2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 3: Insul – Altenahr

das Ahrtal wird langsam weiter – kurz hinter Insul

Mittwoch, 8.4.2020

Insul – Altenahr mit dem Rad: ca. 15 km 
Altenahr-  Insul auf dem Ahrsteig: ca 19 km

    😊-Soziale Distanz: geglückt – wenig los auf dem Weg – ich habe vielleicht 10 Menschen gesehen, mit einem (natürlich mit mehr als 2 m Abstand) gut 5 Minuten gequasselt

Heute war ich um 10.15 in Insul und habe mich dann zügig auf mein Rad geschwungen, um ahrabwärts nach Altenahr zu radeln. Es ist schade, dass ich erst so spät loslegen kann – aber es sind immer 1.5 Stunden Fahrt: und vor acht Uhr loszufahren hab ich bisher einfach noch nicht geschafft. Es ist schwer zu sagen, ob der Radweg oder der Wanderweg schöner ist – ich finde, beide ergänzen sich ideal:  Der Radweg verläuft meist eben oder leicht abschüssig in der Nähe des Flusses mit immer wieder neuen Fotomotiven, während der Wanderweg schon eine gutes Training für die Bergtour im Sommer in Italien darstellt (falls die dann Ende Juni wider Erwarten doch stattfinden sollte….).

Wallfahrtskapelle Maria Geburt Pützfeld

Wie gesagt: das Ahrtal ist tief eingeschnitten – und deswegen haben die Wege, die mehrmals täglich aus dem Tal auf die Höhe hinaufführen und dann auch wieder zum Fluss absteigen fast alpinen Charakter. Ich bin auf jeden Fall begeistert von den Ausblicken ins Ahrtal und finde oben auf der Höhe die weit geschwungenen Hügelketten ungemein beruhigend. Hinzu kommt, dass die ganze Landschaft blüht: vor allem Schlehenbüsche und – hecken   aber auch Kirschbäume und nicht zu vergessen eine Unzahl an Blumen, bei denen ich nur einen Bruchteil mit Namen kenne… Aber ich habe eine App, mit der man die meisten Blumen mithilfe eines Fotos finden kann – absolut genial (Flora incognita ) . Nur- wenn ich die App zu ausführlich einsetze, schaffe ich den Weg heute nicht…. Insgesamt fällt mir das Abschalten schon etwas leichter – die Stille und die Bewegung sind ungemein hilfreich….

Am Ende eines schweißtreibenden Anstiegs sehe ich jemanden mit einem großen Wanderrucksack in der Sonne sitzen: meine Neugier ist geweckt: hier ist doch alles geschlossen – wie geht das, jetzt die Ahr bei Insul am Ende der Wanderung mehrtägige Touren zu machen? Die Lösung ist für mich nicht so befriedigend: er schläft im Schlafsack ohne Zelt –meist in Schutzhütten. Das gefällt mir nicht so ganz: zum einen, ist eine Taschenlampe einfach hunderte Meter weit sichtbar  -und erlaubt ist das Ganze ja nicht (nachts vom Förster aus dem Schlafsack geholt zu werden stelle ich mir ziemlich ätzend vor). Und außerdem bin ich ein Fan von gutem Abendessen nach einem langen Wandertag – und das ist auf diese Weise überhaupt nicht zu realisieren: also muss ich momentan doch wohl abends nach Hause fahren…

die Ahr bei Insul am Ende der Wanderung

Morgen ist wieder ein herrlicher Frühlingstag angesagt – also   werde  ich morgen auch wieder zur „Arbeit“ fahren müssen…..

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 2: Aremberg- Insul

Grenzkontrolle zwischen Kelmis und Aachen – zum letzten Mal vor 30 Jahren oder die Wiederkehr der Nationalstaaten: als ob es in Belgien ein anderes Virus gäbe als in Deutschland !
… ach übrigens: das Verhalten der Menschen auf beiden Seiten der Grenze ist inzwischen in der Realität sehr ähnlich -aber das weiß ja inzwischen kaum noch jemand : man darf ja im Normalfall nicht auf die andere Seite…. doch ! es gibt einen Unterschied: das belgische Virus kann nicht duch Bücherregale dringen (in Belgien sind Buchhandlungen geöffnet) – während es in Deutschland durch die Metallregale der Baumärkte aufgehalten wird, die nämlich dort geöffnet sind…….

