🚴 Fronleichnam 2025 – Tag 3: mit dem Rad von Aachen nach Trier

von Kyllburg nach Trier, 60 km

Sonntag, 22.Juni 2025

Ich möchte im Laufe des Vormittags in Trier sein, um wenigstens etwas Zeit in der Stadt zu haben und nicht sofort zum Bahnhof hetzen zu müssen. Denn wir kennen ja die Bahn …. Eigentlich ist es von Aachen aus nicht sehr weit nach Trier. Schlappe 125 km Luftlinie, mit dem Rad waren es  – zur Vermeidung der Höhenmeter – 230 km . Aber die Deutsche Bahn… Seit der Flut 2021 ist die Eifelstrecke von Trier nach Köln gesperrt. Das bedeutet,  dass  ich über Koblenz und Köln nach Aachen reise – mit 2 Umstiegen, macht 350 km und 4,5 Stunden. Das Auto braucht weniger als die Hälfte der Zeit.

Blick zurück auf Kyllburg

Also bin ich richtig früh, so um 6.30, aufgestanden und schon kurz nach 7 Uhr vor dem Frühstück losgefahren. Flussradweg ….. Zunächst gab es einen knackigen Anstieg über ca. 2 km, der mich zum Schieben gezwungen hat. Bin ich müde von den letzten anstrengenden Tagen, bin ich völlig außer Form oder ist der Weg einfach schwierig ? Oder brauch ich Frühstück ? Das gibt’s dann mit den Resten aus meiner Picknickdose so gegen 8.30. Heute ist Sonntag, alles zu, und Bäckereien gibt’s hier am Ende der Welt sowieso nicht.

Insgesamt sind die ersten 20 km heute eher fordernd – es gibt immer wieder kräftige Anstiege, auch wenn es im Endeffekt natürlich bergab Richtung  Mosel geht.

Glücklicherweise kann man  die Umleitungen, die noch alle seit der großen Flut ausgeschildert  sind, inzwischen meist  ignorieren. Das spart Höhenmeter. Nette Radler haben diese Info der Dame an der Rezeption des Campings in Kyllburg weitergegeben. Und damit mir. Vielen Dank.

Überall  sieht man noch Folgen und Wiederaufbau nach der Flut: teilweise muss die ganze Bahntrasse erneuert und müssen ganz neue Dämme gebaut werden !

Landschaftlich ist das Kylltal wirklich ein Genuss:  Wälder, enge Klippen, weite Wiesentäler – einfach  genial! Zum Schluss dann noch die Mosel entlang – und ich bin um 11.00 in Trier.

der Hauptmarkt in Trier

Kurz in den Dom, ein Blick auf die Porta Nigra und zur Messe in die Liebfrauenkirche. Dann das „end of the tour“ Eis: Joghurtbecher mit frischen Erdbeeren  und um 13.30 zunächst unproblematisch bis Koblenz. Aber dann !!!  Eine defekte Oberleitung bei Remagen bewirkt, dass kein Zug mehr fährt. Rechtsrheinisch ist sowieso wegen Bauarbeiten gesperrt.

Nadlöhr Bahnhof Koblenz

Schienenersatzverkehr kommt mit Fahrrad nicht infrage.
Da habe ich – in all dem Chaos auf dem Bahnsteig – eine höchst ungewöhnliche Begegnung (der dritten Art…?): Irene, die ich vor einigen Wochen in der Türkei kennengelernt habe und mit der ich einen Teil der Tour gewandert bin, läuft kurz vor mir mit ihrem Fahrrad über den Bahnsteig und redet auf den Schaffner ein, um für sich einen Fahrradplatz im ICE zu klären (sie hat es geschafft…). Erstaunen, dicke Umarmung und leider nur kurzes Gespräch, da der ICE gleich wieder fahren soll. Aber das heißt doch, dass wir und noch mal treffen müssen !!
Ich brauche für mich selbst einen Platz im Nahverkehrszug – und das ist mindestens genau so schwierig! Nach weit mehr als einer zusätzlichen Stunde Wartezeit bin ich mit Glück und viel Ellenbogen  nach insgesamt 4 Stunden auf dem Bahnsteig im Zug gelandet.3 Stunden später war ich in Aachen. So, jetzt geh ich um 23.00 nach 10 Stunden Fahrt ins Bett. Wie gesagt: Luftlinie 125 km….


