2025 Lykischer Weg: westlicher Teil – Tag 3

Von Ovacik nach Kabak

Samstag, 12. April 2025, 14km

Heute der Schreck in der Morgenstunde: ich bekomme eine SMS von meinem Handyanbieter, dass ich für 60€ Daten verbraucht hätte und die Karte jetzt gesperrt sei … . Mist. Keine Ahnung,  warum das (neue) Telefon nicht auf die türkische Karte geswitcht hat.  Ich habe jetzt die deutsche SIM entfernt und nun geht’s.  Grrr.

Der Weg ist hier auf dem westlichen Teil deutlich frequentierter als im letzten Jahr im Osten. Die Russen kenn ich schon: das sind die mit den Riesen- Rucksäcken. Hinzugekommen sind jetzt hier aber auch kleine türkische Gruppen. Mal überholen wir sie, mal sie uns. Und da Irene, mit der ich zur Zeit wandere, ein wenig türkisch spricht (und einige der Türken deutsch) , kommen wir immer wieder ins Gespräch. Einer heißt Erdoĝan („Kommentar: kein schöner Name – nennt mich ‚Erdo‘ …).

Die Blicke auf die Küste sind traumhaft, wir wandern durch Steineichen- und Pinenwälder in etwa 600m Höhe an der Küste entlang. Probleme mit Wasser haben wir in diesem Teil nicht- alle Brunnen sprudeln kräftig.  Gut, das verringert das Gewicht im Rucksack. Ich versuche auch, meine Vorräte möglichst aufzuessen- denn das Zelt will ja  getragen werden ….

Heute wollte ich lieber einen Campingplatz als einen  Spot im Wald: mich gelüstet nach einer Dusche und einer Lademöglichkeit für die Elektronik. Außerdem ist zum Abend Regen und vielleicht Gewitter angesagt. Das Preisniveau liegt in diesem  Jahr (oder ist es die Gegend oder die Jahreszeit?) deutlich höher als letztes Jahr: jetzt habe ich einen Zeltplatz mit Frühstück, im letzten Jahr für das gleiche Geld Halbpension in einem kleinen B&B. Das Abendessen hier ist köstlich: Gefüllte Auberginen mit Reis, ein Genuss! Und das ganze zu dieser Jahreszeit in familiärer, entspannter Atmosphäre. Herrlich!

Ah, noch ein Nachtrag zur Anreise: ich habe meine Trekkingsandalen eingepackt. …. Vielleicht sollte ich mir im nächsten größeren Ort mal ein Paar (!) Sandalen kaufen ?

Ich freue mich wirklich über eure Kommentare, die mir immer wieder zeigen, dass ihr den Blog mögt und Spaß an meinen Reiseimpressionen habt:
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2025 Lykischer Weg: westlicher Teil – Tag 2

Von Fetiyhe über Kayaköy nach Ölüdeniz

oberhalb von Ölüdeniz

Freitag, 11. April 2025, 15 km

Blick aus dem Fenster im Frühstückraum des Hostels

Nach einer ruhigen  Nacht im Hostel  gab es heute Morgen Frühstück mit tollem Blick über die ganze Bucht von Fetiyhe – sehr nice !

Danach bin ich los, um mich mit Irene (der Frau, die ich gestern am Flughafen kennengelernt habe)  in Kayaköy zu treffen. Ich fand, dass ein Tag Akklimatisation ganz gut sei, um nicht sofort die vielen Höhenmeter  der ersten Etappe angehen zu müssen und Irene war einverstanden.

an der Werft- auf der linken Seite des Bildes sieht man eindeutig den Einstieg mit Hinweisschild für den Wanderweg ….