Dienstag, 7.4.2020

Aremberg – Insul mit dem Rad: ca. 15 km 
Aremberg Insul auf dem Ahrsteig: ca 19 km

 Heute habe ich mir die Höhenlinien schon vorher etwas genauer angeguckt und mich entschlossen, die Wanderung in umgekehrter Richtung – flussaufwärts zu gehen. Grund ist die Radtour zu Beginn: denn Aremberg liegt 300 Höhenmeter oberhalb des Ahrtals – und ich hatte überhaupt keine Lust diese Steigung über eine Strecke von nur 4 km am Ende des Tages bergauf zu fahren… Also fing der Tag mit einer genialen Bergabfahrt an! Autoverkehr gibt es zur Zeit fast gar nicht – deswegen konnte ich auch im Tal problemlos über die Landstraße radeln und habe den fehlenden Fahrradweg auf diesem Teil des Ahrtalradweges gar nicht vermisst. Mein Fahrrad habe ich dann in Insul abgestellt und bin von da aus den Ahrsteig zurück nach Aremsberg gewandert. Der Weg führt steil im Ahrtal nach oben – immer schönere Ausblicke bei auch heute wieder strahlendem Sonnenschein lassen meinen Fotoapparat heiß laufen.

Schwarzdorn/ Schlehen:
die blühenden Hecken haben mich auf dem ganzen Weg begleitet

Oben dann an einer Aussichtsbank ein kurzes Gespräch mit einem dort sitzenden Mann (natürlich mit sicherem Corona – Abstand…). Ja, er sei fast täglich hier oben – aber zur Zeit sei es endlich mal ruhig: kein Lärm von der Bundesstraße und auch kein Fluglärm vom Köln/ Bonner Flughafen. Und jetzt in der Woche seien auch wenig Wanderer da – am Wochenende hätten sich die Leute allerdings fast auf die Füße getreten… Damit weiß ich, dass es die beste Entscheidung überhaupt war, gerade jetzt den Ahrsteig zu wandern. Denn in dem engen Tal schallen wirklich alle Geräusche nach oben: einen Rasenmäher habe ich minutenlang auch noch hunderte Meter weiter gehört. Und auf die Füße treten … nein, heute nun wirklich nicht: den ganzen Tag über bin ich auf dem Wanderweg gerade mal sechs Leuten begegnet… Während die Stille und die Leere in der Stadt auf mich unheimlich und beunruhigend wirken, ist das hier im Wald der normale und erwünschte Zustand – und so gelingt es mir endlich, wieder etwas zur Ruhe zu kommen…

14- Nothelferkapelle in Eichenbach

Ehrlich gesagt, mache ich mir im Augenblick auch viel weniger Sorgen, mir dieses Virus selbst einzufangen (in Aachen sind bei 250000 Einwohnern aktuell gerade 600 Menschen erkrankt), als dass ich mit höchstem Unbehagen die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieses Lock-down kommen sehe…. Aber was passiert, wenn man den Laden nicht früh genug dicht macht, haben ja Italien, Spanien und New York gerade sehr deutlich vorgeführt. Infolgedessen ist es wohl vor allem eine Frage der sozialen Verantwortung, die mitmenschliche Distanz einzuhalten. …. und das ist ein schwieriges Unterfangen, da ich zumindest für mich sagen kann, dass ich eine Begegnung per Internet oder auch am Telefon für nur sehr eingeschränkt komunikativ halte.  
Und wahrscheinlich wegen all dieser Unwägbarkeiten klappt das mit dem Abschalten im Moment bei mir auch nur so mittelprächtig….

