inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 5

von Cividale nach Grado, 65 km

Mittwoch,5.April 2023

Die Teufelsbrücke – die Legende dazu: es gab kein Geld, um die Brücke zu beenden, der Pakt mit dem Teufel : Geld gegen die erste Seele, die die fertige Brücke überquert- was dann im Endeffekt ein Hund war (kommt den Aachenern das irgendwie bekannt vor?)

Heute war Kulturtag: zunächst habe ich nach einem Frühstück, von dem ich fand, dass es eines Agri- turirismo nicht würdig sei (Selbstbedienung mit Kuchen, kein Brot , Kaffee aus der Kapselmaschine) den ganzen Vormittag mit langobardischen Besichtigungen verbracht: ein altes Kloster (Tempietto), gefolgt vom christlichen und dann archäologischen Museum. Richtig spannend.


Die Langobarden waren Arianer, sind ab dem 6. Jahrhundert nach Italien gekommen und haben dort die oströmische Herrschaft langsam verdrängt. Cividale war dabei eine ihrer wichtigen Städte. Im Laufe der Jahrhunderte sind sie zum katholischen Glauben geschwenkt und sind langsam in der italischen Bevölkerung aufgegangen – die Sprache ist peu à peu verschwunden.

Laufenten

Gegen Mittag habe ich mein Gepäck abgeholt und bin über meist ausgeschilderte Radwege Richtung Aquileia geradelt. Zwischendurch hat mein Navi auch mal die Führung übernommen – was (fast) immer gut geklappt hat. Nur einmal wurden die Wege mit jedem Abbiegekommando schmaler bis ich quer über ein Feld zur nächsten Straße gefahren bin…
Zum Schluss bin ich dann auf dem Alpe-Adria Radweg gelandet – richtig gut zweispurig ausgebaut!

Aber vor Grado liegt noch Aquileia: der Evangelist Markus soll das Christentum hier nach Aquileia gebracht und Hermagoras als ersten Bischof eingesetzt haben. So eine Gründung durch einen Apostel hat dann den Titel des „Patriarchen von Aquileia“ begründet. Nach dem Einfall der arianischen Langobarfen 568 floh der dortige Bischof ebenfalls in diese Stadt.

Aus dem 4.-5. Jahrhundert stammt die Basilika mit ihren genialen frühchristlichen Mosaiken- ich bin fast 2 Stunden durch die Anlage gelaufen, so dass ich erst nach 17.00 auf dem Radweg über den Damm in der Lagune nach Grado weitergefahren bin. In dem doch sehr touristischen Grado (das merke ich gerade im Restaurant) habe ich einen Platz auf dem Campingplatz mit Blick aufs Meer – fast zum gleichen Preis wie das Hostel in Triest….

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 4

von Ceroglie über Monfalcone nach Cividale al Friuli (10 km zu Fuß, 45 km mit dem Rad)

Dienstag,4.April 2023

Das neue Schloss Duino

Nach leckerem Frühstück mit hausgemachter Marmelade wollte ich das Schloss von Duino besichtigen, das durch die Duineser Elegien von Rilke bekannt ist – aber einen Dienstag als Ruhetag hatte ich nicht auf dem Schirm. So habe ich die wahrscheinlich bessere Variante gewählt und bin den Rilkeweg zurück bis Sistiana gegangen: toller Spazierweg mit phantastischen Blicken auf Schloss und Küste – allerdings mit permanentem Hintergrundgeräusch der Autobahn ….

Cividale al friuli

Um 12.00 bin ich mit Giovanni von GoTours in Monfalcone verabredet, der mir ein Trekkingrad für die nächsten 2-3 Tage versprochen hat. Also fahre ich mit dem Zug ca. 10 Minuten (zu Fuß fast eine Tagesetappe), und dann nehme ich ein fast neues Kalkhoff- Rad in Empfang, bei dem Giovanni mir noch nach meinem Gusto Lenker und Sattel richtig einstellt. Sehr nett! Dann geht es – meist auf Radwegen- insgesamt 45 km nach Norden nach Cividale al Friuli.

