3. Tag- Refuge Migouelou – Refuge Arremoulit (2272 m): 10km: 600m+ / 600m-

Lac d‘Artouste

Mittwoch, 14.August 2019

Bei strahlendem Sonnenschein bin ich heute Morgen zu meiner coolen Halbtagesetappe aufgebrochen. Die Wege bestehen aus einem Schild, das die Richtung und ungefähre Wanderzeit angibt – und dann folgt man Fußspuren und ab und zu einem Steinmännchen. Die Wanderwege sind schon als solche ordentlich angelegt – nur sind sie manchmal,  so ganz ohne Wanderzeichen, nicht so ganz eindeutig zu finden: Bei gutem Wetter, Karte und GPS hatte ich bislang allerdings noch kein echtes Problem. Zunächst ging es 300m zum Col d‘ Artouste hoch, wo es mir gelungen ist, für einige Minuten Netz zu haben und mit meiner Mutter zu telefonieren und zwei SMS zu schreiben mit dem Inhalt, dass die moderne Kommunikation hier noch nicht angekommen ist… 

Le petit train d‘Artouste

Dann ging es durch eine phantastische Berglandschaft zum Endpunkt einer Schmalspurbahn auf 1900m, die zum Bau der Talsperre angelegt wurde und jetzt als Touristenbahn fungiert. Insofern liegt das kleine Refuge des französischen Alpenvereins nicht völlig aus der Welt. Tagsüber kommen viele Tagestouristen die 90- minütige Wanderung hoch, aber abends sind hier an dem kleinen Stausee nur noch die 30 bis 40 Übernachtungsgäste übrig. Aber – nach Angaben der Hüttenwirtin – ist es das einzige nicht renovierte Refuge des CAF. Kaltes Wasser und als Luxus etwas  lauwarmes aus sonngewärmtem Schlauch hinter dem Haus (ohne Sichtschutz), 50 m daneben Plumpsklo ( ihr erinnert euch an die französischen Autobahn – Toiletten ?) und ein Sardinenschlafsaal mit  Bettenbreite 60cm. Ich habe wieder den Bergsee vorgezogen…. Ach so, natürlich auch nicht genug Strom für unsere Smartphones- so wird sogar das Blogschreiben schwierig – vom Veröffentlichen gar nicht zu reden. Aber: der Blick hier am Refuge ist phantastisch ! 

Morgen ist der Weg etwas weiter : ich werde mich dem Pic du Midi von Süden her nähern uns dabei zunächst mal 1000m absteigen, um  bis auf 1300m ins Tal zu gelangen – das Refuge liegt wieder auf 2100 m!

2.Tag Arrens Marsous – Refuge Migouelou (2287m) : ca. 10 km, 1300 m +/300m-

über den Wolken – Réfuge de Migouelou

Dienstag, 13.August 2019

Heute morgen habe ich um 8.15 den regionalen Kleinbus nach Arrens -Marsous genommen: den muss man vorbestellen, um dann für 2€ mitfahren zu können. Um 8 km Straße bis zum Stausee zu sparen, bin ich getrampt und hatte das Glück, dass mich ein Ehepaar aus Paris bis zum Ausgangspunkt der Wanderung am Lac du Tech mitgenommen hat.

Ausgangspunkt der Wanderung am Lac du Tech

Nur – das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig: Aufstieg von 1200 m im Nebel ! Die einzigen Bilder sind Blumen mit Regentropfen und schemenhaft erkennbare Bäume. Erst kurz vor dem Lac Pouey Laun auf 2300 m Höhe reißt der Himmel auf und die Fotomotive erscheinen. Klar. Das ist der Platz für die Mittagsrast ! Aber schon kurz vorher und vor allem auch danach habe ich das Problem , dass ich total k.o bin bin schon beim geringsten Anstieg. Ich kann mir das nur mit fehlender Akklimatistion aufgrund der Höhe vorstellen : 2500 m Höhe ohne Training sind schon ziemlich viel . Hoffentlich geht’s morgen besser. Ich bin dann nach dem See noch 200 Meter aufgestiegen und dann wieder 300 m runter zur Talsperre, an der das Refuge liegt. Und jetzt ein total fauler Restnachmittag in der Sonne an der Hütte.. Ich bin nur wegen meiner elektrischen Geräte etwas beunruhigt: Nur eine Steckdose in der Küche des Hüttenwirts – und sowohl der Fotoapparat wie auch das Smartphone könnten eine Energiespritze vertragen … wenn auch die Konsequenzen dieser Aktion gering sind, da es heute und wahrscheinlich in den Tagen überhaupt kein Netz geben wird. Wie Anno dazumal !!!!

