Camino Portugues 2018, Tag 4 : Rates – Porte de Tamel (27 km)

Ermida de Nossa Sra. da Franqueira
an der Ermida de Nossa Sra. da Franqueira vor Barcelos

25. September 2018

Heute bin ich (und eigentlich fast alle in der Herberge) schon um 6 Uhr aufgestanden, um noch vor Sonnenaufgang um 6.45 loszulaufen. So waren die ersten 15 km sehr angenehm zu gehen über Feldwege zu einem netten Ort namens Barcelos. Aus dem stammen diese schwarzen Hähne aus Keramik mit den bunten Punkten – Wahrzeichen der Region.
Pilgerherbergen haben durchaus Vorteile: man kommt mit ganz vielen Leuten ins Gespräch – allerdings drehen sich die Gespräche (anders als in Taizé) meist  doch eher um die Planung des nächsten Tages – oder liegt es an mir, dass ich andere Themen nicht initiiere ?

Aufbruch vor der Morgendämmerung –
aus Sorge vor der zu erwartenden Hitze..

Nachteil der Herbergen: bei 20 Leuten im Schlafsaal war der Schnarchpegel, die dicke Luft und die Temperatur zusammen mit den Mücken so, dass ich gegen 1 Uhr die Reißleine gezogen habe und mich auf eine Isomatte in den Garten gelegt habe. Das war aber leider auch nur theoretisch besser – die Mücken waren jetzt viel aggressiver und der Lärmpegel wurde – ununterbrochen – durch kläffende Hunde aufrechterhalten…. Aber 3 Stunden Schlaf reichen doch, oder ?

Barcelos Templo do Senhor  Bom Jesus da Cruz
Barcelos – Templo do Senhor Bom Jesus da Cruz

Nach dem netten Barcelos ging es dann (ab 11.30) nur noch 9 km weiter bis nach Portela de Tamel. Auf dem Abschnitt waren es dann wieder 30 Grad – ohne Schatten und bergauf…. Dafür ist das Albergue wieder nett – die Leute natürlich auch, sind ja immer die gleichen…. .
Ich finde es gar nicht so einfach auf dieser Tour meine Gedanken auf Wanderschaft zu schicken… sehr viele Leute als Abwechslung, die Hitze, die kleinen Kirchen meist geschlossen, und Wege, die oft über Straßen mit Autoverkehr führen.
In der Herberge dann Gespräche mit den anderen und dann habe ich da noch was Interessantes zu lesen : Boris Cyrulnik, Rette dich, das Leben ruft. Der Autor, ein Psychiater, ist einer von denen, die das Konzept der Resilienz (also der psychischen Widerstandskraft gegenüber  traumatischen Erfahrungen) entwickelt hat. Und in diesem Buch nimmt er als Basis der Erläuterung seines Konzepts seine Kindheit als jüdischer Waise während und nach dem 2. Weltkrieg. Wahnsinnig interessant und gut geschreiben !
Morgen werde ich – wie auch heute – den Weg wieder etwas freier interpretieren, um die befahrenen Straßen mit Pflastersteinen bzw. Asphalt zu umgehen. Heute habe ich stattdessen einen Weg durch einen  Eukalyptuswald gefunden und morgen versuche ich, einen ähnlichen Weg zu wählen. Mal sehen ob’s klappt…

Camino Portugues 2018 Tag 3: Vila Cha -Rates (ca. 21 km)

