Tag 5: Philippsthal- Fulda (85 km)

Dom zu Fulda
Dom zu Fulda

Montag, 6. Juli 2020

Riesenfrühstück heute Morgen: die Wirtin in dem kleinen Hotel in Phillipstal meinte es gut mit mir und hat damit auch gleich das Mittagessen gesponsert. Am Buffet hätte ich mich niemals in dieser Form bedient, aber die sind ja durch Corona verboten, und was auf dem Tisch ist, muss nachher ja sowieso weg… .

Danach bin ich das Ulstertal (immer noch in Thüringen) hochgeradelt. Bei der Landschaft könnte ich auch in der Eifel sein – alte Vulkangebirge sehen sich halt ähnlich. Das Ulstertal liegt übrigens nicht in Nordirland – aber der Name hat was damit zu tun: irische Mönche kamen im 7. oder 8. Jahrhundert in die Gegend und haben den Fluss nach ihrer Heimat benannt.

Milseburgradweg mit Blick auf die (den ?) Milseburg u nd die Kuppenrhön

Kurz hinter dem kleinen Örtchen Thann beginnt dann der Milseburg-Bahntrassenradweg nach Fulda: ein ganz toller Weg über die Kuppelrhön, der die obersten 200 Höhenmeter durch einen fast 1,5 km langen Tunnel umgeht. Die Trasse führt unter dem (oder der ) Milseburg durch: das ist ein ganz markanter Berg, der schon in keltischer Zeit besiedelt war und auf dem noch Reste der breiten Schutzwälle dieser Siedlungen zu sehen sind: aber wie gesagt, die letzten 200 Höhenmeter habe ich mir geschenkt…. . Hinter dem Bergbahnhof ging es glücklicherweise mit deutlich weniger Gegenwind immer bergab nach Fulda.

Wie unterschiedlich Universitätsstädte sein können: während ich in Marburg pulsierendes studentisches Leben gespürt habe, fühlt sich hier alles härter und steng an. Oder liegt es nur daran , dass ich den dominanten „Hohen Dom zu Fulda “ im Barockstil nicht mag ?

im Schlossgarten in Fulda

Der Schlossgarten ist aber schön und belebt, und die alte karolingische Rundkirche St. Michael neben dem Dom unbedingt sehenswert und inspirierend. Aber trotzdem … der Funke springt bei mir nicht über. Mein AIRBNB liegt etwas außerhalb und ich fahre abends noch mal sehr schön entlang der Fulda in den Ort. Ich esse in einem chinesischen Snack (übrigens sehr lecker) – aber auch, weil mich keins der „richtigen“ Restaurants wirklich anspricht. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Maskenpflicht hier deutlich strenger genommen wird, als auf den bisherigen Stationen meiner Tour (einschließlich meiner Zimmerwirtin: so kommt sicher kein Gespräch zustande… ) .

Michaelskirche – mit einem Oktogon wie im Aachener Dom !

Morgen früh fahre ich dann weiter – zunächst nach Norden die Fulda entlang und dann weiter über die Rhön Richtung Westen. Der Gegenwind soll ja etwas abnehmen!

Tag 4: Eisenach – Philippsthal (60 km)

Sonntag, 5. Juli 2020

Heute ist Sonntag. Nach gemeisamem Frühstück bin ich bin mit Peter, der im Kirchenchor singt, zur Messe gegangen: Ich war schon ein wenig erstaunt, im ehemaligen Osten eine so lebendige Gemeinde zu sehen : bunt gemischt – einschließlich Kindern und Jugendlicher. Peter meint, es wären in den letzten Jahren weniger Jugendliche geworden, aber das ist Klagen auf ziemlich hohem Niveau…. Aber auch hier gibt es keine jungen Pfarrer.

Lauchröden
Lauchröden

Ich bin dann um 12.00 losgefahren, um das Werratal hinaufzuradeln: zunächst ging der Weg 25 km zurück bis Gerstungen.  Da ich eime andere Route gewählt hatte als am Vortag, war es trotzdem überhaupt nicht langweilig. Vorbei wieder an kleinen Fachwerk- und Dorfkirchen, deren originelle Architektur z.B. als Rundkirchen den Einfluss der Reformation zeigt: wichtig sind Verkündigung und Predigt durch den Pastor inmitten der Gemeinde: deswegen sind die Sitzreihen eher wie im Theater und nicht wie in einer klassischen Kirche angeordnet.

