6. Tag: Refuge d‘ Ayous- Etsaut (600m): 16,5 km, 550m+/ 1800m-

Lac d' Ayous
Lac d‘ Ayous

Samstag, 17. August 2019

halbwilde Pferde im Hochgebirge – mit Kuhglocken!

Nach einem letzten Blick auf den Pic du Midi- der ist wirklich aus jeder Richtung unglaublich fotogen! – bin ich zunächst etwas zum Col d’Ayous hochgewandert und dann auf dem GR 10 auf einem langen Abstieg über 1800 Höhenmeter ins Tal. Der Weg führte durch ein herrliches Tal mit Almwirtschaft:  Pferde mit Glocken  auf 2000m – im Hang: ich dachte Pferde könnten nicht klettern (?), Kühe und Schafe – und meine Freunde: die Hütehunde. Da heute der Schäfer in der Nähe war, bin ich sogar an denen vorbei gekommen… . Danach ging der Weg durch Mischwald, an Nusshecken vorbei, bis zu einem Weg „ la Mature“, der vor 200 Jahren zum Transport von Baumstämmen in der Felswand oberhalb einer beeindruckenden Schlucht angelegt worden war. Als ich was von „engem Pfad, in die Felswand gehauen“ gelesen habe, war ich zunächst total skeptisch eingedenk meiner Erfahrungen der letzten Tage: aber der Weg war breit und für Spaziergänger ausgebaut. Nur, dass bei dem Andrang die Steine wie glattpoliert sind und ich ja bergab gegangen bin… .

Gorges du Sescoué

Es lohnt sich nicht nur auf dem Camino  sondern auch beim GR die Karte im Blick zu haben: ich sollte die letzten 3,5 km über die alte Nationalstraße, die in der Gegenrichtung zur spanischen Grenze am Col du Somport führt, wandern – Karte und Smartphone zeigten jedoch auch eine andere Möglichkeit mit leichtem Anstieg durch den Wald. Die Wahl war ein Glücksgriff: es handelt sich um den alten teilweise  gepflasterten Maultierweg – einen Hohlweg, der wahrscheinlich von der Passhöhe kommend nach Etsaut führt.

Ich bin dann dort gegen 14.00 bei brüllender Hitze angekommen und konnte glücklicherweise sofort in den Schlafraum: nach den Hüttenerfahrungen der letzten Tage der pure Luxus : Steckdosen, WLAN ( die Qualität ist noch zu prüfen) und DUSCHE !

fauler Nachmitttag am Gave d’Aspe

Den Nachmittag habe ich dann lesend und Blog- schreibend mit den Füßen in einem Bergbach verbracht, mich danach in einem Restaurant an einem Cafe Liégois delektiert und dort auch leckeren Käse fürs Picknick gekauft. So ist das Leben schon ziemlich angenehm und gut zu ertragen ….

5.Tag: Refuge de Pombie- Refuge d‘ Ayous (2302m): 10 km, 700m+/800m-

Pic du Midi
Pic du Midi

Freitag, 16. August 2019

Nach einer Nacht mit Oropax (das mit dem Verhindern des Schnarchens hat doch nicht so geklappt wie geplant), bin ich nach freundlichem Abschied von meinen Bett- und Tischnachbarn langsam zum Paß hochgelaufen – immer in der Geschwindigkeit, die ich zur Not den ganzen Tag durchhalten könnte. Danach ging es die Hälfte des Abstiegs (über insgesamt 600 Höhenmeter) durch ein Geröllfeld mit dicken Felsen („Blockwerk“) bergab, so dass kräftig Klettern angesagt war. 

