Tag 5 – zu Fuß durch die Ardennen : von Nessonvaux nach Angleur/Lüttich (20 km)

der nächste Anlauf zur Fortsetzung der Belgientour: weiter im Tal der Weser auf Lüttich zu – vorbei an verfallenen Fabriken, hochmodernen industriellen Abfüllanlagen und Zeugen vergangener Bedeutung der katholischen Kirche…

Samstag, 10.10.2020

Eine Woche Herbstferien ! Zeit zum Reisen …!!! ????

Aber Belgien ist Risikogebiet, ebenso Spanien, auch die Niederlande, auch die großen Städte in Deutschland, Teile Österreichs und der Schweiz – Ein Aufenthalt dort bedeutet immer auch die Buchung von 10-14 Tage zusätzlichen Urlaub (d.h. Quarantäne) bei Nichtbeachtung der Einreiseregeln….. Das relativiert die Lust auf Urlaub und schränkt vor allem als Selbständiger die Reispläne nachhaltig ein….

Also setze ich die Belgienwanderung fort !

die Weser bei Nessonvaux

Heute wandere ich von Nessonvaux nach Lüttich. Um 11.00 parke ich den Bus am Bahnhof in Nessonvaux und dann geht’s eigentlich die ganze Zeit über kleine Pfade an den Hängen der Weser entlang flussabwärts. Ein schöner Weg, sonniges Oktoberwetter, sehr wenig Menschen unterwegs – ideal. Ich glaube übrigens doch nicht, dass die geringe Frequentation des Weges an Corona liegt – wahrscheinlich ist dieser GR einfach nicht so populär : Wenn man an „die Weser“ denkt – wem fällt da schon Belgien ein? (Vielleicht können einige ja mit der französichen Bezeichnung „La Vesdre“ mehr anfangen ?)

Symbiose oder Parasit ?

In Trooz wechsele ich die Hangseite und komme an den Resten eines alten Walzwerks vorbei: wie im Bergischen Land gab es auch hier Mengen an eisenverarbeitender Industrie – nur dass hier kein Werk überlebt hat….

Der nächste Ort ist Chaudfontaine: Abfüllanlagen säumen hier das Ufer der Weser  – und viel sichtbarer: fast der ganze Ort ist belagert von riesigen Depots  mit roten und blauen Kisten. In Belgien ist es völlig klar: bestelle ich ein blaues Wasser, bekomme ich stilles Wasser, frage ich nach einem roten Wasser, wird Sprudel serviert!

Hinter Chaudfontaine geht es noch einmal auf die Höhe aus dem Tal heraus zur Wallfahrtskirche (Basilika minor) von Chevremont. Ich hatte gelesen, dass es hier einen seit dem frühen Mittelalter bestehenden und zumindest bis Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutenden Wallfahrtsort gäbe, in dem ein Karmelitet- Kloster zu Hause sei. Schon von weitem war die imposante Anlage oberhalb der Weser zu entdecken. Manche Dinge sollte man sich allerdings nur von weitem ansehen…. Von Nahem: alle Türen verschlossen, das Café (au bon accueil) leergeräumt. Der Hof: menschenleer – und zwar schon länger. Warum man die Votivtafeln von den Seitenwänden entfernen musste, erschließt sich mir nicht – ich empfinde das zumindest als respektlos. Ich habe den Aufenthalt an diesem Ort, der auf mich alles andere als inspiriernd wirkte, dann nicht in die Länge gezogen. Etwas einladender war die kleine Kapelle der englischen Jesuiten auf dem Weg ins Tal. Der verfallene und überwucherte Friedhof oberhalb des Ortes erschien mir –passend zur Klosterkirche –  weniger pittoresk als einfach nur verwahrlost.

Dann bin ich schon so gut wie an der Mündung der Weser in die Ourthe angekommen : noch ein kleines Stück auf dem Ravel den Canal de la Ourthe entlang und ich bin in Lüttich: es wären jetzt noch 5 km in die Innenstadt, die ich heute allerdings nicht mehr gehe: zum einen war ich  erst vor 3 Wochen mit dem Rad in Lüttich , aber vor allem auch, da es  zum Besichtigen jetzt schon zu spät ist. Übernachtungen – vor allem in der Großstadt – sehe ich  zur Zeit als wenig kommunikativ an–  die Menschen sind eher dabei, sich in die eigene kleine Komfortzone zurückzuziehen, als offen zu sein für spontane Gespräche. Deswegen nehme ich gleich schon den Zug  von Angleur zurück nach Nessonvaux und hoffe auf ein gemeinsames, kommunikatives Abendessen zu Hause !

