Eifelsteig Tag 15: Gladbach – Kordel (26 km)

im Regen !

Mittwoch, 16.Oktober 2019 


Ich wusste nicht, dass mich Gerüche so furchtbar stören können: aber diese Mischung aus kaltem Zigarettenrauch und penetrantem Weichspüler hat mich so irritiert, dass ich um zwei Uhr nachts davon wachgeworden bin und Schwierigkeiten hatte wieder einzuschlafen. Und dann ging um 7 Uhr der Wecker….. Glücklicherweise konnte ich Hotel und Abendessen per Online- Überweisung bezahlen: denn gestern gab es auf dem Weg nur ein Dorf mit einer theoretischen Möglichkeit auf Bargeld: aber die Sparkasse hatte vor 6 Monaten dicht gemacht und der Automat der Volksbank war kaputt. Und mit meinen restlichen 20€ komme ich nicht sehr weit. Wie war das mit gleichen Chancen in der Stadt und auf dem Land? Der Dauerbrenner Handyempfang und Internet, Geschäfte, Banken, wahrscheinlich im Winter die (nicht) geräumten Straßen… da gehört schon ziemlich viel Idealismus dazu, hier zu wohnen – oder die Macht einer kleinen Firma, die alle Teppiche in den Flughäfen herstellt – die haben es geschafft, dass in der Nähe von Himmerod ein Handymast mit 4G aufgestellt wird….

Aber zurück zum Eifelsteig: der Weg führte zunächst durch den Wald- wieder mal etwas langweilige breite Forstwege. Warum dieser Wald 2012  zum „Wald des Jahres“ gewählt worden ist, entzieht sich meinem Verständnis – so spannend sah das nun wirklich nicht aus…. Zu Beginn des Tages war es zwar bedeckt aber trocken. Das änderte sich kurz vor Zemmer: da ich dort weder Bäckerei noch Kneipe gefunden habe, bin ich vor dem Regen erneut in die Kirche geflohen, um mich dort in einen preisverdächtigen, jedoch weitgehend regenabweisenden Look zu hüllen. Auf dieser Tour habe ich zum ersten Mal einen Regenponcho ausprobiert- ich habe das Modell „Müllsack“ gewählt, dass ich vor Jahren von der KBC als Geschenk erhalten hatte. Schon ganz gut, dass bei diesem Wetter kaum jemand unterwegs ist, der die Schönheit meines Outfits bewundern könnte …

mein Regenoutfit

Nach ca. zwei Stunden hört der Regen glücklicherweise wieder auf, so dass die Felsen der Kauley mit Aussichtspunkt auf Kordel durch einige Sonnenstrahlen gut zur Geltung kommen. Der Vorteil eines solchen usseligen Tages ist natürlich, dass ich die Etappe in Rekordzeit zurückgelegt habe – eine längere Rast im Regen ist einfach nicht besonders attraktiv…. Die anderen Eifelsteig- Wanderer: Peter, Georg und Marie aus Recklinghausen bzw. Eisenach und Patricia aus Hannover habe ich natürlich auch wieder getroffen – die hatten das Café in der Nähe von Zemmer gefunden und den Regen dort einfach abgewartet. Das Hotelzimmer teile ich mir heute mit Marie: wir sind dann noch gemeinsam zum Kaffee trinken und später zum Abendessen gegangen: wieder nette Gespräche zu Reisen, Religion und etwas Politik…. Glücklicherweise sind unsere Meinungen nicht allzu weit auseinander, so dass darüber keine Spannungen entstehen.  Morgen werden wir dann 20 km für die 10 km Luftlinie nach Trier benötigen- dafür sollte es aber noch einige keltische und römische Relikte zu bewundern geben… ich bin gespannt !