Der Einstieg in den Weg nach Kayaköy war nicht so einfach: ich bin erstmal auf dem Gelände der Werft von Fetiyhe rumgeirrt, bevor ich  gut versteckt den halb zugewachsenen Pfad  und das Schild entdeckt habe. Die Orientierung klappt am besten nach Indianerart: wo ist der Boden so platt getreten, dass schon ein  paar Leute vorbeigegangen sein könnten? Und zur Belohnung findet man dann ab und zu ein Wegzeichen … Dazu umgestürzte Bäume und Dornen.  Irgendwann war ich dann froh, als es auf einer „Dirt Road“, einer Staubstraße weiterging. 

alte Zisterne – ohne Wasser

Kurz vor Kayaköy kam ich zu einer Hochebene, auf der noch kleine  Landwirtschaft betrieben wurde: eine Hütte, zwei Schafe, ein Esel, Hühner und Gemüse …und  dann sah ich die Geisterstadt von Kayaköy: in den 20er Jahren wurde auf Betreiben des Völkerbunds ein „Bevölkerungsaustausch“ durchgeführt: die – oft schon  seit Jahrhunderten- in der Türkei lebenden Griechen mussten von jetzt auf gleich das Land in Richtung Griechenland verlassen  (nicht unbedingt zur Freude der Griechen im Mutterland) und vice versa. Ergebnis  war z.B hier in in Kayaköy eine komplett verlassene Stadt, die in Folge zu Ruinen verfiel – eine Geisterstadt ….

Ich fand diese Ruinen schon ziemlich beeindruckend  – war aber vor allem mächtig irritiert: keine Tafel,  die das himmelschreiende Unrecht dieser Vertreibung thematisiert, kein Museum zur Geschichte der Griechen in der Türkei.  Aber eine türkische Flagge an der ehemaligen orthodoxen  Kapelle   – und Eintritt! Das Maximum an Ignoranz !!

Da Irene auch nach meiner Besichtigung nicht angekommen ist und ich genug von der morbiden Atmosphäre hatte, bin ich den Weg Richtung Ölüdeniz weiter gewandert. Irgendwann, sicher 2 km später klingelt mein Telefon- für eine Gesprächsverbindung reicht aber das Netz nicht aus. Dann höre ich einen Ruf „Susanne“. …Irene hatte  50 m von mir entfernt versucht anzurufen.  Sie hatte sich mächtig  verfranzt und dann versucht querfeldein den Wanderweg wiederzufinden. Hat etwas länger gedauert, aber geschafft ….

Wir sind dann nach Ölüdeniz ans Meer, ich habe mich in die kalten Fluten gestürzt und hinterher haben wir nett zu Abend gegessen  mit Blick aufs Meer. Dann mit einem Dolmuş zum Ausgangspunkt des Lykischen Wegs und noch ein paar Kilometer bergan, um einen Zeltplatz zu finden. Beim nächsten Mal müssen wir das besser planen und früher anfangen: hier ist kaum Platz für 2  Zelte und wir sind beim Aufbauen in die Dunkelheit  gekommen.  Nicht so clever … Aber der Blick auf die Küste wird uns morgen früh entschädigen  . 

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2025 Lykischer Weg: westlicher Teil – Tag 1

Flug nach Dalaman und Übernachtung in Fetiyhe

Donnerstag, 10. April 2025

Ich bin für meinen Hindernislauf am Beginn meiner Touren bekannt – oft liegt es einfach an meiner Schusseligkeit – aber nicht immer…

Heute Morgen – als ob ich es geahnt hätte – frage ich die noch  halb schlafende Andrea, ob es dabei bleibt, mich wie abgemacht in 20 Minuten zum Bahnhof zu fahren- und sie erklärt mir, dass das nicht ginge  …????….Da wurde es dann richtig knapp: Mit dem Auto zur Praxis,  parken und im Schweinsgalopp die 2 km zu Fuß zum Bahnhof. Ich sitze im Zug, kaufe gerade noch online das Deutschlandticket und der Zug fährt los …

Ich hatte zu Hause  nicht einmal mehr  Zeit gehabt, mir noch einmal zu überlegen,  ob es wirklich eine gute Idee war, das Zelt mitzunehmen… Ich  hatte beim Packen  befürchtet, dass der westliche Teil des Weges doch deutlich stärker frequentiert sei als der östliche Teil, und dass ich vor allem jetzt im April, also mitten in der Wandersaison,  und  nicht wie 2024 im März auf dem Lykischen Weg wandere. Aber Zelt, Schlafsack und Isomatte sind eben nicht gewichtsneutral….

