Tag 5 : Von Toulouse nach Carcassonne (ca. 110 km)

Blick auf Carcassonne

29. Oktober 2017

Radweg neben dem Canal du Midi kurz hinter Toulouse

Heute Morgen habe ich erst bemerkt, als die Zeit meines Weckers nicht mit der meines Smartphones übereinstimmte, dass heute die Zeit umgestellt wurde… Mann, war ich früh! Zunächst mal  zum Markt (der macht um 7.30 auf), um Käse, Brot und Weintrauben zum Mittag zu kaufen und dann in eine Bar fürs Frühstück. Danach ist es wenigstens etwas wärmer geworden…. Aber ich ziehe doch gerne noch die schöne neongelbe Windjacke und ein paar Socken an. Der Wind ist eisig. Da kann der Himmel so blau sein, wie er will.

Die ganzen Tage schon kommt mir morgens, wenn ich den Kanal entlangradle dieses Gedicht in den Sinn:

Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.

Eduard Mörike –

Und es geht weiter am Kanal entlang. Ok, Platanen und kleine Schleusenhäuschen sind schon pittoresk – aber auf Dauer ziemlich langweilig. Und die Autobahn direkt neben dem Kanal macht das Ganze auch nicht attraktiver.  Also habe ich versucht, eine wenig befahrene Straße als Alternative zu finden ….. und bin auf einem kleinen Trampelpfad als Wanderweg gelandet. Das geht gar nicht – dann komm ich nie ans Mittelmeer ! Also zurück – und eine Stunde später wieder am  Ausgangspunkt. Also weiter am Kanal….
Am Port Lauragais erreiche ich das Department Haute Garonne – und der Weg ist nicht mehr asphaltiert und verschlechtert sich von Kilometer zu Kilometer.

Also doch über die Departementale ausweichen – glücklicherweise fahren sonntags keine LKWs. Der Vorteil dieser Straßen ist, dass sie immer wieder phantastische Blicke bieten – und so vergeht die Zeit bis Carcassonne wie im Flug – OK, ok…. hinzu kommt, dass es bergab geht bei kräftigem Rückenwind..
Die ganze Zeit suche ich den Blick auf Carcassonne  den, den man von den Photos kennt) aber ich sehe nichts. Ich fahre in die Innenstadt : tot und langweilig….. und das soll Carcassonne sein? –  und dann erst bemerke ich das Schild ‚cité medievale‘  – und sobald ich die Brücke über die Aude überquert habe, liegt das alte Carcassonne vor mir – und ich bin total begeistert von dem Bild der mittelalterlichen Stadt wie aus dem Bilderbuch.
Ich übernachte im Gästehaus eines Klosters – Mann, sind die teuer ! – und esse wieder dieses nahrhafte Abendbrot namens Cassoulet.
Morgen geht’s weiter zum Mittelmeer – ich werde also zwei Tage früher ankommen als geplant. Was mach ich da bloß ?

Tag 4- Von Auvillar nach Toulouse (ca. 90 km)

Pont neuf

28. Oktober 2017

Heute Morgen beim Frühstück spannende Diskussionen mit den zwei anderen Herbergsgästen (auf dem Jakobsweg) und den Besitzern den Herberge, einem deutschen Ehepaar, das seit vielen Jahren in Auvillar lebt und dieses alte Haus aus dem 15. Jhd. gekauft und instand gesetzt hat. Es ging um katholische Kirche in Deutschland und Frankreich – die ausgesprochen reaktionäre Entwicklung in Frankreich. Und es ging um die spannende Geschichte der ehemaligen Besitzer des Hauses ( die Tochter des großbürgerlichen Hauses, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, Anfang des 20. Jhds nach Russland zu gehen, um in Sibirien zu missionieren…. )

Moissac. Hauptportal – Die Erzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus

So gegen 9.00 hab ich mich dann doch losgerissen und bin zunächst durch Nebelfelder nach Moissac gefahren: wieder eine ehemalige Abtei mit toll erhaltenen romanischen Kapitellen im Kreuzgang. Und da ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, war der Eintritt deutlich günstiger ….Gute Idee!