Dieses kleine Städtchen hat eine bewegte Vergangenheit: es sind noch viele Relikte dieser ehemaligen Hauptstadt des Langobardenreichs erhalten. Heute habe ich bereits den Dom besichtigt und morgen will ich noch etwas mehr von der Geschichte kennenlernen.


Übernachtung wieder in einem Agriturismo (heute im Vergleich zu gestern ziemlich anonym) und Abendessen in einem eigentlich typisch friaulischen Restaurant: Frico fromaggio mit gebratener Polenta – entweder war das nicht gut zubereitet oder es wird nicht mein Leibgericht …..

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 3

von Opicina nach Ceroglie, 25 km (350m bergauf, 570m bergab)

Montag, 3.April 2023

Ruine San Leonardo

Heute Nacht kam ein unglaublich kalter und ziemlich starker Wind von Norden aus den Bergen. Jetzt weiß ich, warum ich Daunenjacke und Mütze eingepackt habe und wie gut es tut, einen warmen Schlafsack zu haben. Mein Zelt ist nämlich von oben schön dicht – aber von unten kann der Wind rein – im Sommer ist das sehr praktisch …..
Bei dem Wetter hatte ich keine Lust auf Outdoor- Picknick und bin erstmal nüchtern losgelaufen – das soll ja soooo gut zum Abnehmen sein… Zunächst über die „ strada napoleonica“, die wahrscheinlich gar nichts mit Napoleon zu tun hat. Ganz egal – es ist eine ebene autofreie Schotterstraße, die von Opicina nach Prosecco führt – und von der aus man dauernd einen genialen Blick auf den Golf von Triest und auf das Schloß Miramar (Sissi!) hat. Frühstück dann in einer Bar in Prosecco und danach über sehr unterschiedliche Wege, mal auf dem AAT, mal auf lokalen Wanderwegen durch den Karst. Wobei der Karst keine uniforme Landschaft ist – der gemeinsame Nenner ist der Wassermangel durch Versickern im Kalkboden: da gibt es Macchia, karge Felder, Buschwald und Pinienwälder – aber fast immer gesäumt von den typischen kleinen Kalksteinmäuerchen. Sogar Höhlen habe ich gesehen – und ausprobiert, wie weit man hineingehen kann (in diesem Fall: 20-30 Meter …. ).

Julische Alpen mit Triglav

Das Abweichen vom AAT hat mir dann noch das Highlight des Tages beschert: Ich bin zu der Ruine der kleinen Kirche San Leonardo hoch gestiefelt und wurde mit einem atemberaubenden Rundblick belohnt: Von den Julischen Alpen mit Triglav nach Istrien bis zur Lagune von Venedig- genial!

Im Hintergrund die Lagune von Venedig

Zum Abend dann Übernachtung in einem Agriturismo in Ceroglie. Der Vermieter hatte mir zwar versprochen, mir ein Restaurant in der Nähe zu nennen, war aber dann leider nicht da. Glücklicherweise habe ich in dieser Situation eine sehr nette Einladung zu Nudeln mit leckerer Tomatensauce mit Salat bekommen. Das Essen haben wir gemeinsam in der Küche unserer Unterkunft gezaubert und uns dabei hervorragend unterhalten. Vielen Dank nach Lüneburg !

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 2

von Bagnoli della Rosandra nach Opicina, 21km, 730m bergauf, 430 m bergab

Sonntag, 2.April 2023

Ich habe vor, meine Wanderung am Alpe-Adria -Trail (AAT) zu orientieren, werde aber sicher auch häufig davon abweichen. Ein wesentlicher Grund dafür liegt schon daran, dass ich einfach keine 35 Tage zur Verfügung habe (schade eigentlich…), und so einige Schleifen begradigen muss: hoffentlich eliminiere ich damit nicht auch die spektakulären Punkte…. ich werde mir Mühe geben … . Da ich schon im April wandere, fallen die alpinen Etappen wegen Schnee sowieso aus. Aber dann finde ich, dass es sehr schade wäre, so geschichtlich interessante Orte wie Aquileia und Grado auszulassen. Da es dort aber total flach ist – zum Wandern nicht gerade prickelnd – habe ich vor, dort übermorgen ein Fahrrad mieten.

