Eifelsteig Tag 3: Monschau- Einruhr (ca. 21 km)

an der Rur
an der Rur

6.März 2019

Burgleben vor 500 Jahren war definitiv anstrengend: wir haben heute im Bergfried geschlafen- einem schnuckeligen 2- Bettzimmer mit Tonnengewölbe und meterdicken Mauern. Wir hatten eine Heizung – die Menschen im Mittelalter hatten die zumindest im Schlafraum eher nicht – und trotzdem kroch eine fiese Kälte aus den Mauern…. Romantik pur …. Mit freundlichen Tipps des Herbergsvaters zum weiteren Weg ausgestattet – er hat uns empfohlen, wegen ausgeprägter Wald- und Baumfällarbeiten im Perlenbachtal diesen Weg zu meiden –sind wir dann direkt an der Rur weitergelaufen und haben die Etappe so um 4 km verkürzt. Wiederum haben wir echtes Glück mit dem Wetter – kein Regen- milde Temperaturen so um die 10 Grad, hohe Wolken… Der Fernblick zeigt zwar noch braun- graue Wälder ohne Grün, aber im Nahen lassen sich doch schon große Büschel von Schneeglöckchen und vereinzelte vorwitzige Narzissen erkennen. Und die Meisen zwitschern! Zu zweit ist so ein Wanderweg eindeutig kurzweiliger – die Zeit vergeht mit Gesprächen über Gott und die Welt wie im Flug – vielleicht erlebe ich allerdings die Natur etwas weniger intensiv, als wenn ich allein wandere und dieses ziellose Schweifen der Gedanken gelingt mir mit einem Wanderpartner natürlich auch nicht. Ich denke, eine gute Mischung aus Etappen alleine und mit Freunden ist eine gute Lösung. In den letzten Tagen hat es mit jedenfalls mächtig Spaß gemacht, Resi die Gegend, die ich ja aus vielen Tagestouren gut kenne, nahezubringen. Gegen 15.00 sind wir dann in Einruhr angekommen –noch ein ausgesprochen guter Kuchen (Frischkäse – Kirschtorte) in einem Café und dann mit dem Bus zurück nach Aachen. Das waren die ersten drei Etappen des Eifelsteigs – mit Lust auf mehr !

Eifelsteig Tag 2: Roetgen-Monschau (ca. 25 km)

im Venn

5.März 2019

im Venn
im Venn

Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem zunächst skeptischen Blick nach draußen – uff, kein Regen – habe ich dann zunächst einen Weg abseits des normalen Eifelsteigs gewählt. Die Gegend um Roetgen kenne ich von diversen Touren mit Mira sehr gut und habe eine wildromantische Variante am Wasser entlang zum Venn ausgesucht – mit dem unschlagbaren Vorteil, dass diese fast nicht über Asphalt führte. Dann ging es am Reinartzhof vorbei über halb verfallene Bohlenwege quer übers Kutenhartvenn zum Getzbach.

JH Burg Monschau
Burg Monschau

Auch wenn es hier oben auf dem Venn noch kalt ist (ich schätze es so auf ca 5 Grad ) blühen die Schneeglöckchen schon und die Meisten zwitschern. Und auch ohne Grün sind die Farben des Venns beeindruckend: ein Strohgelb des alten Venngrases zusammen mit dem Rostrot des letztjährigen Farnkrauts. Und dahinter Baumstämme in braun- grün und weiß : Fotomotive pur !

Langsam ging’s dann an Hainbuchenhecken vorbei abwärts durch Mützenich nach Monschau. Ich hatte die Übernachtung in der JH in der Burg Monschau organisiert. Offensichtlich sind wir fast die einzigen, die eine Eifelsteig- Wanderung zu dieser Jahreszeit für eine gute Idee halten: auf jeden Fall sind wir fast die einzigen Gäste. Der Ort Monschau ist immer wieder eine Besuch wert- viele pittoreske Fachwerkhäuser, an jeder Ecke ein tolles Fotomotiv… Aber zum Wohnen scheint der Ort weniger attraktiv zu sein: viele Wohnungen in den oberen Etagen der Häuser scheinen unbewohnt, sehr viel Häuser warten auf die dringende Renovierung und auch die Immobilienhändler haben mehr als ein Objekt in der Innenstadt im Angebot.

in Monschau - der Marktplatz
in Monschau – der Marktplatz

Der Nachmittagskaffee im Café Kaulard war eine Wucht – ich habe Apfelstrudel mit Vanilleis gewählt – aber es ist mir wiederum nicht gelungen, ein auch nur halbwegs ordentliches Restaurant zum Abendessen zu finden- ich bin fürs nächste Mal für jeden guten Tipp dankbar ! – unsere Pfannenkuchen waren jedenfalls ziemlich grenzwertig… eine Lupe hätte vielleicht geholfen ….

