Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch
Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten
Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage
Es ist nicht immer einfach zu entscheiden, welche Begegnungen ich im Blog beschreibe und welche ich weglassen kann. Die folgende hättte ich vielleicht doch erwähnen sollen…. Auf der Rückfahrt mit Bus und Bahn von Etsaut über Pau nach Toulouse wurde ich beim Einsteigen in Etsaut schon freundlich begrüßt …. das waren ja Michelle und Phillipe, die ich im Réfuge d’Arlet kennengelernt hatte und denen ich brühwarm von meinem Missgeschick mit meinen verlorenen Anziehsachen erzählt hatte. Die beiden mussten wegen einer schießwütigen Hexe (also akuten Rückenschmerzen) ihre Tour unterbrechen, wollten aber am Ende der Ferien ihre Zeltausrüstung vom Refuge d’Arlet wieder abholen – und zwar über den Weg, den auch ich hochgewandert bin. Ohne ernsthfte Hoffnung habe ich den beiden meine Vermutung erzählt, dass ich die Sachen wohl bei einer Picknickrast verloren haben muss, meine Rastplätze auf dem Weg erklärt und meine E- Mailadresse mitgeteilt.
Und dann hat mich nach meiner Rückkehr nach Hause der tägliche Wahnsinn schnell wieder eingeholt….
… bis eine Mail ankam, mit dem Inhalt, dass die beiden meinen Beutel gefunden hatten: sie hatten einen Schäfer auf dem Weg gefragt und der hatte die Sachen gesehen und aufbewahrt. Noch eine Woche später ist dann ein kleines Paket in der Praxis angekommen….
.. und jetzt befindet sich eine Dose mit Aachener Printen auf dem Weg nach Südfrankreich…
Das ist schon etwas starker Tobak für einen reinen Zufall…. Vielleicht sollte ich doch mal dem Antonius eine Kerze stiften ?
Ohne Wecker bin ich erst gegen 8.00 wach geworden, habe mich langsam aus dem Bett gewälzt und bin dann ohne Frühstück Richtung Innenstadt marschiert. Ich denke, dass das Frühstück an den Markthallen immer besser sein wird als in einem Formule1 (oder, wie es heute heißt: Ibis Budget). Zunächst habe ich dort Käse gekauft – ich glaube, meine Lust an den leckeren Käsesorten hat auch dem Verkäufer Spaß gemacht, und er hat mir immer weitere präsentiert, die meinem Geschmack entsprechen könnten …. Mmmmh! Danach kleines Frühstück in einem Straßencafé und dann ging leider nach einem viel zu kurzen Spaziergang durch den botanischen Garten schon mein Bus zum Flughafen. Dort bin ich eigentlich gut pünktlich angekommen – nur war der Zugang zum Abflugschalter von der Polizei gesperrt: ein „Objekt ohne Besitzer“ – also Bombenalarm. Wir durften erst wieder weiter, nachdem der Koffer gesprengt worden war … (Wenn sowas mit meinem verlorenen Wäschebeutel passiert wäre ….?). Auf diese Weise bin ich dann natürlich wieder mit einstündiger Verspätung in Charleroi und demzufolge auch in Kelmis angekommen.
Fazit: Tolle Pyrenäenwanderung- mit unheimlichen Glück beim Wetter – eine Wiederholung oder Weiterführung ist überhaupt nicht ausgeschlossen !
Heute fällt mir der Abschied nicht schwer: es regnet, die Wolken hängen bis auf die Füße – und auch weiter oben soll das Wetter nicht wirklich besser sein. Da trifft es sich gut, dass der Bus schon um 9.00 talwärts führt. Es ist die Linie, die die auf französischer Seite aufgegebene Bahnlinie zwischen Canfranc und Bedous ersetzt. Man kann die alten Tunnel und Gleisstrecken noch gut erkennen – das gäbe einen phantastischen Bahntrassenradweg! Dann weiter mit dem Zug über Pau und Oloron nach Toulouse, wo ich in der Nähe des Bahnhofs ein Zimmer gebucht habe.
