Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne – Tag 1

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: Hinfahrt mit Bus und Zug von Aachen nach Le Puy

Samstag, 30.September 2023

Immer diese Fahrtage …. Diesmal beginnt die Geschichte schon 2 Tage vor Abreise. Geplant ist (wieder) eine Hinfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Da ich diesmal nur 8 Wochen im Voraus mit der Planung begonnen habe, war der TGV nach Paris oder Lyon schon so unerschwinglich,  dass Dagmar und ich die Reise mit dem Auto nach Welkenraedt, mit dem Zug nach Lüttich, mit dem Flix Bus nach Paris, mit dem TGV nach St-Etienne und dann mit einem Nahverkehrszug nach LePuy gebucht haben. Viel Zeit zum Umsteigen, 3 Stunden Aufenthalt in Paris – alles innerhalb eines Tages gut zu schaffen. Zu schön um wahr zu sein.  

Denn: 2 Tage vor Abreise ereilt mich eine Push- Nachricht der SNCF (wie gut, dass ich die aktiviert habe), dass der Nahverkehrszug nach Le Puy ausfällt . Kein Wort von Schienenersatzverkehr ….  Die nächste Verbindung 24Stunden später -vielleicht ….. zu spät, um das über Booking gebuchte Hotel in LePuy zu stornieren -und wie schaffen wir überhaupt die letzten 100km ?

Die Lösung klappt per Telefon und App:  Storno des Hotels unproblematisch, Fahrt mit BlaBlaCar: wir werden sogar am Bahnhof abgeholt und bis ins Zentrum von Le Puy gefahren.

Schwimmbäder an der Seine … wenn Sommer wäre ….

Und – die Planung funktioniert (welch Wunder)! : der Flix Bus hat zwar wie geplant 6,5 Stunden nach Paris – Bercy gebraucht und dabei gefühlt an jeder Milchkanne gehalten,  aber wir hatten ja Zeit – auch noch für einen Spaziergang im Parc de Bercy und einen Kaffee an der Gare der Lyon.

Die Kathedrale von Le Puy

Der TGV war pünktlich und unser BlaBlaCar mit einer netten Krankenschwester als Fahrerin stand schon am  Bahnhof bereit. Es hätte sogar einen Schienenersatzverkehr gegeben, wie kurz vor Ankunft des Zuges mitgeteilt wurde. Aber pssst – bloß nicht weitersagen, Überraschung und großes Geheimnis – keinesfalls im Internet oder auf der Website publizieren. !!  

Im BlaBlaCar dann kurzweiliges Gespräch bis Le Puy mit unserer Fahrerin und einem weiteren Fahrgast, einem Wanderführer auf dem Camino. Ankunft in unserem Gite d’Etape am Rande der Stadt leider erst kurz vor 22.00: die Beschreibung sagt „zentral in der Nähe der Kathedrale“- und ich hatte mich darauf verlassen.

Auf diese Weise haben wir schon mal die ganze, sehr belebte Altstadt durchstreift, bevor ich die Wegbeschreibung infrage gestellt habe – ein Blick auf die Karte hätte allerdings früher und schneller geholfen …

🚶 Herbst 2023- auf dem Jakobsweg durch die Auvergne

von le Puy en Velay über die Via Podiensis

Ich mag die Auvergne
mit ihren alten Vulkanen, den romanischen Kirchen
und zum Ende der Wanderung
der Weite und Kahlheit des Aubrac.
Also habe ich mit Freude zugestimmt,
die ersten Etappen der
Via Podiensis zu wandern –
dann ist es wahrscheinlich auch nicht ganz so schlimm,
Santiago auf dieser Tour nicht zu erreichen ….

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

Infos zu Anreise und Unterkünften auf dem Weg sowie weiterführende Seiten und Literatur …

Tag 13: Korsika – Mare e Monti: Porto-Ajaccio und Rückreise über Marseille und Charleroi

Donnerstag, 21. April 2022

Das war ein langer Tag ! Um 6.30 habe ich mich aus dem warmen Schlafsack geschält – es regnet nicht mehr ! – und wie in den letzten Tagen den Rucksack gepackt und das Zelt abgebaut. Dann sollte mein Kocher noch mal zu Ehren kommen und ich habe mir einen Tee aufgebrüht und dazu korsische Canistrelli mit Mandeln gegessen.

