🚶Juni 2021 – Les 2 Ourthes: 3 Tage Wanderung im Herzen der Ardennen

Natur pur !
Wasser und Wald:
von der Ourthe orientale über den Lac de Nisramont
zur Ourthe occidentale
Zuletzt noch die Ourthe flussbwärts
bis La Roche-en-Ardennes

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

Karte und Track der Wanderung

Tag 21 – zu Fuß durch die Ardennen: Lamorteau – Virton über Torgny (20 km)

Auf zum Südzipfel Belgiens ! Trotz des Wetters spürt man in Torgny etwas vom Flair des südlichsten Dorfes der Wallonie …

Mittwoch, 26.Mai

Ich habe gestern Abend wirklich meine Pizza ganz aufgegessen. und es regnet trotzdem. Unfair!

Nach ordentlichem Frühstück mache ich mich dann im Sprühregen (der sich von Zeit zu Zeit auch in einen veritablen Regenguss wandeln kann) auf zum südlichsten Ort Belgiens, nach Torgny.

Häuser und Türen in Torgny

Dieser wirbt mit Weinbau und einem méridional – provençalischen Flair. Das klingt im Dauerregen schon ziemlich nach Hohn. Und bei dem Wetter (und Corona) ist natürlich auch alles geschlossen und noch nicht mal ein Hund auf der Straße: trotzdem kann ich dem Ort was abgewinnen : die ockerfarbenen Häuser wirken einladend und  -ja! – es gibt sie wirklich, die halbrunden Dachziegel als untrügliches Zeichen des Südens (allerdings auf höchstens der Hälfte der Häuser – die anderen sind  – belgisch, klassisch – mit Schiefer oder Flachziegeln gedeckt).

Dann verlasse ich kurz den GR 129, den man von Brügge nach Arlon wandern könnte, und laufe ca. 3km über immer schmaler werdende Feldwege und zum Schluss über eine Wiese zum Ziel der Ardennenwanderung: dem südlichsten Punkt Belgiens. Jemand hat ein inoffizielles Schild aufgestellt – sonst wäre das GPS die einzige Quelle, um diesen Ort hervorzuheben. Richtung Frankreich : eine Weißdornhecke und das kleine Grenzflüsschen, der Chier. Die anderen Richtungen: Wiesen und Weiden. Völlig unspektakulär – aber irgendwie freue ich mich doch angekommen zu sein.

Der Südzipfel Belgiens

Ein bisschen beflügelt mache ich mich auf den Rückweg und sehe kurz hinter Torgny die erste geöffnete Kapelle seit vier Tagen (Orval zählt nicht mit – oder: vielleicht doch, da die Kirche selbst für „normale“ Touristen ja nicht geöffnet ist). Auf dem weiteren Rückweg gab es natürlich wieder die altbekannten häufigen Regenschauer und leider einen  ziemlich langweiligen breiten Forstweg fast bis nach Virton.

Virton selbst mag ohne Corona ganz nett sein – jetzt war alles geschlossen, nur eine sündhaft teure Brasserie hatte eine Außenterrasse geöffnet.

Da hat es mir dann überhaupt nicht leid getan, schon gegen 15.00 den Zug zurück nach Bouillon zu nehmen – steht das Auto noch da ??? ( Antwort: ja, kein Problem)

Fazit :  die Wallonie, und speziell die Ardennen, sind wirklich schön: die Flüsse wilder und naturbelassener als ich das aus Deutschland kenne, die Wanderwege exzellent markiert, die Dörfer pittoresk. Allerdings kämpft auch dieses Mittelgebirge mit den gleichen Problemen wie ähnliche Regionen Europas : die kleinen Geschäfte, Cafés , einfache  Hotels und Kirchen schließen. Die Häuser werden zu Wochenend-Häusern oder Ferienwohnungen umgebaut – auch Luxusresraurants mit Zimmern halten sich . Fast immer sind hier Flamen oder Niederländer die Käufer.

