Dienstag, 13.Juli 2021
7,5 km, 850 m bergauf, 150 m bergab
Einen positiven Aspekt kann ich hervorheben: wir haben heute Nacht nicht gefroren: 5 Menschen in einem kleinen Raum mit geschlossenen Türen und Fenstern produzieren ausreichend Wärme für eine angenehm warme Nacht – und keiner hat geschnarcht ! Aber ….. Nach den Erfahrungen der ersten Nacht in der Cabane am Anfang der Tour hatte ich auf dem Kauf einer Isomatte bestanden. Gute Idee – aber 5 mm Dicke ( ich hatte 5€ bezahlt, also 1€/mm) sind wirklich nicht die Welt, wenn sich darunter das Metallgitter des Bettgestells befindet. Also ergab sich eine unendliche Suche nach einer akzeptablen Schlafposition.
Am Morgen dann nettes Frühstück mit den Belgiern und Alexy aus dem Lubéron. Als wir nach heißem Tee (danke nach Namur für das heiße Wasser!) loslaufen wollten, kam noch eine 6- köpfige Horde von jungen durchgefrorenen Franzosen, die die Nacht neben einer anderen Cabane am Stausee im Tal verbracht hatten. Lustige Gespräche und Staunen über die Strecken, die diese Jungens pro Tag wanden. 30 km bei den Höhenmetern hier in der Gegend – Wahnsinn !
Wir ziehen dann in feinem Nieselregen zur Barage d‘ Ossoue und dann ganz langsam das Tal hoch: unser nächstes Réfuge ist das höchstgelegene der Pyrenäen auf 2640 m und der steile Weg ist bei feuchtem Gestein und einigen etwas ausgesetzten Stellen nicht immer ganz einfach zu gehen. Dann wird der Regen zu feinem Schnee – eklig.
Glücklicherweise finden wir als der Schneeregen besonders fies wird eine Höhle, die als Notunterkunft dient. Nach einem Apfel ist alles besser und die letzten 200 Höhenmeter durchaus ok. Dann noch das Problem : bekommen wir ein Bett ? (die Zeltvariante fände ich heute höchst unattraktiv). Ja , – wir haben Glück ! Bei dem Wetter hat zwei Wanderer einer kleinen Gruppe der Mut verlassen und sie haben abgesagt, so dass wir deren Plätze einnehmen konnten. Schwein gehabt! Das Réfuge ist viel zu klein, um ernsthaft Corona- Regeln einzuhalten: zwar versuchen alle tapfer, Masken zu tragen – aber die Leute an den Tischen sitzen so eng, dass die Masken beim Aufstehen zur Farce werden, und von den Schlafsälen will ich gar nicht erst sprechen: bei 0 Grad öffnet niemand nachts freiwillig das Fenster und auch wenn nur die Hälfte der Betten belegt werden darf, ist die Luft am Morgen zum Schneiden. Aber bei der Enge ist die Stimmung genial: wir haben wieder sehr nette Leute am Tisch, leckeres Essen und zum Digestif eine Einladung zum Génépi (die Alpen lassen grüßen) Sehr lecker ! Dann gelingt es uns noch, den Hüttenwirt davon zu überzeugen, dass es besser ist, gegen die Corona Regeln zu verstoßen und zwei Frauen zusätzlich Schlafplätze im Réfuge zu geben, als die beiden bei Null Grad mit Tarp draußen schlafen zu lassen. Alles gut und morgen soll das Wetter zumindest nicht schlechter sein …