Aquädukt Santa Clara in Vila do Conde

24. September 2018

Heute Morgen nach einem kleinen Frühstück mit leckerem Milchkaffee und Croissants habe ich zunächst den beschilderten Weg verlassen und bin die ersten 7 km bei ablaufendem Wasser direkt am Strand entlang gelaufen. Die Bohlenwege in den Dünen sind zwar auch ganz schön, aber die hatte ich schon gestern – abwechselnd mit Asphalt. Wenn ich die Küstenvariante weiter laufen würde, würden mich diese Bohlenwege (die sehen so aus wie die Stege im Hohen Venn) bis nach Spanien begleiten. Aber ich habe mich für den klassischen Weg durchs Landesinnere entschieden – in der Hoffnung auf mehr Abwechslung und hübsche kleine Orte. 
Aber zunächst mal bedeutet diese Variante Pflastertreten- und nach Beschreibung und digitaler Karte (gedruckte Wanderkarten habe ich nicht gefunden) über insgesamt 13 km bis Rates. Keine angenehme Perspektive. Insofern habe ich mir auf dem Smartphone einen alternativen Weg ausgeguckt, der zumindest einen Teil des Weges am Fluß entlang durch Obst- , Gemüse– und Weingärten geführt hat. Also zumindest keine Autos auf dem immer heißer werdenden Kopfsteinpflaster. Zum Schluss ging es auf diesem Weg sogar durch den Wald – aber bei senkrecht stehender Mittagssonne, ohne Wind bei mehr als 30 Grad war das nur ein schwacher Trost. So habe ich  um 14.00, von der Hitze völlig fertig, bereits nach 20 km in Rates Quartier gemacht. In dieser Pilgerherberge habe ich es wieder echt gut getroffen: sehr nette Leute, schöner schattiger Garten und kleine Geschäfte für die nötigsten Einkäufe. 
Morgen geh ich gaaaaaanz früh los… der Wetterbericht ist nämlich dem heutigen sehr ähnlich!

Camino Portugues 2018- Tag 2: Porto – Vila Cha (ca. 24 km)

Der Leuchtturm von Felgueiras an der Mündung des Rio Douro

 23. September 2018

Das Nachtleben in Porto scheint ziemlich intensiv zu sein – wenn man den Lärmpegel und die Berge an leeren Getränkebechern auf den Straßen als Indiz nimmt… Nach so intensiven Nächten ist es dann natürlich klar, dass um 7.30 noch kein Café zum Frühstücken geöffnet hat. Also ohne Frühstück los…  Zunächst den Rio Douro entlang und dann mit einer regulären (!) hundert Jahre alten Straßenbahn 3 km bis zur Mündung des Flusses. In der Bahn gibt man noch Gas durch  das Drehen einer Kurbel ! Übrigens klappte es nicht ganz bis zur Endstation – ein Auto parkte auf den Schienen  und verhinderte so sehr effizient unsere Weiterfahrt. 

Rio Douro
Rio Douro

Der Weg ist nichts für Misanthropen: erstens sind heute am Sonntag sowieso alle Portugiesen auf der Strandpromenade unterwegs. Und dazu kommen noch die unzähligen, vor allem deutschen Jakobspilger…. Und ich dachte, es wäre Nebensaison…
Schon an der Haltestelle der „Electrica“ habe ich Anja aus Stuttgart getroffen und wir sind den Tag über zusammen gewandert. Total nett, gleiches Gehtempo – eigentlich ideal. Nur wollte sie schon so früh aufhören, dass ich auf diese Weise (hochgerechnet) erst nach Abflug meines Flugzeugs in Santiago ankommen würde. Ich bin also noch 6- 7 km weiter und um 15 Uhr in einer kleinen Herberge in Vila Cha untergekommen . Kurzweiliger ist es, zu zweit zu laufen – aber intensiver genieße ich den Weg, wenn ich alleine bin – auch weil die Gedanken dann besser wandern können…. 

albergue in Vila Vha
Albergue in Vila Cha


Heute Nacht schlafen hier mit mir noch Engländer, Italiener, Litauer, Tschechen,  Südafrikaner und mehrere Deutsche – Mal sehen, was das für Gespräche gibt…. Zum Essen gehe ich mit den Südafrikanern aus Pretoria.

