Tag 17 – zu Fuß durch die Ardennen: von Bouillon zum Camping de Maka bei Auby (20 km)

den GR 16 entlang der Semois: die Strecke verdoppelt sich dur die Mäander – aber die geht man in dieser Lansdchft gerne….

Samstag,22.Mai

Jetzt also Regen  – und zwar auf der ganzen Autofahrt bis Bouillon. Ich parke das Auto auf einem öffentlichen Parkplatz ( in der Hoffnung, es Mittwoch dort wiederzufinden… ), schlendere noch etwas durch den Ort (ziemlich öde bei Regen) und dann mache ich mich auf den Weg über den GR 16 die Semois  flussaufwärts. Und – kaum glaublich: sobald ich losgegangen bin, hört  der Regen auf! Na ja, wenn Engel reisen ..

Über Pfingsten habe ich geplant, die Ardennenwanderung fortzusetzen, um am Mittwoch am südlichsten Punkt Belgiens anzukommen. Aber bei dem Wetterbericht und nach dem Geprassel auf mein Schlafzimmerfenster heute Nacht bin ich mir nicht so sicher, ob die Idee wirklich so  gut ist.

Aber geplant ist geplant – und die Übernachtungen abzusagen, ist unangenehm, teuer und frustrierend. Die beiden ersten Tage habe ich nicht vorgebucht: im Tal der Semous reiht sich ein Campingplatz an den nächsten und über Pfingsten sind in der Gegend Hotels und B&B längst ausgebucht, so dass ich in jedem Fall das Zelt brauche. Aber im Süden des Landes gibt es kaum Campingplätze, so dass ich dort (mit viel Mühe) letzte Woche doch noch ein Airbnb gebucht habe.

Der Weg geht mal am Fluss entlang, mal durch Laubmischwälder – nie langweilig. Nur die Ortschaften sind schwierig: Hotels und Cafés geschlossen – und zwar schon lange vor Corona, keine Geschäfte, nur haufenweise Ferienwohnungen. Lebendige Orte sehen anders aus. …

Als dann doch noch mal ein Regenschauer droht, hole ich meinen Regenponcho raus – und bin heilfroh, dass es kein Video von den Verrenkungen gibt, das Ding alleine anzuziehen und hinter meinem Rücken über den Rucksack zu hieven. Geht einfach nicht. Auch als schon längst die Sonne wieder scheint,  habe ich immer noch mit dem Ding gekämpft (Ha- zum Schluss hab ich das Ding doch noch besiegt!)

Die Chance war aber eigentlich ziemlich gut, bei dieser Lachnummer allein zu bleiben: den ganzen Tag über sind mir höchstens 10 Wanderer begegnet – alles coronakonform….

Übernachtung dann auf einem netten Campingplatz mitten in der Pampa direkt an der Semois – und es gab sogar eine Cafeteria fürs Abendessen. Nur habe ich noch nie so viel für einen Campingplatz bezahlt – dafür hätte ich auch locker ein B&B gekriegt (wenn noch was frei gewesen wäre… ) Morgen ist Pfingsten – Messe aber  Fehlanzeige: die gibt’s hier nur in wenigen ausgewählten Dörfern und nur für max 15 Leute mit Voranmeldung….. dann eben nicht.

Die erste Sorge morgen wird allerdings sein, wie ich an Frühstück komme – da muss ich mich wohl überraschen lassen, was der Weg so bietet.  

Tag 16 – zu Fuß durch die Ardennen: von Membre nach Bouillon (35 km)

Genialer Weg über den GR 16: tolle schmale Pfade, phantastische Ausblicke, Vögel, Pflanzen und interessante kleine Kirchen. Die bisherige Königsetappe !

2.April 2021

Auf zur vorerst letzten Etappe : über den GR 16  an der Semois entlang nach Bouillon. Die Etappe wird wieder lang, deswegen habe ich schon vor 8.00 das Frühstück erbeten – kein Problem – die Wirtsleute sind das von den Jägern gewohnt…

Der GR macht das, was Weitwanderwege immer tun: sie lassen keinen Anstieg, keine Burg und keine Aussicht aus : im Tal der Semois kommen die (sadistisch angehauchten?) Planer des GR voll auf ihre Kosten : sie haben es geschafft,  den Weg mit fast 2000 Höhenmeter zu markieren : und dazwischen noch eine absolut geniale Variante mit leichten Kletterpassagen und Leitern ! Sehr nice – aber auch höchst anstrengend und zeitaufwendig.

