Eifelsteig Tag 5: Schleiden – Nettersheim (ca. 30 km)

auf dem Weg nach Steinfeld
auf dem Weg nach Steinfeld

31.5.2020

Bäume i
Bäume – ich sollte mal eine Sammlung der schönsten Exemplare zusammenstellen…

Da ich mir heute morgen keinen Wecker gestellt habe, bin ich zwar wie üblich um 6.00 aufgewacht, aber natürlich auch genau so prompt wieder eingeschlafen. Also erst um 8.00 Anziehen, Rücksack packen und Zelt abbauen , in Schleiden in einer Bäckerei frühstücken : ich bin dann – wie gestern – erst um Viertel vor zehn losgewandert. Bei 24 km Wegstrecke sollte das eigentlich kein Problem darstellen… 

Zunächst habe ich mir bei strahlendem Sonnenschein meinen eigenen Eifelsteig gesucht, da ich keine Lust hatte, wieder den Weg bis Olef zurückzulaufen.  In Golbach hatte ich dann den ausgeschilderten Weg wiedergefunden und habe kurz die denkmalgeschützte Kirche besichtigt: hier in der Gegend muss so in den 50er Jahren ein Bildhauer ziemlich bekannt gewesen sein: auf jeden Fall habe ich in mehreren Kirchen und an Kreuzwegen Bildnisse mit seiner Handschrift gesehen – wie schnell doch Kunst unmodern werden kann (den Namen und die Bilder dieses Künstlers habe ich selbst bei intensiver Internet Recherche nicht finden können)… 

Eine gute halbe Stunde hinter dem Ort fällt mir dann auf einmal siedendheiß ein: ich habe doch auf einer Bank im Ort meine Hosenbeine abgezippt –  sie aber nicht wieder eingesteckt !!! Mist ! Also 3 km zurück  (uff, sie waren noch da) – und dann der neue Anlauf zum Kloster Steinfeld.

Kloster Steinfeld
Kloster Steinfeld

Schon von weiterm ist das echt imposant und  beeindruckend. Das Innere der Kirche mit lupenreiner Barockausstattung (auch hier ist die Mode der Barockzeit wieder weit von meinem kontemporären Geschmack entfernt – aber die Menschen damals haben sicher diese Darstellungen als für ihren Glauben adäquat empfunden….. ) Moderner war da schon der Garten der Stille mit einem Labyrinth aus Hainbuchenhecken…. Gelegenheit, um über mein momentanes Verhältnis zu Glauben und Gott nachzudenken  – zu jedem Moment ist man in dem Labyrinth näher oder weiter vom Zentrum entfernt – und erst nach extremer Ferne gelingt es am Ende das Wesentliche zu sehen….  Danach  hatte ich noch 10 km – gut 2 Stunden zu wandern: Der Weg führt in der Nähe von Nettersheim zu den Relikten der Römer : die Via Agrippa ist noch deutlich zu erkennen und vor allem die sehr gut erhaltenen Reste der römischen Wasserleitung von Nettersheim nach Köln sind absolut beeindruckend: auch nach 2000 Jahren noch weitgehend  erhalten !!   Ich frage mich manchmal, was von unserer Zivilisation in 2000 Jahren noch erhalten sein wird (und ob unsere Nachkommen über unsere Hinterlassenschaften auch so positiv denken werden).

Zeltplatz Nettersheim
Zeltplatz Nettersheim

Übernachtung dann auf dem Zeltplatz des Ortes Nettersheim und Abendessen in einem netten Biergarten im Ort. Auf dem Zeltplatz neben mir ist eine Familie aus der Gegend, die hier mit zwei kleinen Kindern das WE verbringt, und die mich am Lagerfeuer auf ein Bier eingeladen haben. Die Kinder kannten schon alle tollen Attraktionen des Ortes – Fossilliensuche und so – die Mutter arbeitet als Archäologin im Naturkundezentrum…. Wir haben über Reisen geredet und ich habe von unserer Eselwanderung in den Cevennen geschwärmt – bei den großen Augen der Kinder werden die Eltern wohl Probleme haben, da nächstes Jahr nicht hinzufahren … Morgen werde ich nur noch einen halben Tag wandern: sonst komme ich bei den miesen Verkehrsverbindungen gar nicht mehr zurück zum Auto und nach Hause.