Camino Portugues 2018 -Tag 1: Flug nach Porto

Ponte Luís I von Gustave Eiffel

22. September 2018

Ich will mich nicht hetzen !!! Kein Stress ! Deswegen bin ich – für mich völlig ungewöhnlich – einen Zug früher, also schon um 10.00 gefahren, um sicher pünktlich in Brüssel am Flughafen anzukommen. War auch ziemlich sinnvoll, da ich bei Bauarbeiten in Löwen das Gleis nicht gefunden habe und so einen Zug später nehmen musste…

Karmeliterkirche in Porto
Karmeliterkirche in Porto

Auf jeden Fall bin ich gut in Porto angekommen, mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren- durch nicht enden wollende Vororte, Industriegebiete und Gewerbeparks. Dann  direkt zum Hostel, das ich mir mit Booking ziemlich zentral gebucht hatte. Die erste Nacht wollte ich vorher wissen, wo ich schlafe. Um 17.00 war ich dann startklar zu Entdeckungsreisen…..
Die alten Häuser hier sind oft mit glasierten Kacheln geschmückt,  ebenso der Bahnhof im Jugendstil. Auch die Karmeliterkirche hat außen diesen Schmuck, so dass ich sie von innen sehen wollte:  Prunkbarock- passend zu unbeschuhten Karmelitern… .Gerade in dem Moment, als ich reingekommen bin fing die Messe an …Ich hab’s dann als Omen gedeutet und bin geblieben. Ich kann Französisch, Latein, etwas Spanisch…. aber wenn ich auch beim Lesen auf portugiesisch grob verstehe worum es geht – beim Hören geht gar nichts : das ist eine Sprache, die nur aus unterschiedlichen Zischlauten besteht –  sehr gewöhnungsbedürftig! Ich muss morgen mal nachlesen was ich heute gehört habe.

Blick vom Domplatz in Porto über die Stadt
Blick vom Domplatz über die Stadt

Porto ist richtig fotogen- und das hat sich offensichtlich rumgesprochen : – ich bin wirklich nicht alleine hier. Beim Abendeseen bin ich dann außerdem noch voll in die Tourifalle getappt – passiert mir sonst nicht. Das hat schon was mit fehlenden Sprachkenntnissen zu tun.
Mal sehen, wie das morgen auf dem Jakobsweg aussieht…

🚶September 2018: Camino Portugues

Pilgern auf dem Jakobsweg?
Ich war mehr als skeptisch…
wegen Überfüllung geschlossen?
langweiliger Weg?
Also habe ich es zum Einstieg mit dem kürzesten, nur knapp 14 -tägigen portugiesischen Weg versucht:
ja, es war sehr viel los – aber man kann immer Ausweichrouten finden
und es gibt ihn wirklich – den besonderern „Esprit“ des Jakobswegs,
der das Pilgern so besonders macht !

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte und Track des Pilgerweges

... mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil?

🏨Februar 2018: Paris

Paris im Winter mit Schnee !
Erlebnisreicher Parisbesuch mit vielen „zu- Fuß – Kilometern“, sehr wenig Metro, vielen Museen und Kirchen.
Ganz nach meinem Geschmack – sehr empfehlenswert

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

wir hatten ein zentrales, ruhiges Appartement über Airbnb gemietet: klein aber sehr schön und völlig in Ordnung

 

Tag 9: Rückkehr mit dem Zug nach Bordeaux

Bordeaux mit dem russischen Segelschulschiff „Mir“

2. November 2017

Porte de Cailhau

Heute Morgen nach gutem Frühstück und einer kurzen Runde durch Sète mit kleinem Einkauf in der Markthalle dann zum Zug nach Bordeaux. Die SNCF verfolgt offensichtlich die gleiche Politik wie die Bundesbahn: lasst uns die Buchung der Fahrradplätze so kompliziert wie möglich, das Ein- und Aussteigen so unpraktisch wie möglich und die Sitzplätze so unbequem wie möglich machen- vielleicht nimmt dann keiner sein Fahrrad mehr mit ???!!
Im Zug dann ein nettes Paar aus Flandern die auch gerade die Tour (von Toulouse nach Sète ) gefahren sind.
Heute hatte ich – nachdem die JH schon mal wieder besetzt war- ein Zimmer mit Airbnb gebucht. Etwas außerhalb, aber ganz schnuckeilig (,cosy‘ steht in der Beschreibung). Zum Abend dann japanisch – auch lecker. Aber das Beste war der Nachmittag !