St Sernin
Auf zu Besichtigung und Stadtbummel. Ich mag Toulouse mit seinen Ziegelbauten ( die Werbung spricht von der „ville rose“). So schlendere ich zunächst zur Basilika St Sernin – eine aufgrund ihrer Ausmaße ziemlich ungewöhnliche und beeindruckende romanische Kirche- ich glaube die größte, die ich je gesehen habe. Es war einer der wesentlichsten Wallfahrtsorte um die Jahrtausendwende: Hier war die Reliquiensammelwut des Mittelalters besonders ausgeprägt: zwar hat die französische Revolution nicht viel davon übrig gelassen – aber selbst jetzt bin ich bei meiner Zählung noch auf Reliquien von 15 Heiligen, darunter von sechs Aposteln und eine Kreuzreliquie gekommen. Mit durchaus komfortablen Selbstbewusstsein steht auf einer Inschrift am Chorumfang, sinngemäß, dass es nicht nötig sei, noch woanders hin zu pilgern, da hier schon alles Wesentliche vorhanden sei…. . Danach bin ich bei der Gebäudefarbe – ziegelrot – geblieben, habe mich aber dem weltlichen Stolz von Toulouse zugewandt : dem Capitol. Die Repräsentationsräume im Rathaus waren dem Publikum zugänglich und ich konnte die Monumentalgemälde aus dem 19. Jh. bewundern, die ähnlich wie im Aachener Rathaus die (erweiterte) Stadtgeschichte beschreiben.
launig dargebotene Infos zum Thema „pilgern“- richtig interessant !
Zum Abschluss des Nachmittags noch zur ehemaligen Jakobinerkirche mit einem launigen Vortrag zum Pilgern im Mittelalter. Hier in dem Kreuzgang hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht – aber leider wurde schon um 18.00 geschlossen. Schade.
Abendessen beim Tausendfüßler oder 1001 Nudel – oder Nacht?
Wie sucht man ein Restaurant in einer fremden Stadt ? In diesem Fall gefiel mir das Wortspiel : es war ein Nudelrestaurant mit dem Namen 1001Pates….. Und gut gegessen habe ich auch…. Morgen Mittag ist der Rückflug angesagt. Etwas traurig bin ich schon – ich hätte mich noch etwas länger in Toulouse aufhalten können…
Abschied von den Pyrenäen – im Regen
la ville rose mit St Taur
St Sernin
romanische Fresken-Ostererzählung
Ende 11. Jh: die erste große Figurenplastik der Romanik
Capitol
19. Jh Fresken im Capitol: Henri Martin: Spaziergänger an den Quais de la Garonne
mythologische Fresken in der Salle des illustres von Jean Paul Laurens (1838-1921)
13.-14.Jh: Ehemaliges Jakobinerkloster
An der Garonne: Blick auf den Pont Neuf (1582-1632)
Zunächst war ich heute Morgen angenehm überrascht: Wolken – aber kein Nebel und auch kein Regen. Also spricht nach Rücksprache mit der Hüttenwirtin nichts gegen den auf der Karte des Smartphones eingezeichneten Track über den Col d‘ Arlet auf die spanische Seite. Keine Wegmarkierungen? Das sei kein Problem: der Weg sei gut zu erkennen und genügend Steinmännchen… .
Blick zurück aufs Refuge d’Arlet
Alles ist relativ…. Ich habe ziemlich häufig meinen Weg mit dem Track auf dem GPS abgleichen müssen, um nicht irgendwo am Endes eines Ziegenpfads zu landen. Das erhöht nicht gerade die Geschwindigkeit. Hinzu kommt, dass der Blick auf das Tal im Abfluss des ehemaligen Gletschers mit dem mäandernden Verlauf des Rio Aragon (Humedal des Aguas Tuertas) einfach unglaublich schön ist. Im Hintergrund in Ocker und Zinnober geschichtete Berge vervollständigen das Bild, das meine Kamera heißlaufen ließ.