Morgen geht’s dann weiter zum Rursee. Mal sehen, ob das Wetter weiterhin mitspielt!

Eifelsteig Tag 1 : Aachen – Roetgen (ca. 25 km)

Im Struffelt bei Roetgen

4.März.2019

Aachener Dom
Aachener Dom

Die letzten Tage über war ich mir überhaupt nicht sicher, ob die Wanderung auf dem Eifelsteig wirklich wie geplant stattfinden würde. Der Wetterbericht hatte Regen und Sturm für den Rosenmontag, unseren ersten Wandertag, gemeldet, so dass sogar die Rede davon war, die Rosenmontagszüge in Aachen und Köln abzusagen.

Die Wölfin im Dom
Die Wölfin, die der Sage nach als erste in den fertiggestellten Dom lief
und deren Seele der Teufel an Stelle der Seele des ersten menschlichen Dombesuchers erhielt –
was den so gelinkten Teufel
natütlich furchtbar wütend machte….

Doch dann hat Resi ein Machtwort gesprochen: wir wandern! Resi kenne ich von meinen Touren mit dem Bremer Alpenverein (o.k., das ist ein Paradoxon, genau wie der Begriff des „Flachlandtirolers“. Nur, das täuscht: die wandern echt gut und kennen sich super in den Bergen aus …). Doch zurück zu unserer Wanderung. Nachdem ich schon beim Brötchenholen klatschnass war, stieg meine Skepsis….
Doch pünktlich um 9.00 hörte der Regen auf und wir fuhren mit Auto und Bus zum Aachener Dom – ich finde, dass dieser Ort der würdige Startpunkt unserer Wanderung von Aachen nach Trier ist.  Phantastisch – wir waren (mit Ausnahme der Wachmannschaft) alleine da- kein Mensch kommt am Rosenmontag auf die Idee, sich den Dom zu anzugucken !! Nach ausgiebiger Besichtigung ging’s dann über Burtscheid durchs Gillesbachtal auf dem Pilgerweg nach Kornelimünster. Dort haben wir uns dann bei leckerer Suppe und Limo den zweiten Platzregen des Tages von innen angeschaut. Dann konnten wir – inzwischen hatte der stürmische Wind die Wolken weggetrieben –  bei fast blauem Himmel über schöne Waldwege und teilweise Moorstege nach Roetgen laufen. Dort hatte ich schon ein Zimmer in den Thermen gebucht und so haben wir nach kurzer Erholung dann die Saunawelt genossen. Gibt es Schöneres für müde Muskeln? Zum Abschluss unserer ersten Etappe dann noch ein lukullisches Menü – und die Vorfreude auf unsere morgige Tour übers Venn.

🚶2019: Eifelsteig

Der Eifelsteig: von Aachen nach Trier über den Premiumwanderweg –
das heißt wandern mit wenig Asphalt.
Im Vorfrühling übers Venn -zu Beginn des Sommers auf den Spuren der Römerzeit, im Hochsommer über die sanften Hügel der Hocheifel und weiter zu den Maaren, den Zeugen des vulkanischen Ursprungs der Eifel.
Im Herbst zum Abschluss dann durch die dünn besiedelte Südeifel zur Mosel.

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittafs auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

Karte und Track der Radtour

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

Rheinsteig Tag 17: Schlangenbad – Wiesbaden -Biebrich (ca.22 km)

4. November 2018

Das Wetter heute beschreibt man am besten mit ‚Hochnebel‘- das sieht schon eher nach November aus, allerdings sind die Temperaturen nicht unangenehm: ein Pullover reicht aus.

am Gebück

Der Weg geht langsam Richtung Rhein – vor allem begab: wiederum durch Wälder, Weinberge – und führt dann an einer Grenzbefestigung entlang mit Namen ,,Gebück“: das war im Mittelalter eine dichte Hecke (Buchen, Dornen…), die die Außengrenze der Stadt befestigte. So etwas gibt es auch in Aachen – da heißt das „ Landwehrring“.

in den WEinbergen und Obstgärten

Die Weinberge und Obstgärten gehen hier übrigens bis an die Grenzen der Vororte – kaum Brachland, wie man es sonst am Eingang der Städte oft sieht: gibt es hier weniger Spekulation? Haben die Leute mehr Interesse als anderswo, ihre kleinen Gärten zu bewirtschaften?
Schon bald bin ich wieder am Rhein – die letzten Kilometer führen am Wasser entlang bis Schloss Biebrich, dann durch den Schlosspark und mit Zug und Fähre über Rüdesheim zurück nach Bingen.

