Auf dem Lykischen Weg – Tag 3: von Adrasan nach Çirali

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

Dienstag, 26.März 2024- 20km(800m+/-)

Strand in Adrasan

Nach leckerem türkischen Frühstück, das ich zusammen mit Viktor aus Lettland gegessen habe, bin ich so gegen 9:00 Uhr zur nächsten Etappe aufgebrochen: heute geht es eigentlich nur bergauf. Und dann die gleichen 800 Höhenmeter wieder bergab. Ganz einfach – wenn nur die Hindernisse nicht wären. Zunächst mal war der Weg wegen des Baus einer großen Plantagenanlage einfach weg. Aber keine Sorge, auf der anderen Seite der Baustelle sollte er er ja wieder auftauchen (war auch so- nur wo?). Die zweite Herausforderung hat eher was mit meiner zurzeit eher mäßigen Kondition zu tun: 800 Höhenmeter über steiniges Terrain mit hohen Trittstufen haben mich heute fast an meine Grenze gebracht. Dazu kommt, dass ich mindestens 100 umgestürzte Bäume überklettern oder durchkrabbeln durfte. Ich war aber natürlich trotzdem begeistert von den tollen Ausblicken und den phantastischen Blumen, die ich sonst nur in Blumengeschäften finde.

Auch die Liebesspiele der Schildkröte waren eindeutig ein paar Fotos wert. Wobei ich die letzte Szene leider nicht fotografiert habe – da war nämlich der männliche Held vor Übereifer rücklings auf seinem Panzer gelandet und hatte einige Mühe, sich mit den Beinen in der Luft strampelnd aus dieser misslichen Lage wieder zu befreien ….

Die Lebensgeister wurden dann aber erst wieder richtig in der Ausgrabungsstätte von Olympus wach. Die Stadt war seit ca. 500 v.Chr. eine der führenden Städte des Lykischen Bundes. Danach war sie von Römern und Byzantinern besiedelt. Mit der Eroberung durch das Osmanische Reich wurde Olympos verlassen.
Diese halb überwucherten Ruinen haben meine romantische Ader doch ziemlich angesprochen, so dass mein Fotoapparat heiß lief.

Ein Hotel hatte ich nicht vorgebucht: ich wollte ausprobieren, ob ich auch vor Ort einen vernünftigen Preis bekomme, wenn ich persönlich nachfrage. Klappt nicht. Ich sollte ein Drittel mehr bezahlen. Daraufhin habe ich die Booking Seite gezeigt und vorgeschlagen, jetzt kurz das Hotel mit der App zu buchen. Daraufhin wurde das Zimmer wie von Zauberhand um ein Drittel billiger….
Eigentlich wollte ich heute nach dem Abendbrot noch fragen, wie ich zu den Flammen der Chimären kommen kann- Aber ich bin einfach zu ko. Liege im Bett. Und hoffe nur, dass meine Beine morgen etwas besser sind als heute…

Auf dem Lykischen Weg – Tag 2: mit Bus und Taxi nach Karaöz und zu Fuß nach Adrasan

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

Montag, 25.März 2024: 21 km (800m+/-)

2 Stunden Zeitunterschied: ich bin um Mitternacht eingeschlafen, gegen 4.00 hat mich der Muezzin geweckt und um 7.00 habe ich (ohne Frühstück ) den Stadtbus Richtung Küste genommen. Es gibt eine super App, in der die Busse in Echtzeit angezeigt werden. Idiotensicher. Eigentlich. Aber : Ankunft jetzt – und dann war er weg, ohne dass ich ihn überhaupt gesehen habe. Grrrr. Der nächste in 1 Stunde. Ich war völlig perplex und habe einige Zeit gebraucht, um zu checken, dass der richtige Bus über eine Hochbrücke fährt und überhaupt nicht anhält… Also zu Fuß zur nächsten Haltestelle- da habe ich dann ein Dolmus (Sammeltaxi) gekriegt, dass die ganze Küste entlangfährt. Ich saß neben einer Frau, die ihr Neugeborenes auf ihrem Schoß hatte – total lieb, hat überhaupt nicht gebrüllt ! Dann noch mit dem Taxi von Kumluca zur Küste in Karaöz : der Weg dahin führt kilometerweit durch Plantagen: alles ist mit Plastik abgedeckt – man hat das Gefühl, dass hier Christo Quadratkilometer Landschaft verhüllt hat. Komplett strange (unsere Tomaten kommen übrigens von da oder aus Andalusien- wo es aber genauso aussehen soll).

