🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 14

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von Mustvee nach Varnja entlang des Peipus – Sees, 58 km

Montag, 4.August 2025

Gestern hatte unser Hotel Ruhetag und so genießen wir das  Frühstück wieder aus der Tupperdose. Glücklicherweise haben fast alle Hotels Wasserkocher für Tee !

Wir wollen nach dem Einkauf im Coop erstmal  Fahrradfahren und fahren so durch die kleinen Straßendörfer der Altgläubigen den Peipus-See  entlang.

Nach 25 km finden wir einen schönen Badestrand in Kallaste. Das Wasser des Sees ist warm, man hätte hier durchaus noch länger versacken können …

Wir fahren an einem kleinen Restaurant  – eher Snack – vorbei, vor dem rauchende Räucherofen stehen: wir bestellen den gerade frisch  geräucherten Fisch – eine  Brasse – und bekommen sie mit gebratenen Ofen- Kartoffeln und Salat serviert. Sehr, sehr lecker ! Der Wirt ist gleichzeitig Fischer und stammt eigentlich  aus  St. Petersburg.

In Kolkja befindet sich ein kleines Museum der Altgläubigen,  die hier am Seeufer seit etwa 300 Jahren leben. Ich möchte mehr über diese Religionsgemeinschaft erfahren und so gucken wir uns das Museum an.

Kirche der Altgläubigen in Värja – hier ist es eine Kirche, meist aber Gebetshäuser ohne äußerlich sichtbare Symbole, die auf eine Kirche hinweisen

Die Altgläubigen wollten eine Reform  der russisch orthodoxen Kirche um ca. 1750 nicht mittragen und  mussten deswegen Russland verlassen. Sie haben sich dann u.a. am Peipus-See angesiedelt. Da das Land oberhalb des Sees von den Gutsbesitzern beansprucht  wurde, mussten sie auf das sumpfige Seeufer ausweichen und haben auch deswegen in Straßendörfern gesiedelt. Die Kirchen sind unscheinbar: eine Bedingung  des Zaren.

Der Grund für das Schisma scheint mir banal: es ging vordergründig  darum, ob man das Kreuzzeichen mit 2 oder 3 Fingern  macht, und ob eine Prozession im oder gegen den Uhrzeigersinn gelaufen wird. Aber vielleicht ging es eher darum, ob sich die  russische Gesellschaft nach Westen (auf die griechisch-orthodoxe Kirche hin) hin orientieren soll, oder ob man lieber weniger Außenkontakte haben möchte. Ich hatte Glück, dass gerade auch eine deutsche Reisegruppe mit russischsprachiger Leitung anwesend war, die der selbst zu den Altgläubigen gehörenden Museumsführerin Fragen – und Nachfragen!  gestellt hat.

Vor dem Gewitter haben wir es noch zu unserem  Häuschen am Ende der Welt geschafft. In Varja endet die Straße an einem großen Sumpfgebiet, dem Mündungsdelta des Emajogi.

Ein ganzes 1 Zimmer Ferienhaus

Hier bewohnen wir ein 1- Zimmer Blockhaus,  mit Außen – Plumpsklo, Strom, aber ohne Dusche. Trinkwasser gibt’s aus dem Kanister, ansonsten kommt Brauchwasser aus dem Hahn. WLAN gibt es – wenn man sich unters Fenster des Haupthauses stellt – ansonsten Fehlanzeige: da steht ein kräftig  belaubter großer Baum dazwischen  …. Aber wir haben eine Sauna,  die  wir  heute auch nutzen.  Allerdings – keiner hat uns erklärt,  wie man sich in einer estnischen Sauna abkühlt und nachher wäscht (so ohne Dusche)…. Wir haben kreative Lösungen  gefunden  ….

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 13

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Rakvere Ordensburg

von Palmse nach Mustvee, 105 km

Sonnntag, 3.August 2025

Eigentlich hatte ich geplant, den Weg zum Peipus- See mit Zug und Bus zurückzulegen. Aber die Verbindungen sind nicht gut aufeinander abgestimmt, so dass wir erst am Abend in Mustvee angekommen wären. Und dann können wir genauso gut Fahrrad fahren.

