Tag 9: Rückkehr mit dem Zug nach Bordeaux

Bordeaux mit dem russischen Segelschulschiff „Mir“

2. November 2017

Porte de Cailhau

Heute Morgen nach gutem Frühstück und einer kurzen Runde durch Sète mit kleinem Einkauf in der Markthalle dann zum Zug nach Bordeaux. Die SNCF verfolgt offensichtlich die gleiche Politik wie die Bundesbahn: lasst uns die Buchung der Fahrradplätze so kompliziert wie möglich, das Ein- und Aussteigen so unpraktisch wie möglich und die Sitzplätze so unbequem wie möglich machen- vielleicht nimmt dann keiner sein Fahrrad mehr mit ???!!
Im Zug dann ein nettes Paar aus Flandern die auch gerade die Tour (von Toulouse nach Sète ) gefahren sind.
Heute hatte ich – nachdem die JH schon mal wieder besetzt war- ein Zimmer mit Airbnb gebucht. Etwas außerhalb, aber ganz schnuckeilig (,cosy‘ steht in der Beschreibung). Zum Abend dann japanisch – auch lecker. Aber das Beste war der Nachmittag !

Im Café mit Blick auf den Glockenturm von St. Pierre

Im T- Shirt, bei gut 20° habe ich mich mit dem Rad durch die Altstadt treiben lassen : ich habe die fast vollständig erhaltenene Bausubstanz aus dem 18. Jhd bewundert, bin noch einmal an der Skaterbahn vorbei gefahren, um dann zu bemerken, dass auf der anderen Seite der Garonne ein riesiges alternatives Zentrum in einer verlassenen Kaserne entstanden ist, zu der eine weitere große Skatehalle gehört… El Dorado !

Bei dem schönen Wetter habe ich mir den Museumsbesuch, den ich eigentlich noch geplant hatte, geschenkt –ich wollte zur Abrundung der Tour noch ins Museé Aquitaine – viele Kunstwerke aus den Kirchen an meinem Weg sind aus Angst vor Diebstahl dort im Museum gelandet. Verständlich, aber schade: für mich ist es nicht gleich, einen Altar o.ä. im Museum oder in der Kirche zu sehen: im Museum betrachte ich ihn nur als Kunstwerk- in der Kirche schwingt noch Anderes mit und ich empfinde eine spirituelle Ebene, die ja eigentlich wesensmäßig zu dieser Kunst dazugehört und die (für mich) beim Transport ins Museum verloren geht.

Morgen früh gebe ich noch das Fahrrad ab und dann geht’s zum Flughafen – zurück in die Kälte (aber wenigstens nach Wetterbericht auch sonnig in Belgien).

Tag 8: Von Colombiers nach Sète (ca. 60 km)

Der Beginn des Canal du Midi am Mittelmeer bei Sète

1. November 2017

Blick auf Béziers

Heute ist die letzte Etappe: so gegen 8.30 bin ich geduscht ( geheizt!) und habe mein Zelt abgebaut. Draußen ist es nicht zu kalt, aber es gibt unheimlich viel Tau, so dass ich das Zelt völlig nass einpacken muss. Dann Frühstück in einer kleinen Bäckerei im Dorf, wo ich die beiden von gestern wieder treffe. Und ein tolles frisches Brot – nicht industriell ! bekomme. Mit Nachschlag so viel wie gewünscht: super. Insgesamt bin ich von meinem kleinen Dorf vor den Toren von Béziers total begeistert.
Vor Beziers dann 7 Schleusen auf ca 1 km – und nebenan- verfallen- eine Riesenraupe an eienr schiefen Ebene, die Schiffe in viel kürzerer Zeit hoch ziehen konnte. Wieso interessiert das niemanden – keine Hinweisschilder, Rost und zerbrochene Scheiben… Die sollten mich mal zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur einstellen !

Die Wasserbrücke zur Querung des Lubron
Noch so ein technisches Ungetüm: der Fluss und der Kanal sind fast auf gleicher Höhe,so dass kein Aquädukt gebaut werden kann:also kann der Kanal bei Hochwasser gesperrt werden und das Flusswasser fließt ab. Wie’s genau funktionert steht hier.


Auch danach weiter vor allem technische Sehenswürdigkeiten: eine Konstruktion, die die geregelte Überflutung des Kanals bei Hochwasser erlaubte, dann eine eine runde Schleuse mit mehreren Einfahrten.