Tag 4 – zu Fuß durch die Ardennen: von Verviers nach Nessonvaux (20 km)

zu Beginn des Lockdowns: voller Erstaunen, dass man wirklich das Leben einer ganzen Gesellschaft auf Eis legen kann – und dass das dem Frühling völlig egal ist ….

Sonntag, 15.3.2020

Was machen wir hier eigentlich?

Hier in Belgien haben die so gut wie alles dicht gemacht: Cafés, Restaurants und fast alle Geschäfte sind geschlossen und man darf sich nur noch mit einer Person (natürlich mit dem nötigen Sicherheitsabstand!) draußen aufhalten..

Aber – wer sagt, dass alleine wandern verboten ist? Sport zu treiben ist sogar explizit gestattet !

Also habe ich mir für diesen Sonntag die Tour von Verviers die Weser flussabwärts Richtung Lüttich vorgenommen. Der Weg folgt dem GR 573 , den ich auch schon im Januar auf einem Teil der Strecke zwischen Eupen und Verviers gewandert bin.

Ich stelle das Auto in Verviers am Bahnhof ab- ist schon ziemlich komisch, wie wenig hier los ist …

Auch auf dem Weg nach Süden aus der Stadt raus treffe ich kaum Menschen – und ich habe das Gefühl (– oder spinne ich einfach nur?) , dass die Leute komisch  gucken und die Straßenseite wechseln… – wenn überhaupt jemand da ist. Und eine so leere Autobahn habe ich seit der Ölkrise 1973  auch nicht mehr gesehen…

Das kann doch nicht wahr sei, wegen eines Virus das Leben der ganzen Gesellschaft einzufrieren. Das kann sich doch kein Staat leisten. Und das soll verhältnismäßig sein?  Ich bin völlig perplex – total komisch.

Weiter geht es an  den Hängen der Weser entlang:  vorbei an Ensival und Pepinster. Die ersten Fühlingsboten sind da, Schneeglöckchen, Anemonen  und der Boden ist bedeckt mit Bärlauch! Dabei ist schön warmes Frühlingswetter – ideal zum Wandern : wieso komme (fast) nur ich auf den Gedanken – hier kann man sich doch wirklich nirgendwo anstecken ?!

Jetzt ist es nicht mehr weit nach Nessonvaux: hier werde ich den Zug zurück nach Verviers nehmen – denn sonst habe ich 2 Stunden Wartezeit am Bahnhof gebucht – und das ist ohne die Möglichkeit, ein Café aufzusuchen , nicht wirklich attraktiv….

Tag 3 – zu Fuß durch die Ardennen: von Eupen nach Stembert/Verviers (14 km)

Bei herrlichem Winterwetter über die Wiesen nach Verviers

30.12.2019

im Dezember…

Ich habe im Herbst 2019 den Eifelsteig beendet und suche eine neue Herausforderung.
So bin ich zunächst auf die vage Idee einer Belgienwanderung gekommen. Und heute ist das Wetter so phantastisch, dass es eine Schande wäre zu Hause zu sitzen: also mit dem Auto nach Eupen und dann die Weser entlang über den Heckenweg.
Ich habe diese Tour schon mal im Sommer versucht und bin da an die Grenzen des Weges gestoßen: geplant ist der Heckenweg als weitgehend verkehrsfreie Variante über die alten Pfade von Dorf zu Dorf quer über Kuhwiesen und -weiden. Aber was tun, wenn sich Kühe auf der Weide nicht mehr rechnen und Mais besser bezahlt wird? Dann stehe ich auf einmal vor einem Maisfeld (und Maispflanzen sind ziemlich hoch und dicht) …. Keine Ahnung, wo’s da weitergeht!

