Eifelsteig Tag 13: Wittlich – Kloster Himmerod (ca. 24 km)

Kloster Himmerod
Kloster Himmerod

Montag, 14.Oktober.2019

Heute bin ich zu den letzten Etappen des Eifelsteigs aufgebrochen: total spontane Entscheidung – ich war eigentlich dabei, Pauls Zimmer zu renovieren. Aber draußen sah es so herrlich nach goldenem Oktober aus, dass ich nicht widerstehen konnte…. Und so hab ich die erste Nacht gebucht und hoffe nur, dass nicht allzu viele andere Leute bei dem begrenzten Bettenangebot in der Südeifel auf denselben Gedanken kommen. Zunächst aber mit dem Auto über Lüttich (Mama- Taxi) zum Endpunkt nach Trier, dann mit dem Zug nach Wittlich und dann den Weg der letzten Etappe zurück über den Lieserpfad zum Abzweig des Eifelsteigs. Werden langweilige Wege eigentlich interessanter, wenn die Sonne scheint ? So völlig unvoreingenommen dachte ich, dass das so sei …. In Realität bleibt der Lieserpfad bis zum  Abzweig nach Himmerod (3 Stunden später) ein eher langweiliger Weg über eine breite Forststraße mit eher seltenen schönen Ausblicken nach rechts auf die Lieser und nach links den Hang hinauf. Nur heute (ich bin allein unterwegs) sehe ich mehr fotogene Kleinigkeiten am Wegesrand: Pilze, Früchte, bunte Blätter….

Abwechslungsreicher wird der Weg dann den Illgenbach entlang und vor allem im letzten Abschnitt über die Felder mit weitem Blick übers Land: kleine Dörfer, bunt verfärbte Bäume in der Oktobersonne….und das Ganze bei sommerlichen Temperaturen von fast 25 Grad. Die Übernachtung ist heute in der Abtei Himmerod: die Zisterziensermönche haben die Abtei zwar vor drei oder vier Jahren verlassen, aber ein Zisterzienserverein  führt das Haus zusammen mit dem Bistum Trier zunächst weiter auf der Suche nach einer neuen Bestimmung des Komplexes: es gibt weiterhin eine Pforte, eine Morgenmesse, Pilgerfahrten und es wird auch in den Obstgärten und Fischteichen gearbeitet und die Wege sind gepflegt.

Eifelsteig Tag 12: Manderscheid – Wittlich (ca. 25 km)

im Liesertal
im Liesertal

Sonntag, 29. 9.2019


Ja, ja, ich weiß: Wittlich liegt nicht am Eifelsteig. Aber da Dagmar heute noch zurück nach Bremen muss, brauchte ich einen Endpunkt mit Bahnstation – und da war Wittlich am Lieserpfad die beste Alternative. Aber wo ist eigentlich in Wittlich der Bahnhof (sogar- Hauptbahnhof!)?  Logo, in Wittlich natürlich…. ! Hatte ich auch gedacht, ist aber falsch: der ist nämlich 6 km außerhalb. Und damit hatten wir dann ein kleines Problem, da Dagmar um 17.00 den Zug nach Bremen nehmen musste und der letztmögliche Bus zum Bahnhof um 16.00 losfuhr. Bei 6-7 Stunden Gehzeit ohne Pausen war das schon eine gewisse Herausforderung, so dass wir uns für Frühstück um 7.00 entschieden haben (brrrr- wie fies: im Dunkeln aufstehen !!). 

Heute morgen gab es dann die super Überraschung – wolkiger  Himmel, kein Regen – glücklicherweise kann man sich nicht immer auf die Apps verlassen… ! Und ein genialer Weg auf halber Höhe über der Lieser – teilweise so schmal und steil wie in den Bergen mit phantastischen Ausblicken auf die herbstliche Landschaft !! Nur wurde ich so gegen 11.30 etwas unruhig und habe das Tempo forciert, da es auf meiner Karte so aussah, als ob wir nach knapp der Hälfte der Gehzeit erst ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatten.  Die Zeitplanung entspannte sich dann vor allem dadurch, dass es pünktlich zum Picknick anfing kräftig zu regnen – das verkürzt die Pause ganz ungemein. Und der zweite Teil des Weges ging über einen Forstweg entlang der Lieser: total langweilig , aber dadurch sehr zügig zu gehen. So waren wir dann bereits vor 15.00 in Wittlich und haben dort unsere Wanderung bei Kaffee und Kuchen in aller Ruhe beendet. Ach ja, während der Kaffeepause fing es dann an, ausdauernd zu regnen – wiederum konnte der Zeitpunkt nicht besser gewählt sein…. Die Fotos in Wittlich fielen im Regen natürlich etwas spärlich aus, aber unserer Wanderung hat das keinen Abbruch getan – es war echt schön und kurzweilig !!!