Ich hatte – als Beispiel – in den letzten vier Wandertagen zwischen Bouillon und Virton ohne Umweg keine Möglichkeit einzukaufen und die Übernachtungen gestalten sich – von den Zeltplätzen entlang der Semois und Ourthe abgesehen – vor allem als Einzelwanderer als Herausforderung.

Aber all das ist Klagen auf hohem Niveau – es war eine tolle Tour und ich frage mich, ob ich nicht auch den Rückweg zu Fuß gehen sollte : dabei wären dann das Grenzgebiet zu Luxemburg und die Ostkantone lohnende Ziele….

Tag 20 – zu Fuß durch die Ardennen: Orval – Lamorteau (27 km)

ruhiger angenehm zu gehender Weg durch das Wiesenland der Gaume. Das Licht zwischen den Regenschauern hat mich begeistert und meinen Photoapparat herausgefordert …

Dienstag, 25. Mai :

Ich bin heute Nacht nicht nass geworden! Ich fand den prasselnden  Regen auf die Zeltpane eher beruhigend und habe mich nur noch etwas tiefer in meinen warmen Schlafsack gekuschelt. Da erst ab 9 Uhr ein (vorläufiges ) Ende des Regens angesagt ist, habe ich mir ganz viel Zeit gelassen, habe dann die Reste des gestrigen opulenten Frühstücks verzehrt (mir fehlt entschieden der Milchkaffee: Wasser ist keine Alternative!), habe den Schlüssel der Dusche abgegeben und dabei die Gelegenheit genutzt, noch einmal durch den Bereich der Abtei zu schlendern, der nur  den Klostergästen zugänglich ist – zu denen ich offensichtlich nur eingeschränkt gehöre… , und dann bin ich in aller Ruhe Richtung französische Grenze losgewandert. Geplant waren Kaffee und kleiner Einkauf in Villers-devant-Orval – leider sind sowohl Café als auch Geschäft seit Jahren geschlossen….

Schöne Wegkreuze in der Gaume

Also geht’s ohne Stärkung weiter: zunächst für einige Kilometer nach Frankreich, da die Wegführung  nur auf diese Weise ohne Riesenumwege funktioniert – aber Grenzkontrollen gibt es auch jetzt zu Coronazeiten nicht mehr. Die Dörfer auf dem Weg zeigen alle diesen typischen Haustyp der Gaume: klein, das  Hoftor zu Straße bin, im Verlauf des Dorfes aneinandergereiht  – nur nie ! ein Geschäft oder Café. Ich mümmele also den Rest Studentenfutter und komme gegen 17.00 nach mehreren Regenschauern, die mich jeweils in die gesamte Schlechtwettermontur gezwungen haben, die ich aber mit den ersten Sonnenstrahlen wegen der Wärme auch schnell wieder ausziehen musste, in meinem B&B in Lamorteau an.

Madames Haus sieht aus wie eine Puppenstube – und die Besitzerin hat mächtig Angst, dass ich mit meinen nassen Klamotten da was kaputt machen könnte…. Trotzdem trocknet mein Zelt jetzt in meinem Zimmer und ich esse die bestellte Pizza – zu ihrem Leidwesen drinnen im Zimmer und nicht auf der Terrasse im Regen.

Aufschrift auf der Treppe: „Freiheit und Mut sind wie eine Treppe, die man Stufe um Stufe heraufsteigen muss und bei der man keine Tritte überspringen kann“


Tag 19 – zu Fuß durch die Ardennen: Ste. Cécile – Orval (21 km)

Wanderung entlang der französischen Grenze auf meist kleinen Pfaden nach Orval – die Ruinen aber auch die neue Zisterzienser-Abtei sind ein Erlebnis!

Pfingstmontag, 24.5.

Genau so pünktlich, wie es am Samstag aufgehört hat zu regnen, als ich loswandern wollte, hat es heute morgen angefangen. Und es hört nicht auf. Glücklicherweise finde ich im nächsten Ort, in Chassepierre, ein nettes Restaurant, in dem ich gut frühstücken kann (natürlich auf der Außenterrasse – die Hotelgäste sitzen drinnen… ). Ich hoffe, den Regen aussitzen zu können, aber das klappt heute nicht. Also Regenhose, Anorak und Poncho an und los.