das Tor zum ?..
aber das sind die weißen Tore des Heckenwegs …

Insofern ist es Ende Dezember definitiv besser. Zunächst geht der Weg parallel zum GR 573 Richtung Membach quer über die Wiese: Ein- und Ausstiege sind durch weiße Tore gut zu erkennen und mein Fotoapparat ist ununterbrochen in Aktion – dadurch komm ich nicht unbedingt schneller vorwärts. Nach Membach wähle ich dann den besser markierten GR, wandere nach Goé und kann bald schon Limbourg mit der imposanten Kirche auf der Höhe ausmachen. An Limbourg gehe ich diesmal vorbei – die Bilder davon, die für mich definitiv zu einer Belgienwanderung dazugehören, stammen von einem der letzten Besuche. Südlich von Limbourg habe ich mich schon einige Male verlaufen: ich fand es immer ziemlich ungewöhnlich, dass der Weg Richtung Verviers nach Süden umschwankt und bin mit meinem Dickkopf auf dem Weg nach Westen immer an der Nationalstraße gelandet. Diesmal benutze ich intensiv meine Wanderapp, (Locus Map mit verbesserten OSM – Karten als Download),  so dass ich den Schlenker nach Süden akzeptiere und über Hèvremont weiterwandere. Jetzt stimmt der Weg. Langsam wird es kühl und die Sonne sinkt, so dass mir die letzten Kilometer über kleine kaum befahrene Asphaltsträßchen nicht ungelegen kommen. Von Stembert aus – dass doch noch einige Kilometer vom Zentrum von Verviers entfernt ist, könnte ich den Bus nehmen – aber glücklicherweise will Andrea aus Lüttich kommend gerade nach Hause fahren und nimmt den Umweg über Stembert und zurück zu meinem Auto in Eupen in Kauf.

NB: Diesen Text und auch den nächsten Eintrag habe ich erst im Herbst 2020 geschrieben und nach dem ereignisreichen Jahr i2020 st das so ein Problem mit den Erinnerungen – sie gehen immer durch den Filter des gerade Erlebten. Insofern habe ich zwar versucht, mich bei dieser und der nächsten Etappe in meine Gefühlswelt vom Frühjahr diesen Jahres hineinzuversetzen – aber ob das geklappt hat ???

Tag 2 – zu Fuß durch die Ardennen: Kelmis- Eupen

Über kleine Wege und Pfade – fast immer abseits vom Verkehr an den Relikten des Bergbaus vorbei nach Eupen

Sonntag, 4.10.2020

Wieder Sonntagmittag und Zeit für die nächste Etappe der „Entdeckungsreise durch Belgien“. Das fühlt sich hier immer noch komisch an – denn so nah bei zu Hause ist es schwierig, die Welt mit den Augen und durch die Fotolinse eines Touristen zu sehen. Aber einen Versuch ist es wert!

Hauptgebäude der VM

Kelmis war ja ein Dorf, das seine Daseinsberechtigung den ungewöhnlich reichhaltigen Zinkvorkommen  verdankte. Die Bergwerksgesellschaft, die mehr als 100 Jahre den Ort dominierte und die Vorkommen ausbeutete war die „Vieille Montagne “. Die Spuren und Relikte dieser Geschichte sind bei jedem Spaziergang im Ort immer noch allgegenwärtig.

So komme ich zu Beginn der Wanderung zum Casinoweiher: hier wurde im 19.Jh das Wasser für die Wäsche der Galmeierze aufgestaut. Die daneben liegende Abraumhalde ist heute Naturschutzgebiet. Dort wachsen zB. Galmeiveilchen, die sich besonders gut an das Leben auf den mit Schwermetallen belasteten Böden angepasst haben. Von hier aus auch der Blick auf das ehemalige Hauptgebäude der Vieille Montagne (VM) – seit kurzem Museum zur Geschichte des hiesigen Bergbaus.

Emmaburg
Emmaburg

Wenige Schritte weiter bin ich an der Eyneburg (Emmaburg). Die Sage berichtet von einer Liaison der Tochter Karls des Großen, die sich auf der Burg zugetragen haben soll. Historisch belegt ist die Burg seit dem 13. Jahrhundert: nach diversen Zestörungen Ende des 19. Jahhunderts von einem Tuchfabrikanten  wieder aufgebaut. Vor ca. 15 Jahren kaufte eine kleine Gruppe von passionierten Mittelalterfreaks die Burg und versuchte dort Mittelalter- Festivals zu etablieren- leider vergeblich, so dass die Burg jetzt wieder geschlossen ist und langsam zerfällt.

am Walhorner Kreuz
am Walhorner Kreuz

Den Weg nach Eupen suche ich so aus, dass ich kaum Asphalt treten muss – und das gelingt meistens: durch Waldstücke und zwischen den Feldern  wandernd komme ich immer wieder an den Resten des Bergbaus und der Eisenindustrie vorbei: in Lontzen an dem alten Bleibergwerk der V.M., in Rabotrath am alten Tagebau aus dem 15. Jahrhundert. Dann noch der Weg über den Hügel am Walhorner Kreuz mit weitem Blick auf die Landmarke des Wasserturms in Henri- Chapelle und den Aachener Fernsehturm und dann über eine alten Wiesenweg am Favrunbach entlang von Kettenis nach Eupen. Die alten Wege mit dem Gewohnheitsrecht zum Durchgang  dürfen von den Besitzern der Wiesen in Belgien eigentlich  nicht gesperrt werden – aber man kann die Zugänge natürlich so schlecht pflegen, dass die Wege nahezu unpassierbar werden : so geschieht es gerade kurz vor dem Ortseingang von Eupen. Mies. Na ja, jetzt bin ich fast in Eupen, sehe schon die Nikolauskirche und brauche nur kurz auf den Bus zurück nach Kelmis zu warten . Einziges Problem – ich muss schwarz fahren, da durch Corona keine Fahrkarten im und vor dem Bus verkauft werden und Spontanfahrer auch online keine Möglichkeit zum Kauf haben. Schlechter Scherz ? Na ja, das Problem werde ich dann für die nächsten Etappen in den Ardennen versuchen zu lösen…