Aber einmal im Zug war ich dann doch ganz entspannt und guter Dinge. Ich hatte gut 2 Stunden Zeit am Flughafen kalkuliert…. Unproblematisch.  Tiefenentspannung. Bis ich auf einmal höre: „nächster Halt: Wuppertal Vohwinkel“. Das ist definitiv nicht der Weg  zum Flughafen Düsseldorf.  Ich habe den Umstieg am Hauptbahnhof Düsseldorf verpasst….

Raus aus dem Zug. Mist,   die App der DB stimmt nicht mit der Realität am Bahnhof überein! Zug suchen, zurückfahren: ich bin um 9.40 am Flughafen.  Den Skytrain zum Terminal nehmen. Um 10.55 geht der Flug. Rucksack mit Zelt und Stöcken am Schalter abgeben … ,,den nehmen wir hier nicht, das ist Sondergepäck“ ??? Zum anderen Schalter. „Das dauert jetzt hier länger, der Kollege ist gerade zur Toilette- und  das ist weit. Aber nehmen  Sie doch den nächsten Schalter 200m weiter …“. Rucksack abgegeben: 10.10. Zur Security. „15min Wartezeit“. Meistens. Natürlich bin ich diejenige, die ihren kleinen Rucksack aufmachen darf… und es wird am Rucksack noch eine Drogenprobe gemacht.  What‘s that??? Stinkt mein Käse zu sehr?? 10.40. Noch 15min. Spurt zum Gate. Es stehen noch einige Passagiere in der Schlange am Gate. Noch zur Toilette- 4 Frauen vor mir. Ich bin die vorletzte beim Boarding  . . . Geschafft.

Auf dem Flug interessantes Palaver und kleiner Sprachkurs  mit einer Türkin aus Oberhausen,  die mit ihrem  Mann als  Rentner jeweils ein halbes Jahr in Dalaman und die andere Hälfte in Oberhausen lebt. Merhaba heißt “Guten Tag“ „teşekür ederim“– danke!

Ich habe gelesen,  dass es einen öffentlichen Bus nach Fethiye gibt. Er soll um 17.00 abfahren.  Also eine Stunde Wartezeit – das geht in Ordnung.  Zusammen mit mir warten Roger aus Eindhoven und Irene aus Münster, die gerade ein Sabbatical macht. Beide wollen auch den Weg wandern. Die Unterhaltung ist kurzweilig, aber um 17.45 ist immer noch kein Bus da. Ja, der käme um 18.15 (???). Endlich. Geld kassieren, noch ein Kaffee für den Fahrer.  Um 18.45 waren wir dann endlich unterwegs. Fast 3 Stunden Wartezeit! Ankunft am Busbahnhof um 20.00. Irene sucht einen Platz zum Campen außerhalb der Stadt. Roger und ich gehen noch 2 km zum Hafen,  jeder in seine Unterkunft und zuletzt gemeinsames Abendessen mit leckerem, aber fleischlastigem Döner.

Ich schlafe in einem Hostel etwas am Hang – vielleicht mit nettem Blick über den Hafen. Das seh ich dann morgen beim Frühstück.

Morgen habe ich verabredet, einen Teil der Etappe mit Irene  zu wandern. Mal sehen, ob wir das gleiche Tempo haben ….