Heute – zumindest auf dem zweiten Teil der Wanderung – war  ich sicher nicht allein unterwegs: halb Frankreich – und mindestens ein Viertel der spanischen Bevölkerung haben sich aufgemacht, den Pic du Midi zu umrunden bzw. den nächstmöglichen Badesee anzusteuern. Die Jungens (na ja, ich schätze sie so um die 30 Jahre) habe ich übrigens noch dreimal wieder eingeholt und bin wieder überholt worden. Die sind zwar schneller, machen aber auch viel längere Pausen. Hier sind auf allen Hütten vor allem französische und spanische Gäste: es ist die absolute Ausnahme, wenn man mal deutsche oder englische Töne hört. Aber heute Abend esse ich zusammen mit drei Engländern. Einer von denen geht als Geschenk zu seinem 70. Geburtstag die Pyrenäen vom Mittelmeer zum Atlantik- mal auf französischer, mal auf spanischer Seite oder auch über die Haute Route. Tolle Sache – nur: er zeltet oft und der Rucksack wiegt bis zu 20 kg…. Im Augenblick hat er zwei Freunde aus London eingeladen, ihn für einige Tage zu begleiten. Und mit den dreien gibt es interessante Gespräche ebenso wie mit zwei Wanderern aus Toulouse, von denen ich viele Infos zu Wandermöglichkeiten zwischen Spanien und Frankreich bekommen habe- insbesondere zur legendären „Breche du Roland“ am Cirque de Gavarnie. Aber ich glaube, den Weg überlasse ich doch lieber geübteren Bergwanderern: der Adrenalinstoß von gestern reicht mir… 

Das Refuge heute ist wieder grandios gelegen: Jetzt mit Blick auf die andere Seite des Pic du Midi, wieder mit See und wieder ohne Duschen – aber mit Bad (und Wäsche ) im See. Ich habe da eine Lösung mit Badeanzug gefunden … Dazu hatte ich heute wieder alle Zeit der Welt, da meine Etappen nur so 5 bis 6 Stunden dauern und ich deswegen heute wieder schön um 13.30 angekommen bin. Ich hätte gerne etwas längere Etappen gewählt, aber die Entfernung zwischen den Hütten ist eben so kurz. Das kommt vor allem Familien mit Kindern entgegen. Wie auch in den letzten Tagen besteht ein erheblicher Anteil der Hüttengäste aus jungen Familien – das hab ich auf meinem Alpenwanderungen ganz anders erlebt.

Kohabitation….

Auch ist es hier durchaus üblich, in der Nähe der Hütte zu zelten (um den See herum stehen heute sicher fast 100 Zelte) und abends zum Essen in die Hütte zu kommen – deshalb gibt es Abendessen in 2 Schichten: Zeit zum Essen: 60 Minuten. Ob das typisch französisch ist ??? Ach ja, natürlich immer noch kein Netz.. Ich befürchte, dass ich alle Bilder erst nach meiner Rückkehr nach Kelmis posten kann (ist das dann noch ein Blog oder eher schon ein Reisebericht ?). Aber zumindest die Texte werden zeitnah am gleichen Abend geschrieben…

4. Tag: Refuge Arremoulit – Refuge de Pombie (2032 m): 12 km – 800m+/1000m-

Pic du Midi d’Ossau

Donnerstag, 15. August 2019

Heute habe ich ein neues französisches Wort gelernt- und ich hätte gerne drauf verzichtet: „Passage“ kann man mit Klettersteig übersetzen…. Ich hatte mich gestern beim Hüttenwirt noch nach den Gehzeiten zum nächsten Refuge erkundigt und er hat mir – ohne eine zusätzliche Bemerkung zu machen – 5- 6 Stunden über die „Passage d’Orteig“ angegeben. Zunächst mal : die Zeiten waren korrekt… Nur dass ich mich auf einmal an einer ca. 200 m langen ausgesetzten Wand wiederfand mit Seilsicherung – aber nur ca. 10 cm Platz für die Füße. Ich hab mir dann gedacht, dass es ziemlich egal ist, ob es jetzt 50 oder wie hier eher 200 m vertikal nach unten geht. Ich hab dann Fuß neben Fuß gesetzt- immer vier Punkte sicher gehalten bevor ich einen gelöst habe, und den Schwerpunkt immer über die Füße gesetzt. Und so bin ich dann mit maximalem Adrenalin und nassgeschwitzt 200m weiter am Ende der Passage angekommen. Das brauch ich nicht nochmal. Und ich hab mich massig geärgert, dass ich das nicht habe kommen sehen.

