🚶Oktober 2025: auf dem Mullerthaltrail – Tag 3

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3 Tage zum Wandern durch die Luxemburger Schweiz: von Op de Kengert nach Echternach

Samstag, 18.Oktober 2025, 27 km, 715↗, 890m↘

Keine Ahnung, warum ich heute schlecht geschlafen habe: ich war müde genug, es war nicht kalt, wenig Licht und außer leisem Gemurmel gab es nur Käuzchenrufe und zwischendurch Schreie anderer Tiere, die ich nicht zuordnen konnte .

Frühstück dann im Zelt mit Tee und Petit Pain au Chocolat, die ich gestern Abend noch gekauft habe: endlich weiß ich, warum ich den Gaskocher mitgeschleppt habe.

Heute scheint die Sonne, windstill – goldener Oktober, und alle einschlägigen Gedichte fallen mir ein …. Der Weg verläuft zunächst langsam abwärts durch einen Buchenwald, dann über viele Kilometer auf der Hochebene an Feldrainen entlang und durch Heckenwege … einfach schön!

Beaufort

Nach den Ruinen des Schlosses von Beaufort folgt der Trail verschiedenen Bächen, die sich teilweise sehr spektakulär in die Sandsteinfelsen gefressen haben. Zuletzt geht es noch durch die Wollefsschlucht mit gefühlt einer unendlichen Anzahl an Stufen. Das wäre alles erträglich, wenn diese Schlucht nicht nach mehr als 20 km mit (zu) schwerem Gepäck läge und ich nicht vorhin auf einer Asphaltstraße umgeknickt wäre. So werden die letzten 5 km zu einer Herausforderung (so gibt es nicht so viele Fotos).

Ich könnte gleich noch 2 Stunden nach Hause fahren, bin aber ziemlich platt, so dass ich es vorziehe, noch einmal auf einem Campingplatz zu übernachten. Hier in Echternach ist auf dem kommunalen Platz- im Gegensatz zu den privaten Plätzen der Umgebung – die Rezeption geschlossen und schon alles winterfest gemacht. Jemand empfiehlt mir, einfach mein Zelt irgendwo aufzubauen, die Duschen seien geöffnet. Danach gehe ich den steilen Hang hinab in den Ort, besichtrige noch die Willibrod Basilika und esse recht ordentlich zu Abend in einer Pizzeria .

die romanische Basilika in Echternach

Am Sonntagmorgen bin ich dann gut ausgeschlafen nach Zeltabbau bei immer noch geschlossener Rezeption ohne zu bezahlen (wo denn auch!) nach Echternach gegangen, habe gegen 8.30 in einer Bäckerei gefrühstückt und bin dan in aller Ruhe nach Hause gefahren.

Fazit: total schöne Gegend- aber definitiv besser mit viel weniger Gepäck.  Sonst hat man nämlich kaum Lust, die über unzählige Zusatztreppen zu erreichenden Aussichtspunkte auf den Felsen zu erklimmen…

🚶Oktober 2025: auf dem Mullerthaltrail – Tag 2

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3 Tage zum Wandern durch die Luxemburger Schweiz: Consdorf- Op Kengert bei La Rochette

Freitag, 17.Oktober 2025, 23 km670m, 600m

Ohne Wecker bin ich um 8.00 aufgewacht (Schlafenszeit: 21.00), habe alles eingepackt und war um 9.00 im Dorf in der Bäckerei zum Frühstück.  So langsam kommen die Erinnerungen hoch – hier war ich schon mal: vor knapp zehn Jahren habe ich mit Mira, meinem Hund, eine Tour weit in der Vorsaison, Anfang März gemacht. Alles war geschlossen, die Besitzerin des (eigentlich auch geschlossenen Campings) hat mir aus Mitleid einen Teller Nudeln spendiert. Es war saukalt im Zelt (und meine Ausrüstung noch suboptimal), so dass ich Miras Wärme im Zelt sehr genossen habe. Die Bäckerei in Consdorf, 5 km weiter, sollte am nächsten Morgen geöffnet sein – ausnahmsweise allerdings Fehlanzeige …

Heute ist alles anders: es ist ziemlich warm und es gibt leckeres Gebäck, Weckmänner (Stutenkerle auf norddeutsch) und Milchkaffee. Der Morgen ist gerettet.

