Tag 4 – Rund um den Cirque de Gavarnie im Nationalpark der Pyrenäen: Cabane dets Coubous – Luz St Sauveur

Dienstag, 6.Juli 2021

8km, 820 m bergab

So wirklich gut geschlafen habe ich auf diesem Betonboden nicht: aber ich bin doch relativ ausgeruht, und Dagmar hatte ja die Isomatte und also etwas weniger Probleme mit der Müdigkeit.

Hier oben auf gut 2000m ist es nur bedeckt, aber unter uns sehen  wir von oben auf die dichten Wolken, in die wir nach kurzem Frühstück hineintauchen. Nach 1,5 Stunden und tollen Fotos von großflächig am Wegesrand wachsenden wilden Lilien, kommen wir an die Straße zum Tourmalet. Hier sehen wir scharenweise Hobbyradler, die sich auf den Spuren der Tour der France den Pass hochquälen. Wir gehen parallel zur Straße auf der alten Wegtrasse der Passstraße flussabwärts nach Barèges. Dort angekommen, setzen wir uns  in ein nettes Café zu einem sehr leckeren ausführlichen zweiten Frühstück. Da der Bus nach Luz St Sauveur erst zum Nachmittag fährt, wählen wir die Daumenvariante und zwei freundliche Wanderer mit Hund nehmen uns mit ins Tal. Luz- St Sauveur ist ein nettes kleines Städtchen und auch unser Hotel (auf dem Papier : Jugendherberge) ist sehr ordentlich. Wir haben genügend Zeit zum Bummeln inclusive ausführlicher Ruhepausen: am Nachmittag spüre ich nämlich doch das Schlafdefizit und penne einfach so auf einer Parkbank ein.

Abendessen dann in einer eher gesichtslosen Brasserie und dann schon Vorfreude auf morgen: Cirque de Gavarnie !!

Tag 3 – Rund um den Cirque de Gavarnie im Nationalpark der Pyrenäen: Réfuge de l’Oule zur Cabane dets Coubous

Montag, 5.Juli 2021

17km. 1150m bergauf, 940m bergab

Die heutige Etappe ist eine gewisse Herausforderung: ziemlich lang für den 2. Tag der Tour und vor allem im zweiten Teil  mit einigen  Kletterpartien und längeren Anstiegen über Blockwerk gespickt.  Aber das Wetter ist absolut super – blauer Himmel und phantastische Sicht, so dass wir guten Mutes zunächst am Lac d‘Oule entlangwandern und dann die ersten 400 Höhenmeter  auf die Hochfläche hinaufsteigen. Dort zeigt sich mir plötzlich ein völlig surreales Bild: Ein Wanderer mit einem Kontrabass auf dem Rücken ! Genauer: die beiden Begleiter schleppen noch zusätzlich Gitarre und Saxophon: die drei spielen in den verschiedensten Hütten der Gegend. Und da diese teils nur zu Fuß erreichbar sind, wird eben der Kontrabass über die Bergpässe getragen….

Heute ist unsere Wander- geschwindigkeit geradezu  unterirdisch langsam. Wir brauchen enorm viel Zeit für den tollen Weg entlang der Seen im Naturpark Néouvielle und für den Anstieg zum Col de Madamète. Meine Kamera läuft dabei heiß und es ist nur schade, dass wir doch ziemlich hinter der Zeit herlaufen und ich so nicht zum Bad in einem der vielen kleinen Bergseen am Weg komme.  Als wir am späten Nachmittag den letzten  Anstieg über 400 Höhenmeter sehen und feststellen, dass das eine einzige Kletterpartie ergäbe, ändern wir den Plan und kehren um, annulieren das Réfuge und steigen langsam Richtung Tal ab. Für die Übernachtung wählen wir dann eine hier in den Pyrenäen durchaus übliche Variante – wir übernachten in einer „Cabane“.

Diese Hütten bestehen im Prinzip aus nichts anderem als 4 Wänden, Dach und Tür. Das war’s. Der Boden ist  aus Beton – mit erheblichen Unebenheiten, bedeckt mit einer Plastikplane. Aber das Ding ist glücklicherweise sauber und ohne zweideutige Gerüche. Vor uns war schon ein junger Mann da, der uns seine Isomatte und Powerbank leiht– total nett. Zum Abendessen hatten wir noch ausreichend Reste vom Picknick. Und in der Nacht ist es schon genial, im Trockenen zu sein, wenn der aufziehende Sturm heult und der Regen aufs Dach prasselt. Mit etwas Glück, ist der Wind ja stark genug, um die Wolken bis zum Morgen  wegzupusten….

