Tag 10 – zu Fuß durch die Ardennen: von la Roche en Ardenne nach Nisramont (24km) und vorher mit dem Rad den umgekehrten Weg (ca. 15km)

sehr abwechlungsreicher Wegverlauf in grandioser Natur – einfach schön

Ourthe

5.12.2020

Eigentlich wollte ich die schöne Belgienwanderung nicht in viele kleine Häppchen zerteilen. Weniger, weil ich was gegen Gehacktes habe – nur –  am Stück wäre die Tour weitaus besser verträglich….

Problem sind die fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten: so habe ich fast vier Stunden Anfahrt für 6 Stunden Wanderung – einfach anstrengend: und die von mir so geliebten Abende zum Blogschreiben, Lesen, Essen und wenn möglich Quatschen fallen einfach aus.

Aber in Häppchen ist die Wanderung immer noch besser als gar nicht, und so fahre ich, nachdem der Wetterbericht einigermaßen akzeptabel war (bewölkt mit einzelnen Aufheiterungen) um 8.30 los und bin um 10.00 in Nisramont. Von da aus muss ich eigentlich nur ca. 10 km bergabmit dem Rad nach La Roche. Zur Vorsicht brauche ich (zum ersten Mal überhaupt) die Fahrradnavigation.  „Fahre in 150m links“ „… in 800m nach rechts“ und dann – mitten im Wald: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Grrrrr! Auf diese Weise war die Radtour 5 km länger und ich bin die steilste Bergabfahrt seit langem gefahren -im Schritttempo, um nicht nach vorne über den Lenker zu gehen…

In La Roche in der ganzen Stadt: Maskenpflicht… ich schließe mein Rad an und verlasse so schnell wie möglich die Innenstadt – und nach 500m zu merken, dass ich in die falsche Richtung gehe : mit etwas mehr Ruhe und etwas weniger genervt wäre das sicher nicht passiert.

Der korrekte GR zeigt sich heute von seiner besten Seite: enorm abwechslungsreiche Landschaft von den Hochflächen der Ardennen über die Ufer der Ourthe bis zu spannenden Wegen zwischen den Steilfelsen hoch über dem Fluss: schmale und steile Pfade mit viel Wurzelwerk und Felsblöcken, teils zum Klettern, teils fast schwindelerregend hoch über dem Tal: heute kann man den Weg mit gutem Gewissen als Training für eine Bergtour ansehen. Dazwischen die Rekonstruktion eines keltischen Forts –strategisch genial gelegen an einer engen Ourthe –Schleife mit Blick auf den Fluss zu beiden Seiten des Mäanders.

Ourthe
die Ourthe

Vor allem zu Beginn der Wanderung, als der GR über Forstwege auf die Hochebene führte, hatte ich Zeit zum Nachdenken: mir geht eine Bemerkung einer meiner Töchter nicht aus dem Kopf: ‚Mama, warum hast du eigentlich immer Angst, wenn sich unsere Zukunftspläne nicht in ganz traditionellen Bahnen abspielen? Hast du denn kein Vertrauen?‘ Peng, Ohrfeige für mich.  Ich hatte das Thema doch gerade erst und eigentlich wollte ich mir den Schuh nicht anziehen. Aber wenn ich‘s genauer bedenke … vielleicht vertraue ich im Letzten wirklich keinem Menschen außer mir selbst (und selbst da bin ich mir manchmal nicht ganz sicher): das hilft, um die Enttäuschungen zu minimieren, wenn‘s (zB bei den Kids) doch anders läuft als erwartet. Aber wieso habe ich eigentlich diese vermaledeiten Erwartungen? Schluss! Schon deshalb, weil der Weg jetzt steil abwärts geht – und da kann ich echt nicht über so `nen Mist nachdenken…

Ich bin heute nicht allein auf dem Weg : La Roche scheint eine touristische Hochburg für Flamen und Niederländer zu sein und weiter südlich im Naturpark „Les deux Ourthes“ sind viele Wallonen und Luxemburger als Wanderer oder Trailrunner unterwegs. Aber wirklich voll war es heute eigentlich nicht. Aber wie wäre das hier im Hochsommer ?

bei Nisramont
bei Nisramont

Etwas schade, dass ich (Gründe s.o.) erst sehr spät gegen 11.00 auf dem GR  bin – so muss ich bei 24 km Weg und Sonnenuntergang um 16.30 die ganze Zeit die Uhr im Blick behalten und bin dann auch nach der Staumauer von Nisramont über die Straße zum Dorf zurückgelaufen –ich wollte nicht riskieren, den schmalen Uferweg im Dunkeln gehen zu müssen.

Vielleicht sind bei den nächsten Etappen die Hotels wieder geöffnet? –Das wär um einiges entspannter…

Das ist der gewanderte Track – hier bin ich zum ersten Mal deutlich von der Planung abgewichen – das Ourthetal ist einfach zu schön !

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