Unser Hotel- Restaurant in Palmse


In unserem B&B gibt es hervorragendes Frühstück, so dass wir uns gut gestärkt auf den Weg machen. Schon nach einigen Kilometern allerdings der erste Halt: eine Storchenfamilie im Nest!


Danach wollte ich eigentlich die vierspurige Schnellstraße – wie in der Karte verzeichnet – wieder ebenerdig überqueren. Hierzu haben wir mit den Rädern schon mal die Autobahnauffahrt genommen. Den Übergang gibt es es aber nicht mehr, so dass wir ungefähr 10 km auf dieser Schnellstraße gefahren sind. So kommen wir zumindest zügig nach Rakvere ….

Etwas unfreiwillig auf der Autostraße


In Rakvere gibt’s heute keine lange Besichtigung. Ein paar schnelle Aufnahmen von der Burg und vom Ort und dann geht’s weiter: es sind mehr als 100 km!

Wir fahren die glücklicherwrise nur mäßig befahrenen Hauptstraßen, um direkter und schneller vorwärts zu kommen. Das ist bei den hier schmalen Seitenstreifen zeitweise ziemlich anstrengend. Glücklicherweise sind die estnischen Autofahrer sehr respektvoll gegenüber Radfahrern: die Abstände beim Überholen werden fast immer eingehalten und am Sonntag sind kaum Laster unterwegs.

Kleines Museum, das eine industrielle Trommel zeigt, um Samen aus Kiefernzapfen zu trennen. S
Außerdem gibt’s Trinkwasser und tolles Eis

In einem kleinen RMK (Forstbehörde, die auch die Wanderwege, Campingplätze und viele kleine Museen betreut) picknicken wir und essen Eis zu Mittag – lecker !!
In Mustvee buche ich in einem kleinen Hotel und – da um 18.00 alle Restaurants geschlossen sind -gibt es wiederum Abendessen aus der Tupperdose mit den Einkäufen aus dem Coop: der Supermarkt ist nämlich auch am Sonntag bis 21.00 geöffnet.
Zum Picknick dann bei immer noch warmen Temperaturen an den See: ich fühle mich wie am Meer- das gegenüberliegende Ufer in Russland kann man von hier nicht sehen.

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 12

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Gutshof Sagadi

von Vōsu nach Palmse, Wanderung bei Käsmu, 36 km mit dem Rad, 8 km zu Fuß

Samstag, 2.August 2025

Wir sind heute nur ganz wenig Fahrrad gefahren! Nach dem Frühstück im Hostel (wie immer- selbstgemacht) ging es ca. 6 km zurück nach Käsmu.

Dort war der Ausgangspunkt einer Wanderung  durch ein Gebiet, das mit Findlingen übersät ist: zunächst führte der Weg am Meer entlang,  zurück ging es durch den Wald. Der Tierreichtum ist beeindruckend: große Mücken,  kleine Mücken, Bremsen…. aber es gab auch ganze Kolonien von Schwänen, Kormorane und Schmetterlinge …. 

Unserem leiblichen  Wohl konnten wir dabei mit Blaubeeren frönen. Zurück in Vōsu haben wir unsere Vorräte im Coop aufgefüllt, Picknick in der Sonne am Hostel, dann an dem alten  Fischerdorf Altja vorbei (heute nur noch für Touris) zu den Gutshöfen Sigulda und Palmse.

Gutshof Palmse

Von da aus einige hunder Meter weiter zu unserem nahe des Gutshofs gelegenen Hotels, das ich beim Mittagspicknick gebucht habe. Als Radfahrer waren wir dort wohl gelitten. Der Chef ist Deutscher, seine Frau Russin, spricht perfekt deutsch. Wir haben uns mit ihr lange über Politik und estnische Gesellschaft unterhalten: die konservative Regierung hat gerade die russischsprachigen Schulen der russischen Minderheit geschlossen, was zu Problemen führt, da es nicht genügend estnisch sprechende Lehrer gibt …. . Auf Narva angesprochen, konnte unser Wirt die Einschätzung einer schlechten Stimmung in der Stadt nicht nachvollziehen: Narva sei eben der (fast) einzige noch geöffnete Grenzübergang nach Russland mit immensen Wartezeiten.