Passage d'Orteig
Passage d’Orteig

Der Rest des Weges war schön und easy: zunächst 1000 m runter bis ins Tal zu der Straße Richtung Col du Pourtalet ,über die auch ein Jakobsweg nach Spanien führt. Und danach durch ein schönes Tal zunächst durch Buchenwälder, dann über Almwiesen zum Refuge de Pombie mit direktem Blick auf den Pic du Midi. Der See am Refuge war belagert von spanischen Tagesgästen, deren Lautstärke im Gespräch deutlich über der liegt, die ich einen ganzen Nachmittag lang für erträglich halte: ich war nämlich schon um 13.00 angekommen und hatte also massig Zeit, See und Ausblick zu genießen. Leider war es (heute ist der 15.8.- Maria Himmelfahrt) zu voll, um ein ruhiges Bad als Duschersatz zu nehmen: denn natürlich gibt es auch hier nur fließend kaltes Wasser ohne Sichtschutz…. . ( Ich habe mich dann trotzdem unter den roten Ohren der jungen Männer gewaschen…).

Sonnenuntergang am Refuge
Sonnenuntergang am Refuge de Pombie

Heute Nacht schlafe ich in den Sardinenbetten mit 7 jungen Kerls – Schulfreunden aus La Rochelle. Ich habe denen gesagt, sie sollten nicht so viel Wein trinken, damit das Schnarchen nicht so laut ausfällt…..

3. Tag- Refuge Migouelou – Refuge Arremoulit (2272 m): 10km: 600m+ / 600m-

Lac d‘Artouste

Mittwoch, 14.August 2019

Bei strahlendem Sonnenschein bin ich heute Morgen zu meiner coolen Halbtagesetappe aufgebrochen. Die Wege bestehen aus einem Schild, das die Richtung und ungefähre Wanderzeit angibt – und dann folgt man Fußspuren und ab und zu einem Steinmännchen. Die Wanderwege sind schon als solche ordentlich angelegt – nur sind sie manchmal,  so ganz ohne Wanderzeichen, nicht so ganz eindeutig zu finden: Bei gutem Wetter, Karte und GPS hatte ich bislang allerdings noch kein echtes Problem. Zunächst ging es 300m zum Col d‘ Artouste hoch, wo es mir gelungen ist, für einige Minuten Netz zu haben und mit meiner Mutter zu telefonieren und zwei SMS zu schreiben mit dem Inhalt, dass die moderne Kommunikation hier noch nicht angekommen ist… 

Le petit train d‘Artouste

Dann ging es durch eine phantastische Berglandschaft zum Endpunkt einer Schmalspurbahn auf 1900m, die zum Bau der Talsperre angelegt wurde und jetzt als Touristenbahn fungiert. Insofern liegt das kleine Refuge des französischen Alpenvereins nicht völlig aus der Welt. Tagsüber kommen viele Tagestouristen die 90- minütige Wanderung hoch, aber abends sind hier an dem kleinen Stausee nur noch die 30 bis 40 Übernachtungsgäste übrig. Aber – nach Angaben der Hüttenwirtin – ist es das einzige nicht renovierte Refuge des CAF. Kaltes Wasser und als Luxus etwas  lauwarmes aus sonngewärmtem Schlauch hinter dem Haus (ohne Sichtschutz), 50 m daneben Plumpsklo ( ihr erinnert euch an die französischen Autobahn – Toiletten ?) und ein Sardinenschlafsaal mit  Bettenbreite 60cm. Ich habe wieder den Bergsee vorgezogen…. Ach so, natürlich auch nicht genug Strom für unsere Smartphones- so wird sogar das Blogschreiben schwierig – vom Veröffentlichen gar nicht zu reden. Aber: der Blick hier am Refuge ist phantastisch ! 

