Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten
Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage
heute Morgen noch im dünnen Pulli zu Fuß zum Flughafen ( das B&B – in der Nähe des Bahnhofs – ist nur knapp 1 km vom Flughafen entfernt, aber auch nur 1,5 km von der Innenstadt.) Leider hab ich gestern kaum was von Pisa gesehn – schade, denn selbst jetzt im Winter macht die Stadt einen höchst lebendigen Eindruck: Unistadt, viele Geschäfte – und abends um 10 sind die Bürgersteige noch nicht hochgeklappt ! Dann um 9.30 Uhr Abflug – kurz vor 11 in Charleroi und um 12.30 zu Hause in Kelmis : Kälte und Regen haben mich wieder….
Fazit: Super Idee für die Karnevalstage: tolle Wandergegend , gute Jahreszeit zum Wandern … und genügend Zeit zum Lesen und Ausruhen („chillen“ auf Neudeutsch…) Aber nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub – und so warte ich schon auf die Inspiration fürs nächste Mal !
Super Wanderwetter! Wolkig, so warm, dass ein dünner Fleece ausreicht : dann mal los um die Halbinsel von Portofino herum . Was soll ich auf den Wirt von meinem B&B hören, der mir am Tag nach dem Regen doch lieber zu dem Höhenweg rät. Ich nehme doch den Panoramaweg direkt oberhalb der Steilküste….. Bis ich ziemlich kleinlaut nach mehr als einer Stunde Weg umkehre- ich weiß nicht, ob jemand mit mehr Bergerfahrung auf der schiefen, glitschigen Ebene 100 m über dem Meer mit einer Seilsicherung in Kniehöhe hätte gehen können: meine Fähigkeiten überstieg der Weg bei weitem…. .Also dann doch hoch auf 500 m, um zum Kloster San Fruttuoso wieder bis zum Meer abzusteigen: absolut phantastisch gelegen- über zufälligen Besuch brauchten sich die Mönche damals definitiv keine Sorgen zu machen.
Klosteranlage und Museum sind leider montags geschlossen – ich durfte nur mal einen kurzen Blick in den Kreuzgang werfen, um zu erkennen, was ich denn so alles verpasst habe… Dann weiter nach Portofino (unnötig zu erwähnen, dass es zunächst wieder bergauf ging) . Portofino selbst: schön, aber fast steril: die Menschen scheinen sich entweder in ihren Luxusvillen zu vergraben oder erst zur Saison ab Ostern aufzutauchen. Und dann (durch meinen morgendlichen Umweg bedingt ) etwas spät mit Bus und Zug nach Pisa: Ankunft 19.00 – also im Dunkeln. Und ich wollte doch eigentlich nachgucken, ob der schiefe Turm immer noch steht…
Heute Morgen werde ich von Sturm und prasselndem Regen geweckt: wenn das Hostel (Vincenzheim) nur etwas einladender gewesen wäre, hätte ich mich am liebsten auf die andere Seite gedreht und hätte weitergeschlafen… aber so… Dann zu Fuß (glücklicherweise nur bei Fisselregen) nach Sestri Levante: eine lebendige Kleinstadt mit vielen schönen Geschäften, die heute (Sonntagmorgen!) alle geöffnet haben. Ich bin dann zur Messe auf den Berg zu den Kapuzinern gestiefelt ( nicht die mit der Coop- Werbung: siehe Bild) und habe mit Textblatt, Französisch – und ( rudimentären) Lateinkenntnissen sogar etwas verstanden… .
Strand mit dem Kapuzinerkloster auf dem Hügel
Bei inzwischen wieder wolkenbruchartigem Regen bin ich dann mit dem Zug nach Camogli – ich war so nass, dass ich mein Smartphone nicht gebrauchen konnte und so noch nicht mal das Ortszentrum gefunden habe. Also gehe ich etwas frustriert eine Stunde zu Fuß auf den Berg nach San Rocco zu der über Booking gebuchten Unterkunft. Das B&B ist super mit zwi total netten Guys, die mich erstmal mit heißem Tee willkommen heißen – smart !- Jetzt fühlt sich das Wetter schon länst nicht mehr so mies an – vielleicht kann ich ja morgen die Aussicht genießen? Den Nachmittag habe ich dann ganz faul mit Lesen ( Reinhard Körner: Noch einmal den Anfang wagen…) verbracht. Ein ziemlich interessantes Buch zum Thema gesellschaftliche Realität, Wahrheitssuche, interreligiöser Dialog und Toleranz. Aber morgen soll es eigentlich wieder schön(er) werden : wenn das Wetter es zulässt, hole ich die heutige Wanderung nach und bekomme dann den schiefen Turm in Pisa nicht zu Gesicht. Man kann eben nicht alles haben..