Pente d’eau bei Montech

Nach Moissac stand dann das Bewundern der technischen Besonderheiten des Kanals an: eine Kanalbrücke über die Garonne und eine originelle „schiefe Ebene für Schiffe“, um 4 Schleusen auf ca 1000 m zu umgehen.
Am Nachmittag – ich schlafe in einem Hostel – Ankunft in Toulouse. Wieder eine äußerst lebendige Stadt: viele Studenten, deutlich billiger als Bordeaux aber genauso spannend. Um 18.30: Vorabendmesse: die einzige in ganz Bordeaux. Die Idee der Predigt, die Vielseitigkeit des so einfachen Satzes ‚ich glaube an Gott‘ bzw. ‚ ich glaube nicht‘ aufzuzeigen, war eigentlich gut – nur hatte ich bereits bei Reinhard Körner eine weitaus bessere Hinführung zu der Mehrdeutigkeit dieses Begriffes gehört und gelesen. Schade, das es nicht üblich ist, die Predigt zu kommentieren…. Körner geht übrigens auf die Unterschiede von „ ich glaube an Gott ‚ – als verstandesmäßigem Statement, ‚ich glaube an dich, Gott- was eine persönliche Ansprache und damit einen personalen Gott impliziert  und ‚ ich glaube dir, Gott‘ – was darüber hinaus ein Vertrauensverhältnis aufzeigt, ein…..
Na ja – kommen wir wieder auf den Boden der Realität zurück: abends habe ich Hunger und hier in Toulouse gibt es als Spezialität das sehr nahrhafte ‚Cassoulet“: weiße Bohnen mit Wurst, Bauchspeck und Geflügel… sehr lecker!

Tag 3- Von La Reole nach Auvillar (ca. 110 km)

Die Garonne sudöstlich von La Reole

27. Oktober 2017

Heute Morgen freudige Überraschung: Christophe, mein Vermieter, bietet mir an, bei einem Freund in Auvillar anzurufen, der eine Pilgerherberge leitet….. super! Auch die Entfernung mit gut 100 km ist OK. So brauche ich mich heute Abend schon mal nicht um die Unterkunft zu kümmern !

Der Weg geht ab jetzt flach am Canal de la Garonne entlang: es gibt dort noch Platanen (die ansonsten alle an einem Pilz zugrunde gehen, so dass am Canal du Midi schon die meisten Bäume gefällt sein sollen ). Und die Platanen sind in der Herbstsonne besonders photogen ….. .

sonsten ist der Weg flach, angenehm zu fahren – aber immer am Kanal entlang ist auf die Dauer doch ziemlich monoton. Vor allem da heute keine tolle Abtei oder Ähnliches als kleine Auflockerung auf dem Weg lag. Für die nächsten Tage muss ich mir da was einfallen lassen: evtl.  werde ich doch von Zeit zu Zeit ins umliegende Hügelland ausweichen, um nette kleine Orte zu entdecken.
Nach gut 100 km sah ich dann das Schild: Auvillar 6 km . Super – nur: die letzten 3 km ging’s mächtig bergauf…..

Jakobus in Auvillar

Das Dorf und die Herberge in einem uralten Haus mit einem total netten Herbergsvater haben dann aber eindeutig für die späten Mühen entschädigt. Außerdem kamen noch zwei nette Wanderer (oder Pilger ?  – der Unterschied ist manchmal etwas fließend), mit denen ich noch lange geredet habe.
Aber im Ernst: was macht einen Pilger aus ? Auf dem Weg nach Compostela zu sein? Das geht auch als reines sportliches Event. Und warum Compostela ? Ist es da heiliger als woanders ? (es heißt doch: wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind etc.)

Ich für meinen Teil fühle mich nicht anders, wenn ich von Westen nach Osten den Canal de Garonne et du Midi  entlang fahre, oder von Ost nach West auf dem Jakobsweg unterwegs bin.
Alles egal: morgen geht’s nach Toulouse !!!!

Tag 2 – Von Bordeaux nach La Reole (ca. 85 km)

Abtei La Sauve Majeure

26. Oktober 2017

Hier in der Gegend geht die Sonne jetzt erst um 8.30 auf, so dass ich doch nicht vor 8.00 losgefahren bin. Aber auch um 8.15 sind kurze Radhose und Sandalen definitiv nicht die richtigen Kleidungsstücke …. Oder man muss seeeeeeeehr schnell fahren.  Das hat sich aber im Laufe des Tages gegeben, so dass ich vorhin beim Duschen doch die Anti- Sonnenbrandcrème aufgetragen habe.

endlich weg von der Ausfallstraße !