Das war  in meiner Erinnerung das erste intensivere Gespräch mit Einheimischen in diesem Urlaub – allerdings mit einer Russin und einem Deutschen und keinem gebürtigen Esten …

Nach hervorragendem Essen im  Restaurant des B&B (Fisch mit Safransauce und Eis mit Karamellsauce zum Nachtisch), haben wir noch ein paar Kitsch – Fotos in der Abendstimmung  im Park des Gutshofs und beim Sonnenuntergang am Hotel gemacht. Echt schöner Tag.

Wanderung zu den Findlingen bei Käsmu

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 11

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von Soorenna nach Vōsu, 70 km

Freitag, 1.August 2025

Ich wache erst gegen 8.00 auf, obwohl ich vor 23.00 das Licht ausgeschaltet habe. Nach Frühstück und dem Satteln unserer Alurösser  ist es fast 9.30. Aber Dagmar und ich haben unsere (ähnlich aussehenden) Drahtesel vertauscht- also erneut Packtaschen runter und wieder drauf…  Dann schleift Dagmars Bremse.

Es ist fast 10.00, als es endlich losgeht. Wir fahren bis Löksa am Rand des Lahemmaa  Nationalparks, quasseln lange mit einem französischen Radelpärchen: sie haben im letzten Jahr in Vilnius gelebt und sind den Iron Curtain Trail  gefahren. Auch sie berichten über schwierig zu fahrende grob geschotterte Straßen im östlichen Lettland.

Dann noch den guten Lavazza-  Kaffee vom Automaten und ab in den Supermarkt. Irgendwie kommen wir heute nicht vorwärts…

Die  Dörfer in Estland sind gewöhnungsbedürftig: verstreut liegende meist eingeschossige  Holzhäuser mit manchmal einem Supermarkt und einer Bushaltestelle in der Mitte. Das war‘s. Kirchen sind – wenn überhaupt  – kleine Gebetshäuser irgendwo verstreut und auch Schulgebäude sind mir in den Dörfern kaum aufgefallen. Schulzentren sind zentral gelegen und relativ groß – bei insgesamt nur sehr geringer Bevölkerungsdichte..

Der Lahemmaa Nationalpark besteht vor allem aus  Wald (links sind Bäume, rechts sind Bäume, in der Mitte Zwischenräume…). Wenig Autos, aber reichlich monoton zu fahren. Etwas spannender (weil ab und zu mit Blicken aufs Meer) ist der Eurovelo, dem wir über die nächste Landzunge folgen: zunächst vorbei an alten sowjetischen Industrieanlagen, weiter nördlich Reste von russischen Militäranlagen, dann aber auch schöne Blicke auf die Küste. Bei einem Fotostopp Gespräch mit einer Französin, die mit dem Auto unterwegs ist, und über die drückende Atmosphäre und fehlende Gastfreundschaft in der russisch geprägten Grenzstadt Narva berichtet. So weit nach Osten wollte ich auch gar nicht  – ich hatte bei der Vorbereitung Ähnliches gelesen.

An der  Nordspitze  haben wir noch einen Spaziergang zur Vogelbeobachtung gemacht und wollten eigentlich noch auf der nächsten Landzunge wandern.  Aber nach dem Picknick ist es zu spät, so dass ich im nächsten Ort in Vōsu in einem Hostel (Metsi) buche: wahrscheinlich ein altes Ferienheim, das mit modernen  Sanitäranlagen verbessert wurde. Ganz in Ordnung mit netter familiärer Führung.