Die Landschaft bleibt immer noch schön – noch einige Kilometer folge ich der Semois, bis der Weg über einen RAVEL (die belgische Version der Bahntrassenradwege), der auf der Trasse einer dieser kleinen örtlichen Eisenbahnen verläuft, die hier „ vicinal“ genannt werden, langsam auf die Hochebene ansteigt. Schon im Tal der Semois haben sich Landschaft und Charakter der Dörfer geändert. Das Land ist flach gewellt, viel lieblicher als die steilen Felsen im Tal der Semois, die Häuser meist niedrig und hell getüncht.: ich bin in der Gaume. Aufgrund des Dauerregens nehme ich den direkten Weg durch die Wälder immer direkt an der französischen Grenze entlang – Mal auf dieser, mal auf jener Seite der Grenze. Ob das wohl coronakonform ist??

Dann komm ich an Willers vorbei, einem Ort mit den Resten einer römischen Raststätte auf der Straße von Reims nach Trier. Der GR führt hier über französisches Gebiet und das Dorf liegt auf einem Hügel grade mal 300m entfernt. Ich wandere also in den Ort hoch – sehe die französische Mairie – und bin glücklich, dass mehr als die Hälfte der Autos belgische Kennzeichen haben. Also kümmert sich keiner um diesen Stuss mit den Einreisebeschränkungen.

Meisennest in einer Wand der Ruinen der Abtei

Endlich wird das Wetter besser und ich erreiche Orval. Die heutigen Gebäude wurden ca 1920 im Stil des Art Deco gebaut, nachdem die alte Zisterzienserabtei in der französischen Revolution zerstört worden war.  Heute leben in diesem riesigen Gebäude noch 7(!) Mönche. Finanziell geht das nur durch die Einkünfte der Brauerei (habe ich von der netten Dame an der Anmeldung erfahren).

Leider kann ich nicht im Kloster selbst schlafen – wegen Corona gibt es nicht viele Gästezimmer. Aber ich kann den Zeltplatz der Abtei und die Dusche nutzen. Wobei „Zeltplatz“ einen Euphemismus darstellt: ich hätte den Platz ‚Lichtung im Wald‘ genannt. Aber da es nicht mehr regnet, ist alles gut, und ich bin sogar noch zu meiner Pfingstmesse gekommen – mit Stundengebet der Mönche der Abtei. So, jetzt hoffe ich nur noch, auf nicht allzu viel Regen heute Nacht!

Tag 18 – zu Fuß durch die Ardennen: vom Camping Maka bei Auby nach St. Cécile (ca. 25km)

… und der GR folgt weiter den Mäandern der Semois- abwechslungsreicher Wandertag , auch weil ich zwischendurch den offiziellen Weg verlassen habe und am Ufer entlang gewandert bin

Pfingstsonntag, 23.5.

Zum Frühstück habe ich heute den Rest der Tacos gegessen, die vorgestern Abend übrig geblieben sind. Besser als nichts, die nächste Bäckerei ist sicher 10 km entfernt.

So gehe ich dann um 8.30 ohne Kaffee los und freue mich zunächst über Vogelgesang und das leise Plätschern der Semois.

Schon gestern Abend hatte ich Probleme mit dem Navi- Programm meines Smartphones, das sich nach einer unbedachten Aktion nicht mehr öffnen ließ und erst nach ziemlicher Frickelei bereit war, zumindest die Grundfunktionen wieder auszuführen. Heute dann, nach ca. 5 km kam dann der super Gau: das GPS streikt und die Wanderwege sind auf der Karte verschwunden. Das vereinfacht nicht unbedingt die Streckenplanung und lässt mich zunächst mal 2 km wieder zurücklaufen, da sich ein Felsen am Ufer beim besten Willen nicht umgehen lässt. Im Laufe des Tages wiederholt sich das Procedere: ich habe keine Lust mehr auf die Streckenführung des GR über Asphaltstraßen – und der Weg, auf den ich ausgewichen bin, ist leider nicht der, den ich auf der Karte gesehen haben wollte – Ergebnis ist zwar ein Umweg aber insgesamt ein toller schmaler Pfad mit Kletterpassagen entlang der Semois – aber an 5 km pro Stunde ist dabei natürlich nicht zu denken.  So lasse ich Herbeumont ( und damit mein Mittagessen ) aus, bewundere einen beeindruckenden Eisenbahnviadukt, der inzwischen als Radweg dient, und mache Fotos von einem kleinen pittoresken verlassenen Friedhof in Mortehan (das war allerdings vorher)  und beende  den Wandertag dann noch mit geruhsamen Kilometern neben dem Fluss