Eifelsteig Tag 11: Daun- Manderscheid (24 km)

Blick aufs Weinberger Maar
Blick aufs Weinberger Maar

Samstag, 28.9.2019

Das Wetter ist nicht so berauschend – zwischendurch immer wieder feiner Nieselregen: aber war Ende September wirklich anderes zu erwarten ?
Aber es gibt ja nur falsche Kleidung- also haben wir uns in Regenhosen, Regenjacken und Regenpellerinen gewickelt und sind Richtung Maare und Lieserpfad gewandert.
Die Maare sind auch bei diesem Wetter fotogen, die Wälder fangen an, in allen herbstlichen Farben zu leuchten und der Regen ist ja gar nicht so furchtbar stark … also alles gut und ein schöner Wandertag. Es ist deutlich, dass diese Gegend zu den beliebtesten Wanderregion der Eifel gehört, denn trotz des Wetters haben wir heute mehr Wanderer gesehen, als ich auf allen bisherigen Etappen.

Schalkenmehrener Maar
Schalkenmehrener Maar

Die Highlights lagen heute vor allem zu Beginn der Tour: Diese runden, wie ausgestanzt wirkenden Vulkanseen, auch die kleine Kirche am Weinberger Maar -auf den alten Karten stand „Totenmaar“ – aber der Name passte vielleicht nicht ins Werbekonzept (?). Wandern zu dritt ist kurzweilig – der Sprühregen fällt kaum auf – aber die kleinen Besonderheiten, die mir sonst vor die Fotolinse kommen, habe ich bei den angeregten Gesprächen heute einfach nicht gesehen…
So waren wir auf einmal, ohne es wirklich zu merken, in Manderscheid angekommen, hatten dann aber aufgrund fehlender Internetverbindung (zum Telefonieren hätte es gerade gereicht, alles andere ging einfach nicht) zunächst das Hotel nicht gefunden. Erst als ich den genauen Namen aus meinem Mails herausgesucht hatte , konnte uns jemand den Weg zu unserer sehr netten, von einem Holländer aus Utrecht geführten Unterkunft erklären.
Zum Abendessen dann in eine Pizzeria: sehr lecker – nur beim Bezahlen gab es kleinere Probleme. Wir haben einzeln bezahlt, ich als letzte. Als ich eine für mich völlig unerwartete, unverständliche Summe hörte, hab ich mir das mal vorrechnen lassen, und musste dann auf einmal 10€ weniger bezahlen… Im Hotel stellte Dagmar dann fest, dass ihre Rechnungssumme auch nicht so ganz korrekt war. Kopfrechnen fünf minus oder andere Gründe ????

Morgen geht’s dann den Lieserpfad weiter bis Wittlich – nur der Wetterbericht macht mir etwas Sorgen….

Eifelsteig Tag 10: Gerolstein- Daun (25km)

Am Nerother Kopf

Freitag, 27.9. 2019

„Wie  schreibt man Daun?“ fragten mich meine Bremer Alpenvereinsfreunde, als ich zu den Eifelsteig- Etappen von Gerolstein über Daun und Manderscheid nach Wittlich eingeladen hatte . Wie „Down unter?“ – „Nein, wie die Daune- weich und kuschelig“ …. OK, ok, diese Unterhaltung hat sich im 3- Bettzimmer nach einigen Bier abgespielt….  Aber zunächst mal mussten Resi, Dagmar und ich ja zu diesem Ort kommen: So sind wir von Kelmis aus mit dem Auto nach Gerolstein gefahren, haben dort den Wagen in der Nähe des Bahnhofs geparkt und sind dann bei wolkigem Wetter (viel besser als der Wetterbericht es vorausgesagt hatte) durch den Wald zunächst nach Neroth gelaufen.