Das mit dem  Internet ist hier auf dem Land allerdings ein Problem: ich habe nur ganz selten und dann sehr schlechtes Netz- schwierig für spontane Planung von Restaurants und Übernachtungen …

Zum Abendessen muss ich alleine gehen- Dagmar hat keinen Hunger und möchte sich ausruhen. Ich finde einen Snack, der um 20.30 noch geöffnet hat – und es gibt sehr leckeren, frischen Borschtsch (der beste, den ich je gegessen habe!) mit ganz viel gekochter roter Beete. Dazu warmes Graubrot und lokales Bier vom Fass. Köstlich!

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 10

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von Tallinn in den Wald bei Soorinna, 70 km

Donnerstag, 31. Juli 2025

Nach dem estnischen Standardfrühstück aus der Tupperdose (etwas aufgehübscht mit 2 selbstgekauften  Marmeladen und Kaffee mit Trockenmilchpulver, gestiftet vom Hostel) fahren wir zum Villenvorort Kadriorg. Dort werfen wir einen Blick auf das Schloss und fahren ein paar  hundert Meter weiter zu einem  ganz modernen Museumsbau‚ dem KUMU (estnisches Kunstmuseum). Zunächst fand ich es keine ganz so gute  Idee, den Vormittag im Museum zu verbringen  – aber es ist wirklich spannend, die Entwicklung der estnischen Kunst zwischen dem 19. Jh und der heutigen Zeit zu erleben. Vor allem gab es im ersten  Saal eine hochinteressante Einführung in die estnische Geschichte in Form einer Videoinstallation  mit verschiedenen Sprechern: u.a. einem Politiker, einer Kunstprofessorin und einer Geschichtsprofessorin. Sehr empfehlenswert  – so wird die Ausstellung erheblich verständlicher!

So gegen 12.30 sind wir dann Richtung  Lahemmaa Nationalpark unterwegs. Schon nach 10 Minuten erste Pause: Sandstrand und Meer ! Wir packen unsere Badeanzüge  aus…

Bei der Weiterfahrt sehen wir die  – höchst fotogene – Gewitterwand in genau der Richtung, in die wir fahren …. Die Blitze sind beeindruckend, der Donner lässt sich aber ziemlich Zeit, so dass wir es wagen weiterzufahren. Mulmig ist mir trotzdem.

Den Gewitterschauer warten wir dann im Vorraum eines Supermarktes ab.

Ja, an der Lärmschutzwand der Autobahn kann man es deutlich sehen: es ist der richtige Weg des Eurovelo !

Einige Kilometer später traue ich meinen Augen nicht: der Eurovelo (der Ostsee- küstenradweg) soll die Autobahn ebenerdig queren! Wir nehmen unsere Beine (und Fahrräder)  unter den Arm und rennen los !

Da wir heute Abend in unserem abgelegenen Häuschen, das ich gerade über Booking gebucht habe, kein Abendessen bekommen werden, nutze ich die Kaffee – und Aufwärmpause in einer Tankstelle an der Autobahn dazu, mir Fritten, Döner  und Salat zu bestellen.

Frisch gestärkt geht es zum Jägiala Wasserfall, der -im Frühjahr bei der Schneeschmelze sicher noch viel  eindrucksvoller als jetzt – über eine Länge von ca. 100 Metern wie ein Vorhang ca 10 m in die Tiefe stürzt.

Über die alte Poststaße von Narva nach Tallinn geht es nach Osten bis zu unserem Häuschen  mitten im Wald:

es ist ein ganz modernes Tiny Haus, dessen Schlafraum durch Glasfronten den Eindruck erweckt, mitten im Wald zu schlafen.  Wir hätten  auch eine Sauna zur Verfügung gehabt …

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 9

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In Tallinn

Mittwoch, 30. Juli 2025

Heute stand die Besichtigung Tallinns auf dem Programm. Frühstück gab’s wieder aus der Tupperdose im Hostel – die Cafés in der Stadt öffnen erst zwischen 10 und 11 Uhr. Wie  machen das die Esten ? Hauen sich alle die Eier in der Selbstkocherküche in die Pfanne?