Schloss Biebrich in Wiesbaden – Endpunkt des Rheinsteigs

Insgesamt waren das etwa 320 km tolle Wanderung. Eine super Streckenführung- oft über kleine Pfade und Wege – immer wieder mit phantastischen Ausblicken. Und als Sahnehäubchen die geniale Verkehrsanbindung – man kann jeweils ohne Problem mit dem Zug zum Ausgangspunkt zurückgelangen.
Ich wandere auch gerne in Italien, in Frankreich, in Spanien …… aber ich muss immer wieder sagen: Deutschland ist schön !

Rheinsteig Tag 16: Oestrich Winkel – Schlangenbad (26 km)

3. November 2018 

Zunächst mal ein ausgiebiges Frühstück mit Rheinblick und dann ging es los: bei strahlendem Sonnenschein und ohne Pullover zunächst am Rhein entlang und dann durch Weinberge und Laub- Mischwälder durch eine sanfte Hügellandschaft. Ich hatte nach der Karte erwartet, dass sich der Rheinsteig in diesen Tagen weiter vom Rhein entfernt und deswegen sogar überlegt, ob es sich lohnen würde, die letzten Tage bis Wiesbaden überhaupt zu wandern. Aber dieser Teil gehört definitiv doch dazu: ganz häufig kann man über die Hügel den Rhein sehen und der Weg durch die Weinberge ist zu dieser Jahreszeit überhaupt nicht langweilig: In allen Farben leuchtet das Weinlaub – vor allem wenn, wie heute, auch noch der blaue Himmel dazukommt….

Kloster Eberbach

Schon bald bin ich im (ehemaligen) Koster Eberbach, das vor Jahren die Kulisse zu dem Film „Der Name der Rose“ abgegeben hat.  Eine mittelalterliche Klosteranlage wie aus dem Bilderbuch… ein Kapitelsaal, der Kreuzgang …. Kein Wunder, dass ich erst nach 13.00 weitergekommen bin.Die Kapellen auf dem Weg sind geöffnet- keine Angst vor Vandalismus?  – auf dem Jakobsweg war das mit den offenen Türen meist anders…Nach einem herrlichen Weg komme ich nach Kiedrich mit einer komplett erhaltenen (und nicht barock umgewandelten) kleinen gotischen Kirche.

Kloster Eberbach

Leider kann man hier nur durch das mir aus Portugal und Spanien so wohl bekannte Gitter gucken – ich versuche dennoch einige Fotos. Dann komme ich im Kirchenvorraum mit einem älteren Mann ins Gespräch, der erzählt, dass er – als ehemaliger Kameramann beim ZDF- die Kirche filmen soll und gleich eine Führung dazu bekomme … ob ich mitkommen wolle?  Ich habe mich wahnsinnig geärgert, dass es schon 3 Uhr war und ich noch etwa 10 km bis zu meinem Hotel in Schlangenbad hatte  (ab  6 ist es stockfinster und der Weg geht durch den Wald…). Also leider keine Besichtigung…Schlangenbad ist ein total verschlafener Kurort mit dem Charme von anno dazumal. Das Beste war das Essen – der Koch hatte im Elsass gelernt und der Flammenkuchen schmeckte original französisch– elsässisch. Das Lokal war so voll, dass ich zu anderen Leuten an den Tisch gesetzt wurde: die stellten sich auch als Wanderer des Rheinsteiges heraus und kamen darüber hinaus noch aus Gelsenkirchen – Gesprächsthemen gerettet…. Heute ist bei dem phantastischen Herbstwetter die Kamera heiß gelaufen – deswegen diese Bilderflut…

Rheinsteig Tag 15: Rüdesheim – Oestrich Winkel (20 km)

2. November 2018

Es hat lange gedauert, bis ich Zeit für die letzten Etappen des Rheinsteigs gefunden habe. Denn die Anreise ist inzwischen so weit, dass ich jetzt den Rest (ca.60 km) an einem Stück gehen möchte. Natürlich bin ich mal wieder zu spät los, habe dann 2, 5 Stunden bis Bingen gebraucht, keinen Parkplatz gefunden und auf die Fähre nach Rüdesheim gewartet: Im Ergebnis bin ich erst um 2 Uhr los…. . Heute ist hervorragendes Wanderwetter – zwar keine Sonne aber ganz mild – ungewöhnlich für Anfang November.