Dann geht’s aber wirklich los: die ersten 7 km auf einer Schotterpiste die Küste entlang und dann innerhalb des Olympos Nationalparks durch alte Pinienwälder, an steilen Felswänden entlang und nach endlosen 21 km nach Adrasan.

Bei Google Maps denkt man, dass es sich bei den sicher 30 Hotels um einen tollen Ort handeln muss … aber eigentlich hat nur jeder ein Hotel oder einen Campingplatz auf die Wiese gestellt ohne jegliche Straßenanbindung …Bei meinem Hotel kann man übrigens die außergewöhnlichen Qualitäten einer Bildbearbeitungssoftware bewundern …. Für eine Nacht aber durchaus ok.


Auf dem Weg sind mir fast nur Russen (als Familie oder Wandergruppen ) begegnet – mit Ausnahme eines jungen Mannes aus Riga, der im gleichen Hotel wohnt und mit dem ich auch nachher im Restaurant am Stand zusammen gegessen habe – zu dieser Jahreszeit ist die Auswahl ziemlich überschaubar …
Morgen geht’s nach Cirali: die Ruinen von Olympos und die Feuer der Chimären lassen schon mal grüßen

Auf dem Lykischen Weg – Tag 1: Flug nach Antalya

Ostern 2024: Wanderungen in der türkischen Ägais

Sonntag, 24.März2024

Heute ist etwas ganz Ungewöhnliches geschehen: die gesamte bisherige Anreise ist ohne irgendwelche Komplikationen vonstatten gegangen. Ich habe das Auto wie geplant am Bahnhof in Aachen abgestellt, bin ohne Probleme mit dem Zug nach Köln gefahren und hatte dort sogar noch Zeit, am Hochamt zu Palmsonntag mit Kardinal Wölki im Kölner Dom teilzunehmen. Zur ganzen Messe hat die Zeit allerdings aufgrund der epischen Länge der Palmsonntagszeremonie nicht gereicht- ich verspürte doch ein gewisses Interesse, meinen Flug nicht zu verpassen. Mit der S Bahn am Flughafen angekommen, war ich nach maximal 5 Minuten durch die korrekt durchgeführte, jedoch sehr entspannte Sicherheitskontrolle (die Kontrolleurin: „darf ich mal eben Ihren Apfel rausnehmen, um sicher zu sein, dass es sich um einen Apfel handelt?“), bin dann mit Sun- Express pünktlich in Antalya angekommen, um dort ebenso unaufgeregt normal in der Innenstadt aus der Straßenbahn auszusteigen und nach einem Döner in der Nähe eines modernen Einkaufszentrum mein sehr ordentliches Hotel aufzusuchen.

Einkaufszentrum Muratpaşa

Für heute perfekt- aber morgen muss ich ich erst mal eine Möglichkeit finden, zum Ausgangspunkt der Wanderung zu gelangen: und das könnte bei deutlich komplexerer Logistik doch noch eine Herausforderung werden….
Ich war noch nie in der Türkei: was fällt auf? Zum einen: Mit dem GPS des Navis war es völlig unproblematisch, die Flugstrecke bis zur griechischen Ägäis-Küste zu verfolgen. Aber dann brach das Signal plötzlich ab und über der Türkei war im Luftraum kein GPS-Signal mehr auf meinem Handy zu empfangen. Schon ziemlich eigenartig. ….
Einmal in Antalya gelandet, war der GPS Empfang übrigens wieder hervorragend.