Rosandra Tal

So, aber noch bin ich in Triest: heute morgen bin ich erst mal mit dem Bus 30 Minuten in die Hügel nach Bagnoli della Rosandra gefahren und habe dort die Tour mit der Wanderung durch die gleichnamige Schlucht begonnen. Dieser Fluss- die Rosandra (Glinščica auf slowenisch) – ist das einzige überirdisch fließende Gewässer im ganzen Karst. Der Wanderweg entlang des Flusses ist exzellent ausgebaut: heute Morgen bin ich allein, aber es ist sichtbar, dass er oft von Menschenmassen frequentiert wird. Die Schlucht ist schon grandios – aber die Bemerkung der Autoren des AAT, dass das die schönste Etappe des Wanderwegs sei, kann ich nicht so ganz nachvollziehen – vielleicht wollten die auch, dass man ihre Tour bis zum Ende läuft?
Danach steigt der Weg aus dem Tal steil bis zu einer ehemaligen Bahntrasse an, der ich durch Tunnel und Brücken für einige Kilometer folge. Angenehm auf Schotter zu gehen- überholt werde ich von vielen Montainbikern – ohne und genauso viele mit E.


Der AAT führt jetzt eigentlich nach Slowenien, um den Lipzzanern einen Besuch abzustatten. Ich habe keine Lust wegen ein paar berühmten Pferden 10 km Umweg zu machen und nehme den direkten Weg über den Karst – sehr gut markiert mit lokalen Wanderzeichen.

Ab hier sind die insgesamt einfach zu gehenden Wege von kleinen Bruchsteinmäuerchen gesäumt- aus all den unzähligen Steinen aus den karstigen Böden haben die Bauern der letzten Jahrhunderte diese Mauern gebaut. Wieviel unendliche Arbeit da drin steckt!
Die Dörfer, die ich durchquere liegen unmittelbar – max 2-3 km- von der slowenischen Grenze entfernt. Es fällt auf, dass die Ehrenmäler in den Dörfern 1946-48 von der Roten Armee errichtet sind – und nur slowenische Namen enthalten.

Restaurant zur Linde – auch auf deutsch: es sieht nicht so aus, als sei das für Touristen gemacht

In den Orten sind auch fast alle Schilder und Plakate zweisprachig, teilweise auch nur slowenisch – selten auch dreisprachig (mit deutsch), es gibt viele slowenische Namen an den Haustüren. Hier ist offensichtlich slowenischsprachiges Italien – und 40 km weiter östlich hat ein großer Teil der italienischsprachigen Bevölkerung zwischen 1947 und 1954 Istrien verlassen – nicht so ganz freiwillig …

Ausstellung im Heimatmuseum ln Triest

Hierzu würde ich gerne noch weitaus mehr schreiben: Triest und Ostbelgien haben geschichtlich gesehen viele Gemeinsamkeiten – auch hier wurde (nach dem 2. WK) die Gegend zunächst quasi neutral (freies Territorium Triest unter Verwaltung der USA, Großbritanniens und Jugoslawiens), dann 1954 der westliche Teil Italien zugeschlagen – mit dem Verlust Istriens, das an Jugoslawien ging: aber die dort wohnenden Italiener waren da ja schon zum großen Teil weg ….
Anderes Thema: Das Wetter ist viel besser als der Wetterbericht – so ca. 18-20 Grad – ideales Wanderwetter ! Nachmittags einige Schauer, bei denen es dann aber auch plötzlich um mindestens 10 Grad abkühlt – aber wofür habe ich denn einen Regenponcho?
Der Rest der Etappe führt über den Kammweg längs der Küste: Blick nach rechts auf die schneebedeckten Julischen Alpen, nach links auf die Bucht von Triest. Sehr nice!
Schon um 15.30 bin ich am Camping am Obelisk in Opicina. Ich liege im offenen Zelt, lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen und habe einen tollen Blick auf die Adriaküste- so gefällt mir das! Zum Abendessen gibt es Linguine mit Meeresfrüchten in der Bar des Camping. Toller erster Wandertag!