Mäusefallen und... und ....und ... in Neroth
Mäusefallen und… und ….und … in Neroth

Neroth ist bekannt für seine Mäusefallen – und so gibt es dort ein Mäusefallenmuseum, ein Café „zur Mäusefalle“  und unzählige Malereien und Grafiken an den Wohnhäusern mit diesen possierlichen grauen Tierchen. Mäusefallen? Im 19. Jahrhundert wurden diverse aus Draht geflochtene Exemplare in Heimarbeit im Dorf hergestellt und dann von den Männern mit Tragekiepen zu den Bauern und in die Großstädte gebracht und dort an die geplagte Bevölkerung verkauft. Offensichtlich ein durchaus einträgliches Geschäft…  Im Café Mäusefalle haben wir unseren Kuchen übrigens an einem Tisch in Form einer überdimensionierten Falle mit dem treffenden Namen „ Kalorienfalle“ verzehrt…. Leider bin ich nicht zur Besichtigung des entsprechenden Museums gekommen, da ich deutlich die fehlende Begeisterung meiner Mitwanderinnen gespürt habe, erst gegen 19.00 in der JH in Daun anzukommen…

Burgruine Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf

So sind wir also ohne genaueres über die Möglichkeiten der Mäusevernichtung gelernt zu haben, den Weg zum Nerother Kopf hochgestiefelt. Der Ort war in der Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gründungsstätte des Nerother Wandervogels bekannt. Der Nerother Kopf ist – erdgeschichtlich gesehen – erst gestern entstanden : es handelt sich um einen vor knapp 15.000 Jahre alten erloschenen Vulkan. Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht, dass Tihange gerade mal 120 km entfernt ist…. Um 17.00 waren wir dann in Daun in der JH, und sind dann geduscht und wohlriechend in den Ort spaziert,  um bei einem Jugoslawen lecker und sehr reichhaltig zu Abend zu essen – selbst das morgige Mittagessen ist damit gerettet….

Eifelsteig Tag 9: Hillesheim – Gerolstein (20 km)

Hillesheim

Donnerstag, 1.August 2019


Da ich mich zu den drei Vulkaneifeletappen von Gerolstein bis Wittlich schon für September mit meinen Bremer Freunden vom Alpenverein verabredet habe, fehlt mir noch die heutige Etappe zwischen Hillesheim und Gerolstein. Also habe ich diese Etappe mit Nadya gewandert, die mich auch schon einmal auf dem Rheinsteig für einen Tag begleitet hatte. Wir haben uns in Gerolstein getroffen und sind dann zusammen zurück zum Ausgangspunkt nach Hillesheim gefahren. Es war schon 11.15 – aber bei der kurzen Etappe ja eigentlich kein Problem. So richtig gut geht die Tour dann aber nicht los – obwohl das Wetter mit wolkigem Himmel und knapp über 20 Grad geradezu ideal ist. In Hillesheim angekommen stelle ich nämlich fest, dass mein Fotoapparat weg ist – irgendwie scheint er sich zwischen Kelmis und Hillesheim von meinem Gürtel gelöst zu haben – nur leider nicht im sondern wahrscheinlich neben dem Auto …. Total ärgerlich – aber für die Fotos selbst nicht so tragisch – dann muss ich mich halt mit den miesen Bildern des Smartphones begnügen ….

In Hillesheim dann am Krimihotel vorbei – der ganze Ort setzt touristisch auf den Ruf der Eifel- Krimis: es gibt auch noch ein Restaurant zum Amtsrichter und ein Café „Sherlock“ – jeweils mit den entsprechenden Gerichten auf der Karte… Ich war etwas skeptisch, was die Attraktivität der heutigen Etappe betraf – ich hatte befürchtet, so eine eher langweilige Übergangsetappe bis zur Vulkaneifel zu laufen – aber das war nicht so: schmale Wege, tolle Ausblicke, wenig Asphalt – und natürlich den ganzen Weg über interessante Gespräche, so dass ich sicher auch die ein oder andere schöne Aussicht verpasst haben mag. Aber den Blick auf Niederbettingen konnte man gar nicht übersehen– und so haben wir dort unsere erste Frühstückspause gemacht.