Morgen ist der Weg etwas weiter : ich werde mich dem Pic du Midi von Süden her nähern uns dabei zunächst mal 1000m absteigen, um  bis auf 1300m ins Tal zu gelangen – das Refuge liegt wieder auf 2100 m!

2.Tag Arrens Marsous – Refuge Migouelou (2287m) : ca. 10 km, 1300 m +/300m-

über den Wolken – Réfuge de Migouelou

Dienstag, 13.August 2019

Heute morgen habe ich um 8.15 den regionalen Kleinbus nach Arrens -Marsous genommen: den muss man vorbestellen, um dann für 2€ mitfahren zu können. Um 8 km Straße bis zum Stausee zu sparen, bin ich getrampt und hatte das Glück, dass mich ein Ehepaar aus Paris bis zum Ausgangspunkt der Wanderung am Lac du Tech mitgenommen hat.

Ausgangspunkt der Wanderung am Lac du Tech

Nur – das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig: Aufstieg von 1200 m im Nebel ! Die einzigen Bilder sind Blumen mit Regentropfen und schemenhaft erkennbare Bäume. Erst kurz vor dem Lac Pouey Laun auf 2300 m Höhe reißt der Himmel auf und die Fotomotive erscheinen. Klar. Das ist der Platz für die Mittagsrast ! Aber schon kurz vorher und vor allem auch danach habe ich das Problem , dass ich total k.o bin bin schon beim geringsten Anstieg. Ich kann mir das nur mit fehlender Akklimatistion aufgrund der Höhe vorstellen : 2500 m Höhe ohne Training sind schon ziemlich viel . Hoffentlich geht’s morgen besser. Ich bin dann nach dem See noch 200 Meter aufgestiegen und dann wieder 300 m runter zur Talsperre, an der das Refuge liegt. Und jetzt ein total fauler Restnachmittag in der Sonne an der Hütte.. Ich bin nur wegen meiner elektrischen Geräte etwas beunruhigt: Nur eine Steckdose in der Küche des Hüttenwirts – und sowohl der Fotoapparat wie auch das Smartphone könnten eine Energiespritze vertragen … wenn auch die Konsequenzen dieser Aktion gering sind, da es heute und wahrscheinlich in den Tagen überhaupt kein Netz geben wird. Wie Anno dazumal !!!!

auch Regen kann fotogen sein…

So hab ich mich dann auch am Ende des faulen Nachmittags gefühlt, den ich lesend in der Sonne auf der Terrasse des Refuge verbracht habe : da habe ich nach den Waschräumen gefragt (es sind immerhin 35 Leute auf der Hütte) . Und die Hüttenwirtin zeigte mir das (!) Waschbecken mit kaltem Wasser und die (!) Toilette – das alles mit der Bemerkung, ich sollte doch besser den See versuchen…. (hab ich gemacht – einschließlich Haare waschen – es hat doch schließlich nur zwei Tage geregnet ???? ).
So, morgen ist ein cooler Wandertag angesagt- der Nachmittag wird wahrscheinlich wieder zur freien Verfügung sein…

1.Tag: Reisetag nach Lourdes

Lourdes
Lourdes

Montag, 12.August 2019

Ich bin doch lernfähig ! Ich habe es geschafft, heute ohne Stress am richtigen (!) Flughafen in Charleroi zu sein. (Für die Nicht- Eingeweihten: vor 2 Jahren habe ich meinen Sommerurlaub in Schottland selbst gecancelt, indem ich statt nach Charleroi („Brüssel- Süd“) nach Brüssel Zaventem gefahren bin …). Aber heute ist alles richtig: den Parkplatz schnell gefunden, Flug zwar mit einstündiger Verspätung ( Ryanair ..) aber dafür dann reibungslose Weiterfahrt mit Bus und Zug nach Lourdes, so dass ich kurz vor 18.00 in meinem Airbnb bei Julien und Simon direkt am Bahnhof angekommen bin. Netter Empfang, schönes Zimmer – dann auf in den Ort.

