Corona… ganz Deutschland macht Ferien im Inland und fährt in die Alpen oder ans Meer. Gibt es eine bessere Gelegenheit, um die unbekannten deutschen Mittelgebirge kennenzulernen? Eine spannende Tour über Radfernwege und lange Bahntrassenradwege von der Lahn zur Werra und über die Rhön zum Main!
Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittafs auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch
Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten.
Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage
Gegen 8.00 verlasse ich das sehr angenehme Zimmer in Steinheim: das ist eins von diesen modernen Fremdenzimmern, bei denen man eine Mehrzimmerwohnung umgebaut hat und an Tagesgäste vermietet. Der Zugang erfolgt mit Code, es gibt Küche und Gemeinschaftsbad, bei Problemen ist der Vermieter per Handy erreichbar. Schwierig für mich ist nur, dass auf diese Weise jede Art der Kommunikation ausfällt … .
Auf dem Weg dann Frühstück in einer Bäckerei: das ist, da die Frühstücksbuffets Corona- bedingt abgeschafft sind, immer eine gute Alternative.
Grafittis am alten Mainhafen
Ich hatte befürchtet, dass der Weg an Frankfurt vorbei durch das Maintal zugebaut und hässlich sei – das ist zumindest im Osten der Metropole nicht der Fall: der Weg führt durch Wiesen, am Fluss entlang, sehr romantisch. Und plötzlich: die Skyline der Wolkenkratzer von Frankfurt. Beeindruckend. Wenn man näherkommt, kann man erkennen, dass die Stadt auch im Mittelalter erhebliche Bedeutung hatte: aber die an sich mächtigen Kirchtürme erscheinen winzig neben den Zeichen moderner Machtfülle. So wählt sich eben jede Epoche ihre eigenen Götter ….
leckere Pflaumen
Nach Frankfurt hätte ich die Karte genauer studieren sollen: dann hätte ich vorher gesehen, dass sich der Mainradweg ab jetzt durch alle nur möglichen Industriegebiete schlängelt: allen voran Hoechst- Sanofi, dann aber auch eine Menge anderer kleinerer Fabriken und Einkaufsmeilen. Etwas nervig. Jedoch finde ich Leckeres für mein körperliches Wohl: Brombeeren an der alten Mauer eines Fabrikgeländes, und dann liegen auf dem Weg haufenweise Pflaumen unter einem Baum: lecker süß ! Ich sammle für die Mittagspause. Fragt jemand: ‚was issen das ?‘- ‚Pflaumen !‘ – ‚Sehen aber komisch aus…‘. ‚Schmecken aber super…‘ -‚ nee, lieber nicht’… .
St. Stephan: Glasfenster von Marc Chagall
Der Weg selbst wird erst wieder schön ab der Mainmündung kurz vor Mainz- Kastel und schon bald fahre ich über die Rheinbrücke zur Besichtigung von Mainz. Der Kontrast der leicht und fast verspielt wirkenden Bürgerhäuser der Stadt am Rhein mit den umliegenden Weinbergen im Vergleich zu den hessischen Städten der letzten Tage ist frappierend. Ich besichtige den Dom, dessen wuchtige Romanik ich beeindruckend finde, wenn mich auch die barocke Innenausstattung wieder überhaupt nicht anspricht. Zeitgeist?
Umso mehr faszinierend sind die von Chagall gestalteten Fenster der Kirche St Stephan: die persönliche Bekanntschaft des damaligen Pfarrers mit dem Künstler hat zu diesen wahnsinnig schönen Fenstern geführt.
Um zu meinen Freunden in dem kleinen Weinort Großwinternheim zu kommen, nehme ich den direkten Weg, 17 km, über den kräftigen Anstieg am Lerchenberg (statt der 35 km am Rhein entlang). Ich glaube, der Weg war für mich keinesfalls schneller…. . Am Abend dann leckeres Essen mit Spundkäse, Backofenkartoffeln und Gemüse in Kombination mit netten Unterhaltungen. Ein gutes Ende meiner Tour durch die Mitte Deutschlands.
Morgen geht’s dann mit dem Zug nach Hause – Nadya und Peter fahren erst zum Abend ins Rheinland.