Dann in die Mühlsteinhöhle – ich hatte extra eine Stirnlampe mitgebracht und konnte so bestimmt 100 m in die Höhle hineingehen – fast schon etwas gruselig… Über Jahrhunderte (seit dem 13. Jahrhundert) wurden aus dem harten, aber porösen Basalt Mühlsteine gehauen: das blasenreiche, poröse Gestein ist hervorragend dazu geeignet, da sich durch den ständigen Abrieb immer neue Poren öffnen, die den Stein scharf halten.  Exemplare, die den Anforderungen der Steinmetze nicht genügten, wurden gleich im Steinbruch belassen und so zu meinem Fotomotiv. So gegen drei Uhr kamen wir dann zum Gerolsteiner Stausee und Nadya hatte wieder für ein exzellentes Picknick für uns zwei gesorgt: ich konnte nur meine Standard – Erdnüsse und einen Apfel beisteuern. Das Problem danach bestand vor allem im Kopf: Nach kurzer Zeit waren wir kurz vor dem Ortseingang von Gerolstein – der Eifelsteig zog sich aber noch durch die – absolut sehenswerten! – Gerolsteiner Dolomiten: tolle Kletterfelsen mit Höhlen und phantastischen Ausblicken – aber: noch 8 km …. Und nach dem ausführlichen Picknick und mit Gerolstein direkt vor unseren Augen schien uns der Weg dann mächtig weit zu sein, so dass wir um 17.00 ziemlich müde ankamen: eigentlich sind 20 km doch gar nicht so viel???
Glücklicherweise hatte ich mein Auto direkt vor einer Eisdiele geparkt.. .

Ach ja – jetzt kommt noch der Fotostory zweiter Teil: die Speicherkarte meines Smartphones erwies sich als defekt und hat keins meiner Fotos gespeichert …… Grrrrrr….  Also kann ich nur die wenigen Bilder von Nadya als Anschauungsmaterial beifügen – und ich habe ein paar im Internet geklaute dazu gesetzt, um einen etwas besseren Eindruck von der Wanderung zu geben. In den nächsten Tagen werde ich dann wohl mit diversen Fundbüros in Aachen und Gerolstein telefonieren müssen – ohne viel Aussicht auch Erfolg (aber es wäre trotzdem sehr schön, vor allem die noch nicht auf dem PC gespeicherten Bilder der letzten Wochen wiederzubekommen…)

Eifelsteig Tag 8: Nohn – Oberbettingen (ca. 16 km)

Die romanische Wehrkirche in Berndorf

Sonntag, 30.6.2019

Gerade sitz ich am Bahnhof  in Oberbettingen – Hillesheim (der Bahnhof ist mindestens genauso öde wie der Ortsname vermuten lässt…) und habe eine verd .. Sche..… – Wut im Bauch.  Mein Zug ist einfach so – ohne zu halten – an mir vorbei gefahren. Und der nächste kommt in 1 Stunde. Dabei gibt es hier nur ein Gleis !! (und ein verfallenes Bahnhofsgebäude, keinen Schatten aber einen funktionierenden Fahrkartenautomaten ).Grrrr. Dann hab ich noch mal genauer geguckt und bin etwas stutzig geworden, als ich „Gleis 1“ und „Gleis 2“ gelesen habe. Wie das ? Ganz einfach: Gleis 2 (wo mein Zug abfährt) ist auf dem gleichen Gleis – nur 300 m weiter..   . Also weiter schmoren bei mehr als 30 Grad. Aber wie komm ich hierher ? Zunächst bin ich heute Morgen um 7.00 los – der Weg ist ja nicht so weit, nachdem ich mir gestern diese Mega – Etappe antun musste (die ich übrigens immer noch in den Muskeln spüre). Heute also nur 16 km. Zunächst in aller Ruhe und Kühle durch sanftes Hügelland, kleine Dörfer, auch mit Burg (in Kerpen) und häufig tolles Panorama beim Weg durch die Felder. Heute wird’s schon ab 10.00 heiß, so dass ich mir in der Sakristei der Kirche in Hillesheim erstmal Wasser für meine Flasche erfragt habe.

Sommer !!!
Sommer !!!