Eifelsteig Tag 14: Kloster Himmerod – Gladbach (26 km)

Wasserburg Bruch
Wasserburg Bruch

Dienstag, 15.Oktober 2019

Heute Morgen zunächst Messe und danach gemeinsames Frühstück an einem langen Tisch im alten Refektorium des Klosters: Pater Stephan hat die Messe gehalten: er ist schon seit Jahrzehnten für die Gäste im Kloster zuständig und nach dem Weggang der übrigen Mönche als einziger Zisterzienser in der Abtei geblieben. Schöne, ruhige Atmosphäre- ich kann mir gut vorstellen auch außerhalb des Eifelsteigs noch mal wiederzukommen.

ehemalige Fischteiche des Kliosters

Der Weg führte dann fast den ganzen Tag durch das Salmtal: ein abwechslungsreicher Weg, der – mal auf halber Höhe, mal im Tal entlang – an mehreren Mühlen vorbei in vielen Windungen dem Flusslauf folgt. Es stellt sich ein bisschen ein Feeling wie auf dem Jakobsweg ein, da ich die Wanderer aus der Abtei auf dem ganzen Weg und auch am Abend immer wieder treffe.
Glücklicherweise war der Wetterbericht nicht so ganz korrekt: der angekündigte Regen blieb größtenteils aus – der Himmel ist bedeckt, aber es ist doch so warm, dass fast den ganzen Weg das T-Shirt ausreicht.
Nach dem Frühstück habe ich mich dann im gleichen Gasthof wie Patricia, mit der ich gestern zu Abend gegessen habe, angemeldet – glücklicherweise war was frei. Nur- als ich so gegen halb vier angekommen bin, war noch alles geschlossen: Öffnungszeit ab 17.00…. Natürlich fängt es gerade an zu fisseln…. . Nach der Besichtigung der Kirche (genialer Nebeneffekt: da ist es trocken! ) schlendere ich wieder zurück und habe Glück, dass der Sohn gerade nach Hause kommt und die Türen öffnet. Mit mir kommen dann noch drei bekannte Gesichter von heute Morgen rein – Vater, 17- jährige Tochter und ein Freund: auch die schaffen es so noch kurzfristig, an eine Ferienwohnung im Dorf vermittelt zu werden.

Telefonieren ist hier übrigens wieder ein Problem: Handyempfang so gut wie Fehlanzeige – dafür gibt es aber wenigstens ein einigermaßen funktionierendes Internet…. So war es nur etwas kompliziert, für morgen eine Unterkunft zu finden – wir haben uns dann zusammen gesetzt und gemeinsam gebucht- es waren in Kordel noch zwei Doppelzimmer frei, so dass ich mir mit der 17- jährigen Marie ein Zimmer teilen werde… Zum Abendessen dann wieder Schnitzel – zu Zeit variiere ich zwischen Jäger – und Zigeunerschnitzel – typische deutsche Nationalgerichte….
Wenn dann bis morgen früh der Regen aufhört, bin ich ganz zufrieden. …

Eifelsteig Tag 13: Wittlich – Kloster Himmerod (ca. 24 km)

Kloster Himmerod
Kloster Himmerod

Montag, 14.Oktober.2019

Heute bin ich zu den letzten Etappen des Eifelsteigs aufgebrochen: total spontane Entscheidung – ich war eigentlich dabei, Pauls Zimmer zu renovieren. Aber draußen sah es so herrlich nach goldenem Oktober aus, dass ich nicht widerstehen konnte…. Und so hab ich die erste Nacht gebucht und hoffe nur, dass nicht allzu viele andere Leute bei dem begrenzten Bettenangebot in der Südeifel auf denselben Gedanken kommen. Zunächst aber mit dem Auto über Lüttich (Mama- Taxi) zum Endpunkt nach Trier, dann mit dem Zug nach Wittlich und dann den Weg der letzten Etappe zurück über den Lieserpfad zum Abzweig des Eifelsteigs. Werden langweilige Wege eigentlich interessanter, wenn die Sonne scheint ? So völlig unvoreingenommen dachte ich, dass das so sei …. In Realität bleibt der Lieserpfad bis zum  Abzweig nach Himmerod (3 Stunden später) ein eher langweiliger Weg über eine breite Forststraße mit eher seltenen schönen Ausblicken nach rechts auf die Lieser und nach links den Hang hinauf. Nur heute (ich bin allein unterwegs) sehe ich mehr fotogene Kleinigkeiten am Wegesrand: Pilze, Früchte, bunte Blätter….

