst gekauft … Sehr nett !
Abtei von FloreffeSteinschlaggefahr ….Blick von der Brüstung des Abteigartens in Sambre- TalBlumen am Weg ….in Charleroi – eine einzige Baustelle Zechenmuseum in Bois de Cazier – geschlossen, da Montag …Abbaye d’AulneBlick von Thuin ins Talleider zu spät .. Museum der Kleinbahnenmein GartenHenne und Hahn – total süß – und ab ca. 5.00 hörbar ….
Vor 3 Jahren bin ich über Pfingsten die letzten Etappen der Ardennendurchquerung gewandert und hatte zu der Zeit vor, den mittleren und nördlichen Teil Belgiens mit dem Rad zu entdecken. Die erste Etappe bis Lüttich bin ich auch gefahren – und dann ist das Projekt irgendwie eingeschlafen: in Europa gibt es eben sooooo viele schöne Ecken …
Lüttich
Jetzt soll’s aber endlich weitergehen. Andrea bringt mich bis Lüttich und dann radele ich auf dem Eurovelo 3 (der Verbindung der Pilgerwege von Trondheim nach Santiago) die Maas entlang. Auf den ersten Kilometer in Seraing sind die alten, seit Jahrzehnten verlassenen Anlagen von Bergbau und Schwerindustrie noch allgegenwärtig. Ich kann verstehen, dass meine Kinder ein Studium in Seraing nicht ganz so attraktiv fanden ….
Seraing
Ca. 15 km hinter Lüttich wird das Maastal dann aber grün. Jedoch verlasse ich den schönen ebenen Treidelweg schon kurz nach Flemalle, um das Schloß in Jehay zu besuchen. Leichte Enttäuschung bei der Ankunft: total eingerüstet und im Innenhof eine Gartenmesse …
Also von der Hochebene wieder runter ins Tal und direkt am Atommeiler von Tihange vorbei. Fotografieren verboten: haben die Angst, dass man bei entsprechender Vergrößerung die Risse sieht? Huy ist ein nettes Städtchen – bei diesem Wetter perfekt für die Mittagsrast auf dem Marktplatz.
Chouffe vom Fass
Im Anschluss noch eine Kurzvisite in Namur – ein ausführlicher Bummel durch die lebendige Innenstadt wäre sicher auch eine gute Idee gewesen, aber man kann ja nicht alles haben. Ich setze mich in ein Straßencafé, um die Übernachtung zu planen: Jugendherberge oder Camping? Bei dem tollen Wetter und einem Chouffe vom Fass entscheide ich mich fürs Zelten, muss dafür aber noch 8 km weiter und wieder aus dem Tal raus- jetzt ist es das der Sambre. Ich schwöre (zum wiederholen Mal): nie wieder irgendein alkoholisches Getränk vor dem Abend – ich bin total groggy und zu nichts mehr zu gebrauchen… .Bei einem irre steilen Anstieg zum Etappenziel ist Schieben angesagt- und das ist nicht nur dem Alkohol geschuldet. Oben baue ich mein Zelt auf dem netten Camping „Les Tris“ mit Blick auf das Sambretal auf. Die Pizza zum Abendessen war auch richtig lecker – allerdings lag die Pizzeria wieder unten im Ort ….
JehayJehayan der Kapelle von Jehayalte Schmiede in Ampsin – heute didaktisches Zentrum „Les maitres du feu“HuyMarienportal“ Bethlehem“, 13. JhKalbut, Margot EsperanzaNamurFest der “ Association des Mameloukkes “ in Malonne .. und Pizza zum Abendessen!
Eine Radtour durch Belgien – unter Aussparung des Südens, da ich doch in den letzten Jahren etwas faul geworden bin und keinen gesteigerten Wert auf Herausforderungen à la „Flèche wallone“ und “ Liège- Bastogne- Liège“ lege. Das heißt, dass ich mir für die erste Etappe den interessantesten Weg nach Lüttich aussuche: ich kenne die Gegend dank vieler Radtouren so gut, dass ich die Filetstückchen rauspicken möchte. Danach aber kommt Neuland: ich freue mich auf den RAVEL die Maas entlang, möche die Bergbaukultur des Ruhrgebiets mit der des belgischen Reviers vergleichen und die vielen kleinen und größeren Städte entlang der Maas entdecken. Und danach? Mal sehen… Vielleicht den Canal du centre entlang, um noch mehr Industriegeschichte zu tanken oder aber den sicherlich landschaftlich schöneren Teil entlang der Sambre? Auf jeden Fall ist das erste größere Ziel die französische Grenze. Und dann sollte es langsam wieder zurückgehen – am besten im großen Bogen einschließlich Besichtigung der großen flämischen Städte und Bad der Füße in der Nordsee. Aber das ist alles Zukunftmusik. Zunächst mal : Go west!
Powerpoint und Diashow ebenso wie den Track kann es natürlich erst in einigem Abstand zu der Tour geben: aber die Wartezeit darauf ist ja fast so schön wie vor Weihnachten …. Einfach später noch mal gucken oder sich benachrichtigen lassen …..
Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch
Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten
Belgien mit dem Rad -als Powerpoints in kleinen Häppchen nach Etappen
2020 – Tag 1: Kelmis Lüttich2023 – Tag 2-4 : an Maas und Sambre entlang zur französischen Grenze
Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern, während Sie durch die Website navigieren. Von diesen werden die als notwendig eingestuften Cookies auf Ihrem Browser gespeichert, da sie für das Funktionieren der grundlegenden Funktionen der Website unerlässlich sind. Wir verwenden auch Cookies von Drittanbietern, die uns helfen zu analysieren und zu verstehen, wie Sie diese Website nutzen. Diese Cookies werden nur mit Ihrer Zustimmung in Ihrem Browser gespeichert. Sie haben auch die Möglichkeit, diese Cookies abzulehnen. Das Ablehnen einiger dieser Cookies kann jedoch Ihr Surferlebnis beeinträchtigen.
Notwendige Cookies sind für das ordnungsgemäße Funktionieren der Website unbedingt erforderlich. Diese Kategorie umfasst nur Cookies, die grundlegende Funktionalitäten und Sicherheitsmerkmale der Website gewährleisten. Diese Cookies speichern keine persönlichen Informationen.
Als nicht notwendige Cookies werden alle Cookies bezeichnet, die für das Funktionieren der Website nicht unbedingt notwendig sind und speziell zur Sammlung von personenbezogenen Daten der Nutzer über Analysen, Anzeigen oder andere eingebettete Inhalte verwendet werden. Es ist zwingend erforderlich, die Zustimmung des Nutzers einzuholen, bevor Sie diese Cookies auf Ihrer Website einsetzen.