Die haben mich natürlich sofort zur 11.00 Messe eingeladen – aber da wollte ich ja sowieso hin… . Nach der Messe wollten mich meine Vermieter von der letzten Nacht eigentlich zu o.g. Bahnhof fahren. Aber in der Messe guckten die mich in meinen Wanderklamotten schon komisch an, grüßten nicht und taten so, als ob sie mich nicht kennen und nie die 4 km Fahrt zum Bahnhof ausgemacht hätten ????? Keine Ahnung – ziemlich eigenartig. Ich bin dann zu Fuß gegangen, der Weg ging doch nicht an der Straße lang. Ein kühler Wind, schöne Aussicht – eigentlich besser so. Schwitzen tu ich erst jetzt am Bahnhof wieder…, s.o.  Die nächsten Etappen gehen durch die Vulkaneifel – die haben wir mit Paul, Andrea und Sophie schon früher gewandert – mal sehen, ob ich mich noch erinnern kann .  

Eifelsteig Tag 7: Blankenheim- Nohn (ca. 34 km)

DEr Kalvarienberg an der Wacholderheide bei Alendorf

29.Juni 2019

Der Wetterbericht hat 34 Grad angesagt- gefühlte 35… Und ich habe für den Samstag schon ein Zimmer gebucht, da ich mich hier in der Eifel im Sommer nicht traue, auf ,gut Glück‘ loszuwandern.
Da ich Samstag (heute) schon echt früh los wollte, hatte ich versucht, in der Burg-JH in Blankenheim schon Freitagabend anzukommen – aber die JH ist wie immer Jahrzehnte im Voraus belegt. Deswegen habe ich noch die Gästezimmer in Blankenheim durchgesurft und bin bei Airbnb fündig geworden. Gegen 18.00 war ich dann Freitagabend am Bahnhof Blankenheim- Wald, habe das Auto geparkt – … und der Bus fährt mir gerade vor der Nase weg. Daraufhin habe ich eine junge Frau angesprochen, die eine Freundin zum Bahnhof gebracht  hatte – mein Transport nach Blankenheim war geklärt. 

Römervilla?
… und hier sehen Sie: die Betonplatten über der Römervilla !!!

Das Zimmer ist super, die Vermieterin echt nett – da ich bei der Affenhitze schon um 6.00 los will, habe ich sie gebeten, mir etwas zum Frühstück rauszustellen: weil ihr Mann aber sowieso um 6.00 zur Arbeit muss, habe ich frischen Kaffee und warme Brötchen  bekommen! Genial !
Zum  Abendessen bin ich dann die paar hundert Meter ins Dorf nach Blankenheim gegangen und habe einen leckeren Burger mit einem großen Bier verspeist. Der Ort selbst ist vor allem was fürs Museum. Kleine Häuschen, die pittoreske Ahrquelle unter einem Haus, die Burg… – aber wahrscheinlich zu viel Museum… Viele Gaststätten und Geschäfte sind endgültig geschlossen,  viele Häuser stehen leer. Das war in Nettersheim ganz anders – aber Blankenheim ist wahrscheinlich zu weit von Köln weg, um für Pendler interessant zu sein…

Beim Dorfbummel bin ich auch an der römischen Villa vorbei – das soll eine der gößten in der ganzen Eifel gewesen sein. Vor der Villa: ein Busparkplatz mit mehreren Spuren. Ein Haufen Hinweisschilder und erklärende Tafeln. Zu sehen: NICHTS ! Alle Ausgrabungen (von 1984) sind mit Betonplatten geschützt, die ,archäologischen Fenster‘ klein und so dreckig, dass sich Mauerreste nur erahnen lassen… . Wenn es denen wirklich gelingt, damit Besucher anzulocken, dann haben die ’ne gute Marketingabteilung (wieso funktioniert das dann aber nicht im Dorf selbst? )

Heute Morgen dann also um 6.00 los – zunächst über den Brotpfad nach Ripsdorf: Blankenheim hatte keine eigene Bäckereri und so sind die Leute in den letzten Jarhunderten für ihr Brot  die 10 km ins Nachbardorf gelaufen. Danach  durch die größte zusammenhängende Wacholderheide Deutschlands –  über einen Kreuzweg hoch zu einem (ehemaligen) Kalvarienberg. Bis jetzt ist es angenehm zu wandern- warm, sonnig – aber nicht zu heiß: aber es ist ja auch erst 10.00. Dann nach Mirbach – man fragt sich, wieso ein Kaff mit maximal ein paar hundert Einwohnern eine so große neuromanische Kirche hat. Da muss einer super Connections nach Berlin gehabt haben: Die Architektur ist von einem  Berliner Architekten dem Berliner Dom nachempfunden. Kaiser Wilhelm II über dem Eingangsportal. Aber es ist eine katholische Kirche …. Verstehe es, wer kann…..

die Nohner Mühle
die Nohner Mühle – mit groooooßem Bier und Kuchen !

Und dann kam der zweite Teil der Wanderung…..
Eigentlich wollte ich nur bis Leudersdorf – das wären ca. 26 km gewesen. Da habe ich aber kein Bett mehr gekriegt und habe deswegen in einem Nachbarort, in Nohn, gebucht. Und dieser Weg von Leudersdorf bis Nohn, der hat mich echt fertiggemacht. Inzwischen war es 12.30 und es waren noch 8 km… Kein Wald, offene Felder, nur zwischendurch eine leichte (etwas) kühle Brise. Inzwischen tun mir sogar die Füße weh ! Glücklicherweise kam ich auf den letzten 3 km noch an einem Wasserfall vorbei – ganz was Besonderes: ein durch Kalkablagerungen in jedem Jahr um ca. 10 cm „wachsender“ Wasserrfall. Ich hab mich ganz prosaisch darunter gestellt und mir den mit Wasser gefüllten Sonnenhut aufgesetzt. Danach gings wieder etwas besser.

Und kurz drauf: die Nohner Mühle mit  (alkoholfreiem) Hefeweizen und Kuchen…. Da waren dann die letzen 800 m zu meinem Gästezimmer auch noch zu schaffen…
Heute Abend gibt’s Pizza vom Lieferservie – hier im Dorf ist nämlich sonst alles zu…
Morgen gehts dann (wieder um 6.00 !!!) nach Hillesheim  – auch diese Vermieterin hat ein Einsehen mit mir bei diesen Temperaturen !

Eifelsteig Tag 6: Nettersheim – Blankenheim (11 km)

Das römische Kastell an der Urft bei Nettersheim

1.Juni 2019

Ich weiß nicht, wie ich diese Planungen (Hotelzimmer? Pension? zu welchem Preis? Wo ist ein Campingplatz? Von wo und wann fahren Züge und Busse? Gibt’s irgendwo eine Bäckerei zum Frühstücken, Geschäfte? Abendessen?) ohne Smartphone hinkriegen sollte. – Ich höre schon – ja , aber früher ….. Ok, aber damals war eine so kurzfristige Planung einer Tour eben auch nicht möglich. Und: der Rheinsteig war in dieser Beziehung auch weitaus einfacher zu organisieren: der Zug fährt immer parallel zu den Etappen des Weges – an 7 Tagen der Woche. Hier in der Eifel lese ich meistens: Fahrtzeiten von Mo- Fr und wenn es gut kommt von Mo bis Sa…. Und die Ruftaxis? Mindestens einen Tag vorher buchen ….. Wenn ich so nah bei mir zu Hause wandere, möchte ich aber bei schlechtem Wetter zu Hause bleiben und habe null Lust auf Vorbuchen!!

frümorgens, östlich von Nettersheim
frümorgens, östlich von Nettersheim

Wie war also heute der Weg – ich meine, dieser kurze und verkürzte Teil …. ?
Zunächst führte der Weg durch das pittoreske Tal der Urft, vorbei am alten Römerkastell und an alten Kalköfen aus dem 19. Jahrhundert . Solche Bauwerke hatten wir auch am ersten Tag der Eifelsteig- Wanderung in Stolberg gesehen. Und da auch hier das Devonmeer dicke Kalkschichten hinterlassen hat, gibt es hier naturgemäß die gleichen Öfen.
Bald kam ich dann schon zum Bahnhof nach Blankenheim Wald – da Einruhr nicht in den Fahrtzielen des Fahrkartenautomaten zu finden war und ich auch niemanden fragen konnte, habe ich ein Ticket gekauft, dass sich im Endeffekt als viel zu teuer herausstellte. Servicewüste Deutschland – aber Digitalisierung um jeden Preis ist ja zurZeit absolut en vogue… .
Mal sehen, wann ich die nächsten Etappen wagen kann – nach meinen Recherchen brauche ich nämlich ein ganz komplettes Wochenende, um mit Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln den Weg organisiert zu bekommen ….Eigentlich war das heute gar kein richtiger Wandertag – schon nach knapp drei Stunden habe ich den Bahnhof von Blankenheim in Blankenheim–Wald erreicht. Den Blogeintrag schreibe ich nur, um die Chronik des Weges nicht durcheinanderzubringen – was soll in 3 Stunden schon Wesentliches passieren?
Da ich mich schon am Vorabend über die Rückreisemöglichkeiten (mit Bus, dann Bahn, dann wieder Bus und noch ein Bus) informiert hatte, um mich nicht erst zum Abend in den Einkaufswahnsinn für die nächste Woche stürzen zu müssen, wollte ich schon gegen Mittag die Rückfahrt antreten. Und ein Telefonanruf von Sophie, die für einen studienentscheidenden Besuch eines Baumarktes das Mamataxi benötigte, hat den Weg dann noch einmal um 2,5 km verkürzt.