Abwechslungsreicher wird der Weg dann den Illgenbach entlang und vor allem im letzten Abschnitt über die Felder mit weitem Blick übers Land: kleine Dörfer, bunt verfärbte Bäume in der Oktobersonne….und das Ganze bei sommerlichen Temperaturen von fast 25 Grad. Die Übernachtung ist heute in der Abtei Himmerod: die Zisterziensermönche haben die Abtei zwar vor drei oder vier Jahren verlassen, aber ein Zisterzienserverein  führt das Haus zusammen mit dem Bistum Trier zunächst weiter auf der Suche nach einer neuen Bestimmung des Komplexes: es gibt weiterhin eine Pforte, eine Morgenmesse, Pilgerfahrten und es wird auch in den Obstgärten und Fischteichen gearbeitet und die Wege sind gepflegt.

Eifelsteig Tag 12: Manderscheid – Wittlich (ca. 25 km)

im Liesertal
im Liesertal

Sonntag, 29. 9.2019


Ja, ja, ich weiß: Wittlich liegt nicht am Eifelsteig. Aber da Dagmar heute noch zurück nach Bremen muss, brauchte ich einen Endpunkt mit Bahnstation – und da war Wittlich am Lieserpfad die beste Alternative. Aber wo ist eigentlich in Wittlich der Bahnhof (sogar- Hauptbahnhof!)?  Logo, in Wittlich natürlich…. ! Hatte ich auch gedacht, ist aber falsch: der ist nämlich 6 km außerhalb. Und damit hatten wir dann ein kleines Problem, da Dagmar um 17.00 den Zug nach Bremen nehmen musste und der letztmögliche Bus zum Bahnhof um 16.00 losfuhr. Bei 6-7 Stunden Gehzeit ohne Pausen war das schon eine gewisse Herausforderung, so dass wir uns für Frühstück um 7.00 entschieden haben (brrrr- wie fies: im Dunkeln aufstehen !!). 

Heute morgen gab es dann die super Überraschung – wolkiger  Himmel, kein Regen – glücklicherweise kann man sich nicht immer auf die Apps verlassen… ! Und ein genialer Weg auf halber Höhe über der Lieser – teilweise so schmal und steil wie in den Bergen mit phantastischen Ausblicken auf die herbstliche Landschaft !! Nur wurde ich so gegen 11.30 etwas unruhig und habe das Tempo forciert, da es auf meiner Karte so aussah, als ob wir nach knapp der Hälfte der Gehzeit erst ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatten.  Die Zeitplanung entspannte sich dann vor allem dadurch, dass es pünktlich zum Picknick anfing kräftig zu regnen – das verkürzt die Pause ganz ungemein. Und der zweite Teil des Weges ging über einen Forstweg entlang der Lieser: total langweilig , aber dadurch sehr zügig zu gehen. So waren wir dann bereits vor 15.00 in Wittlich und haben dort unsere Wanderung bei Kaffee und Kuchen in aller Ruhe beendet. Ach ja, während der Kaffeepause fing es dann an, ausdauernd zu regnen – wiederum konnte der Zeitpunkt nicht besser gewählt sein…. Die Fotos in Wittlich fielen im Regen natürlich etwas spärlich aus, aber unserer Wanderung hat das keinen Abbruch getan – es war echt schön und kurzweilig !!!

Eifelsteig Tag 11: Daun- Manderscheid (24 km)

Blick aufs Weinberger Maar
Blick aufs Weinberger Maar

Samstag, 28.9.2019

Das Wetter ist nicht so berauschend – zwischendurch immer wieder feiner Nieselregen: aber war Ende September wirklich anderes zu erwarten ?
Aber es gibt ja nur falsche Kleidung- also haben wir uns in Regenhosen, Regenjacken und Regenpellerinen gewickelt und sind Richtung Maare und Lieserpfad gewandert.
Die Maare sind auch bei diesem Wetter fotogen, die Wälder fangen an, in allen herbstlichen Farben zu leuchten und der Regen ist ja gar nicht so furchtbar stark … also alles gut und ein schöner Wandertag. Es ist deutlich, dass diese Gegend zu den beliebtesten Wanderregion der Eifel gehört, denn trotz des Wetters haben wir heute mehr Wanderer gesehen, als ich auf allen bisherigen Etappen.