Tag 1 – zu Fuß durch die Ardennen: vom Dreiländereck nach Kelmis

am ersten Tag der Belgientour durch bekanntes Gelände: an der Grenze entlang durch den Aachener Wald und später vorbei an der Emmaburg nach Kelmis

Sonntag, 26.September 2020

Aussichtsturm am Dreiländereck
Aussichtsturm am Dreiländereck

Heute Morgen starte ich also die Belgientour.
Paul fährt mich zum Dreiländereck und dann bin ich –völlig ungewollt –schon mitten im dicksten Touristentrubel. Wenn ich mir nicht explizit vorgenommen hätte, von wesentlichen Punkten der Tour aktuelle Fotos zu machen, hätte ich sofort das Weite gesucht … so habe ich vorher noch den geeigneten Moment abgepasst, um auf den Auslöser zu drücken, ohne den Menschenauflauf mitabzulichten.
Dann an der deutsch belgischen Grenze entlang: immer wieder kommen mir alte Bilder der Gegend ins Gedächtnis: aktuell geht ein Wanderweg geradewegs über ein Feld: am Ein – und Ausgang je ein ausgelatschtes Drehtor. Ich erinnere mich aber auch noch an meinen ersten Besuch vor etwa 30 Jahren: ein Schild, dass der Grenzübertritt verboten sei, ein Zaun, ein Trampelfad um dieses Feld herum, das wie eine halbe Enklave nach Belgien hineinreicht: und auf der anderen Seite wieder so ein Verbotsschild … . Wie gut, dass sowas ein Ende hat – und wie verstörend, als dieser Zirkus im März und April mit dem Lockdown wieder begann….
Der Weg folgt weiter dem Grenzverlauf, vorbei an einem alten Grenzstein mit dem Aachener Reichsadler, der im Verlauf des Aachener Landwehrrings stand: dieser Landwehrring war eine meterdicke Buchenhecke, mit Dornen versetzt, die die äußeren Grenzen der freien Reichsstadt sicherte. Eine ähnliche Hecke ist mir auf dem Rheinsteig begegnet: dort umgab sie als „Gebück“ die Außengrenze des Rheingaus.
Dann treffe ich auf den Pilgerweg nach Moresnet: ja, heute ist der Weg als Jakobsweg ausgeschildert, aber ursprünglich ging die Wallfahrt zu dem Mariengnadenbild in Moresnet Chapelle, von dem seit Beginn des 19. Jahrhunderts wundersame Heilungen berichtet werden.

Die Grenze lässt mich nicht los: es geht durch Bildchen, das nach dem 2.Wk wieder belgisch wurde – der Grenzwechsel erfolgt seit 200 Jahren regelmäßig mit jedem Krieg…  Erst nach massiven Protesten der Bewohner kam die Siedlung im Rahmen der europäischen Völkerverständigung im Jahre 1958 erneut zu Deutschland .

Bahnklingel
Bahnklingel
Bahnübergang mit Klingel
Bahnübergang mit Klingel

Hier findet sich noch ein ungewöhnliches Grenzrelikt – eine Bahnklingel: da die Bewohner des (belgischen) Grünthal bis vor ca. 15 Jahren einen mächtigen Umweg fahren mussten, um auf die Nationalstraße nach Aachen und Lüttich zu gelangen, gab es an der Bahn (und gleichzeitg an der Grenze zu Bildchen) eine Klingel mit Gegensprechanlage zur Öffnung der Bahnschranke. Da dieser Weg immer noch viel kürzer ist als der über die neue belgische Brücke, existiert die Klingel immer noch…

Eigentlich wollte ich ja heute bis Eupen wandern, aber da ich erst gegen Mittag losgelaufen bin, habe ich schon nach gut der Hälfte des Weges den Rückweg nach Kelmis angetreten, bin noch am Oskarstollen (der noch aus der Zeit des hiesigen Blei- und Zinkbergbaus stammt) und an der kleinen Rochuskapelle aus dem 17. Jahrhundert vorbeigelaufen, bevor ich wieder zu Hause angekommen bin. Wie gesagt – meine Belgientour beginnt mit einem Heimspiel !

