Rheinsteig Tag 13: Kaub- Assmannshausen (ca. 25 km)

Burg Pfalzgrafenstein
Burg Pfalzgrafenstein

28.März 2017

Heute Morgen scheint die Sonne! Gutes Frühstück in der JH, dann nehme ich zunächst eine kleine Abkürzung: ich schenke mir 3 km Weg an alten Bergwerken vorbei und steige langsam am Hang hoch zum Rheinsteig. Der Vorteil – dauernd geniale Blicke – vor allem auf die Rheininsel mit der Pfalzgrafenburg (gefühlte 1000 Photos, die ich nachher erstmal zum größten Teil löschen muss). Der Weg heute ist weitaus einfacher als gestern – fast nur Forstwege und kleine Fahrstraßen durch die Weinberge. Nur zweimal etwas steilere, steinige Passagen und immer mehr als hervorragend mit Stahlseilen gesichert. Aber ich bin nicht so böse über den leichteren Weg: eigentlich sollten es 28 km werden – warum mein Navi am Ende 25 zählt, weiß ich nicht – wird aber schon stimmen.

Freistaat Flachenhals
Freistaat Flaschenhals
Freistaat Flaschenhals
Freistaat Flachenhals bei Lorch

nach dem 1. Wk bis 1923 hatten die Siegermächte neben der linksrheinischen Besatzung noch zusätzlich rechtsrheinische Brückenköpfe (in Köln, Koblenz, Mainz). Das dazwischenliegende Gebiet gehörte zwar offiziell zum Deutschen Reich, war aber faktisch von allen Verkehrsverbindungen abgeschnitten und auf Schmuggel angewiesen: „Freistaat Flaschenhals“

Für mich ist die Länge der Etappen ganz okay: ich bin immer so ca. 7 Stunden unterwegs, 6 Stunden Gehzeit – einschließlich Pausen so 3.5 km/ Stunde. Aber in jedem Hotel oder auch in der JH heißt es, dass das „unheimlich viel“ sei, und ich ja „nur so über den Weg hetzen würde ohne was zu sehen“. Kann ich nicht nachvollziehen: ich habe immer Zeit zu gucken, in eine Kirche reinzugehen, ein Schild mit Erklärungen zu lesen… vor allem mit Mira waren Museen allerdings per se tabu ….

Bacharach
Bacharach

Heute auf dem Weg denke ich noch mal über ein Gespräch von gestern mit Nadya nach: sie arbeitet in der Familienberatung der Caritas und beschreibt, dass viele, die zu ihr zur Beratung kommen, unzufrieden und überfordert seien: die Kinder machen Probleme, Scheidung, gesundheitliche Schwierigkeiten, Jobverlust… . Aber ist es denn wirklich nur ein gelungenes Leben, wenn alles so wie in den amerikanischen Soap- Operas wie am Schnürchen läuft, passt und gelingt? Ist es nicht vielmehr ganz normal, dauernd zu kämpfen und mit tausend Schwierigkeiten konfrontiert zu werden? Und ist es nicht eher ein gelungenes Leben, wenn wir es schaffen, diese Schwierigkeiten einigermaßen respektierlich – und vielleicht sogar mit einer Prise Gottvertrauen – zu meistern? Nadya erzählte mir von einer Übung, eine Murmel in eine Hosentasche zu stecken und diese bei jedem  positiven Gedanken oder schönen Moment im Laufe des Tage in die andere Hosentasche wechseln zu lassen. Man würde sich wundern, wie oft an einem normalen Tag die Kugel die Seite wechsele….

Assmannhausen
Assmannhausen

In Assmannshausen habe ich ein kleines einfaches Hotel genommen, das ich heute Morgen telefonisch vorbestellt hatte (ich habe einfach keine Lust mehr, abends zu zittern, ob ich noch ein Zimmer kriege). Ich gucke zunächst auf Booking nach den Preisen und rufe dann persönlich an, damit die Leute die Provision nicht zu zahlen brauchen. Scheint mir fairer. Mein Problem: es gibt im Ort meist auch Privatzimmer, die ich gerne nehmen würde- nur finde ich die in keiner Liste. Echt doof.

Heute ist Gründonnerstag. An sich wäre ich gerne in die Messe gegangen, aber hier im Ort gibt es keine mehr und ohne Auto komme ich nicht die 10 km nach Geisenheim. So ist das eben jetzt. Morgen werde ich dann über das Niederwalddenkmal nach Rüdesheim wandern und dann zurück nach Kelmis fahren.