auch Regen kann fotogen sein…

So hab ich mich dann auch am Ende des faulen Nachmittags gefühlt, den ich lesend in der Sonne auf der Terrasse des Refuge verbracht habe : da habe ich nach den Waschräumen gefragt (es sind immerhin 35 Leute auf der Hütte) . Und die Hüttenwirtin zeigte mir das (!) Waschbecken mit kaltem Wasser und die (!) Toilette – das alles mit der Bemerkung, ich sollte doch besser den See versuchen…. (hab ich gemacht – einschließlich Haare waschen – es hat doch schließlich nur zwei Tage geregnet ???? ).
So, morgen ist ein cooler Wandertag angesagt- der Nachmittag wird wahrscheinlich wieder zur freien Verfügung sein…

1.Tag: Reisetag nach Lourdes

Lourdes
Lourdes

Montag, 12.August 2019

Ich bin doch lernfähig ! Ich habe es geschafft, heute ohne Stress am richtigen (!) Flughafen in Charleroi zu sein. (Für die Nicht- Eingeweihten: vor 2 Jahren habe ich meinen Sommerurlaub in Schottland selbst gecancelt, indem ich statt nach Charleroi („Brüssel- Süd“) nach Brüssel Zaventem gefahren bin …). Aber heute ist alles richtig: den Parkplatz schnell gefunden, Flug zwar mit einstündiger Verspätung ( Ryanair ..) aber dafür dann reibungslose Weiterfahrt mit Bus und Zug nach Lourdes, so dass ich kurz vor 18.00 in meinem Airbnb bei Julien und Simon direkt am Bahnhof angekommen bin. Netter Empfang, schönes Zimmer – dann auf in den Ort.

Marienwallfahrtsorte sind nicht so mein Ding. Und ich wäre sicher nicht nach Lourdes gefahren, wenn das nicht direkt auf dem Weg zum Nationalpark der Pyrenäen läge – aber wenn ich schon in der Nähe bin… . Es ist natürlich nicht ganz fair, einen Ort nach dem Eindruck eines Abends zu beurteilen-  aber morgen geht’s halt weiter in die Berge. Wohin in Lourdes ? Die Auswahlmöglichkeiten sind da etwas begrenzt: also auf zum Sanctuaire ! Auf dem Weg dahin hatte man das Gefühl, dass die eine Hälfte der Häuser aus Andenkenläden besteht, die allesamt Anwärter auf den ersten Preis beim Wettbewerb „Kitsch as Kitsch can“ sein könnten. In der anderen Hälfte der Häuser befinden sich Hotels mit den so überaus originellen Namen wie „Vatican“ „Christ- Roi“ oder „La Croix“.   Ich war vor einigen Wochen in Taizé, so dass mir der Unterschied des Publikums besonders auffiel: Auch hier kamen die Besucher aus aller Herren Länder, vielleicht sogar noch mehr aus Afrika, Indien und Lateinamerika. Aber (für die Europäer kann ich das, denke ich, beurteilen): viele der  Pilger hier scheinen viel konservativer und traditioneller zu sein als in Taizé– was sich nicht nur an der gut besuchten traditionellen lateinischen Messe zeigt.  Und diese Architektur : als ob das Ancien Régime und der vorkonziliare französische Katholizismus noch mal seine ganze Macht zeigen wollten !  Auf einmal hab ich gemerkt, dass ich total angespannt bin und mich das Ambiente heftig stresst – der einzige für mich erträgliche Ort war die kleine, moderne Anbetungskapelle, in die ich mich dann für einige ruhige Minuten gesetzt habe.