Das Werratal zwischen Gerstungen und Vacha ähnelt der Industrielandschaft im Norden Frankreichs: kleine Dörfer mit riesigen Abraumhalden. Dort Kohle (schwarz) und hier Kali (weiß). Wobei ich finde, dass diese steilen weißen Halden, die das Niveau der umliegenden Hügel deutlich überragen, noch seltsamer in der Landschaft aussehen als die Relikte des Kohlenbergbaus (oder bin ich die aus dem Ruhrpott nur mehr gewöhnt?)

Der heutige Radtag ist fies anstrengend: es herrscht ein stürmischer Gegenwind, der mich sogar bergab kräftig treten lässt. So habe ich nach den knapp 60 km das Gefühl, den ganzen Tag bergauf gefahren zu sein und bin dementsprechend platt. Darüber hinaus sind meine Lippen trocken und aufgesprungen – was ich auch aufdie hohen weißen Salzberge zurückführe… Übernachtung in einem kleinen Hotel in Philippsthal und Abendessen in einer Pizzeria im Schloss – nettes Ambiente, aber auch heute wieder nur wenig Begegnungen und Gespräche auf dem Weg. Ich denke schon, dass das mit Corona zusammenhängt….

Tag 3: Bad Hersfeld – Eisenach (75km)

Wartburg
Wartburg in Eisenach

Samstag, 4. Juli 2020

Jugendherbergen in Corona – Zeiten: das bedeutet, dass ich in der riesigen JH fast alleine bin. Gespenstisch – und ohne den Hauch einer Chance mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, da das Früstück am Tisch serviert wird (in einer JH!) – und der einzige weitere Einzelwanderer an einem Tisch am anderen Ende des Saales platziert worden ist…

die Fulda

Heute geht’s nach Eisenach: Dort habe ich mich heute Abend bei Peter, einem Wanderbekannten vom Eifelsteig angemeldet: er will mir auf den letzten Kilometern mit dem Rad durchs Werratal entgegen kommen.
Bis Bebra radele ich angenehm flach durchs Fuldatal und dann (so dachte ich) flach weiter in der Nähe der Bahnlinie. Die Bahn verläuft auch  wirklich flach…. Nur der Radweg nimmt – wie schon in den letzten Tagen –  jeden Hügel und jede Bodenwelle mit, so dass der Schwung nie ausreicht und ich ohne Ende schalten muss. Wie hat Peter gesagt? „pass auf, der Weg von Bebra aus zieht sich…“ – wie recht er hat … . Aber die Landschaft hier in Waldhessen ist traumhaft schön: kleine Dörfer mit schiefergedeckten Kirchtürmen, Felder… nur: welche jungen Leute wollen das weiterführen ? Die geschlossenen Geschäfte in den Dörfern lassen ahnen, dass es da ein Problem gibt. Vor allem, diese Art der Landschaft ist eine Kulturlandschaft:  wenn niemand die Felder bestellen würde, sähe es hier ziemlich anders aus.

Kalihalde
bei Großensee und Kleinensee:
mit den Abraumhalden auf der thüringischen Seite

Bei einer kleinen Bergabfahrt  dann der Kulturschock: wie aus dem nichts – ich bewundere noch die kleine idyllische Kirche – ein riesiger weißer, sicher 300 m hoher steiler Berg: Kaliabraumhaden. Ich bin in Großensee, direkt an der ehemaligen DDR Grenze. Auf dem Weg nach Kleinensee auf thüringischer Seite komme ich an den Resten von Zaun und Mauer vorbei ( ja, die gab’s nicht nur in Berlin) und sehe an den beiden Ortsteilen den scharfen Kontrast bäuerlicher Ortskultur im Westen und Industriesiedlung auf der Ostseite… Eigenartig. 

inner deutsche Grenze Großensee/ Kleinensee
die frühere innerdeutsche Grenze bei Großensee:
mit Todesstreifen, Stacheldrahtzaun und Mauer-
wie in Berlin
Karte des innerdeutschen Grenzverlaufs