Fazit:
1. Es fährt sich deutlich angenehmer von West nach Ost.
2. Zu behaupten, dass durch Corona deutsche Urlaubsgebiete überfüllt seien, wäre eine absolute Verkehrung der Tatschen- nie war es einfacher, Unterkünfte kurzfristig zu bekommen
3. Noch nie habe ich so wenig Menschen auf einer Tour kennengelernt wie diesmal . Corona ?
4. Hessen und das angrenzende Thüringen sind unbedingt eine Reise wert.
5. Die Bahntrassenwege in Hessen sind genial!
Schloss Philippsruh
Vögel am Mainufer…
… und in den Wiesen
Barockstatue
je größer die Götter desto höher die Tempel
wie genial ist es, sich von den Früchten des Landes ernähren zu können !
Nein, der Wetterbericht hat sich nicht getäuscht. Beim Aufwachen höre ich den Regen auf die Zeltplane prasseln – was mir dann definitiv jede Lust am Aufstehen nimmt. Ich kuschele mich in meinen Schlafsack, lese etwas, döse rum – es hilft alles nichts: der Regen wird nicht weniger. Also Aufstehen, Satteltaschen packen, Zelt abbauen – ich fange jetzt schon an nass zu werden. Dann versuche ich ein ausführliches Frühstück in einer Bäckerei am Ort – es hilft alles nichts- es regnet weiter ! Also dann: In Goretex eingepackt fahre ich die Bahntrasse weiter – glücklicherweise mit deutlich weniger Wind und meist bergab. Langsam ändert sich die Landschaft, das Tal wird weiter – der Regen bleibt. Trotzdem schaue ich mir mir Ortenberg an, bewundere die Fachwerkhäuser und radele dann langsam weiter.
Ortenberg
Zeitweise kreuzt meine Route interessante Wanderwege: den Bonifatiusweg, den Jakobsweg. Inzwischen ist Feuchtigkeit in meinem Fotoapparat, das Smartphone (GPS) streikt und ich bin trotz Goretex bis auf die Haut nass. Ich konnte, bis gar nichts Elektronisches mehr funktionierte, gerade noch ein B&B bei Hanau buchen. Dann hatte ich aber erhebliche Mühe, mich so ohne Karte durch die Stadt durchzuschlagen, um das Haus überhaupt zu finden. Aber die Unterkunft ist gut und das indische Abendessen auch. Morgen geht’s dann Main und Rhein entlang zu Nadya.
es hört einfach nicht auf : das ist definitiv das erste Mal, dass ich stundenlang ununterbrochen durch Regen fahre !
Storche scheinen Regen zu mögen !
Ortenberg
hungrige Mäuler … und zwar ziemlich große und ziemliche viele
… die gestopft werden müssen!
Weinbergschnecken fühlen sich bei dem Regen pudelwohl….
irgendwann war ich einfach nur noch überall nass selbst Goretex ist nicht wasserdicht…
Katholische Kirche Glauburg -Stockheim St. Judas Thaddäus – Art Déco pur !
Das Jüngste Gericht
glücklich, angekommen zu sein: in meinem Airbnb in Steinbach – die schöne Seite ….
Heute Morgen bin ich nach einem leckeren Frühstück in einer Bäckerei zunächst die Fulda flussabwärts geradelt. Der Radweg heißt „Fuldaradweg“ – ganz wichtig – nicht: Fuldatalradweg. Die kleinen 3 Buchstaben machen den ganzen Unterschied. Der Weg läuft manchmal am Hang, manchmal im Tal entlang und generiert infolgedessen die entsprechenden Steigungen.
Blick zurück auf Fulda
Nach Besichtigung des kleinen Fachwerkstädtchens Schlitz nehme ich die Bahntrasse der ehemaligen Ortenberg -Bahn über die Rhön. Wenn ich auf einer Bahntrasse, die ja nie eine Steigung über 2,5% hat, nur 12 km/h bergauf und mit viel Treten 18km/h bergab fahre, bedeutet das entweder, dass ich total schlecht in Form bin, oder sich der Wind doch nicht gelegt hat…
Und besonders frustrierend : fast alle (!) überholen mich. Umkehrschluss- fast alle fahren E- Bikes (oder sind besonders fit).
Warum fahre ich eigentlich kein E- Bike ?
Ok, das diskutieren wir jetzt nicht aus, meine Zunge hängt mir auch viel zu sehr aus dem Hals….
die Bahntrasse der Ortenberg -Bahn
Auf der Weiterfahrt komme ich noch durch das pittoreske Lauterbach, bemerke den höchsten Punkt der Bahnlinie bei Hartmannshain auf 581 m – und dann kommt die absolut geniale Abfahrt: meist im Wald und deswegen ohne Gegenwind: ca. 20 km lang !!!