Entschädigt würde ich durch eine tolle Landschaft mit wunderbaren Ausblicken auf die Semois und zum Schluss noch der Möglichkeit, die Kirche eines Trappistenklosters in Cordemois bei Bouillon zu sehen: ich habe an der Pforte geschellt und dann durfte ich in die Kirche. Leider war die Karfreitagsliturgie beendet – aber früher konnte ich bei dem anspruchsvollen Weg nun wirklich nicht ankommen. Den Stil der Kirche würde ich als als Art Déco bezeichnen – oder gibt es  Ähnliches, aber mit strengeren Formen ?

Von da aus war es nur noch ein Katzensprung bis Bouillon: es ist leider zu spät, um die Burg zu besichtigen. Aber schon von außen ist die Stammburg von Godefroy (Gottfried) von Bouillon absolut beeindruckend, auch wenn’s nur noch Ruinen sind. Gottfried von Bouillon – das ist übrigens der mit dem Kreuzzug. Bouillon gefällt mir – auch trotz Corona – ausgesprochen gut : das ist eine lebendige Stadt mit französischem Flair. Ich  freu mich schon, die Wanderung hier wieder zu beginnen.

Da ich so kurz vor Ostern kein bezahlbares Zimmer bekommen habe, habe ich den Bus schon heute Abend genommen. Vorher brauche ich allerdings noch Abendessen: Pizza à emporter ! Ich gehe rein, erzähle, dass ich auf den Bus warte – und kann die Pizza mit einem leckeren Orval (bei zugezogenen Vorhängen) innen drin essen. Sehr angenehm.

Die Rückfahrt gestaltet sich dann als ausgesprochene Himmelfahrt (am Karfreitag….) : mit dem Bus nach Libramont, dann nach Marloie, Umsteigen nach Lüttich und dann noch mal nach Verviers. Um die Zeit fährt der Zug nach Welkenraedt heute nicht mehr – also wieder mit dem Bus.

Aber wenn die Bahnfahrt so lange dauert, heißt das im Umkehrschluss, dass ich auf der Belgien – Durchquerung schon ganz schön weit gekommen bin !

…und noch eine Etappe außerhalb der Planung: heute ging’s den GR 16 die Semois aufwärts nach Bouillon!

Tag 15 – zu Fuß durch die Ardennen: von Graide nach Membre (21km)

Etappe abseits der Hauptwanderwege – sehr ruhig und beschaulich (wenn man den Weg findet….)

1.April 2021

B&B in Graide

Wieder ein B&B mit einem exzellenten Frühstück ( alles zur Auswahl : Smoothie, Müsli mit Erdbeeren, Brot mit selbstgemachter Marmelade… ).

Heute ist der Weg (wirklich) nicht so lang, so dass sich meine Muskeln etwas ausruhen können. Aber der Teufel steckt wie immer im Detail. Es gibt in dem Gebiet keine Fernwanderwege, so dass ich mir den Weg selbst zusammengestellt habe. Zwischendurch bin ich dann von der Route des Navis etwas abgewichen, um Asphalt zu umgehen:  dabei habe ich den empirisch belegten Familienwahlspruch nicht beherzigt, der lautet :„die längste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine unbekannte Abkürzung“ …. Irgendwann  bestand der (auf der Karte eingezeichnete!) Weg nur noch aus Macchia mit dichtem Ginster und Dornen. Kein Durchkommen. Heute Abend werde ich dann lange Hose und langärmliges T- Shirt tragen, um nicht allzu martialisch zu wirken….

Also haben diese großen Forstmaschinen, die die Wege durchwühlen, doch ein Gutes: sie verhindern, dass die Wege völlig zuwachsen und damit unpassierbar werden.

Über den Weg selbst gibt es heute nicht so viel zu berichten:  die Gegend ist immer noch sehr dünn besiedelt, und alle Bewohner knubbeln sich in der Nähe der paar Hauptachsen, die das Land  (übrigens immer nur in Nord – Süd- Richtung) durchqueren.

Vor einem kleinen Dorf patroulliert heute ein Polizeiauto- der Polizist (und danach mehrere Dorfbewohner ) fragen mich, ob ich nicht eine alte Dame mit braunem Pulli und geblümter Hose gesehen habe…habe ich leider nicht..
Wieder quere ich einen Bahntrassenradweg und dann bin ich schon im Tal der Semois, die hier gemütlich nach Westen Richtung Maas fließt – ganz anders, als die lebhaften Ardennenflüsse, denen ich in den letzten Tagen gefolgt bin.