Der Weg? Zunächst Mal ähneln sich die Ausfallstraßen großer Städte wie ein Ei dem anderen: Carrefour, Auchan, immer der gleiche Baumarkt etc. Das dauert mindestens 10 km. Dann aber ein Bahntrassenradweg vom Feinsten : 55 km mit leichten Anstiegen durch die Weinbaugegend- super schön.

Abtei La Sauve Majeure- Daniel in der Löwengrube: mehr Bilder dazu seht ihr hier!

Und glücklicherweise habe ich um 10.30 noch 5 Minuten gewartet, bis die Ruinen der Abtei ‚La Sauce Majeure‘ öffneten : ganz tolle Kapitelle, nicht zu hoch mit super Erklärungen im dazugegebenen Führer. Wirklich lohnend! Nachmittags wurde es dann etwas anstrengender – zwar immer nur zwischen 30 und 100 m Höhe: aber unablässig bergauf und bergab. Um 3 Uhr hatte ich davon genug und wollte mir in La Reole– da trifft der Radweg wieder auf die Garonne- eine Übernachtung suchen. Puuuuuuh ! Chambre d‘ Hôte beginnen bei 60€ ( EZ gleich DZ) und in die Pilgerherberge (ich bin auf dem Jakobsweg) komme ich nicht rein, da ich ja nicht pilgere (Beim nächsten Mal nehme ich mein Credential mit). Die Begründung war das beste: weil sie sonst keine Unterstützung von der Mairie kriegen….. und das in einem laizistischen Staat !

mein B&B in La Reole mit Sonnenterrasse

Im Endeffekt habe ich dann ein super schönes, ein klein wenig billigeres B&B gefunden: mit toller Sonnenterrasse und heute Abend Table d‘ hôte.
Morgen geht’s dann wieder flach am Canal de Garonne entlang.

Tag 1- Ankunft in Bordeaux

Bordeaux: Der Miroir d’eau bei Nacht

25. Oktober 2017

Wieso Bordeaux ????
Ehrlich gesagt, war das eine in zwei Stunden geborene Spontanidee, nachdem mich der Wetterbericht (kalt, diesig und regnerisch..) überhaupt nicht zu einer Fortsetzung des Rheinsteigs inspiriert  hat. Und außerdem träume ich seit Jahrzehnten von Carcassonne und dem Canal du Midi.
Aber: ob ich  es wohl irgendwann mal  schaffe, ohne Stress zum Flughafen zu kommen ?
Auch heute wieder – früh losgefahren, dann Baustellen, Stau und  zu guter Letzt war die im Navi angegebene Straße gesperrt und mein Navi führt mich im Kreis !
Also erreiche ich nur mit viel gutem Willen und Geschwindigkeitsrekorden des Shuttle- Fahrers gerade noch den Schalter vor Annahmeschluss des Gepäcks… Warum krieg ich das nur nie in Ruhe hin ???

Hôtel de ville

Dann nach gut einer Stunde in Bordeaux: schon aus der Luft fasziniert mich die Stadt  mit der blitzenden Garonne. Und angekommen ändert sich mein erster Eindruck nicht: nachdem ich mir ein Fahrrad gemietet habe und in einem Hostel untergekommen bin (nicht so einfach – auch in Frankreich sind Herbstferien!) bin ich dann die Promenade an der Garonne entlanggefahren : pulsierendes Leben: ganz viele Skater und Jogger, super Skatebahnen – für jeden Schwierigkeitsgrad – viele Cafés direkt am Fluss eine riesige , 10 cm Tiefe Wasserfläche, in ( oder auf ) der sich hunderte von kleinen Kindern tummeln…..

nicht nur Kinderkram….

Die Innenstadt besteht aus ganz vielen – zum großen Teil renovierten – Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert- für Touris super fotogen !
Ich kann mir gut vorstellen, das man hier in Bordeaux richtig gut leben und sicher auch gut studieren kann – auch das Univiertel mitten in der  Stadt  macht einen super Eindruck. Ich bin kein Einkaufsfreak, so dass mich Geschäftsstraßen eher stressen – aber objektiv betrachtet ist das ein El Dorado zum Einkaufen !!

Morgen geht’s dann nördlich der Garonne durch die Gegend, wo der Wein „Entre- les-Mers“ herkommt : die große Richtung ist Toulouse. Mal sehen, wie weit ich komme : vorgenommen habe ich mir, in den nächsten Tagen zum Mittelmeer zu fahren.