Ich habe mir Gelden als Übernachtungsort ausgeguckt, weil die Entfernung stimmt und es hier vor allem einen See mit Camping gibt: so komme ich zum Schwimmen im See (wie in Bütgenbach) und außerdem habe ich das Zelt nicht völlig umsonst mitgenommen. Ich dachte nämlich, dass in diesem Jahr alle Menschen in Deutschland Urlaub machen, und es deswegen furchtbar voll werden würde… . Fehleinschätzung- es ist leerer als sonst, allenfalls machen mehr Leute Tagesausflüge. Meines Erachtens haben vor allem alle ihr Urlaubsgeld in E- Bikes gesteckt….
Übernachtung dann auf dem Camping am Gederner See: Schwimmen inclusive !
Der Wetterbericht für morgen ist nicht sehr verheißungsvoll – aber manchmal täuschen die sich auch, oder ?
Kämmerzell im Fuldatal
Schlitz
Schlitz- Marktplatz
Stifterbilder in der Ev. Kirche in Schlitz – an Stelle des Hochaltars…
Riesenfrühstück heute Morgen: die Wirtin in dem kleinen Hotel in Phillipstal meinte es gut mit mir und hat damit auch gleich das Mittagessen gesponsert. Am Buffet hätte ich mich niemals in dieser Form bedient, aber die sind ja durch Corona verboten, und was auf dem Tisch ist, muss nachher ja sowieso weg… .
Danach bin ich das Ulstertal (immer noch in Thüringen) hochgeradelt. Bei der Landschaft könnte ich auch in der Eifel sein – alte Vulkangebirge sehen sich halt ähnlich. Das Ulstertal liegt übrigens nicht in Nordirland – aber der Name hat was damit zu tun: irische Mönche kamen im 7. oder 8. Jahrhundert in die Gegend und haben den Fluss nach ihrer Heimat benannt.
Milseburgradweg mit Blick auf die (den ?) Milseburg u nd die Kuppenrhön
Kurz hinter dem kleinen Örtchen Thann beginnt dann der Milseburg-Bahntrassenradweg nach Fulda: ein ganz toller Weg über die Kuppelrhön, der die obersten 200 Höhenmeter durch einen fast 1,5 km langen Tunnel umgeht. Die Trasse führt unter dem (oder der ) Milseburg durch: das ist ein ganz markanter Berg, der schon in keltischer Zeit besiedelt war und auf dem noch Reste der breiten Schutzwälle dieser Siedlungen zu sehen sind: aber wie gesagt, die letzten 200 Höhenmeter habe ich mir geschenkt…. . Hinter dem Bergbahnhof ging es glücklicherweise mit deutlich weniger Gegenwind immer bergab nach Fulda.
Wie unterschiedlich Universitätsstädte sein können: während ich in Marburg pulsierendes studentisches Leben gespürt habe, fühlt sich hier alles härter und steng an. Oder liegt es nur daran , dass ich den dominanten „Hohen Dom zu Fulda “ im Barockstil nicht mag ?
im Schlossgarten in Fulda
Der Schlossgarten ist aber schön und belebt, und die alte karolingische Rundkirche St. Michael neben dem Dom unbedingt sehenswert und inspirierend. Aber trotzdem … der Funke springt bei mir nicht über. Mein AIRBNB liegt etwas außerhalb und ich fahre abends noch mal sehr schön entlang der Fulda in den Ort. Ich esse in einem chinesischen Snack (übrigens sehr lecker) – aber auch, weil mich keins der „richtigen“ Restaurants wirklich anspricht. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Maskenpflicht hier deutlich strenger genommen wird, als auf den bisherigen Stationen meiner Tour (einschließlich meiner Zimmerwirtin: so kommt sicher kein Gespräch zustande… ) .
Michaelskirche – mit einem Oktogon wie im Aachener Dom !
Morgen früh fahre ich dann weiter – zunächst nach Norden die Fulda entlang und dann weiter über die Rhön Richtung Westen. Der Gegenwind soll ja etwas abnehmen!
und noch mal – Kali !!
im Ulstertal
ein Fabriksschronstein – ein potentielles Storchennest
Stadttor von Thann
Luther and me
der Bahntunnel unter dem Gipfel der Milseburg
auf dem Milseburgradweg
Der Hohe Dom zu Fulda
mit kompletter Barockausstattung
Schlossgarten
Seerosen im Schlossgarten
der aus karolingischer Zeit stammende Vorgängerbau St Michael
Heute ist Sonntag. Nach gemeisamem Frühstück bin ich bin mit Peter, der im Kirchenchor singt, zur Messe gegangen: Ich war schon ein wenig erstaunt, im ehemaligen Osten eine so lebendige Gemeinde zu sehen : bunt gemischt – einschließlich Kindern und Jugendlicher. Peter meint, es wären in den letzten Jahren weniger Jugendliche geworden, aber das ist Klagen auf ziemlich hohem Niveau…. Aber auch hier gibt es keine jungen Pfarrer.