Lichterprozession
Lichterprozession

Abendessen gab’s dann in einem kleinen afrikanischen Restaurant : wenn sich auch herausstellte, dass von der großen Speisekarte eigentlich nur ein Gericht erhältlich war-  Kochbananen, Hirse und Hühnchen: das war aber sehr lecker !  Zum Schluss wurde ich doch wieder etwas mit Lourdes versöhnt: wenn auch die Lichterprozession natürlich nur das Gefühl anspricht, hat mir dieses abendliche Mariengebet doch gut gefallen. Es ist mir sogar gelungen, an den jungen Männern mit Stoppelhaarschnitt und dem Schild ,Legio Mariae‘ halbwegs vorbeizugucken. Morgen früh geht’s in den Nationalpark – hoffentlich hängen die Wolken nicht zu tief…. 

Tag 10: mit dem Bus nach Edinburgh und abends Rückflug nach Charleroi

Edinburgh
Edinburgh

Donnerstag, 25.April 2019

Heute wieder kein vernünftiges Frühstück da ich schon um 7.00 losgegangen bin, um den Fernbus nach Edinburgh über Glasgow zu bekommen. An der Haltestelle am Ortsausgang steigt auf einmal Karin ein (die, mit der ich bei Kingshouse die Bergwanderung gemacht habe). Sie hatte in Fort William im Hotel übernachtet – zwar etwas außerhalb, aber im Endeffekt mit einem hervorragenden Service und nicht teuer . Vielleicht beim nächsten Mal die bessere Wahl….  .

Brexiteers und Remainers

Im Bus konnten wir noch mal die Reise in umgekehrter Reihenfolge nachvollziehen – wir erinnern uns: über weite Strecken verläuft der Weg neben der Straße… Umstieg in Glasgow und Abschied von Karin – und eine gute Stunde später Ankunft in Edinburgh. Schon von weitem gefällt mir die Stadt mit der imposanten Burg auf dem Hügel inmitten der Altstadt. Viele  Geschäfte – und Mengen von Blumen und blühenden Bäumen in den Parks. Da ich nur 4 Stunden Zeit habe, habe ich mir die 15£ für die Burgbesichtigung geschenkt und bin stattdessen  ins National Museum of Scotland gegangen : hier sind die Museen umsonst – und hervorragend didaktisch aufgemacht. Ich habe mir schottische Geschichte angeguckt: von der Bronzezeit bis etwa zur Reformation.

Clarsach – Harp ( Highland-Harp) – 15. Jh

Tolle Objekte – zum Teil aus der Gegend, in der wir gewandert sind. Kunst der Pikten, der Römer, frühe christliche Kunst, Wikinger und die reformatorischen Kämpfe, die immer auch Machtspiele waren. Ich hätte noch deutlich länger bleiben können, aber Ryanair wartet nicht ( lässt aber mal wieder warten – wenn auch diesmal nur 30 Minuten). Heute am späten Abend dann noch mit dem Auto zurück nach Kelmis..
Wer sagt, dass Ende April keine gute Jahreszeit für Schottland ist ? Ich hatte riesiges Glück mit dem Wetter – stimmt. Aber der Mai ist auch der regenärmste Monat und dieses Jahr war Ostern fast im Mai. Das beste aber: um diese Jahreszeit gibt es  keine Midges !!! 

Tag 9: auf den Ben Nevis (1345m), 18 km

auf dem Ben Nevis 1345 m

Mittwoch 24.April 2019:

Ich bin heute schon um 6.30 aufgestanden, um nicht zusammen mit den Menschenmassen den Ben Nevis zu besteigen. Jemand aus dem Hostel hatte ein Taxi bestellt und ich konnte mitfahren – also schon um 7.30 am Ausgangspunkt. Das Wetter scheint o.k. , Regen ist nicht angesagt.