Im Café mit Blick auf den Glockenturm von St. Pierre

Im T- Shirt, bei gut 20° habe ich mich mit dem Rad durch die Altstadt treiben lassen : ich habe die fast vollständig erhaltenene Bausubstanz aus dem 18. Jhd bewundert, bin noch einmal an der Skaterbahn vorbei gefahren, um dann zu bemerken, dass auf der anderen Seite der Garonne ein riesiges alternatives Zentrum in einer verlassenen Kaserne entstanden ist, zu der eine weitere große Skatehalle gehört… El Dorado !

Bei dem schönen Wetter habe ich mir den Museumsbesuch, den ich eigentlich noch geplant hatte, geschenkt –ich wollte zur Abrundung der Tour noch ins Museé Aquitaine – viele Kunstwerke aus den Kirchen an meinem Weg sind aus Angst vor Diebstahl dort im Museum gelandet. Verständlich, aber schade: für mich ist es nicht gleich, einen Altar o.ä. im Museum oder in der Kirche zu sehen: im Museum betrachte ich ihn nur als Kunstwerk- in der Kirche schwingt noch Anderes mit und ich empfinde eine spirituelle Ebene, die ja eigentlich wesensmäßig zu dieser Kunst dazugehört und die (für mich) beim Transport ins Museum verloren geht.

Morgen früh gebe ich noch das Fahrrad ab und dann geht’s zum Flughafen – zurück in die Kälte (aber wenigstens nach Wetterbericht auch sonnig in Belgien).

Tag 8: Von Colombiers nach Sète (ca. 60 km)

Der Beginn des Canal du Midi am Mittelmeer bei Sète

1. November 2017

Blick auf Béziers

Heute ist die letzte Etappe: so gegen 8.30 bin ich geduscht ( geheizt!) und habe mein Zelt abgebaut. Draußen ist es nicht zu kalt, aber es gibt unheimlich viel Tau, so dass ich das Zelt völlig nass einpacken muss. Dann Frühstück in einer kleinen Bäckerei im Dorf, wo ich die beiden von gestern wieder treffe. Und ein tolles frisches Brot – nicht industriell ! bekomme. Mit Nachschlag so viel wie gewünscht: super. Insgesamt bin ich von meinem kleinen Dorf vor den Toren von Béziers total begeistert.
Vor Beziers dann 7 Schleusen auf ca 1 km – und nebenan- verfallen- eine Riesenraupe an eienr schiefen Ebene, die Schiffe in viel kürzerer Zeit hoch ziehen konnte. Wieso interessiert das niemanden – keine Hinweisschilder, Rost und zerbrochene Scheiben… Die sollten mich mal zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur einstellen !

Die Wasserbrücke zur Querung des Lubron
Noch so ein technisches Ungetüm: der Fluss und der Kanal sind fast auf gleicher Höhe,so dass kein Aquädukt gebaut werden kann:also kann der Kanal bei Hochwasser gesperrt werden und das Flusswasser fließt ab. Wie’s genau funktionert steht hier.


Auch danach weiter vor allem technische Sehenswürdigkeiten: eine Konstruktion, die die geregelte Überflutung des Kanals bei Hochwasser erlaubte, dann eine eine runde Schleuse mit mehreren Einfahrten.

