Dienstag, 20. August 2019
Heute fällt mir der Abschied nicht schwer: es regnet, die Wolken hängen bis auf die Füße – und auch weiter oben soll das Wetter nicht wirklich besser sein. Da trifft es sich gut, dass der Bus schon um 9.00 talwärts führt. Es ist die Linie, die die auf französischer Seite aufgegebene Bahnlinie zwischen Canfranc und Bedous ersetzt. Man kann die alten Tunnel und Gleisstrecken noch gut erkennen – das gäbe einen phantastischen Bahntrassenradweg! Dann weiter mit dem Zug über Pau und Oloron nach Toulouse, wo ich in der Nähe des Bahnhofs ein Zimmer gebucht habe.
Auf zu Besichtigung und Stadtbummel. Ich mag Toulouse mit seinen Ziegelbauten ( die Werbung spricht von der „ville rose“). So schlendere ich zunächst zur Basilika St Sernin – eine aufgrund ihrer Ausmaße ziemlich ungewöhnliche und beeindruckende romanische Kirche- ich glaube die größte, die ich je gesehen habe. Es war einer der wesentlichsten Wallfahrtsorte um die Jahrtausendwende: Hier war die Reliquiensammelwut des Mittelalters besonders ausgeprägt: zwar hat die französische Revolution nicht viel davon übrig gelassen – aber selbst jetzt bin ich bei meiner Zählung noch auf Reliquien von 15 Heiligen, darunter von sechs Aposteln und eine Kreuzreliquie gekommen. Mit durchaus komfortablen Selbstbewusstsein steht auf einer Inschrift am Chorumfang, sinngemäß, dass es nicht nötig sei, noch woanders hin zu pilgern, da hier schon alles Wesentliche vorhanden sei…. . Danach bin ich bei der Gebäudefarbe – ziegelrot – geblieben, habe mich aber dem weltlichen Stolz von Toulouse zugewandt : dem Capitol. Die Repräsentationsräume im Rathaus waren dem Publikum zugänglich und ich konnte die Monumentalgemälde aus dem 19. Jh. bewundern, die ähnlich wie im Aachener Rathaus die (erweiterte) Stadtgeschichte beschreiben.
Zum Abschluss des Nachmittags noch zur ehemaligen Jakobinerkirche mit einem launigen Vortrag zum Pilgern im Mittelalter. Hier in dem Kreuzgang hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht – aber leider wurde schon um 18.00 geschlossen. Schade.
Wie sucht man ein Restaurant in einer fremden Stadt ? In diesem Fall gefiel mir das Wortspiel : es war ein Nudelrestaurant mit dem Namen 1001Pates….. Und gut gegessen habe ich auch…. Morgen Mittag ist der Rückflug angesagt. Etwas traurig bin ich schon – ich hätte mich noch etwas länger in Toulouse aufhalten können…