Das Hotel hat schon bessere Tage gesehen: aber mein kleines Dachzimmer hat ein nachträglich eingebautes Bad mit Dusche, Waschbecken und WC auf 2m² und – genial – einen Blick auf die Semois. Nach dem guten vietnamnesischen Essen und einem Leffe ( Abendessen in einer abgeschiedenen Eccke des Restaurants bei zugezogenen Vorhängen…) war ich glücklich und zufriedenund voller Vorfreude auf die morgige letzte lange Etappe entlang der Semois. Frühstück gibts dann zum Mitnehmen, da ich wegen der Länge des Weges schon vor 8.00 losgehen möchte.

Auch diese Etappe weicht wieder von der ursprünglichen Planung ab: ich habe Bilder des Semois – Tals gesehen und möchte unbedingt auch flussabwärts von Bouillon noch eine Etappe an diesem Fluss wandern – deswegen der heutige „Übergangstag“ außerhalb des GR

Tag 14 – zu Fuß durch die Ardennen: Awenne – Graide (38km)

An sich stimmte heute alles: abwechslungsreiche Wege, tolles Sonnenwetter – nur die Länge des Weges war mächtig falsch geplant….

Mittwoch 31. März 2021

Heute Morgen hab ich mir Zeit gelassen. Die Etappe ist mit ca. 25 km nicht sehr lang geplant, so dass nach dem Frühstück noch Zeit für ein Quätschchen mit den Flamen von gestern bleibt. Um 9.45 geht’s dann ganz gemütlich über kleine Wege los. Wieder ein herrlicher Tag und ich nehme mir Zeit, kleine Blömekes am Weg zu fotografieren und die Einstellungen auszuprobieren, um die Blüten trotz meiner Mini – Pocketkamera scharf zu kriegen.
Mirwart soll eins der schönsten Dörfer Belgiens sein (???) Geschmacksverirrung? Kein Dorfplatz, kein Blumenschmuck -selbst schöne Häuser sind Mangelware. Das Schloss ist allerdings imposant und die ausgedehnt angelegten Fischweiher interessant. Aber das war’s.


Kurz hinter den Ruinen eines mittelalterlichen Hochofens habe ich den falschen Abzweig erwischt und mich etwas ausßerhalb der Richtung wiedergefunden.

Da es schon nach 13.00 war (ich war bis dahin 15 km gelaufen), habe ich zur exakten Planung noch mal den Routenplaner befragt – und hab das Ergebnis erst mal nicht geglaubt: noch 20km bis zum B&B ! Ich hab das nachgerechnet, nachgemessen, die Karte gedreht – es hilft alles nichts. Die Berechnung stimmt. Uff. Ich kann nur auf mich selbst sauer sein. Irgendwie habe ich bei meiner Messung vor der Buchung des B&B 10 km unterschlagen ….
Noch 20 km Wegstrecke……Und es ist 13.15…. Tief durchatmen, es hilft ja nichts, da muss ich jetzt durch. Also zügig ohne zu hetzen weiter und vor allem nicht an den Endpunkt sondern nur an die Zwischenziele denken. Möglichst bewusst alle Kleinigkeiten am Weg wahrnehmen. Möglichst wenig Fuß -Autobahnen sondern kleine spannende Wege aussuchen – hat alles geklappt.. . Die Moral war dann erst 4 km vor dem Ziel am Nullpunkt, als die geplante Abkürzung durch ein dickes Verbotsschild versperrt war und ich die letzten 4 km Straße treten durfte. Dann aber 300 m vor dem Ziel – wie eine Fata Morgana : ein italienischer Eiswagen ! Selten haben 2 Kugeln so gut geschmeckt… Der Rest ist schnell erzählt: schönes B&B mit netten Vermietern, geräumiges Appartement mit super Dusche, leckeres Abendessen – alles prima. Und die Füße tun weniger weh als die Schultern…

Tag 13 – zu Fuß durch die Ardennen: von St. Hubert nach Awenne (25 km)

Wald pur! In allen Variationen und ein tolles Freilichtmuseum….