…auch so kann der Radweg aussehen : für wenige Kilometer hinter Béziers

Der Weg ist weiterhin sehr wechselhaft: für wenige Kilometer auch mal wieder glatter Asphalt – bis die kleinen unsäglichen Treidelpfade weitergehen,  bei denen ich dauernd Lust verspüre, kleine Parallelstraßen zu nutzen.
Dann Adge: eine Stadt wirkt sofort düster, wenn sie aus schwarzem Basalt erbaut ist – darüber hinaus war alles geschlossen (irgendwie normal…Mittagszeit und 1.November..). Trotzdem bin ich direkt nach dem Picknick weiter.  Die letzten Kilometer dann noch auf dem Deich ( Gegenwind) – ca. 15- 20 km nach Sète. Das Mittelmeer!

eigneigentlich hatte ich einen Badanzug zum Schwimmen mitgenommen…..

Zu einem Fußbad an dem sicher 10 km langen Sandstrand hat’s gereicht – ansonsten habe ich den Badeanzug umsonst mitgenommen – Wind und Temperaturen haben nicht zum Bade geladen….
Ansonsten müsste man mir noch was bezahlen, um mich dazu zu bringen, hier Urlaub zu machen: hinter dem ganzen Strand auf fast 10 km Länge ein einziger Parkplatz- der im Sommer sicher auch intensiv genutzt wird. Die kleinen Sträßchen in Sète selbst zu dieser Jahreszeit völlig verstopft – sogar mit Fahrrad geht’s nicht schneller.  Man hat das Gefühl, dass  die ganze Stadt vom Wasser dominiert wird – verschiedene Häfen und Kanäle und die Straßen winden sich drum herum…( vielleicht sollte ich kein Fahrrad sondern ein Boot mieten ?).
Übernachtung dann in einem kleinen , günstigen , trotzdem gut geführten kleinen Hotel nahe des Bahnhofs.
Ab morgen wird das Wetter schlechter- Zeit, nach Hause zu fahren…

Tag 7: Von Narbonne nach Colombiers- 35 km

Narbonne
Narbonne, erzbischöflicher Palast

31. Oktober 2017

Gargouilles- .. immer wieder mit höchst phantasievollen Gestalten (als ob den Bildhauern diese Monster mindestens ebenso viel Freude gemacht haben wie die religiösen Figuren…)
 

Heute habe ich einen totalen Bummeltag eingelegt.
Zunächst mal nach ausgiebigem Frühstück Besichtigung von Narbonne: wer hatte gesagt die Stadt sei langweilig? Der erzbischöfliche Palast, in dem die Mairie untergebracht ist,  sowie die direkt anschließende Kathedrale waren schon gestern von weitem imposant: hier beherrscht das Ensemble den ganzen Hauptplatz. Von der Kathedrale selbst ist nur der Chor vorhanden: der Rest wurde – wenn ich das richtig verstanden habe – nie fertiggestellt.

okzitansiches Kreuz

Der Kreuzgang ist zwar an sich überhaupt nicht ansehnlich – aber wie hier in der Gegend ganz häufig, mit phantasievollen,  furchterregenden Wasserspeiern geschmückt (den französischen Ausdruck „Gargouille“ finde ich viel ausdruckskräftiger). Was ist damals bloß in die Leute gefahren, solche Monster an den Kathedralen zu verewigen. Was für ein Bild von der Welt steckt dahinter?!
Darüber hinaus noch eine schöne Markthalle (innen wie außen) und eine mit Häusern bebaute römische Brücke aus dem 4. Jh.
Kein Wunder, dass ich erst kurz vor 12.00 losgefahren bin.

Zunächst über kleine Straßen – meist Platanenalleen nach Capestaing ( hier immer auch – zusammen mit dem Okzitanischen Kreuz – in Okzitan geschrieben: Capestanh).

Brunnen in Capestaings.
Mir kommt da immer so ein Gedicht von C.F. Meyer in den Sinn :

Aufsteigt der Strahl,und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Von Capestaings aus ging es dann weiter am Canal du Midi entlang. Nur leider ist der Weg hier entweder nur ein enger Treidelpfad, eine Schlaglochpiste oder ein vom Bäumefällen aufgeweichter Boden. Die Krönung war dann ein römisch anmutendes Kopfsteinpflaster….. . Schluss. – Dann besser Straße !

ab hier Straße !!