Der Mullerthal- Trail führt dann auf halber Höhe zwischen den Sandsteinfelsen entlang: enge, dunkle Spalten,  die ich nur ohne Rucksack auf dem Rücken passieren konnte (Schlankheitstest). Es ist ein unablässliches Auf und Ab über schmale Pfade und unendliche Treppen. Genial (trotz der Treppen).

Glücklicherweise führen auch einige Kilometer über die Hochebene und über eine Bahntrasse – sonst hätte ich die 23 km nie geschafft. Mein Rucksack ist nämlich viel zu schwer: ich war mir nach den Erfahrungen vor 10 Jahren nicht sicher, ob es genug zu essen gibt und habe entsprechend eingepackt.  Und das wiegt …. .

Camping op de Kengert

La Rochette ist ein netter Ort: die hell verputzten Fassaden unterscheiden das  Dorf von den ansonsten  sehr ähnlichen Ardennendörfern, die aus dunklen Bruchsteinen gebaut sind. Über allem thront die imposante Burgruine, an der vorbei der Weg zum weiter nordöstlich gelegenen Campingplatz „Op Kengert“ führt. Ich hoffe auf einen ruhigen, nicht zu hellen Platz (das kann ich erst morgen früh sicher beurteilen). Das Abendessen  mit gebratener Forelle und  Mandeln  ist auf jeden Fall schon mal um Klassen besser als die komischen Cannelloni von gestern Abend …

🚶Oktober 2025: auf dem Mullerthaltrail – Tag 1

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3 Tage zum Wandern durch die Luxemburger Schweiz: Echternach- Consdorf

Donnerstag, 16.Oktober 2025
17,5 km, 580m↗, 450m↘

Ich habe die ersten Tage des Herbsturlaubs mit Hausarbeiten aller Art verbracht und wusste deshalb gestern Abend noch gar nicht sicher ob, und vor allem wohin ich an meinen letzten freien Tagen fahren wollte. Rheinburgenweg?  Matthiasweg? An der Lesse entlang? Ich habe dann angefangen, über die Wanderschleifen des Mullerthal- Trails in der Luxemburger Schweiz zu lesen: Hotels unrealistisch teuer und sowieso meist ausgebucht, dafür aber super öffentlicher Nahverkehr und ein spannender Weg. Dann bleibt nur das Zelt und die Hoffnung auf geöffnete Campingplätze …

Heute ganz früh habe ich dann den Rucksack gepackt (die Nächte sollen glücklicherweise weit über Null bleiben), noch etwas Tennis gespielt und dann: auf nach Echternach! Ankunft kurz vor zwölf, ein viel zu kurzer Blick in die berühmte Basilika und dann geht’s los. Der Weg ist als „schwierig- schwarz“ markiert: ich vermute, wegen der vielen Höhenmeter!  Vor 14 Tagen war ich an den Klippen des Ith- Hilswegs: die Sandsteinfelsen hier stehen denen im Weserbergland in nichts nach.

Nach 16 km um 17.00 nehme ich die Abkürzung direkt ins Dorf. Total k.o! Nette Übernachtung auf einem niederländisch geprägten Campingplatz mit leider entsprechendem Essen, aber sehr gutem Bier (Battin- luxemburgisches Blanche). Ich lade mein Smartphone auf, schreibe Blog, poste Bilder – typisches Leben „on tour“…

„de Roude Léiw“ Felsen bei Scheidgen mit Felsmalereien aus dem Jahre 1939 zum 100. Jubiläum der Unabhängigkeit Luxemburgs mit dem Luxemburgischen Wahlspruch: „Mir wölle bleiwe wat mir sin„. Ausgeführt wurden Die Gravierungen von drei Freunden aus dem Dorf, die kurz danach zur deutschen Wehrmacht zwangsrekrutiert wurden. Einer von ihnen starb 1944 in russischer Gefangenschaft, die beiden anderern kehrten ins Dof zurück, Die Malerei sollte auf Befehl der deutschen Besatzung entfernt werden- sie wurde dstattdessen von Dorfbewohnern zuzemetirt – der Zement ließ sich nach 1945 wieder entfernen …