…auch so kann der Radweg aussehen : für wenige Kilometer hinter Béziers

Der Weg ist weiterhin sehr wechselhaft: für wenige Kilometer auch mal wieder glatter Asphalt – bis die kleinen unsäglichen Treidelpfade weitergehen,  bei denen ich dauernd Lust verspüre, kleine Parallelstraßen zu nutzen.
Dann Adge: eine Stadt wirkt sofort düster, wenn sie aus schwarzem Basalt erbaut ist – darüber hinaus war alles geschlossen (irgendwie normal…Mittagszeit und 1.November..). Trotzdem bin ich direkt nach dem Picknick weiter.  Die letzten Kilometer dann noch auf dem Deich ( Gegenwind) – ca. 15- 20 km nach Sète. Das Mittelmeer!

eigneigentlich hatte ich einen Badanzug zum Schwimmen mitgenommen…..

Zu einem Fußbad an dem sicher 10 km langen Sandstrand hat’s gereicht – ansonsten habe ich den Badeanzug umsonst mitgenommen – Wind und Temperaturen haben nicht zum Bade geladen….
Ansonsten müsste man mir noch was bezahlen, um mich dazu zu bringen, hier Urlaub zu machen: hinter dem ganzen Strand auf fast 10 km Länge ein einziger Parkplatz- der im Sommer sicher auch intensiv genutzt wird. Die kleinen Sträßchen in Sète selbst zu dieser Jahreszeit völlig verstopft – sogar mit Fahrrad geht’s nicht schneller.  Man hat das Gefühl, dass  die ganze Stadt vom Wasser dominiert wird – verschiedene Häfen und Kanäle und die Straßen winden sich drum herum…( vielleicht sollte ich kein Fahrrad sondern ein Boot mieten ?).
Übernachtung dann in einem kleinen , günstigen , trotzdem gut geführten kleinen Hotel nahe des Bahnhofs.
Ab morgen wird das Wetter schlechter- Zeit, nach Hause zu fahren…

Tag 7: Von Narbonne nach Colombiers- 35 km

Narbonne
Narbonne, erzbischöflicher Palast

31. Oktober 2017

Gargouilles- .. immer wieder mit höchst phantasievollen Gestalten (als ob den Bildhauern diese Monster mindestens ebenso viel Freude gemacht haben wie die religiösen Figuren…)
 

Heute habe ich einen totalen Bummeltag eingelegt.
Zunächst mal nach ausgiebigem Frühstück Besichtigung von Narbonne: wer hatte gesagt die Stadt sei langweilig? Der erzbischöfliche Palast, in dem die Mairie untergebracht ist,  sowie die direkt anschließende Kathedrale waren schon gestern von weitem imposant: hier beherrscht das Ensemble den ganzen Hauptplatz. Von der Kathedrale selbst ist nur der Chor vorhanden: der Rest wurde – wenn ich das richtig verstanden habe – nie fertiggestellt.

okzitansiches Kreuz

Der Kreuzgang ist zwar an sich überhaupt nicht ansehnlich – aber wie hier in der Gegend ganz häufig, mit phantasievollen,  furchterregenden Wasserspeiern geschmückt (den französischen Ausdruck „Gargouille“ finde ich viel ausdruckskräftiger). Was ist damals bloß in die Leute gefahren, solche Monster an den Kathedralen zu verewigen. Was für ein Bild von der Welt steckt dahinter?!
Darüber hinaus noch eine schöne Markthalle (innen wie außen) und eine mit Häusern bebaute römische Brücke aus dem 4. Jh.
Kein Wunder, dass ich erst kurz vor 12.00 losgefahren bin.

Zunächst über kleine Straßen – meist Platanenalleen nach Capestaing ( hier immer auch – zusammen mit dem Okzitanischen Kreuz – in Okzitan geschrieben: Capestanh).

Brunnen in Capestaings.
Mir kommt da immer so ein Gedicht von C.F. Meyer in den Sinn :

Aufsteigt der Strahl,und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Von Capestaings aus ging es dann weiter am Canal du Midi entlang. Nur leider ist der Weg hier entweder nur ein enger Treidelpfad, eine Schlaglochpiste oder ein vom Bäumefällen aufgeweichter Boden. Die Krönung war dann ein römisch anmutendes Kopfsteinpflaster….. . Schluss. – Dann besser Straße !

ab hier Straße !!