Marienwallfahrtsorte sind nicht so mein Ding. Und ich wäre sicher nicht nach Lourdes gefahren, wenn das nicht direkt auf dem Weg zum Nationalpark der Pyrenäen läge – aber wenn ich schon in der Nähe bin… . Es ist natürlich nicht ganz fair, einen Ort nach dem Eindruck eines Abends zu beurteilen-  aber morgen geht’s halt weiter in die Berge. Wohin in Lourdes ? Die Auswahlmöglichkeiten sind da etwas begrenzt: also auf zum Sanctuaire ! Auf dem Weg dahin hatte man das Gefühl, dass die eine Hälfte der Häuser aus Andenkenläden besteht, die allesamt Anwärter auf den ersten Preis beim Wettbewerb „Kitsch as Kitsch can“ sein könnten. In der anderen Hälfte der Häuser befinden sich Hotels mit den so überaus originellen Namen wie „Vatican“ „Christ- Roi“ oder „La Croix“.   Ich war vor einigen Wochen in Taizé, so dass mir der Unterschied des Publikums besonders auffiel: Auch hier kamen die Besucher aus aller Herren Länder, vielleicht sogar noch mehr aus Afrika, Indien und Lateinamerika. Aber (für die Europäer kann ich das, denke ich, beurteilen): viele der  Pilger hier scheinen viel konservativer und traditioneller zu sein als in Taizé– was sich nicht nur an der gut besuchten traditionellen lateinischen Messe zeigt.  Und diese Architektur : als ob das Ancien Régime und der vorkonziliare französische Katholizismus noch mal seine ganze Macht zeigen wollten !  Auf einmal hab ich gemerkt, dass ich total angespannt bin und mich das Ambiente heftig stresst – der einzige für mich erträgliche Ort war die kleine, moderne Anbetungskapelle, in die ich mich dann für einige ruhige Minuten gesetzt habe.

Lichterprozession
Lichterprozession

Abendessen gab’s dann in einem kleinen afrikanischen Restaurant : wenn sich auch herausstellte, dass von der großen Speisekarte eigentlich nur ein Gericht erhältlich war-  Kochbananen, Hirse und Hühnchen: das war aber sehr lecker !  Zum Schluss wurde ich doch wieder etwas mit Lourdes versöhnt: wenn auch die Lichterprozession natürlich nur das Gefühl anspricht, hat mir dieses abendliche Mariengebet doch gut gefallen. Es ist mir sogar gelungen, an den jungen Männern mit Stoppelhaarschnitt und dem Schild ,Legio Mariae‘ halbwegs vorbeizugucken. Morgen früh geht’s in den Nationalpark – hoffentlich hängen die Wolken nicht zu tief…. 

🚶 2019 Pyrenäen – im Béarn rund um den Pic du Midi d’Ossau

Lac d’Ayous

Einfache Bergwanderung
im Nationalpark der Pyrenäen
rund um den Pic du Midi d’Ossau:
Seen, Berge und tolles Wetter- ein Genuss!

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

Camino Portugues 2018 -Tag 13 : Santiago !!!

Die Kathedrale in Santiago de Compostela

4. Oktober 2018

vor dem Pilgermuseum

Heute morgen um 8.00 die deutsche Messe in der Seitenkapelle der Kathedrale: ca. 30 Menschen sind da. Entspannt freundlicher Ton-  die meisten sind Pilger, die in den letzten Tagen in Santiago angekommen sind.
Großartig zu schreiben gibt es heute nichts – fauler Tag, ich lasse mich nach ausgiebigem Frühstück einfach durch die Stadt treiben, besuche viele der  unzähligen Andenkenläden und kaufe hoffentlich nicht allzu unsinniges Zeugs ein.

im Abendlicht

Ganz plötzlich steht im Gewühl der Menschen auf einmal Sonja mit ihren Eltern vor mir. Die sind gerade erst angekommen und kommen gerade aus der Pilgermesse (heute mit dem riesigen Weihrauchfass – hab ich mich geärgert, dass ich gestern in der Messe war !). Gemeinsames Essen : Es gibt  Pinchos – das sind kleine Häppchen auf Brot, die man sich wie Tapas an der Theke selbst aussucht. Sehr lecker.
Am Nachmittag dann wieder chillen und kurz ins Pilgermuseum , bevor wir uns – wie wir es auf dem Camino ausgemacht hatten –  vor der Kathedrale zum gemeinsamen Abschiedsessen getroffen haben. Es waren viele da, mit denen ich die letzten 10 Tage geteilt habe ! Nach dem Essen auf dem Rückweg ins Hotel noch ein Blick auf die Kathedrale und dann ins Bett.