Was fällt noch auf: nicht mehr als 5%, vielleicht max. 10% der Frauen tragen Kopftuch. Das sieht doch in Deutschland völlig anders aus. Ist das der Diasporaeffekt? Oder ist es der regionalen Herkunft der meisten in Deutschland lebenden türkischstämmigen Frauen geschuldet ?

🚶 2024 auf dem Lykischen Weg

zu Ostern in der türkischen Ägäis

Was tun, wenn die Osterferien in den März fallen?
Da bietet sich die Ägäis an –
und nach einiger Recherche fällt meine Wahl
auf den Lykischen Weg.
Wenn der Streckenführung auch die vielen legalen und illegalen Bauprojekte an der Küste zu schaffen machen –
es ist ein phantastischer abenteurlicher Weg,
bei dem ich leider nicht die Zeit hatte,
ihn auf seinen ganzen 500 km zu erwandern …

Auf ein mögliches Wiedersehen !

Den Blog
schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint
…. erstelle ich später zu Hause: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläre Zusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

… kommt erst etwas später nach der Tour – am besten die Seite noch mal besuchen oder sich benachrichtigen lassen!

Die Diashow
… ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

… kommt erst etwas später nach der Tour – am besten die Seite noch mal besuchen oder sich benachrichtigen lassen!

2023: Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne – Praxistipps

Ausführliche Tipps sind bei diesem allbekannten Weg unnötig. Überall gibt es Bücher und Internetseiten für diesen Klassiker, die Via Podiensis.

Wir sind ganz am Ende der Saison gewandert und hatten dabei großes Glück mit dem Wetter: zwar war es morgens zeitweise nur knapp über dem Gefrierpunkt, aber im Laufe des Tages sind die Temperaturen bei Sonnenschein auf ca. 20-30 Grad angestigen – trotz der Lage auf 700-1200m !
Herrliches Wanderwetter und durch die schräg stehende Sonne auch super Fotowetter!
Der Nachteil dieser Saison ist die Wetterunsicherheit (die Woche vorher hatte es mies geregnet) – und die Tatsache, dass ab dem 30.9. schon viele Herbergen geschlossen haben. Damit wird die Unterkunftssuche trotz der geringeren Besucherzahlen trotzdem manchmal ein klein wenig schwieriger.

Der Weg ist bei wenig Höhenmetern, meist guter Wegoberfläche und exzellenter Markierung einfach zu gehen: wer kein Problem mit Fernwanderwegen wie zB dem Eifelsteig, dem Weserberglandweg, dem Portugiesischen Weg oder dem West Highland Way hat, wird auch hier keinen relevanten Schwierigkeiten begegnen.

Für Frankreich ungewöhnlich – die meisten Kirchen und Kapellen waren geöffnet! Da lohnt es sich dann zu sehen , was andere als bemerkenswert empfunden haben: hier eine Fotosammlung von Kirchen der Auvergne

Wir haben nicht vorgebucht, und es war auch nicht nötig vorab zu reservieren. Es reichte aus, morgens für den jeweiligen Abend zuntelefonieren.

Es gibt die Möglichkeit des Gepäcktransports- z B bei La Malle Postale -wir haben sie nicht genutzt.

Das Touristenbüro in Le Puy verteilt einen aktuellen Führer zu Übernachtungsmöglichkeiten am Weg – sehr zu empfehlen.

Wir haben den französischen Topo Guide der FFRP (darin sind Karten 1:50000) genutzt, der aber in Bezug auf die Herbergen nicht ganz so up-to date war, aber exzellente Zusatzinfos zur Region bietet. Viele andere Wanderer hatten den Führer „Miam, miam – Dodo„. Im deutschsprachigen Segment gibt es Führer über den Weg aus den beiden Wanderverlagen: von Rother ebenso wie aus dem Stein- Verlag.
Ein Klassiker für Übernachtungen auf allen Jakobswegen ist auch die Inernet- Seite Gronze.com

Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel findet man auf jeder Etappe, in dieser Jahreszeit reichten uns 1,5l Wasser aus, so dass unser Rucksack all inclusive deutlich unter 10 kg geblieben ist.

