inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 2

von Bagnoli della Rosandra nach Opicina, 21km, 730m bergauf, 430 m bergab

Sonntag, 2.April 2023

Ich habe vor, meine Wanderung am Alpe-Adria -Trail (AAT) zu orientieren, werde aber sicher auch häufig davon abweichen. Ein wesentlicher Grund dafür liegt schon daran, dass ich einfach keine 35 Tage zur Verfügung habe (schade eigentlich…), und so einige Schleifen begradigen muss: hoffentlich eliminiere ich damit nicht auch die spektakulären Punkte…. ich werde mir Mühe geben … . Da ich schon im April wandere, fallen die alpinen Etappen wegen Schnee sowieso aus. Aber dann finde ich, dass es sehr schade wäre, so geschichtlich interessante Orte wie Aquileia und Grado auszulassen. Da es dort aber total flach ist – zum Wandern nicht gerade prickelnd – habe ich vor, dort übermorgen ein Fahrrad mieten.

Rosandra Tal

So, aber noch bin ich in Triest: heute morgen bin ich erst mal mit dem Bus 30 Minuten in die Hügel nach Bagnoli della Rosandra gefahren und habe dort die Tour mit der Wanderung durch die gleichnamige Schlucht begonnen. Dieser Fluss- die Rosandra (Glinščica auf slowenisch) – ist das einzige überirdisch fließende Gewässer im ganzen Karst. Der Wanderweg entlang des Flusses ist exzellent ausgebaut: heute Morgen bin ich allein, aber es ist sichtbar, dass er oft von Menschenmassen frequentiert wird. Die Schlucht ist schon grandios – aber die Bemerkung der Autoren des AAT, dass das die schönste Etappe des Wanderwegs sei, kann ich nicht so ganz nachvollziehen – vielleicht wollten die auch, dass man ihre Tour bis zum Ende läuft?
Danach steigt der Weg aus dem Tal steil bis zu einer ehemaligen Bahntrasse an, der ich durch Tunnel und Brücken für einige Kilometer folge. Angenehm auf Schotter zu gehen- überholt werde ich von vielen Montainbikern – ohne und genauso viele mit E.


Der AAT führt jetzt eigentlich nach Slowenien, um den Lipzzanern einen Besuch abzustatten. Ich habe keine Lust wegen ein paar berühmten Pferden 10 km Umweg zu machen und nehme den direkten Weg über den Karst – sehr gut markiert mit lokalen Wanderzeichen.

Ab hier sind die insgesamt einfach zu gehenden Wege von kleinen Bruchsteinmäuerchen gesäumt- aus all den unzähligen Steinen aus den karstigen Böden haben die Bauern der letzten Jahrhunderte diese Mauern gebaut. Wieviel unendliche Arbeit da drin steckt!
Die Dörfer, die ich durchquere liegen unmittelbar – max 2-3 km- von der slowenischen Grenze entfernt. Es fällt auf, dass die Ehrenmäler in den Dörfern 1946-48 von der Roten Armee errichtet sind – und nur slowenische Namen enthalten.

Restaurant zur Linde – auch auf deutsch: es sieht nicht so aus, als sei das für Touristen gemacht

In den Orten sind auch fast alle Schilder und Plakate zweisprachig, teilweise auch nur slowenisch – selten auch dreisprachig (mit deutsch), es gibt viele slowenische Namen an den Haustüren. Hier ist offensichtlich slowenischsprachiges Italien – und 40 km weiter östlich hat ein großer Teil der italienischsprachigen Bevölkerung zwischen 1947 und 1954 Istrien verlassen – nicht so ganz freiwillig …

Ausstellung im Heimatmuseum ln Triest

Hierzu würde ich gerne noch weitaus mehr schreiben: Triest und Ostbelgien haben geschichtlich gesehen viele Gemeinsamkeiten – auch hier wurde (nach dem 2. WK) die Gegend zunächst quasi neutral (freies Territorium Triest unter Verwaltung der USA, Großbritanniens und Jugoslawiens), dann 1954 der westliche Teil Italien zugeschlagen – mit dem Verlust Istriens, das an Jugoslawien ging: aber die dort wohnenden Italiener waren da ja schon zum großen Teil weg ….
Anderes Thema: Das Wetter ist viel besser als der Wetterbericht – so ca. 18-20 Grad – ideales Wanderwetter ! Nachmittags einige Schauer, bei denen es dann aber auch plötzlich um mindestens 10 Grad abkühlt – aber wofür habe ich denn einen Regenponcho?
Der Rest der Etappe führt über den Kammweg längs der Küste: Blick nach rechts auf die schneebedeckten Julischen Alpen, nach links auf die Bucht von Triest. Sehr nice!
Schon um 15.30 bin ich am Camping am Obelisk in Opicina. Ich liege im offenen Zelt, lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen und habe einen tollen Blick auf die Adriaküste- so gefällt mir das! Zum Abendessen gibt es Linguine mit Meeresfrüchten in der Bar des Camping. Toller erster Wandertag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert