Rheinsteig Tag 14: Assmannshausen – Rüdesheim (ca.15 km)

Kloster St Odilienberg – Kloster in der Nachfolge Hildgard von Bingens

30. März 2018

Heute Morgen – Karfreitag – breche ich zu meiner zunächst letzten Etappe auf dem Rheinsteig auf. Wieder zeigt sich das Wetter deutlich besser als der Wetterbericht. Kalt, aber nur wenige Wolken… .

Blick zurück auf Assmannshausen

Zunächst geht’s durch den Wald langsam hoch Richtung Jagdschloss Niederwald. Das wurde Ende des 18. Jahrhunderts zusammen mit einem durchkomponierten Landschaftspark als romantische Wildnis angelegt: mit einer Zauberhöhle, einer nachgebauten Burgruine mit Blick auf die Lahnmündung und den Mäuseturm bei Bingen, einem römischen Tempel u.s.w. – Phantasialand lässt grüßen… .
Aber die meisten Leute – und heute treffe ich viele davon (wohl auch, weil zwei Seilbahnen den mühseligen Aufstieg von gut 200 Höhenmetern etwas vereinfachen..) – sind auf dem Weg zum Niederwalddenkmal. Im ersten Moment denke ich: uff, dass das bisher keiner gesprengt hat! Zu sehen sind Germania, die Wacht am Rhein, heldenhafte bayrische und preußische Truppen in wehrhafter Standhaftigkeit geeint gegenüber dem Feind, der Erzengel Michael, das Schwert schwingend….. und in der Mitte Kaiser Wilhelm, als großer Kaiser des Deutschen Volkes (alles großgeschrieben – vielleicht hätte ich Majuskeln wählen sollen?).

Niederwalddenkmal

Aber so einfach ist das mal wieder nicht. Die erklärenden Tafeln beschreiben, dass der Text der „Wacht am Rhein“ auf dem Denkmal entschärft war: nicht gegen die „Welschen“, sondern gegen einen allgemeinen Feind sollte sich das geeinte Deutschland wehren. Und Germania (so ähnlich zu sehen wie die „Marianne“ in Frankreich oder „Victoria“ in England) blickt nach Osten – auf ihr eigenes Land und also nicht feindselig nach Westen…. also eher ein Aufruf zur inneren Einheit als zum Krieg …. Von da aus wandere ich noch die letzten Kilometer zum Kloster Sankt Odilienberg (ein Kloster, dass von Hildegard von Bingen gegründet wurde ,wie so viele andere auch in dieser Gegend). Der Bau entstand allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts – und die Ausmalung erinnert an Jugendstil und Odilon Redon. Ungewöhnlich. Leider ist außer der Kirche dort heute alles geschlossen – schade.

Jugenstil im Kloster Sankt Odilienberg

So gehe ich nach kurzer Zeit nach Rüdesheim weiter, werfe einen Blick in die Drosselgasse (ich glaube, ich habe nichts verpasst, mich dort nicht länger aufgehalten zu haben) und dann mit dem Zug zurück nach Lahnstein. Auch heute wieder nur sehr wenige Fernwanderer (insgesamt vielleicht sechs oder sieben im Laufe der letzten Tage), etwas mehr Tageswanderer und vor allem heute am Feiertag viele Spaziergänger. Ich finde die Jahreszeit für den Rheinsteig eigentlich hervorragend- aber trotz der Osterferien haben die meisten anderen das offensichtlich noch nicht bemerkt. Nach Rüdesheim gehen die nächsten Etappen über 60 km durch den Taunus und dann führt der Weg nur noch einmal ganz kurz in Wiesbaden zum Rhein zurück. An sich ist der eigentliche „Rheinsteig“ also hier zu Ende. Ich weiß deswegen auch noch nicht, ob ich den nächsten Abschnitt noch laufen werde. Wenn nicht – bis dahin war es ein unglaublich schöner Weg- absolut empfehlenswert – mit und ohne Hund.