🚴 Fronleichnam 2025 – Tag 2: mit dem Rad von Aachen nach Trier

von Bütgenbach nach Kyllburg, 90 km

Samstag, 21.Juni 2025

Es ist wieder ein strahlender Sommertag, die Vögel singen und so habe ich überhaupt keine Probleme, mich aus dem Zelt zu schälen und bin schon vor 8.00  auf der Bahntrasse nach Westen unterwegs.  Zunächst ist Stopp in Büllingen zum Frühstück in einer kleinen Bäckerei.

Vennquerbahn – nahe Losheim/ Grenze

Dann steigt die Bahntrasse bis zum höhstgelegenen belgischen Haltepunkt nahe Honsfeld an und überquert die Grenze bei Losheim.  In Rekordzeit wurde die Bahn ab 1904 geplant und dann  1909-1912 gebaut: zweigleisig,  mit nur geringen Steigungen und kilometerlangen Bahnsteigen. Perfekt zum Truppenaufmarsch geeignet. Bis in die  50er des 20. Jhs wurde die Strecke gut genutzt. Dann fielen die Fahrgastzahlen und der politische Wille ließ nach : zB  gab es Personenzüge auf belgischer Seite Mo, Mi und Fr und in Deutschland bis Grenze  Di und Do …..  . Auch die verbliebene Güterstrecke wurde 2003 endgültig stillgelegt – obwohl sie erst 15 Jahre zuvor auf Wunsch der NATO für Transporte zum Truppenübungsplatz Elsenborn aufwendig saniert worden war. Mich freut’s – so habe ich einen einfach zu fahrenden Weg durch die sonst arg hügelige Gegend…

Am Stausee Kronenburg gibt es eine öffentliche Badestelle: es ist schon heiß – also nichts wie ins Wasser!  Dann kämpfe ich mich die 100 Höhenmeter zum kleinen pittoresken mittelalterlichen Dorf Kronenburg hoch und bin erst um 10.30 wieder zurück auf der Bahntrasse.

Immer bergab – ich  komme auf mehr als 25 km/h ! In Jünkerath frische ich den Proviant im Lidl  mit Erdbeeren,  Brot und Käse auf und folge ab jetzt dem Kyllradweg nach Gerolstein: d.h., dass es auf Wirtschaftswegen immer kurz kräftig bergauf und wieder bergab geht.

Bolsdorf: Bauernhofeis zum Sebstbezahlen

Ich komme nach Bolsdorf. Das kenn ich doch! Ja, auf dem Eifelsteig bin ich an dem alten Backhaus vorbeigekommen. Heute werden dort „Bauernhofeis“ und andere Köstlichkeiten verkauft. Das Geld soll man einfach in die Kasse legen oder per Paypal zahlen. Das Eis schmeckt super zu meinen Erdbeeren  … Dann geht’s weiter zunächst noch in stetem Auf und Ab: erst nach  Gerolstein wird es flacher.

Kyllburg ist ein gutes Etappenziel: 90 km sind genug und es gibt einen netten kleinen familiären  Campingplatz direkt an der Kyll. Er ist ausgebucht aber für  Fahrradfahrer ist immer Platz. Ich bade in der Kyll, fotografiere höchst attraktive blaue Libellen- und muss feststellen, dass das Ladegerät für die Kamera zu Hause liegt. Mist! Nach Pizza im Dorf (und Eifeler Landbier vom Fass beim Warten aufs Essen) bin ich danach schachmatt.  Morgen geht’s nach Trier!