Schalkenmehrener Maar
Schalkenmehrener Maar

Die Highlights lagen heute vor allem zu Beginn der Tour: Diese runden, wie ausgestanzt wirkenden Vulkanseen, auch die kleine Kirche am Weinberger Maar -auf den alten Karten stand „Totenmaar“ – aber der Name passte vielleicht nicht ins Werbekonzept (?). Wandern zu dritt ist kurzweilig – der Sprühregen fällt kaum auf – aber die kleinen Besonderheiten, die mir sonst vor die Fotolinse kommen, habe ich bei den angeregten Gesprächen heute einfach nicht gesehen…
So waren wir auf einmal, ohne es wirklich zu merken, in Manderscheid angekommen, hatten dann aber aufgrund fehlender Internetverbindung (zum Telefonieren hätte es gerade gereicht, alles andere ging einfach nicht) zunächst das Hotel nicht gefunden. Erst als ich den genauen Namen aus meinem Mails herausgesucht hatte , konnte uns jemand den Weg zu unserer sehr netten, von einem Holländer aus Utrecht geführten Unterkunft erklären.
Zum Abendessen dann in eine Pizzeria: sehr lecker – nur beim Bezahlen gab es kleinere Probleme. Wir haben einzeln bezahlt, ich als letzte. Als ich eine für mich völlig unerwartete, unverständliche Summe hörte, hab ich mir das mal vorrechnen lassen, und musste dann auf einmal 10€ weniger bezahlen… Im Hotel stellte Dagmar dann fest, dass ihre Rechnungssumme auch nicht so ganz korrekt war. Kopfrechnen fünf minus oder andere Gründe ????

Morgen geht’s dann den Lieserpfad weiter bis Wittlich – nur der Wetterbericht macht mir etwas Sorgen….

Eifelsteig Tag 10: Gerolstein- Daun (25km)

Am Nerother Kopf

Freitag, 27.9. 2019

„Wie  schreibt man Daun?“ fragten mich meine Bremer Alpenvereinsfreunde, als ich zu den Eifelsteig- Etappen von Gerolstein über Daun und Manderscheid nach Wittlich eingeladen hatte . Wie „Down unter?“ – „Nein, wie die Daune- weich und kuschelig“ …. OK, ok, diese Unterhaltung hat sich im 3- Bettzimmer nach einigen Bier abgespielt….  Aber zunächst mal mussten Resi, Dagmar und ich ja zu diesem Ort kommen: So sind wir von Kelmis aus mit dem Auto nach Gerolstein gefahren, haben dort den Wagen in der Nähe des Bahnhofs geparkt und sind dann bei wolkigem Wetter (viel besser als der Wetterbericht es vorausgesagt hatte) durch den Wald zunächst nach Neroth gelaufen.

Mäusefallen und... und ....und ... in Neroth
Mäusefallen und… und ….und … in Neroth

Neroth ist bekannt für seine Mäusefallen – und so gibt es dort ein Mäusefallenmuseum, ein Café „zur Mäusefalle“  und unzählige Malereien und Grafiken an den Wohnhäusern mit diesen possierlichen grauen Tierchen. Mäusefallen? Im 19. Jahrhundert wurden diverse aus Draht geflochtene Exemplare in Heimarbeit im Dorf hergestellt und dann von den Männern mit Tragekiepen zu den Bauern und in die Großstädte gebracht und dort an die geplagte Bevölkerung verkauft. Offensichtlich ein durchaus einträgliches Geschäft…  Im Café Mäusefalle haben wir unseren Kuchen übrigens an einem Tisch in Form einer überdimensionierten Falle mit dem treffenden Namen „ Kalorienfalle“ verzehrt…. Leider bin ich nicht zur Besichtigung des entsprechenden Museums gekommen, da ich deutlich die fehlende Begeisterung meiner Mitwanderinnen gespürt habe, erst gegen 19.00 in der JH in Daun anzukommen…

Burgruine Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf

So sind wir also ohne genaueres über die Möglichkeiten der Mäusevernichtung gelernt zu haben, den Weg zum Nerother Kopf hochgestiefelt. Der Ort war in der Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gründungsstätte des Nerother Wandervogels bekannt. Der Nerother Kopf ist – erdgeschichtlich gesehen – erst gestern entstanden : es handelt sich um einen vor knapp 15.000 Jahre alten erloschenen Vulkan. Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht, dass Tihange gerade mal 120 km entfernt ist…. Um 17.00 waren wir dann in Daun in der JH, und sind dann geduscht und wohlriechend in den Ort spaziert,  um bei einem Jugoslawen lecker und sehr reichhaltig zu Abend zu essen – selbst das morgige Mittagessen ist damit gerettet….

