Rheinsteig Tag 11: Osterspai- Wellmich (ca. 25km)

27. März 2018

Die feindlichen Brüder: Die Burgen Sterrenberg und Liebenstein


Nach leckerem Frühstücksbuffet (manchmal hat ein besseres Hotel auch seine Vorteile) wandere ich in der Sonne auf Wegen, die dem Rheinsteig alle Ehre machen: auf halber Höhe, da wo früher Weinstöcke und Obstgärten waren und sich heute Buschwald ausbreitet, und manchmal auch einige Meter höher durch niedrige, geduckte Steineichenwälder, zwischen denen die Schieferfelsen hervortreten.

Tolle Ausblicke den ganzen Vormittag über. Zwischendurch der Blick auf die beiden Burgen „die feindlichen Brüder“: die eine aus dunklem Stein, die andere weiß getüncht  – als ob man an die Photographen des 19. Jahrhunderts gedacht hätte….
Heute Vormittag – so wie immer, wenn ich nicht gerade zu spät meinen Wecker stelle – habe ich die Website des „ Te deum“ von Maria Laach gelesen: Der Impuls dort ging mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf: Sabine Rückert, Herausgeberin der „ Zeit“ wird dort zitiert:
„Jedes Jahr fordert die Figur des Jesus den einzelnen Zuhörer der Passionserzählungen auf, sich zu fragen: Gibt es eine Überzeugung, für die ich mein Leben riskieren würde? Und die Figur des Judas fragt ihn: Welche Überzeugung würdest du verraten? Hast du überhaupt eine, die es wert ist, verraten zu werden?“
Schwierige Fragen : vielleicht die Familie? die Heimat? (eher nicht: die Nation), Freiheit? mein christlicher Glaube ??? – Ich bin mir bei keinem sicher.
Und verraten? Das ist ein großes Wort. Vor allem denke ich, dass sich nicht die Frage stellt, meine Überzeugungen (religiöse, aber auch andere…) en bloc zu verraten. Ich denke eher, dass diese Stück für Stück arrodiert werden – und zum Schluss nichts mehr übrig ist, was ich verraten könnte…

Puuh- und dabei ist der Weg heute besonders schön. Und bei jedem dieser phantastischen Ausblicke stelle ich wieder fest, wie glücklich ich bin, hier sein zu können.

Gasthof zm Saustall

Der Übernachtungsort für heute stellt mich vor ein Problem . Auf der nächsten Etappe müsste ich mangels weiterer Schlafmöglichkeiten bis Kaub kommen, und dazu sollte ich eigentlich bis St Goarshausen wandern – und das ist definitiv zu weit. Mit viel Glück und Internet finde ich in Wellmich-  5 km weniger! – den „ Saustall“ : einen urigen Gasthof (nicht: Kneipe !!!, wie mich die Inhaberin berichtigt). Dieser wird von einer sehr netten Wirtin geführt –  einem absolut rheinischen Original – die mir beim Abendessen, das sie trotz geschlossenem Restaurant extra für mich gekocht hat, Gesellschaft leistet. Toller Abend! Morgen kommt meine Freundin Nadya nach St. Goarshausen und wir wandern eine Etappe gemeinsam. Ich freu mich schon !!!