Da ich darüber hinaus wieder keine preisgünstige Unterkunft gefunden habe,  bin ich einfach in dem kleinen sympathischen Örtchen Colombiers – wenige Kilometer vor Beziers – auf den Campingplatz gefahren und hab mir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Sehr angenehm. So müssen sich Faultiere fühlen….

Morgen sind’s dann noch mal 60- 70 km bis Sète ( wo die JH seit Mitte Oktober geschlossen ist…). Wenn der Weg weiter so ist, fahre ich Straße und der Kanal kann mich mal…..

Nachtrag: Gestern nach der Abendmesse (Allerheiligen) dann noch zum Abendessen in einem kleinen Pizza -Snack. Die Chefin war große Klasse, wie sie die kleinen Kinder in ihren Halloween Kostümen empfing und ihnen Bonbons anbot. Nach kurzer Zeit setzte sich ein Pärchen, das auch mit dem Rad unterwegs war, zu mir an den einzigen Tisch im Lokal. Nette Unterhaltung, alles war gut – bis zum Bezahlen: mein Portemonnaie war nicht da! Verloren ? Aber wo ? Wie komm ich nach Hause ohne Geld, Papiere und ohne Scheckkarte ? Zunächst mal haben die beiden für mich bezahlt und  mich dann zum Camping begleitet , wo ich dann im Zelt meine Papiere gefunden habe. Puuuuuuh !

Tag 6: Von Carcassonne nach Narbonne (90 km)

30.Oktober 2017

Carcassonne – Stadtmauern

Ich hätte doch besser in der Jugendherberge übernachtet! Nachdem ich bei der Besichtigung von Carcassonne die JH in einer kleinen Seitenstraße entdeckt hatte, war mir klar, dass ich mit meiner Wahl des Klosters keinen guten Fang gemacht habe. Erstens teuer, zweitens lieblos eingerichtet und drittens war das Frühstück schlecht. Dann Carcassonne: absolut beeindruckend: eine mittelalterliche Stadt, die komplett erhalten ist : zwei Befestigungsringe – beide mit erhaltenen Türmen und Stadttoren und im Inneren ebenfalls eine komplette mittelalterliche Altstadt…. Genial. Einziges Problem : es war sooooo kalt. Ich habe dann die Jeans über die Fahrradhose gezogen, über den Fleece noch die Goretexjacke – und alles bis oben hin zu. Dann ging’s. Ziemlich spät – gegen 10.30 – dann weiter auf dem Kanal (jetzt mit etwas weniger Schlaglöchern) – aber kein Asphalt mehr. Zwischendurch – vor allem im Departement Aude- waren immer wieder wenig befahrene Straßen als Radroute ausgeschildert- schön abwechslungsreich. Größere Straßen –vor allem Alleen – waren jedoch nicht so empfehlenswert: bei heftigem Seitenwind und schnellen Autos – vor allem LKWs- habe ich dann doch wieder die Huckelpiste am Kanal gewählt.

am Kanal zwischen Carcassonne und Narbonne: das sind die Bagger, die die Wurzeln der gefällten Platanen ausgraben :die müssen verbrannt werden, um die Ausbreitung des Pilzes zu verlangsamen

Die Landschaft hat sich seit Carcassonne zunächst unmerklich, dann immer deutlicher verändert. Mehr Pinien entlang des Kanals, mehr blaue Farbe in den Dörfern. Olivenhaine , die Luft und das Licht : ich bin eindeutig im Midi! Ab mittags konnte ich mich übrigens wieder peu à peu entblättern- zum Schluss bin ich wieder mit Radtrikot und kurzer Hose nach Narbonne geradelt. Übernachtung in einem kleinen B&B…in Narbonne: wenn es bloß EZ- Preise gäbe !!! Morgen dann zum Meer und weiter Richtung Beziers.

Tag 5 : Von Toulouse nach Carcassonne (ca. 110 km)

Blick auf Carcassonne

29. Oktober 2017

Radweg neben dem Canal du Midi kurz hinter Toulouse

Heute Morgen habe ich erst bemerkt, als die Zeit meines Weckers nicht mit der meines Smartphones übereinstimmte, dass heute die Zeit umgestellt wurde… Mann, war ich früh! Zunächst mal  zum Markt (der macht um 7.30 auf), um Käse, Brot und Weintrauben zum Mittag zu kaufen und dann in eine Bar fürs Frühstück. Danach ist es wenigstens etwas wärmer geworden…. Aber ich ziehe doch gerne noch die schöne neongelbe Windjacke und ein paar Socken an. Der Wind ist eisig. Da kann der Himmel so blau sein, wie er will.