Langsam steige ich hoch und stündlich ziehe ich eine Jacke mehr an. Der Weg hat auf Meereshöhe begonnen und zieht sich zunächst total einfach nach oben. Erst später wird es steiler und es folgen Geröllfelder. Dann, als ich dachte, jetzt sei der Anstieg fast geschafft und das Plateau mit den letzten 150 m erreicht , wurde es ziemlich ungemütlich. Die Sonne versteckte sich in den Wolken, ein heftiger, sehr kalter  böiger Wind machte das Vorwärtskommen schwierig und der Anstieg ging weglos durch Schnee und Geröllfelder. Dazu zog Nebel auf – echt fies. Bei ein paar alten Ruinen war der Gipfel erreicht (der Usus der Gipfelkreuze existiert hier nicht), und ich war glücklich über eine spartanische, windgeschützte Biwakhütte in der Nähe der Ruinen (die sich allerdings bei jeder Böe leicht bewegte).

im Hostel

Auf dem Rückweg kamen mir dann viele Wanderer entgegen, bei deren Outfit ich mir nicht sicher war, ob sie den Weg schaffen würden. Um 14.30 war ich wieder unten, um 15.00  im Hostel – und hab erstmal eine Stunde gepennt. Dann leckeres Abendessen im Pub, zum letzten Mal schottisches Bier vom Fass. Morgen geht’s dann  mit dem Bus  nach Edinburgh.

Tag 8: Kinlochmore – Fort William (26 km)

am Hafen von Fort Williams
am Hafen von Fort Williams

Dienstag, 23.April 2019

Angekommen! Ich bin in Fort William. Wobei ich nicht weiß, warum dieser Ort jetzt was Besonderes sein soll. Eine Hauptstraße, ein paar Boote am Wasser (Fort William liegt an einem Meeresarm, einer Art Fjord) und hinter dem großen Bahnhof mit Zügen und Bussen in alle Richtungen Schottlands ein ausgedehntes Industriegebiet. Und durch dieses sollten die letzten Kilometer des West Highland Way führen… Glücklicherweise ist hier die Karte exakt genug (und es gibt genug Wege) , dass ich einen ,,Privat- Highland-Way“ über die Hügel finden konnte. Auch auf dem ersten Teil des Weges bin ich heute nicht dem WHW gefolgt: es gab einen tollen Wasserfall, den man mit etwas Kletterei erreichen konnte, und von da aus führte ein schmaler Pfad nach oben auf den offiziellen Weg- endlich mal nicht Wanderer im 20 m Abstand vor und hinter mir…. .  Aber kurz vor der Passhöhe hat mich der Weg wiedergehabt: und dann ging es etwa 3 Stunden mitten durch ein Hochtal in den Highlands : beeindruckend. Auf dem Abstieg dann den Ben Nevis – den höchsten Berg Schottlands – zur Rechten: wie ein Appetithäppchen für morgen…. . Leider führten die letzten ca. 10-15 km dann über eine breite Forststraße durch gerade abgeholztes Gelände (ich dachte, Schottland bekäme Gelder von der EU für die Aufforstung ???).

Blick auf den Ben Nevis

Mein Privatweg führte mich direkt an meinem Hostel vorbei: wieder eine total internationale Atmosphäre: Kanadier aus Quebec, Engländer, Deutsche…… Ich denke, ich bleibe da auch noch morgen und mache mich von da aus auf den Weg auf den Ben Nevis.
Was ist nun das Fazit des WHW ? Abwechslungsreicher, interessanter Weg in für mich völlig neuer Landschaft – gut zu erreichen. Richtig viel Schwein mit dem Wetter. Aber: warum dieser Weg unter den Top 20 der weltweiten Wanderwege rangiert, erschließt sich mir überhaupt nicht:  die Wegführung über viel zu viele breite, harte Forstwege und alte Militärstraßen finde ich nicht optimal. Zumindest 3 Etappen sind in unmittelbarer Nähe der Autobahn und der Bahnlinie und damit einfach zu laut. Und: jetzt über Ostern habe ich eine  wahre Völkerwanderung erlebt….