< KOMMENTAR nach Ende der Tour: so kann der erste Eindruck täuschen: ich habe beim Erstellen meines Fotoalbums eine alte Karte studiert: der Ort mit der kleinen Kirche bei der Bergabfahrt ist Großensee und liegt als Fast- Enklave in Thüringen- also der ehehmaligen DDR. Kleinensee ist ebenso eine Fast – Enklave und lag in der BRD in Hessen. Und der ,,scharfe Kontrast“ bestand alo nur in meiner vorgefassten Meinung…..>

In Eisenach nach der dringlich notwendigen Dusche dann Stadtbesichtigung inclusive Wartburg – Besteigung: Ich habe erst da erfahren, dass die Burg im 19. Jh aus Ruinen im Stil einer idealisierten mittelalterlichen Burgenromantik wieder aufgebaut wurde. 

Peter aus Eisenach

Am Abend gab’s eine leckere Gemüsepfanne bei Peter und seiner Freundin. Gelungener Abend. Lieber Peter – falls du das liest: vielen Dank für die Gastfreundschaft !

Tag 2: Marburg- Bad Hersfeld (120 km)

Die Ruine der Benediktinerabtei ind Bad Hersfeld
heute Ort der Festspiele

Freitag, 3. Juli

Bei der Routenplanung hatte ich gesehen, dass mit wenigen Ausnahmen der heutige Tag keine nennenswerten Anstiege zeigt – und so hatte ich mich für diese schon recht lange Etappe entschieden.Falsch gedacht .. Denn – was die App nicht zeigte: es ging auf der Hälfte des Weges immer wieder abrupt 20-30 Höhenmeter hoch und wieder runter und darüber hinaus teilweise über Schotterwege: total anstrengend und zermürbend.

Schloss Amöneburg – wie ein Brocken in der Landschaft
(warum musste ich da eigentlich hoch ?)

Und zu Beginn musste ich ja unbedingt zum Schloss Amöneburg hoch- so steil, dass ich zuletzt schieben musste – das hat tierisch viel Kraft gekostet…. (und es hat sich mit Ausnahme einer tollen Aussicht nicht wirklich gelohnt!). Danach ging es über einen der hessischen Radfernwege u.a. durch Stadtallendorf: über der Stadt hängt eine Übelkeit erregende Wolke aus süßem Geruch (Ferrero) und verbranntem Gummi ( Fritzwinter- ein Automobilzulieferer). In dem Viertel, in dem es am schlimmsten stinkt, wohnen nur Türken – und in der Bäckerei gibt es keine belegten Brötchen sondern nur Pide und türkisches Honiggebäck (allerdings sehr lecker). Gerade zum richtigen Zeitpunkt habe ich dann kurz bevor ich total k.o. war Mittagspause in Treysa gemacht: neben einem kleinen Markt, auf dem ich lecker süße Kirschen und wahnsinnig aromatische Tomaten gekauft habe,  fand ich zufällig eine romantische Ruine einer Klosterkirche im Zentrum des Ortes. Danach waren die Lebensgeister wieder geweckt und ich habe mich an die letzten 60 km auf dem Rotkäppchen-Radweg gemacht:

Bahntrassenradweg Rotkäppchenweg von Treysa ins Fuldatal

langamer Anstieg  über 20 km und  250 Höhenmeter und dann das gleiche bis Bad  Hersfeld wieder bergab, zuletzt im weiten, einfach zu radelnden Tal der Fulda.  Dort habe ich ein Bett in der JH ergattert (ich glaube, ich bin fast der einzige Gast und musste mich mit Händen und Füßen wehren, um kein Einzelzimmer nehmen zu müssen (für den Preis hätte ich sonst auch ein ordentliches Hotel bekommen). Jetzt sitze ich beim Chinesen, gucke mir gleich noch etwas den Ort an und habe mich morgen in Eisenach bei einem Bekannten, den ich auf den letzten Etappen des Eifelsteigs kennengelernt habe eingeladen . Es  sollen morgen (nur) 70 km sein….
Aber seit heute weiß ich ja, das die Kilometerangaben durchaus täuschen können…