Die ganzen Tage schon kommt mir morgens, wenn ich den Kanal entlangradle dieses Gedicht in den Sinn:

Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.

Eduard Mörike –

Und es geht weiter am Kanal entlang. Ok, Platanen und kleine Schleusenhäuschen sind schon pittoresk – aber auf Dauer ziemlich langweilig. Und die Autobahn direkt neben dem Kanal macht das Ganze auch nicht attraktiver.  Also habe ich versucht, eine wenig befahrene Straße als Alternative zu finden ….. und bin auf einem kleinen Trampelpfad als Wanderweg gelandet. Das geht gar nicht – dann komm ich nie ans Mittelmeer ! Also zurück – und eine Stunde später wieder am  Ausgangspunkt. Also weiter am Kanal….
Am Port Lauragais erreiche ich das Department Haute Garonne – und der Weg ist nicht mehr asphaltiert und verschlechtert sich von Kilometer zu Kilometer.

Also doch über die Departementale ausweichen – glücklicherweise fahren sonntags keine LKWs. Der Vorteil dieser Straßen ist, dass sie immer wieder phantastische Blicke bieten – und so vergeht die Zeit bis Carcassonne wie im Flug – OK, ok…. hinzu kommt, dass es bergab geht bei kräftigem Rückenwind..
Die ganze Zeit suche ich den Blick auf Carcassonne  den, den man von den Photos kennt) aber ich sehe nichts. Ich fahre in die Innenstadt : tot und langweilig….. und das soll Carcassonne sein? –  und dann erst bemerke ich das Schild ‚cité medievale‘  – und sobald ich die Brücke über die Aude überquert habe, liegt das alte Carcassonne vor mir – und ich bin total begeistert von dem Bild der mittelalterlichen Stadt wie aus dem Bilderbuch.
Ich übernachte im Gästehaus eines Klosters – Mann, sind die teuer ! – und esse wieder dieses nahrhafte Abendbrot namens Cassoulet.
Morgen geht’s weiter zum Mittelmeer – ich werde also zwei Tage früher ankommen als geplant. Was mach ich da bloß ?

Tag 4- Von Auvillar nach Toulouse (ca. 90 km)

Pont neuf

28. Oktober 2017

Heute Morgen beim Frühstück spannende Diskussionen mit den zwei anderen Herbergsgästen (auf dem Jakobsweg) und den Besitzern den Herberge, einem deutschen Ehepaar, das seit vielen Jahren in Auvillar lebt und dieses alte Haus aus dem 15. Jhd. gekauft und instand gesetzt hat. Es ging um katholische Kirche in Deutschland und Frankreich – die ausgesprochen reaktionäre Entwicklung in Frankreich. Und es ging um die spannende Geschichte der ehemaligen Besitzer des Hauses ( die Tochter des großbürgerlichen Hauses, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, Anfang des 20. Jhds nach Russland zu gehen, um in Sibirien zu missionieren…. )

Moissac. Hauptportal – Die Erzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus

So gegen 9.00 hab ich mich dann doch losgerissen und bin zunächst durch Nebelfelder nach Moissac gefahren: wieder eine ehemalige Abtei mit toll erhaltenen romanischen Kapitellen im Kreuzgang. Und da ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, war der Eintritt deutlich günstiger ….Gute Idee!

Pente d’eau bei Montech

Nach Moissac stand dann das Bewundern der technischen Besonderheiten des Kanals an: eine Kanalbrücke über die Garonne und eine originelle „schiefe Ebene für Schiffe“, um 4 Schleusen auf ca 1000 m zu umgehen.
Am Nachmittag – ich schlafe in einem Hostel – Ankunft in Toulouse. Wieder eine äußerst lebendige Stadt: viele Studenten, deutlich billiger als Bordeaux aber genauso spannend. Um 18.30: Vorabendmesse: die einzige in ganz Bordeaux. Die Idee der Predigt, die Vielseitigkeit des so einfachen Satzes ‚ich glaube an Gott‘ bzw. ‚ ich glaube nicht‘ aufzuzeigen, war eigentlich gut – nur hatte ich bereits bei Reinhard Körner eine weitaus bessere Hinführung zu der Mehrdeutigkeit dieses Begriffes gehört und gelesen. Schade, das es nicht üblich ist, die Predigt zu kommentieren…. Körner geht übrigens auf die Unterschiede von „ ich glaube an Gott ‚ – als verstandesmäßigem Statement, ‚ich glaube an dich, Gott- was eine persönliche Ansprache und damit einen personalen Gott impliziert  und ‚ ich glaube dir, Gott‘ – was darüber hinaus ein Vertrauensverhältnis aufzeigt, ein…..
Na ja – kommen wir wieder auf den Boden der Realität zurück: abends habe ich Hunger und hier in Toulouse gibt es als Spezialität das sehr nahrhafte ‚Cassoulet“: weiße Bohnen mit Wurst, Bauchspeck und Geflügel… sehr lecker!