Tag 2 – Rund um den Cirque de Gavarnie im Nationalpark der Pyrenäen: Von Vielle Aure zum Réfuge de l’Oule

Sonntag, 4.Juli 2021

15.5km, 1460 m bergauf, 430 m bergab

Wecker um 6 Uhr – das ist nicht so mein Ding. Aber da die Wanderung nun dummerweise nicht von Lourdes sondern von Vielle Aure ( 50 km weiter östlich) startet, müssen wir noch mal Zug und Bus nehmen. Um 10 Uhr geht‘ s dann los : die Wolken hängen fast auf den Füßen, wir steigen ziemlich steil bergauf und müssen vor allem aufpassen, nicht im Schlamm auszurutschen. Genau weiß ich nicht, dass ich in den Pyrenäen bin – bisher habe ich die Berge nicht gesehen. . .

Aber dafür Blumen : gelben Enzian, Veilchen, Disteln – und ganz viele, die ich nicht kenne..

Es geht 5 Stunden ununterbrochen bergauf – und am Ende der 1500 Höhenmeter (und 12 km)  bin ich richtig froh, dass es die letzten 4 km  400m bergab geht.  Dann mittem im Skigebiet fette Murmeltiere, die sich  (man geht mit der Zeit ) nicht in Höhlen sondern im Wassersystem des Skigebiets verstecken. Dann noch ein Abstieg und wir sind im Réfuge : Es gefällt mir : nette Atmosphäre, Bier vom Fass, moderne Zimmer und vor allem leckeres Essen.

Dann kann das Wetter morgen ja nur besser werden!

Tag 1 – Rund um den Cirque de Gavarnie im Nationalpark der Pyrenäen: Reisetag mit der Bahn nach Lourdes

Samstag, 3. Juli 2021

Vor 2 Monaten haben meine Freundin Dagmar und ich gepokert, dass die Corona – Reisebeschränkungen sicher bis Anfang Juli aufgehoben sind und also einer Wandertour durch die Pyrenäen nichts im Wege steht: also habe ich Züge und Hütten gebucht. In Bezug auf die Reisebeschränkungen – Bingo, gewonnen. Das Wetter lässt sich natürlich nicht voraussehen…
Für manche Leser meines Blogs ist die Beschreibung der Anreise der amüsanteste Teil der Reise-Beschreibung – und ich will euch auch diesmal nicht enttäuschen…
Am Morgen sollte uns Andrea zum Bahnhof fahren: als sie 5 Minuten vor Abfahrt noch schlafend im Bett lag, sind wir selbst gefahren und haben den Wagen in Aachen am Bahnhof abgestellt. Da die Kids das Auto brauchen, wird es da wohl abgeholt werden…
In aller Ruhe dann mit ICE und Thalys über Brüssel nach Paris – Ruhe bis zu dem Zeitpunkt, als Dagmar bemerkte, dass die Zeit von der Ankunft an der Gare du Nord um 11.35 bis zur Abfahrt von Montparnasse um 12.20 nur 45 Minuten sind. Mir war das Intervall bei der Buchung viel länger vorgekommen.
Insofern ging es im Spurt durch Impfpasskontrolle, zum Metroticket- Automaten, zur Metro, über lange Gänge und Treppen zum Bahnhof und zur Fahrscheinkontrolle am Bahnsteig. Dort wurden wir durchgewunken und saßen gerade im TGV, als dieser schon abfuhr. Nassgeschwitzt, sportliche Betätigung für den Tag erledigt.
Übernachtung heute in Lourdes, da die Tour eigentlich dort starten sollte. Aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung müssen wir morgen ein Stück wieder zurück, um von St Lary in den Nationalpark zu starten
Wir schlafen in einer netten Pilgerherberge (Linda Carillon), die ich über Booking gebucht habe: Booking ist für die Vermieter eine tolle Plattform, nimmt aber 17% der Einnahmen…. Die Preise für mich als Gast wären die gleichen bei Buchung über die Website des Vermieters…
Ich war (vor Corona) vor 3 Jahren auf dem Weg in die Pyrenäen schon mal in Lourdes – was für eine Diskrepanz! Während damals die Straßen schwarz von Pilgern waren, sich ein Andenkengeschäft und Restaurant ans nächste reihte, ist jetzt alles geschlossen und alle Rolläden sind runtergelassen. Lourdes macht den Eindruck einer verschlafenen Kleinstadt…