Rathausplatz

Die Altstadt wirkt wie ein riesiges Freilichtmuseum: ich könnte jedes Haus fotografieren, ganz viele sehenswerte Häuser und Kirchen, Plätze, Museen….. Wo anfangen? Morgens sind wir noch fast alleine,  erst gegen Mittag füllt sich die  Stadt. Es ist heiß, ich bin froh, zwischendurch eine kühlere Kirche oder auch die  mehr als 300 Jahre alte Apotheke (immer noch in Betrieb) von innen zu sehen.

In der Stadt ist die  deutsche Geschichte noch sehr präsent: die Inschriften der Kirchen, die  Namen der Häuser, alles ist auf deutsch: es wimmelt von Namen, die mir auch in anderem Kontext schon begegnet sind (Üexküll…).

Ebenfalls präsent ist Russland und der Krieg in der Ukraine und die Gefahr, die für das kleine Land von dem wenig friedliebenden Nachbarn ausgeht. Die Fotos stammen vom Rathausplatz und von der russischen Botschaft, die von estnischer Polizei bewacht bzw. geschüzt wird.

Zum Mittag essen wir Focaccia und  Riesen- Cookies in einer Art Bäckerei und dann sind wir (bin ich) zu faul, um noch in die Vororte rauszufahren: wir besichtigen also nur die zu einem Museum für mittelalterliche Kunst umgewidmete Nikolai- Kirche und sparen das Kunstmuseum für morgen auf.

Noch Abendessen mit Pizza und Bier und dann zurück ins Hostel. Besichtigen macht müde.  Ich denke, ich schlafe bald ein….

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 8

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mit dem Bus von Kuressaare nach Tallinn

Dienstag, 29. Juli 2025

Unsere Unterkunft in Kuressaare

Ich habe total schlecht geschlafen: es war irre heiß,  schwül, kein Lüftchen  regt sich und der 5- minütige Schauer  gestern Abend  hat die Lage auch nicht entscheidend verändert. So poste ich den Blog, aktualisiere den WhatsApp Status, – immer noch heiß  – entblättere mich und decke mich  nur mit meinem Seidenbettlaken zu. Trotzdem wälze ich mich bis mindestens drei Uhr von einer Seite auf  die andere…. Um 7 Uhr stehen wir auf.

Die Bischofsburg

Frühstück aus der Tupperdose mit heißem Tee – was anderes ist hier schwierig. Bäckereien  und Frühstücks- Cafés habe ich bisher leider nicht gefunden  und ‘Bed‘ gibt es häufig, B&B aber eher selten  … . Wir füllen unser geleertes Proviantdepot  im Coop  auf und radeln zur Burg.

Estnische Sagenwelt: die Riesen beschützen die Menschen und helfen ihnen

In Kuressaare steht die einzige kaum  zerstörte Ordensburg Estlands: die  Bischofsburg des ehemaligen Arensburg, des Bistums Ösel (Saaremma)- Wiek. Wir besichtigen das Museum, das neben der Geschichte der Burg auch einen Abriss estnischer Geschichte vom Nordischen Krieg über die Freiheitskriege 1918-1920 mit Gründung des estnischen Staates und dann der Zeit unter sowjetischer Herrschaft bis zur Neugründung des  Staates nach Beendigung des kalten Krieges 1990 zeigt.

Kiebitz

Danach wollten wir eigentlich mit  dem Bus Richtung Tallin. Ich hätte einen Bus vorgezogen  der uns nur von den Inseln wegbringt, aber es gibt leider nur die Direktverbindung.… .Ich hatte im Vorfeld mehrere Probebuchungen gemacht, bei denen ich die Fahrräder jeweils angeben konnte. Aber … bei der  Buchung nach dem Museumsbesuch stelle ich fest, dass mir die App ganz zum Schluss, nach Angabe der persönlichen Daten aller Reisenden, nach Eingabe von Telefon  – und  Kontonummer mitteilt, dass die Fahrradplätze nicht verfügbar sind. Ich habe dann alle Verbindungen des Tages durchprobiert und erst um 18.00 können wir die Fahrt antreten. Mist!