Tag 7: Kingshouse – Kinlochmore (18 km)

am „devil‘s staircase

Ostermontag, 22. April 2020

Heute Morgen wieder das Super – Frühstücksbuffet. Inzwischen habe ich mich an ,,scottish breakfast“ gewöhnt: Bohnen mit Bacon, Haggis und Ei. Am Anfang der Tour hatte ich ,, Continental breakfast“ (Brot mit Marmelade oder Müsli) bevorzugt, aber bei dem hiesigen Toast hab ich dann spätestens 2 Stunden später wieder Hunger… . Nach dem Frühstück vorbei an ,,meinem Berg“ von gestern und dann – endlich abseits der Straße! – in die Highlands hoch: Moor, Heide, Seen – nur das mit dem menschenleer müssen wir noch mal üben (es ist halt Ostern). Aber das Wetter ist bei strahlendem Sonnenschein wirklich osterwürdig.

Stob Mhig Martin (715 m)

Es ist heute nicht weit und so trödel ich ziemlich rum und steige am Pass (550m) noch auf den nächsten Stob Mhig Martin (715 m), um noch einmal das  Panorama zu bewundern. Auf dem weiteren Weg bemerke ich auf einmal links eine große gelbe Rauchwolke: komisch- die Aluminiumwerke in Kinlochleven sind doch seit 30 Jahren geschlossen ?

das Moor brennt

Als ich näher komme, sehe ich, dass das Moor brennt, Der ganze Berg ist verbrannt und das Feuer schwelt und  züngelt immer weiter. Keine Absperrungen, keine Feuerwehr weit und breit. Der Weg geht ca. 200m vom Feuer entfernt vorbei- niemand beunruhigt sich. Erst am Ortseingang (das ganze spielt sich keine 2km vom Ort entfernt ab ) ein Feuerwehrwagen mit zwei tiefenentspannten Feuerwehrleuten in der Sonne… Wahrscheinlich kann man nur auf Regen warten, wenn der Torf brennt ….
Die Häuser von Kinlochleven sehen aus wie in einer Zechensiedlung: typische Arbeiterhäuser der Aluminiumwerke, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, von der Fabrikleitung gebaut : schön im Kreis um das Werk herum angelegt. Mein B&B ist in einem dieser Häuser. Ja, natürlich, der Gastgeber hat früher dort im Werk gearbeitet… . Zum Abend gutes Abendessen in einem Pub und Gespräch mit einem Engländer, der mit seinem Hund unterwegs ist und seit vielen Jahren in Schottland lebt: er hat mir einen Urlaub im CampingCar mit Aufenthalt auf den äußeren Hebriden empfohlen… . Ich glaube, so viel Urlaub können wir in  der Praxis gar nicht machen, um alle Urlaubsideen zu verwirklichen…..

Tag 6: in Kingshouse und Wanderung auf den Stob Dearg (1021 m) – 15 km

Am River Coupall entlang

Ostersonntag, 21.April 2020

Gestern habe ich mich mit Karin aus Bayern zu meiner ersten Besteigung eines ,, Munro“ verabredet. Munros sind isoliert liegende Berge, die ausreichend steil und mehr als 1000 m hoch sind. So ging es heute Morgen also auf den Stob Dearg .Wie ein Kegel steht der in der Landschaft, so dass ich zunächst dachte, dass es überhaupt keinen Weg nach oben gäbe. Aber von der Seite führte der Weg zu einer Scharte, durch die ein zwar steiler aber gut zu gehender Weg nach oben anstieg: 750 Höhenmeter auf ca 3 km….. Und oben ein phantastischer Blick – nur leider sind die Fotos bei dem Dunst nicht so gut geworden sind.