🚶 2025 Lykischer Weg – westlicher Teil

Im letzten Jahr bin ich den östlichen Teil des Lykischen Wegs gewandert- und war total begeistert
von der herrlichen Landschaft, der Wegführung
und der Freundlichkeit der Menschen
in der Türkischen Ägäis.
Insofern war mir klar, dass ich in diesem Jahr zu Ostern
die Fortsetzung wandern möchte –
inclusive einem erneutern Besuch von Antalya,
dieser lebenslustigen und internationalen Stadt

Den Blog
schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint
…. erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow
… ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

🏨 Februar 2025: Barcelona und Girona

Girona

Es hat schon Tradition: Städtereisen über Karneval.
Der Februar ist eine gute Jahreszeit für Barcelona:
nicht zu warm, nicht komplett überfüllt –
und bei Regen gibt’s ja genügend Museen.
Empfehlenswert aber auch: ein bisschen in die Umgebung schnuppern:
mit hat es dabei vor allem
die Landschaft von Montserrat angetan !

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte Barcelona

 wir hatten ein zentrales, ruhiges Appartement über Airbnb gemietet

 

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 13

Raeren- Kelmis: 20 km

Die TGV- Brücke am Prester zwischen Hauset und Astenet

Sonntag, 9. Februar 2025

Heute schließt sich der Kreis: vor etwas über einem Jahr bin ich in Kelmis losgewandert, habe den GRP häppchenweise genossen und begebe mich heute auf die letzte Etappe..
Kein strahlender Sonnenschein – aber es ist nicht kalt und ich habe ein bisschen Hoffnung, dass sich die Wolken doch als Hochnebel entpuppen könnten.

asphaltierte Wiesenwege und links die Burg Raeren

Zunächst komme ich über die bekannten Wiesenwege zur Burg Raeren. Die Wiesenwege sind hier asphaltiert, da das Dorf doch so groß und infolgedessen die Wege so frequentiert sind, dass man sonst alsbald im Matsch versinken würde … .
In der Burg Raeren ist das Töpfereimuseum untergebracht. Raeren war vor allem in 16. und 17. Jahrhundert ein Zentrum der Töpferei von überregionaler Bedeutung. Ich werde wohl in den nächsten Wochen noch einmal zurückkommen müssen, denn wandern und besichtigen gleichzeitig ist zeitlich kaum zu koordinieren. Und das Museum ist – letzter Besuch meinerseits vor 20 Jahren – doch sicher einen zweiten Blick wert ….

Weiter geht’s nach Eynatten, dann ein kurzes Stück Nationalstraße über die Autobahn und schon bald wieder die Göhl entlang nach Hauset. Von dort führt der mir inzwischen gut bekannte Weg – ich wohne immerhin schon mehr als 20 Jahre in dieser Gegend – an Fischteichen entlang, über Wiesen zum Katharinenstift in Astenet und dann weiter am Ortsrand von Lontzen den Lontzener Bach entlang zum Oskarstollen.

Die Narzissen blühen zwar noch nicht, aber ganz vorwitzig strecken die ersten Schneeglöckchen die Nase heraus und die Erlenkätzchen stehen auch schon kurz vor der Blüte – der Frühling ist nicht mehr so furchtbar weit weg ! Aber bislang ist die Landschaft noch Grau in Grau – und so sehen die Galmeiwiesen am Oskarstollen gar nicht so karg aus, wie im Hochsommer, wenn die dort dann fehlende Vegetation krass mit der blühenden Umgebung kontrastiert. Galmeiwiesen: das sind – wie auch in Plombières (Bleyberg) am Beginn der Wanderung beschrieben – Abraumhalden des Zink- und Bleibergbaus, auf denen aufgrund der Schwermetallbelastung nur die Flora überlebt (Galmeiflora), die sich aktiv der schädlichen Stoffe entledigen kann (zB durch Abwerfen der Blätter) bzw. die Schwermetalle anstelle von Natrium, Kalium und Calcium im Stoffwechsel nutzen kann.