Und dann begann die Himmelfahrt ! Mit dem Bus  nach Ajaccio: Dauer 2,5 Stunden. So richtig angenehm war das heute bei Regen und Wind  in Ajaccio nicht, so dass ich mich in die Markthalle geflüchtet habe. Wenn es keine  Gewichtsbeschränkung im Flugzeug gäbe, wäre ich in einen Kaufrausch verfallen: Kastanienhonig, Würste und Speck, korsischer Käse,  Gewürze und Oliven – ich hatte Mühe, mich zurückzuhalten ! Dann lieber sofort den Bus zum Flughafen nehmen. Der kostet fast so viel wie der Flug nach Charleroi …

bei Marseille

Air Corsica ist pünktlich, so dass ich wie geplant gegen 16.30 in Marseille bin.  Zu Fuß dann quer über den Flughafen zu Ryanair. Und dann geht das Drama los: 50 Minuten Verspätung – das heißt, dass der letzte Zug, der noch Welkenraedt erreicht hätte, weg ist. Gleichzeitig ist Andreas Auto kaputtgegangen und es gibt niemanden, der mich ohne Riesenaufwand abholen könnte – es sind immerhin 300 km hin und zurück. Was tun ?  Verantwortliche Mitarbeiter von Ryanair sind in Marseille nicht vor Ort, so dass Beschwerde oder Hilfestellung sinnlos und inexistent sind. So warte ich, dass das Boarding beginnt, und  spreche dann alle Passagiere in der Schlange an, ob sie nicht nach Lüttich unterwegs seien. Einer bietet mir an, das Taxi zu teilen, eine Frau könnte mich bis Huy mitnehmen und eine dritte hat ein BlaBla Car organisiert, an dem ich mich beteiligen kann. Ich nehme die dritte Variante an und verabrede mich mit der zweiten (die nach Huy fährt), ihre Ausstellung am Wochenende in einer Galerie in  Aachen zu besuchen. Das könnte noch interessant werden! Der Fahrer des BlaBla Cars ist ein brasilianischer Student, der nach Ablauf seines Austauschjahres nicht nach Brasilien zurückgekehrt ist und zwischen Forschungspraktika und Illegalität  versucht, hier in Europa Fuß zu fassen.

Von Guillemins dann mit dem Zug nach Welkenraedt und von da mit dem dort geparkten Bus nach Hause – zwischendurch um 1 Uhr nachts noch tanken, da ich das Auto am Bahnhof mit leerem Tank ( 0 km  Reststrecke) vorgefunden habe.

Echt langer Tag und mal wieder der typische Hindernislauf. Aber was tut man nicht alles für einen derartig genialen Wanderurlaub !

Tag 12: Korsika – Mare e Monti: Porto: Scandola und Calanche

Mittwoch, 20. April 2022 (11 km,700m↗, 260m↘)

Hier in Porto bin ich von UNESCO Naturerbe umgeben: nach Norden  die Scandola – ein vulkanischer Küstenabschnitt mit bizarren Felsformationen und außergewöhnlicher Flora und Fauna. Und im Süden von Porto liegen die Calanches: ebenfalls vulkanische bizarre Felsen, die aufgrund des hohen Eisengehalts rot leuchten.

mein Boot

In die Scandola geht’s mit dem Boot: Im Sommer muss das wie im Bienenschwarm sein: von sicher einem Dutzend Bootskompanien liegen die kleinen Boote am Pier. In denen können 10-30 Passagiere fahren und eine Tour dauert 2-4 Stunden. Das ergibt – auch wenn ich nicht gut rechnen kann – sicher mehr als 1000 Touristen allein aus Porto … .

Scandola

Nach 20 Minuten Fahrt sind wir in der Scandola angekommen : ich bin fasziniert von den bizarren Felsformationen – für detaillierte Beobachtung von Fauna  und Flora sind wir aber einfach zu weit weg,  bzw.  ist mein Fotoapparat nicht geeignet. Die Rückfahrt geht über Girolata, so dass ich den Ort jetzt auch vom Meer aus kennenlerne.

Am Nachmittag habe ich mich dann zu Fuß auf den Weg nach Piana gemacht : es gibt eine Möglichkeit, über kleine Pfade, die immer wieder die Straße queren, dorthin aufzusteigen. Der Weg führt mitten durch die Calanches. Das sind bizarre, rote Felsformationen, bei denen mein Fotoapparat wieder heiß läuft. Oben in Piana angekommen, genieße ich noch ein Eis und dann heißt es, auf den Bus zurück nach Porto zu warten (1 Bus pro Tag … – das nenn ich tolle Infrastruktur …). Mit mir wartet eine Frau aus Berlin, die normalerweise meist in Osteuropa wandert und mir interessante Infos zu Rumänien und Georgien gegeben hat . Inzwischen regnet es: so wird mir der Abschied morgen nicht ganz so schwer fallen. Beim Abendessen (der Busfahrer hatte erzählt, im Cigale gebe es das beste Eis der Gegend) habe ich gegrillten Tintenfisch und gegrillte Muscheln in Olivenöl – Zitronensauce mit ebenfalls gegrilltem mediterranen Gemüse gegessen. Nicht ganz billig, aber unglaublich lecker. Dann noch das selbstgemachte Eis (der Busfahrer hatte recht) als Nachtisch – und jetzt bin ich komplett glücklich und der für die Nacht avisierte Regen kann mich mal ….