🚶2019- 2021 Ardennenwanderung

Auslandsurlaub in Corona-Zeiten ist schwierig: also die beste Gelegenheit, das mir bislang unbekannte Belgien zu entdecken. Ich wurde dabei wirklich nicht enttäuscht: schöne Dörfer, sanfte Hügel, weite Wälder und naturbelassene Flüsse in tief eingeschnittenen Tälern

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Bilder mit Hintergrundinfos – als Powerpoint

Die Powerpoint erstelle ich, wenn ich wieder zu Hause bin und viel Muße habe: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Powerpoints in kleinen Häppchen
nach Etappen

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Ardennenwanderung – Karte und Track

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 5: Walporzheim – Sinzig

Rapsfelder in der Nähe von Sinzig

Dienstag, 14.4.2020


Sinzig – Walporzheim auf dem Ahrsteig:: ca.25 km 
Walporzheim- Ahrmündung – Sinzig  mit dem Rad: ca 25 km

  😊-Soziale Distanz: unproblematisch


Auch heute bin ich wieder schon gegen 7 Uhr losgefahren, um möglichst früh die Wanderung beginnen zu können. Denn ich möchte heute die beiden letzten Etappen zusammenfassen und bis zum Rhein wandern – oder besser gesagt: ahraufwärts wandern und zum Rhein den Ahrradweg nehmen.

In Walporzheim, dem Endpunkt der letzten Etappe angekommen, erlebe ich aber erstmal eine herbe Überraschung: Ich wollte das Rad abschließen und stelle fest, dass ich das Schloss zu Hause gelassen habe. Was tun? Auf die Ehrlichkeit der Anwohner und Wanderer vertrauen? Hmmm,  würde wahrscheinlich gutgehen, das Risiko im Verhältnis zum Wert des Fahrrads ist mir aber zu hoch. Also habe ich mich umgesehen, wen ich bitten kann, mein Fahrrad in seinen Garten zu stellen und bin wirklich fündig geworden (natürlich alles mit gebührendem Sicherheitsabstand…eine Ansteckung vom Balkon der ersten Etage wäre wirklich ungewöhnlich…). Insofern ist das Rad jetzt auf einem Hinterhof geparkt, und ich fahre mit dem Auto bis zum Endpunkt der Etappe nach Sinzig weiter.

Ich habe mir, glaube ich, den kältesten Tag der Woche für die heutige Wanderung ausgesucht – nur mit T- Shirt ist es definitiv zu kalt und ich bin froh, den dicken Fleece mitgenommen zu haben. Der Weg heute ist einfach: es geht meist auf Feldwegen nur leicht bergan, die Wandergeschwindigkeit ist deutlich höher als auf den letzten Etappen. Es geht an blühendem Raps vorbei, durch Weinberge, Buchen- Eichen und Lärchenmischwälder: und immer wieder herrliche Ausblicke ins Tal. Um die Dörfer herum begegne ich einzelnen Menschen mit Hunden und wenigen Joggern, zwischen den Dörfern bin ich wieder stundenlang allein und höre nur den Gesang der Vögel und meine Schritte – den entfernten Lärm der Straße schaffe ich meist auszublenden. Vorbei an mehreren kleinen Kapellen – die offensichtlich auch heute noch regelmäßig besucht werden-  bin ich dann nach knapp sechs Stunden an meinem Fahrrad in Walporzheim angekommen und radele nun an der Ahr entlang Richtung Rhein: jetzt durchquere ich all die Orte, die ich auf dem Ahrsteig nur von oben sehe: zunächst Ahrweiler mit seinem mittelalterlichen Stadtkern (zur Zeit nur mäßig viel Leute auf den Straßen) und der gotischen Kirche.

die Eiserne Hochzeit mit nur wenigen erlaubten Teilnehmern- aber wenigstens etwas ….

Innen findet in den ersten zwei Bänken eine kleine Zeremonie mit wenigen Personen statt. Ich setze mich in eine Bank und höre zu: es ist eine Eiserne Hochzeit-  65 Jahre verheiratet. Das „Großer Gott“ singe ich aus der letzten Bank mit… Ich hätte die Kirche gerne noch etwas besichtigt, wollte aber nicht stören und bin weitergefahren. Auf dem Weg sind alle Spielplätze verriegelt und abgesperrt – aber die Kinder spielen auf den Feldern, am Wegrand, am Wasser: da sind mir die sozialen Ungerechtigkeiten dieser Kontaktsperre besonders vor Augen geführt geworden: diese Ausweichmöglichkeiten haben die Menschen in den Wohnblocks der Städte nicht – da findet das Leben dann wirklich in der 2- Zimmerwohnung statt… Dann führt mich der Weg an Sinzig vorbei zum Rhein: die zwischendurch – bei Bad Neuenahr – kanalisierte Ahr hat hier kurz vor der Mündung wieder ein breites Bett: es geht zunächst durch Auwiesen und dann durch eine blühende Bruchlandschaft zur Mündung an den Rhein.