Blick ins Tals des Rio Aragon: Humedal des Aguas Tuertas
Nach dem Abstieg ging der Weg in dem etwas sumpfigen Flusstal weiter und traf dann auf den GR 11, die spanische Variante des Pyrenäen- längsweges – auf französischer Seite ist es der GR 10, auf dem Kamm die HRP. Langsam wurde das Wetter schlechter und Nebel zog auf. Aber die rot- weiße Markierung stimmt gut mit dem Track und der Karte überein – alles richtig. Bis auf einmal Karte, Track und Realität nicht mehr übereinstimmen: die Markierung verläuft über eine Passhöhe, die Karte und Track nicht kennen. Was tun ? Ich entscheide mich, der Karte und dem GPS zu folgen und nur noch eine lokale Markierung mit spärlichen grün– gelben Wegzeichen zu haben. An sich wäre das ein toller Weg oberhalb eines Bergsees – aber im Nebel kann ich den See leider nur erahnen.
wie in einem Zauberwald ! … so stelle ich mir Merlins La Brécoliande vor….
Heute ist es eine lange Etappe – und ich hatte gedacht, dass sie einfach sei, da an sich der Weg ohne steile Passagen ins Tal führt. Aber es ist halt ein Bergweg: viel Geröll, immer kleine An- und Abstiege an den Bergflanken entlang – anstrengend. Und dann komme ich in einen alten Buchenwald, der im Nebel wie der Wald Merlins erscheint (aber das war doch in der Bretagne und nicht hier ?). Hinter jedem Baum, in jedem Felsen scheinen sich Elfen und Zauberer zu verstecken. Unglaublich schön. Da habe ich wieder genug Kraft für den Rest des Abstiegs getankt, der dann – Kontrast ! – in das furchtbar hässliche Skigebiet von Candanchu führt. Architektur der 70er Jahre, die jetzt schon halb baufällig ist. Jetzt im Sommer ist alles leer und geschlossen und viele Appartements stehen zum Verkauf.
Mein Ziel heute ist Canfranc Estacion. Bis dahin geht der Weg über den Jakobsweg, der mal wieder in der Nähe der Hauptstraße, teils über die alte Passstraße verläuft mit einigen tollen Blicken in die Schlucht des Rio Aragon. Ich hatte mich auf den Bahnhof in Canfranc gefreut: dieser als internationaler Knotenpunkt mit 20 Gleisen und einem 100m langen Empfangsgebäude im Jugendstil gebaute Bahnhof, der nach Stilllegung der Strecke auf französischer Seite seit 30 Jahren nur noch von drei Zügen aus Zaragoza angefahren wird und langsam zerfällt – ich wollte unbedingt ein paar Fotos machen… Leider war alles abgesperrt, alle Fenster fehlten, eine große Baustelle: der Bahnhof wird zur Zeit als Denkmal restauriert.
Estacion Canfranc
Da passte es gut, dass gerade ein Bus Richtung Etsaut kam, wo ich meinen vergessenen Beutel mit meinen Anziehsachen abholen wollte. Wieder ein Bus für 2€… . Als die Wirtin mir freudestrahlend den Beutel mit der Kleidung geben wollte, war ich allerdings mächtig enttäuscht : es war nicht meiner…. Ich muss die Sachen also irgendwo auf der Wanderung beim Picknick verloren haben. Ich war derartig bedient, dass ich keine Lust hatte, für die Fotos nach Canfranc zurückzufahren. Ich hab das Hostel storniert und bin wieder bei Schweinebraten, Crudités und Fritten im Gite in Etsaut geblieben. FRUST ! Morgen soll’s regnen- passend zur Rückreise…..