Lauchröden
Ich bin dann um 12.00 losgefahren, um das Werratal hinaufzuradeln: zunächst ging der Weg 25 km zurück bis Gerstungen. Da ich eime andere Route gewählt hatte als am Vortag, war es trotzdem überhaupt nicht langweilig. Vorbei wieder an kleinen Fachwerk- und Dorfkirchen, deren originelle Architektur z.B. als Rundkirchen den Einfluss der Reformation zeigt: wichtig sind Verkündigung und Predigt durch den Pastor inmitten der Gemeinde: deswegen sind die Sitzreihen eher wie im Theater und nicht wie in einer klassischen Kirche angeordnet.
Das Werratal zwischen Gerstungen und Vacha ähnelt der Industrielandschaft im Norden Frankreichs: kleine Dörfer mit riesigen Abraumhalden. Dort Kohle (schwarz) und hier Kali (weiß). Wobei ich finde, dass diese steilen weißen Halden, die das Niveau der umliegenden Hügel deutlich überragen, noch seltsamer in der Landschaft aussehen als die Relikte des Kohlenbergbaus (oder bin ich die aus dem Ruhrpott nur mehr gewöhnt?)
Der heutige Radtag ist fies anstrengend: es herrscht ein stürmischer Gegenwind, der mich sogar bergab kräftig treten lässt. So habe ich nach den knapp 60 km das Gefühl, den ganzen Tag bergauf gefahren zu sein und bin dementsprechend platt. Darüber hinaus sind meine Lippen trocken und aufgesprungen – was ich auch aufdie hohen weißen Salzberge zurückführe… Übernachtung in einem kleinen Hotel in Philippsthal und Abendessen in einer Pizzeria im Schloss – nettes Ambiente, aber auch heute wieder nur wenig Begegnungen und Gespräche auf dem Weg. Ich denke schon, dass das mit Corona zusammenhängt….
im Werratal
Schloss Wommen
Die Werra bei Gerstungen
Untersuhl
… wie im Theater
Philippsthal: Blick aus der Pizzeria auf den Schlossplatz
Jugendherbergen in Corona – Zeiten: das bedeutet, dass ich in der riesigen JH fast alleine bin. Gespenstisch – und ohne den Hauch einer Chance mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, da das Früstück am Tisch serviert wird (in einer JH!) – und der einzige weitere Einzelwanderer an einem Tisch am anderen Ende des Saales platziert worden ist…
die Fulda
Heute geht’s nach Eisenach: Dort habe ich mich heute Abend bei Peter, einem Wanderbekannten vom Eifelsteig angemeldet: er will mir auf den letzten Kilometern mit dem Rad durchs Werratal entgegen kommen. Bis Bebra radele ich angenehm flach durchs Fuldatal und dann (so dachte ich) flach weiter in der Nähe der Bahnlinie. Die Bahn verläuft auch wirklich flach…. Nur der Radweg nimmt – wie schon in den letzten Tagen – jeden Hügel und jede Bodenwelle mit, so dass der Schwung nie ausreicht und ich ohne Ende schalten muss. Wie hat Peter gesagt? „pass auf, der Weg von Bebra aus zieht sich…“ – wie recht er hat … . Aber die Landschaft hier in Waldhessen ist traumhaft schön: kleine Dörfer mit schiefergedeckten Kirchtürmen, Felder… nur: welche jungen Leute wollen das weiterführen ? Die geschlossenen Geschäfte in den Dörfern lassen ahnen, dass es da ein Problem gibt. Vor allem, diese Art der Landschaft ist eine Kulturlandschaft: wenn niemand die Felder bestellen würde, sähe es hier ziemlich anders aus.