🚴 Oktober / November 2017: Von Bordeaux über den Canal du Midi zum Mittelmeer

Wo in Europa war das Wetter Anfang November noch nicht regnerisch?
Im Süden Frankreichs !
Also habe ich kurzentschlossen einen Flug nach Bordeaux gebucht und bin die seit Jahren erträumte Tour am Canal du Midi entlang vom Atlantik zum Mittelmeer geradelt- abwechslungsreich und voll spannender Entdeckungen !

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte und Track der Radtour

Der Track ist mit Ausnahme kurzer Abschnitte, auf denen das Smartphone mal wieder leer war direkt aufgezeichnet – beim Nachfahren also inclusive aller Umwege …

…mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil ?

🚶 Juli 2017: Grande traversata dell‘ alpi (GTA) im Piemont

Die Grande traversata dell‘ alpi durchs Piemont:
das ist die Wiederentdeckung alter Verbindungswege zwischen den piemontesischen Dörfern,
Fast jeden Tag über eine Passhöhe zum nächsten Tal – tolle Blicke, nette Dörfer – und unheimlich gutes Essen!
Eine tolle Tour mit dem Bremer Alpenverein

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Karte und Track der Wanderung

… mehr Infos zu Wegbeschaffenheit und Höhenprofil?

Rheinsteig Tag 17: Schlangenbad – Wiesbaden -Biebrich (ca.22 km)

4. November 2018

Das Wetter heute beschreibt man am besten mit ‚Hochnebel‘- das sieht schon eher nach November aus, allerdings sind die Temperaturen nicht unangenehm: ein Pullover reicht aus.

am Gebück

Der Weg geht langsam Richtung Rhein – vor allem begab: wiederum durch Wälder, Weinberge – und führt dann an einer Grenzbefestigung entlang mit Namen ,,Gebück“: das war im Mittelalter eine dichte Hecke (Buchen, Dornen…), die die Außengrenze der Stadt befestigte. So etwas gibt es auch in Aachen – da heißt das „ Landwehrring“.

in den WEinbergen und Obstgärten

Die Weinberge und Obstgärten gehen hier übrigens bis an die Grenzen der Vororte – kaum Brachland, wie man es sonst am Eingang der Städte oft sieht: gibt es hier weniger Spekulation? Haben die Leute mehr Interesse als anderswo, ihre kleinen Gärten zu bewirtschaften?
Schon bald bin ich wieder am Rhein – die letzten Kilometer führen am Wasser entlang bis Schloss Biebrich, dann durch den Schlosspark und mit Zug und Fähre über Rüdesheim zurück nach Bingen.

Schloss Biebrich in Wiesbaden – Endpunkt des Rheinsteigs

Insgesamt waren das etwa 320 km tolle Wanderung. Eine super Streckenführung- oft über kleine Pfade und Wege – immer wieder mit phantastischen Ausblicken. Und als Sahnehäubchen die geniale Verkehrsanbindung – man kann jeweils ohne Problem mit dem Zug zum Ausgangspunkt zurückgelangen.
Ich wandere auch gerne in Italien, in Frankreich, in Spanien …… aber ich muss immer wieder sagen: Deutschland ist schön !

Rheinsteig Tag 16: Oestrich Winkel – Schlangenbad (26 km)

3. November 2018 

Zunächst mal ein ausgiebiges Frühstück mit Rheinblick und dann ging es los: bei strahlendem Sonnenschein und ohne Pullover zunächst am Rhein entlang und dann durch Weinberge und Laub- Mischwälder durch eine sanfte Hügellandschaft. Ich hatte nach der Karte erwartet, dass sich der Rheinsteig in diesen Tagen weiter vom Rhein entfernt und deswegen sogar überlegt, ob es sich lohnen würde, die letzten Tage bis Wiesbaden überhaupt zu wandern. Aber dieser Teil gehört definitiv doch dazu: ganz häufig kann man über die Hügel den Rhein sehen und der Weg durch die Weinberge ist zu dieser Jahreszeit überhaupt nicht langweilig: In allen Farben leuchtet das Weinlaub – vor allem wenn, wie heute, auch noch der blaue Himmel dazukommt….