Heute habe ich das Frühstück um 7.00 gewählt. Zum einen wegen der Länge des Weges , aber vor allem, weil heute Nachmittag Gewitter oder zumindest Regen angesagt ist. Also habe ich im Halbdunkel meine Sachen gepackt und bin dann direkt nach dem Frühstück um 7.45 los. Heute war Markt in Etsaut und es ist mir gelungen, noch 2 Tomaten zu kaufen, obwohl die Marktstände noch gar nicht aufgebaut waren.
bergan im Vallée d’Aspe
Dann zunächst auf dem GR 10 nach Westen und nach dem ersten Anstieg über einen alten Maultierpfad auf halber Höhe ins Val d’Aspe. Es rächt sich natürlich, dass ich gestern bis auf 600 m ins Tal abgestiegen bin: heute habe ich deswegen 1600 Höhenmeter Anstieg bei ca. 16 km Weglänge, um wieder auf der Hohe der HRP (Haute Route des Pyrenées) zu landen. Heute ist es echt heiß und man spürt den Wetterumschwung. Glücklicherweise führt der Weg (meist) mit nur leichtem Anstieg im Schatten langsam das Tal hoch. Mein Liter Wasser reicht dabei allerdings überhaupt nicht, so dass ich mich aus dem Bach bediene. Da Kühe und Schafe noch weiter oberhalb weiden- und wahrscheinlich nicht nur weiden …, muss ich diese leckeren Silberionen in Tablettenform zusätzlich einwerfen. Pures Bergwasser schmeckt deutlich besser – aber was tut man nicht alles, um der Rache Montezumas zu entgehen ?
mein Badesee: Lac d’Arlet
Ich bin wirklich besser in Form als in den ersten Tagen : schon um 13.30 bin ich auf der Hütte angekommen. Insgesamt sind hier viel weniger Leute (sowohl auf dem Weg als auch im Refuge). Mir sind höchstens drei oder vier Wanderer begegnet und hier stehen nur 2 Zelte in der Nähe des Sees. Und auch beim Essen geht es weitaus entspannter zu – vor allem sind die Portionen größer…. . Beim Auspacken dann die Mega – Überraschung – es ist eben keine gute Idee im Halbdunkel ohne Stirnlampe den Rucksack zu packen. Mein Beutel mit allen Kleidungsstücken ist wahrscheinlich unten im Gite in Etsaut geblieben. Sch….. . Im Refuge hat man für mich unten angerufen, dass ich die Sachen auf dem Rückweg abholen kann – aber bis übermorgen stinke ich also zart vor mich hin – es sei denn, ich will den Schlafanzug zum Abendessen tragen oder ich finde noch Parfumreste im Rucksack… Ich habe heute mal wieder die Option „See“ statt der nicht vorhandenen Dusche gewählt – die Alternative wäre wieder der öffentliche Wasserhahn vor der Hütte gewesen. Allerdings diesmal ohne Badeanzug – der ist im Wäschesack.
langsam zieht Nebel auf….
Abendessen wieder wie üblich am langen Tisch : diesmal mit einem Paar aus dem Tarn und einem perfekt französisch sprechenden Engländer, die alle auf der HRP unterwegs sind. Von beiden habe ich tolle Wandertipps für die nächsten Ferien bekommen. Die HRP scheint übrigens nicht unbedingt schwieriger als der GR 10 (in Frankreich) und der GR 11 (in Spanien) zu sein. Und da die meisten Wege hier spärlich bis gar nicht markiert sind, fallen die fehlenden Wanderzeichen bei der HRP auch nicht ins Gewicht. Bleibt das Problem der fehlenden Hütten… Dann muss man es eben so machen wie ich und den Weg nach den Hütten und nicht nach dem Namen des Weges planen. Morgen ist der letzte Wandertag: Wenn ich Pech habe (der Wetterbericht sagt das zumindest), gibt das einen Wandertag im Nebel bzw. im Regen…aber manchmal täuschen die sich ja auch – die Hoffnung stirbt zuletzt…. Zur Zeit herrscht allerdings dichter Nebel….