Rochuskapelle

Auf den letzten Kilometern komme ich noch an der Rochuskapelle in Kelmis vorbei und dann ist schon bald der Viadukt von Moresnet zu sehen, an dem ich vor mehr als einem Jahr die Wanderung begonnen habe: ca. 200 km über Pfade und über kleine Straßen durch die Wiesenlandschaft des Herver und Eupener Landes – keine spektakuläre Tour aber eine dafür umso geruhsamere und meditative Wanderung !

der Kreis schließt sich: der Viadukt von Moresnet

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 12

Eupen- Raeren – 15 km

St.Nikolaus und Ev Friedenskirche in Eupen

Sonntag, 2. Februar 2025

am Werthplatz

Endlich geht’s weiter mit meiner Tour auf dem GRP 563 durchs Eupener und Herver Land! Um 11.00 bin ich in Eupen, stelle das Auto in der Nähe des Bushofs ab und schlendere zunächst etwas durch die Hauptstadt Ostbelgiens. Der Weg führt mich am Parlament an der Gospert vorbei, an den Bürgerhäusern der alten Tuchmacherstadt aus dem 17. und 18. Jh und zum Werthplatz.

Dort sehe ich die kleine Werthkapelle aus dem Jahre 1619, die älteste Kirche Eupens, die ich bisher nur geschlossen kennengelernt habe. Jetzt gehen Menschen hinein. Ich bin neugierig und folge ihnen: Drinnen findet in der mit Ikonen geschmückten Kirche ein orthodoxer Gottesdienst statt, der in einem osteuropäisch geprägten deutschen Dialekt gehalten und in eine slawische Sprache übersetzt wird. Es ist ein Kommen und Gehen. Man bleibt einige Zeit, geht wieder und von draußen kommen neue Besucher – den von der Gemeinde abgewendeten Popen, der auf der anderen Seite des Lettners steht, scheint das alles nicht zu tangieren. Ich habe noch 15 km vor mir, und mache mich wieder auf den Weg ….

Rotkehlchen

Der GR führt mich über die Höhe zwischen Ober- und Unterstadt an der JH vorbei: der Unterschied der beiden Teile der Stadt ist bemerkenswert: die Oberstadt mit deutsch geprägter Architektur aus dem 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts – die Unterstadt eine eindeutig wallonische Stadt , die um den großen Arbeitgeber, das Kabelwerk herum gebaut zu sein scheint.
Der GR steigt zunächst ins Wesertal ab – nein, nicht das bei Höxter, Minden und Bremen: den Namen gibt es hier auch. Diese Weser führt aus dem Venn über Eupen und Verviers nach Lüttich und heißt dann in der Wallonie „la Vesdre“. Von der Weser aus zieht sich mein Wanderweg durch die Mischwälder am Rand des Venns immer in Nachbarschaft der Vennbäche bis Raeren. Der Weg ist zunächst breit und gut ausgebaut- nur leider heute stellenweise auch fies glatt.

So bin ich ausgerutscht, hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten und habe mir bei der Aktion den Fuß umgeknickt und die Leiste gezerrt. Mist. Ich konnte weitergehen, habe aber keine Geschwindigkeitsrekorde mehr aufgestellt. Der Bus in Raeren war damit weg, der nächste kam eine Stunde später, mein Handy war leer und der Folgebus hatte natürlich Verspätung (er kommt aus Aachen – das erklärt alles ….). Ergebnis war, dass sich mein Logierbesuch zu Hause (aus Eisenach und aus dem Ruhrgebiet) erstmal selbst beschäftigen musste … Der Abend war trotzdem noch gelungen …

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 11

Wooz – Eupen: 15 km

28.Dezember 2024

Nachdem uns über Weihnachten das Wetter mit Nieselregen und tiefhängenden Wolken beglückt hatte, konnte ich es kaum erwarten, bei dem Wetterbericht mit strahlend blauem Himmel den heutigen Tag zum Wandern einzuplanen.
Inzwischen bewege ich mich auf dem GRP 563 wieder in Richtung Kelmis, so dass ich Andrea bitten konnte, mich bei Elsaute in Wooz am Endpunkt der letzten Etappe abzusetzen.