Endlich: der Bus nach Tallinn

Was tun mit dem angefangenen Tag bei heute nicht wirklich ansprechendem Wetter ? Es ist windig, bedeckt  und es gibt immer wieder  Schauer.  So trinken wir Kaffee,  machen ein paar Fotos im Ort, besichtigen die kleinen Kirchen und beobachten  und fotografieren  Vögel am Meer. Dann noch einen Burger als Abendessen  (um 16.00…)  – der Bus ist erst kurz  vor zehn in Tallinn – und zu unserem  Hostel in der Altstadt und ins Bett !

Ich muss sagen  – ein Radeltag gefällt mir besser. …

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 7

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von Tammese nach Kuressaare: 70 km mit dem Rad und 7 km Wasserwanderung im Vilsandi Nationalpark

Montag, 28. Juli 2025

Nach dem Frühstück auf  der sehr abgelegenen Annies Farm – die Nacht in absoluter Ruhe, der Aufenthalt fast ohne Internet –  bemühen wir uns, möglichst schnell auf die Halbinsel Kuusnõmme in den Vilsandi Nationalpark zum Ausgangspunkt der Wanderung zu gelangen. Wir ziehen Sachen an, die nass werden dürfen, verstauen alles wassergeschützt im Rucksack,  verstecken notdürftig die immer noch bepackten Räder – und dann geht’s los.

Der Parkplatz für die Räder – fast am Ende der Welt

Der Weg über mehrere Inseln zur Hauptinsel Vilsandi war mal ein  offizieller Wanderweg, der zwar inzwischen nicht mehr gepflegt, aber immer noch begangen wird.

Sieht doch ganz gut aus …

Wir kommen extrem langsam vorwärts: wir waten immer wieder durch manchmal bis brusthohes Wasser, häufig geht es bis zu Oberschenkeln und Hüfte. Dann muss ich den Rucksack anheben, damit der Fotoapparat nicht gewässert wird. Dazwischen führt der Weg  durch mannshohes Schilf, Sumpf, in dem die Erde zwischen den Zehen hervorquaatscht und nur ganz selten zumindest in Ansätzen über gangbares Gelände. Wir sehen (und ich fotografiere) Vögel und eine Herde Wildpferde.

Wildpferde

Als wir dann zwischen der dritten und der vierten  Insel den Einstieg in den Weg vor lauter Schilf zunächst nicht mehr gefunden haben, habe ich das Handtuch geworfen.  Wir müssen sowieso den gleichen Weg wieder zurück, und ob ich jetzt in Vilsandi- Dorf einen Kaffee trinke oder nicht,  ist eigentlich ziemlich irrelevant.

Der Weg

Auf dem Rückweg haben wir so etwas wie die Begegnung der dritten Art: ein riesiger Laster kommt uns auf dem  Weg, den wir gerade so mühsam durchs Wasser waten, entgegen. Dagmar rutscht auf den Steinen aus und hat Mühe, nicht komplett  im Wasser zu landen. Ich zücke den Fotoapparat.

Gegenverkehr

Zurück an Land Picknick und dann noch 40 km mit dem Rad  nach Kuressaare- zu Beginn auf einer Dirt- Road  durch den etwas höher gelegenen  Viidumae Nationalpark , dann auf einer  Nationalstraße bis zum Hauptort der Insel.

Anstiege, Dirt – Road und die schlechteste Grip- Shift Schaltung unter dem Himmel …

Italienisches Abendessen und  zum Schlafen in eine einfache kleine Ferienwohnung. 
Sehr ereignisreicher Tag !


Wasserwanderung im Vilsandi Nationalpark

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 6

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Von Leisi nach Tammese, vorher Wanderung an der Steilküste von Panga, 60 km Fahrrad. 7 km zu Fuß

Sonntag, 27 Juli 2025.