Dienstag 30.März

Nachdem ich mir nach dem Frühstück eine Zahnbürste kaufen musste (irgendwas vergisst man ja immer), ging es bei weiterhin strahlendem Sonnenschein nach Norden aus dem Tal raus : jetzt sieht man erst richtig, wie groß die Kirche und die Reste der Benediktinerabtei im Verhältnis zum Dorf sind !
Heute wandere ich vor allem durch die riesigen Wälder, die St Hubert umgeben. An sich kein Problem: ich mag Wälder – vor allem wenn sie, wie hier, so abwechslungsreich aus Buchen- Eichenmischwald, Birke und (seltener) Fichten und Tannen bestehen. Aber…
Da das Land hier so dünn besiedelt ist, gibt es offensichtlich wenig Gelegenheit, kleine Pfade durch den Wald zu trampeln. Im Umkehrschluss heißt das, das ich fast nur auf Forstwegen und Forststraßen gelatscht bin – und die laufen schnurgerade durch den Wald und sind, wenn sie- wie hier- dauernd zum Holztransport gebraucht wurden, in einem grauenhaften Zustand.

links sind Bäune, rechts sind Bäume, in der Mitte Zwischenräume….

Solche Wege sind furchtbar monoton ! So bin ich heilfroh, um 13.30 am Wallonischen Freilichtmuseum zu sein. In einem zweistündigen Rundgang entdecke ich regional typische Häuser und vor allem die Werkzeuge heute kaum noch bekannter Berufe . Wer kennt schon heute noch einen Korbmacher oder Schuhmacher? Ich frage mich, wieviel Wissen um altes Handwerk im Augenblick unwiederbringlich verloren geht (oder gegangen ist), und ob es einer Gesellschaft wirklich guttut, nur auf den vielleicht doch fragilen Fortschritt durch Internet und Computer zu setzen …
Gegen 17.00 bin ich dann in einem von Holländern geführten netten B&B angekommen. Bier ist im Kühlschrank, heute Abend Abendbrot draußen im Garten zusammen mit einem flämischen Paar und aktuell Sonnenbad im Garten. Was brauche ich mehr,um glücklich zu sein ?

Tag 12 – zu Fuß durch die Ardennen: von Ortheuville nach St. Hubert (25 km)

Zunächst noch entlang der Ourthe und dann in die Wälder nach St. Hubert – unglaubliche Diskrepanz der riesigen Basilika zu der verschlafenen Kleinstadt !

Dienstag, 29.März 2021


So, jetzt geht die Tour als Fernwanderweg weiter. Zumindest versuche ich das – mal sehen, wie sich so eine Streckenwanderung ohne geöffnete Restaurants organisieren lässt. Für heute Abend sehe ich das Problem in St . Hubert nicht – der Ort ist ja das Zentrum der Region, aber in den nächsten Tagen bin ich wirklich ziemlich weit weg von allem….
Heute bin ich mit Zug und Bus zunächst in die Nähe des gestrigen Endpunkts gefahren – das ging ungewöhnlicherweise fast unproblematisch – trotz Eisenbahnerstreik. Ich habe es allerdings immer noch nicht geschafft, den Bus zu bezahlen: ich saß alleine im Schnellbus Richtung Bastogne und hab den Fahrer gefragt, wie das mit dem Entwerten geht – da hat der mir dann geantwortet, ich solle einfach so fahren…. Und zu Beginn wurde der wegen Corona vom belgischen Staat verschenkte gratis Zugpass nicht anerkannt (im Kleingedruckten steht nämlich, dass er erst ab 9.00 gültig ist ) – und so war erst mal der Kauf einer Fahrkarte zu erhöhtem Entgelt fällig……grrrr !

Die Vicinal – auf der Trasse einer der vielen Kleinbahnen

Aber dann der Weg die Ourthe entlang : während mehrerer Kilometer führte der Weg über die ehemalige Trasse einer „vicinal“: das sind ehemalige Kleinbahnen, von denen es hier in Belgien viel mehr gab , als irgendwo sonst in Europa. Und inzwischen werden die Trassen der seit mindestens 50 Jahren stillgelegten Bahnen immer mehr zu Wander – und Radwegen ausgebaut. Sehr praktisch – und zu normalen Zeiten wahrscheinlich auch gut frequentiert. Jetzt mit Corona bin ich hier aber so gut wie allein – die Holländer, für die die Ardennen sonst das Reiseland Nummer eins sind, dürfen den Zoo nämlich nicht betreten! Ach ja – mir sind heute übrigens 3 ( in Worten: drei !) Wanderer begegnet .