nettes Restaurant: L’ami toulusain

Auf Empfehlung der Herberge dann Abendessen in einem kleinen Restaurant mit landestypischem toulousaner (sagt man das so?) Menü. Und nach dem Essen interessante Gespräche mit dem Restaurantbesitzer über Gott und die Welt: er habe das Restaurant mit großem Haus Anfang 2020 gekauft und habe zurzeit viel zu tun mit dem Umbau . – Wie er das mit Lockdown finanziere ? – Mit den staatlichen und lokalen Hilfen sei das zur Zeit kein größeres Problem… Dann haben wir uns über katholische Kirche und ähnliches unterhalten und ich habe bei dem weltoffen wirkenden Mann wieder den Traditionalismus gespürt, der mich in Frankreich im katholischen Milieu immer schon irritiert: diese Deutschen mit ihrem Sonderweg, Frauen zu Priestern weihen zu wollen, seien doch völlig isoliert und auf dem Holzweg. Benedikt habe das doch alles ganz richtig gesehen…. und jetzt würde der Papst ja auch zu Recht die deutschen Katholiken zurückpfeifen. Puuh. Glücklicherweise nahm das Gespräch danach ein unverfänglicheres Ende….

Morgen geht’s bei unterirdisch schlechtem Wetterbericht nach Vielle Aure zur ersten Etappe. Bergwandern im Regen ???

🚶 Juli 2021 Pyrenäenwanderung : Rund um den Cirque de Gavarnie im Nationalpark der Pyrenäen

Vom Parc de Néouvielle mit seinen vielen Seen zum Cirque de Gavarnie. Weiter über alte Pilgerwege und Wege des Almauftriebs in den spanischen Nationalpark von Ordesa mit seinem tief eingeschnittenem Caňon. Der Rückweg führte dann auf dem GR 10 mit kleinem, aber sehr spannendem Umweg nach Cauterets. Meine dritte Pyrenäentour – auch diese wieder genauso schön wie die anderen!

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Nachtrag – oder was hat der Hl. Antonius damit zu tun?

Wochen später:

Es ist nicht immer einfach zu entscheiden, welche Begegnungen ich im Blog beschreibe und welche ich weglassen kann. Die folgende hättte ich vielleicht doch erwähnen sollen….
Auf  der Rückfahrt mit Bus und Bahn von Etsaut über Pau nach Toulouse wurde ich beim Einsteigen in Etsaut schon freundlich begrüßt …. das waren ja Michelle und Phillipe, die ich im Réfuge d’Arlet kennengelernt hatte und denen ich brühwarm von meinem Missgeschick mit meinen verlorenen Anziehsachen erzählt hatte. Die beiden mussten  wegen einer schießwütigen Hexe (also akuten Rückenschmerzen) ihre Tour unterbrechen, wollten aber am Ende der Ferien ihre Zeltausrüstung vom Refuge d’Arlet wieder abholen – und zwar über den Weg, den auch ich hochgewandert bin.
Ohne ernsthfte Hoffnung habe ich den beiden meine Vermutung erzählt, dass ich die Sachen wohl bei einer Picknickrast verloren haben muss,  meine Rastplätze auf dem Weg erklärt und meine E- Mailadresse mitgeteilt.

Und dann hat mich nach meiner Rückkehr nach Hause der tägliche Wahnsinn schnell wieder eingeholt….

… bis eine Mail ankam, mit dem Inhalt, dass die beiden meinen Beutel gefunden hatten: sie hatten einen Schäfer auf dem Weg gefragt und der hatte die Sachen gesehen und aufbewahrt. Noch eine Woche später ist dann ein kleines Paket in der Praxis angekommen….

.. und jetzt befindet sich eine Dose mit Aachener Printen auf dem Weg nach Südfrankreich…

Das ist schon etwas starker Tobak für einen reinen Zufall…. Vielleicht sollte ich doch mal dem Antonius eine Kerze stiften ?