Morgen geht’s dann weiter: ganz werde ich die beiden Mullerthal- Schleifen nicht schaffen. Aber ich hoffe, ich habe die spannendsten Abschnitte ausgewählt.in d

🚶Oktober 2025: auf dem Mullerthaltrail

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3 Tage zum Wandern durch die Luxemburger Schweiz

soooo viele Höhenmeter !
… und ich habe mit meinem Zelt auf dem Rücken noch viele Treppen und Aufstiege zu den spektakulären Aussichtspunkten
auf den Spitzen der Sandsteinfelsen ausgelassen.
Dazu führt der Trail
durch enge Felsspalten und über schmale Hangwege.
Zum Ausruhen geht es abwärts an wilden Bächen entlang und über die sanfte Hochebene

Powerpoint und Diashow ebenso wie den endgültigen Track kann es natürlich erst in einigem Abstand zu der Tour geben: aber die Wartezeit darauf ist ja fast so schön wie vor Weihnachten …. Einfach in einigen Wochen noch mal gucken oder sich per Mail benachrichtigen lassen …..

Den Blog schreibe ich meist während der Tour : abends, wenn ich aufs Essen warte, vor dem Einschlafen oder nachmittags auf der Hütte. Blogs gibt’s also meist dann, wenn ich solo unterwegs bin. Manchmal ist das Netz so schlecht, dass ich den Blogtext nur in Word schreiben kann und auf einen der nächsten Abende mit besserem Internet warte – manchmal schaffe ich es aber sogar, die Bilder auch schon zeitnah hochzuladen. Auf jeden Fall liefert der Blog die aktuellsten Impressionen- es ist eben das Reisetagebuch

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläreZusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Powerpoint ist noch nicht online? So kannst du dich benachrichtigen lassen!

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

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Karte und Track der Wanderung

 

 

🚶Oktober 2025: auf dem Ith- Hils Weg

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von Coppenbrügge am Westrand des Ith entlang bis zur Weser nach Bodenwerder

so weit nördlich in Deutschland hatte ich keine so steilen Felsen erwartet!
Da sich das Wetter (zumindest zu Beginn)
von seiner besten Seite gezeigt hat, wurde es eine spannende und aussichtsreiche Tour über häufig schmale Pfade mit einigen Höhenmetern.

Die Powerpoint erstelle ich zu Hause nach der Tour: da suche ich die Hintergrundinfos zu den besuchten Orten heraus, erkläreZusammenhänge und Details und stelle meine Fotos zusammen. Die Quelle zu den Texten bilden dabei Bücher, Wikipedia, Infos der Touristenbüros aber auch andere Internetseiten. Vor allem aber versuche ich mit etwas Animation die Bilderfolge interessanter zu gestalten

Die Diashow ist im Pinzip die abgespeckte Variante der Powerpoint. Vor allem gedacht für einen kurzen Überblick. Auch wenn ihr den Download der Powerpoint scheut oder keinen Viewer habt, kommt dieser Weg infrage.

Karte und Track der Wanderung

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🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 19

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Rückflug aus Riga

Samstag, 9.August 2025

Was wollen wir an unserem Tag in Riga unternehmen? Wir denken an alles mögliche: Museen, Baden im Meer, das Freilichtmuseum, da der Flug ja erst um 19.40 losgeht….

Aber zunächst einmal Frühstück: das gab es – wie meist hier im Baltikum – mal wieder aus der Tupperdose. Unsere Pension selbst ist sehr schön und persönlich eingerichtet, mit hohen Räumen und gut ausgestatteter Gemeinschaftsküche – wir könnten also auch selbst kochen …..
Ich frage mich, ob diese tollen Häuser, in denen Zimmer vermietet werden, nicht in Wirklichkeit ( d.h. im Winter) Einfamilienhäuser oder Wohnungen sind, aus denen die Familie für die lukrativen Sommermonate auszieht…. Auf der Hinreise hatten wir einen Mitbewohner im Hostel, der uns von seiner Wohnung genau das berichtete.