Hildegardisschrein in Eibingen

Trotz der fortgeschrittenen Zeit für die Wanderung wollte ich trotzdem nicht über den Rheinsteig rennen und mir Zeit zum Besichtigen nehmen. Da war zunächst die Pfarrkirche in Eibingen mit dem Hildegardisschrein (mit den Reliquien von Hildegard von Bingen) – auf den Ruinen des 1803 aufgehobenen und später abgebrannen Klosters erbaut. Das sieht schon etwas strange aus: eine Architektur der 30 er Jahre und darin ein goldener Reliquienschrein auf der Altarempore und eingewickelte Knochen (deutlich als Oberarme erkenntlich) unter Glas in einer Vitrine im Seitenschiff….

Franziskusgarten in Marienthal

Nach wenigen Kilometern bin ich dann nach Marienthal gekommen: dort ist – ähnlich wie es hier in Moresnet war – ein Marienwallfahrtsort mit Franziskanerkloster. Im weiteren noch ein total fotogenes Schloss (Schloss Vollrads) in der Dämmerung. Da muss man echt aufpassen: Die Sonne geht schon um 17.00 unter und um 18.00 ist es stockfinster!

Zum Nachmittag hin habe ich dann über Booking ein kleines Hotel in Oesrtich -Winkel am Rhein gebucht und – falsche Reihenfolge – -dann erst meine Freunde Peter und Nadya auf der anderen Rheinseite angerufen, um mit ihnen ein Treffen zum Abendessen auszumachen. Leider fuhr die letzte Fähre aber schon um 21.00, so dass Peter mich über Wiesbaden , also ca. 1 Stunde Fahrt – wieder zum Hotel bringen musste. Wär‘ schon einfacher gewesen, wenn ich bei denen übernachtet hätte …. So hat Peter ein großes Bier bei mir gut….

Rheinsteig Tag 14: Assmannshausen – Rüdesheim (ca.15 km)

Kloster St Odilienberg – Kloster in der Nachfolge Hildgard von Bingens

30. März 2018

Heute Morgen – Karfreitag – breche ich zu meiner zunächst letzten Etappe auf dem Rheinsteig auf. Wieder zeigt sich das Wetter deutlich besser als der Wetterbericht. Kalt, aber nur wenige Wolken… .

Blick zurück auf Assmannshausen

Zunächst geht’s durch den Wald langsam hoch Richtung Jagdschloss Niederwald. Das wurde Ende des 18. Jahrhunderts zusammen mit einem durchkomponierten Landschaftspark als romantische Wildnis angelegt: mit einer Zauberhöhle, einer nachgebauten Burgruine mit Blick auf die Lahnmündung und den Mäuseturm bei Bingen, einem römischen Tempel u.s.w. – Phantasialand lässt grüßen… .
Aber die meisten Leute – und heute treffe ich viele davon (wohl auch, weil zwei Seilbahnen den mühseligen Aufstieg von gut 200 Höhenmetern etwas vereinfachen..) – sind auf dem Weg zum Niederwalddenkmal. Im ersten Moment denke ich: uff, dass das bisher keiner gesprengt hat! Zu sehen sind Germania, die Wacht am Rhein, heldenhafte bayrische und preußische Truppen in wehrhafter Standhaftigkeit geeint gegenüber dem Feind, der Erzengel Michael, das Schwert schwingend….. und in der Mitte Kaiser Wilhelm, als großer Kaiser des Deutschen Volkes (alles großgeschrieben – vielleicht hätte ich Majuskeln wählen sollen?).