 

10. Tag: Rückflug nach Charleroi

Japanischer Garten in Toulouse
Japanischer Garten in Toulouse

Mittwoch, 21. August 2019

Ohne Wecker bin ich erst gegen 8.00 wach geworden, habe mich langsam aus dem Bett gewälzt und  bin dann ohne Frühstück Richtung Innenstadt marschiert. Ich denke, dass das Frühstück an den Markthallen immer besser sein wird als in einem Formule1 (oder, wie es heute heißt: Ibis Budget). Zunächst habe ich dort Käse gekauft – ich glaube, meine Lust an den leckeren Käsesorten hat auch dem Verkäufer Spaß gemacht, und er hat mir immer weitere präsentiert, die meinem Geschmack entsprechen könnten …. Mmmmh! Danach kleines Frühstück in einem Straßencafé und dann ging leider nach einem viel zu kurzen Spaziergang durch den botanischen Garten schon mein Bus zum Flughafen.  Dort bin ich eigentlich gut pünktlich angekommen – nur war der Zugang zum Abflugschalter von der Polizei gesperrt: ein „Objekt ohne Besitzer“ – also Bombenalarm. Wir durften erst wieder weiter, nachdem der Koffer gesprengt worden war … (Wenn sowas mit meinem verlorenen Wäschebeutel passiert wäre ….?). Auf diese  Weise bin ich dann natürlich wieder mit einstündiger Verspätung in Charleroi und demzufolge auch in Kelmis angekommen. 

Fazit: Tolle Pyrenäenwanderung- mit unheimlichen Glück beim Wetter – eine Wiederholung oder Weiterführung ist überhaupt nicht ausgeschlossen !

9.Tag: Etsaut- Toulouse

Toulouse
Toulouse

Dienstag, 20. August 2019

Heute fällt mir der Abschied nicht schwer: es regnet, die Wolken hängen bis auf die Füße – und auch weiter oben soll das Wetter nicht wirklich besser sein. Da trifft es sich gut, dass der Bus schon um 9.00  talwärts führt. Es ist die Linie, die die auf französischer Seite aufgegebene Bahnlinie zwischen Canfranc und Bedous ersetzt. Man kann die alten Tunnel und Gleisstrecken noch gut erkennen – das gäbe einen phantastischen Bahntrassenradweg! Dann weiter mit dem Zug über Pau und  Oloron nach Toulouse, wo ich in der Nähe des Bahnhofs ein Zimmer gebucht habe.

St Sernin
St Sernin

Auf zu Besichtigung und Stadtbummel. Ich mag Toulouse mit seinen Ziegelbauten ( die Werbung spricht von der „ville rose“). So schlendere ich zunächst zur Basilika St Sernin – eine aufgrund ihrer Ausmaße ziemlich ungewöhnliche und beeindruckende romanische Kirche- ich glaube die größte, die ich je gesehen habe. Es war einer der wesentlichsten Wallfahrtsorte um die Jahrtausendwende: Hier war die Reliquiensammelwut des Mittelalters besonders ausgeprägt: zwar hat die französische Revolution  nicht viel davon  übrig gelassen – aber selbst jetzt bin ich bei meiner Zählung noch auf Reliquien von 15 Heiligen, darunter von sechs Aposteln und eine Kreuzreliquie gekommen. Mit durchaus komfortablen Selbstbewusstsein steht auf einer Inschrift am Chorumfang, sinngemäß, dass es nicht nötig sei, noch woanders hin zu pilgern, da hier schon alles Wesentliche vorhanden sei…. . Danach bin ich bei der Gebäudefarbe – ziegelrot – geblieben, habe mich aber dem weltlichen Stolz von Toulouse zugewandt : dem Capitol. Die Repräsentationsräume im Rathaus  waren dem Publikum zugänglich und ich konnte die Monumentalgemälde aus dem 19. Jh. bewundern, die ähnlich wie im Aachener Rathaus die (erweiterte) Stadtgeschichte beschreiben. 

launig dargebotene Infos zum Thema „pilgern“- richtig interessant !

Zum Abschluss des Nachmittags noch zur ehemaligen Jakobinerkirche mit einem launigen Vortrag zum Pilgern im Mittelalter. Hier in dem Kreuzgang hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht – aber leider wurde schon  um 18.00 geschlossen. Schade.

Abendessen beim Tausendfüßler oder 1001 Nudel – oder Nacht?

Wie sucht man ein Restaurant in einer fremden Stadt ? In diesem Fall gefiel mir das Wortspiel : es war ein Nudelrestaurant mit dem Namen 1001Pates….. Und gut gegessen habe ich auch…. Morgen Mittag  ist der Rückflug angesagt. Etwas traurig bin ich schon – ich hätte mich noch etwas länger in Toulouse aufhalten können…

8.Tag: Refuge d’Arlet – Canfranc Estacion- Etsaut: 26 km, 900m+, 1700m-

Am Col d’Arlet

Montag, 19.August 2019

Zunächst war ich heute Morgen angenehm überrascht: Wolken – aber kein Nebel und auch kein Regen. Also spricht nach Rücksprache mit der Hüttenwirtin nichts gegen den auf der Karte des Smartphones eingezeichneten Track über den Col d‘ Arlet auf die spanische Seite. Keine Wegmarkierungen?  Das sei kein Problem: der Weg sei gut zu erkennen und genügend Steinmännchen… .