Heute morgen bin ich die drei Minuten mit dem Zug zurückgefahren, um die letzte Etappe in den Cinque terre nicht auszulassen. Heute ist es wolkig bis bedeckt und deutlich kühler: wir nähern uns wieder belgischen Temperaturen an…. .Die Landschaft ist genauso Aufsehen erregend wie in den letzten Tagen: aber kann man sich an tolle Blicke und Aussichten gewöhnen? Oder macht es nur weniger Spaß stehen zu bleiben, wenn einem durchgeschwitzt sofort kalt wird ??
Küste bei Monterosso
Am Nachmittag, hinter Monterosso ( meinem letzten Übernachtungsort) verändern sich die Wege und auch die Orte: es wird deutlich , dass ich den National park verlassen habe: alles etwas weniger gepflegt, „normaler“. Eigentlich sind die Bewohner der Cinque terre ein wenig wie die Staffage einer Museumslandschaft: schön anzuschauen, keine Autos- aber auch viele Häuser zu verkaufen: vielleicht mag nicht jeder im Museum wohnen?
Heute Abend dann der Kulturschock: um morgen einen kürzeren Anfahrtsweg zu meinem nächsten Wanderrevier zu haben, habe ich einen kleinen Badeort zum Übernachten gewählt (20 min Zugfahrt): Riva Trigoso. Der Fußweg vom Bahnhof führt durch verlassene, halb verfallene Industrieanlagen: daneben eine stinkende Plastikfabrik. Und dann das „Hotel“: ein kirchlich geführtes Ferienheim im Stil einer Jugendherberge aus den 70er Jahren. Wer will bloß hier Urlaub machen? Hoffentlich täuscht sich der Wetterfrosch: sonst ist morgen Dauerregen – dann hätte ich allerdings die Gelegenheit, eine italienische Messe zu besuchen…… On verra!
Nach einem Rundgang durchs Dorf sollte es eigentlich zunächst mal cool weitergehen: ein Aussichtsweg am Meer… Nur: gesperrt… Der Weg auf halber Höhe: ebenfalls gesperrt. Also dann: 500 Höhenmeter nach oben ! Habe ich gestern schon über die Wege gesprochen? Das hier ist eine uralte Kulturlandschaft: die Bauern haben Treppen- und Pflasterwege die Steilküste hoch geführt, Terassen angelegt, um Wein und Oliven anzubauen . Treppen mit geradezu unglaublichen Stufen , völlig unregelmäßiges Pflaster…. Und das bis in 500 m Höhe… . Echt schön….aber… Auf jeden Fall brauche ich ziemlich lange,um von A nach B zu kommen. Aber heute nehme ich mir die Zeit- ich kann ja noch den Zug nehmen ( der praktischerweise alle Dörfer der Cinque terre verbindet). Das Wetter ist weiterhin genial, die Ausblicke unvergleichlich – und echt wenig los !
Ach, übrigens: das mit den fehlenden Gesprächen hat sich nicht bewahrheitet: Mitten auf dem Weg spricht mich ein Paar an (sie Engländerin, er aus Kalifornien), was ich denn von der deutschen Flüchtlingspolitik halte – Antwort(versuch) auf englisch…. . Und dann treffe ich auf dem Weg einen Bergführer des Alpenvereins aus Bozen, mit dem ich die Etappe zu Ende gehe, der mir tausend Tipps für die nächsten Tage gibt einschließlich einem super Eis in der besten Eisdiele am Platze ( lecker !).