Eifelsteig Tag 9: Hillesheim – Gerolstein (20 km)

Hillesheim

Donnerstag, 1.August 2019


Da ich mich zu den drei Vulkaneifeletappen von Gerolstein bis Wittlich schon für September mit meinen Bremer Freunden vom Alpenverein verabredet habe, fehlt mir noch die heutige Etappe zwischen Hillesheim und Gerolstein. Also habe ich diese Etappe mit Nadya gewandert, die mich auch schon einmal auf dem Rheinsteig für einen Tag begleitet hatte. Wir haben uns in Gerolstein getroffen und sind dann zusammen zurück zum Ausgangspunkt nach Hillesheim gefahren. Es war schon 11.15 – aber bei der kurzen Etappe ja eigentlich kein Problem. So richtig gut geht die Tour dann aber nicht los – obwohl das Wetter mit wolkigem Himmel und knapp über 20 Grad geradezu ideal ist. In Hillesheim angekommen stelle ich nämlich fest, dass mein Fotoapparat weg ist – irgendwie scheint er sich zwischen Kelmis und Hillesheim von meinem Gürtel gelöst zu haben – nur leider nicht im sondern wahrscheinlich neben dem Auto …. Total ärgerlich – aber für die Fotos selbst nicht so tragisch – dann muss ich mich halt mit den miesen Bildern des Smartphones begnügen ….

In Hillesheim dann am Krimihotel vorbei – der ganze Ort setzt touristisch auf den Ruf der Eifel- Krimis: es gibt auch noch ein Restaurant zum Amtsrichter und ein Café „Sherlock“ – jeweils mit den entsprechenden Gerichten auf der Karte… Ich war etwas skeptisch, was die Attraktivität der heutigen Etappe betraf – ich hatte befürchtet, so eine eher langweilige Übergangsetappe bis zur Vulkaneifel zu laufen – aber das war nicht so: schmale Wege, tolle Ausblicke, wenig Asphalt – und natürlich den ganzen Weg über interessante Gespräche, so dass ich sicher auch die ein oder andere schöne Aussicht verpasst haben mag. Aber den Blick auf Niederbettingen konnte man gar nicht übersehen– und so haben wir dort unsere erste Frühstückspause gemacht.

Dann in die Mühlsteinhöhle – ich hatte extra eine Stirnlampe mitgebracht und konnte so bestimmt 100 m in die Höhle hineingehen – fast schon etwas gruselig… Über Jahrhunderte (seit dem 13. Jahrhundert) wurden aus dem harten, aber porösen Basalt Mühlsteine gehauen: das blasenreiche, poröse Gestein ist hervorragend dazu geeignet, da sich durch den ständigen Abrieb immer neue Poren öffnen, die den Stein scharf halten.  Exemplare, die den Anforderungen der Steinmetze nicht genügten, wurden gleich im Steinbruch belassen und so zu meinem Fotomotiv. So gegen drei Uhr kamen wir dann zum Gerolsteiner Stausee und Nadya hatte wieder für ein exzellentes Picknick für uns zwei gesorgt: ich konnte nur meine Standard – Erdnüsse und einen Apfel beisteuern. Das Problem danach bestand vor allem im Kopf: Nach kurzer Zeit waren wir kurz vor dem Ortseingang von Gerolstein – der Eifelsteig zog sich aber noch durch die – absolut sehenswerten! – Gerolsteiner Dolomiten: tolle Kletterfelsen mit Höhlen und phantastischen Ausblicken – aber: noch 8 km …. Und nach dem ausführlichen Picknick und mit Gerolstein direkt vor unseren Augen schien uns der Weg dann mächtig weit zu sein, so dass wir um 17.00 ziemlich müde ankamen: eigentlich sind 20 km doch gar nicht so viel???
Glücklicherweise hatte ich mein Auto direkt vor einer Eisdiele geparkt.. .