Blick zurück aufs Refuge d’Arlet

Alles ist relativ…. Ich habe ziemlich häufig meinen Weg mit dem Track auf dem GPS abgleichen müssen, um nicht irgendwo am Endes eines Ziegenpfads zu landen. Das erhöht nicht gerade die Geschwindigkeit. Hinzu kommt, dass der Blick auf das Tal im Abfluss des ehemaligen Gletschers mit dem mäandernden Verlauf des Rio Aragon (Humedal des Aguas Tuertas) einfach unglaublich schön ist. Im Hintergrund in Ocker und Zinnober geschichtete Berge vervollständigen das Bild, das meine Kamera heißlaufen ließ.

Blick ins Tals des Rio Aragon: Humedal des Aguas Tuertas

Nach dem Abstieg ging der Weg in dem etwas sumpfigen Flusstal weiter und traf dann auf den GR 11, die spanische Variante des Pyrenäen- längsweges – auf französischer Seite ist es der GR 10, auf dem Kamm die HRP. Langsam wurde das Wetter schlechter und Nebel zog auf. Aber die rot- weiße Markierung stimmt gut mit dem Track und der Karte überein – alles richtig.  Bis auf einmal Karte, Track und Realität nicht mehr übereinstimmen: die Markierung verläuft über eine Passhöhe, die Karte und Track nicht kennen. Was tun ? Ich entscheide mich, der Karte und dem GPS zu folgen und nur noch eine lokale Markierung mit spärlichen grün– gelben Wegzeichen zu haben. An sich wäre das ein toller Weg oberhalb eines Bergsees – aber im Nebel kann ich den See leider nur erahnen. 

wie in einem Zauberwald !
… so stelle ich mir Merlins La Brécoliande vor….

Heute ist es eine lange Etappe – und ich hatte gedacht, dass sie einfach sei, da an sich der Weg ohne steile Passagen ins Tal führt. Aber es ist halt ein Bergweg: viel Geröll, immer kleine An- und Abstiege an den Bergflanken entlang – anstrengend. Und dann komme ich in einen alten Buchenwald, der im Nebel wie der Wald Merlins erscheint (aber das war doch in der Bretagne und nicht hier ?). Hinter jedem Baum, in jedem Felsen scheinen sich Elfen und Zauberer zu verstecken. Unglaublich schön. Da habe ich wieder genug Kraft für den Rest des Abstiegs getankt, der dann – Kontrast ! – in das furchtbar hässliche Skigebiet von Candanchu führt. Architektur der 70er Jahre, die jetzt schon halb baufällig ist. Jetzt im Sommer ist alles leer und geschlossen und viele Appartements stehen zum Verkauf.

Mein Ziel heute ist Canfranc Estacion. Bis dahin geht der Weg über den Jakobsweg, der mal wieder in der Nähe der Hauptstraße, teils über die alte Passstraße verläuft mit einigen tollen Blicken in die Schlucht des Rio Aragon. Ich hatte mich auf den Bahnhof in Canfranc gefreut: dieser als internationaler Knotenpunkt mit 20 Gleisen und einem 100m langen Empfangsgebäude im Jugendstil gebaute Bahnhof, der nach Stilllegung der Strecke auf französischer Seite seit 30 Jahren nur noch von drei Zügen aus Zaragoza angefahren wird und langsam zerfällt – ich wollte unbedingt ein paar Fotos machen… Leider war alles abgesperrt, alle Fenster fehlten, eine große Baustelle: der Bahnhof wird zur Zeit als Denkmal restauriert. 

Estacion Canfranc

Da passte es gut, dass gerade ein Bus Richtung Etsaut kam, wo ich meinen vergessenen Beutel mit meinen Anziehsachen abholen wollte. Wieder ein Bus für 2€… . Als die Wirtin mir freudestrahlend den Beutel mit der  Kleidung geben wollte, war ich allerdings mächtig enttäuscht : es war nicht meiner…. Ich muss die Sachen also irgendwo auf der Wanderung beim Picknick verloren haben. Ich war derartig bedient, dass ich keine Lust hatte, für die Fotos nach Canfranc zurückzufahren. Ich hab das Hostel storniert und bin wieder bei  Schweinebraten, Crudités und Fritten im Gite in Etsaut geblieben. FRUST !  Morgen soll’s regnen- passend zur Rückreise…..