bei Großensee und Kleinensee: mit den Abraumhalden auf der thüringischen Seite
Bei einer kleinen Bergabfahrt dann der Kulturschock: wie aus dem nichts – ich bewundere noch die kleine idyllische Kirche – ein riesiger weißer, sicher 300 m hoher steiler Berg: Kaliabraumhaden. Ich bin in Großensee, direkt an der ehemaligen DDR Grenze. Auf dem Weg nach Kleinensee auf thüringischer Seite komme ich an den Resten von Zaun und Mauer vorbei ( ja, die gab’s nicht nur in Berlin) und sehe an den beiden Ortsteilen den scharfen Kontrast bäuerlicher Ortskultur im Westen und Industriesiedlung auf der Ostseite… Eigenartig.
die frühere innerdeutsche Grenze bei Großensee: mit Todesstreifen, Stacheldrahtzaun und Mauer- wie in Berlin
Karte des innerdeutschen Grenzverlaufs
< KOMMENTAR nach Ende der Tour: so kann der erste Eindruck täuschen: ich habe beim Erstellen meines Fotoalbums eine alte Karte studiert: der Ort mit der kleinen Kirche bei der Bergabfahrt ist Großensee und liegt als Fast- Enklave in Thüringen- also der ehehmaligen DDR. Kleinensee ist ebenso eine Fast – Enklave und lag in der BRD in Hessen. Und der ,,scharfe Kontrast“ bestand alo nur in meiner vorgefassten Meinung…..>
In Eisenach nach der dringlich notwendigen Dusche dann Stadtbesichtigung inclusive Wartburg – Besteigung: Ich habe erst da erfahren, dass die Burg im 19. Jh aus Ruinen im Stil einer idealisierten mittelalterlichen Burgenromantik wieder aufgebaut wurde.
Peter aus Eisenach
Am Abend gab’s eine leckere Gemüsepfanne bei Peter und seiner Freundin. Gelungener Abend. Lieber Peter – falls du das liest: vielen Dank für die Gastfreundschaft !
die Fulda
Milan
an der Werra
das „blaue Wunder“ : zu DDR- Zeiten war von der Brücke herab ein Sieb in den Flusslauf einbetoniert, um den Grenzübertritt zu verhindern…
Die Ruine der Benediktinerabtei ind Bad Hersfeld heute Ort der Festspiele
Freitag, 3. Juli
Bei der Routenplanung hatte ich gesehen, dass mit wenigen Ausnahmen der heutige Tag keine nennenswerten Anstiege zeigt – und so hatte ich mich für diese schon recht lange Etappe entschieden.Falsch gedacht .. Denn – was die App nicht zeigte: es ging auf der Hälfte des Weges immer wieder abrupt 20-30 Höhenmeter hoch und wieder runter und darüber hinaus teilweise über Schotterwege: total anstrengend und zermürbend.
Schloss Amöneburg – wie ein Brocken in der Landschaft (warum musste ich da eigentlich hoch ?)
Und zu Beginn musste ich ja unbedingt zum Schloss Amöneburg hoch- so steil, dass ich zuletzt schieben musste – das hat tierisch viel Kraft gekostet…. (und es hat sich mit Ausnahme einer tollen Aussicht nicht wirklich gelohnt!). Danach ging es über einen der hessischen Radfernwege u.a. durch Stadtallendorf: über der Stadt hängt eine Übelkeit erregende Wolke aus süßem Geruch (Ferrero) und verbranntem Gummi ( Fritzwinter- ein Automobilzulieferer). In dem Viertel, in dem es am schlimmsten stinkt, wohnen nur Türken – und in der Bäckerei gibt es keine belegten Brötchen sondern nur Pide und türkisches Honiggebäck (allerdings sehr lecker). Gerade zum richtigen Zeitpunkt habe ich dann kurz bevor ich total k.o. war Mittagspause in Treysa gemacht: neben einem kleinen Markt, auf dem ich lecker süße Kirschen und wahnsinnig aromatische Tomaten gekauft habe, fand ich zufällig eine romantische Ruine einer Klosterkirche im Zentrum des Ortes. Danach waren die Lebensgeister wieder geweckt und ich habe mich an die letzten 60 km auf dem Rotkäppchen-Radweg gemacht:
Bahntrassenradweg Rotkäppchenweg von Treysa ins Fuldatal
langamer Anstieg über 20 km und 250 Höhenmeter und dann das gleiche bis Bad Hersfeld wieder bergab, zuletzt im weiten, einfach zu radelnden Tal der Fulda. Dort habe ich ein Bett in der JH ergattert (ich glaube, ich bin fast der einzige Gast und musste mich mit Händen und Füßen wehren, um kein Einzelzimmer nehmen zu müssen (für den Preis hätte ich sonst auch ein ordentliches Hotel bekommen). Jetzt sitze ich beim Chinesen, gucke mir gleich noch etwas den Ort an und habe mich morgen in Eisenach bei einem Bekannten, den ich auf den letzten Etappen des Eifelsteigs kennengelernt habe eingeladen . Es sollen morgen (nur) 70 km sein…. Aber seit heute weiß ich ja, das die Kilometerangaben durchaus täuschen können…