Niederwalddenkmal

Aber so einfach ist das mal wieder nicht. Die erklärenden Tafeln beschreiben, dass der Text der „Wacht am Rhein“ auf dem Denkmal entschärft war: nicht gegen die „Welschen“, sondern gegen einen allgemeinen Feind sollte sich das geeinte Deutschland wehren. Und Germania (so ähnlich zu sehen wie die „Marianne“ in Frankreich oder „Victoria“ in England) blickt nach Osten – auf ihr eigenes Land und also nicht feindselig nach Westen…. also eher ein Aufruf zur inneren Einheit als zum Krieg …. Von da aus wandere ich noch die letzten Kilometer zum Kloster Sankt Odilienberg (ein Kloster, dass von Hildegard von Bingen gegründet wurde ,wie so viele andere auch in dieser Gegend). Der Bau entstand allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts – und die Ausmalung erinnert an Jugendstil und Odilon Redon. Ungewöhnlich. Leider ist außer der Kirche dort heute alles geschlossen – schade.

Jugenstil im Kloster Sankt Odilienberg

So gehe ich nach kurzer Zeit nach Rüdesheim weiter, werfe einen Blick in die Drosselgasse (ich glaube, ich habe nichts verpasst, mich dort nicht länger aufgehalten zu haben) und dann mit dem Zug zurück nach Lahnstein. Auch heute wieder nur sehr wenige Fernwanderer (insgesamt vielleicht sechs oder sieben im Laufe der letzten Tage), etwas mehr Tageswanderer und vor allem heute am Feiertag viele Spaziergänger. Ich finde die Jahreszeit für den Rheinsteig eigentlich hervorragend- aber trotz der Osterferien haben die meisten anderen das offensichtlich noch nicht bemerkt. Nach Rüdesheim gehen die nächsten Etappen über 60 km durch den Taunus und dann führt der Weg nur noch einmal ganz kurz in Wiesbaden zum Rhein zurück. An sich ist der eigentliche „Rheinsteig“ also hier zu Ende. Ich weiß deswegen auch noch nicht, ob ich den nächsten Abschnitt noch laufen werde. Wenn nicht – bis dahin war es ein unglaublich schöner Weg- absolut empfehlenswert – mit und ohne Hund.

Rheinsteig Tag 13: Kaub- Assmannshausen (ca. 25 km)

Burg Pfalzgrafenstein
Burg Pfalzgrafenstein

28.März 2017

Heute Morgen scheint die Sonne! Gutes Frühstück in der JH, dann nehme ich zunächst eine kleine Abkürzung: ich schenke mir 3 km Weg an alten Bergwerken vorbei und steige langsam am Hang hoch zum Rheinsteig. Der Vorteil – dauernd geniale Blicke – vor allem auf die Rheininsel mit der Pfalzgrafenburg (gefühlte 1000 Photos, die ich nachher erstmal zum größten Teil löschen muss). Der Weg heute ist weitaus einfacher als gestern – fast nur Forstwege und kleine Fahrstraßen durch die Weinberge. Nur zweimal etwas steilere, steinige Passagen und immer mehr als hervorragend mit Stahlseilen gesichert. Aber ich bin nicht so böse über den leichteren Weg: eigentlich sollten es 28 km werden – warum mein Navi am Ende 25 zählt, weiß ich nicht – wird aber schon stimmen.

Freistaat Flachenhals
Freistaat Flaschenhals
Freistaat Flaschenhals
Freistaat Flachenhals bei Lorch

nach dem 1. Wk bis 1923 hatten die Siegermächte neben der linksrheinischen Besatzung noch zusätzlich rechtsrheinische Brückenköpfe (in Köln, Koblenz, Mainz). Das dazwischenliegende Gebiet gehörte zwar offiziell zum Deutschen Reich, war aber faktisch von allen Verkehrsverbindungen abgeschnitten und auf Schmuggel angewiesen: „Freistaat Flaschenhals“

Für mich ist die Länge der Etappen ganz okay: ich bin immer so ca. 7 Stunden unterwegs, 6 Stunden Gehzeit – einschließlich Pausen so 3.5 km/ Stunde. Aber in jedem Hotel oder auch in der JH heißt es, dass das „unheimlich viel“ sei, und ich ja „nur so über den Weg hetzen würde ohne was zu sehen“. Kann ich nicht nachvollziehen: ich habe immer Zeit zu gucken, in eine Kirche reinzugehen, ein Schild mit Erklärungen zu lesen… vor allem mit Mira waren Museen allerdings per se tabu ….