Den Nachmittag über führte der Weg dann durch die riesigen Wälder von St Hubert – übrigens das Jagdrevier der belgischen Könige ! Da fragt man sich schon, warum über die gleiche Wegführung 4 Weitwanderwege unterschiedlicher Assoziationen parallel laufen: können die sich nicht einigen, statt den ganzen Wald mit Wegzeichen but anzumalen ?
Ein Grund ist sicher, dass alle anderen Wege mit Ausnahme dieses Wanderweges gesperrt sind: und so quetschen sich also alle inclusive schwerer Traktoren über diesen Forstweg. So gegen 16.00 war ich dann in St Hubert – total erschlagen von dieser riesigen Basilija, sie so gar nicht zu dem übrigen verschlafenen Städtchen passt. Und jetzt sind noch nicht einmal Touristen da, um zumindest für etwas Animation zu sorgen…
Der Legende nach soll der spätere Heilige Hubertus, später Bischof von Tongeren und Maastricht und Gründer der Stadt Lüttich, bei einer Jagd am Karfreitag Christus in einem weißen Hirsch begegnet sein. Daraufhin habe er sein wildes Jägerleben beendet und sich zum Christentum bekehrt. Den Hirsch sieht man überall in der Kirche – die Legende ist hier allgegenwärtig.

Um 17.00 konnte ich dan meine Unterkunft beziehen: zu meinem großen Erstaunen habe ich das ganze Haus inclusive Garten für mich alleine – durch Corona darf immer nur 1 Raum zusammen mit Bad vermietet werden…. Ob sich dann die Vermietung lohnt ? Abendbrot (Salat mit Lasagne ) hab ich mir genauso wie das Frühstück für morgen beim Lidl gegenüber gekauft. Für heute hat also trotz Corona alles gut geklappt !

Seit La Roche folge ich entgegen der Planung weiter dem GR 57 im Verlauf der Ourthe occidental – der Fluss ist einfach zu schön !

Tag 11 – zu Fuß durch die Ardennen: von der Barrage de Nisramont zum Pont de Berguème (24 km) und vorher mit dem Rad den umgekehrten Weg (15 km)

Im Vorfrühling die Ourthe occidental entlang : ein Genuss für alle Sinne !

Sonntag, 28.März 2021

Ab heute soll die Ardennentour weitergehen! Das Wetter ist auf jeden Fall schon mal besser, als bei der letzten Etappe zur Barrage de Nisramont… die Sonne scheint und auch die ganze Woche ist mit herrlichem Frühlingswetter zu rechnen.

auf dem Weg mit dem Rad zum Ausgangspunkt an der Mauer der Talsperre

Auch jetzt sind es wieder „Corona -Tours“ , genau wie im letzten Jahr zu dieser Zeit, als ich in nahezu vollständiger Einsamkeit den Ahrsteig gewandert bin. Heute bin ich – wie im letzten Jahr auf dem Ahrsteig – mit Auto, Fahrrad und Wanderschuhen unterwegs. Diesmal aber weniger, um Kontakte zu vermeiden, als vielmehr , da es einfach keine Busse am Wochenende zu Ausgangs – und Zielpunkt gibt, und ich nur einen Campingplatz zur Übernachtung gefunden habe (weniger attraktiv, wenn alle Restaurants geschlossen sind). Außerdem zweifle ich nach dem anstrengenden Winter ohne regelmäßigen Sport (Aikido ist verboten) an meiner Kondition, das Zelt die ganze Woche mitzuschleppen. So parke ich das Auto am Pont de Berguème am Lauf der Ourthe occidentale, fahre mit dem Rad durch den Vorfrühling im Tal und dann auf der Hochebene bis zur Barrage de Nisramont. Dort startet dann die nächste Etappe der Wanderung auf dem GR 57: teils auf schmalen Pfaden am Ufer des Stausees entlang, dann wieder auf halber Höhe und oben auf der Hochebene mit tollen Blicken auf die Mäander der Ourthe. Was für ein herrlicher Tag !

Mäander der Ourthe

Ich hatte heute – Palmsonntag – befürchtet, mich durch Menschenmassen hindurchschlängeln zu müssen: aber absolut falsch gedacht, ich sehe den Tag über nicht mehr als eine Handvoll Menschen. Einige Wanderer in der Nähe des Stausees , im weiteren Verlauf der Ourthe dann nur noch wenige Familien mit kleinen Kindern.
Die Diskrepanz zu der letzten Etappe im November ist frappierend: damals war alles grau in grau, die Radtour bei Wind und Temperaturen um den Gefrierpunkt in der Dämmerung eine Herausforderung: heute scheint die Sonne, ich höre Vogelgezwitscher und selbst der Anstieg mit dem Rad aus dem Tal scheint mir nicht besonders steil zu sein. Auf dem Weg das Glitzern des Flusses in der Sonne, das Moos, das schon mit sattem Grün den Kontrast zu den noch grauen Fichten bildet und die sonnenbeschienen zartgrünen Wiesen auf der Hochebene – die Leichtigkeit des Seins! Im Gegensatz zum Ahrtal im letzten Jahr blüht hier zwar noch nicht der Weißdorn (im Ahrtal wird aber auch Weinbau betrieben), aber auch hier sind die Knospen der Bäume schon dick geschwollen und warten nur noch auf ein bis zwei Sonnentage.
Heute fahre ich noch mal mit dem Auto zurück nach Kelmis, aber ab morgen wandere ich dann von Hotel zu Hotel (Herbergen sind geschlossen) – wenn’s klappt bis an den Semois und dann nach Bouillon.

