2.Tag Arrens Marsous – Refuge Migouelou (2287m) : ca. 10 km, 1300 m +/300m-

über den Wolken – Réfuge de Migouelou

Dienstag, 13.August 2019

Heute morgen habe ich um 8.15 den regionalen Kleinbus nach Arrens -Marsous genommen: den muss man vorbestellen, um dann für 2€ mitfahren zu können. Um 8 km Straße bis zum Stausee zu sparen, bin ich getrampt und hatte das Glück, dass mich ein Ehepaar aus Paris bis zum Ausgangspunkt der Wanderung am Lac du Tech mitgenommen hat.

Ausgangspunkt der Wanderung am Lac du Tech

Nur – das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig: Aufstieg von 1200 m im Nebel ! Die einzigen Bilder sind Blumen mit Regentropfen und schemenhaft erkennbare Bäume. Erst kurz vor dem Lac Pouey Laun auf 2300 m Höhe reißt der Himmel auf und die Fotomotive erscheinen. Klar. Das ist der Platz für die Mittagsrast ! Aber schon kurz vorher und vor allem auch danach habe ich das Problem , dass ich total k.o bin bin schon beim geringsten Anstieg. Ich kann mir das nur mit fehlender Akklimatistion aufgrund der Höhe vorstellen : 2500 m Höhe ohne Training sind schon ziemlich viel . Hoffentlich geht’s morgen besser. Ich bin dann nach dem See noch 200 Meter aufgestiegen und dann wieder 300 m runter zur Talsperre, an der das Refuge liegt. Und jetzt ein total fauler Restnachmittag in der Sonne an der Hütte.. Ich bin nur wegen meiner elektrischen Geräte etwas beunruhigt: Nur eine Steckdose in der Küche des Hüttenwirts – und sowohl der Fotoapparat wie auch das Smartphone könnten eine Energiespritze vertragen … wenn auch die Konsequenzen dieser Aktion gering sind, da es heute und wahrscheinlich in den Tagen überhaupt kein Netz geben wird. Wie Anno dazumal !!!!

auch Regen kann fotogen sein…

So hab ich mich dann auch am Ende des faulen Nachmittags gefühlt, den ich lesend in der Sonne auf der Terrasse des Refuge verbracht habe : da habe ich nach den Waschräumen gefragt (es sind immerhin 35 Leute auf der Hütte) . Und die Hüttenwirtin zeigte mir das (!) Waschbecken mit kaltem Wasser und die (!) Toilette – das alles mit der Bemerkung, ich sollte doch besser den See versuchen…. (hab ich gemacht – einschließlich Haare waschen – es hat doch schließlich nur zwei Tage geregnet ???? ).
So, morgen ist ein cooler Wandertag angesagt- der Nachmittag wird wahrscheinlich wieder zur freien Verfügung sein…

1.Tag: Reisetag nach Lourdes

Lourdes
Lourdes

Montag, 12.August 2019

Ich bin doch lernfähig ! Ich habe es geschafft, heute ohne Stress am richtigen (!) Flughafen in Charleroi zu sein. (Für die Nicht- Eingeweihten: vor 2 Jahren habe ich meinen Sommerurlaub in Schottland selbst gecancelt, indem ich statt nach Charleroi („Brüssel- Süd“) nach Brüssel Zaventem gefahren bin …). Aber heute ist alles richtig: den Parkplatz schnell gefunden, Flug zwar mit einstündiger Verspätung ( Ryanair ..) aber dafür dann reibungslose Weiterfahrt mit Bus und Zug nach Lourdes, so dass ich kurz vor 18.00 in meinem Airbnb bei Julien und Simon direkt am Bahnhof angekommen bin. Netter Empfang, schönes Zimmer – dann auf in den Ort.

Marienwallfahrtsorte sind nicht so mein Ding. Und ich wäre sicher nicht nach Lourdes gefahren, wenn das nicht direkt auf dem Weg zum Nationalpark der Pyrenäen läge – aber wenn ich schon in der Nähe bin… . Es ist natürlich nicht ganz fair, einen Ort nach dem Eindruck eines Abends zu beurteilen-  aber morgen geht’s halt weiter in die Berge. Wohin in Lourdes ? Die Auswahlmöglichkeiten sind da etwas begrenzt: also auf zum Sanctuaire ! Auf dem Weg dahin hatte man das Gefühl, dass die eine Hälfte der Häuser aus Andenkenläden besteht, die allesamt Anwärter auf den ersten Preis beim Wettbewerb „Kitsch as Kitsch can“ sein könnten. In der anderen Hälfte der Häuser befinden sich Hotels mit den so überaus originellen Namen wie „Vatican“ „Christ- Roi“ oder „La Croix“.   Ich war vor einigen Wochen in Taizé, so dass mir der Unterschied des Publikums besonders auffiel: Auch hier kamen die Besucher aus aller Herren Länder, vielleicht sogar noch mehr aus Afrika, Indien und Lateinamerika. Aber (für die Europäer kann ich das, denke ich, beurteilen): viele der  Pilger hier scheinen viel konservativer und traditioneller zu sein als in Taizé– was sich nicht nur an der gut besuchten traditionellen lateinischen Messe zeigt.  Und diese Architektur : als ob das Ancien Régime und der vorkonziliare französische Katholizismus noch mal seine ganze Macht zeigen wollten !  Auf einmal hab ich gemerkt, dass ich total angespannt bin und mich das Ambiente heftig stresst – der einzige für mich erträgliche Ort war die kleine, moderne Anbetungskapelle, in die ich mich dann für einige ruhige Minuten gesetzt habe.

Lichterprozession
Lichterprozession

Abendessen gab’s dann in einem kleinen afrikanischen Restaurant : wenn sich auch herausstellte, dass von der großen Speisekarte eigentlich nur ein Gericht erhältlich war-  Kochbananen, Hirse und Hühnchen: das war aber sehr lecker !  Zum Schluss wurde ich doch wieder etwas mit Lourdes versöhnt: wenn auch die Lichterprozession natürlich nur das Gefühl anspricht, hat mir dieses abendliche Mariengebet doch gut gefallen. Es ist mir sogar gelungen, an den jungen Männern mit Stoppelhaarschnitt und dem Schild ,Legio Mariae‘ halbwegs vorbeizugucken. Morgen früh geht’s in den Nationalpark – hoffentlich hängen die Wolken nicht zu tief…. 

🚶 2019 Pyrenäen – im Béarn rund um den Pic du Midi d’Ossau

Lac d’Ayous

Einfache Bergwanderung
im Nationalpark der Pyrenäen
rund um den Pic du Midi d’Ossau:
Seen, Berge und tolles Wetter- ein Genuss!

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

🚶Juli 2018: durch den Mercantour- Nationalpark, GR 5 und GR 53

im Mercantour Nationalpark

Mit dem Bremer Alpenverein durch den Mercantour Nationalpark :
das ist der südlichste Teil der Alpenüberquerung auf dem GR5/ GR57 – eine phantastische Bergwanderung mit mediterranem Flair!

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte und Track der Radtour

Das ist nicht der Originaltrack: ich habe den Wegverlauf im Nachhinein rekonstruiert.

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

Tag 9: Rückkehr mit dem Zug nach Bordeaux

Bordeaux mit dem russischen Segelschulschiff „Mir“

2. November 2017

Porte de Cailhau

Heute Morgen nach gutem Frühstück und einer kurzen Runde durch Sète mit kleinem Einkauf in der Markthalle dann zum Zug nach Bordeaux. Die SNCF verfolgt offensichtlich die gleiche Politik wie die Bundesbahn: lasst uns die Buchung der Fahrradplätze so kompliziert wie möglich, das Ein- und Aussteigen so unpraktisch wie möglich und die Sitzplätze so unbequem wie möglich machen- vielleicht nimmt dann keiner sein Fahrrad mehr mit ???!!
Im Zug dann ein nettes Paar aus Flandern die auch gerade die Tour (von Toulouse nach Sète ) gefahren sind.
Heute hatte ich – nachdem die JH schon mal wieder besetzt war- ein Zimmer mit Airbnb gebucht. Etwas außerhalb, aber ganz schnuckeilig (,cosy‘ steht in der Beschreibung). Zum Abend dann japanisch – auch lecker. Aber das Beste war der Nachmittag !