7. Tag: Etsaut- Refuge d’Arlet (2003m): 16 km, 1600m+/ 150m-

Refuge d’Arlet

Sonntag, 18.August 2019

Heute habe ich das Frühstück um 7.00 gewählt. Zum einen wegen der Länge des Weges , aber vor allem, weil heute Nachmittag Gewitter oder zumindest Regen angesagt ist. Also  habe ich im Halbdunkel meine Sachen gepackt und bin dann direkt nach dem Frühstück um 7.45 los. Heute war Markt in Etsaut und es ist mir gelungen,  noch 2 Tomaten zu kaufen, obwohl die Marktstände noch gar nicht aufgebaut waren.

bergan im Vallée d’Aspe

Dann zunächst auf dem GR 10 nach Westen und nach dem ersten Anstieg über einen alten Maultierpfad auf halber Höhe ins Val d’Aspe.  Es rächt sich natürlich, dass ich gestern bis auf 600 m ins Tal abgestiegen bin: heute habe ich deswegen 1600 Höhenmeter Anstieg bei ca. 16 km Weglänge, um wieder auf der Hohe der HRP (Haute  Route des Pyrenées) zu landen.  Heute ist es echt heiß und man spürt den Wetterumschwung. Glücklicherweise führt der Weg  (meist) mit nur leichtem Anstieg im Schatten langsam das Tal hoch. Mein Liter Wasser reicht dabei allerdings überhaupt nicht, so dass ich mich aus dem Bach bediene. Da Kühe und Schafe noch weiter oberhalb weiden- und wahrscheinlich nicht nur weiden …, muss ich diese leckeren Silberionen in Tablettenform zusätzlich einwerfen. Pures Bergwasser schmeckt deutlich besser – aber was tut man nicht alles, um der Rache Montezumas zu entgehen ? 

mein Badesee: Lac d’Arlet

Ich bin wirklich besser in Form als in den ersten Tagen : schon um 13.30 bin ich auf der Hütte angekommen. Insgesamt sind hier viel weniger Leute  (sowohl auf dem Weg als auch im Refuge). Mir sind höchstens drei oder vier Wanderer begegnet und hier stehen nur 2 Zelte in der Nähe des Sees. Und auch beim Essen geht es weitaus entspannter zu – vor allem sind die Portionen größer…. . Beim Auspacken dann die Mega – Überraschung – es ist eben keine gute Idee im Halbdunkel ohne Stirnlampe den Rucksack zu packen. Mein Beutel mit allen Kleidungsstücken ist wahrscheinlich unten im Gite in Etsaut geblieben. Sch….. . Im Refuge hat man für mich unten angerufen, dass ich die Sachen auf dem Rückweg abholen kann – aber bis übermorgen stinke ich also zart vor mich hin – es sei denn, ich will den Schlafanzug zum Abendessen tragen oder ich finde noch Parfumreste im Rucksack… Ich habe heute mal wieder die Option „See“ statt der nicht vorhandenen Dusche gewählt – die Alternative wäre wieder der öffentliche Wasserhahn vor der Hütte gewesen. Allerdings diesmal ohne Badeanzug – der ist im  Wäschesack.

langsam zieht Nebel auf….

Abendessen wieder wie üblich am langen Tisch : diesmal mit einem Paar aus dem Tarn und einem perfekt französisch sprechenden Engländer, die alle auf der HRP unterwegs sind. Von  beiden habe ich tolle Wandertipps für die nächsten Ferien bekommen.  Die HRP scheint übrigens nicht unbedingt schwieriger als der GR 10 (in Frankreich) und der GR 11 (in Spanien) zu sein. Und da die meisten Wege hier spärlich bis gar nicht markiert sind, fallen die fehlenden Wanderzeichen bei der HRP auch nicht ins Gewicht. Bleibt das Problem der fehlenden Hütten… Dann muss man es eben so machen wie ich und den Weg nach den Hütten und nicht nach dem Namen des Weges planen. Morgen ist der letzte Wandertag: Wenn ich Pech habe (der Wetterbericht sagt das zumindest), gibt das einen Wandertag im Nebel bzw. im Regen…aber manchmal täuschen die sich ja auch – die Hoffnung stirbt zuletzt…. Zur Zeit herrscht allerdings dichter Nebel….