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 1

Anreise mit dem Flixbus nach Mestre, dann mit dem Zug nach Triest

Samstag, 1.April 2023

Eigentlich fing die Reise schon gestern an: da Ryanair meinen Flug so weit verschoben hatte, dass alle gebuchten Quartiere wie Dominosteine gepurzelt wären, habe ich annulliert und stattdessen die ökologische Variante des Flixbus von Köln Flughafen nach Venedig gebucht ( übrigens 10% teurer ..). Im Bus – fast nur Stimmen vom Balkan, die aber bei Bedarf in akzentfreien Deutsch geantwortet haben.

So ein Flixbus ist schon ziemlich anstrengend: bei jedem Halt (Frankfurt, Nürnberg, München, Verona) geht das Licht an, und Schlafen im Sitzen ist wirklich nicht so meine Sache. Ab dem Brenner habe ich dann ganz entspannt (aber müde) den Übergang von der Enge des Tals an der Passhöhe zum breiten Etschtal und nachher zur Poebene beobachtet. Der Effekt, in ein fremdes Land gebeamt zu werden, ist beim Fliegen weitaus ausgeprägter.
Mit wenigen Minuten Aufenthalt habe ich den Zug nach Triest bekommen (Buchen per App ist schon genial…), bin zum Hostel nahe des Bahnhofs (dort kostenloses Upgrade vom 8er zum 6er Zimmer – wow) und dann in die Stadt . Triest – das ist das alte kuk Österreich – an der Adria. Die Architektur ist wirklich sehr österreichisch, aber die Straßencafés sind voll mit italienischem Charme – nur : ich verstehe leider kein Wort und komme so bislang auch mit niemandem ins Gespräch. Vielleicht bin ich auch einfach müde – ich habe mindestens eine Stunde in den Ausgrabungen des Forum Romanum (ja, das gibt’s hier auch) gepennt.

Forum Romanom und Kirche St Just

Nach Besichtigung der romanischen Kathedrale, die auf den Grundmauern eines Jupitertempels errichtet wurde, bin ich dort – immerhin in die Hauptkirche des Bistums Triest- zur Vorabendmesse zum Palmsonntag gegangen. Kulturschock: 25 Teilnehmer, keine Orgel, kein Gesang, ein Faktotum, das in Zivil während der Messe den Altar vorbereitet und dann ministriert – und irgendwie hat der Priester das Evangelium vergessen (?) …. Später Pizza in der Altstadt – und früh ins Bett. Morgen soll doch die Wandertour losgehen!

🚶+🚴 inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal

Inspiriert vom Alpe Adria Trail und der Via alpina
geht es durch höchst unterschiedliche Vegetationszonen
vom Mittelmeer durch den Karst,
durch Weinberge und Wälder zum Soča Tal
und von dort bis in die Julischen Alpen nach Slowenien.
Ich bereise zu Fuß und mit dem Rad eine Gegend,
die Heimat vieler Kulturen war und ist:
Römer, Langobarden, Italiener, Österreicher und Slowenen
haben in der Gegend gelebt
und oft auch gegeneinander gekämpft –
die Spuren der brutalen Schalchten am Isonzo
sind auch heute noch sichtbar …

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Infos zu Anreise und Unterkünften, Packliste u.ä. auf dem Weg sowie weiterführende Seiten und Literatur

Tag 6: Hermannshöhenweg: über den Kamm des Eggegebirges – von Obermarsberg nach Bredelar

Dienstag,  21.Februar, 13 km

Heute wandern wir nur noch bis zum Mittag, damit Dagmar und ich noch genügend Zeit haben, ohne Stress nach Hause zurück zu fahren. 

Jüdischer Friedhof

Zunächst sind wir heute Morgen am jüdischen  Friedhof  vorbeigelaufen, der – wie üblich – außerhalb der Stadtmauern lag. Da jüdische Gräber nicht eingeebnet werden,  sieht man auch noch Grabstellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Von da aus ging es an einem auf einer Anhöhe gelegenen Kalvarienberg vorbei – dessen Besichtigung wir uns bei Nieselregen mit entsprechender Fernsicht geschenkt haben. Auch die Barockkapelle (Kluskapelle) der Wüstung Upspringe  war geschlossen und die  Geostation an der Grube Reinhard so komplex, dass ich zwar Fotos der Tafeln gemacht habe, wir aber sicher bis weit in den Nachmittag für eine Besichtigung  gebraucht hätten – leider zu spät für  uns ….

