Dienstag, 12. Juli 2022
Leider bin ich heute morgen nicht um 3.45 augewacht und rausgegangen, um den Sonnenaufgang zu sehen. So konnte ich nur Dagmars Bilder angucken – mit einer guten Portion Neid.
Gegen 9.00 sind wir dann gemeinsam los, sind wieder den steilen Hang hoch und noch ein ganzes Stück darüber hinaus bergauf, um an die Steilküste auf der Nordseite der Insel zu gelangen. Dort sind die Vogelkolonien: Seeadler, Basstölpel, Papageientaucher und natürlich auch normale Möwen. Ich hatte blauäugig gedacht, tolle Bilder von all diesen Vögeln zu machen, aber völlig verdrängt, dass dazu eine doch etwas professionellere Fotoausrüstung mit weitaus stärkerem Tele und besserer Blendenöffnung gehört… So bleibt es bei eher traurigen Knipsversuchen. Aber es hat Spaß gemacht – und diese irre schnellen Papageientaucher an ihrem Schlaffelsen habe ich zumindest gesehen.
Oben an der Klippe dann eine interessante Begegnung: wir könnten mit ihm deutsch sprechen, meint ein ca. 50- jähriger Mann mit süddeutschem Tonfall. Seine Frau und er lebten und arbeiteten seit 13 Jahren in Norwegen – wir reden über Gesellschaft und Sprache. Er ist Zahnarzt, von der norwegischen Regierung angeworben. Ich bemerkte, dass ich erstaunt bin, so wenig Vandalismus in der Gesellschaft zu sehen. Er meint, das liege daran, dass es in Norwegen sehr wenig soziales Ungleichgewicht gäbe oder Reichtum zumindest nicht zur Schau gestellt würde. Kann durchaus sein …
Nach der kläglichen Fotosession dann zurück zur Straße (es gibt nur eine auf der Insel). Und – wie nicht anders zu erwarten – fängt es an zu regnen, so das ich mit dem Mut der Verzweiflung (unser Bus fährt erst in 2,5 Std) alle ankommenden Wanderer auf dem Parkplatz anquatsche, ob sie uns nicht nach Ålesund mitnehmen könnten. Wir finden eine Gruppe netter Schweizer, die für einen Orientierungslauf nach Norwegen gekommen sind, Wir gehen mit denen noch eine Kleinigkeit essen und dann nehmen sie uns bis nach Ørsta, einem Ort auf dem Weg nach Ålesund mit, von wo aus wir mit Bus und Fähre in ein Airbnb nach Vigra kommen. Hier geht es international zu: wir sind in einem Hostel oder eigentlich fast einer WG mit Gästen aus China, Bangladesch, Kanada und Deutschland gelandet. Der Vermieter selbst hat eine Frau aus Ruanda geheiratet. Zur Begrüßung gab es erstmal zum Abendessen selbstgebackenes Brot, Marmelade und geräucherte Makrele. Ein Genuss ! Morgen früh hat der Vermieter versprochen, mich die 4 km zum Flughafen zu fahren. Sofort akzeptiert !