Blick rheinaufwärts

Dort angekommen setze ich mich auf die Rheinkiesel und schaue den Schiffen und dem Verkehr auf dem anderen Rheinufer zu. Gegenüber liegt Linz und ich kann den Hang erkennen, den ich auf dem Rheinsteig mit Mira hochgewandert bin. Und auf einmal hab ich einen ganz dicken Kloß im Hals, werfe noch zwei Kiesel in den Rhein und mache mich auf den Weg zurück nach Sinzig.
Noch eine schön ausgemalte romanische Kirche mit einem Organisten,  der moderne Orgelmusik übt – ungewöhnlich, aber in der Intensität und Spannung passend zur aktuellen Zeit. Es folgt die leise Enttäuschung, da ich keine geöffnete Eisdiele für meinen obligatorischen „Ende-der-Tour-Becher“ finde – und dann der Rückweg nach Kelmis.
Fazit: Sehr schöne Tour mit interessanter Kombination aus Radfahren und Wandern – aber etwas fehlen mit die Übernachtungen dennoch – denn die tragen unbedingt zum Reiz eines Fernwanderwegs bei !

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 4: Altenahr- Walporzheim

Ahrbrücke am Beginn der Wanderung

Donnerstag, 9.4.2020


Altenahr- Walporzheim mit dem Rad: ca. 17 km
Walporzheim – Altenahr auf dem Ahrsteig: ca 18 km


😊-Soziale Distanz: keine Probleme- aber auch keine Gespräche ….

auf dem Hinweg – Sonnenaufgang bei Weisweiler

Es ist einfach schöner, schon  in den frühen Morgenstunden loszuwandern   – das Morgenlicht, die Kühle des Vormittags – alles das macht  die Tour morgens weitaus angenehmer. Nur – ich habe vor dem Beginn der Wanderung wie immer erst noch meine 1,5 Stunden Autofahrt und dann  knapp eine Stunde Radtour vor mir…. Um 8.30 war ich dann in Altenahr: normalerweise ist die Stadt auch schon früh morgens voll mit Reisebussen und Touristen – heute konnte ich mir meinen Parkplatz aussuchen , da ja alle Hotels und Restaurants geschlossen sind. Dann noch eine Stunde über den Ahrtalradweg, der hier über die alte Bahtrasse der Ahrtalbahn führt – inclusive Brücken und Tunnel! – Die Ahrtalbahn fährt übrigens auch weiterhin – nur ist die Strecke inzwischen eingleisig. Ich finde das ist ein super Kompromiss zwischen Bahn und Rad. Ab Altenahr wird das Tal zumindest so weit, dass Weinbau möglich ist – meist an Steilhängen (kein Wunder , dass die Weinpreise dann höher sein müssen als in Frankreich oder Spanien- ich kann mir nicht vorstellen , das man hier die  Weintrauben anders als von Hand ernten kann).

Auf dem Weg sehe ich ein Restaurant, das Ostermenüs auf Bestellung zum Mitnehmen anbietet – gute Idee, und auf jeden Fall zur Zeit die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu verkaufen. In Walporzheim habe ich mein  Rad dann wieder geparkt und bin über den Ahrsteig zurück gewandert.
Auch heute sind einige Steigungen zusammengekommen – auf so ca. 1000 Höhenmeter komme ich schon pro Tag: das ist zwar weniger als in den Alpen, aber so für den Anfang der Wandersaison gar nicht so schlecht…