Ach ja – jetzt kommt noch der Fotostory zweiter Teil: die Speicherkarte meines Smartphones erwies sich als defekt und hat keins meiner Fotos gespeichert …… Grrrrrr….  Also kann ich nur die wenigen Bilder von Nadya als Anschauungsmaterial beifügen – und ich habe ein paar im Internet geklaute dazu gesetzt, um einen etwas besseren Eindruck von der Wanderung zu geben. In den nächsten Tagen werde ich dann wohl mit diversen Fundbüros in Aachen und Gerolstein telefonieren müssen – ohne viel Aussicht auch Erfolg (aber es wäre trotzdem sehr schön, vor allem die noch nicht auf dem PC gespeicherten Bilder der letzten Wochen wiederzubekommen…)

Eifelsteig Tag 8: Nohn – Oberbettingen (ca. 16 km)

Die romanische Wehrkirche in Berndorf

Sonntag, 30.6.2019

Gerade sitz ich am Bahnhof  in Oberbettingen – Hillesheim (der Bahnhof ist mindestens genauso öde wie der Ortsname vermuten lässt…) und habe eine verd .. Sche..… – Wut im Bauch.  Mein Zug ist einfach so – ohne zu halten – an mir vorbei gefahren. Und der nächste kommt in 1 Stunde. Dabei gibt es hier nur ein Gleis !! (und ein verfallenes Bahnhofsgebäude, keinen Schatten aber einen funktionierenden Fahrkartenautomaten ).Grrrr. Dann hab ich noch mal genauer geguckt und bin etwas stutzig geworden, als ich „Gleis 1“ und „Gleis 2“ gelesen habe. Wie das ? Ganz einfach: Gleis 2 (wo mein Zug abfährt) ist auf dem gleichen Gleis – nur 300 m weiter..   . Also weiter schmoren bei mehr als 30 Grad. Aber wie komm ich hierher ? Zunächst bin ich heute Morgen um 7.00 los – der Weg ist ja nicht so weit, nachdem ich mir gestern diese Mega – Etappe antun musste (die ich übrigens immer noch in den Muskeln spüre). Heute also nur 16 km. Zunächst in aller Ruhe und Kühle durch sanftes Hügelland, kleine Dörfer, auch mit Burg (in Kerpen) und häufig tolles Panorama beim Weg durch die Felder. Heute wird’s schon ab 10.00 heiß, so dass ich mir in der Sakristei der Kirche in Hillesheim erstmal Wasser für meine Flasche erfragt habe.

Sommer !!!
Sommer !!!

Die haben mich natürlich sofort zur 11.00 Messe eingeladen – aber da wollte ich ja sowieso hin… . Nach der Messe wollten mich meine Vermieter von der letzten Nacht eigentlich zu o.g. Bahnhof fahren. Aber in der Messe guckten die mich in meinen Wanderklamotten schon komisch an, grüßten nicht und taten so, als ob sie mich nicht kennen und nie die 4 km Fahrt zum Bahnhof ausgemacht hätten ????? Keine Ahnung – ziemlich eigenartig. Ich bin dann zu Fuß gegangen, der Weg ging doch nicht an der Straße lang. Ein kühler Wind, schöne Aussicht – eigentlich besser so. Schwitzen tu ich erst jetzt am Bahnhof wieder…, s.o.  Die nächsten Etappen gehen durch die Vulkaneifel – die haben wir mit Paul, Andrea und Sophie schon früher gewandert – mal sehen, ob ich mich noch erinnern kann .  