Track: Porto-Piana durch die Calanches

Tag 11: Korsika – Mare e Monti: E Case – Cargèse- Porto

Dienstag, 19. April 2022 (124 km,465m↗, 992m↘)

Heute geht’s zur letzten Etappe auf dem Mare e Monti. Insgesamt vor allem fast 1000 Högenmeter bergab – aber ein Anstieg von 0 auf knapp 400m  liegt natürlich doch auf der Strecke – sonst wär’s ja kein Fernwanderweg …

E Case

In E Case nach einer Nacht in absoluter Stille – unterbrochen nur vom Schrei einer Eule – bewundere ich heute Morgen wieder den Blick aufs Meer weit hinten am Horizont: diesmal ist es schon fast hell, aber der volle Mond steht noch hoch am Himmel – ein fast unwirkliches Bild … . Von Raffaela und Reinhard bekomme ich einen leckeren Kaffee zum Frühstück im Tausch gegen Tee am Vorabend. Ob es sich wirklich lohnt, einen Kocher mitzuschleppen, nur um dreimal Tee zu kochen ??

Auf zu den letzten Wanderstunden: mit immer wieder (wie immer) tollen Blicken geht der Weg zunächst steil ins Tal: das ist auf dem lösen Geröll wiederum ziemlich anstrengend, und ich habe die Wanderstöcke für die nächste Tour auf  die Liste der wünschenswerten Utensilien geschrieben.

Zunächst an freilebenden Schweinen vorbei auf einem Fahrweg ins Tal und dann erneut auf einem alten Karrenweg über den letzten Hügel nach Cargèse.

In dem von Genuesern besiedelten Ort hat sich im 17. Jh. eine griechisch- melkitische Gemeinde niedergelassen, so dass hier neben der römisch – katholischen auch eine griechisch- katholische Kirche existiert.  Nach der Besichtigung gibt’s das obligate „End of the Tour“ Eis : Diesmal ein großer Becher Mövenpick Eis mit Sahne. Mmmmh, schmeckt himmlisch lecker.

Porto

Um 17.00 kommt  der Bus nach Porto: morgen möchte ich noch die Felsen der Scandola (UNESCO – Weltnaturerbe) mit dem Boot, und danach zu Fuß die Calanches erkunden. Übernachtung auf dem Camping „Les Oliviers“ – 4 Sterne und zum Abendessen Pizza in einem sehr touristischen Restaurant in der Nähe des überaus pittoresken Hafens. Den werde ich mir morgen bei der Bootstour noch genauer ansehen.

Tag 10: Korsika – Mare e Monti: Marignana – E Case (Rivanda)

Montag, 18. April 2022 (18,5 km,850m↗ 935m↘)

Nicht nur die Sänger gestern beim Konzert können singen (wenn die auch besonders gut waren): mehrere aus der französisch- deutschen Wandergruppe stammen aus Korsika und lieben es zu singen: es fing schon heute morgen mit einem tollen Kanon an und bei der ersten größeren Pause wurde wieder ein neues Lied oder Kanon ausprobiert. Ich wusste gar nicht, wie melodisch und rhythmisch interessant französische Volksmusik ist !

Der Weg folgt heute dem Verlauf des  Almauftrieb bis auf ca 1200m Höhe. Er führt durch alte Kastanienplantagen, deren Böden aktuell von Wildschweinen durchwühlt sind , durch Macchia mit phantastischen Blicken und an unwegsamen Steilhängen entlang bis zu dem ehemaligen Gite El  Case. Der Besitzer gibt uns die Erlaubnis zum Zelten, und dann können wir einen spektakulären Sonnenuntergang mit Vogelgezwitscher und ansonsten absoluter Ruhe genießen.

Leider ist morgen der letzte Tag , und uns bleibt nur der Abstieg nach Carghese – der Wandergruppe hatte ich schon kurz vor dem Gîte „au revoir“ gesagt: die haben kein Zelt dabei und mussten sich deswegen ein Taxi nach Revinda bestellen.