Noch ein Kaffee mit Apfelkuchen und Berliner in einer Bäckerei in Bredelar (ziemlich hässlicher Straßenort an der B7) und bald schon Abfahrt mit dem gemeinsamen Zug nach Hagen, von wo aus Dagmar Richtung Hamburg und ich Richtung Köln weiterfahre.

Ankunft in Bredelar

Noch einmal zehn Minuten Stress im Zug, als Dagmars Portemonnaie incl. Bahncard verschwunden war. Ich hatte ihr inzwischen schon ein Ticket mithilfe meiner EC Karte gebucht, und die sehr freundliche Kontrolleurin half uns auch noch telefonisch in der Bäckereri (s.o) nachzufragen. Glücklicherweise tauchte das Portemonnaie dann schlussendlich nach minutiöser Recherche doch wieder in den Tiefen der Regenhose auf …. Puuuh …

Fazit:

durch Wetter, Waldsterben und relativ hohen Asphaltanteil der Wege leicht beeinträchtigte, insgesamt jedoch interessante und einfach zu gehende Tour. Die für uns kulturell attraktiven Orte lagen dabei etwas abseits des Hauptweges. Wenn auch die dunklen Fichtenwälder inzwischen fehlen, könnte dieser Verlust zu anderer Jahreszeit tolle Ausblicke erlauben (an Tagen ohne Regen …).

Zur Jahreszeit: die Temperatur war zum Wandern bei 5-12 Grad angenehm.  Der stürmische Wind mit Regen oben auf dem Eggegebirgskamm machte den Weg hingegen zeitweise ziemlich ungemütlich. Um diese Jahreszeit war eine Vorbuchung der Unterkünfte nicht nötig. Da die alten Landgasthöfe von Wirtsleuten meist fortgeschrittenen Alters geführt werden, empfiehlt es sich allerdings, die Öffnungszeiten vorher abzuchecken….   .

Tag 5: Hermannshöhenweg über den Kamm des Eggegebirges – von Hardehausen nach Obermarsberg

Montag, 20. Februar – 28km

ehem. Kloster Hardehausen - Landvolkshochschule
Hardehausen

Nach sehr reichhaltigem Frühstück (mit Butterbrotpapier auf dem Tisch zum Einpacken!) sind wir zunächst bewusst in die falsche Richtung  gewandert, um das Ex-Kloster Hardehausen  zu besuchen. Auch dieses Zisterzienserkloster war in der Säkularisation aufgehoben  worden, wurde Staatsdomäne, preußische Erziehungsanstalt, Napola (nationalsozialistische politische Lehranstalt) und nach 1945 Jugendhaus und Landesvolkshochschule des Bistums Paderborn. Wir hatten riesiges Glück: obwohl heute eigentlich geschlossen, hat uns jemand die Möglichkeit  gegeben, die moderne Kirche zu besichtigen. Echt sehenswert!

Von da aus ging es langsam wieder hoch zum Eggekamm. Der Weg führte an einem Wisentgehege vorbei: mein Mega Zoom hat es erlaubt, diesen  Riesenviechern besser als mit bloßem Auge beim Fressen zuzugucken: man stecke den ganzen Schädel in ein Fuder  Heu … . Direkt daneben eine Zucht von weißem Rotwild – sehr scheu, so dass ich selbst mit einem  300er Zoom leider kaum Chancen auf gute Fotos hatte..

Das Wetter hat uns am Vormittag für die letzten Tage entschädigt: Sonne, tolle Fernsicht,  wenig Wind. Und – heute ging es vor allem durch Buchenwälder, die dem Klimawandel etwas besser trotzen. Schon viele Kilometer vor unserem Etappenziel (ca. 15-30 km vorher) konnten wir die Silhouette von Obermarsberg ausmachen.  Ab der Mittagszeit zog es sich zwar wieder zu, aber wir haben es doch ohne Regen geschafft, oben auf dem ehem. Erensberg anzukommen.  Dieser geschichtsträchtige Ort war zunächst das sächsische Heiligtum Irminsul.  Dieses  hat Karl der Große  zerstört und – weithin sichtbar – an dieser Stelle das erste christliche Kloster der Region mit dem Abt Sturmius aus Fulda  errichtet.