Bacharach
Bacharach

Heute auf dem Weg denke ich noch mal über ein Gespräch von gestern mit Nadya nach: sie arbeitet in der Familienberatung der Caritas und beschreibt, dass viele, die zu ihr zur Beratung kommen, unzufrieden und überfordert seien: die Kinder machen Probleme, Scheidung, gesundheitliche Schwierigkeiten, Jobverlust… . Aber ist es denn wirklich nur ein gelungenes Leben, wenn alles so wie in den amerikanischen Soap- Operas wie am Schnürchen läuft, passt und gelingt? Ist es nicht vielmehr ganz normal, dauernd zu kämpfen und mit tausend Schwierigkeiten konfrontiert zu werden? Und ist es nicht eher ein gelungenes Leben, wenn wir es schaffen, diese Schwierigkeiten einigermaßen respektierlich – und vielleicht sogar mit einer Prise Gottvertrauen – zu meistern? Nadya erzählte mir von einer Übung, eine Murmel in eine Hosentasche zu stecken und diese bei jedem  positiven Gedanken oder schönen Moment im Laufe des Tage in die andere Hosentasche wechseln zu lassen. Man würde sich wundern, wie oft an einem normalen Tag die Kugel die Seite wechsele….

Assmannhausen
Assmannhausen

In Assmannshausen habe ich ein kleines einfaches Hotel genommen, das ich heute Morgen telefonisch vorbestellt hatte (ich habe einfach keine Lust mehr, abends zu zittern, ob ich noch ein Zimmer kriege). Ich gucke zunächst auf Booking nach den Preisen und rufe dann persönlich an, damit die Leute die Provision nicht zu zahlen brauchen. Scheint mir fairer. Mein Problem: es gibt im Ort meist auch Privatzimmer, die ich gerne nehmen würde- nur finde ich die in keiner Liste. Echt doof.

Heute ist Gründonnerstag. An sich wäre ich gerne in die Messe gegangen, aber hier im Ort gibt es keine mehr und ohne Auto komme ich nicht die 10 km nach Geisenheim. So ist das eben jetzt. Morgen werde ich dann über das Niederwalddenkmal nach Rüdesheim wandern und dann zurück nach Kelmis fahren.

Rheinsteig Tag 12: Wellmich- Kaub (ca. 26 km)

Loreley
Blick auf die Loreley

28. März 2018

Eine Eroberung der Burg hätte sich nicht sehr kompliziert gestaltet…

Um 9.30 habe ich mich mit Nadya verabredet: 4,5 km in 1 Stunde bis zum Bahnhof in Goarshausen sind doch kein Problem ??? Jaaaaa,.… nur habe ich nicht die 200 Höhenmeter bei dem Weg über die Burg Maus bedacht … Also musste Nadya eine halbe Stunde warten, bis wir dann gemeinsam zur Burg Katz und danach zur Loreley hochstiefeln konnten. Wie auch gestern – eine Aussicht ist schöner als die vorhergehende – der Fotoapparat läuft heiß…. Und dazwischen immer wieder Gespräche zu tausend spannenden Themen – halt zu „Gott und der Welt“. Da war es dann nur halb so schlimm, dass es 1 ½ Stunden vor Kaub angefangen hat zu regnen, so dass wir wie nasse Waschlappen in Plastikfolie (ähmm – Goretex) in der Jugendherberge in Kaub ankamen und ziemlich froh waren, dort heiße Schokolade mit leckerem Kuchen zu bekommen. Und auch ziemlich froh, auf den nassen, glitschigen Schieferplatten auf dem Höhenweg nicht ernsthaft ausgerutscht zu sein…..

immer noch nicht so ganz trocken (hinter den Ohren)

Die Jugendherberge ist spitze: direkt am Rhein, Einzelzimmer mit Blick auf den Fluss, richtig leckeres Menü zum Abendessen und nachher originelle Cocktails…. so kann JH sein ! Morgen kommt noch mal eine richtig lange Etappe bis Assmannshausen bei Rüdesheim- wenn das Wetter mitspielt.

Blick aus meinem Zimmerfenster in der JH

Nachtrag:
ich möchte keinesfalls dort im Rheintal wohnen: auch wenn die Schallisolierung das Beste vom Besten ist, und man so keine ohrenbetäubende Geräuschkulisse hat: beim Öffnen der Fenster ist der nächtliche Lärm unerträglich: Züge von beiden Rheinufern, Bundesstraße, Schiffe … . Aber am schlimmsten ist ein auch ohne Lärm im Brustkorb spürbares Vibrieren vor der Durchfahrt jedes Zuges – auch bei geschlossenen Fenstern. Ich hab schon mal besser geschlafen….