Eifelsteig Tag 7: Blankenheim- Nohn (ca. 34 km)

DEr Kalvarienberg an der Wacholderheide bei Alendorf

29.Juni 2019

Der Wetterbericht hat 34 Grad angesagt- gefühlte 35… Und ich habe für den Samstag schon ein Zimmer gebucht, da ich mich hier in der Eifel im Sommer nicht traue, auf ,gut Glück‘ loszuwandern.
Da ich Samstag (heute) schon echt früh los wollte, hatte ich versucht, in der Burg-JH in Blankenheim schon Freitagabend anzukommen – aber die JH ist wie immer Jahrzehnte im Voraus belegt. Deswegen habe ich noch die Gästezimmer in Blankenheim durchgesurft und bin bei Airbnb fündig geworden. Gegen 18.00 war ich dann Freitagabend am Bahnhof Blankenheim- Wald, habe das Auto geparkt – … und der Bus fährt mir gerade vor der Nase weg. Daraufhin habe ich eine junge Frau angesprochen, die eine Freundin zum Bahnhof gebracht  hatte – mein Transport nach Blankenheim war geklärt. 

Römervilla?
… und hier sehen Sie: die Betonplatten über der Römervilla !!!

Das Zimmer ist super, die Vermieterin echt nett – da ich bei der Affenhitze schon um 6.00 los will, habe ich sie gebeten, mir etwas zum Frühstück rauszustellen: weil ihr Mann aber sowieso um 6.00 zur Arbeit muss, habe ich frischen Kaffee und warme Brötchen  bekommen! Genial !
Zum  Abendessen bin ich dann die paar hundert Meter ins Dorf nach Blankenheim gegangen und habe einen leckeren Burger mit einem großen Bier verspeist. Der Ort selbst ist vor allem was fürs Museum. Kleine Häuschen, die pittoreske Ahrquelle unter einem Haus, die Burg… – aber wahrscheinlich zu viel Museum… Viele Gaststätten und Geschäfte sind endgültig geschlossen,  viele Häuser stehen leer. Das war in Nettersheim ganz anders – aber Blankenheim ist wahrscheinlich zu weit von Köln weg, um für Pendler interessant zu sein…

Beim Dorfbummel bin ich auch an der römischen Villa vorbei – das soll eine der gößten in der ganzen Eifel gewesen sein. Vor der Villa: ein Busparkplatz mit mehreren Spuren. Ein Haufen Hinweisschilder und erklärende Tafeln. Zu sehen: NICHTS ! Alle Ausgrabungen (von 1984) sind mit Betonplatten geschützt, die ,archäologischen Fenster‘ klein und so dreckig, dass sich Mauerreste nur erahnen lassen… . Wenn es denen wirklich gelingt, damit Besucher anzulocken, dann haben die ’ne gute Marketingabteilung (wieso funktioniert das dann aber nicht im Dorf selbst? )

Heute Morgen dann also um 6.00 los – zunächst über den Brotpfad nach Ripsdorf: Blankenheim hatte keine eigene Bäckereri und so sind die Leute in den letzten Jarhunderten für ihr Brot  die 10 km ins Nachbardorf gelaufen. Danach  durch die größte zusammenhängende Wacholderheide Deutschlands –  über einen Kreuzweg hoch zu einem (ehemaligen) Kalvarienberg. Bis jetzt ist es angenehm zu wandern- warm, sonnig – aber nicht zu heiß: aber es ist ja auch erst 10.00. Dann nach Mirbach – man fragt sich, wieso ein Kaff mit maximal ein paar hundert Einwohnern eine so große neuromanische Kirche hat. Da muss einer super Connections nach Berlin gehabt haben: Die Architektur ist von einem  Berliner Architekten dem Berliner Dom nachempfunden. Kaiser Wilhelm II über dem Eingangsportal. Aber es ist eine katholische Kirche …. Verstehe es, wer kann…..

die Nohner Mühle
die Nohner Mühle – mit groooooßem Bier und Kuchen !

Und dann kam der zweite Teil der Wanderung…..
Eigentlich wollte ich nur bis Leudersdorf – das wären ca. 26 km gewesen. Da habe ich aber kein Bett mehr gekriegt und habe deswegen in einem Nachbarort, in Nohn, gebucht. Und dieser Weg von Leudersdorf bis Nohn, der hat mich echt fertiggemacht. Inzwischen war es 12.30 und es waren noch 8 km… Kein Wald, offene Felder, nur zwischendurch eine leichte (etwas) kühle Brise. Inzwischen tun mir sogar die Füße weh ! Glücklicherweise kam ich auf den letzten 3 km noch an einem Wasserfall vorbei – ganz was Besonderes: ein durch Kalkablagerungen in jedem Jahr um ca. 10 cm „wachsender“ Wasserrfall. Ich hab mich ganz prosaisch darunter gestellt und mir den mit Wasser gefüllten Sonnenhut aufgesetzt. Danach gings wieder etwas besser.