Es gibt die Möglchkeit, mit dem Bus im Verlauf der Via Podiensis zurückzufahren – hier haben wir zwar auch erst am Vortag gebucht – einer der beiden Anbieter (La Malle Postale und Compostel- Bus) war da aber schon belegt.

Hin- und Rückfahrt haben wir mit Bus und Zug organisiert: im Lozère und der Haute Loire sind die regionalen Busse subventioniert: 2€/ Fahrt, um der Landflucht entgegenzuwirken. Die Infos zu den Bussen habe ich über Rome2Rio gefunden. Falls die Busverbindungen doch Lücken aufweisen sollte: in der Gegend funkioniert auch die Mitfahrzentrale BlaBlaCar sehr gut,

Wenn man nicht gerade 3 Monate im Voraus bucht, sind TGVs und andere Züge in Frankreich ziemlich teuer: für uns war da der Flixbus die bessere, wenn auch etwas zeitaufwändigere Alternative.

… Praxistipps können veralten: Stand der Recherche ist Herbst 2023 !!!

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 10

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: Rückfahrt von St. Etienne nach Hause

Montag, 9.Oktober 2023

6 Uhr aufstehen – mitten in der Nacht! Aber so haben wir noch gut Zeit und Ruhe für ein ausführliches Frühstück vor Abfahrt des Flixbusses vom Bussteig direkt neben dem Bahnhof. Das Ibis liegt knapp 100m entfernt – 5 Minuten Weg, alles easy. Flixbus hat eine Benachrichtigung zum genauen Abfahrtsort geschrieben, wir sind 10 Minuten zu früh und wir warten unter dem grünen Flixbusschild – alles narrensicher. …. Auf einmal spricht uns jemand an, er habe uns schon im Hotel bemerkt und der Bus fahre auf der anderen Seite des Platzes ab- da sei auch das Haltestellen- Schild…(???). Der nette Mensch ist der Fahrer, er scannt unsere Tickets und wir steigen in einen – nicht grünen !! – nullachtfünfzehn Bus … Irgendwie Schwein gehabt, oder ???


Die Fahrt geht auf dem allerdirektesten Weg nach Paris: das bedeutet: keine Autobahn, meist Nationalstraßen, oft vierspurig. Wir fahren im Allgemeinen an den Kleinstädten vorbei, selten hindurch. Das bedeutet: 7 Stunden übers Land: Felder, Hügel, Felder, Felder … bis Paris Bercy. Dort gibt es einen gut einstündigen Aufenthalt zum kurzen Einkauf von Sandwichs und dann geht es mit einem grünen Bus-Modell weiter : Valenciennes, Mons, Charleroi, Namur, Lüttich: noch mal 7,5 Stunden – diesmal Autobahn.


Von Lüttich zu guter letzt mit dem Zug nach Verviers, von dort zurück nach Welkenraedt. Da steht schon das Auto – Andrea sei Dank -, so dass wir um Mitternacht k.o. vom Nichtstun ins Bett fallen.
Aber ob Autofahren entspannter gewesen wäre ?

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 9

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: von Bellevue-en-montagne nach Usson- le- Forez, 27 km

Sonntag, 8.Oktober 2023

Wieder eine nette Unterkunft und gutes Frühstück – gestern morgen über Booking gebucht. So am Ende der Saison war der Preis richtig gut …..

Ich hatte mir bei dem Namen des Gîtes „chambres d‘ hotes chez Dany Maowmaow et Garfield“ Engländer als Gastgeber vorgestellt – und war ziemlich irritiert, eine Südfranzösin mit ihren zwei Katzen vorzufinden ….

Heute morgen sind wir dann zur letzten Etappe aufgebrochen. Ich habe einen Linienbus gefunden, der am Nachmittag parallel zu unserer Wanderstrecke fährt, so dass wir uns auf keinen Zielort festlegen müssen, sondern einfach den Jakobsweg nach Norden gehen können. Einfach ? Ja, mit Track auf dem Smartphone – ansonsten …. Die Beschilderung ist nur in der „richtigen“ Richtung – wir gehen aber falschrum und so kann man an einer Kreuzung nur erkennen, dass man den richtigen Weg genommen hatte … auch wieder beruhigend …

Auf dem heute wirklich sehr schönen Weg (immer über kleine, wenig begangene und sehr wenig befahrene Feldwege ) kommen uns Pilzsammler entgegen – die Körbe sind leer: es ist viel zu trocken ! Das ist in diesem Jahr fast überall so – und sicher kein Problem, dass sich auf lokaler Ebene lokal lösen lässt.
In Pontempeyrat finden wir noch einen kleinen Lebensmittelladen mit exzellentem St Nectaire (der schmeckt so, wie ich den Geschmack von St Nectaire vor 35 Jahren auf einer Wanderung durch den Morvan kennengelernt habe) … und dann sind wir schon bald in Usson. Noch ¾ Stunden bis zu Abfahrt des Busses, die ich im Ecomusee der Gegend (des Foraz) verbringe- ein Tag eines Schülers auf dem Dorf vor 100 Jahren und die religiöse Praxis auf dem Land zur gleichen Zeit. Echt interessant – ganz viel Marienfrömmigkeit und Riten des täglichen Lebens zwischen Aberglauben und Religiosität…

Für 2€ dann die 2- stündige Busfahrt nach St Etienne: in diesen wenig besiedelten ländlichen Regionen ist der ÖPNV massiv bezuschusst! In St Etienne zum Abendessen Burger am Bahnhof (na ja) und ab ins Ibis! Morgen zm 7.00 geht der Flixbus nach Lüttich!

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 8

von le Puy en Vélay über die Via Podiensis: Le Puy – Bellevue la Montagne,27 km

Samstag, 7.Oktober 2023

auf dem Weg in die Stadt nach der Pilgermesse

Die Nacht im Schlafsaal der Assoziation der Jakobspilger war für mich zunächst ziemlich anstrengend: wir schlafen in mit einem Vorhang versehenen Kabinen von vielleicht 6qm Größe mit ca. 2 m hohen Trennwänden. Im Saal sind auf diese Weise ca. 40 Betten aufgestellt. Geschnarche hat mich zwar nicht gestört, aber direkt vor meiner Kabine war ein total helles Nachtlicht angebracht, so dass ich mir um Mitternacht ein anderes Bett in einer dunkleren Ecke des Schlafsaals gesucht habe – dann habe ich aber gut geschlafen…. Der Schlafsaal nutzt noch das Mobiliar des ehemaligen Internats: wenn unsere Kabinen die Privatsphäre der ehemaligen Schüler darstellten – prost Mahlzeit. Da hätte ich nicht Schüler gewesen sein wollen….

Nach dem Frühstück Besuch der Kathedrale (nach der Pilgermesse, die diesmal ohne uns stattgefunden hat), und dann wollte ich eigentlich Le Puy besichtigen. Eigentlich. Aber ich habe Shorts an, die Hosenbeine sind unten im Rucksack verstaut, für Museen o.ä. ist es noch zu früh- und es ist null Grad ….
Auch Dagmar findet es eher frisch – obwohl sie mit Mütze, Handschuhen, Pullover und dickem Anorak eigentlich ordentlich angezogen sein sollte.

Also halten wir uns nicht lange auf, machen noch die obligatorischen Fotos und wandern dann den Jakobsweg in „verkehrter“ Richtung nach Norden, damit Dagmar noch einen weiteren Teil der verpassten Etappen nachlaufen kann.
Der Weg durchs Velay ist heute etwas weniger spannend: viel Straße und staubige Feldwege durch eine wenig spektakuläre Hügellandschaft.

Nach 27 km kommen wir in Bellevue an , übernachten in einem netten Chambre Hôte und essen Pizza im einzigen Restaurant des Ortes. Die meisten Pilger wandern von Le Puy aus nach Süden – der Weg nach Norden ist viel ruhiger und auch weniger gut ausgeschildert – aber mit Track und Smartphone ist das alles kein Problem. Morgen ist unser letzter Tag, so dass wir nachmittags einen Bus nach St Etienne rausgesucht haben.