Blick vom Stob Dearg

Wieder unten (der Rückweg ging auch nicht viel schneller als der Anstieg ) bin ich dann zum Kingshouse zurück, während Karin noch zum nächsten Etappenziel weitergegangen ist. 
Das Kingshouse – ein erst seit Februar wiedereröffnetes,  ganz neu erbautes Hotel mit einigen Anlaufschwierigkeiten- im Bunkhouse wurden die Zimmer doppelt vermietets, so dass 4 Schwedinnen auf Kosten des Hauses im sündhaft teuren Hotel untergekommen sind. Ich habe nach dem Preis des Frühstücks gefragt: Antwort – ich solle einfach so essen, alles andere sei zu kompliziert…. Und heute Abend wollten sie 16Pfund  für das Frühstück haben – als ich bei dem Preis dankend abgelehnt habe, kostete es auf einmal 10 Pfund…..  Wenn auch das Essen absolut super war, können die dich bei diesem Chaos nicht allzu lange halten … 
Morgen dann die vorletzte Etappe nach Kinlochleven – ich hab gehört, dass diese Etappe besonders schön sein soll- und nicht (!) neben der Autobahn !!!

Tag 5: Tyndrum – Kingshouse Hotel (31 km)

Samstag, 20. April 2019:

Blick auf den Beinn at Dothaidh

Heute morgen, nach eher spartanischen Frühstück im Hostel (Selbstversorger- und wenn ich zu viel kaufe, habe ich wieder mehr zu schleppen…) ging es an  die längste Etappe. Strahlender Sonnenschein, schon am Morgen zwischen 15 und  20 Grad . Ideales Wanderwetter.

…wie so häufig teilt sich die alte Militärstraße (der WHW) den Weg durchs Tal mit Eisenbahn und Schnellstraße…

Der Weg ist schön – verläuft durch das weite Flusstal des Allt Kinglass (diese schottischen Namen sind ziemlich gewöhnungs- bedürftig). Tolle Blicke– jedoch wieder nicht ganz ungetrübte Freude , da die Bahn und vor allem die Autostraße in deutlich sichtbar und noch viel hörbarer Entfernung verläuft. Ruhe Fehlanzeige. Schon nach 2,5 Stunden war ich in Bridge of Orchy, dem Ort, an dem ich eigentlich übernachten wollte – wie gut, dass ich mich gestern Abend von Sarah habe überreden lassen weiterzugehen: keine Ahnung, was ich hier den ganzen Tag gemacht hätte (Langeweile ??). So ging es jetzt auf jeden Fall bergan ins Nachbartal – und damit in die relative Stille .

Military road durchs Rannoch Moor

Der Weg führt nach der Victoria Bridge über eine alte teils  gepflasterte, für den Fahrzeugverkehr gesperrte Militärstraße quer übers  Moor zum Kingshouse Hotel. Heute ist Ostersamstag, langes Wochenende: vielleicht auch deswegen ist der Weg heute nichts für Misanthropen… .Und es ist schon etwas elitär gedacht, auf so einem tollen Weg alleine sein zu wollen – das wollen ungefähr 200 andere eben auch….

die alte Military Road
die alte Military Road

Nach 31 vor allem flachen Kilometern war ich dann gegen 15.30 im Kingshouse – fragte fröhlich nach meinem Gepäck – um dann zu erfahren, dass das (trotz eines großen Zettels am Rucksack ) in Bridge of Orchy und nicht 20 km weiter geliefert worden ist. Langes Gesicht. Übernachtung im Kingshouse auch nicht möglich – alles ausgebucht. Das Zelt ist im Rucksack . 

Kingshouse

Und dann ist der Hotelportier nach seinem Dienst mit mir die 15 km Straße zurückgefahren und wir  haben den Rucksack abgeholt. Danke !!! Dabei habe ich gelernt, dass er eigentlich schon in Rente ist und den Job in der Rezeption nur zur Aufbesserung seiner Pension als Lehrer macht…. Eine Tochter studiert noch und das neue Knie hat im englischen Gesundheitssystem auch nicht die Krankenkasse bezahlt…..
Am Abend dann wieder eine äußerst nette und sehr internationale Runde : eine Amerikanerin aus New York, die in Berlin in einer Firma arbeitet, die sich mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Ein Spanier, der in Glasgow als Informatiker arbeitet, eine Lehrerin aus Bayern und Sarah, in Hamburg lebend aus der Schweiz. Interessant ist, dass mir noch kein in Europa lebender Ami über den Weg gelaufen ist, der für den aktuellen amerikanischen Präsidenten ist…. 
Morgen ist, wenn das Wetter mitspielt, eine kleine Bergtour mit Karin aus Bayern geplant. Ich freu mich !!