Tag 9: Korsika – Mare e Monti: Ota-Marignana

OsterSonntag, 17. April 2022 (12 km,850m↗ 450m↘)

Heute habe ich alle Zeit der Welt  – die  Messe zu Ostersonntag findet erst um 11.00 im Dorf statt. Also kann ich in aller Ruhe frühstücken, duschen, meine Sachen packen und habe Zeit, „das Geheimnis der Flusskrebse“ zu Ende zu lesen: (tolle Milieustudie und richtig spannend!) und „Die Brücken der Freiheit“ von Ken Follett anzufangen.

Dann zur Messe. Ich bin extra früh da – ich erwarte ziemlichen Andrang, da es nur noch eine andere  Messe in einem Gemeindebezirk  von sicher 2500km² gibt. War aber wirklich nicht nötig – knapp 40 Leute verlieren sich in der Kirche. Gesang ist fast inexistent, die nicht mehr ganz jugendlichen  Vorsänger kennen weder sicher ihre eigenen  Lieder, noch sind sie firm in der  Reihenfolge der Liturgie … . Da ist es auch kaum verwunderlich, dass die Ostermesse schon  nach gerade ¾: Stunden beendet ist.


Danach zur Gorge de la Spelunca . Tolle Wanderung durch die Schlucht – nur bin ich dabei nicht unbedingt tiefenentspannt: wegen eines Erdrutsches ist die Schlucht gesperrt – die Wirtin meinte allerdings, dass der Weg mit etwas Kletterei gangbar sei. Stimmte auch, aber  ruhig war ich erst, nachdem ich die Passage überwunden hatte.

Biwak dann in Marignana – nur dass das Gite und vor allem das Restaurant heute am Ostersonntag brechend voll sind.  Irgendjemand bringt in Erfahrung, dass im Kleinkunstsaal nebenan ein Konzert mit korsischem Gesang  stattfindet: Absolut genial – auch wenn die Hälfte der Sänger mit Covid in Isolation sitzt. Deswegen ziehe ich auch meinen Schnutenpulli an – ich habe keine Lust, am Donnerstag das Flugzeug zu verpassen.

Tag 8: Korsika – Mare e Monti: Serriera-Ota

Samstag, 16. April 2022 (14 km,1100m↗ 852m↘)

Serriera

Diese Etappe habe ich völlig falsch eingeschätzt. Am Morgen sehe ich vom Gîte aus den Aufstieg – 900 Höhenmeter, und habe nach den Erfahrungen von gestern erstmal mächtig Respekt. Aber der Wirt sagt, es sei ein sehr angenehmer Anstieg, und das stimmt. Immer im Schatten geht es zunächst über einen Fahrweg und dann über gut gangbare in Serpentinen verlaufende Pfade bergan. Auch einige steilere Stellen, aber das hält sich in Grenzen. Oben eine phantastische Aussicht und dann Pause in einem lichten Kastanienwald. Es ist erst 11.00 und ich denke schon an einen langen Lesenachmittag in Ota.

Aber dann…. Steiniger steiler Abstieg, unterbrochen von einem Bad in einer kleinen Gumpe an einem Wasserfall (kaaaalt …). Dann wieder Kraxelei über hohe Felsen und  ganz viel Geröll, so dass man jeden einzelnen  Schritt sehr sorgfältig setzen muss . Das ist im auf und ab richtig anstrengend und langsam – auch wenn der Weg die letzten Kilometer kaum noch an Höhe verliert. Kompensiert wird das durch tolle Ausblicke auf die Bucht von Porto – ziemlich  touristisch, von Zeit zu Zeit schallt auch der Lärm der Hauptstraße hoch. Und es zieht sich . Und noch eine Biegung um eine  Bergnase und noch eine …

Blick von meinem Balkon ( ich habe den Schlafsaal für mich alleine)

Endlich Ankunft in Ota – es ist 15.30. Schönes Gîte, netter kleiner Ort. Es gibt Eis und die Infos aus dem Internet stimmen : Morgen ist hier um 11.00  Ostermesse: die einzige im Umkreis von 40-50 km ! Das bedeutet allerdings, dass ich mich morgen auch  erst nach 12.00 auf den Weg machen kann .