Morgen zu nachtschlafender Zeit – selbst die Busse fahren noch nicht- bringt mich ein Taxi zum Flughafen, von wo es dann über Madrid  und Brüssel nach Hause geht.
Aber vielleicht geht die Geschichte ja weiter – es gibt so viel Wege nach Santiago !

 

Camino Portugues 2018 -Tag 12: Herbón – Santiago (ca. 30 km)

Colegiada de Sta. Maria de Iria Flavia

3.Oktober 2018

Nach dem gemeinsamen Frühstück (erinnert wieder an das Frühstück auf einer Berghütte) dann die letzte Etappe nach Santiago. Es ist (zunächst) angenehm kühl – eigentlich perfekte Wanderbedingungen. Aber heute geht der Weg wirklich fast ausnahmslos über Asphalt. Zwar teilweise durch kleine Dörfer aber eben auch über große Nationalstraßen. Da meine Füße diesen harten Untergrund immer noch nicht mögen (das liegt natürlich auch daran, dass ich den Weg mit Bergstiefeln statt in Turnschuhen gehe), läuft mein Smartphone auf der Suche nach fußfreundlicheren Alternativen wieder ganz schön heiß.


Rückblickend empfinde ich meinen und den Weg der anderen wie Fäden, die im Laufe der Tage zusammenlaufen und zu einem Seil werden, das die Gemeinschaft bildet. Immer mehr Wege und damit Menschen kommen im Laufe des Weges hinzu, bis dieses dicke Tau dann zur Kathedrale in Santiago führt. Aber noch etwas habe ich gesehen: auf dem Weg kommt man – schon aufgrund der unterschiedlichen Gehgeschwindigkeiten – mit ganz vielen Menschen ins Gespräch: Mal nur für einen Gruß, mal für den kurzen Austausch ,woher kommst du und wie weit gehst du heute‘ , oft aber auch für längere und tiefer gehende Gespräche. Aber immer ist es völlig normal, dann einfach weiter zu gehen, in anderem Tempo oder einfach für eine Rast alleine anzuhalten. Das verletzt niemanden, führt zu keinen Missverständnissen – ist völlig normal. Vielleicht könnte das doch ein Beispiel im Leben sein, dass es auch dort möglich sein sollte, eine Sache zu beenden ohne schlechtes Gewissen  – um frei Neues beginnen zu können ?

kleine schattige Abschnitte abseits des Weges

Einige Male, unter anderem beim Weg in die Innenstadt von Santiago gelingt es mir wirklich, schöne alternative Wege durch den Wald oder am Bachufer zu finden. Einmal bin ich dabei allerdings auch mitten in einem Gestrüpp von mannshohen Brombeerranken gelandet. In zwei Tagen hab ich sowieso wieder lange Hosen an – dann sieht man die Kratzer nicht….

ganz plötzlich: Die Kathedrale

Wie gesagt, fast unvermittelt stand ich dann auf einmal vor dieser gewaltigen Fassade der Kathedrale. Ein unglaublicher Anblick ! Und mit mir viele kleine Gruppen von Pilgern – sitzend, stehend mit Blick auf dieses Bauwerk. Und auf einmal – für mich total ungewöhnlich, ich hatte das Gefühl mich selbst nicht mehr zu kennen – hatte ich Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals. Ausgerechnet ich, die ich die ganze Zeit behauptet hatte, der Camino sei ein Weg wie jeder andere ….
Ok, genug davon. In Santiago dann zur Pension (gestern mit Booking gebucht, da ich entschiedene Lust auf ein Einzelzimmer und keinen Schlafsaal habe), wo ich beim Einchecken eine mir bekannte Stimme im Hintergrund höre – Bruno ! Klar, dass wir den Stadtbummel und das Abendessen gemeinsam gemacht haben. Ich war dann abends noch in der (ziemlich unpersönlich traditionellen) Pilgermesse – mit geschätzt etwa  600 weiteren Pilgern. Morgen habe ich dann einen ganzen Tag für Santiago – mal sehen, ob mir noch andere Bekannte der letzten 10 Tage über den Weg laufen….