Tag 3- Von La Reole nach Auvillar (ca. 110 km)

Die Garonne sudöstlich von La Reole

27. Oktober 2017

Heute Morgen freudige Überraschung: Christophe, mein Vermieter, bietet mir an, bei einem Freund in Auvillar anzurufen, der eine Pilgerherberge leitet….. super! Auch die Entfernung mit gut 100 km ist OK. So brauche ich mich heute Abend schon mal nicht um die Unterkunft zu kümmern !

Der Weg geht ab jetzt flach am Canal de la Garonne entlang: es gibt dort noch Platanen (die ansonsten alle an einem Pilz zugrunde gehen, so dass am Canal du Midi schon die meisten Bäume gefällt sein sollen ). Und die Platanen sind in der Herbstsonne besonders photogen ….. .

sonsten ist der Weg flach, angenehm zu fahren – aber immer am Kanal entlang ist auf die Dauer doch ziemlich monoton. Vor allem da heute keine tolle Abtei oder Ähnliches als kleine Auflockerung auf dem Weg lag. Für die nächsten Tage muss ich mir da was einfallen lassen: evtl.  werde ich doch von Zeit zu Zeit ins umliegende Hügelland ausweichen, um nette kleine Orte zu entdecken.
Nach gut 100 km sah ich dann das Schild: Auvillar 6 km . Super – nur: die letzten 3 km ging’s mächtig bergauf…..

Jakobus in Auvillar

Das Dorf und die Herberge in einem uralten Haus mit einem total netten Herbergsvater haben dann aber eindeutig für die späten Mühen entschädigt. Außerdem kamen noch zwei nette Wanderer (oder Pilger ?  – der Unterschied ist manchmal etwas fließend), mit denen ich noch lange geredet habe.
Aber im Ernst: was macht einen Pilger aus ? Auf dem Weg nach Compostela zu sein? Das geht auch als reines sportliches Event. Und warum Compostela ? Ist es da heiliger als woanders ? (es heißt doch: wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind etc.)

Ich für meinen Teil fühle mich nicht anders, wenn ich von Westen nach Osten den Canal de Garonne et du Midi  entlang fahre, oder von Ost nach West auf dem Jakobsweg unterwegs bin.
Alles egal: morgen geht’s nach Toulouse !!!!

Tag 2 – Von Bordeaux nach La Reole (ca. 85 km)

Abtei La Sauve Majeure

26. Oktober 2017

Hier in der Gegend geht die Sonne jetzt erst um 8.30 auf, so dass ich doch nicht vor 8.00 losgefahren bin. Aber auch um 8.15 sind kurze Radhose und Sandalen definitiv nicht die richtigen Kleidungsstücke …. Oder man muss seeeeeeeehr schnell fahren.  Das hat sich aber im Laufe des Tages gegeben, so dass ich vorhin beim Duschen doch die Anti- Sonnenbrandcrème aufgetragen habe.

endlich weg von der Ausfallstraße !

Der Weg? Zunächst Mal ähneln sich die Ausfallstraßen großer Städte wie ein Ei dem anderen: Carrefour, Auchan, immer der gleiche Baumarkt etc. Das dauert mindestens 10 km. Dann aber ein Bahntrassenradweg vom Feinsten : 55 km mit leichten Anstiegen durch die Weinbaugegend- super schön.

Abtei La Sauve Majeure- Daniel in der Löwengrube: mehr Bilder dazu seht ihr hier!