🚴 Fronleichnam 2025 – Tag 1: mit dem Rad von Aachen nach Trier

Freitag, 20.Juni 2025

Ich wollte  an diesem  langen WE  eigentlich die Entdeckungsreise durch Belgien fortsetzen, bei der  ich  2023 bis in die  Nähe  der französischen Grenze  gekommen bin.

“ und dann muss man ja auch noch Zeit haben , einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen“

Aber …. Ich habe am  Freitag keinen Wecker gestellt (wäre ja auch eine Zumutung an einem freien Tag… ) – und habe prompt so verschlafen,  dass ich erst am Nachmittag in Thuin angekommen wäre.

So habe ich kurzentschossen meine Sachen gepackt und den Vennbahnradweg gewählt. Mit Auto und Rad zur Praxis und dann geht’s los. Der schwierigste Part heute war, den Einstieg in den Weg  zu finden (er ist in der Nähe der Montessori– Schule): danach war es ausreichend, den Schildern zu folgen. Ich bin den Vennbahnradweg ja schon einmal gefahren, aber ich  konnte mich nicht mehr daran erinnern,  dass es bis Monschau quasi ununterbrochen bergauf geht. Jetzt weiß ich es wieder…

Bahnhof in Raeren

Es ist heiß heute und auf dem Weg kommt mir die Idee, dass ein Bad im Bütgenbacher See heute  einfach perfekt wäre. Und der Campingplatz in Worriken direkt am See ist mit 80 km Entfernung  ebenfalls ideal.

Abends beim Abendessen im Restaurant des Campings bei einem leckeren Burger mit Hoegaarden vom Fass entdecke ich, dass die Bahntrasse in Bütgenbach zur Vennquerbahn gehört und nach Jünkerath führt. Und von da aus läuft der Kyllradweg nach Trier. Die Entfernungen passen auch – und somit habe ich meine Strecke für das WE gefunden !

Leider ist die direkte Bahnstrecke Köln- Trier seit dem Hochwasser 2021 außer Betrieb und ich habe gelesen, dass die Teile des Kyllradweges, die direkt am Wasser verlaufen auch noch nicht wieder befahrbar sind. Und Bahntrassen sind schon normalerweise viel weniger anstrengend als Flussradwege, die teilweis auch auf halber Höhe mit viel Steigungen ausgeschildert sind… Aber ich war zuletzt 2013 in Trier,  und da wäre es ja doch mal wieder Zeit ….

🚴 Fronleichnam 2025: mit dem Rad von Aachen nach Trier

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… zunächst über den Vennbahnradweg, dann über die Vennquerbahn und zuletzt durchs Kylltal zur Mosel nach Trier

was tun,
wenn man drei freie Tage hat ?
Ich habe sie genutzt, um erneut (nach 2013 )
mit dem Rad von Aachen nach Trier zu fahren.
Bei warmem Sommerwetter ging es durch eine ruhige Eifellandschaft
über Bahn- und Flussradwege mit Badespots
und schönen Campingplätzen.
Nur die Rückfahrt mit der DB war weniger erquicklich ….

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläreZusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

Karte und Track der Wanderung

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 13

Rückfahrt von Moistrana über Jesenice nach Aachen

Donnerstag, 13. April 2023

Heute Morgen bei meinem kleinem Frühstück im Hostel mit Blick aus dem Fenster – dabei ein Dank an Clara und Sonja für Kaffee, Brot und Honig – stelle ich fest, dass ich schon zum zweiten Mal richtig Schwein mit meinem Osterurlaub habe: auch im letzten Jahr auf Korsika setzte der Regen pünktlich nach der letzten Etappe ein …
Ein Punkt nervt mich schon seit Tagen, oder besser gesagt, ich habe ihn weitgehend ad acta gelegt, da ich das Problem auf der Wanderung sowieso nicht lösen konnte. Ich hatte die Rückfahrt so schön geplant: ich fahre Donnerstagmittag mit dem EC von Jesenice nach München und nehme dort den einzigen durchgehenden Nachtzug nach Köln. Aber – wie habe ich das so schön auf Dagmars Geburtstag gelernt: „Planung ersetzt Zufall durch Irrtum“. Oder nach meinem persönlichen Wahlspruch: „ Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“.