Im Café mit Blick auf den Glockenturm von St. Pierre

Im T- Shirt, bei gut 20° habe ich mich mit dem Rad durch die Altstadt treiben lassen : ich habe die fast vollständig erhaltenene Bausubstanz aus dem 18. Jhd bewundert, bin noch einmal an der Skaterbahn vorbei gefahren, um dann zu bemerken, dass auf der anderen Seite der Garonne ein riesiges alternatives Zentrum in einer verlassenen Kaserne entstanden ist, zu der eine weitere große Skatehalle gehört… El Dorado !

Bei dem schönen Wetter habe ich mir den Museumsbesuch, den ich eigentlich noch geplant hatte, geschenkt –ich wollte zur Abrundung der Tour noch ins Museé Aquitaine – viele Kunstwerke aus den Kirchen an meinem Weg sind aus Angst vor Diebstahl dort im Museum gelandet. Verständlich, aber schade: für mich ist es nicht gleich, einen Altar o.ä. im Museum oder in der Kirche zu sehen: im Museum betrachte ich ihn nur als Kunstwerk- in der Kirche schwingt noch Anderes mit und ich empfinde eine spirituelle Ebene, die ja eigentlich wesensmäßig zu dieser Kunst dazugehört und die (für mich) beim Transport ins Museum verloren geht.

Morgen früh gebe ich noch das Fahrrad ab und dann geht’s zum Flughafen – zurück in die Kälte (aber wenigstens nach Wetterbericht auch sonnig in Belgien).

Tag 8: Von Colombiers nach Sète (ca. 60 km)

Der Beginn des Canal du Midi am Mittelmeer bei Sète

1. November 2017

Blick auf Béziers

Heute ist die letzte Etappe: so gegen 8.30 bin ich geduscht ( geheizt!) und habe mein Zelt abgebaut. Draußen ist es nicht zu kalt, aber es gibt unheimlich viel Tau, so dass ich das Zelt völlig nass einpacken muss. Dann Frühstück in einer kleinen Bäckerei im Dorf, wo ich die beiden von gestern wieder treffe. Und ein tolles frisches Brot – nicht industriell ! bekomme. Mit Nachschlag so viel wie gewünscht: super. Insgesamt bin ich von meinem kleinen Dorf vor den Toren von Béziers total begeistert.
Vor Beziers dann 7 Schleusen auf ca 1 km – und nebenan- verfallen- eine Riesenraupe an eienr schiefen Ebene, die Schiffe in viel kürzerer Zeit hoch ziehen konnte. Wieso interessiert das niemanden – keine Hinweisschilder, Rost und zerbrochene Scheiben… Die sollten mich mal zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur einstellen !

Die Wasserbrücke zur Querung des Lubron
Noch so ein technisches Ungetüm: der Fluss und der Kanal sind fast auf gleicher Höhe,so dass kein Aquädukt gebaut werden kann:also kann der Kanal bei Hochwasser gesperrt werden und das Flusswasser fließt ab. Wie’s genau funktionert steht hier.


Auch danach weiter vor allem technische Sehenswürdigkeiten: eine Konstruktion, die die geregelte Überflutung des Kanals bei Hochwasser erlaubte, dann eine eine runde Schleuse mit mehreren Einfahrten.

…auch so kann der Radweg aussehen : für wenige Kilometer hinter Béziers

Der Weg ist weiterhin sehr wechselhaft: für wenige Kilometer auch mal wieder glatter Asphalt – bis die kleinen unsäglichen Treidelpfade weitergehen,  bei denen ich dauernd Lust verspüre, kleine Parallelstraßen zu nutzen.
Dann Adge: eine Stadt wirkt sofort düster, wenn sie aus schwarzem Basalt erbaut ist – darüber hinaus war alles geschlossen (irgendwie normal…Mittagszeit und 1.November..). Trotzdem bin ich direkt nach dem Picknick weiter.  Die letzten Kilometer dann noch auf dem Deich ( Gegenwind) – ca. 15- 20 km nach Sète. Das Mittelmeer!

eigneigentlich hatte ich einen Badanzug zum Schwimmen mitgenommen…..