Der Campingplatz ist das komplette Gegenteil von gestern: etwas schmuddelig chaotisch, Duschen lauwarm – aber dafür eine herzliche Atmosphäre, ein reichliches, unheimlich leckeres Essen (Boulettes Liègoises mit Fritten und Salat) und das alles zu sehr demokratischen Preisen – Klasse !

Morgen geht’s nach Orval – die Abtei wird – im Gegensatz zu allen (!) Kirchen auf dem Weg wohl nicht geschlossen sein …

Tag 17 – zu Fuß durch die Ardennen: von Bouillon zum Camping de Maka bei Auby (20 km)

den GR 16 entlang der Semois: die Strecke verdoppelt sich dur die Mäander – aber die geht man in dieser Lansdchft gerne….

Samstag,22.Mai

Jetzt also Regen  – und zwar auf der ganzen Autofahrt bis Bouillon. Ich parke das Auto auf einem öffentlichen Parkplatz ( in der Hoffnung, es Mittwoch dort wiederzufinden… ), schlendere noch etwas durch den Ort (ziemlich öde bei Regen) und dann mache ich mich auf den Weg über den GR 16 die Semois  flussaufwärts. Und – kaum glaublich: sobald ich losgegangen bin, hört  der Regen auf! Na ja, wenn Engel reisen ..

Über Pfingsten habe ich geplant, die Ardennenwanderung fortzusetzen, um am Mittwoch am südlichsten Punkt Belgiens anzukommen. Aber bei dem Wetterbericht und nach dem Geprassel auf mein Schlafzimmerfenster heute Nacht bin ich mir nicht so sicher, ob die Idee wirklich so  gut ist.

Aber geplant ist geplant – und die Übernachtungen abzusagen, ist unangenehm, teuer und frustrierend. Die beiden ersten Tage habe ich nicht vorgebucht: im Tal der Semous reiht sich ein Campingplatz an den nächsten und über Pfingsten sind in der Gegend Hotels und B&B längst ausgebucht, so dass ich in jedem Fall das Zelt brauche. Aber im Süden des Landes gibt es kaum Campingplätze, so dass ich dort (mit viel Mühe) letzte Woche doch noch ein Airbnb gebucht habe.

Der Weg geht mal am Fluss entlang, mal durch Laubmischwälder – nie langweilig. Nur die Ortschaften sind schwierig: Hotels und Cafés geschlossen – und zwar schon lange vor Corona, keine Geschäfte, nur haufenweise Ferienwohnungen. Lebendige Orte sehen anders aus. …

Als dann doch noch mal ein Regenschauer droht, hole ich meinen Regenponcho raus – und bin heilfroh, dass es kein Video von den Verrenkungen gibt, das Ding alleine anzuziehen und hinter meinem Rücken über den Rucksack zu hieven. Geht einfach nicht. Auch als schon längst die Sonne wieder scheint,  habe ich immer noch mit dem Ding gekämpft (Ha- zum Schluss hab ich das Ding doch noch besiegt!)

Die Chance war aber eigentlich ziemlich gut, bei dieser Lachnummer allein zu bleiben: den ganzen Tag über sind mir höchstens 10 Wanderer begegnet – alles coronakonform….

Übernachtung dann auf einem netten Campingplatz mitten in der Pampa direkt an der Semois – und es gab sogar eine Cafeteria fürs Abendessen. Nur habe ich noch nie so viel für einen Campingplatz bezahlt – dafür hätte ich auch locker ein B&B gekriegt (wenn noch was frei gewesen wäre… ) Morgen ist Pfingsten – Messe aber  Fehlanzeige: die gibt’s hier nur in wenigen ausgewählten Dörfern und nur für max 15 Leute mit Voranmeldung….. dann eben nicht.