Um 19.00 fängt dann der Radau im Dorf an: Gewehrschüsse und Böller , Drehrasseln – und die Kirchenglocken werden sicher 15 Minuten geläutet: das Ende der Fastenzeit wird eingeläutet und durch dern Lärm der Teufel vetrieben. Da bin ich gespannt, was die sich morgen zur Messe einfallen lassen…

Die Familien der Wanderer stammen aus Korsika – und deren deutsche Freunde

Mit der französisch– deutschen Gruppe, mit denen ich gestern den Schlafsaal geteilt habe, komme  ich wieder ins Gespräch und wir essen gemeinsam zu Abend: der eine (Bernard) ist letztes Jahr die Haute Route in den Pyrenäen gelaufen : Traumweg !! Interessante Gespräche. Die kennen sich gut in Botanik aus und in Bezug auf Politik sind wir uns im Statement zu Europa einig. Netter Abend!

Tag 7: Korsika – Mare e Monti: Plage de Tuara – Serriera

Freitag, 15.April 2022 (15 km, 1110 m,1051m)

Gestern bin ich total zufrieden nach dem schönen Abend am Lagerfeuer eingeschlafen. Keine Ahnung also, warum ich um 1.00 hellwach war. Mir war nicht kalt, es war ruhig, vielleicht wegen des Vollmonds, der alles fast taghell erleuchtet ? Erst um 5 Uhr bin ich wieder eingeschlafen und der Wecker klingelte um 7.00. Puuuh.

Nach spartanischen Frühstück ging es dann an die Monsteretappe: da ich am Sonntag zur Messe in Ota sein möchte, musste ich (Reinhard und Raffaela hatten das von vorneherin so geplant) zwei Etappen zusammenlegen. Macht 1200 Höhenmeter und ca 8 Stunden Wanderzeit. Und es ist heiß. Heute morgen ging’s  noch, aber die Steigung heute Nachmittag bin ich nur noch gekrochen: der Weg ging im rechten Winkel zu den Höhenlinien bergauf, unglaublich viel loses Geröll und dann sofort in gleicher Weise wieder bergab. Zwischendurch dann noch leichte, aber etwas ausgesetzte Kletterei oben am Kamm – mir hat’s  gereicht.

Da konnte die Wirtin im Gîte d‘Etappe noch so lebhaft den Strand in der Nähe anpreisen – 4 km hin- und zurück zusätzlich sind heute einfach zu viel. Da hilft nur Schlafen  – was ich nach dem sehr leckeren Essen auch gleich tun werde. Die Etappe morgen hat auch 900 Höhenmeter ……

Tag 6: Korsika – Mare e Monti: Galeria – Girolata – Plage de Tuara

Donnerstag,14.April2022 (15 km,920m↗, 940m↘)

Heute morgen beim Frühstück diskutieren wir über die möglichen Wegvarianten: entweder 800 Höhenmeter und 6 Sunden über einen Kammweg mit Blick zurück Richtung Galeria im Norden und Girolata im Süden. Oder – 4,5 Stunden und 250 Höhenmeter weniger. Ich hab den Kammweg gewählt ….

Und die Wahl war gut!  Ein Ausblick phantastischer als der vorige, die schneebedeckten Berge, kleine pittoreske Buchten und das genuesische Fort von Girolata. Auf dem Weg ging es durch alte Olivenhaine, Steineichenwälder und Macchia. Auf dem Kamm leichte Kraxelei und einige etwas ausgesetzte Passagen – aber nichts ernsthaft Gefährliches.

In Girolata angekommen, war ich etwas enttäuscht: nur ein paar Bretterbuden, alle Nase lang ein Boot voller Touristen, die sich eine halbe Stunde umsehen konnten, bevor das Boot sie wieder zurück mit nach Porto nahm. Und – das Biwak hatte geschlossen, und der Chef des Gîte d‘ Étape schien eigentlich auch keine Lust zu haben, für uns zu öffnen*. So haben  wir  uns entschlossen, bis zum nächsten Strand weiter zu laufen. Wir: das sind Reinhard und Raffaela aus dem Schwarzwald, die ich schon gestern  getroffen hatte, und ich.

So komme ich zu meinem ersten Wild-Camping seit Jahrzehnten – darüber hinaus auch noch direkt am Strand – vorher Abendessen mit gerade in Girolata gekauften Panini, Tee und Schokolade am Lagerfeuer. Höchst romantisch. Die Leute aus Marseille habe ich übrigens heute nicht gesehen: schon  komisch, so viel Auswahl gibt’s hier eigentlich nicht ….

*meine Einschätzung des Gîte war wohl ein Fehler: Franzosen, die ich später getroffen habe, erzählten, der Wirt sei überaus freundlich gewesen und es habe eine tolles Fischmenü zum Abendessen gegeben – vielleicht habe ich doch was verpasst ? Aber so habe ich mit Meeresrauschen am Strand geschlafen ….