Die so schön gebuchte Verbindung existiert nicht mehr. Bei Abfahrt Donnerstagmittag wird mir ein 3- stündiger nächtlicher Aufenthalt auf dem Salzburger Bahnhof angeboten… keine gute Idee. Also habe ich mir schon vor einigen Tagen eine Verbindung mit Abfahrt vormittags in Jesenice rausgesucht. So habe ich zwar die Wanderung etwas verkürzt, aber die nächtliche Wartezeit zwischen 1 Uhr und 4 Uhr nachts wäre zu ätzend. Umbuchen konnte ich das auf der Tour natürlich nicht – mal sehen, was die Kontrolleure sagen.. .
Die Fahrt ist problemlos verlaufen. Ich war wirklich- wie vorgesehen – kurz nach Mitternacht in Aachen, bin zu Fuß zur Praxis und da stand schon der VW Bus. Perfekt – und eigentlich viel besser, als die Nacht im ICE zu verbringen.
Harmonischer Abschluss einer gelungenen Tour!

so, alles gewaschen und gelüftet – bis zum nächsten Mal!

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 12

von Trenta über Kranjska Gora nach Mojstrana (22 km 1200m bergauf, 1190m bergab)

Mittwoch, 12. April 2023

Ist das kalt – und durch den Tau auch noch ziemlich nass ! Glücklicherweise gibt es im Camping heißen Kaffee zum Wärmen und für die Lebensgeister. So wandere ich nach dieser Stärkung zunächst mit nur leichter Steigung bergauf zur Soĉa Quelle – den letzten Kilometer lasse ich den Rucksack am Weg zurück.

Im letzten Abschnitt wird der Weg zum Klettersteig: Als es dann nur noch mit wenigen Zentimetern Breite an der Wand entlang weiter gehen soll und ich die Altschneereste sehe, unter denen die Soĉa entspringt, geh ich nicht weiter. So viel Adrenalin scheint mir für die Quelle zu viel an Einsatz …..

Jetzt geht der Anstieg los. Heute sind es (auf der ersten und einzigen Bergetappe meiner Wanderung) 1000 Höhenmeter bergauf und bergab. Die Frage ist nur, ob ich nicht zu viel Schnee haben werde….
Bis 1400 Meter ist alles ok, dann geh ich lieber auf der Straße weiter – Bergwege und 20 cm Schnee scheint mir nicht so ganz ungefährlich…

Vrsiĉ Pass

Oben am Vrsiĉ- Pass auf 1614m ist Winter: ein eiskalter Wind, 30 cm Schnee an den Straßenrändern und nur wenige Touristen, die nach kurzen Fotos schnell wieder in ihren Autos verschwinden.
Bergab kann ich den Alpe Adria Trail ab 1400m wieder nehmen und bewundere die mit blühenden Christsternen bedeckten Hänge. Darüber hinaus Leberblünchen, Anemonen, Veilchen, Primeln – richtig Frühling. Am Nachmittag kann ich auf einer mit Krokussen übersäten Wiese sogar mein Zelt trocken.

Krokuswiesen mit Flussbett (Kalkstein – kein Schnee!)

Kleines Problem: Smartphone und Powerbank sind leer, so dass ich die letzten 5km nach grober Himmelsrichtung laufe (hat ganz gut geklappt) und leider auf dem Weg kein Bett für die Nacht buchen konnte. So habe ich mich in Kranjska Gora angekommen, erstmal zu dem obligatorischen „ End of the Tour -Kuchen“ (es gab keinen Eisbecher) in ein Kaffee gesetzt und mein Smartphone geladen. Uff. Die Hotelpreise sind an den Skiort angepasst Glücklicherweise finde ich aber auf dem Weg nach Jesenice ein Hostel – und einen Linienbus. Das Hostel ist toll. Ein großer Tisch, an dem alle sitzen können, mit