Tag 4: Beinglass Farm – Tyndrum ( 20 km)

Freitag, 19.April 2019

Heute morgen habe ich mich um 7 Uhr aus dem feuchten Schlafsack in meinem Zelt geschält – nein, es hat nicht reingeregnet, aber die Luft ist so feucht, dass sich innere und äußere Zeltplane nur kurz zu berühren brauchen, und alles wird nass…. . Mir war glücklicherweise heute Nacht nicht allzu kalt – allerdings hatte ich auch eine Mütze aufgesetzt, die dicke Fleecejacke angezogen und den Schlafsack bis oben hin zugemacht… . Zelten im Sommer ist definitiv angenehmer.

Wildnis?


Dann Abschied von Luis, dem in Eindhoven arbeitenden Portugiesen, der sich ab heute mit seinen Freunden verabredet hat – und los geht’s ! Nur die Nähe zur Autostraße und zur Bahn mit dem schon gestern beschriebenen Lärm trübt etwas den beeindruckenden Eindruck der Weite der Highlands. Aber ein unglaublich positiver Punkt ist heute das Sonnenwetter – mittags sicher gut 20 Grad !!
Ich habe mir Screenshots meines diesjährigen Fastenkalenders gemacht und lese sie in den letzten Tagen. Ein Eintrag (kurz vor der Abfahrt gelesen) geht mir nicht aus dem Kopf : Es geht um die Langeweile – diejenige , aus der Zeit vor den Smartphones , aus der (wenn man sie nur aushält) Kreativität entstehen kann. Im Kalendereintrag heißt es:
,,Die Wahrnehmung von etwas Außergewöhnlichem braucht manchmal eine lange Weile. Das kann unsere auf Tempo trainierte Mentalität überfordern. Ich muss mich selbst auch immer wieder überlisten, mir Muße zu gönnen, zum Beispiel indem ich meinem Körper durchs Laufen suggeriere, er sei beschäftigt. Dann hat der Kopf frei, ich darf mich ohne schlechtes Gewissen langweilen und die lange Weile genießen. Manchmal, nicht immer, erlebe ich dabei dann so etwas wie einen Einbruch des Ewigen in meine Vergänglichkeit.“
Ich fühle mich ertappt. Natürlich liebe ich die Natur und es ist auch die Neugierde auf unbekannte Orte, Landschaften und Menschen, die mich zu meinen Reisen treibt – aber dieses Überlisten meiner selbst ist ebenso richtig.
Aber wieder zurück zu der heutigen Etappe: Heute ging’s durch Nadelwald ! Die schottische Forstverwaltung versucht eine Wiederaufforstung – und das bedeutet, dass die Landschaft dann ganz erheblich der Eifel ähnelt : Wald, Moor und Heide zusammen mit viel Wasser.

Hostel in Tyndrum
Hostel in Tyndrum

Gegen 14.00 hatte ich heute schon das Etappenziel in Tyndrum erreicht: ein sehr schönes Hostel und ein völlig ödes , ziemlich überlaufenes Straßendorf. Eben Osterwochenende… .
Morgen wollte ich eigentlich nur bis Bridge of Orchy – aber das sind nur 3 Stunden Weg und ich habe dort kein Bett sondern nur das Zelt ohne offiziellen Campingplatz. Und der Ort hat höchstens 10 Häuser… Wie war das mit der Langeweile ? Also habe ich mit Sara (der Schweizerin ) verabredet, dass ich morgen mit ihr bis nach Kingshouse weitergehe – da habe ich zwar auch nur einen Zeltplatz, aber wir kommen dort erst am Abend an.
Eine Messe zu Ostern habe ich trotz ausgiebiger Recherche übrigens nicht gefunden. Kingshouse, mein Etappenziel zu Ostern, liegt eben völlig isoliert mitten in den Highlands… .