Monterosso
Ich habe übrigens dann zuletzt doch den Zug genommen: Dauer der Zugfahrt: 3 Minuten – der Fußweg war mit (realistischen) 1,5 Stunden ausgeschildert.. Und wieder Glück mit dem Hotel und mit dem Essen….. .., nur der Wetterbericht für die nächsten Tage macht mir etwas Sorgen….
Riomaggiore
Mein Zimmer im Ort – nur mit Mini – Fenster : das war im Dunkeln egal und am nächsten Morgen der tolle Blick von der Türschwelle…
Um halb vier aufzustehen ist nicht unbedingt mein Ding. Und dann noch mitten in der Nacht nach Charleroi zum Flughafen…. wie verrückt muss man denn sein, nur um dem Karneval zu entfliehen? Aber dann klappte alles super: Das Flugzeug kam schon um 8.45 in Pisa an (30 min zu früh – das schafft die Bahn nie!), 10 Min bis zum Bahnhof, Zug nach La Spezia, und dann schnell den Bus nach Portovenere gefunden ( wieder Schwein gehabt: nur 10 Min gewartet….. der nächste wäre erst 3 Stunden später gekommen…..).
Portovenere
Dann Portovenere- Cinque terre: Das Wanderparadies in Ligurien. Strahlender Sonnenschein 12.00: Auf zur ersten Etappe! Meine Kondition muss wohl grottenschlecht sein ( zu viel Stress und zu gutes Essen….), die Anstiege und Wege sind – sagen wir mal – eine würdige Vorbereitung auf die Dolomiten im Sommer… und ich möchte dringend noch im Hellen an meinem ersten Etappenziel in Riomaggiore ankommen. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, über den Weg zu hetzen: und das war ja überhaupt nicht so gedacht….. Wird morgen geändert! Der Weg ist trotzdem phantastisch – unglaublich schöne Ausblicke – immer neu ! auf die Steilküste . Riomaggiore ist ein Ort , der aussieht, als sei er wie mit ineinander verschachtelten Legosteinen in ein enges Tal gebaut worden. Um zu meiner Unterkunft zu kommen werde ich durch ein Gewirr von Treppen und Gängen (hier „Straßen“ genannt) geführt, um im Endeffekt in meinem Zimmer direkt an der Steilküste, 50 m über dem Meer, anzukommen. Genial! Was für ein Sonnenuntergang! Nur eins scheint mir schwierig: Ich kann kein italienisch, verständige mich mit Händen und Füßen – auf diese Weise werde ich kaum interessante Gespräche führen können….. und hier ist absolute Nebensaison: sehr wenig Touristen, alles zu – also auch von daher kaum Chancen auf Gespräche… Aber mal sehen !
Flug nach Pisa
Chiesa di San Pietro, Portovenere
in Portovenere
Blick auf Portovenere
Halbinsel von Portovenere
Santuario di Nostra Signora di Montenero
Blick vom Santuario di Nostra Signora di Montenero
in Riomaggiore – Blick von der Terrasse meines Zimmers
Ich habe immer polemisiert gegen diesen Pilger-Camino-Hype: seit Harpe Kerpeling (spätestens) muss jeder, der nicht als absoluter spiritueller Banause gelten will, den Jakobsweg (für Insider: den „Camino“) gepilgert sein. Dabei ist auf die Wortwahl zu achten; es muss unbedingt „pilgern“ heißen – man darf auf keinen Fall „wandern“ sagen!
Wegweiser in de piemontesischen Alpen, GTA 2016
Ich habe mich nur immer gefragt: Wieso soll da eigentlich ein Unterschied sei? Klar, eine Marienwallfahrt mit Vorbeter und Gesang – das ist was Anderes (ich kann in einem solchen Ereignis allerdings für mich persönlich überhaupt keinen spirituellen Zugang finden) – aber bei einer individuellen Pilgertour? Wo soll denn da der fundamentale Unterschied zu einem Fernwanderweg sein? Spiritualität ist doch nicht abhängig von einem bestimmten Weg, sie passiert doch im Kopf – alleine oder mit Hilfe von irgendwas oder irgendwem, das (der?) größer ist als wir. Spirituelle Erfahrung kann ich suchen, indem ich mit offenem Geist wandere – indem ich mir Zeit nehme zu sehen, Kleinigkeiten zu beobachten, an besonderen Orten Ruhe und Inspiration zu empfinden – und zu diesen Orten können natürlich auch Kirchen und Kapellen am Weg gehören. Dabei ist dann das Besondere beim Wandern (oder Pilgern), dass diese Empfindungen durch die Monotonie des Tages und vielleicht auch die körperliche Anstrengung getriggert und verstärkt werden.
Bohlenwege im Venn
Ist dieses Gefühl abhängig von einem spezifischen Weg? So, als ob es Orte gäbe, die per se „heiliger“ wären als andere? Den Gedanken kann ich nicht nachvollziehen – für mich ist es nicht der Ort, sind es nicht die Moleküle eines bestimmten Platzes, die außergewöhnlich sind – es ist immer nur die Frage, wie ich auf und in einer Situation reagiere: Ich kann vor einem Gänseblümchen in Anbetracht der Komplexität und Größe der Schöpfung still werden und gehe an Sacre-Coeur in Paris unbeeindruckt vorbei…
alte Pfade über Bergpässe im Piemont, GTA 2017
Wobei Wander- und Pilgerwege von der Wegführung her häufig doch sehr unterschiedlich angelegt sind: während die „Macher“ der Wanderwege sich bemühen, Wege zu markieren, die in möglichst schöner Landschaft über möglichst schmale Pfade mit so wenig Asphalt wie möglich verlaufen, scheint es mir bei den Pilgerwegen oft so, dass durch lange Asphaltstrecken ein gut Maß an Masochismus (oder das Erproben der Leidensfähigkeit) eingeplant und vorausgesetzt ist. Ich erinnere mich, genau in diesem Sinne einen Blog gelesen zu haben, in welchem dem Autor, der sich über das lange Pflastertreten auf dem Camino Frances ausließ, erwidert wurde, dass es ja gerade der Geist des Weges sei, dass – wie im wirklichen Leben – lange Durststrecken auszuhalten und Schwierigkeiten zu überwinden seien… . Nun ja … die Erde als Jammertal – das kommt mir wie aus dem letzten Jahrtausend vor … Dass man mich nicht missverstehe: Natürlich geht es auch darum, nicht bei jeder Schwierigkeit die Flinte ins Korn zu werden und aufzugeben – aber ich finde es attraktiver, die Schönheit (zB mithilfe der auf der Karte selbstgefundenen Wegvariante) zu suchen, als ohne Not und nur, um einem Wegzeichen zu folgen, den vorgegebenen hässlichen Weg unter die Füße zu nehmen. Für mein Teil fühle ich mich mit dem „Großen Ganzen“ deutlich weniger entlang einer Straße verbunden, an der die Autos vorbeirasen, und ich mich gerade noch zurückhalten kann, mich mit einem Sprung in den Graben in Sicherheit zu bringen, als auf einem Wanderweg mit der weiten Aussicht ins Land, auf dem ich schauen und träumen kann. Wobei mir natürlich durchaus bewusst ist, dass die Anlage eines Wanderwegs, der nicht der Straße folgt, viel Geld kostet, das nicht in allen Ländern zur Verfügung steht..
auf dem Bahntrassenradweg Roger Labépie bei Bordeaux – von Meer zu Meer 2017
Aber es geht doch auch um die Tradition, die Erfahrung, einen alten Weg zu gehen, den schon unzählige Menschen im Laufe der Geschichte vor mir gegangen sind? In den Fußstapfen der früheren Generationen zu pilgern? Nun ja – soweit ich weiß, dient z.B. die alte Via Regia oder die Salzstraße, über die auch die Jakobspilger gelaufen sind, heute im Allgemeinen als Bundesstraße oder Autobahn: die Jakobswege sind in den seltensten Fällen original und häufig auch nach wirtschaftlichen Interessen angelegt: um Cafés und Restaurants an den in dieser Hinsicht sehr reizvollen Jakobsweg anzubinden, wird auch der Wegverlauf durch ein an Hässlichkeit kaum zu überbietendes Industriegebiet in Kauf genommen (so habe ich das zumindest auf dem Camino Portugues erlebt).
Hatte Luther also recht mit seiner vehementen Polemik gegen das Pilgern?????
Ich denke, dass heute wohl kaum noch jemand zum Heiligen Jakobus pilgert, um von ihm persönlich ein Wunder zu erwarten – die meisten Menschen, die den Camino wandern, erhoffen sich eher eine Form der Selbsterkenntnis auf und durch diesen Weg. Und in einem solchen Sinne verstehen die meisten Protestanten das Pilgern heute auch als eine durchaus interessante Form der persönlichen Sinnfindung und unterstützen (zB in Norddeutschland und Norwegen) die Pilger durch eigens angelegte und markierte Wege sowie eine ausgezeichnete Infrastruktur.
Wegweiser portugiesischer Jakobsweg 2018
Aber zurück zum Anfang: gibt es vielleicht doch – über die Wegführung hinaus – Unterschiede zwischen Pilger- und Fernwanderwegen? Sind vielleicht auf den Wegen unterschiedliche Menschen unterwegs? Irgendwann wollte ich meine Meinung zu diesem Thema nicht mehr nur auf Vorurteile aufbauen, sondern habe die persönliche Erfahrung gesucht und bin den portugiesischen Jakobsweg gewandert (sic !) – oder gepilgert ? Eins vorweg – Ruhe habe ich auf dem offiziellen Weg kaum gefunden – dazu ist jede Wanderung in der Eifel besser geeignet. Dafür war der Weg einfach zu stark frequentiert. Aber ich musste feststellen: es herrscht ein ungewöhnlicher „Esprit“ auf dem Weg: die Menschen sind sehr offen und freundlich und jede Begegnung am Weg kann Ausgangspunkt eines Gesprächs sein – wenn es sich auch meist nur um das „woher“ und die nächste Etappe dreht. In den Herbergen trifft man sich immer wieder- es gibt eben nur einen Weg und eine Richtung, so dass eine ungewöhnliche Solidarität herrscht. Die Stimmung auf einer Berghütte ist ähnlich – aber mir erschien der Zusammenhalt auf dem Jakobsweg doch noch stärker zu sein als ich ihn auf Bergtouren erlebt habe. Dadurch ergibt sich eine eigenartige Atmosphäre, die an sich schon fast wieder „spirituell“ ist. Auf einem Camino ist es eben niedrigschwellig möglich, auch mit fremden Menschen gemeinsam zu Abend zu essen und es ist nicht wie in einer Jugendherberge oder einer Pension, dass zehn Alleinreisende an zehn verschiedenen Tischen vor sich hin mümmeln. Sind nun unterschiedliche Menschen auf Fernwanderwegen und dem Jakobsweg unterwegs? Ich hatte nicht das Gefühl, dass es mir auf dem Camino leichter als auf anderen Wanderungen fiel, religiöse oder allgemein spirituelle Themen mit meinen Mitwanderern zu bereden – die Gesprächsthemen drehten sich auch beim gemeinsamen Abendessen vor allem um die Wegplanung der nächsten Tage und entsprechend allgemeine Themen. Wenn ich tiefschürfende Gespräche dringender suche, bin ich (für mich gesprochen) besser in Taizé aufgehoben.
in jedem Schritt ein Sinn : Werbeplakat zum Camino in Porto, 2018
Gibt es nun – über den spirituellen Anspruch hinaus, der (s.o.) bei den Mitwanderern zumindest nicht so eindeutig zutage tritt – weitere Unterschiede? Ein Fernwanderweg bedarf (zumindest, wenn man individuell und solo unterwegs ist) einer deutlich intensiveren Planung in Bezug auf Unterkunft, Verpflegung und Verkehrsanbindungen – auf dem Camino kann man sich mit dem Fluss der anderen Pilger (ich hätte fast gesagt: der Herde…) mittreiben lassen. Insofern ist der portugiesische Camino (und wahrscheinlich auch der Camino Frances in Spanien) auch für Menschen geeignet, die weniger Interesse an oder weniger Erfahrung mit der Planung einer Tour haben.
Fazit: Mein allzu negatives Urteil zum Pilgern habe ich revidiert – beide Arten des Wanderns stehen gleichberechtigt nebeneinander und überschneiden sich: ich sollte sie nicht gegeneinander ausspielen – die Wahl ist eher eine Frage der individuellen Vorlieben und der persönlichen Erfahrung …
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