Nach einem letzten Blick auf den Pic du Midi- der ist wirklich aus jeder Richtung unglaublich fotogen! – bin ich zunächst etwas zum Col d’Ayous hochgewandert und dann auf dem GR 10 auf einem langen Abstieg über 1800 Höhenmeter ins Tal. Der Weg führte durch ein herrliches Tal mit Almwirtschaft: Pferde mit Glocken auf 2000m – im Hang: ich dachte Pferde könnten nicht klettern (?), Kühe und Schafe – und meine Freunde: die Hütehunde. Da heute der Schäfer in der Nähe war, bin ich sogar an denen vorbei gekommen… . Danach ging der Weg durch Mischwald, an Nusshecken vorbei, bis zu einem Weg „ la Mature“, der vor 200 Jahren zum Transport von Baumstämmen in der Felswand oberhalb einer beeindruckenden Schlucht angelegt worden war. Als ich was von „engem Pfad, in die Felswand gehauen“ gelesen habe, war ich zunächst total skeptisch eingedenk meiner Erfahrungen der letzten Tage: aber der Weg war breit und für Spaziergänger ausgebaut. Nur, dass bei dem Andrang die Steine wie glattpoliert sind und ich ja bergab gegangen bin… .
Gorges du Sescoué
Es lohnt sich nicht nur auf dem Camino sondern auch beim GR die Karte im Blick zu haben: ich sollte die letzten 3,5 km über die alte Nationalstraße, die in der Gegenrichtung zur spanischen Grenze am Col du Somport führt, wandern – Karte und Smartphone zeigten jedoch auch eine andere Möglichkeit mit leichtem Anstieg durch den Wald. Die Wahl war ein Glücksgriff: es handelt sich um den alten teilweise gepflasterten Maultierweg – einen Hohlweg, der wahrscheinlich von der Passhöhe kommend nach Etsaut führt.
Ich bin dann dort gegen 14.00 bei brüllender Hitze angekommen und konnte glücklicherweise sofort in den Schlafraum: nach den Hüttenerfahrungen der letzten Tage der pure Luxus : Steckdosen, WLAN ( die Qualität ist noch zu prüfen) und DUSCHE !
fauler Nachmitttag am Gave d’Aspe
Den Nachmittag habe ich dann lesend und Blog- schreibend mit den Füßen in einem Bergbach verbracht, mich danach in einem Restaurant an einem Cafe Liégois delektiert und dort auch leckeren Käse fürs Picknick gekauft. So ist das Leben schon ziemlich angenehm und gut zu ertragen ….
La Mature
Etsaut: Reste der ehemaligen internationalen Bahnlinie nach Spanien
Nach einer Nacht mit Oropax (das mit dem Verhindern des Schnarchens hat doch nicht so geklappt wie geplant), bin ich nach freundlichem Abschied von meinen Bett- und Tischnachbarn langsam zum Paß hochgelaufen – immer in der Geschwindigkeit, die ich zur Not den ganzen Tag durchhalten könnte. Danach ging es die Hälfte des Abstiegs (über insgesamt 600 Höhenmeter) durch ein Geröllfeld mit dicken Felsen („Blockwerk“) bergab, so dass kräftig Klettern angesagt war.