Dann stromern wir auf unseren Rädern etwas durchs Zentrum und kommen zufällig an einer Kirche vorbei (Marienkirche), in der gerade ein Gottesdienst beginnt. Unschwer zu erkennen: katholisch. Angezogen von den slawisch anmutenden Gesängen gehen wir rein und feiern die Messe mit. Eigenartig – es wird eine tridentinische Messe gefeiert (also kehrt der Priester der Gemeinde beim Hochgebet den Rücken zu). Ich gehe zur Kommunion und sehe mit Erschrecken Kommunionbänke mit Mundkommunion. Das ist überhaupt nicht meins ! Ich halte die Hände hin und der Priester verwehrt mir die Kommunion. Das Machtspiel beginnt. Ich sage, ich sei katholisch, käme aus Deutschland – aber das hilft nicht. Ich könnte aufstehen und unter Protest gehen – aber das finde ich in der Situation auch nicht adäquat. Also hat er sich durchgesetzt …. aber so was ist mir noch nie passiert. Toleranz ist was anderes. .. Beim Rausgehen gucke ich nochmal genauer hin: es war wirklich eine römisch- katholische Kirche ….


Wir fahren danach etwas mit den Rädern die Daugava entlang, den Fluss der bei Riga ins Meer mündet, und essen später zu Mittag (lettisch: schwarze Erbsen mit Speck, Zwiebeln und Griebenschmalz. Mächtig und lecker. Dagmar: Pasta mit Gemüse).

Zum Nachmittag noch ins Jugendstilmuseum, das eine typische Wohnung zu Beginn des 20. Jhs im entsptechenden Stil zeigt – immerhin gibt es nirgendwo in Europa so viele erhaltene Jugendstilhäuser in einer Stadt wie hier in Riga.


Dann geben wir die Räder ab, packen allen unseren Kram in die riesige Reisetasche und fahren mit dem Bus zum Flughafen.

Unproblematischer Flug und fast unproblematische Rückfahrt mit der DB ( nur 30 min Verspätung… ). Mit Andrea als Chauffeur sind wir gegen 23.00 in Kelmis. Dagmar hat‘s noch etwas weiter und nimmt morgen früh den Zug zurück nach Bremen.

Fazit:
ich habe viiiiel zu viel mitgenommen: Ich habe die Zelte, die Isomatte, den Schlafsack, den Wasserfilter, den Wasserschlauch, die Stirnlampe, das ärmellose T- Shirt, den Buff, den Kocher, die große Powerbank, das Tablet nicht gebraucht….. wie schön leicht wäre das Rad ohne dieses nutzlose Gepäck gewesen ????

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 18

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Busfahrt von Tartu nach Riga

Freitag, 8.August 2025

Heute Morgen konnten wir es geruhsam angehen lassen. Unser Bus zurück nach Riga fährt  erst gegen 11.00, so dass wir genügend Zeit zum Frühstücken und zum Packen haben, und  ich sogar jetzt mit meinem Blog up-to-date bin. Die Lux Busse sind wirklich eine exzellente Alternative zur Bahn: wir sind in 4 Stunden in Riga. Mit dem  Zug hätten  wir (unterschiedliche Spurweite) erst mal in Valga Aufenthalt  gehabt und deutlich länger gebraucht.

Im Zug habe ich Zeit, die Radtour Revue passieren zu lassen: Es ist uns gelungen, sehr unterschiedliche Teile des Landes zu sehen  – von meiner Idee, alle Regionen zu bereisen, musste ich allerdings aus Zeitmangel Abstand nehmen.

Die Esten: wirklich schlechte Erfahrungen haben wir nicht gemacht. Allerdings finde ich es zumindest ungewöhnlich,  wenn man auf dem Land – zu Fuß oder mit dem Rad –  jemandem begegnet, sich nicht zu grüßen. Das ist hier offensichtlich nicht üblich. Eigenartig. Auch an den Supermarkt- Kassen gab es weder Grußformel noch  besondere Freundlichkeit ….(Ausnahme: Tartu).