Zu einem Fußbad an dem sicher 10 km langen Sandstrand hat’s gereicht – ansonsten habe ich den Badeanzug umsonst mitgenommen – Wind und Temperaturen haben nicht zum Bade geladen….
Ansonsten müsste man mir noch was bezahlen, um mich dazu zu bringen, hier Urlaub zu machen: hinter dem ganzen Strand auf fast 10 km Länge ein einziger Parkplatz- der im Sommer sicher auch intensiv genutzt wird. Die kleinen Sträßchen in Sète selbst zu dieser Jahreszeit völlig verstopft – sogar mit Fahrrad geht’s nicht schneller.  Man hat das Gefühl, dass  die ganze Stadt vom Wasser dominiert wird – verschiedene Häfen und Kanäle und die Straßen winden sich drum herum…( vielleicht sollte ich kein Fahrrad sondern ein Boot mieten ?).
Übernachtung dann in einem kleinen , günstigen , trotzdem gut geführten kleinen Hotel nahe des Bahnhofs.
Ab morgen wird das Wetter schlechter- Zeit, nach Hause zu fahren…

Tag 7: Von Narbonne nach Colombiers- 35 km

Narbonne
Narbonne, erzbischöflicher Palast

31. Oktober 2017

Gargouilles- .. immer wieder mit höchst phantasievollen Gestalten (als ob den Bildhauern diese Monster mindestens ebenso viel Freude gemacht haben wie die religiösen Figuren…)
 

Heute habe ich einen totalen Bummeltag eingelegt.
Zunächst mal nach ausgiebigem Frühstück Besichtigung von Narbonne: wer hatte gesagt die Stadt sei langweilig? Der erzbischöfliche Palast, in dem die Mairie untergebracht ist,  sowie die direkt anschließende Kathedrale waren schon gestern von weitem imposant: hier beherrscht das Ensemble den ganzen Hauptplatz. Von der Kathedrale selbst ist nur der Chor vorhanden: der Rest wurde – wenn ich das richtig verstanden habe – nie fertiggestellt.

okzitansiches Kreuz

Der Kreuzgang ist zwar an sich überhaupt nicht ansehnlich – aber wie hier in der Gegend ganz häufig, mit phantasievollen,  furchterregenden Wasserspeiern geschmückt (den französischen Ausdruck „Gargouille“ finde ich viel ausdruckskräftiger). Was ist damals bloß in die Leute gefahren, solche Monster an den Kathedralen zu verewigen. Was für ein Bild von der Welt steckt dahinter?!
Darüber hinaus noch eine schöne Markthalle (innen wie außen) und eine mit Häusern bebaute römische Brücke aus dem 4. Jh.
Kein Wunder, dass ich erst kurz vor 12.00 losgefahren bin.

Zunächst über kleine Straßen – meist Platanenalleen nach Capestaing ( hier immer auch – zusammen mit dem Okzitanischen Kreuz – in Okzitan geschrieben: Capestanh).

Brunnen in Capestaings.
Mir kommt da immer so ein Gedicht von C.F. Meyer in den Sinn :

Aufsteigt der Strahl,und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Von Capestaings aus ging es dann weiter am Canal du Midi entlang. Nur leider ist der Weg hier entweder nur ein enger Treidelpfad, eine Schlaglochpiste oder ein vom Bäumefällen aufgeweichter Boden. Die Krönung war dann ein römisch anmutendes Kopfsteinpflaster….. . Schluss. – Dann besser Straße !

ab hier Straße !!

Da ich darüber hinaus wieder keine preisgünstige Unterkunft gefunden habe,  bin ich einfach in dem kleinen sympathischen Örtchen Colombiers – wenige Kilometer vor Beziers – auf den Campingplatz gefahren und hab mir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Sehr angenehm. So müssen sich Faultiere fühlen….

Morgen sind’s dann noch mal 60- 70 km bis Sète ( wo die JH seit Mitte Oktober geschlossen ist…). Wenn der Weg weiter so ist, fahre ich Straße und der Kanal kann mich mal…..

Nachtrag: Gestern nach der Abendmesse (Allerheiligen) dann noch zum Abendessen in einem kleinen Pizza -Snack. Die Chefin war große Klasse, wie sie die kleinen Kinder in ihren Halloween Kostümen empfing und ihnen Bonbons anbot. Nach kurzer Zeit setzte sich ein Pärchen, das auch mit dem Rad unterwegs war, zu mir an den einzigen Tisch im Lokal. Nette Unterhaltung, alles war gut – bis zum Bezahlen: mein Portemonnaie war nicht da! Verloren ? Aber wo ? Wie komm ich nach Hause ohne Geld, Papiere und ohne Scheckkarte ? Zunächst mal haben die beiden für mich bezahlt und  mich dann zum Camping begleitet , wo ich dann im Zelt meine Papiere gefunden habe. Puuuuuuh !