Seit La Roche folge ich entgegen der Planung weiter dem GR 57 im Verlauf der Ourthe occidental – der Fluss ist einfach zu schön !

Tag 10 – zu Fuß durch die Ardennen: von la Roche en Ardenne nach Nisramont (24km) und vorher mit dem Rad den umgekehrten Weg (ca. 15km)

sehr abwechlungsreicher Wegverlauf in grandioser Natur – einfach schön

5.12.2020

Eigentlich wollte ich die schöne Belgienwanderung nicht in viele kleine Häppchen zerteilen. Weniger, weil ich was gegen Gehacktes habe – nur –  am Stück wäre die Tour weitaus besser verträglich….

Problem sind die fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten: so habe ich fast vier Stunden Anfahrt für 6 Stunden Wanderung – einfach anstrengend: und die von mir so geliebten Abende zum Blogschreiben, Lesen, Essen und wenn möglich Quatschen fallen einfach aus.

Aber in Häppchen ist die Wanderung immer noch besser als gar nicht, und so fahre ich, nachdem der Wetterbericht einigermaßen akzeptabel war (bewölkt mit einzelnen Aufheiterungen) um 8.30 los und bin um 10.00 in Nisramont. Von da aus muss ich eigentlich nur ca. 10 km bergabmit dem Rad nach La Roche. Zur Vorsicht brauche ich (zum ersten Mal überhaupt) die Fahrradnavigation.  „Fahre in 150m links“ „… in 800m nach rechts“ und dann – mitten im Wald: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Grrrrr! Auf diese Weise war die Radtour 5 km länger und ich bin die steilste Bergabfahrt seit langem gefahren -im Schritttempo, um nicht nach vorne über den Lenker zu gehen…

In La Roche in der ganzen Stadt: Maskenpflicht… ich schließe mein Rad an und verlasse so schnell wie möglich die Innenstadt – und nach 500m zu merken, dass ich in die falsche Richtung gehe : mit etwas mehr Ruhe und etwas weniger genervt wäre das sicher nicht passiert.

Der korrekte GR zeigt sich heute von seiner besten Seite: enorm abwechslungsreiche Landschaft von den Hochflächen der Ardennen über die Ufer der Ourthe bis zu spannenden Wegen zwischen den Steilfelsen hoch über dem Fluss: schmale und steile Pfade mit viel Wurzelwerk und Felsblöcken, teils zum Klettern, teils fast schwindelerregend hoch über dem Tal: heute kann man den Weg mit gutem Gewissen als Training für eine Bergtour ansehen. Dazwischen die Rekonstruktion eines keltischen Forts –strategisch genial gelegen an einer engen Ourthe –Schleife mit Blick auf den Fluss zu beiden Seiten des Mäanders.

Ourthe
die Ourthe

Vor allem zu Beginn der Wanderung, als der GR über Forstwege auf die Hochebene führte, hatte ich Zeit zum Nachdenken: mir geht eine Bemerkung einer meiner Töchter nicht aus dem Kopf: ‚Mama, warum hast du eigentlich immer Angst, wenn sich unsere Zukunftspläne nicht in ganz traditionellen Bahnen abspielen? Hast du denn kein Vertrauen?‘ Peng, Ohrfeige für mich.  Ich hatte das Thema doch gerade erst und eigentlich wollte ich mir den Schuh nicht anziehen. Aber wenn ich‘s genauer bedenke … vielleicht vertraue ich im Letzten wirklich keinem Menschen außer mir selbst (und selbst da bin ich mir manchmal nicht ganz sicher): das hilft, um die Enttäuschungen zu minimieren, wenn‘s (zB bei den Kids) doch anders läuft als erwartet. Aber wieso habe ich eigentlich diese vermaledeiten Erwartungen? Schluss! Schon deshalb, weil der Weg jetzt steil abwärts geht – und da kann ich echt nicht über so `nen Mist nachdenken…