Und glücklicherweise habe ich um 10.30 noch 5 Minuten gewartet, bis die Ruinen der Abtei ‚La Sauce Majeure‘ öffneten : ganz tolle Kapitelle, nicht zu hoch mit super Erklärungen im dazugegebenen Führer. Wirklich lohnend! Nachmittags wurde es dann etwas anstrengender – zwar immer nur zwischen 30 und 100 m Höhe: aber unablässig bergauf und bergab. Um 3 Uhr hatte ich davon genug und wollte mir in La Reole– da trifft der Radweg wieder auf die Garonne- eine Übernachtung suchen. Puuuuuuh ! Chambre d‘ Hôte beginnen bei 60€ ( EZ gleich DZ) und in die Pilgerherberge (ich bin auf dem Jakobsweg) komme ich nicht rein, da ich ja nicht pilgere (Beim nächsten Mal nehme ich mein Credential mit). Die Begründung war das beste: weil sie sonst keine Unterstützung von der Mairie kriegen….. und das in einem laizistischen Staat !

mein B&B in La Reole mit Sonnenterrasse

Im Endeffekt habe ich dann ein super schönes, ein klein wenig billigeres B&B gefunden: mit toller Sonnenterrasse und heute Abend Table d‘ hôte.
Morgen geht’s dann wieder flach am Canal de Garonne entlang.

Tag 1- Ankunft in Bordeaux

Bordeaux: Der Miroir d’eau bei Nacht

25. Oktober 2017

Wieso Bordeaux ????
Ehrlich gesagt, war das eine in zwei Stunden geborene Spontanidee, nachdem mich der Wetterbericht (kalt, diesig und regnerisch..) überhaupt nicht zu einer Fortsetzung des Rheinsteigs inspiriert  hat. Und außerdem träume ich seit Jahrzehnten von Carcassonne und dem Canal du Midi.
Aber: ob ich  es wohl irgendwann mal  schaffe, ohne Stress zum Flughafen zu kommen ?
Auch heute wieder – früh losgefahren, dann Baustellen, Stau und  zu guter Letzt war die im Navi angegebene Straße gesperrt und mein Navi führt mich im Kreis !
Also erreiche ich nur mit viel gutem Willen und Geschwindigkeitsrekorden des Shuttle- Fahrers gerade noch den Schalter vor Annahmeschluss des Gepäcks… Warum krieg ich das nur nie in Ruhe hin ???

Hôtel de ville

Dann nach gut einer Stunde in Bordeaux: schon aus der Luft fasziniert mich die Stadt  mit der blitzenden Garonne. Und angekommen ändert sich mein erster Eindruck nicht: nachdem ich mir ein Fahrrad gemietet habe und in einem Hostel untergekommen bin (nicht so einfach – auch in Frankreich sind Herbstferien!) bin ich dann die Promenade an der Garonne entlanggefahren : pulsierendes Leben: ganz viele Skater und Jogger, super Skatebahnen – für jeden Schwierigkeitsgrad – viele Cafés direkt am Fluss eine riesige , 10 cm Tiefe Wasserfläche, in ( oder auf ) der sich hunderte von kleinen Kindern tummeln…..

nicht nur Kinderkram….

Die Innenstadt besteht aus ganz vielen – zum großen Teil renovierten – Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert- für Touris super fotogen !
Ich kann mir gut vorstellen, das man hier in Bordeaux richtig gut leben und sicher auch gut studieren kann – auch das Univiertel mitten in der  Stadt  macht einen super Eindruck. Ich bin kein Einkaufsfreak, so dass mich Geschäftsstraßen eher stressen – aber objektiv betrachtet ist das ein El Dorado zum Einkaufen !!

Morgen geht’s dann nördlich der Garonne durch die Gegend, wo der Wein „Entre- les-Mers“ herkommt : die große Richtung ist Toulouse. Mal sehen, wie weit ich komme : vorgenommen habe ich mir, in den nächsten Tagen zum Mittelmeer zu fahren.

🚴 Oktober / November 2017: Von Bordeaux über den Canal du Midi zum Mittelmeer

Wo in Europa war das Wetter Anfang November noch nicht regnerisch?
Im Süden Frankreichs !
Also habe ich kurzentschlossen einen Flug nach Bordeaux gebucht und bin die seit Jahren erträumte Tour am Canal du Midi entlang vom Atlantik zum Mittelmeer geradelt- abwechslungsreich und voll spannender Entdeckungen !

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte und Track der Radtour

Der Track ist mit Ausnahme kurzer Abschnitte, auf denen das Smartphone mal wieder leer war direkt aufgezeichnet – beim Nachfahren also inclusive aller Umwege …

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?