Blick vom Schrock auf die Ahrschleife bei Mayschoß

Vor allem werde ich nach jedem Anstieg mit einem wirklich genialen Ausblick belohnt – bei der Auswahl der Fotos habe ich jeweils die Qual der Wahl… Versehentlich habe ich heute einen Abzweig verpasst und bin noch mal 100 m höher geraten- hier habe ich wirklich lange Zeit nur meinen Atem, meine Schritte und das Vogelgezwitscher gehört- meditative Stille pur! Bis zu dem Moment , in dem  ich durch den  gellenden Pfiff der Bahn aufgeschreckt werde – nichts ist perfekt ! Meine Gedanken kreisen jedoch logischerweise immer noch um Corona – im weitesten Sinne. Ich frage mich was diese zur Zeit allgegenwärtige virtuelle Kommunikation mit uns (mit mir) macht: ich habe das Gefühl, dass ich deutlich weniger empathisch auf mein Gegenüber reagiere, meine Argumente mit mehr Vehemenz vertrete und mich weniger auf die Einwände des Anderen einlasse – das ließe sich ja auch ganz gut psychologisch erklären, da ich mir vorstellen kann , dass die Spiegelneuronen bei Kommunikation über einen Bildschirm einfach weniger aktiviert werden können…
Und auch bei religiösen Themen habe ich mit dem Virtuellen so mein Problem: zu einer Messe gehört für mich zwingend die Gemeinschaft  – es gelingt mir beim Hören  (und Sehen ) einer Messe im Internet einfach nicht, Gemeinschaft zu spüren – dann lieber gar keine Messe  als Dauerenttäuschung? Ok –heute ist super Wetter –eigentlich muss ich nicht zwingend über sowas nachdenken….
Bis zum Rhein fehlen mir jetzt noch ein bis zwei Etappen. Mal sehen, ob ich das vor Ostern noch schaffe oder die nächste Woche wähle!

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 3: Insul – Altenahr

das Ahrtal wird langsam weiter – kurz hinter Insul

Mittwoch, 8.4.2020

Insul – Altenahr mit dem Rad: ca. 15 km 
Altenahr-  Insul auf dem Ahrsteig: ca 19 km

    😊-Soziale Distanz: geglückt – wenig los auf dem Weg – ich habe vielleicht 10 Menschen gesehen, mit einem (natürlich mit mehr als 2 m Abstand) gut 5 Minuten gequasselt

Heute war ich um 10.15 in Insul und habe mich dann zügig auf mein Rad geschwungen, um ahrabwärts nach Altenahr zu radeln. Es ist schade, dass ich erst so spät loslegen kann – aber es sind immer 1.5 Stunden Fahrt: und vor acht Uhr loszufahren hab ich bisher einfach noch nicht geschafft. Es ist schwer zu sagen, ob der Radweg oder der Wanderweg schöner ist – ich finde, beide ergänzen sich ideal:  Der Radweg verläuft meist eben oder leicht abschüssig in der Nähe des Flusses mit immer wieder neuen Fotomotiven, während der Wanderweg schon eine gutes Training für die Bergtour im Sommer in Italien darstellt (falls die dann Ende Juni wider Erwarten doch stattfinden sollte….).

Wallfahrtskapelle Maria Geburt Pützfeld

Wie gesagt: das Ahrtal ist tief eingeschnitten – und deswegen haben die Wege, die mehrmals täglich aus dem Tal auf die Höhe hinaufführen und dann auch wieder zum Fluss absteigen fast alpinen Charakter. Ich bin auf jeden Fall begeistert von den Ausblicken ins Ahrtal und finde oben auf der Höhe die weit geschwungenen Hügelketten ungemein beruhigend. Hinzu kommt, dass die ganze Landschaft blüht: vor allem Schlehenbüsche und – hecken   aber auch Kirschbäume und nicht zu vergessen eine Unzahl an Blumen, bei denen ich nur einen Bruchteil mit Namen kenne… Aber ich habe eine App, mit der man die meisten Blumen mithilfe eines Fotos finden kann – absolut genial (Flora incognita ) . Nur- wenn ich die App zu ausführlich einsetze, schaffe ich den Weg heute nicht…. Insgesamt fällt mir das Abschalten schon etwas leichter – die Stille und die Bewegung sind ungemein hilfreich….

Am Ende eines schweißtreibenden Anstiegs sehe ich jemanden mit einem großen Wanderrucksack in der Sonne sitzen: meine Neugier ist geweckt: hier ist doch alles geschlossen – wie geht das, jetzt die Ahr bei Insul am Ende der Wanderung mehrtägige Touren zu machen? Die Lösung ist für mich nicht so befriedigend: er schläft im Schlafsack ohne Zelt –meist in Schutzhütten. Das gefällt mir nicht so ganz: zum einen, ist eine Taschenlampe einfach hunderte Meter weit sichtbar  -und erlaubt ist das Ganze ja nicht (nachts vom Förster aus dem Schlafsack geholt zu werden stelle ich mir ziemlich ätzend vor). Und außerdem bin ich ein Fan von gutem Abendessen nach einem langen Wandertag – und das ist auf diese Weise überhaupt nicht zu realisieren: also muss ich momentan doch wohl abends nach Hause fahren…

die Ahr bei Insul am Ende der Wanderung

Morgen ist wieder ein herrlicher Frühlingstag angesagt – also   werde  ich morgen auch wieder zur „Arbeit“ fahren müssen…..