ein letzter Blick auf Marburg
Amöneburg
Klosterruine / Totenkirche St. Martin in Treysa
Meister Adebar
auf dem Rotkäppchenradweg
im Fuldatal
Schloss Eichhof
JH in Basd Hersfeld
Bad Hersfeld
Bad Hersfeld
Die Ruine der Benediktinerabtei in Bad Hersfeld heute Ort der Festspiele
Das fängt ja genial an : Schienenersatzverkehr (Fahrräder verboten ) zwischen Aachen und Langerwehe. Also habe ich Paul gebeten, mich morgens nach Langerwehe zum Bahnhof zu fahren. Da angekommen, erfahre ich, dass mein Zug nach Marburg erst von Düren aus fährt. Der war dann natürlich gerade weg, als wir 15 Minuten später dort angekommen sind. Mit dem nächsten Zug hätte sich meine Ankunft in Marburg kräftig in den Nachmittag verschoben: zu spät für Besichtigungen vor Beginn der Radtour. Die Lösung brachte dann eine Gruppe von Radwanderen, die einen anderen Zug mit Endpunkt in Bad Laasphe herausgesucht hatte: 50 km Radtour bis Marburg – ideal !! Ich bin dann in Siegen blind mitgerannt (3 Minuten Umsteigezeit), um festzustellen, dass wir alle im falschen Zug gelandet sind. Puuuh !!
Auenlandschaft im Aartal bei Herborn
Wir sind dann spontan statt in Gießen schon in Herborn ausgestiegen, um von dort aus (jeder für sich, ich habe die Gruppe nicht wiedergetroffen) durch ein idyllisches Tal mit Auwiesen zur Aartalsperre zu gelangen, und dann weiter durch kleine Dörfer langsam zur Lahn runterzufahren. Ungewöhnlich ist die Menge der befestigten kleinen Wehrkirchen in den Dörfern: das muss schon im Mittelalter und dann besonders seit dem 30-jährigen Krieg eine sehr umkämpfte Region gewesen sein – und sei es nur als Durchmarschgebiet aller möglichen Armeen Europas (Schweden, Franzosen …). Angekommen in Marburg wollte ich eigentlich auf dem Zeltplatz übernachten: das ist dann daran gescheitert, dass ich erst ab 8.00 (ohne Frühstück) hätte auschecken können…. Definitiv zu spät für die morgendlichen ca. 100 km. Also schlafe ich in einem netten Hostel im Bahnhofsgebäude und esse gerade einen leckeren studententypischen Nudelauflauf in der Altstadt von Marburg. Es hätte mir sicher auch gefallen, hier zu studieren: nette alte Uni, tolle Altstadt, viel los, chillen am Lahnufer und viel Natur rings herum. Nur: Marburg mit dem Fahrrad ist eine Herausforderung: die Altstadt besteht aus gaaaaaanz vielen Treppen … und für Weicheier (auch für mich ) gibt es einen öffentlichen Aufzug vom Flussniveau in die Altstadt. Leider hat die geniale frühgotische Elisabethirche, Endpunkt diverser Walfahrtswege zur Hlg. Elisabeth schon ab 17.00 geschlossen und öffnet erst um 10 Uhr wieder (wie so viele, jetzt evangelische Kirchen hier in Hessen). Ich muss den Pilgerweg also doch einmal richtig wandern … . Morgen begebe ich mich dann (grob dem Elisabetpfad in umgekehrter Richtung folgend) so peu à peu auf den Weg nach Eisenach.
Aartalsperre
Kirche in Frankenbach
Wehrkirche in Fronhausen
im Lahntal: im Hintergrund das Marburger Schlos
mein Hostel im Bahnhof
Marburger Schloss
Marburger Schloss
Rathaus
Elisabethkirche
die Biergärten entlang der Lahn sind gut besetzt – Corona scheint ganz weit weg zu sein …..
Abwechslungsreicher Radweg über eine alte Bahntrasse von der Meseta zum Meer : von schneidender Kälte zu milden Temperaturen- 2 Tage Bahntrassenradweg und dann Kurzurlaub in Valencia : Fazit – sehr empfehlenswert !
Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch
Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten
Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage
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