Ich habe meinen neuen Fotoapparat zum Testen mitgenommen, obwohl ich noch nicht mal die Bedienungsanleitung vollständig gelesen habe und mir so sicher viele Feinheiten noch fremd sind. Ich habe mir eine Panasonic Lumix DSC FZ300 gekauft: eine relativ leichte Bridgekamera mit 25fach Zoom. Meine kleine Kompakte (Lumix TZ 81 mit genialem 40fach Zoom) hat den englischen Regen im Sommer nicht überlebt.
Es ist sonnig und mit etwa minus 3 Grad so kalt, dass ich dachte, die Daunenjacke sei das richtige Outfit. Zunächst auch durchaus korrekt ….
Der Fotoapparat läuft derweil heiß: ich probiere Landschaftsaufnahmen, Vögel, Nah- und Makro und bin ziemlich zufrieden.


Die Wegführung ist wieder angenehm – kaum befahrene Straßen, wenig Asphalt, viele kleine Pfade und wieder Wiesenwege – eine bunte Mischung! Sobald ich den Schatten verlasse, fange ich inzwischen mächtig an zu schwitzen – Daunenjacke aus, Rucksack auf, Daunenjacke rein, Rucksack zu. Im Schatten ist es dann wieder deutlich unter null …. Rucksack auf, Daunenjacke raus, Rucksack zu, Daunenjacke an…. Das kann man endlos spielen ….. Vielleicht ist ein Fleece doch praktischer?

alter Steinbruch bei Dolhain

Ich komme am alten Steinbruch in Dolhain vorbei, dann weiter nach Baelen, dem Ort mit dem schiefen Kirchturm. Von da aus führt der Weg nach dem Queren der N3 bei Overoth über eine kaum befahrene Fahrradstraße (leider asphaltiert) nach Eupen mit der imposanten Nikolauskirche. Wenn ich Lust habe, mache ich vor der nächsten Etappe einen kleinen Bummel zum Sightseeing durch Eupen: das ist immerhin die Hauptstadt Ostbelgiens mit Parlament und Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft!
Für heute allerdings reicht es mir – ich gehe nur noch zum Bushof und warte auf die 396, die mich in 25 Minuten zurück nach Kelmis bringt.

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 10

Grand Rechain – Wooz: 12 km

3.November 2024

Eigentlich wollte ich an diesem Wochenende in den Kellerwald nach Hessen fahren, um mir den Buchenurwald in allen Herbstfarben anzusehen. Aber Samstag war alles grau in grau und der Wetterbericht versprach nur, dass der Nebel sich gaaaanz langsam heben würde.
Also bleibe ich zu Hause. Heute Morgen scheint jedoch die Sonne und ich beschließe, dass es der ideale Tag ist, den GRP durchs Herver Land fortzusetzen.


Ich stelle das Rad in Wooz, südwestlich von Henri Chapelle und Richtung Elsaute ab und fahre mit dem Auto nach Grand Rechain.
In den Fenstern sehe ich Schilder „Grand Rechain- keine Schlafstadt“- also den Aufruf zu versuchen, die Dorfstruktur zu erhalten und der Entwicklung zur Trabantenstadt entgegenzutreten. Das hätte die ganze Gegend um Verviers herum bitter nötig! Zeitweise habe ich das Gefühl, dass der im Zick- zack verlaufende Weg zwischen all den Neubausiedlungen krampfhaft versucht, doch noch einen schönen Hohlweg oder aussichtsreichen Feldweg zu finden.