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 2: Aremberg- Insul

Grenzkontrolle zwischen Kelmis und Aachen – zum letzten Mal vor 30 Jahren oder die Wiederkehr der Nationalstaaten: als ob es in Belgien ein anderes Virus gäbe als in Deutschland !
… ach übrigens: das Verhalten der Menschen auf beiden Seiten der Grenze ist inzwischen in der Realität sehr ähnlich -aber das weiß ja inzwischen kaum noch jemand : man darf ja im Normalfall nicht auf die andere Seite…. doch ! es gibt einen Unterschied: das belgische Virus kann nicht duch Bücherregale dringen (in Belgien sind Buchhandlungen geöffnet) – während es in Deutschland durch die Metallregale der Baumärkte aufgehalten wird, die nämlich dort geöffnet sind…….

Dienstag, 7.4.2020

Aremberg – Insul mit dem Rad: ca. 15 km 
Aremberg Insul auf dem Ahrsteig: ca 19 km

 Heute habe ich mir die Höhenlinien schon vorher etwas genauer angeguckt und mich entschlossen, die Wanderung in umgekehrter Richtung – flussaufwärts zu gehen. Grund ist die Radtour zu Beginn: denn Aremberg liegt 300 Höhenmeter oberhalb des Ahrtals – und ich hatte überhaupt keine Lust diese Steigung über eine Strecke von nur 4 km am Ende des Tages bergauf zu fahren… Also fing der Tag mit einer genialen Bergabfahrt an! Autoverkehr gibt es zur Zeit fast gar nicht – deswegen konnte ich auch im Tal problemlos über die Landstraße radeln und habe den fehlenden Fahrradweg auf diesem Teil des Ahrtalradweges gar nicht vermisst. Mein Fahrrad habe ich dann in Insul abgestellt und bin von da aus den Ahrsteig zurück nach Aremsberg gewandert. Der Weg führt steil im Ahrtal nach oben – immer schönere Ausblicke bei auch heute wieder strahlendem Sonnenschein lassen meinen Fotoapparat heiß laufen.

Schwarzdorn/ Schlehen:
die blühenden Hecken haben mich auf dem ganzen Weg begleitet

Oben dann an einer Aussichtsbank ein kurzes Gespräch mit einem dort sitzenden Mann (natürlich mit sicherem Corona – Abstand…). Ja, er sei fast täglich hier oben – aber zur Zeit sei es endlich mal ruhig: kein Lärm von der Bundesstraße und auch kein Fluglärm vom Köln/ Bonner Flughafen. Und jetzt in der Woche seien auch wenig Wanderer da – am Wochenende hätten sich die Leute allerdings fast auf die Füße getreten… Damit weiß ich, dass es die beste Entscheidung überhaupt war, gerade jetzt den Ahrsteig zu wandern. Denn in dem engen Tal schallen wirklich alle Geräusche nach oben: einen Rasenmäher habe ich minutenlang auch noch hunderte Meter weiter gehört. Und auf die Füße treten … nein, heute nun wirklich nicht: den ganzen Tag über bin ich auf dem Wanderweg gerade mal sechs Leuten begegnet… Während die Stille und die Leere in der Stadt auf mich unheimlich und beunruhigend wirken, ist das hier im Wald der normale und erwünschte Zustand – und so gelingt es mir endlich, wieder etwas zur Ruhe zu kommen…

14- Nothelferkapelle in Eichenbach

Ehrlich gesagt, mache ich mir im Augenblick auch viel weniger Sorgen, mir dieses Virus selbst einzufangen (in Aachen sind bei 250000 Einwohnern aktuell gerade 600 Menschen erkrankt), als dass ich mit höchstem Unbehagen die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieses Lock-down kommen sehe…. Aber was passiert, wenn man den Laden nicht früh genug dicht macht, haben ja Italien, Spanien und New York gerade sehr deutlich vorgeführt. Infolgedessen ist es wohl vor allem eine Frage der sozialen Verantwortung, die mitmenschliche Distanz einzuhalten. …. und das ist ein schwieriges Unterfangen, da ich zumindest für mich sagen kann, dass ich eine Begegnung per Internet oder auch am Telefon für nur sehr eingeschränkt komunikativ halte.  
Und wahrscheinlich wegen all dieser Unwägbarkeiten klappt das mit dem Abschalten im Moment bei mir auch nur so mittelprächtig….