Da ich darüber hinaus wieder keine preisgünstige Unterkunft gefunden habe,  bin ich einfach in dem kleinen sympathischen Örtchen Colombiers – wenige Kilometer vor Beziers – auf den Campingplatz gefahren und hab mir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Sehr angenehm. So müssen sich Faultiere fühlen….

Morgen sind’s dann noch mal 60- 70 km bis Sète ( wo die JH seit Mitte Oktober geschlossen ist…). Wenn der Weg weiter so ist, fahre ich Straße und der Kanal kann mich mal…..

Nachtrag: Gestern nach der Abendmesse (Allerheiligen) dann noch zum Abendessen in einem kleinen Pizza -Snack. Die Chefin war große Klasse, wie sie die kleinen Kinder in ihren Halloween Kostümen empfing und ihnen Bonbons anbot. Nach kurzer Zeit setzte sich ein Pärchen, das auch mit dem Rad unterwegs war, zu mir an den einzigen Tisch im Lokal. Nette Unterhaltung, alles war gut – bis zum Bezahlen: mein Portemonnaie war nicht da! Verloren ? Aber wo ? Wie komm ich nach Hause ohne Geld, Papiere und ohne Scheckkarte ? Zunächst mal haben die beiden für mich bezahlt und  mich dann zum Camping begleitet , wo ich dann im Zelt meine Papiere gefunden habe. Puuuuuuh !

Tag 6: Von Carcassonne nach Narbonne (90 km)

30.Oktober 2017

Carcassonne – Stadtmauern

Ich hätte doch besser in der Jugendherberge übernachtet! Nachdem ich bei der Besichtigung von Carcassonne die JH in einer kleinen Seitenstraße entdeckt hatte, war mir klar, dass ich mit meiner Wahl des Klosters keinen guten Fang gemacht habe. Erstens teuer, zweitens lieblos eingerichtet und drittens war das Frühstück schlecht. Dann Carcassonne: absolut beeindruckend: eine mittelalterliche Stadt, die komplett erhalten ist : zwei Befestigungsringe – beide mit erhaltenen Türmen und Stadttoren und im Inneren ebenfalls eine komplette mittelalterliche Altstadt…. Genial. Einziges Problem : es war sooooo kalt. Ich habe dann die Jeans über die Fahrradhose gezogen, über den Fleece noch die Goretexjacke – und alles bis oben hin zu. Dann ging’s. Ziemlich spät – gegen 10.30 – dann weiter auf dem Kanal (jetzt mit etwas weniger Schlaglöchern) – aber kein Asphalt mehr. Zwischendurch – vor allem im Departement Aude- waren immer wieder wenig befahrene Straßen als Radroute ausgeschildert- schön abwechslungsreich. Größere Straßen –vor allem Alleen – waren jedoch nicht so empfehlenswert: bei heftigem Seitenwind und schnellen Autos – vor allem LKWs- habe ich dann doch wieder die Huckelpiste am Kanal gewählt.

am Kanal zwischen Carcassonne und Narbonne: das sind die Bagger, die die Wurzeln der gefällten Platanen ausgraben :die müssen verbrannt werden, um die Ausbreitung des Pilzes zu verlangsamen

Die Landschaft hat sich seit Carcassonne zunächst unmerklich, dann immer deutlicher verändert. Mehr Pinien entlang des Kanals, mehr blaue Farbe in den Dörfern. Olivenhaine , die Luft und das Licht : ich bin eindeutig im Midi! Ab mittags konnte ich mich übrigens wieder peu à peu entblättern- zum Schluss bin ich wieder mit Radtrikot und kurzer Hose nach Narbonne geradelt. Übernachtung in einem kleinen B&B…in Narbonne: wenn es bloß EZ- Preise gäbe !!! Morgen dann zum Meer und weiter Richtung Beziers.