2020 Ahrsteig und Ahrradweg Tag 1: Blankenheim – Aremberg

Panorama vom Hünerberg

Montag, 6.4.2020

Ich mag Fernwanderwege – und deshalb habe ich mir auch für diese Woche wieder einen solchen Weg ausgesucht – wobei Corona die Auswahlmöglichkeiten schon ziemlich reduziert hat. Die schon begonnene Tour quer durch Belgien  – vom Dreiländereck bis nach Bouillon musste ich erstmal unterbrechen – wie soll ich denn einem Polizisten erklären, dass ich um Sport zu machen mal eben nach St Hubert oder La Roche-en-Ardennes fahre? Geht nicht.
Also habe ich mir den Ahrsteig ausgesucht – in NRW und Rheinland- Pfalz geht es nur darum, soziale Kontakte zu vermeiden – und das ist beim Wandern unproblematisch. Aber es besteht ein logistisches Problem: Wie komme ich zum Ausgangspunkt der Tour – da, wo ich mein Auto geparkt habe– zurück? Normalerweise nutze ich Bus und Bahn  – das wollte ich eben wegen der sozialen Distanz vermeiden – und fahre deswegen mit dem Rad zum Anfangspunkt der Wandertour…. Also steht heute mein Auto in Aremsberg und ich nehme das Rad bis Blankenheim zur Ahrquelle. Ich sollte mir nur beim nächsten Mal die Höhenmeter vorher etwas besser angucken. Zunächst gab es zwar eine kräftige 5 km Abfahrt ins Ahrtal. Danach folgte aber eine 20 km lange Steigung bis Blankenheim – erstens hat damit der Weg viel länger gedauert als geplant und zweitens war ich schon ziemlich k.o., als ich nach 2 Stunden um Mitttag am Startpunkt der Wanderung ankam. 

Blankenheim
Blankenheim

Eigentlich hatte ich vor, mir in Blankenheim noch einen Apfel und etwas zu trinken zu kaufen – aber im Dorf war alles geschlossen-  schon wieder Corona ! Bei absolut genialem Wetter dann gut 20 km Wanderung durch die Ahrberge – tolle Ausblicke vom Hühnerberg, ein kleines Stück Römerstraße, und immer wieder blühende Blumen und Bäume  Frühling !!!

Weidenkätzchen

Ja, und jetzt fehlt mir eigentlich der zweite Teil des Tages auf einem meiner Fernwanderwege – denn die Wanderung ist zwar wesentlich, aber genauso freue ich mich immer auf den Abend: mal ist es eine Übernachtung in einem  Hotel, mal auf einer Hütte, mal im Zelt. Dann die Suche nach einem netten Restaurant und die Frage, ob ich interessante Leute zur Unterhaltung finde oder doch noch etwas lese – aber immer herrscht  Ruhe und es besteht ein gehöriger Abstand zu allen Problemen zu Hause. Aber dieser zweiter Teil fällt jetzt einfach weg ! Ganz prosaisch nehme ich das Auto und fahre nach Hause – willkommen zurück im täglichen Wahnsinnn….

2020 Prolog – Radtour nach Banneux: Kelmis – Banneux – (ca. 80 km )

Blick vom Höhenrücken bei Nessonvaux
Blick vom Höhenrücken bei Nessonvaux

Sonntag, 5.4.2020

  😊-Soziale Distanz: geglückt – alles im grünen Bereich

Eigentlich wollte ich erst morgen (am Montag) mit meinen Corona-Touren anfangen – aber bei diesem tollen Frühlingswetter, das so gar nicht zu Kontaktsperre und Ausgehverbot passt, musste ich einfach heute schon einen Prolog einlegen. Da ich kaum heute am Sonntag zur Arbeit fahren kann (und ich sonst der belgischen Polizei an der Grenze keine vernünftige Erklärung abgeben kann, warum ich unbedingt heute nach Deutschland will), habe ich mir eine Tour innerhalb Belgiens überlegt. Ich bin noch nie in Banneux gewesen. Ja, Asche auf mein Haupt, ich war wirklich noch nie da! Wer meine Blogs kennt, kann den Grund dazu zumindest erahnen: ich habe so mein Problem mit großen Wallfahrtsorten, den Menschenmassen dort und dem Andenkentrubel drum herum…. Ich habe sogar schon mal auf dem Parkplatz in Banneux gehalten – und dann sofort schleunigst wieder die Flucht ergriffen. Aber heute ist die Gelegenheit günstig: zum einen kann man heute mangels Autoverkehr mit dem Fahrrad sogar über Nationalstraßen radeln, ohne von Lastern und Rennfahrern in den Straßengraben gedrängt zu werden. Und außerdem sollte das mit den Menschenmassen heute nicht so relevant sein. Auf dem Hinweg bin ich über Andrimont, den Norden von Verviers, Dison und Soiron gefahren, um dann auf einem genialen Höhenweg zur linken das Wesertal liegen zu haben und zur rechten bis ins Herver Land sehen zu können. Dann ein unglaublich steiler Abstieg nach Nessonvaux und von da aus eine lange Serpentinenstraße auf der südlichen Talseite hinauf nach Banneux. Leider habe ich mir erst in Banneux selbst überlegt, den Blog heute schon beginnen zu lassen – deswegen gibt es leider keine Fotos vom Anfang der Tour. Aber dann Banneux ! Die absolute Leere – gespenstisch! Alles verrammelt und verriegelt, alle Kirchen, Kapellen, Restaurants und Andenkenläden zu, die Parkplätze völlig leer.  Stille – unterbrochen nur vom unwirklich klingenden Läuten der Glocken. Und heute ist Palmsonntag!
Auf dem Weg durch das Gelände des Pilgerzentrums sah ich von weitem eine Handvoll Wanderer und Radfahrer und dann an der Quelle vor der Madonnna von Banneux drei betende Menschen –  ds war alles. Sehr, sehr eigenartig… Nach kurzem Picknick bin ich dann langsam zurückgefahren: ich konnte wieder die Nationalstraße wählen: so fast ohne Autoverkehr hatte ich keine Blutdruckanstiege beim Überholmanöver der Laster zu befürchten: ich konnte in aller Ruhe über Pepinster ins Wesertal runterradeln und von dort aus über Verviers die Weser entlang zurückfahren. Dann von Baelen über Welkenradt nach Kelmis – und dann hätte ich zu Hause sein können.

Die Weser zwischen Verviers und Eupen

Aber heute ist Palmsonntag – und die Sonntagsmesse finde ich schon ziemlich wichtig. Nur: es gibt keine Gottesdienste in Corona – Zeiten…. Was tun?  Zu Hause das You-tube Video mit der Sonntagsmesse der Pfarre angucken ist bei uns zu Hause nicht so einfach– eine Stunde im Wohnzimmer andächtig Video gucken, während alle anderen Kirche für Schwachsinn halten? Schwierig ….
Ich habe mich also in unsere leere Kirche gesetzt, das Video auf dem Smartphone angemacht und zugehört, mitgebetet und mitgesungen – alles etwas merkwürdig – aber das ist zur Zeit ja der Mainstream….

2020 Alles ist anders !

Corona - Tours: Ahrsteig und Ahrtalradweg

…. eigentlich bin ich jetzt auf Korsika ….eigentlich…
aber in diesem Jahr ist alles merkwürdig und das Wort „eigentlich“ ist zum Standardausdruck avanciert…

Normalerweise suche ich auf meinen Touren Menschen und Gespräche: tagsüber wandere ich oder fahre Fahrrad und teile dann am Abend meine Erlebnisse mit den Mitwanderern oder meinen Bekanntschaften in den Herbergen und Hütten, in denen ich übernachte.
… normalerweiese …. aber was ist heute schon normal?

Also versuche ich jetzt ganz bewusst niemandem zu nahe zu kommen…. Menschenmengen zu vermeiden…. Übernachtungen sind sowieso abgesagt…..
Wie funktioniert eine solche Tour ? Geht das ? Macht es Spaß  ?
Und – das wichtigste in diesen bizarren Zeiten: KLAPPT DIE SOZIALE DISTANZ?
Ich werde versuchen, das zu bewerten:

Der social distancing – Score

  •   😊-  immer 1,5m Abstand, kein Gedränge : juchu!! gut geklappt
  •   😑    na ja, ein -zweimal war der Sicherheitsabstand doch etwas grenzwertig 
  • . 😒    heute war’s doch schon sehr eng:  so kuschelig ist momentan einfach nicht  angesagt…

Und noch etwas ist anders: ich habe die Posts  – anders als normalerweise im Blog – so angeordnet, dass der älteste Eintrag oben und der neueste unten am Ende der Seite oder auf der nächsten Seite steht – also: chronologisch lesen und sonst nicht wundern….

🚶🚴 April 2020: Corona- Tours – Ahrsteig und Ahrradweg

 

Das Ahrtal habe ich in den Osterferien während des Lockdowns erwandert und erradelt. Getreu der Devise: wenn mich das Virus mitten im Wald finden will, müsst ihr ihm erstmal meine GPS- Daten mitteilen …. . Tolle Tour bei herrlichem Wetter und absoluter Ruhe in so gut wie menschenleerer Landschaft. Kontaktvermeidung geglückt !

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittafs auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

 

Karte und Track von Wanderung und Radtour

 


Der Track beinhaltet sowohl die Radtour über den Ahrtalradweg als auch den Fernwanderweg über den Ahrsteig, der meist an den Hängen des Ahrtals entlangläuft

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

Tag 9: Rückkehr mit dem Zug nach Bordeaux

Bordeaux mit dem russischen Segelschulschiff „Mir“

2. November 2017

Porte de Cailhau

Heute Morgen nach gutem Frühstück und einer kurzen Runde durch Sète mit kleinem Einkauf in der Markthalle dann zum Zug nach Bordeaux. Die SNCF verfolgt offensichtlich die gleiche Politik wie die Bundesbahn: lasst uns die Buchung der Fahrradplätze so kompliziert wie möglich, das Ein- und Aussteigen so unpraktisch wie möglich und die Sitzplätze so unbequem wie möglich machen- vielleicht nimmt dann keiner sein Fahrrad mehr mit ???!!
Im Zug dann ein nettes Paar aus Flandern die auch gerade die Tour (von Toulouse nach Sète ) gefahren sind.
Heute hatte ich – nachdem die JH schon mal wieder besetzt war- ein Zimmer mit Airbnb gebucht. Etwas außerhalb, aber ganz schnuckeilig (,cosy‘ steht in der Beschreibung). Zum Abend dann japanisch – auch lecker. Aber das Beste war der Nachmittag !

Im Café mit Blick auf den Glockenturm von St. Pierre

Im T- Shirt, bei gut 20° habe ich mich mit dem Rad durch die Altstadt treiben lassen : ich habe die fast vollständig erhaltenene Bausubstanz aus dem 18. Jhd bewundert, bin noch einmal an der Skaterbahn vorbei gefahren, um dann zu bemerken, dass auf der anderen Seite der Garonne ein riesiges alternatives Zentrum in einer verlassenen Kaserne entstanden ist, zu der eine weitere große Skatehalle gehört… El Dorado !

Bei dem schönen Wetter habe ich mir den Museumsbesuch, den ich eigentlich noch geplant hatte, geschenkt –ich wollte zur Abrundung der Tour noch ins Museé Aquitaine – viele Kunstwerke aus den Kirchen an meinem Weg sind aus Angst vor Diebstahl dort im Museum gelandet. Verständlich, aber schade: für mich ist es nicht gleich, einen Altar o.ä. im Museum oder in der Kirche zu sehen: im Museum betrachte ich ihn nur als Kunstwerk- in der Kirche schwingt noch Anderes mit und ich empfinde eine spirituelle Ebene, die ja eigentlich wesensmäßig zu dieser Kunst dazugehört und die (für mich) beim Transport ins Museum verloren geht.

Morgen früh gebe ich noch das Fahrrad ab und dann geht’s zum Flughafen – zurück in die Kälte (aber wenigstens nach Wetterbericht auch sonnig in Belgien).

Tag 8: Von Colombiers nach Sète (ca. 60 km)

Der Beginn des Canal du Midi am Mittelmeer bei Sète

1. November 2017

Blick auf Béziers

Heute ist die letzte Etappe: so gegen 8.30 bin ich geduscht ( geheizt!) und habe mein Zelt abgebaut. Draußen ist es nicht zu kalt, aber es gibt unheimlich viel Tau, so dass ich das Zelt völlig nass einpacken muss. Dann Frühstück in einer kleinen Bäckerei im Dorf, wo ich die beiden von gestern wieder treffe. Und ein tolles frisches Brot – nicht industriell ! bekomme. Mit Nachschlag so viel wie gewünscht: super. Insgesamt bin ich von meinem kleinen Dorf vor den Toren von Béziers total begeistert.
Vor Beziers dann 7 Schleusen auf ca 1 km – und nebenan- verfallen- eine Riesenraupe an eienr schiefen Ebene, die Schiffe in viel kürzerer Zeit hoch ziehen konnte. Wieso interessiert das niemanden – keine Hinweisschilder, Rost und zerbrochene Scheiben… Die sollten mich mal zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur einstellen !

Die Wasserbrücke zur Querung des Lubron
Noch so ein technisches Ungetüm: der Fluss und der Kanal sind fast auf gleicher Höhe,so dass kein Aquädukt gebaut werden kann:also kann der Kanal bei Hochwasser gesperrt werden und das Flusswasser fließt ab. Wie’s genau funktionert steht hier.


Auch danach weiter vor allem technische Sehenswürdigkeiten: eine Konstruktion, die die geregelte Überflutung des Kanals bei Hochwasser erlaubte, dann eine eine runde Schleuse mit mehreren Einfahrten.

…auch so kann der Radweg aussehen : für wenige Kilometer hinter Béziers

Der Weg ist weiterhin sehr wechselhaft: für wenige Kilometer auch mal wieder glatter Asphalt – bis die kleinen unsäglichen Treidelpfade weitergehen,  bei denen ich dauernd Lust verspüre, kleine Parallelstraßen zu nutzen.
Dann Adge: eine Stadt wirkt sofort düster, wenn sie aus schwarzem Basalt erbaut ist – darüber hinaus war alles geschlossen (irgendwie normal…Mittagszeit und 1.November..). Trotzdem bin ich direkt nach dem Picknick weiter.  Die letzten Kilometer dann noch auf dem Deich ( Gegenwind) – ca. 15- 20 km nach Sète. Das Mittelmeer!

eigneigentlich hatte ich einen Badanzug zum Schwimmen mitgenommen…..

Zu einem Fußbad an dem sicher 10 km langen Sandstrand hat’s gereicht – ansonsten habe ich den Badeanzug umsonst mitgenommen – Wind und Temperaturen haben nicht zum Bade geladen….
Ansonsten müsste man mir noch was bezahlen, um mich dazu zu bringen, hier Urlaub zu machen: hinter dem ganzen Strand auf fast 10 km Länge ein einziger Parkplatz- der im Sommer sicher auch intensiv genutzt wird. Die kleinen Sträßchen in Sète selbst zu dieser Jahreszeit völlig verstopft – sogar mit Fahrrad geht’s nicht schneller.  Man hat das Gefühl, dass  die ganze Stadt vom Wasser dominiert wird – verschiedene Häfen und Kanäle und die Straßen winden sich drum herum…( vielleicht sollte ich kein Fahrrad sondern ein Boot mieten ?).
Übernachtung dann in einem kleinen , günstigen , trotzdem gut geführten kleinen Hotel nahe des Bahnhofs.
Ab morgen wird das Wetter schlechter- Zeit, nach Hause zu fahren…

Tag 7: Von Narbonne nach Colombiers- 35 km

Narbonne
Narbonne, erzbischöflicher Palast

31. Oktober 2017

Gargouilles- .. immer wieder mit höchst phantasievollen Gestalten (als ob den Bildhauern diese Monster mindestens ebenso viel Freude gemacht haben wie die religiösen Figuren…)
 

Heute habe ich einen totalen Bummeltag eingelegt.
Zunächst mal nach ausgiebigem Frühstück Besichtigung von Narbonne: wer hatte gesagt die Stadt sei langweilig? Der erzbischöfliche Palast, in dem die Mairie untergebracht ist,  sowie die direkt anschließende Kathedrale waren schon gestern von weitem imposant: hier beherrscht das Ensemble den ganzen Hauptplatz. Von der Kathedrale selbst ist nur der Chor vorhanden: der Rest wurde – wenn ich das richtig verstanden habe – nie fertiggestellt.

okzitansiches Kreuz

Der Kreuzgang ist zwar an sich überhaupt nicht ansehnlich – aber wie hier in der Gegend ganz häufig, mit phantasievollen,  furchterregenden Wasserspeiern geschmückt (den französischen Ausdruck „Gargouille“ finde ich viel ausdruckskräftiger). Was ist damals bloß in die Leute gefahren, solche Monster an den Kathedralen zu verewigen. Was für ein Bild von der Welt steckt dahinter?!
Darüber hinaus noch eine schöne Markthalle (innen wie außen) und eine mit Häusern bebaute römische Brücke aus dem 4. Jh.
Kein Wunder, dass ich erst kurz vor 12.00 losgefahren bin.

Zunächst über kleine Straßen – meist Platanenalleen nach Capestaing ( hier immer auch – zusammen mit dem Okzitanischen Kreuz – in Okzitan geschrieben: Capestanh).

Brunnen in Capestaings.
Mir kommt da immer so ein Gedicht von C.F. Meyer in den Sinn :

Aufsteigt der Strahl,und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Von Capestaings aus ging es dann weiter am Canal du Midi entlang. Nur leider ist der Weg hier entweder nur ein enger Treidelpfad, eine Schlaglochpiste oder ein vom Bäumefällen aufgeweichter Boden. Die Krönung war dann ein römisch anmutendes Kopfsteinpflaster….. . Schluss. – Dann besser Straße !

ab hier Straße !!

Da ich darüber hinaus wieder keine preisgünstige Unterkunft gefunden habe,  bin ich einfach in dem kleinen sympathischen Örtchen Colombiers – wenige Kilometer vor Beziers – auf den Campingplatz gefahren und hab mir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Sehr angenehm. So müssen sich Faultiere fühlen….

Morgen sind’s dann noch mal 60- 70 km bis Sète ( wo die JH seit Mitte Oktober geschlossen ist…). Wenn der Weg weiter so ist, fahre ich Straße und der Kanal kann mich mal…..

Nachtrag: Gestern nach der Abendmesse (Allerheiligen) dann noch zum Abendessen in einem kleinen Pizza -Snack. Die Chefin war große Klasse, wie sie die kleinen Kinder in ihren Halloween Kostümen empfing und ihnen Bonbons anbot. Nach kurzer Zeit setzte sich ein Pärchen, das auch mit dem Rad unterwegs war, zu mir an den einzigen Tisch im Lokal. Nette Unterhaltung, alles war gut – bis zum Bezahlen: mein Portemonnaie war nicht da! Verloren ? Aber wo ? Wie komm ich nach Hause ohne Geld, Papiere und ohne Scheckkarte ? Zunächst mal haben die beiden für mich bezahlt und  mich dann zum Camping begleitet , wo ich dann im Zelt meine Papiere gefunden habe. Puuuuuuh !

Tag 6: Von Carcassonne nach Narbonne (90 km)

30.Oktober 2017

Carcassonne – Stadtmauern

Ich hätte doch besser in der Jugendherberge übernachtet! Nachdem ich bei der Besichtigung von Carcassonne die JH in einer kleinen Seitenstraße entdeckt hatte, war mir klar, dass ich mit meiner Wahl des Klosters keinen guten Fang gemacht habe. Erstens teuer, zweitens lieblos eingerichtet und drittens war das Frühstück schlecht. Dann Carcassonne: absolut beeindruckend: eine mittelalterliche Stadt, die komplett erhalten ist : zwei Befestigungsringe – beide mit erhaltenen Türmen und Stadttoren und im Inneren ebenfalls eine komplette mittelalterliche Altstadt…. Genial. Einziges Problem : es war sooooo kalt. Ich habe dann die Jeans über die Fahrradhose gezogen, über den Fleece noch die Goretexjacke – und alles bis oben hin zu. Dann ging’s. Ziemlich spät – gegen 10.30 – dann weiter auf dem Kanal (jetzt mit etwas weniger Schlaglöchern) – aber kein Asphalt mehr. Zwischendurch – vor allem im Departement Aude- waren immer wieder wenig befahrene Straßen als Radroute ausgeschildert- schön abwechslungsreich. Größere Straßen –vor allem Alleen – waren jedoch nicht so empfehlenswert: bei heftigem Seitenwind und schnellen Autos – vor allem LKWs- habe ich dann doch wieder die Huckelpiste am Kanal gewählt.

am Kanal zwischen Carcassonne und Narbonne: das sind die Bagger, die die Wurzeln der gefällten Platanen ausgraben :die müssen verbrannt werden, um die Ausbreitung des Pilzes zu verlangsamen

Die Landschaft hat sich seit Carcassonne zunächst unmerklich, dann immer deutlicher verändert. Mehr Pinien entlang des Kanals, mehr blaue Farbe in den Dörfern. Olivenhaine , die Luft und das Licht : ich bin eindeutig im Midi! Ab mittags konnte ich mich übrigens wieder peu à peu entblättern- zum Schluss bin ich wieder mit Radtrikot und kurzer Hose nach Narbonne geradelt. Übernachtung in einem kleinen B&B…in Narbonne: wenn es bloß EZ- Preise gäbe !!! Morgen dann zum Meer und weiter Richtung Beziers.