Tag 1: Herborn – Marburg (60 km)

Elisabethkirche in Marburg

Donnerstag, 2. Juli 2020

Das fängt ja genial an : Schienenersatzverkehr (Fahrräder verboten ) zwischen Aachen und Langerwehe. Also habe ich Paul gebeten, mich morgens nach Langerwehe zum Bahnhof zu fahren. Da angekommen, erfahre ich, dass mein Zug nach Marburg erst von Düren aus fährt. Der war dann natürlich gerade weg, als wir 15 Minuten später dort angekommen sind. Mit dem nächsten Zug hätte sich meine Ankunft in Marburg kräftig in den Nachmittag verschoben: zu spät für Besichtigungen vor Beginn der Radtour. Die Lösung brachte dann eine Gruppe von Radwanderen, die einen anderen Zug mit Endpunkt in Bad Laasphe herausgesucht hatte: 50 km Radtour bis Marburg – ideal !! Ich bin dann in Siegen blind mitgerannt (3 Minuten Umsteigezeit), um festzustellen, dass wir alle im falschen Zug gelandet sind. Puuuh !!

Auenlandschaft im Aartal bei Herborn

Wir sind dann spontan statt in Gießen schon in Herborn ausgestiegen, um von dort aus (jeder für sich, ich habe die Gruppe nicht wiedergetroffen) durch ein idyllisches Tal mit Auwiesen zur Aartalsperre zu gelangen, und dann weiter durch kleine Dörfer langsam zur Lahn runterzufahren. Ungewöhnlich ist die Menge der befestigten kleinen Wehrkirchen in den Dörfern: das muss schon im Mittelalter und dann besonders seit dem 30-jährigen Krieg eine sehr umkämpfte Region gewesen sein – und sei es nur als Durchmarschgebiet aller möglichen Armeen Europas (Schweden, Franzosen …). Angekommen in Marburg wollte ich eigentlich auf dem Zeltplatz übernachten: das ist dann daran gescheitert, dass ich erst ab 8.00 (ohne Frühstück) hätte auschecken können…. Definitiv zu spät für die morgendlichen ca. 100 km. Also schlafe ich in einem netten Hostel im Bahnhofsgebäude und esse gerade einen leckeren studententypischen Nudelauflauf in der Altstadt von Marburg. Es hätte mir sicher auch gefallen, hier zu studieren: nette alte Uni, tolle Altstadt, viel los, chillen am Lahnufer und viel Natur rings herum. Nur: Marburg mit dem Fahrrad ist eine Herausforderung: die Altstadt besteht aus gaaaaaanz vielen Treppen … und für Weicheier (auch für mich ) gibt es einen öffentlichen Aufzug vom Flussniveau in die Altstadt. Leider hat die geniale frühgotische Elisabethirche, Endpunkt diverser Walfahrtswege zur Hlg. Elisabeth schon ab 17.00 geschlossen und öffnet erst um 10 Uhr wieder (wie so viele, jetzt evangelische Kirchen hier in Hessen). Ich muss den Pilgerweg also doch einmal richtig  wandern … . Morgen begebe ich mich dann (grob dem  Elisabetpfad in umgekehrter Richtung folgend) so peu à peu auf den Weg nach Eisenach.

🚴 Juli 2020: Quer durch Hessen und Thüringen

Corona… ganz Deutschland macht Ferien im Inland und fährt in die Alpen oder ans Meer. Gibt es eine bessere Gelegenheit, um die unbekannten deutschen Mittelgebirge kennenzulernen? Eine spannende Tour über Radfernwege und lange Bahntrassenradwege von der Lahn zur Werra und über die Rhön zum Main!

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittafs auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten.

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte und Track der Radtour

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

🚴 Mai 2020: Weserradweg

Drei Tage die Weser entlang: schon länger hatte ich vor, mir die alten Fachwerkstädte, die romanischen Kirchen und Klöster entlang des Flusses genauer anzusehen. Das erste Wochenende mit geöffneten Übernachtungsangeboten nach der Tristesse im März und April ( Corona…) habe ich zu dieser Tour genutzt. Super Wetter inclusive !

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

Karte und Track der Radtour

… mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil?