Tag 13 – zu Fuß durch die Ardennen: von St. Hubert nach Awenne (25 km)

Wald pur! In allen Variationen und ein tolles Freilichtmuseum….

Dienstag 30.März

Nachdem ich mir nach dem Frühstück eine Zahnbürste kaufen musste (irgendwas vergisst man ja immer), ging es bei weiterhin strahlendem Sonnenschein nach Norden aus dem Tal raus : jetzt sieht man erst richtig, wie groß die Kirche und die Reste der Benediktinerabtei im Verhältnis zum Dorf sind !
Heute wandere ich vor allem durch die riesigen Wälder, die St Hubert umgeben. An sich kein Problem: ich mag Wälder – vor allem wenn sie, wie hier, so abwechslungsreich aus Buchen- Eichenmischwald, Birke und (seltener) Fichten und Tannen bestehen. Aber…
Da das Land hier so dünn besiedelt ist, gibt es offensichtlich wenig Gelegenheit, kleine Pfade durch den Wald zu trampeln. Im Umkehrschluss heißt das, das ich fast nur auf Forstwegen und Forststraßen gelatscht bin – und die laufen schnurgerade durch den Wald und sind, wenn sie- wie hier- dauernd zum Holztransport gebraucht wurden, in einem grauenhaften Zustand.

links sind Bäune, rechts sind Bäume, in der Mitte Zwischenräume….

Solche Wege sind furchtbar monoton ! So bin ich heilfroh, um 13.30 am Wallonischen Freilichtmuseum zu sein. In einem zweistündigen Rundgang entdecke ich regional typische Häuser und vor allem die Werkzeuge heute kaum noch bekannter Berufe . Wer kennt schon heute noch einen Korbmacher oder Schuhmacher? Ich frage mich, wieviel Wissen um altes Handwerk im Augenblick unwiederbringlich verloren geht (oder gegangen ist), und ob es einer Gesellschaft wirklich guttut, nur auf den vielleicht doch fragilen Fortschritt durch Internet und Computer zu setzen …
Gegen 17.00 bin ich dann in einem von Holländern geführten netten B&B angekommen. Bier ist im Kühlschrank, heute Abend Abendbrot draußen im Garten zusammen mit einem flämischen Paar und aktuell Sonnenbad im Garten. Was brauche ich mehr,um glücklich zu sein ?

Tag 12 – zu Fuß durch die Ardennen: von Ortheuville nach St. Hubert (25 km)

Zunächst noch entlang der Ourthe und dann in die Wälder nach St. Hubert – unglaubliche Diskrepanz der riesigen Basilika zu der verschlafenen Kleinstadt !

Dienstag, 29.März 2021


So, jetzt geht die Tour als Fernwanderweg weiter. Zumindest versuche ich das – mal sehen, wie sich so eine Streckenwanderung ohne geöffnete Restaurants organisieren lässt. Für heute Abend sehe ich das Problem in St . Hubert nicht – der Ort ist ja das Zentrum der Region, aber in den nächsten Tagen bin ich wirklich ziemlich weit weg von allem….
Heute bin ich mit Zug und Bus zunächst in die Nähe des gestrigen Endpunkts gefahren – das ging ungewöhnlicherweise fast unproblematisch – trotz Eisenbahnerstreik. Ich habe es allerdings immer noch nicht geschafft, den Bus zu bezahlen: ich saß alleine im Schnellbus Richtung Bastogne und hab den Fahrer gefragt, wie das mit dem Entwerten geht – da hat der mir dann geantwortet, ich solle einfach so fahren…. Und zu Beginn wurde der wegen Corona vom belgischen Staat verschenkte gratis Zugpass nicht anerkannt (im Kleingedruckten steht nämlich, dass er erst ab 9.00 gültig ist ) – und so war erst mal der Kauf einer Fahrkarte zu erhöhtem Entgelt fällig……grrrr !

Die Vicinal – auf der Trasse einer der vielen Kleinbahnen

Aber dann der Weg die Ourthe entlang : während mehrerer Kilometer führte der Weg über die ehemalige Trasse einer „vicinal“: das sind ehemalige Kleinbahnen, von denen es hier in Belgien viel mehr gab , als irgendwo sonst in Europa. Und inzwischen werden die Trassen der seit mindestens 50 Jahren stillgelegten Bahnen immer mehr zu Wander – und Radwegen ausgebaut. Sehr praktisch – und zu normalen Zeiten wahrscheinlich auch gut frequentiert. Jetzt mit Corona bin ich hier aber so gut wie allein – die Holländer, für die die Ardennen sonst das Reiseland Nummer eins sind, dürfen den Zoo nämlich nicht betreten! Ach ja – mir sind heute übrigens 3 ( in Worten: drei !) Wanderer begegnet .

Den Nachmittag über führte der Weg dann durch die riesigen Wälder von St Hubert – übrigens das Jagdrevier der belgischen Könige ! Da fragt man sich schon, warum über die gleiche Wegführung 4 Weitwanderwege unterschiedlicher Assoziationen parallel laufen: können die sich nicht einigen, statt den ganzen Wald mit Wegzeichen but anzumalen ?
Ein Grund ist sicher, dass alle anderen Wege mit Ausnahme dieses Wanderweges gesperrt sind: und so quetschen sich also alle inclusive schwerer Traktoren über diesen Forstweg. So gegen 16.00 war ich dann in St Hubert – total erschlagen von dieser riesigen Basilija, sie so gar nicht zu dem übrigen verschlafenen Städtchen passt. Und jetzt sind noch nicht einmal Touristen da, um zumindest für etwas Animation zu sorgen…
Der Legende nach soll der spätere Heilige Hubertus, später Bischof von Tongeren und Maastricht und Gründer der Stadt Lüttich, bei einer Jagd am Karfreitag Christus in einem weißen Hirsch begegnet sein. Daraufhin habe er sein wildes Jägerleben beendet und sich zum Christentum bekehrt. Den Hirsch sieht man überall in der Kirche – die Legende ist hier allgegenwärtig.

Um 17.00 konnte ich dan meine Unterkunft beziehen: zu meinem großen Erstaunen habe ich das ganze Haus inclusive Garten für mich alleine – durch Corona darf immer nur 1 Raum zusammen mit Bad vermietet werden…. Ob sich dann die Vermietung lohnt ? Abendbrot (Salat mit Lasagne ) hab ich mir genauso wie das Frühstück für morgen beim Lidl gegenüber gekauft. Für heute hat also trotz Corona alles gut geklappt !

Seit La Roche folge ich entgegen der Planung weiter dem GR 57 im Verlauf der Ourthe occidental – der Fluss ist einfach zu schön !

Tag 11 – zu Fuß durch die Ardennen: von der Barrage de Nisramont zum Pont de Berguème (24 km) und vorher mit dem Rad den umgekehrten Weg (15 km)

Im Vorfrühling die Ourthe occidental entlang : ein Genuss für alle Sinne !

Sonntag, 28.März 2021

Ab heute soll die Ardennentour weitergehen! Das Wetter ist auf jeden Fall schon mal besser, als bei der letzten Etappe zur Barrage de Nisramont… die Sonne scheint und auch die ganze Woche ist mit herrlichem Frühlingswetter zu rechnen.

auf dem Weg mit dem Rad zum Ausgangspunkt an der Mauer der Talsperre

Auch jetzt sind es wieder „Corona -Tours“ , genau wie im letzten Jahr zu dieser Zeit, als ich in nahezu vollständiger Einsamkeit den Ahrsteig gewandert bin. Heute bin ich – wie im letzten Jahr auf dem Ahrsteig – mit Auto, Fahrrad und Wanderschuhen unterwegs. Diesmal aber weniger, um Kontakte zu vermeiden, als vielmehr , da es einfach keine Busse am Wochenende zu Ausgangs – und Zielpunkt gibt, und ich nur einen Campingplatz zur Übernachtung gefunden habe (weniger attraktiv, wenn alle Restaurants geschlossen sind). Außerdem zweifle ich nach dem anstrengenden Winter ohne regelmäßigen Sport (Aikido ist verboten) an meiner Kondition, das Zelt die ganze Woche mitzuschleppen. So parke ich das Auto am Pont de Berguème am Lauf der Ourthe occidentale, fahre mit dem Rad durch den Vorfrühling im Tal und dann auf der Hochebene bis zur Barrage de Nisramont. Dort startet dann die nächste Etappe der Wanderung auf dem GR 57: teils auf schmalen Pfaden am Ufer des Stausees entlang, dann wieder auf halber Höhe und oben auf der Hochebene mit tollen Blicken auf die Mäander der Ourthe. Was für ein herrlicher Tag !

Mäander der Ourthe

Ich hatte heute – Palmsonntag – befürchtet, mich durch Menschenmassen hindurchschlängeln zu müssen: aber absolut falsch gedacht, ich sehe den Tag über nicht mehr als eine Handvoll Menschen. Einige Wanderer in der Nähe des Stausees , im weiteren Verlauf der Ourthe dann nur noch wenige Familien mit kleinen Kindern.
Die Diskrepanz zu der letzten Etappe im November ist frappierend: damals war alles grau in grau, die Radtour bei Wind und Temperaturen um den Gefrierpunkt in der Dämmerung eine Herausforderung: heute scheint die Sonne, ich höre Vogelgezwitscher und selbst der Anstieg mit dem Rad aus dem Tal scheint mir nicht besonders steil zu sein. Auf dem Weg das Glitzern des Flusses in der Sonne, das Moos, das schon mit sattem Grün den Kontrast zu den noch grauen Fichten bildet und die sonnenbeschienen zartgrünen Wiesen auf der Hochebene – die Leichtigkeit des Seins! Im Gegensatz zum Ahrtal im letzten Jahr blüht hier zwar noch nicht der Weißdorn (im Ahrtal wird aber auch Weinbau betrieben), aber auch hier sind die Knospen der Bäume schon dick geschwollen und warten nur noch auf ein bis zwei Sonnentage.
Heute fahre ich noch mal mit dem Auto zurück nach Kelmis, aber ab morgen wandere ich dann von Hotel zu Hotel (Herbergen sind geschlossen) – wenn’s klappt bis an den Semois und dann nach Bouillon.