Tag 6: Von Carcassonne nach Narbonne (90 km)

30.Oktober 2017

Carcassonne – Stadtmauern

Ich hätte doch besser in der Jugendherberge übernachtet! Nachdem ich bei der Besichtigung von Carcassonne die JH in einer kleinen Seitenstraße entdeckt hatte, war mir klar, dass ich mit meiner Wahl des Klosters keinen guten Fang gemacht habe. Erstens teuer, zweitens lieblos eingerichtet und drittens war das Frühstück schlecht. Dann Carcassonne: absolut beeindruckend: eine mittelalterliche Stadt, die komplett erhalten ist : zwei Befestigungsringe – beide mit erhaltenen Türmen und Stadttoren und im Inneren ebenfalls eine komplette mittelalterliche Altstadt…. Genial. Einziges Problem : es war sooooo kalt. Ich habe dann die Jeans über die Fahrradhose gezogen, über den Fleece noch die Goretexjacke – und alles bis oben hin zu. Dann ging’s. Ziemlich spät – gegen 10.30 – dann weiter auf dem Kanal (jetzt mit etwas weniger Schlaglöchern) – aber kein Asphalt mehr. Zwischendurch – vor allem im Departement Aude- waren immer wieder wenig befahrene Straßen als Radroute ausgeschildert- schön abwechslungsreich. Größere Straßen –vor allem Alleen – waren jedoch nicht so empfehlenswert: bei heftigem Seitenwind und schnellen Autos – vor allem LKWs- habe ich dann doch wieder die Huckelpiste am Kanal gewählt.

am Kanal zwischen Carcassonne und Narbonne: das sind die Bagger, die die Wurzeln der gefällten Platanen ausgraben :die müssen verbrannt werden, um die Ausbreitung des Pilzes zu verlangsamen

Die Landschaft hat sich seit Carcassonne zunächst unmerklich, dann immer deutlicher verändert. Mehr Pinien entlang des Kanals, mehr blaue Farbe in den Dörfern. Olivenhaine , die Luft und das Licht : ich bin eindeutig im Midi! Ab mittags konnte ich mich übrigens wieder peu à peu entblättern- zum Schluss bin ich wieder mit Radtrikot und kurzer Hose nach Narbonne geradelt. Übernachtung in einem kleinen B&B…in Narbonne: wenn es bloß EZ- Preise gäbe !!! Morgen dann zum Meer und weiter Richtung Beziers.

Tag 5 : Von Toulouse nach Carcassonne (ca. 110 km)

Blick auf Carcassonne

29. Oktober 2017

Radweg neben dem Canal du Midi kurz hinter Toulouse

Heute Morgen habe ich erst bemerkt, als die Zeit meines Weckers nicht mit der meines Smartphones übereinstimmte, dass heute die Zeit umgestellt wurde… Mann, war ich früh! Zunächst mal  zum Markt (der macht um 7.30 auf), um Käse, Brot und Weintrauben zum Mittag zu kaufen und dann in eine Bar fürs Frühstück. Danach ist es wenigstens etwas wärmer geworden…. Aber ich ziehe doch gerne noch die schöne neongelbe Windjacke und ein paar Socken an. Der Wind ist eisig. Da kann der Himmel so blau sein, wie er will.

Die ganzen Tage schon kommt mir morgens, wenn ich den Kanal entlangradle dieses Gedicht in den Sinn:

Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.

Eduard Mörike –

Und es geht weiter am Kanal entlang. Ok, Platanen und kleine Schleusenhäuschen sind schon pittoresk – aber auf Dauer ziemlich langweilig. Und die Autobahn direkt neben dem Kanal macht das Ganze auch nicht attraktiver.  Also habe ich versucht, eine wenig befahrene Straße als Alternative zu finden ….. und bin auf einem kleinen Trampelpfad als Wanderweg gelandet. Das geht gar nicht – dann komm ich nie ans Mittelmeer ! Also zurück – und eine Stunde später wieder am  Ausgangspunkt. Also weiter am Kanal….
Am Port Lauragais erreiche ich das Department Haute Garonne – und der Weg ist nicht mehr asphaltiert und verschlechtert sich von Kilometer zu Kilometer.