Mit dem Wetter haben wir Riesenglück gehabt: die ersten Tage war knalle Sonne, teilweise so warm, dass wir nachts Mühe hatten einzuschlafen. Erst in der zweiten Hälfte der Tour wurde es wolkig und es kam meist nachmittags und nachts zu heftigen Gewittern. Nur jetzt in Riga regnet es …

Hier in Riga haben wir ein schönes Zimmer in einer mit Geschmack eingerichteten Pension nahe des Jugendstilviertels. Wie immer in den letzten 14 Tagen gibt es Kühlschrank, Kochgelegenheit  und  Tische und Stühle, so dass wir hier frühstücken können.  Wir könnten auch hier Abendessen- aber dazu sind wir irgendwie zu faul…. Zum Essen gehen wir wieder ins „Lido“ und stellen fest, dass gegrillter Fisch mit Gemüse, Reis und Bier nahezu deutsche Preise hart.

Dann noch Spaziergang mit Rad durch das Jugendstil- Viertel, das zum UNESCO  Weltkulturerbe gehört. Mein Fotoapparat läuft heiß  und ich weiß schon jetzt, dass ich mindestens 2/3 der Fotos löschen muss: das ist wie bei Schokolade, man möchte immer mehr haben, aber irgendwann wird es unverträglich …

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 17

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Wanderung im Tal der Ahja bei Põlva, ca. 20 km

Donnerstag, 7.August 2025

Mein Reiseführer sagt, dass das Ahja Tal bei Põlva mit seinen farbigen Sandsteinfelsen eine Tour wert sei. Und da ich die Idee gut finde, die Wanderung auf Komoot zu finden ist, und sogar ein Bus dorthin fährt, ziehen wir Wanderschuhe an, packen den Rucksack und fahren mit dem Linienbus nach Kiidjärve zum Ausgangspunkt der Wanderung. Die Forstbehörde, der RMK , hat den Weg markiert und ein Besucherzentrum mit Lavazza Kaffeeautomat (Luxus: 20 Sorten Tee, Kaffee und Kakao aufgestellt.

Stausee an der Ahja


Die Wanderung führt am Flussufer an farbigen Sandsteinaufschlüssen mit bis zu 20 m hohen Felsen vorbei. Es geht zunächst im stetigen Auf – und Ab am Stausee und weiter am Fluss entlang. Da wir die Strecke am gegenüber liegenden Ufer zurückgehen, können wir die Felsen mal von unten im Tal und mal von oben von der Klippe aus beobachten.

Alle diese Felsen sind mit Mythen verknüpft: Seeungeheuer, goldene Jungfrauen und Metsavana, der Urgeist, der über die Natur wacht, bewohnen die vielen Höhlen oberhalb und unterhalb des Wasserspiegels.
Nach 6,5 Stunden und knapp 20 km sind wir über gut markierte, teils schmale Pfade zurück an der Bushaltestelle.

Hier sollte der Bus abfahren!

Da erfahre ich den speziellen Moment, den man eigentlich nicht braucht: der ausgewählte Bus um 17.00 fährt nur am Wochenende! Der nächste Bus kommt um 20.15 … Keine andere Verbindung weit und breit verfügbar. Sagt Mr. Google.

Was tun?
Daumen raus hat zunächst wenig Effekt, wir gehen zum Parkplatz zurück. Viel los ist hier nicht. 5 Autos parken dort. Da sagt Dagmar: „guck mal, der da losfährt, der hat ein französisches Nummernschild!“ Ich stürze auf den Lieferwagen zu, der Fahrer lässt die Seitenscheibe runter und seine Frau und er sind bereit, uns nach Põlva mitzunehmen. Sie zieht für die 15 km bis zum Ort in den Campingteil des Lieferwagens um. Die beiden stammen aus Montargis bei Orléans und waren gerade in St. Petersburg. Heutzutage!

Põlva

Wir laden die beiden zu einem Bier ein und essen in Põlva Pizza bei einem kühlen Getränk: sie ist begeistert von russischer Literatur und die beiden wollten deswegen unbedingt St Petersburg sehen. Auf dem Weg besuchten sie das große Folkfestivsal in Viljandi, ein Rockmusical über Odysseus in der Seeto- Sprache…. spannend. Dafür muss man- wie die beiden- als Rentner viel Zeit haben!
Um 20.00 geht es dann unproblematisch nach Tartu zurück. Eine Stunde (50km) Busfahrt kostet 2 € ….