Das bessert sich erst kurz hinter der in N/S- Richtung verlaufenden Autobahn. Nachdem ich wieder das Plateau d‘Herve erklommen habe, erstrecken sich kilometerweit durch niedrige Wallhecken begrenzte Wiesen und Weiden, die aufgrund des Gewohnheitsrechts durchquert werden dürfen. Dazwischen kleine Sträßchen fast ohne Verkehr und besonnte Hohlwege. Es ist warm, ich wandere mit kurzärmliger Bluse und ich kann mich nicht sattsehen an all den Farben und Ausblicken. Die Wiesenwege haben hier eine extra Ausschilderung: sie heißen ‚chemins des échaliers‘ und es besteht die Möglichkeit, auf ihnen von Val Dieu bis Eupen oder Verviers zu wandern.

Mein Weg geht aber heute nur bis zu dem kleinen Weiler Wooz. Von da aus nehme ich das Fahrrad, wähle nicht den direkten Weg durch Andrimont und Dison, sondern überquere die Nationalstraße bei Elsaute, lasse das Rad nach Clermont rollen und fahre von dort über den Ravel auf der Bahntrasse bis Herve. Von dort ist es dann nur noch ein Katzensprung erneut abwärts bis nach Grand Rechain zu meinem Auto!

Grandioser Novembertag !

auf dem GRP 563 durchs Herver- und Eupener Land- Tag 9

Herve- Grand Rechain – Soiron: 10,5 km

14.September 2024

Heute, am Samstagnachmittag habe ich nach einer langen Sommerpause, die ich für meine Englanddurchquerung und für längere Radtouren genutzt habe, die Wanderung auf dem lokalen GRP wieder aufgenommen: mit dem Auto nach Soiron, dann mit dem Rad bergauf bis nach Herve zum ehemaligen Bahnhof an der Bahntrasse Moresnet – Lüttich und zurück zu Fuß über Grand Rechain wieder nach Soiron.

Herve, Rathaus

Das Wetter ist angenehm: bei 15-18 Grad und wolkigem Himmel herrscht perfektes Wanderwetter Ich weiß immer noch nicht, wozu dieser Schlenker des GRP 563 nach Norden dienen soll: es ist sicher nicht die Schönheit der Landschaft oder die Besonderheit der Wege, die die Streckenführung erklären können – eher vielleicht die Tatsache, dass der GRP ja durchs Eupener und Herver Land führt, und Herve eben dessen Mittelpunkt ist. Das war‘s dann aber schon: Herve ist weder ein besonders schöner noch besonders lebendiger Ort -er liegt vor allem in direkter Nähe der Autobahn nach Lüttich, Aachen und in Richtung Verviers, sowie direkt an Nationalstraßen in alle Himmelsrichtungen.

Grotte de Lourdes ( aus Kelmiser Schlacke) in Bruyère/Herve

Das bedeutet zum einen, dass der Verkehrslärm lange in den Ohren hallt und – was schwerer wiegt – auch unterhalb des Bewusstseins spürbar bleibt. Zum anderen sind es aber auch nur knapp 30 Minuten Autofahrt nach Lüttich, so dass eine ganze Reihe Neubausiedlungen auf der grünen Wiese entstanden sind. Diese Nähe zur Stadt zeigt sich im Bauschutt an den Wegen, an Wiesenwegen, die nicht mehr unterhalten werden, an Pfaden, die nicht mehr gangbar sind und an mehr Stacheldraht, durch den die verbliebenen Bauern sich vor Mountainbikern und Spaziergängern schützen. Auch in den Fenstern viele Häuser in Grand Rechain ist diese Entwicklung als Warnung zu lesen: dort hängen Zettel mit der Aufschrift „Schlafstadt Grand Rechain: No!“
Die Landschaft? Weiterhin schöne Blicke übers Herver Land hin bis zur Eifel, aber wenig Besonderes – einfach ein netter Spaziergang am Samstagnachmittag.