Wir schlafen  in einer kleinen  Pension (Gasthof Steeger). Der Gastraum ist – wegen Rosenmontag? – gut besucht, einige Luftschlangen sind dekoriert: aber Karnevalsstimmung  Fehlanzeige. Zu essen gibt es als Auswahl das übliche Jägerschnitzel und zur Feier des Tages Hering: das ist ganz mein Fall ….lecker ! – und auf jeden Fall besser als das Schnitzel mit Instant- Sauce (so hat es jedenfalls geschmeckt), das sich Dagmar ausgesucht hat.

Tag 4: Hermannshöhenweg über den Kamm des Eggegebirges – von Kleinenberg über Dalheim nach Hardehausen

Sonntag, 19.2., 17 km

Nach reichhaltigem Frühstück in unserer Pilgerherberge hat uns der Mann der Wirtin zur Messe ins ehem. Kloster Dalheim gefahren.  Bis zur Aufhebung des Kloster 1803 wurden die Gebäude als Staatsdomäne bis in die 70er Jahre landwirtschaftlich genutzt, seit 2003 ist hier das Museum für Klosterkultur des Landesverbands Westf.- Lippe .

Wir haben uns nach der Messe ein wenig in der Dauerausstellung des Museums umgesehen: echt spannend – ich hatte mir zB noch nie die Frage gestellt,  was bei der Säkularisation  aus all den Mönchen und Nonnen, den  Patres, Brüdern und Lohnarbeitern geworden ist, die plötzlich ohne Arbeit, Wohnung und ohne Versorgung  dastanden. Interessanterweise  weiß man das oft nicht – es ist aber wohl wahrscheinlich so, dass es nur einer Minderheit gelungen ist,  in irgendeiner Form wieder Boden unter die Füße zu bekommen und sich eine neue sichere Existenz aufzubauen -vor allem die Frauen hatten es da doppelt schwer. Aber zB die Gründerin von „Klosterfrau Melissengeist“ stammt aus einem dieser aufgehobenen Klöster ….

Nach kleiner Stärkung in der Klosterwirtschaft sind wir dann  gegen 13.00 Richtung (ehem.) Kloster Hardehausen aufgebrochen. Zunächst führte ein schöner Forstweg durch Flussauen langsam bergan – später ging es auf einem Pfad – „alter Klosterweg“ – durch  Wälder und Ex- Wälder zum Eggekamm hinauf.

Übernachtet haben wir dann in einem Langasthof bei Hardehausen. Das  Essen (Sülze mit Bratkartoffeln) war wieder genau das Richtige für mich.

Tag 3: Hermannshöhenweg über den Kamm des Eggegebirges – von Bad Driburg nach Kleinenberg

Samstag, 18.2.22, 25km

Regen ! Wir verkleiden uns nach gutem Frühstück zu fast unkenntlichen Mülltüten und Gartenzwergen und stiefeln quer durch Bad Driburg zu den Ruinen  der Iburg hoch. Nach Zerstörung einer sächsischen Burganlage hatte Karl der Große hier Kloster und Burg errichten lassen. Der  Eggeweg  hätte – nachdem sicher 90% des Waldes zerstört sind – tolle Ausblicke zu den Weserbergen und ins Paderborner Land  – aber bei waagerecht peitschendem Regen war die Aussicht heute doch eher auf die unmittelbare Umgebung beschränkt.  Der Weg selbst: zum großen Teil  ein befestigter Wirtschaftsweg, der bei fast schnurgeradem Verlauf nicht zur Verbesserung meiner Laune beigetragen hat.

Pilgercafé Kleinenberg
Pilgercafé in Kleinenberg

Meine Stimmung  hob sich erheblich, als wir unser  Etappenziel erreichten: eine sehr nette Pilgerherberge mit Café in einer liebevoll restaurierten Scheune.  Kakao mit Quarkbällchen zum Empfang, leckeres Abendessen (Speckknödel) und die Übernachtung in einem  geräumigen Schlafsaal, in dem wir uns zu zweit ausbreiten konnten mit super Duschen.  Dafür  nehme ich auch einen sch…. Wandertag in Kauf!