Eifelsteig Tag 5: Schleiden – Nettersheim (ca. 30 km)

auf dem Weg nach Steinfeld
auf dem Weg nach Steinfeld

31.5.2020

Bäume i
Bäume – ich sollte mal eine Sammlung der schönsten Exemplare zusammenstellen…

Da ich mir heute morgen keinen Wecker gestellt habe, bin ich zwar wie üblich um 6.00 aufgewacht, aber natürlich auch genau so prompt wieder eingeschlafen. Also erst um 8.00 Anziehen, Rücksack packen und Zelt abbauen , in Schleiden in einer Bäckerei frühstücken : ich bin dann – wie gestern – erst um Viertel vor zehn losgewandert. Bei 24 km Wegstrecke sollte das eigentlich kein Problem darstellen… 

Zunächst habe ich mir bei strahlendem Sonnenschein meinen eigenen Eifelsteig gesucht, da ich keine Lust hatte, wieder den Weg bis Olef zurückzulaufen.  In Golbach hatte ich dann den ausgeschilderten Weg wiedergefunden und habe kurz die denkmalgeschützte Kirche besichtigt: hier in der Gegend muss so in den 50er Jahren ein Bildhauer ziemlich bekannt gewesen sein: auf jeden Fall habe ich in mehreren Kirchen und an Kreuzwegen Bildnisse mit seiner Handschrift gesehen – wie schnell doch Kunst unmodern werden kann (den Namen und die Bilder dieses Künstlers habe ich selbst bei intensiver Internet Recherche nicht finden können)… 

Eine gute halbe Stunde hinter dem Ort fällt mir dann auf einmal siedendheiß ein: ich habe doch auf einer Bank im Ort meine Hosenbeine abgezippt –  sie aber nicht wieder eingesteckt !!! Mist ! Also 3 km zurück  (uff, sie waren noch da) – und dann der neue Anlauf zum Kloster Steinfeld.

Kloster Steinfeld
Kloster Steinfeld

Schon von weiterm ist das echt imposant und  beeindruckend. Das Innere der Kirche mit lupenreiner Barockausstattung (auch hier ist die Mode der Barockzeit wieder weit von meinem kontemporären Geschmack entfernt – aber die Menschen damals haben sicher diese Darstellungen als für ihren Glauben adäquat empfunden….. ) Moderner war da schon der Garten der Stille mit einem Labyrinth aus Hainbuchenhecken…. Gelegenheit, um über mein momentanes Verhältnis zu Glauben und Gott nachzudenken  – zu jedem Moment ist man in dem Labyrinth näher oder weiter vom Zentrum entfernt – und erst nach extremer Ferne gelingt es am Ende das Wesentliche zu sehen….  Danach  hatte ich noch 10 km – gut 2 Stunden zu wandern: Der Weg führt in der Nähe von Nettersheim zu den Relikten der Römer : die Via Agrippa ist noch deutlich zu erkennen und vor allem die sehr gut erhaltenen Reste der römischen Wasserleitung von Nettersheim nach Köln sind absolut beeindruckend: auch nach 2000 Jahren noch weitgehend  erhalten !!   Ich frage mich manchmal, was von unserer Zivilisation in 2000 Jahren noch erhalten sein wird (und ob unsere Nachkommen über unsere Hinterlassenschaften auch so positiv denken werden).