Und kurz drauf: die Nohner Mühle mit  (alkoholfreiem) Hefeweizen und Kuchen…. Da waren dann die letzen 800 m zu meinem Gästezimmer auch noch zu schaffen…
Heute Abend gibt’s Pizza vom Lieferservie – hier im Dorf ist nämlich sonst alles zu…
Morgen gehts dann (wieder um 6.00 !!!) nach Hillesheim  – auch diese Vermieterin hat ein Einsehen mit mir bei diesen Temperaturen !

Eifelsteig Tag 6: Nettersheim – Blankenheim (11 km)

Das römische Kastell an der Urft bei Nettersheim

1.Juni 2019

Ich weiß nicht, wie ich diese Planungen (Hotelzimmer? Pension? zu welchem Preis? Wo ist ein Campingplatz? Von wo und wann fahren Züge und Busse? Gibt’s irgendwo eine Bäckerei zum Frühstücken, Geschäfte? Abendessen?) ohne Smartphone hinkriegen sollte. – Ich höre schon – ja , aber früher ….. Ok, aber damals war eine so kurzfristige Planung einer Tour eben auch nicht möglich. Und: der Rheinsteig war in dieser Beziehung auch weitaus einfacher zu organisieren: der Zug fährt immer parallel zu den Etappen des Weges – an 7 Tagen der Woche. Hier in der Eifel lese ich meistens: Fahrtzeiten von Mo- Fr und wenn es gut kommt von Mo bis Sa…. Und die Ruftaxis? Mindestens einen Tag vorher buchen ….. Wenn ich so nah bei mir zu Hause wandere, möchte ich aber bei schlechtem Wetter zu Hause bleiben und habe null Lust auf Vorbuchen!!

frümorgens, östlich von Nettersheim
frümorgens, östlich von Nettersheim

Wie war also heute der Weg – ich meine, dieser kurze und verkürzte Teil …. ?
Zunächst führte der Weg durch das pittoreske Tal der Urft, vorbei am alten Römerkastell und an alten Kalköfen aus dem 19. Jahrhundert . Solche Bauwerke hatten wir auch am ersten Tag der Eifelsteig- Wanderung in Stolberg gesehen. Und da auch hier das Devonmeer dicke Kalkschichten hinterlassen hat, gibt es hier naturgemäß die gleichen Öfen.
Bald kam ich dann schon zum Bahnhof nach Blankenheim Wald – da Einruhr nicht in den Fahrtzielen des Fahrkartenautomaten zu finden war und ich auch niemanden fragen konnte, habe ich ein Ticket gekauft, dass sich im Endeffekt als viel zu teuer herausstellte. Servicewüste Deutschland – aber Digitalisierung um jeden Preis ist ja zurZeit absolut en vogue… .
Mal sehen, wann ich die nächsten Etappen wagen kann – nach meinen Recherchen brauche ich nämlich ein ganz komplettes Wochenende, um mit Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln den Weg organisiert zu bekommen ….Eigentlich war das heute gar kein richtiger Wandertag – schon nach knapp drei Stunden habe ich den Bahnhof von Blankenheim in Blankenheim–Wald erreicht. Den Blogeintrag schreibe ich nur, um die Chronik des Weges nicht durcheinanderzubringen – was soll in 3 Stunden schon Wesentliches passieren?
Da ich mich schon am Vorabend über die Rückreisemöglichkeiten (mit Bus, dann Bahn, dann wieder Bus und noch ein Bus) informiert hatte, um mich nicht erst zum Abend in den Einkaufswahnsinn für die nächste Woche stürzen zu müssen, wollte ich schon gegen Mittag die Rückfahrt antreten. Und ein Telefonanruf von Sophie, die für einen studienentscheidenden Besuch eines Baumarktes das Mamataxi benötigte, hat den Weg dann noch einmal um 2,5 km verkürzt.