Heute – zumindest auf dem zweiten Teil der Wanderung – war ich sicher nicht allein unterwegs: halb Frankreich – und mindestens ein Viertel der spanischen Bevölkerung haben sich aufgemacht, den Pic du Midi zu umrunden bzw. den nächstmöglichen Badesee anzusteuern. Die Jungens (na ja, ich schätze sie so um die 30 Jahre) habe ich übrigens noch dreimal wieder eingeholt und bin wieder überholt worden. Die sind zwar schneller, machen aber auch viel längere Pausen. Hier sind auf allen Hütten vor allem französische und spanische Gäste: es ist die absolute Ausnahme, wenn man mal deutsche oder englische Töne hört. Aber heute Abend esse ich zusammen mit drei Engländern. Einer von denen geht als Geschenk zu seinem 70. Geburtstag die Pyrenäen vom Mittelmeer zum Atlantik- mal auf französischer, mal auf spanischer Seite oder auch über die Haute Route. Tolle Sache – nur: er zeltet oft und der Rucksack wiegt bis zu 20 kg…. Im Augenblick hat er zwei Freunde aus London eingeladen, ihn für einige Tage zu begleiten. Und mit den dreien gibt es interessante Gespräche ebenso wie mit zwei Wanderern aus Toulouse, von denen ich viele Infos zu Wandermöglichkeiten zwischen Spanien und Frankreich bekommen habe- insbesondere zur legendären „Breche du Roland“ am Cirque de Gavarnie. Aber ich glaube, den Weg überlasse ich doch lieber geübteren Bergwanderern: der Adrenalinstoß von gestern reicht mir…
Das Refuge heute ist wieder grandios gelegen: Jetzt mit Blick auf die andere Seite des Pic du Midi, wieder mit See und wieder ohne Duschen – aber mit Bad (und Wäsche ) im See. Ich habe da eine Lösung mit Badeanzug gefunden … Dazu hatte ich heute wieder alle Zeit der Welt, da meine Etappen nur so 5 bis 6 Stunden dauern und ich deswegen heute wieder schön um 13.30 angekommen bin. Ich hätte gerne etwas längere Etappen gewählt, aber die Entfernung zwischen den Hütten ist eben so kurz. Das kommt vor allem Familien mit Kindern entgegen. Wie auch in den letzten Tagen besteht ein erheblicher Anteil der Hüttengäste aus jungen Familien – das hab ich auf meinem Alpenwanderungen ganz anders erlebt.
Kohabitation….
Auch ist es hier durchaus üblich, in der Nähe der Hütte zu zelten (um den See herum stehen heute sicher fast 100 Zelte) und abends zum Essen in die Hütte zu kommen – deshalb gibt es Abendessen in 2 Schichten: Zeit zum Essen: 60 Minuten. Ob das typisch französisch ist ??? Ach ja, natürlich immer noch kein Netz.. Ich befürchte, dass ich alle Bilder erst nach meiner Rückkehr nach Kelmis posten kann (ist das dann noch ein Blog oder eher schon ein Reisebericht ?). Aber zumindest die Texte werden zeitnah am gleichen Abend geschrieben…
Heute habe ich ein neues französisches Wort gelernt- und ich hätte gerne drauf verzichtet: „Passage“ kann man mit Klettersteig übersetzen…. Ich hatte mich gestern beim Hüttenwirt noch nach den Gehzeiten zum nächsten Refuge erkundigt und er hat mir – ohne eine zusätzliche Bemerkung zu machen – 5- 6 Stunden über die „Passage d’Orteig“ angegeben. Zunächst mal : die Zeiten waren korrekt… Nur dass ich mich auf einmal an einer ca. 200 m langen ausgesetzten Wand wiederfand mit Seilsicherung – aber nur ca. 10 cm Platz für die Füße. Ich hab mir dann gedacht, dass es ziemlich egal ist, ob es jetzt 50 oder wie hier eher 200 m vertikal nach unten geht. Ich hab dann Fuß neben Fuß gesetzt- immer vier Punkte sicher gehalten bevor ich einen gelöst habe, und den Schwerpunkt immer über die Füße gesetzt. Und so bin ich dann mit maximalem Adrenalin und nassgeschwitzt 200m weiter am Ende der Passage angekommen. Das brauch ich nicht nochmal. Und ich hab mich massig geärgert, dass ich das nicht habe kommen sehen.