Karte und Track der Wanderung

Wanderung im Tal der Ahja

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 16

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Estnisches Nationalmuseum

in Tartu

Mittwoch, 6.August 2025


Schlafen hilft manchmal bei Entscheidungen: wir werden also hier in Tartu die Radtour beenden, uns heute diese schöne Universitätsstadt etwas genauer ansehen, morgen in einem als besonders schön beschriebenen Flusstal im bergigen Süden wandern (Anfahrt mit dem Linienbus) und dann am Freitag mit dem Schnellbus zurück nach Riga fahren. Bei diesem vor allem bestand das Nadelöhr: Fahrradplätze waren nur noch in wenigen Bussen verfügbar. Glücklicherweise kann ich hier in Tartu ein Appartement im gleichen Haus direkt neben unserer momentanen Unterkunft für die nächsten zwei Nächte buchen, so dass wir unser Gepäck heute nicht mitzuschleppen brauchen.

Wir beginnen mit einem Gang durch den Botanischen Garten – tolle Blumen – allerdings helfen mir Erklärungen in estnisch und Latein nur rudimentär weiter. Dagmar kennt sich deutlich besser aus – ich muss mich auf Flora incognita verlassen, das jedoch bei dem immer noch nicht guten Internet (liegt es an meinem Netzanbieter oder an meinem Smartphone?) nur rudimentär funktioniert.

Danach fahren wir die kurze Strecke zum estnischen Nationalmuseum. Schon architektonisch ist der Bau faszinierend (das Stein gewordene Selbstbewusstsein eines Staates). Im Innern: ich habe noch nie eine so gut animierte Ausstellung gesehen. Mit dem Museumsticket kann ich alle Erklärungen in meiner Sprache abrufen. Das funktioniert außer auf deutsch zumindest noch auf estnisch, russisch und englisch.

Es geht im Eingangsbereich um die Revolution von 1989, die Proteste gegen Umweltsünden, die sich ausgeweitet haben, die Menschenkette durch alle baltischen Länder (ich erinnere mich noch daran!) – alles audiovisuell gestaltet.

zur Finno-ugrischen Abteilung

Und die Animationen haben keine Bugs! Es geht auch um Staat und Religion: Estland ist das Land Europas mit dem geringsten Bevölkerungsanteil, der sich einer Kirche zugehörig fühlt- sich gleichzeitig aber als religiös empfindet und dabei an naturreligiöse Phänomene denkt.
Im weiteren Sektionen werden die verschiedenen historischen Phänomene und aktuellen Aspekte estnischer Kultur und estnischen Lebens betrachtet: z.B wird der ungewöhnliche Gesang der estnischen Landbevölkerung, Runengesang genannt, mit Hörbeispielen beschrieben. Faszinierend‚ es ist eine Polyphonie, die mich an die korsischen Gesänge erinnert.


Das Museum schlägt aber den Bogen noch weiter und beschreibt die Verbindungen der estnischen Kultur zu den übrigen finno- ugrischen Kulturen bis zum Ural…

Schon vor dem Museumsbesuch hatten wir uns mit leckerer Pasta im angegliederten Café gestärkt, und jetzt nach dem Besuch hatte ich Appetit auf eins der leckeren Tortenstücke (Schichtkuchen!), die ich in der dortigen Auslage gesehen hatte. Ich will gerade den ersten Happen mit Genuss essen, da fragt mich Dagmar, aus was die rosa Deko auf meiner Torte besteht – und die Deko selbst sähe doch etwas nach Hering aus….. Ich esse …. das Feeling ist unbeschreiblich, wenn man ein süßes Stück Kuchen erwartet und auf einmal Hering, dunklen Teig, Spinatcrème und Senfcrème kaut. …

Danach muss das Spielkind (ich) noch in das auf der anderen Straßenseite liegende umgekehrte Haus. Ich finde es total lustig, probiere Posen und Fotomotive aus – alles steht Kopf. Ich glaube Dagmar findet das alles vor allem albern…. Zum Ende des Tages noch kurz zum Coop: 5 Minuten Fahrrad und in der Wohnung Abendessen mit Brot, Salat und Bier. Jetzt schreib ich noch Blog und gehe (Mitternacht) dann schlafen. Gute Nacht!