Ich bin heute nicht allein auf dem Weg : La Roche scheint eine touristische Hochburg für Flamen und Niederländer zu sein und weiter südlich im Naturpark „Les deux Ourthes“ sind viele Wallonen und Luxemburger als Wanderer oder Trailrunner unterwegs. Aber wirklich voll war es heute eigentlich nicht. Aber wie wäre das hier im Hochsommer ?

bei Nisramont
bei Nisramont

Etwas schade, dass ich (Gründe s.o.) erst sehr spät gegen 11.00 auf dem GR  bin – so muss ich bei 24 km Weg und Sonnenuntergang um 16.30 die ganze Zeit die Uhr im Blick behalten und bin dann auch nach der Staumauer von Nisramont über die Straße zum Dorf zurückgelaufen –ich wollte nicht riskieren, den schmalen Uferweg im Dunkeln gehen zu müssen.

Vielleicht sind bei den nächsten Etappen die Hotels wieder geöffnet? –Das wär um einiges entspannter…

Das ist der gewanderte Track – hier bin ich zum ersten Mal deutlich von der Planung abgewichen – das Ourthetal ist einfach zu schön !

Tag 9 – zu Fuß durch die Ardennen: von Hotton nach La Roche-en- Ardenne (30 km)

Letzter Ferientag und wiederum ein geruhsamer Wandertag in herbstlicher Landschaft – kleine amüsante und ungewöhnliche Entdeckungen inclusive …

Samstag, 17.10.2020

(Vor)letzter Ferientag und ich habe noch mal Lust auf eine Wanderung. Besser heute (am Samstag), denn für morgen ist der Wetterbericht eher mies.

Also hab ich mich ins Auto gesetzt, bin nach Hotton gefahren und war ab 9.15 dann wieder auf dem GR. Etwas nervig : es sind ca. 30 km und ich weiß, dass der einzige Bus um 17.15 von La Roche zurück fährt – ich muss also dauernd die Uhr im Blick haben….

Es ist kühl, Hochnebel – goldener Oktober sieht anders aus. Aber das Wetter passt zu dem großen englischen Soldatenfriedhof, an dem ich kurz nach dem Ortausgang vorbeikomme. Ich muss immer wieder schlucken, wenn ich mich frage, was junge Ägypter im Namen Englands 1945 in Belgien gesucht haben – sind die freiwillig in den Krieg gezogen?

Potoroscope

Heute ist der Weg nicht so spektakulär – es gibt keine Megalithgräber am Weg, keine uralten romanischen Kirchen… Es fällt auf, dass die Wegkreuze wieder besser in Stand gehalten werden als weiter nördlich in der Nähe von Lüttich. Und ich bin amüsiert und regelrecht begeistert vom Spieltrieb desjenigen, der das „Potoroskop“ am Wegrand aufgebaut hat: phantasievoll geschweißte Nonsense -Figuren. Das Haus des Künstlers Haus heißt bezeichnenderweise „Le Donquichottolodge“ .

Obwohl ich heute durch wenig besiedeltes Gebiet komme, ist die Wegführung –zumindest auf mindestens der Hälfte des Weges – nicht so ideal wie in den letzten Tagen. Ich musste ziemlich viel Asphalt treten, wenn auch die Sträßchen selbst nicht sehr befahren sind. Erst im letzten Teil – schon auf dem Gebiet der Gemeinde von La Roche- ändert sich das. Jetzt führt der Weg idyllisch über kleine Waldpfade und am Bachufer entlang – bis an einem kleinen Stausee auf einmal der Wanderweg ziemlich sumpfig wird und ich über die Hänge kletternd ausweichen muss: Biber! (Vermute ich zumindest).

Letzter Ferientg und  ein weiterer Wandertag in herbstlciher Landschaft mit kleinen amüsanten und interessanten Entdeckungen am Wegrand
L Roche-en Ardenne

Dann nur noch wenige Kilometer und ein toller Panoramablick später komme ich nach la Roche. Ich fotografiere die imposante Burgruine und bin nicht viel zu früh an der Bushaltestelle für den Weg zurück nach Hotton. Auch diesmal kann ich keine Fahrkarte im Bus kaufen, es gibt keine am Automaten, auch eine App dafür habe ich bisher vergeblich gesucht –also fahre ich wieder schwarz. Vielleicht finde ich ja für die nächsten Etappen eine sozialverträglicherer Variante?

Wann das allerdings sein wird, steht in den Sternen. Jetzt sind – coronabedingt – erst mal die Restaurants und Cafés in Belgien für einen Monat dicht – und danach ist es schon Mitte November.