Die erste Sorge morgen wird allerdings sein, wie ich an Frühstück komme – da muss ich mich wohl überraschen lassen, was der Weg so bietet.  

Tag 16 – zu Fuß durch die Ardennen: von Membre nach Bouillon (35 km)

Genialer Weg über den GR 16: tolle schmale Pfade, phantastische Ausblicke, Vögel, Pflanzen und interessante kleine Kirchen. Die bisherige Königsetappe !

2.April 2021

Auf zur vorerst letzten Etappe : über den GR 16  an der Semois entlang nach Bouillon. Die Etappe wird wieder lang, deswegen habe ich schon vor 8.00 das Frühstück erbeten – kein Problem – die Wirtsleute sind das von den Jägern gewohnt…

Der GR macht das, was Weitwanderwege immer tun: sie lassen keinen Anstieg, keine Burg und keine Aussicht aus : im Tal der Semois kommen die (sadistisch angehauchten?) Planer des GR voll auf ihre Kosten : sie haben es geschafft,  den Weg mit fast 2000 Höhenmeter zu markieren : und dazwischen noch eine absolut geniale Variante mit leichten Kletterpassagen und Leitern ! Sehr nice – aber auch höchst anstrengend und zeitaufwendig.

Entschädigt würde ich durch eine tolle Landschaft mit wunderbaren Ausblicken auf die Semois und zum Schluss noch der Möglichkeit, die Kirche eines Trappistenklosters in Cordemois bei Bouillon zu sehen: ich habe an der Pforte geschellt und dann durfte ich in die Kirche. Leider war die Karfreitagsliturgie beendet – aber früher konnte ich bei dem anspruchsvollen Weg nun wirklich nicht ankommen. Den Stil der Kirche würde ich als als Art Déco bezeichnen – oder gibt es  Ähnliches, aber mit strengeren Formen ?

Von da aus war es nur noch ein Katzensprung bis Bouillon: es ist leider zu spät, um die Burg zu besichtigen. Aber schon von außen ist die Stammburg von Godefroy (Gottfried) von Bouillon absolut beeindruckend, auch wenn’s nur noch Ruinen sind. Gottfried von Bouillon – das ist übrigens der mit dem Kreuzzug. Bouillon gefällt mir – auch trotz Corona – ausgesprochen gut : das ist eine lebendige Stadt mit französischem Flair. Ich  freu mich schon, die Wanderung hier wieder zu beginnen.

Da ich so kurz vor Ostern kein bezahlbares Zimmer bekommen habe, habe ich den Bus schon heute Abend genommen. Vorher brauche ich allerdings noch Abendessen: Pizza à emporter ! Ich gehe rein, erzähle, dass ich auf den Bus warte – und kann die Pizza mit einem leckeren Orval (bei zugezogenen Vorhängen) innen drin essen. Sehr angenehm.

Die Rückfahrt gestaltet sich dann als ausgesprochene Himmelfahrt (am Karfreitag….) : mit dem Bus nach Libramont, dann nach Marloie, Umsteigen nach Lüttich und dann noch mal nach Verviers. Um die Zeit fährt der Zug nach Welkenraedt heute nicht mehr – also wieder mit dem Bus.

Aber wenn die Bahnfahrt so lange dauert, heißt das im Umkehrschluss, dass ich auf der Belgien – Durchquerung schon ganz schön weit gekommen bin !

…und noch eine Etappe außerhalb der Planung: heute ging’s den GR 16 die Semois aufwärts nach Bouillon!

Tag 15 – zu Fuß durch die Ardennen: von Graide nach Membre (21km)

Etappe abseits der Hauptwanderwege – sehr ruhig und beschaulich (wenn man den Weg findet….)

1.April 2021

B&B in Graide

Wieder ein B&B mit einem exzellenten Frühstück ( alles zur Auswahl : Smoothie, Müsli mit Erdbeeren, Brot mit selbstgemachter Marmelade… ).