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 15

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von Varnja nach Tartu, 56 km

Dienstag, 5.August 2025

Heute geht’s nach Tartu, das bis zur Unabhängigkeit Estlands 1918 ‚Dorpat‘ hieß. Tartu ist die zweitgrößte Stadt des Landes, alte Universitätsstadt: von König Gustav Adolf von Schweden gegründet,  war sie die erste Universität Nordeuropas, bis Ende des 19. Jhs wurde auf deutsch gelehrt – selbst unter russischer Herrschaft. Erst nach der Gründung der estnischen Republik 1918 wurde estnisch die Unterrichtssprache.

Wir fahren von Värnja so gegen 8.30 los  – zunächst noch ein paar hundert Meter nach Süden:ab hier geht es überhaupt nicht mehr weiter, jetzt beginnt das riesige Sumpfgebiet im Mündungsdelta des Emajõgi. Hier, am Ende der Welt ist ein Turm – ich dachte zunächst zur Vogelbeobachtung, sah dann aber sehr schnell, dass sich hier ein Posten der Grenzpolizei mit Schnellboot  und Beobachtungsturm befindet.

Wir fahren flussaufwärts parallel zum Emajõgi, ohne den Fluss zu Gesicht zu bekommen. Dann biegt die Straße nach Kovastu ab, von wo aus es eine Fähre ans andere Ufer geben soll. Leider ist die Fähre in diesem Jahr außer Betrieb. – Hätte man vielleicht irgendwo schreiben können –  ich hatte es zwar auch im Internet gelesen, jedoch ohne Straßenschild nicht geglaubt. Besonders geärgert habe ich mich allerdings nicht, es war ein guter Picknick- und Badeplatz.

Fie Fähre ist außer Betrieb, aber zum Schwimmen ist der Ort gut geeignet…

Nur noch wenige Kilometer bei Gegenwind und immer mal wieder bergauf und wir kommen in Tartu an. Ich habe über Booking in der Altstadt gebucht, so dass die Wege zum pittoresken Rathaus, der Universität und vor allem der Johanniskirche nicht weit sind.

Diese gotische  Backsteinkirche hat es mir angetan. Sie war komplett zerstört, und wurde in den letzten Jahren wieder aufgebaut. Hierbei hat man versucht, möglichst viele der noch vorhandenen, initial etwa fünftausend, Terrakotta Figuren zu rekonstruieren. Jeder der Köpfe war einzeln modelliert – individuell, nicht gegossen. Absolut fantastisch!

Noch zum Essen (mittelprächtig) bei einem kleinen Chinesen und Spaziergang auf den Domberg zu den Ruinen der ehemaligen Kathedrale mit angrenzendem Park. Der hier in Estland in den letzten Tagen übliche Regen zum Abend – heute mit kräftigem Gewitter – treibt uns zurück in unser „Luxusapartment“ (2 Zimmer, Kochgelegenheit, großes Badezimmer).

Am Abend bis in die Nacht hinein sitze ich vor der schwierigen Aufgabe, die nächsten Tage sinnvoll zu planen: unsere Leihfahrräder mit den nur rudimentär funktionsfähigen Gangschaltungen halte ich für nicht mittelgebirgstauglich, womit die Wege nach Süden weitgehend ausfallen. Die Bahnstrecke Richtung Südosten ins Seeto- Gebiet hat seit gestern Schienenrsatzverkehr – also ohne sichere Fahrradmitnahme. Dann sind bei weitem nicht für alle Züge bzw. Busse Fahrradplätze verfügbar  – aber ich möchte natürlich auch die restlichen Tage möglichst interessant verbringen. Quadratur des Kreises….. Ich geh jetzt ins Bett, morgen ist auch noch ein Tag. Dieses schwierige Problem wird erst morgen gelöst