Tag 8 – zu Fuß durch die Ardennen: von Bomal nach Melreux/Hotton (32 km)

(Mindestens) zwei Highlights an diesem Tag: Durbuy und der Dolmen von Weris … und auch ansonsten vieles auf dem Weg zu entdecken …

Montag, 12.10.2020

Heute Morgen habe ich mir keinen Wecker gestellt. Ich dachte mir, dass ich bei maximal 8 Grad Außentemperatur sicherlich von alleine wachwerden würde… Fehlanzeige. Ich bin erst um 8.00 aufgewacht, so dass ich mit Anziehen, Waschen, Packen und Zeltabbau erst um 9.00 fertig war. Dann noch kurz zurück in den Ort zur Bäckerei (leckeres Frühstück mit Milchkaffee und Petit-Pain-au -chocolat) und dann um 9.45 los. Zunächst geht es wieder nach Westen aus dem Tal raus Richtung Durbuy. Diese komischen Schilder mit den Zeiten der Treibjagd hatte ich mir schon in den letzten Tagen angeguckt und glücklich festgestellt, dass ich bis Freitag schon längst wieder zu Hause sein würde… Vielleicht hätte ich auch heute auc drauf gucken sollen –auch jeden Fall hörte ich auf einmal Rufe, Hundegebell und (von weitem) Schüsse. Kurze Zeit später spricht mich ein Wachtposten an, was ich denn hier mitten im Sperrgebiet der Treibjagd zu suchen hätte. Nachdem ich ihm klargemacht habe, dass ich keine Ahnung hätte, wie ich auf andere Weise als auf dem markierten Wanderweg nach Durbuy kommen sollte, ließ er mich gehen und warnte alle anderen Posten auf seinem Walkie –Talkie. Trotzdem: cool und entspannt ist was Anderes. In Durbuy angekommen, habe ich mich zunächst erkundigt, ob vielleicht noch irgendwo so eine Jagd stattfindet.

Durbuy ist echt schön- : helle Häuser aus Naturstein , ein Schloss, außergewöhnliche Fältelungen des Gesteins an der Ourthe. Alles unglaublich pittoresk, so dass man sich problemlos die sich im Sommer durch die Straßen schiebenden Touristenmassen vorstellen kann… . Jetzt allerdings bin ich fast alleine hier. Trotzdem: die Stadtoberen sind eilfertig und vorsichtig und haben eine Maskenpflicht in der gesamten Innenstadt verordnet – damit das einzelne, durch die Straßen schwebende Virus auch sicher nirgendwo eine Eintrittspforte findet…

Durbuy – wie aus dem Geologie- Lehrbuch …

Am frühen Nachmittag komme ich zum Dolmen von Weris. Der Platz ist schon von weitem durch die (typischen) uralten Eichen erkennbar, die um das Megalithgrab herum wachsen. Der Ort hat die eigenartige Atmosphäre, die solche uralten Kultstätten umgeben- Beeindruckend! Dort treffe ich auch ein flämisches Wanderer-Paar, mit dem ich leicht ins Gespräch komme. Endlich scheint die Kommunikation wieder etwas einfacher zu werden und die Menschen springen nicht mehr zwei Meter zurück, wenn man sie anspricht! Wir haben uns über das besondere Gefühl solcher spirituellen Orte ausgetauscht und er hat mir von seinen Camino- Erfahrungen (Flandern – Santiago zu Fuß) erzählt.  

Nach dieser Erfahrung bin ich dann dem „Weg der Sagen und Legenden“ weiter gefolgt, habe noch den „Pierre Haina“ und das „Bett des Teufels“ gesehen: der Sage nach steigt der Teufel nachts durch den „Pierre Haina“ zur Erde hinauf und ruht sich dann auf seinem Bett auf der anderen Seite des Hügels aus. Zur Abwehr des Teufels wird der Felsen jährlich neu von den Dorfbewohnern in Weris weiß getüncht. Kurz darauf musste ich mich nach inzwischen 20 km Wegstrecke entscheiden:  entweder noch zusätzliche 9 km und wieder im Bogen zurück zum Bahnhof in Barvaux oder noch 13 km und weiter zum nächsten Bahnhof ….. ich wandere nicht gerne zurück und habe lieber die Strecke (insgesamt 32 km) nach Melreux gewählt. Von da aus ging’s dann mit dem Gratis -Bahnpass der SNCB ( als Corona- Trostpflaster) zurück nach Welkenraedt .