Kloster Eberbach

Schon bald bin ich im (ehemaligen) Koster Eberbach, das vor Jahren die Kulisse zu dem Film „Der Name der Rose“ abgegeben hat.  Eine mittelalterliche Klosteranlage wie aus dem Bilderbuch… ein Kapitelsaal, der Kreuzgang …. Kein Wunder, dass ich erst nach 13.00 weitergekommen bin.Die Kapellen auf dem Weg sind geöffnet- keine Angst vor Vandalismus?  – auf dem Jakobsweg war das mit den offenen Türen meist anders…Nach einem herrlichen Weg komme ich nach Kiedrich mit einer komplett erhaltenen (und nicht barock umgewandelten) kleinen gotischen Kirche.

Kloster Eberbach

Leider kann man hier nur durch das mir aus Portugal und Spanien so wohl bekannte Gitter gucken – ich versuche dennoch einige Fotos. Dann komme ich im Kirchenvorraum mit einem älteren Mann ins Gespräch, der erzählt, dass er – als ehemaliger Kameramann beim ZDF- die Kirche filmen soll und gleich eine Führung dazu bekomme … ob ich mitkommen wolle?  Ich habe mich wahnsinnig geärgert, dass es schon 3 Uhr war und ich noch etwa 10 km bis zu meinem Hotel in Schlangenbad hatte  (ab  6 ist es stockfinster und der Weg geht durch den Wald…). Also leider keine Besichtigung…Schlangenbad ist ein total verschlafener Kurort mit dem Charme von anno dazumal. Das Beste war das Essen – der Koch hatte im Elsass gelernt und der Flammenkuchen schmeckte original französisch– elsässisch. Das Lokal war so voll, dass ich zu anderen Leuten an den Tisch gesetzt wurde: die stellten sich auch als Wanderer des Rheinsteiges heraus und kamen darüber hinaus noch aus Gelsenkirchen – Gesprächsthemen gerettet…. Heute ist bei dem phantastischen Herbstwetter die Kamera heiß gelaufen – deswegen diese Bilderflut…

Rheinsteig Tag 15: Rüdesheim – Oestrich Winkel (20 km)

2. November 2018

Es hat lange gedauert, bis ich Zeit für die letzten Etappen des Rheinsteigs gefunden habe. Denn die Anreise ist inzwischen so weit, dass ich jetzt den Rest (ca.60 km) an einem Stück gehen möchte. Natürlich bin ich mal wieder zu spät los, habe dann 2, 5 Stunden bis Bingen gebraucht, keinen Parkplatz gefunden und auf die Fähre nach Rüdesheim gewartet: Im Ergebnis bin ich erst um 2 Uhr los…. . Heute ist hervorragendes Wanderwetter – zwar keine Sonne aber ganz mild – ungewöhnlich für Anfang November.

Hildegardisschrein in Eibingen

Trotz der fortgeschrittenen Zeit für die Wanderung wollte ich trotzdem nicht über den Rheinsteig rennen und mir Zeit zum Besichtigen nehmen. Da war zunächst die Pfarrkirche in Eibingen mit dem Hildegardisschrein (mit den Reliquien von Hildegard von Bingen) – auf den Ruinen des 1803 aufgehobenen und später abgebrannen Klosters erbaut. Das sieht schon etwas strange aus: eine Architektur der 30 er Jahre und darin ein goldener Reliquienschrein auf der Altarempore und eingewickelte Knochen (deutlich als Oberarme erkenntlich) unter Glas in einer Vitrine im Seitenschiff….

Franziskusgarten in Marienthal

Nach wenigen Kilometern bin ich dann nach Marienthal gekommen: dort ist – ähnlich wie es hier in Moresnet war – ein Marienwallfahrtsort mit Franziskanerkloster. Im weiteren noch ein total fotogenes Schloss (Schloss Vollrads) in der Dämmerung. Da muss man echt aufpassen: Die Sonne geht schon um 17.00 unter und um 18.00 ist es stockfinster!

Zum Nachmittag hin habe ich dann über Booking ein kleines Hotel in Oesrtich -Winkel am Rhein gebucht und – falsche Reihenfolge – -dann erst meine Freunde Peter und Nadya auf der anderen Rheinseite angerufen, um mit ihnen ein Treffen zum Abendessen auszumachen. Leider fuhr die letzte Fähre aber schon um 21.00, so dass Peter mich über Wiesbaden , also ca. 1 Stunde Fahrt – wieder zum Hotel bringen musste. Wär‘ schon einfacher gewesen, wenn ich bei denen übernachtet hätte …. So hat Peter ein großes Bier bei mir gut….