Also doch über die Departementale ausweichen – glücklicherweise fahren sonntags keine LKWs. Der Vorteil dieser Straßen ist, dass sie immer wieder phantastische Blicke bieten – und so vergeht die Zeit bis Carcassonne wie im Flug – OK, ok…. hinzu kommt, dass es bergab geht bei kräftigem Rückenwind..
Die ganze Zeit suche ich den Blick auf Carcassonne  den, den man von den Photos kennt) aber ich sehe nichts. Ich fahre in die Innenstadt : tot und langweilig….. und das soll Carcassonne sein? –  und dann erst bemerke ich das Schild ‚cité medievale‘  – und sobald ich die Brücke über die Aude überquert habe, liegt das alte Carcassonne vor mir – und ich bin total begeistert von dem Bild der mittelalterlichen Stadt wie aus dem Bilderbuch.
Ich übernachte im Gästehaus eines Klosters – Mann, sind die teuer ! – und esse wieder dieses nahrhafte Abendbrot namens Cassoulet.
Morgen geht’s weiter zum Mittelmeer – ich werde also zwei Tage früher ankommen als geplant. Was mach ich da bloß ?

Tag 4- Von Auvillar nach Toulouse (ca. 90 km)

Pont neuf

28. Oktober 2017

Heute Morgen beim Frühstück spannende Diskussionen mit den zwei anderen Herbergsgästen (auf dem Jakobsweg) und den Besitzern den Herberge, einem deutschen Ehepaar, das seit vielen Jahren in Auvillar lebt und dieses alte Haus aus dem 15. Jhd. gekauft und instand gesetzt hat. Es ging um katholische Kirche in Deutschland und Frankreich – die ausgesprochen reaktionäre Entwicklung in Frankreich. Und es ging um die spannende Geschichte der ehemaligen Besitzer des Hauses ( die Tochter des großbürgerlichen Hauses, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, Anfang des 20. Jhds nach Russland zu gehen, um in Sibirien zu missionieren…. )

Moissac. Hauptportal – Die Erzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus

So gegen 9.00 hab ich mich dann doch losgerissen und bin zunächst durch Nebelfelder nach Moissac gefahren: wieder eine ehemalige Abtei mit toll erhaltenen romanischen Kapitellen im Kreuzgang. Und da ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, war der Eintritt deutlich günstiger ….Gute Idee!

Pente d’eau bei Montech

Nach Moissac stand dann das Bewundern der technischen Besonderheiten des Kanals an: eine Kanalbrücke über die Garonne und eine originelle „schiefe Ebene für Schiffe“, um 4 Schleusen auf ca 1000 m zu umgehen.
Am Nachmittag – ich schlafe in einem Hostel – Ankunft in Toulouse. Wieder eine äußerst lebendige Stadt: viele Studenten, deutlich billiger als Bordeaux aber genauso spannend. Um 18.30: Vorabendmesse: die einzige in ganz Bordeaux. Die Idee der Predigt, die Vielseitigkeit des so einfachen Satzes ‚ich glaube an Gott‘ bzw. ‚ ich glaube nicht‘ aufzuzeigen, war eigentlich gut – nur hatte ich bereits bei Reinhard Körner eine weitaus bessere Hinführung zu der Mehrdeutigkeit dieses Begriffes gehört und gelesen. Schade, das es nicht üblich ist, die Predigt zu kommentieren…. Körner geht übrigens auf die Unterschiede von „ ich glaube an Gott ‚ – als verstandesmäßigem Statement, ‚ich glaube an dich, Gott- was eine persönliche Ansprache und damit einen personalen Gott impliziert  und ‚ ich glaube dir, Gott‘ – was darüber hinaus ein Vertrauensverhältnis aufzeigt, ein…..
Na ja – kommen wir wieder auf den Boden der Realität zurück: abends habe ich Hunger und hier in Toulouse gibt es als Spezialität das sehr nahrhafte ‚Cassoulet“: weiße Bohnen mit Wurst, Bauchspeck und Geflügel… sehr lecker!