internationalen Gästen aus Bulgarien, Italien, Slowenien und Deutschland. Mit den beiden deutschen Studentinnen komme ich ins Gespräch und wir essen die gelieferte Pizza gemeinsam: sie studieren in Berlin und machen hier in Slowenien Ferien mit etwas Wandern und Sightseeing. Clara studiert Politikwissenschaft mit einem Schwerpunkt, wie man eine Gesellschaft organisieren kann, ohne klimaschädlich zu sein, Sonja Biochemie. Darüber hinaus wie immer Gespräche übers Wandern und über Touren – Clara will für 1 Jahr nach Chile – aber auch über Religion und Spirtualität. Echt interessanter Abend.
Morgen soll das Wetter umschlagen – eigentlich ein guter Zeitpunkt nach Hause zu fahren.

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 11

von Bovec nach Trenta (24 km, 570m bergauf, 380m bergab)

Dienstag, 11. April 2023

Auch heute sind mit Ausnahme von wenigen Tages-ausflüglern keine Wanderer unterwegs. Das kommt mir heute entgegen: Der Soĉa Trail ist ohne große Höhenunterschiede einfach zu laufen – aber es sind viele Wurzeln und Steine auf dem Weg, so dass ich froh bin, auf meine Füße achten zu können ohne gleichzeitig den Gegenverkehr im Auge haben zu müssen. Bei so einem Weg komme ich nicht in „Mittelgebirgsgeschwindigkeit“ vorwärts: 4.5 km pro Stunde klappen hier einfach nicht. Da muss ich mich eher an die Gehzeiten im Rother Wanderführer halten, der 7 Stunden ansetzt, was in etwa stimmt – wenn man die vielen Pausen dazu rechnet, die ich für die Fotos benötige.

Die Soĉa imponiert heute, zunächst ohne Sonne, eher smaragdgrün als türkisblau, ist aber auch so höchst fotogen. Und im Laufe des Nachmittags kommt dann doch noch die Sonne heraus.

Auf dem Weg – der Rother Führer weiß nichts davon – gibt es eine modern aufgemachte Kapelle mit Texten in slowenisch, italienisch und deutsch. Wirklich beeindruckend!

In Trenta – das sind sowieso nur eine Handvoll Häuser – dann die unangenehme Überraschung: das Touristenbüro, der Supermarkt, das Restaurant: geschlossen. Wo auch immer ich bei „Apartment“ klingele, macht entweder keiner auf oder will nicht vermieten. Eigentlich soll auch der Campingplatz geschlossen haben, aber ich versuche trotzdem zu telefonieren. Und – er hat geöffnet und es gibt sogar warme Duschen und Pizza zum Abendbrot. Genial !! Mein Zelt steht mit Blick auf die Berge – hoffentlich ist mein Schlafsack warm genug ….

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 10

von Tolmin über Kobarid nach Bovec (29 km, 890m bergauf, 680m bergab)

Montag, 10. April 2023


Wie komme ich nach Kobarid ? Den ganzen Weg zu Fuß zu gehen fällt aus – das wären fast 40 km. Aber der einzige Bus fährt erst am Abend um 21.00 – wie praktisch … .

Tolmin

Also gehe ich nach einem kleinen Frühstück mit 2 Croissants und 2 Latte Macchiato zum Kreisverkehr Richtung Korbarid und versuche auch schon auf dem Weg mit dem Daumen ein Auto anzuhalten. Fehlanzeige. Aber am Ausgang des Kreisverkehrs habe ich mehr Glück: ein Paar aus der Ukraine hält an und nimmt mich die Hälfte des Weges mit. Von da aus gehe ich maximal einen Kilometer, bis mich ein slowenisches Ehrpaar, die kein Wort englisch sprechen, bis nach Kobarid mitnehmen.
Und dann geht der Weg durchs Soĉa Tal los : eigentlich hat die Tagesetappe nur 19 km (plus die 5 km, die ich schon gelaufen bin) – nur habe ich dummerweise -wie im Mittelgebirge auch sinnvoll- die Etappe in Kilometern und nicht mit Wegstunden geplant.

Der Trail läuft aber wie an die Talwand geklebt in stetem auf und ab das Tal hinauf – und wenn er mal am Ufer entlangführt, ist er weggespült und die Tour klettert über Blockwerk. Ich komme auf 1,5 km/ Stunde …

Glücklicherweise hat dieser – zugegebenermaßen extrem schöne und aussichtsreiche Abschnitt irgendwann ein Ende und ich gehe zunächst weit oberhalb des Tales, dann auf einer kleinen Uferstraße und zuletzt in den Flussauen weiter. Aber es ist heiß, die Etappe ist lang und ich bin inzwischen ziemlich k.o.

Das Flussbett der Soĉa

Da kommt mir eine Familie, die ich beim Wandern überhole und von der ich annehme, dass sie österreichisches Deutsch spricht gerade recht: ich grüße und bekomme eine Antwort auf hochdeutsch – dann kommen wir für den Rest des Weges ins Gespräch. Sie ist als Tochter von Gastarbeitern, die aus einem kleinen Kaff hier in der Nähe kommen, in Wiesbaden aufgewachsen – heißt Elke! – und wir reden über die Diktatur des alten Jugoslawien, Sprachen, ob der Vrsic Pass zum Wandern offen ist – und wo man abends gut essen kann. Ihr Tipp war übrigens super– der Hamburger war hervorragend!
Auch in meinem Hostel gibt es interessante Gespräche: eine Holländerin, die professionell Skateboard fährt – Downhill ! – und von all diesen Funsportarten , die es hier im Dorf gibt, so angezogen ist, dass sie zzt im Hostel arbeitet, um Geld für ihr Hobby zu haben.
Ich leide definitiv nicht mehr unter Kommunikationsmangel!

inspiriert vom Alpe Adria Trail- im Frühling von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 9

von Tribil Superiore nach Tolmin ( 22 km, 910 m bergauf, 1380 m bergab)

(Oster)Sonntag, 9.April 2023

Ostersonntag! Werde ich Sonntagsspaziergänger treffen ? Ich bin schon etwas erstaunt, dass mir weder auf dem Weg noch in den Hotels oder in den Herbergen irgendwelche Wanderer begegnen. Ich bin eigentlich mit dem Alpe-Adria Trail auf einem ziemlich bekannten Weg unterwegs- und ich finde die Jahreszeit bis jetzt perfekt: Bisher kaum Regen und warm genug, um mit T- Shirt und Fleecejacke zu wandern. Aber die Saison beginnt eben erst im Mai … .

Heute morgen also Frühstück in der leeren, zum Hostel umfunktionierten alten Dorfschule und dann stieg der Weg zum Monte Cum an.

Es war noch kalt, ziemlich schattig, als ich an den Schützengräben dieses Schlachtfelds des 1. WKs ankam. Es war ein eigenartiger düsterer Ort und meine Phantasie ging mit mir durch : ich hörte fast das Maschinengewehrfeuer, die Schreie und das berstende Holz… Völlig unpassend zum Ostersonntag!

Als ich mich von da entfernte und den Berg hinabstieg änderte sich die Stimmung – jetzt sah ich die Primeln, die Veilchen, auch Krokusse auf grünen Wiesen – kurz – Frühling ! Und mir kam das berühmte Gedicht von Mörike in den Sinn:

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen. –
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen.

An den nächsten Bergen San Volfango und am Kolvarit hat sich der Spuk nicht wiederholt: ich habe zwar dort auch die Soldatenfriedhöfe gesehen, bin durch die Schützengräben und Gefechtsstellungen gegangen – der Trail führt dadurch – aber ich habe das wieder mit der gebührenden Distanz betrachteten können – jetzt ist allerdings auch Mittag und die Sonne steht hoch am Himmel … Dann 1000 Höhenmeter bergab ins Soĉa Tal nach Tolmin – zunächst über schöne, aber steile Bergwege, dann leider über Asphalt. In Tolmin gab es das günstigste Hotel für schlappe 75€ – ich habe den Campingplatz gewählt ….

