2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 5: Walporzheim – Sinzig

Rapsfelder in der Nähe von Sinzig

Dienstag, 14.4.2020


Sinzig – Walporzheim auf dem Ahrsteig:: ca.25 km 
Walporzheim- Ahrmündung – Sinzig  mit dem Rad: ca 25 km

  😊-Soziale Distanz: unproblematisch


Auch heute bin ich wieder schon gegen 7 Uhr losgefahren, um möglichst früh die Wanderung beginnen zu können. Denn ich möchte heute die beiden letzten Etappen zusammenfassen und bis zum Rhein wandern – oder besser gesagt: ahraufwärts wandern und zum Rhein den Ahrradweg nehmen.

In Walporzheim, dem Endpunkt der letzten Etappe angekommen, erlebe ich aber erstmal eine herbe Überraschung: Ich wollte das Rad abschließen und stelle fest, dass ich das Schloss zu Hause gelassen habe. Was tun? Auf die Ehrlichkeit der Anwohner und Wanderer vertrauen? Hmmm,  würde wahrscheinlich gutgehen, das Risiko im Verhältnis zum Wert des Fahrrads ist mir aber zu hoch. Also habe ich mich umgesehen, wen ich bitten kann, mein Fahrrad in seinen Garten zu stellen und bin wirklich fündig geworden (natürlich alles mit gebührendem Sicherheitsabstand…eine Ansteckung vom Balkon der ersten Etage wäre wirklich ungewöhnlich…). Insofern ist das Rad jetzt auf einem Hinterhof geparkt, und ich fahre mit dem Auto bis zum Endpunkt der Etappe nach Sinzig weiter.

Ich habe mir, glaube ich, den kältesten Tag der Woche für die heutige Wanderung ausgesucht – nur mit T- Shirt ist es definitiv zu kalt und ich bin froh, den dicken Fleece mitgenommen zu haben. Der Weg heute ist einfach: es geht meist auf Feldwegen nur leicht bergan, die Wandergeschwindigkeit ist deutlich höher als auf den letzten Etappen. Es geht an blühendem Raps vorbei, durch Weinberge, Buchen- Eichen und Lärchenmischwälder: und immer wieder herrliche Ausblicke ins Tal. Um die Dörfer herum begegne ich einzelnen Menschen mit Hunden und wenigen Joggern, zwischen den Dörfern bin ich wieder stundenlang allein und höre nur den Gesang der Vögel und meine Schritte – den entfernten Lärm der Straße schaffe ich meist auszublenden. Vorbei an mehreren kleinen Kapellen – die offensichtlich auch heute noch regelmäßig besucht werden-  bin ich dann nach knapp sechs Stunden an meinem Fahrrad in Walporzheim angekommen und radele nun an der Ahr entlang Richtung Rhein: jetzt durchquere ich all die Orte, die ich auf dem Ahrsteig nur von oben sehe: zunächst Ahrweiler mit seinem mittelalterlichen Stadtkern (zur Zeit nur mäßig viel Leute auf den Straßen) und der gotischen Kirche.

die Eiserne Hochzeit mit nur wenigen erlaubten Teilnehmern- aber wenigstens etwas ….

Innen findet in den ersten zwei Bänken eine kleine Zeremonie mit wenigen Personen statt. Ich setze mich in eine Bank und höre zu: es ist eine Eiserne Hochzeit-  65 Jahre verheiratet. Das „Großer Gott“ singe ich aus der letzten Bank mit… Ich hätte die Kirche gerne noch etwas besichtigt, wollte aber nicht stören und bin weitergefahren. Auf dem Weg sind alle Spielplätze verriegelt und abgesperrt – aber die Kinder spielen auf den Feldern, am Wegrand, am Wasser: da sind mir die sozialen Ungerechtigkeiten dieser Kontaktsperre besonders vor Augen geführt geworden: diese Ausweichmöglichkeiten haben die Menschen in den Wohnblocks der Städte nicht – da findet das Leben dann wirklich in der 2- Zimmerwohnung statt… Dann führt mich der Weg an Sinzig vorbei zum Rhein: die zwischendurch – bei Bad Neuenahr – kanalisierte Ahr hat hier kurz vor der Mündung wieder ein breites Bett: es geht zunächst durch Auwiesen und dann durch eine blühende Bruchlandschaft zur Mündung an den Rhein.

Blick rheinaufwärts

Dort angekommen setze ich mich auf die Rheinkiesel und schaue den Schiffen und dem Verkehr auf dem anderen Rheinufer zu. Gegenüber liegt Linz und ich kann den Hang erkennen, den ich auf dem Rheinsteig mit Mira hochgewandert bin. Und auf einmal hab ich einen ganz dicken Kloß im Hals, werfe noch zwei Kiesel in den Rhein und mache mich auf den Weg zurück nach Sinzig.
Noch eine schön ausgemalte romanische Kirche mit einem Organisten,  der moderne Orgelmusik übt – ungewöhnlich, aber in der Intensität und Spannung passend zur aktuellen Zeit. Es folgt die leise Enttäuschung, da ich keine geöffnete Eisdiele für meinen obligatorischen „Ende-der-Tour-Becher“ finde – und dann der Rückweg nach Kelmis.
Fazit: Sehr schöne Tour mit interessanter Kombination aus Radfahren und Wandern – aber etwas fehlen mit die Übernachtungen dennoch – denn die tragen unbedingt zum Reiz eines Fernwanderwegs bei !