Heute ist der Weg (wirklich) nicht so lang, so dass sich meine Muskeln etwas ausruhen können. Aber der Teufel steckt wie immer im Detail. Es gibt in dem Gebiet keine Fernwanderwege, so dass ich mir den Weg selbst zusammengestellt habe. Zwischendurch bin ich dann von der Route des Navis etwas abgewichen, um Asphalt zu umgehen:  dabei habe ich den empirisch belegten Familienwahlspruch nicht beherzigt, der lautet :„die längste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine unbekannte Abkürzung“ …. Irgendwann  bestand der (auf der Karte eingezeichnete!) Weg nur noch aus Macchia mit dichtem Ginster und Dornen. Kein Durchkommen. Heute Abend werde ich dann lange Hose und langärmliges T- Shirt tragen, um nicht allzu martialisch zu wirken….

Also haben diese großen Forstmaschinen, die die Wege durchwühlen, doch ein Gutes: sie verhindern, dass die Wege völlig zuwachsen und damit unpassierbar werden.

Über den Weg selbst gibt es heute nicht so viel zu berichten:  die Gegend ist immer noch sehr dünn besiedelt, und alle Bewohner knubbeln sich in der Nähe der paar Hauptachsen, die das Land  (übrigens immer nur in Nord – Süd- Richtung) durchqueren.

Vor einem kleinen Dorf patroulliert heute ein Polizeiauto- der Polizist (und danach mehrere Dorfbewohner ) fragen mich, ob ich nicht eine alte Dame mit braunem Pulli und geblümter Hose gesehen habe…habe ich leider nicht..
Wieder quere ich einen Bahntrassenradweg und dann bin ich schon im Tal der Semois, die hier gemütlich nach Westen Richtung Maas fließt – ganz anders, als die lebhaften Ardennenflüsse, denen ich in den letzten Tagen gefolgt bin.

Das Hotel hat schon bessere Tage gesehen: aber mein kleines Dachzimmer hat ein nachträglich eingebautes Bad mit Dusche, Waschbecken und WC auf 2m² und – genial – einen Blick auf die Semois. Nach dem guten vietnamnesischen Essen und einem Leffe ( Abendessen in einer abgeschiedenen Eccke des Restaurants bei zugezogenen Vorhängen…) war ich glücklich und zufriedenund voller Vorfreude auf die morgige letzte lange Etappe entlang der Semois. Frühstück gibts dann zum Mitnehmen, da ich wegen der Länge des Weges schon vor 8.00 losgehen möchte.

Auch diese Etappe weicht wieder von der ursprünglichen Planung ab: ich habe Bilder des Semois – Tals gesehen und möchte unbedingt auch flussabwärts von Bouillon noch eine Etappe an diesem Fluss wandern – deswegen der heutige „Übergangstag“ außerhalb des GR

Tag 14 – zu Fuß durch die Ardennen: Awenne – Graide (38km)

An sich stimmte heute alles: abwechslungsreiche Wege, tolles Sonnenwetter – nur die Länge des Weges war mächtig falsch geplant….

Mittwoch 31. März 2021

Heute Morgen hab ich mir Zeit gelassen. Die Etappe ist mit ca. 25 km nicht sehr lang geplant, so dass nach dem Frühstück noch Zeit für ein Quätschchen mit den Flamen von gestern bleibt. Um 9.45 geht’s dann ganz gemütlich über kleine Wege los. Wieder ein herrlicher Tag und ich nehme mir Zeit, kleine Blömekes am Weg zu fotografieren und die Einstellungen auszuprobieren, um die Blüten trotz meiner Mini – Pocketkamera scharf zu kriegen.
Mirwart soll eins der schönsten Dörfer Belgiens sein (???) Geschmacksverirrung? Kein Dorfplatz, kein Blumenschmuck -selbst schöne Häuser sind Mangelware. Das Schloss ist allerdings imposant und die ausgedehnt angelegten Fischweiher interessant. Aber das war’s.