Steilküste bei Panga

Frühstück gibt es in den kleinen  privaten Herbergen hier in Estland meist nicht.  Gebucht wird über Booking – und es erfreut die Vermieter, wenn man das Zimmer ohne Booking anfragt (spart die happige Provision).

Heute Morgen also Frühstück aus dem Rucksack mit Schwarzbrot, Marmelade und Tee (für  mich) und Käse, Brot und Tee für Dagmar. 

Danach fahren wir zunächst zur Nordspitze der Halbinsel Panga, stellen die Fahrräder samt Gepäck hinter dem Kliff Butik Hotel ab, kramen die Wanderschuhe raus und umrunden am Fuß der Steilküste die Spitze der Halbinsel- Bad im Meer inclusive.

Küste bei Panga

Nach Kaffee und Brownie sind es noch 35 km über eine sehr gute, wenig befahrene Straße  bis zu unserem Zimmer in einem kleinen Gasthof auf einem äußerst ruhig gelegenen ehemaligen Bauernhof. Zwischendurch noch die letzten Einkäufe im Coop, der auch sonntags geöffnet hat, da wir uns heute Abend selbst verpflegen müssen.

Unsere Unterkunft: Ehemaliger Bauernhof bei Tammese

Inzwischen ist mein  Stress der letzten Wochen fast weg und es fängt an mir egal zu sein,  wie schnell wir vorwärts kommen und wieviel wir von Estland zu sehen bekommen. Trotzdem hoffe ich für morgen auf gutes Wetter‚ denn der Vilsandi  Naturpark steht auf dem Programm.

Karte und Track der Wanderung

Panga

🚴 rund um Estland und weiter bis Riga: Tag 5

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von Liiva auf Muhu nach Leisi auf Saaremaa, 73 km

Samstag, 26. Juli 2025

Nach selbstgezaubertem Frühstück auf dem Campingplatz  mit Tee (es gibt einen Wasserkocher!), sowie gestern im Coop gekauftem Brot und Marmelade,  sind wir zunächst ganz in den Westen der Insel gefahren, und haben einen Blick in das Museumsdorf Koguva geworfen. Das Museum selbst hatte vor 9 Uhr noch nicht geöffnet, aber auch von außen hatten wir einen guten Eindruck von der alten bäuerlichen Kultur der Gegend.

Danach ging es über den Ende des 19. Jhs gebauten 4 km langen Damm von Muhu nach Saaremaa.

Wir wollen am Nordrand der Insel entlangfahren in Richtung des Nationalparks Vilsandi. Mir war nur nicht bewusst, wie lang die Küstenlinie eigentlich ist …. Das zieht sich ungemein, so dass wir sicher Vilsandi heute nicht erreichen werden.  Hinzu kommt, dass das Meer zum Bade einlädt… herrlich angenehm warmes Wasser: bei dem heutigen schwülheißen Tag überaus erfrischend. Dann geht es weiter über wenig befahrene Straßen – zum geringen Teil auch Dirt-Roads – nach Angla. Hier ist eine Ansammlung von Bockwindmühlen erhalten. Früher hatte jede Familie eine solche Mühle,  die dann zusammen  mit den Mühlen der Nachbarn auf einem Hügel stand.  

Gerade pünktlich vor dem Nachmittags – Regenschauer kamen wir zu einer Art Bäckerei – Café mitten auf dem Land, in dem wir Kaffee und Kuchen erstehen konnten.  

Gut gestärkt stand noch die Besichtigung der kleinen Kirche in Karja aus dem 13.Jh auf dem Programm – und dann mussten wir schon bald im nächsten Dorf ein Zimmer mieten, da mir keine meiner Apps für die folgenden 30 km auch nur irgendeine Unterkunft vorschlagen konnte. Unser Zimmer ist einfach, aber sehr nett mit Aufenthaltsraum, Gemeinschaftsküche und Gartenbenutzung.

Zum Abendessen im Restaurant Burger und estnisches Bier… so lässt es sich leben!