Passage d’Orteig
Der Rest des Weges war schön und easy: zunächst 1000 m runter bis ins Tal zu der Straße Richtung Col du Pourtalet ,über die auch ein Jakobsweg nach Spanien führt. Und danach durch ein schönes Tal zunächst durch Buchenwälder, dann über Almwiesen zum Refuge de Pombie mit direktem Blick auf den Pic du Midi. Der See am Refuge war belagert von spanischen Tagesgästen, deren Lautstärke im Gespräch deutlich über der liegt, die ich einen ganzen Nachmittag lang für erträglich halte: ich war nämlich schon um 13.00 angekommen und hatte also massig Zeit, See und Ausblick zu genießen. Leider war es (heute ist der 15.8.- Maria Himmelfahrt) zu voll, um ein ruhiges Bad als Duschersatz zu nehmen: denn natürlich gibt es auch hier nur fließend kaltes Wasser ohne Sichtschutz…. . ( Ich habe mich dann trotzdem unter den roten Ohren der jungen Männer gewaschen…).
Sonnenuntergang am Refuge de Pombie
Heute Nacht schlafe ich in den Sardinenbetten mit 7 jungen Kerls – Schulfreunden aus La Rochelle. Ich habe denen gesagt, sie sollten nicht so viel Wein trinken, damit das Schnarchen nicht so laut ausfällt…..
Bei strahlendem Sonnenschein bin ich heute Morgen zu meiner coolen Halbtagesetappe aufgebrochen. Die Wege bestehen aus einem Schild, das die Richtung und ungefähre Wanderzeit angibt – und dann folgt man Fußspuren und ab und zu einem Steinmännchen. Die Wanderwege sind schon als solche ordentlich angelegt – nur sind sie manchmal, so ganz ohne Wanderzeichen, nicht so ganz eindeutig zu finden: Bei gutem Wetter, Karte und GPS hatte ich bislang allerdings noch kein echtes Problem. Zunächst ging es 300m zum Col d‘ Artouste hoch, wo es mir gelungen ist, für einige Minuten Netz zu haben und mit meiner Mutter zu telefonieren und zwei SMS zu schreiben mit dem Inhalt, dass die moderne Kommunikation hier noch nicht angekommen ist…
Le petit train d‘Artouste
Dann ging es durch eine phantastische Berglandschaft zum Endpunkt einer Schmalspurbahn auf 1900m, die zum Bau der Talsperre angelegt wurde und jetzt als Touristenbahn fungiert. Insofern liegt das kleine Refuge des französischen Alpenvereins nicht völlig aus der Welt. Tagsüber kommen viele Tagestouristen die 90- minütige Wanderung hoch, aber abends sind hier an dem kleinen Stausee nur noch die 30 bis 40 Übernachtungsgäste übrig. Aber – nach Angaben der Hüttenwirtin – ist es das einzige nicht renovierte Refuge des CAF. Kaltes Wasser und als Luxus etwas lauwarmes aus sonngewärmtem Schlauch hinter dem Haus (ohne Sichtschutz), 50 m daneben Plumpsklo ( ihr erinnert euch an die französischen Autobahn – Toiletten ?) und ein Sardinenschlafsaal mit Bettenbreite 60cm. Ich habe wieder den Bergsee vorgezogen…. Ach so, natürlich auch nicht genug Strom für unsere Smartphones- so wird sogar das Blogschreiben schwierig – vom Veröffentlichen gar nicht zu reden. Aber: der Blick hier am Refuge ist phantastisch !
Morgen ist der Weg etwas weiter : ich werde mich dem Pic du Midi von Süden her nähern uns dabei zunächst mal 1000m absteigen, um bis auf 1300m ins Tal zu gelangen – das Refuge liegt wieder auf 2100 m!
Blick zurück auf den Lac de Migouelou
Refuge Arremoulit
Lac d’Arremloulit
Mein Badesee (die Alternative: ein Wasserhahn hinter dem Refuge…)
mit Kaulquappen…
60 cm Bett unter dem Einkochtopf
Sardinenbetten für alle anderen
Freiluftwäsche ..
… mit Ausblick
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