Kurz hinter den Ruinen eines mittelalterlichen Hochofens habe ich den falschen Abzweig erwischt und mich etwas ausßerhalb der Richtung wiedergefunden.

Da es schon nach 13.00 war (ich war bis dahin 15 km gelaufen), habe ich zur exakten Planung noch mal den Routenplaner befragt – und hab das Ergebnis erst mal nicht geglaubt: noch 20km bis zum B&B ! Ich hab das nachgerechnet, nachgemessen, die Karte gedreht – es hilft alles nichts. Die Berechnung stimmt. Uff. Ich kann nur auf mich selbst sauer sein. Irgendwie habe ich bei meiner Messung vor der Buchung des B&B 10 km unterschlagen ….
Noch 20 km Wegstrecke……Und es ist 13.15…. Tief durchatmen, es hilft ja nichts, da muss ich jetzt durch. Also zügig ohne zu hetzen weiter und vor allem nicht an den Endpunkt sondern nur an die Zwischenziele denken. Möglichst bewusst alle Kleinigkeiten am Weg wahrnehmen. Möglichst wenig Fuß -Autobahnen sondern kleine spannende Wege aussuchen – hat alles geklappt.. . Die Moral war dann erst 4 km vor dem Ziel am Nullpunkt, als die geplante Abkürzung durch ein dickes Verbotsschild versperrt war und ich die letzten 4 km Straße treten durfte. Dann aber 300 m vor dem Ziel – wie eine Fata Morgana : ein italienischer Eiswagen ! Selten haben 2 Kugeln so gut geschmeckt… Der Rest ist schnell erzählt: schönes B&B mit netten Vermietern, geräumiges Appartement mit super Dusche, leckeres Abendessen – alles prima. Und die Füße tun weniger weh als die Schultern…

Tag 13 – zu Fuß durch die Ardennen: von St. Hubert nach Awenne (25 km)

Wald pur! In allen Variationen und ein tolles Freilichtmuseum….

Dienstag 30.März

Nachdem ich mir nach dem Frühstück eine Zahnbürste kaufen musste (irgendwas vergisst man ja immer), ging es bei weiterhin strahlendem Sonnenschein nach Norden aus dem Tal raus : jetzt sieht man erst richtig, wie groß die Kirche und die Reste der Benediktinerabtei im Verhältnis zum Dorf sind !
Heute wandere ich vor allem durch die riesigen Wälder, die St Hubert umgeben. An sich kein Problem: ich mag Wälder – vor allem wenn sie, wie hier, so abwechslungsreich aus Buchen- Eichenmischwald, Birke und (seltener) Fichten und Tannen bestehen. Aber…
Da das Land hier so dünn besiedelt ist, gibt es offensichtlich wenig Gelegenheit, kleine Pfade durch den Wald zu trampeln. Im Umkehrschluss heißt das, das ich fast nur auf Forstwegen und Forststraßen gelatscht bin – und die laufen schnurgerade durch den Wald und sind, wenn sie- wie hier- dauernd zum Holztransport gebraucht wurden, in einem grauenhaften Zustand.

links sind Bäune, rechts sind Bäume, in der Mitte Zwischenräume….

Solche Wege sind furchtbar monoton ! So bin ich heilfroh, um 13.30 am Wallonischen Freilichtmuseum zu sein. In einem zweistündigen Rundgang entdecke ich regional typische Häuser und vor allem die Werkzeuge heute kaum noch bekannter Berufe . Wer kennt schon heute noch einen Korbmacher oder Schuhmacher? Ich frage mich, wieviel Wissen um altes Handwerk im Augenblick unwiederbringlich verloren geht (oder gegangen ist), und ob es einer Gesellschaft wirklich guttut, nur auf den vielleicht doch fragilen Fortschritt durch Internet und Computer zu setzen …
Gegen 17.00 bin ich dann in einem von Holländern geführten netten B&B angekommen. Bier ist im Kühlschrank, heute Abend Abendbrot draußen im Garten zusammen mit einem flämischen Paar und aktuell Sonnenbad im Garten. Was brauche ich mehr,um glücklich zu sein ?