Seit La Roche folge ich entgegen der Planung weiter dem GR 57 im Verlauf der Ourthe occidental – der Fluss ist einfach zu schön !

Tag 1 – zu Fuß durch die Ardennen: vom Dreiländereck nach Kelmis

am ersten Tag der Belgientour durch bekanntes Gelände: an der Grenze entlang durch den Aachener Wald und später vorbei an der Emmaburg nach Kelmis

Sonntag, 26.September 2020

Aussichtsturm am Dreiländereck
Aussichtsturm am Dreiländereck

Heute Morgen starte ich also die Belgientour.
Paul fährt mich zum Dreiländereck und dann bin ich –völlig ungewollt –schon mitten im dicksten Touristentrubel. Wenn ich mir nicht explizit vorgenommen hätte, von wesentlichen Punkten der Tour aktuelle Fotos zu machen, hätte ich sofort das Weite gesucht … so habe ich vorher noch den geeigneten Moment abgepasst, um auf den Auslöser zu drücken, ohne den Menschenauflauf mitabzulichten.
Dann an der deutsch belgischen Grenze entlang: immer wieder kommen mir alte Bilder der Gegend ins Gedächtnis: aktuell geht ein Wanderweg geradewegs über ein Feld: am Ein – und Ausgang je ein ausgelatschtes Drehtor. Ich erinnere mich aber auch noch an meinen ersten Besuch vor etwa 30 Jahren: ein Schild, dass der Grenzübertritt verboten sei, ein Zaun, ein Trampelfad um dieses Feld herum, das wie eine halbe Enklave nach Belgien hineinreicht: und auf der anderen Seite wieder so ein Verbotsschild … . Wie gut, dass sowas ein Ende hat – und wie verstörend, als dieser Zirkus im März und April mit dem Lockdown wieder begann….
Der Weg folgt weiter dem Grenzverlauf, vorbei an einem alten Grenzstein mit dem Aachener Reichsadler, der im Verlauf des Aachener Landwehrrings stand: dieser Landwehrring war eine meterdicke Buchenhecke, mit Dornen versetzt, die die äußeren Grenzen der freien Reichsstadt sicherte. Eine ähnliche Hecke ist mir auf dem Rheinsteig begegnet: dort umgab sie als „Gebück“ die Außengrenze des Rheingaus.
Dann treffe ich auf den Pilgerweg nach Moresnet: ja, heute ist der Weg als Jakobsweg ausgeschildert, aber ursprünglich ging die Wallfahrt zu dem Mariengnadenbild in Moresnet Chapelle, von dem seit Beginn des 19. Jahrhunderts wundersame Heilungen berichtet werden.

Die Grenze lässt mich nicht los: es geht durch Bildchen, das nach dem 2.Wk wieder belgisch wurde – der Grenzwechsel erfolgt seit 200 Jahren regelmäßig mit jedem Krieg…  Erst nach massiven Protesten der Bewohner kam die Siedlung im Rahmen der europäischen Völkerverständigung im Jahre 1958 erneut zu Deutschland .

Bahnklingel
Bahnklingel
Bahnübergang mit Klingel
Bahnübergang mit Klingel

Hier findet sich noch ein ungewöhnliches Grenzrelikt – eine Bahnklingel: da die Bewohner des (belgischen) Grünthal bis vor ca. 15 Jahren einen mächtigen Umweg fahren mussten, um auf die Nationalstraße nach Aachen und Lüttich zu gelangen, gab es an der Bahn (und gleichzeitg an der Grenze zu Bildchen) eine Klingel mit Gegensprechanlage zur Öffnung der Bahnschranke. Da dieser Weg immer noch viel kürzer ist als der über die neue belgische Brücke, existiert die Klingel immer noch…

Eigentlich wollte ich ja heute bis Eupen wandern, aber da ich erst gegen Mittag losgelaufen bin, habe ich schon nach gut der Hälfte des Weges den Rückweg nach Kelmis angetreten, bin noch am Oskarstollen (der noch aus der Zeit des hiesigen Blei- und Zinkbergbaus stammt) und an der kleinen Rochuskapelle aus dem 17. Jahrhundert vorbeigelaufen, bevor ich wieder zu Hause angekommen bin. Wie gesagt – meine Belgientour beginnt mit einem Heimspiel !

🚶2019- 2021 Ardennenwanderung

Auslandsurlaub in Corona-Zeiten ist schwierig: also die beste Gelegenheit, das mir bislang unbekannte Belgien zu entdecken. Ich wurde dabei wirklich nicht enttäuscht: schöne Dörfer, sanfte Hügel, weite Wälder und naturbelassene Flüsse in tief eingeschnittenen Tälern

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Bilder mit Hintergrundinfos – als Powerpoint

Die Powerpoint erstelle ich, wenn ich wieder zu Hause bin und viel Muße habe: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Powerpoints in kleinen Häppchen
nach Etappen

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage

Ardennenwanderung – Karte und Track