Camino Portugues 2018 -Tag 11: Caldas des Reis – Hebrón (23 km)

2. Oktober 2018

Warum stehen die jetzt alle vor sechs Uhr auf, wenn doch erst um halb neun die Sonne aufgeht ? Aber ich war sowieso wach, da ich nur meinen dünnen Hüttenschlafsack mithabe und es inzwischen nachts doch ganz empfindlich kalt ist. Ach ja, ich vergaß: in spanischen Albergues gibt es keine Wolldecken… Ich also auch in die Senkrechte und dann zum Frühstück in die nächste Bar, in  der ich die Dämmerung bei Milchkaffee und Croissants abgewartet habe. Heute ist die Wegführung besser: schöne Waldwege, wenig Asphalt und vor allem am Morgen längst nicht mehr so heiß. Die Spanier und Koreaner sind heute Morgen sogar mit langer Hose, eng zugeschnürtem Kapuzenpulli und Handschuhen unterwegs. Aber wenn ab 11 Uhr die Sonne Kraft bekommt, wird es doch wieder heiß. Wir hatten den ganzen Weg über keinen Regen – sehr ungewöhnlich – die Leute erzählen auch, dass die Weintrauben deswegen eintrocknen..

 Padrón
Padrón

Ich war gut zu Fuß und bin schon vor 12 Uhr  – zusammen mit Sonja und ihren Eltern, die ich erneut auf dem Weg getroffen habe, in Padrón angekommen. Ich wollte mir noch etwas genauer diesen Ort angucken, von dem es in der Legende heißt, dass hier der Leichnam von Jakobus an Land gebracht und nach Santiago gefahren wurde. Gerade will ich meine Besichtigungstour starten – wer kommt mir entgegen ? Bruno !  Vor 3 Tagen meinte Hermes, der Schweizer zu mir, dass er bei solchen Begegnungen nicht an Zufälle glaube und ich habe gelacht. Aber heute ? Bruno war nach seinem erzwungenen Ruhetag immer ein Albergue vor mir gewesen und ist dann die 6 km Umweg über das Kloster in Herbón (in dem ich heute Abend übernachten will) gegangen, um es sich anzugucken. Und jetzt wollte er gerade weiter…. Na ja, wir haben erstmal  Tapas zu Mittag gegessen  (kleine gegrillte Paprika aus Padrón mit Salz, die Spezialität der Gegend ). Er ist dann weiter Richtung Santiago und ich habe mir die Kirchen und den Wallfahrtsort zum kleinen Santiago auf dem Berg angesehen und bin dann langsam zum Kloster nach Herbón weiter.

wir müssen warten :die Pforte des Klosters öffnet ert um 16.00

Hier ist eine Atmosphäre die – ähnlich einer Berghütte –  absolute Ruhe und Gemeinschaft ausstrahlt. Zum Schlafen kleine Zellen, in denen wahrscheinlich früher die Seminaristen  gelebt haben. Inzwischen leben nur noch vier Franziskaner hier und das Albergue wird – wie fast überall – von einer säkularen Jakobsgesellschaft geführt.
Vor dem Abend noch ein Bad im Fluss und zum Abschluss eine beeindruckende Pilgermesse im Kloster mit einem Segen in allen anwesenden Sprachen : Slowenisch, Polnisch, Englisch , Schwedisch , Spanisch, Italienisch und deutsch… .

Der Segen aus der Pilgermesse