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 7

von le Puy en Vélay über die Via Podiensis: Aubrac – St Chély d’Aubrac, 8 km

Freitag, 6.Oktober 2023

Heute ist unser letzter (halber) Wandertag auf der Via Podiensis. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Sabina und Vlado, die wir in den letzten Tagen kennen und schätzen gelernt haben und machen uns auf den Weg: St Chély ist 7,5 km entfernt und liegt 500m tiefer.

So verlassen wir die Hochebene des Aubrac und wandern durch ein Flusstal erst sanft und dann über steinige Wege etwas steiler bergab ins Tal. Unten besichtigen wir noch die kleine Kirche und die alte Pilgerbrücke, und dann kommt auch schon der „Kompostel – Bus“, der uns in 3 Stunden zurück nach Le Puy bringt.

Picknick bei Ankunft in Le Puy

Dort steigen wir Richtung Kathedrale den steilen Berg hoch und finden eine Pilgerherberge in einem ehemaligen Internat, in der wir ausgesprochen freundlich aufgenommen werde.

Pilgerherberge in le Puy

Wir verkneifen uns sogar das Abendessen im Restaurant, kaufen uns Quiche und Bier im Supermarkt und essen das alles in netter Runde in der Herberge. Es gibt ihn eben doch, den ganz besonderen „Spirit“ des Jakobswegs !

Auf dem Jakobsweg durch die Auvergne- Tag 6

von le Puy en Velay über die Via Podiensis: Prinsuéjols – Aubrac, 27 km

Donnerstag, 5.Oktober 2023

Frühstück um 7.15 nach einer Nacht im Schlafsaal zu zweit – auf diese Weise gab es auf jeden Fall keine Schnarchprobleme ..
Morgens gab es ein „normales“ französisches Frühstück mit Brot und Marmelade, das wir zusammen mit Sabina aus Österreich und ihrem Mann Vlado aus der Slowakei eingenommen haben (das sind die, die an der slowakischen Grenze bei Wien gestartet sind …). Die Wirtin hat uns im Anschluss noch den Kirchenschlüssel ausgeliehen, um den Pilgertag mit einem Besuch der Kirche im Ort beginnen zu können. Meine Stimme ist zum Singen allerdings momentan denkbar ungeeignet….

Es ist kalt: ich habe zwar in Erwartung eines sonnigen Tages (was sich bestätigen wird) kurze Hosen angezogen, so früh am Morgen liegt jedoch noch Raureif auf den Pflanzen. Übrigens sehr fotogen …

Die Wanderung verläuft über die Hochebene des Aubrac: weite Blicke über eine karge Landschaft mit vielen Steinmäuerchen, alten Bauernhäusern, immer wieder Wegkreuzen aus Granit, die die Jahrhunderte überdauert haben.

Die Farbpunkte bilden dabei die Früchte der Ebereschen und Hagebutten.


Wir schieben die Suche nach der Unterkunft bis zum letzten Moment im Zielort in Aubrac auf (ja, ok – der Ort heisst genau wie die ganze Gegend). Aber die Preise bleiben immer gleich: 120€ für ein popliges Zimmer in einer (etwas restaurierten ) Colonie des Vacances ist ziemlich happig. Frühstück inclusive‚ aber Abendessen gibt es hier nirgendwo. Der Besitzer gibt uns die Möglichkeit, mit einigen Lebensmitteln in der Küche selbst zu kochen. Ich kaufe noch Salami und Bier dazu: wir sind zu sechst und ich schlage Tartiflette mit gedünsteten Zucchini vor. Selbst die 7 Personen, die wir im Endeffekt sind, werden satt. Die Gespräche mit Sabina, Vlado und den Franzosen sind wieder höchst anregend, so dass mein Ärger über den Wucherpreis für das Zimmer etwas besänftigt ist.

beim Kochen: Franzosen (am Fotoapparat) Österreicher und Slowaken vereint!

Für morgen Nachmittag haben wir schon den Bus zurück nach Puy gebucht – wir sind dann leider schon in Chély angekommen, dem Zielort der Etappen, die Dagmar auf ihrem Jakobsweg noch fehlten.