Zeltplatz Nettersheim
Zeltplatz Nettersheim

Übernachtung dann auf dem Zeltplatz des Ortes Nettersheim und Abendessen in einem netten Biergarten im Ort. Auf dem Zeltplatz neben mir ist eine Familie aus der Gegend, die hier mit zwei kleinen Kindern das WE verbringt, und die mich am Lagerfeuer auf ein Bier eingeladen haben. Die Kinder kannten schon alle tollen Attraktionen des Ortes – Fossilliensuche und so – die Mutter arbeitet als Archäologin im Naturkundezentrum…. Wir haben über Reisen geredet und ich habe von unserer Eselwanderung in den Cevennen geschwärmt – bei den großen Augen der Kinder werden die Eltern wohl Probleme haben, da nächstes Jahr nicht hinzufahren … Morgen werde ich nur noch einen halben Tag wandern: sonst komme ich bei den miesen Verkehrsverbindungen gar nicht mehr zurück zum Auto und nach Hause. 

Eifelsteig Tag 4: Von Einruhr nach Schleiden (ca. 31 km)

Vogelsang
Vogelsang

30. Mai 2019

Für 2 – 3 Tage an Christi Himmelfahrt habe ich mir mal wieder den Eifelsteig vorgenommen. Auch wenn ich noch nicht so sehr weit gekommen bin, sehe ich doch jetzt schon, dass die Planung eine deutlich größere logistische Herausforderung ist, als das beim Rheinsteig der Fall war. Ohne langfristige Buchung bekomme ich einfach keine Unterkünfte unter 80€ (und was will ich mit ’nem DZ ? ). Und Wochen im Voraus buchen finde ich doof. Außerdem ist es eine Herausforderung, zum Ausgangspunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzukehren. Also habe ich mal wieder mein Zelt eingepackt, habe mir (Christi Himmelfahrt ist Feiertag) eine Messe in der Nähe des Ausgangspunkts in Einruhr rausgesucht (war spirituell nicht so berauschend) und bin dann kurz vor 10.00 losgewandert.  

Ginster
Ginster

Zunächst verlief der Weg in der Nähe der Urfttalsperre nicht weit vom Ufer entfernt. Vor 2 Monaten war ich in Schottland: ich fühlte mich heftig an den Loch Lomond erinnert – nur jetzt hier mit erheblich weniger Menschen. Auch die Ginsterbüsche oben auf der Drimborner Hochfläche habe ich schon sehr ähnlich vor 2 Monaten in den Highlands fotografiert.   Aber definitiv anders war dann der weitere Verlauf der Wanderung: der Weg führt durch den Nationalpark, der nach Abzug der Belgier (als Folge der Wiedervereinigung und der daraus folgenden deutschen Souveränität) gegründet wurde.   Zunächst zu dem ehemaligen Dorf Wollseifen, das 1946 evakuiert wurde und dann als militärischer Truppenübungs- uns Schießplatz gebraucht wurde. Die Schautafeln zeigen eindrücklich die Folgen für die dann heimatlosen Dorfbewohner, die im Allgemeinen noch nicht mal auf die Solidarität der Bauern in den Nachbardörfern zählen konnten …..  

Blick auf Burg Vogelsang
Blick auf Burg Vogelsang

Und danach zur ehemaligen Ordensburg der Nationalsozialisten, Burg Vogelsang, die diese imposante Anlage zur Ausbildung ihres Führungsnachwuchses erbaut hatten – später als belgische Kaserne weiter ausgebaut und genutzt. Ich kann mir bei den überlebensgroßen Figuren, die immer noch als Plastiken zu sehen sind, gut vorstellen, dass ein Jugendlicher sich problemlos mit diesem Ideal des jungen, schönen und starken Menschen identifizieren konnte – vor allem, wenn die Erziehung keine anderen klaren religiösen oder politischen Ideale dagegen gesetzt hatte..  Es war schon 14.00, als ich mich an die restlichen 15- 16 km machte. In Gemünd dann zunächst mal eine leckeres Spaghetti- Eis – und danach wollte ich einfach nur noch ankommen…. Ich hatte auf der Karte einen Zeltplatz in Schleiden gesehen- aber die ca. 9 km durch den Wald fand ich deutlich zu weit: deswegen habe ich Radwege und alte, noch nicht demontierte Bahntrassen genutzt, um schon nach 1.5 Stunden und ca. 6 Kilometern um 18.15 auf meinem Campingplatz in Schleiden anzukommen.   Dann Dusche und leckeres griechisches Essen: jetzt ist die Welt wieder in Ordnung…..