Kamp Siber – Camping in Tolmin

Das bedeutet, dass ich noch mal die 2 km zurück ins Zentrum zur Abendmesse am Ostersonntag gegangen bin und jetzt hier auch gerade einen dicken Burger esse. Die Messe war übrigens auf slowenisch – einer Sprache, die meinem Empfinden nach nur aus Zischlauten besteht und von der ich kein Wort verstehe. Glücklicherweise ist die Messliturgie international und damit ist es insgesamt klar, um was es gerade geht…

inspiriert vom Alpe Adria Tril von Triest nach Norden ins Soča-Tal: Tag 8

von Castelmonte nach Tribil superiore (14,5 km, 690m bergauf, 680m bergab)

Samstag, 8.April 2023

Castelmonte ist ein ganz alter Marienwallfahrtsort, in dem heute ein Kapuzinerkloster ist. Die Kirchenbesichtigung ist heute kurz und diskret ausgefallen – es waren eine ganze Reihe Menschen in der Kirche, die auf die Beichte gewartet haben, und da wollte ich nicht allzusehr stören. Aufällig sind die sehr eindeutigen Votivbilder, die ich so bisher nur auf einer Tour durch die Pyrenäen gesehen habe.

Heute sind es glücklicherweise nur 14 km – und die ohne furchtbare Höhendifferenz. Das kommt meinen Beinmuskeln definitiv entgegen, die nach der gestrigen Etappe noch ziemlich müde sind. An sich ist der Weg schön – er führt über den Kamm oberhalb des Judro- Tals mit immer wieder schönen Ausblicken auf die andere Talseite nach Slowenien.

Unglaublich viele Feuerwanzen auf den Wegen- und wenn ich das richtig interpretiere, sind es bald noch einige mehr ….

Aber … die dauernden kleinen Anstiege sind etwas zermürbend, vor allem wenn man sieht, dass die kaum befahrene Straße parallel zum Wanderweg flach in nur 50-100m Entfernung verläuft.

Schützengräben

Der Wanderweg ist Teil des Friedenswegs, der entlang der mörderischen Frontlinie des ersten WKs verläuft. Immer wieder komme ich an den Schützengräben, den Gefechtsstellungen und Kriegsgräbern vorbei – und an Kirchen zum Gedenken… Kann man damit die Schuld wettmachen, eine ganze Generation verheizt zu haben ?

Ich bin übrigens (nicht nur heute) völlig allein auf dem Wanderweg: mir ist außerhalb der kleinen Dörfer kein Mensch begegnet. Auch heute im „Ostello di finestra“ in Tribil superiore bin ich alleine. Das Hostel (oder Hotel) ist in der alten Dorfschule untergebracht. Bei Ankunft ist das Hostel geöffnet und mein Name steht an der Zimmertür, so dass ich mich schon mal breit machen kann.

Gegen 18.00 kam die Köchin, um mein Menü zuzubereiten (war übrigens sehr lecker). Ich war ziemlich überrascht: sie spricht sehr gut englisch, hat dann aber – als sie hörte, dass ich in der Wallonie wohne – in fließendes Französisch gewechselt. Des Rätsels Lösung: sie ist in Lausanne aufgewachsen, hat als Au-pair in England gearbeitet. Ihre Mutter stammt hier aus Friaul, so dass sie italienisch und ein slowenisches Platt spricht, da die Gegend hier oben an der Grenze zweisprachig ist ….. Ach so, in der Schweiz wurde als Fremdsprache darüber hinaus noch Deutsch gelehrt ….

Sehr schade finde ich, dass es mir heute nicht gelungen ist, jemanden zu finden, der zur Osternacht ins Tal fährt. Nur mit Lektüre fehlt mir doch etwas Wesentliches ….